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English Roman

Mary Adkins – When You Read This

CN dieses Buch: tödliche Krankheit (Krebs), Sterben, Alkoholismus, Sucht
CN dieser Post: tödliche Krankheit (Krebs), Sterben


I’m not sure I believe in regret. Everyone has regret, but that doesn’t mean the choices we made were mistakes, or that we even could have acted differently. It just means we look back and feel like we could have.

Kürzlich habe ich entdeckt, dass die OverDrive eLibrary auch randomisiert Bücher anzeigen kann. Da ich mich gerade mit keinem der verfügbaren Werke aus meiner Liste anfreunden konnte, zog ich diesen Joker und stieß dabei auf dieses Buch. Zuerst angesprochen haben mich natürlich das Cover und der Titel. Der Beschreibungstext tat dann das Übrige dazu.

Trotz der traurigen Grundprämisse – Protagonistin Iris erhält im Alter von 33 Jahren eine erschütternde Krebsdiagnose mit der Prognose weniger verbleibender Monate bis zu ihrem Tod – bespricht der Roman die daraus resultierenden Themen mit einer Leichtigkeit, die jedoch nicht ins Groteske abgleitet. Das alles wird in Form von E-Mails, Textnachrichten und Blog Posts erzählt, die zwischen den Hinterbliebenen (Iris’ Schwester Jade, Iris’ Mutter, Iris’ Boss Smith, Iris’ Partner Richie) und weiteren Personen (Smiths Hipster-Intern Carl, Smiths gegenwärtige oder prospektive Kundschaften) bzw. Unternehmen (Dating Website, Online Therapie) verschickt werden. Selten habe ich so gelacht über die E-Mail einer Pizza-Lieferung. Aus dem Kontext heraus sagt diese kurze E-Mail einfach viel mehr aus, als tatsächlich in den Wörtern steht.

We’ll be at your door in 45 minutes or less! Click here to track your pizza!

Menschen, die sich gerade selbst in einem Trauerprozess befinden, finden sich vielleicht zu sehr in einzelnen Situationen wieder. Je nach persönlicher Betroffenheit und Lebenssituation kann das hilfreich oder schmerzhaft sein. Das muss jede:r für sich selbst entscheiden.

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English Roman

Marie Benedict – The Other Einstein

CN dieses Buch: –
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I had tried my hardest to become his ideal, no matter the toll it took on my studies.

Dieser Roman ist eine fiktionalisierte Erzählung über das Leben von Mileva Marić. Sie war die erste Serbin und eine der ersten Frauen, die ein Mathematik- und Physikstudium absolvierte. Am Polytechnikum in Zürich lernte sie Albert Einstein kennen und wurde später seine erste Ehefrau. Das Buch hält sich in vielen Details an die Fakten, die auch im Wikipedia-Artikel zu Mileva Marić nachzulesen sind. Es erzählt aus der Perspektive von Mileva selbst, die als eine der ersten Frauen in einer Männer-Domäne um Respekt kämpft, jedoch von den Realitäten der damaligen Gesellschaft immer wieder eingeholt wird.

Die Autorin betont in der Author’s Note: „the book is, first and foremost, fiction“. Und gerade deshalb hätte ich mir vielleicht eher eine alternative Version dieser Geschichte gewünscht, in der Mileva sich aus den Fesseln der Gesellschaft befreit und einen anderen Weg einschlägt.

Die von ihrem Vater zu einer selbständigen und willensstarken Frau erzogene Mileva lässt sich von Albert Einstein und seinen progressiven Fantasien vom gemeinsamen Bohème-Leben (hier mit einem Fokus auf die Fortschrittlichkeit der Partnerschaft) schließlich zur Überschreitung der gesellschaftlichen Grenzen verführen und wird prompt mit einer ungewollten Schwangerschaft gestraft. Der Kindsvater lässt sie im Stich. („But Albert never came.“) Nicht nur in Bezug auf die Schwangerschaft, sondern in weiterer Folge auch indem er selbst die Lorbeeren für ihre Leistungen einstreift und ihre Beiträge zu seinen Theorien marginalisiert („What does it matter, Dollie? Aren’t we Ein Stein? One stone?“). Die stolze Mileva will einen anderen Weg für sich und ihr Kind suchen, doch die Mutter besteht darauf, dass Mileva alles tun muss, um die Heirat mit dem abwesenden Albert zu ermöglichen. Selbst wenn sie dafür ihr eigenes Kind zurücklassen muss („Listen to me, Mitza. Do you remember our conversation about making a proper family for Lieserl?“).

