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English Roman

Liane Moriarty – The Husband’s Secret

CN dieses Buch: Mord, (Unfall-)Tod eines Kindes, sexuelle Handlungen, Trauer
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Sometimes there was the pure, primal pain of grief; and other times there was anger, the frantic desire to claw and hit and kill; and sometimes, like right now, there was just this ordinary, dull sensation, settling itself softly, suffocatingly over her like a heavy fog.

Bisher hatte ich mit Liane Moriarty (Big Little Lies, Nine Perfect Strangers) eigentlich immer große Freude. Mit diesem Buch war ich allerdings eher unzufrieden. Warum das so ist, kann ich ohne Spoiler nicht erklären, wer das also nicht lesen will, scrollt gerne ein paar Absätze runter bis zum Ausstellungsbericht.

Das titelgebende Geheimnis ist die Frage nach dem Mörder einer jungen Frau. Verdächtig sind gleich mehrere Personen, die Ermittlung wurde längst eingestellt. Die Mutter der ermordeten Janie trauert verständlicherweise nach wie vor um sie, während das Leben an der Schule, an der sie arbeitet, naturgemäß weiter geht. Einzelne Verdachtsmomente lenken in verschiedene Richtungen. Die Enthüllung führt dazu, dass eine grundsolide Vorstadtmutter ihre Vorstellung der eigenen Gutartigkeit hinterfragen muss. Wozu sind wir bereit, wenn es um das Wohl unserer eigenen Familie geht? Was sind die Fragen, die wir uns stellen, wenn unser Leben auf den Kopf gestellt wird und wir nicht mehr ignorieren können, dass wir unwissentlich mit einer Lüge gelebt haben?

Was mich vor allem gestört hat, war die Auflösung. Durch die schwerwiegende Verletzung des eigenen Kindes scheint der Schuldige ausreichend gestraft zu sein, um selbst der Mutter der ermordeten Tochter eine Art Gerechtigkeitsgefühl zu verschaffen. Dieser ganze Zusammenhang fühlt sich für mich wie eine Art schicksalhaftes „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ an. Die Familie des Schuldigen hat bezahlt, womit seine Schuld implizit als gesühnt wahrgenommen wird. Mit dieser Art Auflösung fühle ich mich in keinster Weise wohl.


Eingangsbereich der Ausstellung Serious Fun, Überblick, links ein Holzhaus in Spielplatzgröße, rechts eine weiße Wand in der von hinten beleuchtete Screenshots zu sehen sind

Die Ausstellung Serious Fun. Architektur und Spiele im Architekturzentrum Wien hatte ich mir irgendwann im Frühjahr vorgemerkt und dann ging der Sommer vorbei und auf einmal waren auch hier die letzten Tage angebrochen (die Ausstellung war bis 5. September zu sehen).

Die Ausstellung „Serious Fun“ zeigt und hinterfragt Architekturspiele. Sie lädt zum Staunen, Spielen und Nachdenken ein.

Eingangsbereich der Ausstellung Serious Fun, Detailaufnahme, im Vordergrund ein Brettspiel, bei dem auf quadratischen Karten auf dem Tisch Türme in unterschiedlichen Farben und Größen aufgebaut sind

Die Ausstellung betrachtet das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Im Eingangsbereich werden die Besucher:innen von einer Sammlung an Brettspielen begrüßt, die sich mit Architektur befassen bzw. deren Spielprinzip in irgendeiner Form auf Architektur beruht. Kunstobjekte stellen die Bedeutung der Architektur von Puppenhäusern infrage oder bauen ein rein akustisches Haus, das die unterschiedlichen Zimmer durch Geräusche definiert.

Andere Architekturspiele sind nicht nur zum Spaß gedacht, sondern dienen auch zur Planung bzw. Simulation von Entwicklungen in der Stadtplanung, zB das Schul-Visionenspiel der Hans Sauer Stiftung. Andere Displays erzählen von Projekten, in denen Architekturspiele wie zB das weltweit sehr erfolgreiche Minecraft benutzt werden, um realen Raum mit den Bewohner:innen umzugestalten.

Blick von oben auf eine horizontale Spielfläche, das 2D Spielbrett stellt eine Landkarte eines Gebiets dar, darauf sind Holzklötze in unterschiedlichen Größen und Farben platziert

Einige Objekte können auch von den Besucher:innen ausprobiert werden. Leider werden die Spiele kaum erklärt. Beim ersten Objekt, das ich ausprobiert habe, bin ich nach wenigen Klicks gescheitert, weil mir das User Interface auf dem Tablet nicht klar wurde. Beim zweiten Objekt (Delft Campus Game, ich finde dazu keinen sinnvollen Link) habe ich mir mehr Zeit genommen, um das Spielprinzip zu verstehen: Als Spieler:in vertrete ich eine Gruppe von Studierenden, die gegenüber anderen Gruppen (Immobilienbesitzer, lokale Unternehmen, etc.) mittels Wertungen von Entscheidungen und Platzierung eigener Assets ihre Meinungen zur Campus-Entwicklung ausdrücken soll. Als ich mir das sorgfältig überlegt hatte, musste ich feststellen, dass ich die auf der Spielfläche platzierten Spielsteine nun auf dem angeschlossenen Tablet nochmal digital eingeben müsste, um eine Auswertung meiner Entscheidungen zu sehen. Die Navigation auf dem Tablet war allerdings so klein und unhandlich, dass mir schnell die Lust darauf verging.