Besonders bitter erscheint ein fiktives Gespräch, dass Mileva mit der erfolgreichen Physikerin Marie Curie führt. Diese führt aus, wie ihr Ehemann Pierre Curie ihre Forschung förderte und sie auch in den damals üblichen Männerclubs stets verteidigte und unterstützte. Genau das, was sich Mileva von ihrem eigenen Partner gewünscht hätte und das Gegenteil von dem, was sie bekommen hat.

Mir war der Name Mileva Marić nicht völlig unbekannt, weil im Rahmen einer Veranstaltung, an deren Organisation ich beteiligt war, alle Räume nach bekannten Frauen in der Wissenschaft benannt wurden (das vollständige PDF der Raumbeschilderung ist im Wiki unter Design zu finden). Daher hatte ich mich gefreut, ein Buch über ihr Leben zu finden, fiktionalisiert oder nicht. Vermutlich war es mir in Wirklichkeit zu nahe an der Realität, mit der Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts konfrontiert waren.

Raumschild SE 125 Mileva Marić
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English Roman

Benjamin Alire Sáenz – Aristotle and Dante Dive into the Waters of the World

CN dieses Buch: tödliche Krankheit (AIDS), Rassismus, Tod
CN dieser Post: tödliche Krankheit (AIDS)


Love was a torch you carried to lead you out of darkness. Love took you out of exile and carried you to a country called Belonging.

Der erste Teil erzählte, wie sich Aristotle und Dante kennenlernen. In diesem zweiten Teil müssen sie lernen, dass ihre Geschichte gerade erst begonnen hat und dass zwischen dem Glück und der Liebe auch so mancher spitze Stein den Weg verstellt. Dass es unterschiedliche Wege gibt, Liebe zu leben und auszudrücken. Dass manchmal das Loslassen der eigentliche Ausdruck der Liebe ist.

Das Buch ist vollgepackt mit feministischer und anti-rassistischer Kritik, die für die Zeit der Handlung (Ende der 1980er) oft zu fortschrittlich wirkt. Die AIDS-Epidemie in Amerika wird ebenso thematisiert, wie die rassistischen Vorurteile gegenüber Amerikaner:innen mexikanischer Abstammung in der texanischen Grenzstadt El Paso.

Randnotiz: Auf Lithub lese ich immer wieder von Personen oder Organisationen (speziell in den USA, gibt es aber sicher auch in anderen Nationen), die Bücher, die ihnen nicht passen, aus Schulen oder Bibliotheken verbannen wollen. Aktuelles Beispiel: A Mississippi mayor is withholding $110,000 from libraries until they ban ‘homosexual materials.’ Da ich annehme, dass es auch bei dieser queeren Coming-of-Age-Story Menschen gibt, die sowas aus der Welt verbannen wollen, möchte ich an dieser Stelle explizit darauf hinweisen, dass es wichtig ist, dass sich Jugendliche in ihrer eigenen Identität repräsentiert fühlen können. Das sollte eigentlich eh klar sein, aber ist es wohl immer noch nicht: Keine Person ändert ihre sexuelle Identität wegen eines Buchs. Was solche Geschichten jedoch machen können, ist, zu zeigen, dass wir mit unseren Eigenheiten nicht allein sind. Dass wir nicht schlecht sind, wenn wir nicht dem entsprechen, was üblich ist. Dass diese oder jene Eigenheit nur ein Teil von uns ist, der nicht unsere Persönlichkeit definiert. Im folgenden Zitat habe ich eine wichtige Erleuchtung in meiner fortdauernden Auseinandersetzung mit der Begrifflichkeit der Norm(-alität) gefunden:

It’s not weird. I suppose it’s unusual in that something like that doesn’t happen very often.

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English Krimi Roman

Louise Penny – Bury Your Dead

CN dieses Buch: Mord, Gewalt, Terrorismus
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That was often the equation, give up the few to save the many. From a distance it seemed so simple, so clear. And yet, from a distance you might see the big picture, but not the whole picture, you missed the details. Not everything was seen, from a distance.

Im sechsten Buch um Inspektor Armand Gamache, sein Team und die Bewohner:innen des versteckten Örtchens Three Pines gelingt es der Autorin gleich drei Kriminalfälle auf einmal aufzurollen. Im Rückblick erzählt wird der Fall, der dazu geführt hat, dass sowohl Inspektor Gamache als auch sein Stellvertreter Beauvoir gezwungenermaßen eine Auszeit nehmen, um sich zu erholen. Auf diesen Fall bezieht sich das obige Zitat. Was oft von Weitem so eindeutig aussieht, wird komplizierter, wenn wir näher hinschauen.

Doesn’t mean I don’t love Canada. I do. Who couldn’t love a country that allows such diversity of thought, of expression? But I want my own country.

Beide können oder wollen jedoch das Ermitteln nicht lassen und lösen während dieser Auszeit ihren jeweils eigenen Fall. Armand Gamache ist dabei in Québec mit dem Mord an einem Fanatiker konfrontiert, der auf der Suche nach dem Grab des Gründervaters der Stadt, Samuel de Champlain, war. Dieser Fall bietet jede Menge Möglichkeiten, um Einblicke in das komplizierte Verhältnis zwischen französischen und angloamerikanischen Einwohner:innen in der Gegend zu nehmen. Das obige Zitat habe ich deshalb herausgeschrieben, weil es mir etwas klar gemacht hat, was ich bisher in allen Separatismusbewegungen nie verstanden habe. Diese Menschen fühlen sich dem Land, in dem sie leben, nicht zugehörig. Sie fühlen sich heimatlos, so lange sie nicht in dem Staat leben können, der scheinbar ihnen „gehört“. Ich hatte immer die Vermutung, dass ich mit Nationalismus und Nationalstolz deshalb nichts anfangen konnte, weil mir das Konzept, stolz auf etwas zu sein, das ich geschenkt bekommen habe (meine Herkunft aus Österreich und die damit verbundenen Privilegien), immer fremd war. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mich hier zuhause fühlen kann. Es ist kompliziert.

Yes it was a tragedy, it was terrible, but it happened to them, not you. You’re alive. This is what you’ve been handed, nothing’s going to change that. You have to let it go.

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English Roman

Mitch Albom – The Stranger in the Lifeboat

CN dieses Buch: Sterben, Unfall
CN dieser Post: Sterben, Unfall


At that moment, I sensed my insignificance more than at any other moment in my life. It takes so much to make you feel big in this world. It only takes an ocean to make you feel tiny.

Von Mitch Albom habe ich schon einiges gelesen (Dienstags bei Morrie und One More Day vor dem Beginn dieses Blogs, Der Stundenzähler, The First Phone Call from Heaven und zuletzt The Magic Strings of Frankie Presto). Was in seinen Büchern und Geschichten niemals fehlt, ist die Frage nach der eigenen Bedeutung im Gesamtgeflecht der Welt und der Dehnbarkeit der Zeit. Das spezielle Thema dieses Buchs ist jedoch das Überleben.

It had survived. And witnessing survival can make us believe in our own.

Nach einem Schiffsunglück finden sich einige Überlebende in einem Rettungsboot wieder. Während sie auf ihre Rettung warten, ziehen sie einen weiteren Schiffbrüchigen aus dem Meer, den jedoch keine:r von ihnen je auf der gesunkenen Yacht gesehen hat. Der Fremde stellt sich als Gott vor. Stück für Stück zeigt sich, wie die einzelnen Personen mit ihrer düsteren aber nicht aussichtslosen Situation umgehen. Während die eine alles tut, um das Überleben der anderen zu sichern, gibt sich der andere dem Glauben an die Rettung hin, die ihm aufgrund seiner hohen Stellung ja wohl zusteht. Während der eine an alles glauben möchte, was ihm das Überleben sichert, will die andere keinesfalls von ihren bisherigen Lebenseinstellungen abweichen. Das Thema Überleben hat mich an ein anderes Buch erinnert: Travelling with Ghosts.

This was the story he told himself, and the stories we tell ourselves long enough become our truths.

In einer parallelen Zeitlinie wird das leere Rettungsboot über ein Jahr nach dem Unfall am Strand einer karibischen Insel gefunden. Es gibt keine Spur von jeglichen Überlebenden. In einer Tasche des Rettungsboots findet der örtliche Polizeikommandant das Tagebuch, das Benji, einer der Überlebenden, an Bord geführt hat und das die Leser:innen abwechselnd mit Nachrichtenschnipseln über die vermissten Personen und den Nachforschungen des Polizeinspektors zu lesen bekommen. Dieser rasche Wechsel zwischen kurzen Kapiteln aus mehreren Perspektiven wirkte auf mich stellenweise zerfleddert. Vielleicht ist das aber auch ein bewusster stylistischer Mechanismus, um die Zerfaserung des (Über-)-Lebens auch in der geschriebenen Sprache zu verdeutlichen. Letztendlich gibt es nur den einen Weg, wie Überleben funktionieren kann:

Survive this voyage. And once you do, find another soul in despair. And help them.

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English Roman

Claire Vaye Watkins – I Love You but I’ve Chosen Darkness

CN dieses Buch: Geschlechtsteile, Porno, Sexualität, Drogen, Vergewaltigung, Menstruation, Abtreibung, Geburt
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Bevor dieser Titel der Titel eines Buchs war, war es schon der Name einer Band. Während des Lesens habe ich mich immer wieder gefragt, was das eigentlich heißen soll/kann: die Dunkelheit zu wählen. Und dann dieses Aber davor. Das Buch gibt auch nicht wirklich Antworten auf diese Fragen.

My problem is I have the job she never got to have and the education she never got to have and I’m intimidating and not as nurturing as anyone thought I’d be. My problem is I didn’t convert. My problem is, I’m all set.

Das Buch ordnet sich selbst in das relativ neue Genre Autofiction ein (offenbar gibt es da noch Begriffsunterschiede, in der englischen Wikipedia finde ich auch das Genre Autobiografiction, wo mir gerade der Unterschied nicht klar wird). Gemeint ist jedenfalls eine Verschmelzung von Fiktion und Biographie. Die Protagonistin dieses Buchs heißt wie die Autorin und teilt wesentliche Bestandteile ihrer Lebensgeschichte. Jedoch ist die Geschichte eben nicht als Memoir oder Autobiografie zu verstehen, sondern als Erzählung, die sich an Fakten orientiert, die inneren Lebenswelten der Protagonist*innen aber fiktionalisiert.

Die Erzählung der Protagonistin wird unterbrochen von Briefen, die ihre Mutter, Martha Watkins, lange vor Claires Geburt an ihre Freundin Denise geschrieben hat. Dadurch soll verdeutlicht werden, dass die Protagonistin bereits vorbelastet ist durch die Schmerzen und Sorgen, die das Leben ihrer Mutter bestimmt haben. Dies wird teilweise verwendet, um ihren schwierigen Umgang mit ihrer eigenen Mutterschaft zu erklären.

Motherhood had cracked me in half. My self as a mother and my self as not were two different people, distinct.

Die Autorin beschreibt letztendlich eine Frau voller Selbstzweifel, die sich an den Erwartungen, die die Gesellschaft und/oder sie selbst an sich stellt, aufreibt. Für mich blieben sie und die anderen Protagonist*innen irgendwie fremd, viele Szenen fühlten sich abgehoben oder übertrieben an. Die Darstellung bzw. Beschreibung von offenen oder polyamoren Beziehungen diente in meinen Augen eher nur dazu, die Unkonventionalität der Protagonist*innen herauszustreichen. Entscheidende Motivationen blieben mir unklar. Möglicherweise ist aber auch genau dieser Effekt das Ziel: zu verdeutlichen, dass unsere (Lebens-)­Entscheidungen von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, auf die wir selbst oft gar keinen Einfluss haben. Selbst wenn wir uns ein erfülltes Familienleben wünschen, können uns unsere Gene und/oder unsere Sozialisation davon abhalten, dies auch zu verwirklichen. Manchmal kann uns die Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit auf einen anderen Weg führen. Und manchmal gibt es einfach keinen richtigen Weg.

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English Roman

Graeme Simsion – The Rosie Result

CN dieses Buch: –
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I had observed that neurotypicals criticized autistic people for lacking empathy – towards them – but seldom made any effort to improve their own empathy towards autistic people.

Im dritten Buch um Rosie und Don geht es primär um ihren 10-jährigen Sohn Hudson, der selbst einige unkonventionelle Verhaltensweisen entwickelt und daher Schwierigkeiten in der Schule bekommt. Anhand dieser Ausgangslage wird viel über den Umgang mit Minderheiten generell und über die Einstufung von Asperger (und anderen Autismus-Formen) als Behinderung erklärt.

In the past, I had wished the world was different, but assumed that it was my responsibility to fit in.

Don setzt sich mit seinen eigenen Erfahrungen als Kind und Jugendlicher auseinander und möchte seinem Sohn die harten Lernwege zur Integration in die Gesellschaft erleichtern. Letztendlich darf er erkennen, dass es weder seine noch Hudsons Aufgabe ist, sich anzupassen, um besser in die Gesellschaft zu passen.

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English Roman

Laura Imai Messina – The Phone Box at the Edge of the World

CN dieses Buch: Tsunami, Trauer
CN dieser Post: Tsunami, Trauer


Eine wundervolle Geschichte, die ich seit Längerem auf meiner Liste hatte. Jetzt ist das Buch in der  virtuellen OverDrive eLibrary der Büchereien Wien aufgetaucht und ich habe gleich zugegriffen.

From the window the sky seemed to spill over Mt Fuji, the clouds strangling its slopes. The train ran along the base of the mountain, the pairs of tracks snaking closer together than venturing apart again.

Das Buch erzählt vom Verlust und von der Trauer um die verlorenen Menschen, von der Hilflosigkeit, von der Depression, vom Verlust jeglicher Perspektive auf irgendeine Art von Zukunft.

She had been wrong. It isn’t just the best things that come to an end, but also the worst.

Und es erzählt von der Heilung, von den winzigen Momenten, wo uns klar wird, dass das Leben doch weiter geht, dass wir weiterleben dürfen, ohne die Menschen zu vergessen, die wir verloren haben. Sie werden immer Teil unseres Lebens bleiben, auch wenn wir neue Menschen in unser Leben lassen, die nicht Teil des gemeinsamen vergangenen Lebens waren. Es erzählt von den kleinen Schritten, die tagtäglich unseren Weg bestimmen. Dass wir geliebt werden unabhängig davon wie hübsch oder ordentlich wir sind.

Ultimately, that was what he wished for everyone who came there – that each person would find a place where they could tend to their pain and heal their wounds. That place would be different for each one of them.

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English Krimi Roman

Louise Penny – A Rule Against Murder

CN dieses Buch: Mord
CN dieser Post: Mord


Because it’s the last house on the road. We’ve tried everywhere else, and don’t fit in. Here we fit. Here we belong.

Im letzten Buch gab es einen Mord, für den sich lange kein Motiv abzeichnete. In diesem Buch ist es genau umgekehrt: Eine ganze Familie scheint ein Mordmotiv zu haben. Genauso unklar wie im letzten Buch ist jedoch die Art, wie der Mord begangen wurde. Wieder einmal entwirft die Autorin eine sehr kreative Art des Tötens, bei der viele kleine Faktoren zusammenwirken müssen, damit es überhaupt zum Todesfall kommt.

Die Leser*in erhält auch einen weiteren Einblick in die Familiengeschichte von Inspektor Armand Gamache. Es fällt Licht auf die komplizierte Beziehung zwischen Vater und Sohn, eine Parallele zu den Familienbeziehungen der Morrows, die den Hauptstrang der Geschichte bilden. Hier wie dort wirken komplexe Familiendynamiken, die über viele Jahre lang das Leben und die Entscheidungen der Betroffenen prägen.

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English Roman

Kate Elizabeth Russel – My Dark Vanessa

CN dieses Buch/dieser Post: Hiermit spreche ich erstmals eine ganz explizite Triggerwarnung aus. Dieses Buch handelt von einer Beziehung, die von Missbrauch, Vergewaltigung, Pädophilie und Manipulation geprägt ist. Das wird auch Thema des Blog Posts sein. Falls das ein schwieriges Thema für euch ist, solltet ihr diesen Post und dieses Buch besser auslassen.


Was für eine Geschichte … es gab einige Kontroversen um dieses Buch, die mir auf Lithub aufgefallen sind. Dabei ging es jedoch nicht direkt um das schwierige Thema, sondern konkret um einen Plagiatsvorwurf.

Das Buch wird erzählt aus der Sichtweise der titelgebenden Protagonistin Vanessa, die sich als 15-Jährige in eine „Beziehung“ mit ihrem Englisch-Lehrer begibt. Die Formulierung ist essentiell: ein wesentlicher Punkt dieses Buchs ist der, das gleichzeitig die manipulative Handlungsweise des Täters dargestellt wird, die Protagonistin selbst sich aber so sieht, als ob sie die Kontrolle hätte. Sie sieht sich nicht als Missbrauchsopfer, an einem Punkt schreibt sie über ihre Eltern, andere Betreuungspersonen und Mitschüler*innen, sie wären ausgestattet

[…] with a mind too narrow to understand anything about [our relationship].

Aus der Perspektive der Protagonistin wird gezeigt, warum sie so anfällig für den Annäherungsversuch des älteren Mannes ist. Ihre Selbstzweifel, das Gefühl, nicht dazu zu passen, falsch zu sein in der Gruppe ihrer Mitschüler*innen. Die Tatsache, dass Teenager alles tun wollen, um Anerkennung zu erhalten. Das dringende Bedürfnis, von einem Menschen als etwas Besonders angesehen zu werden.

As soon as he says this, I become someone somebody else is in love with, and not just some dumb boy my own age but a man who has already lived an entire life, who has done and seen so much and still thinks I’m worthy of his love.

Natürlich hat auch das Verbotene seinen Reiz. Als die Gerüchte schließlich zu Anschuldigungen werden, nimmt Vanessa selbst die Schuld auf sich und behauptet, die Gerüchte selbst in die Welt gesetzt zu haben, um sich interessanter zu machen (und in Wahrheit den Täter zu schützen). Nicht der Täter wird bestraft, sondern Vanessa.

This, I think, is the cost of telling, even in the guise of fiction – once you do, it’s the only thing about you anyone will ever care about. It defines you whether you want it to or not.

Nicht nur die Prägung durch diese in jeder Hinsicht unangemessene Beziehung prägt Vanessas weiteres Leben. Sie beschreibt weiters, wie es Missbrauchs- oder Belästigungsopfern ergeht, wenn sie ihre Geschichte erzählen: die Opferperspektive prägt, was andere Menschen in den betroffenen Frauen sehen. Selbst wenn sie sich selbst nicht davon definieren lassen wollen, was ihnen zugestoßen ist, haben sie keinen Einfluss darauf, dass andere Menschen sie ausschließlich als Opfer definieren.

Es ist ein Buch, das sich kritisch in Romanform mit einem sehr schwierigen Thema auseinandersetzt. Die Perspektive der Protagonistin ist dabei entscheidend. Die Leser*in kann dadurch durch die Augen der Protagonistin sehen und sich vergegenwärtigen, wie wir selbst vielleicht in so einer Situation reagiert hätten und welchen Zwängen sich ein Mädchen (und später eine Frau mit dieser Vergangenheit) auseinandersetzen muss.