Screenshot aus dem Spiel Nova Alea, auf einer quadratischen 3D-Fläche wachsen Häuser unterschiedlicher Formen und Größen heraus, über einem schwebt ein rosa Würfel, dies ist sozusagen der Mauszeiger, mit dem die Spieler:innen den Spielverlauf beeinflussen

Weiters versuchte ich mich an dem Objekt Nova Alea von Paolo Pedercini. Es soll als Kritik an der Immobilienspekulation, dem Streben nach endlosem Wachstum und der Niederschlagung des Widerstands gegen diese Mechanismen verstanden werden. Als Spieler:in klicke ich auf unterschiedliche Hochhäuser, um sie zu den richtigen Zeitpunkten zu kaufen oder zu verkaufen. Auch nach einigen Minuten waren mir die Spielprinzipien nicht klar und eine Anleitung fehlte vollständig.

zwei Ansichten des Spiels Rezone, links das Spiel mit den Anleitungskarten im Vordergrund, dahinter der Monitor, der die Spielfläche digital abbildet, rechts eine Frontalansicht des Spiels mit dem Abschlussbildschirm, auf dem 3 von 6 Projekten als FAILED und weitere 3 als REZONED markiert sind

Richtig viel Zeit verbrachte ich dann mit dem Spiel Rezone. Ziel ist es, Ressourcen in Form von Blöcken in verschiedenen Stadtteilen zu verteilen, und zwar so, dass alle Stadtteile ausreichend Ressourcen erhalten, um zu florieren. Beim zweiten Versuch hatte ich immerhin kapiert, wie das Spiel funktioniert, aber auch beim dritten gelang es mir leider nicht, mehr als drei Zonen am Leben zu erhalten. Von allen Spielen, die es zum Ausprobieren gab, war dieses in meinen Augen am besten zugänglich. Meine Begleitung stellte aber auch fest, dass das Auflegen der Spieleanleitung auf die Spielanleitung die Interpretation des Kamerabildes beeinflussen kann. Außerdem war die reale Spielfläche um 90 Grad versetzt zum Bild auf dem Monitor angeordnet, was auch zusätzliche Konzentration verlangte.

Überblick über den Ausstellungsraum Serious Fun, oben mittig eine Leinwand, auf der ein brennendes Haus zu sehen ist, rechts im Vordergrund ein deutlich gealtertes Puppenhaus, dahinter sind weitere Ausstellungsstücke zu erahnenAlles in allem war die Ausstellung schon sehr interessant, obwohl ich es wirklich schade fand, dass die interaktiven Objekte nicht besser erklärt und zugänglich gemacht wurden. Mit etwas mehr Fokus auf die Nutzbarkeit der interaktiven Teile könnten hier deutlich mehr Menschen erreicht werden. Für mich war das der erste Besuch im Architekturmuseum, daher kann ich schlecht beurteilen, ob die Ausstellung vielleicht für Menschen, die mehr Architekturbackground haben, andere Aspekte bereit hält. Wenn die Ausstellung allerdings an die Gesamtbevölkerung gerichtet ist, dann wäre deutlich mehr Erklärungsaufwand sinnvoll gewesen.

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English Roman

Liane Moriarty – The Last Anniversary

CN dieses Buch: post-partale Depression, sexuelle Handlungen, suizidale Gedanken, Vergewaltigung
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Every day is a gift, Jake. Of course sometimes it’s a really horrible gift that you don’t want.

Liane Moriarty schreibt immer schöne Familiengeschichten. Bei dieser ist mir allerdings unangenehm aufgefallen, wie sehr sie auf Beziehungsstereotypen beruht. Viele Probleme in diesem Buch hätten sich erst gar nicht ergeben, wenn Monogamie nicht der Beziehungsstandard wäre. Nichtsdestotrotz ist die spät enthüllte Familiengeschichte eine Freude, die Charaktere sind fein gezeichnet und zwischen den Zeilen fehlen auch die Hinweise auf soziale oder mentale Probleme (hier im Vordergrund: post-partale Depression) nicht. Alles in allem also ein unterhaltsamer Roman mit Basis.

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English Roman

Graeme Simsion – The Rosie Result

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I had observed that neurotypicals criticized autistic people for lacking empathy – towards them – but seldom made any effort to improve their own empathy towards autistic people.

Im dritten Buch um Rosie und Don geht es primär um ihren 10-jährigen Sohn Hudson, der selbst einige unkonventionelle Verhaltensweisen entwickelt und daher Schwierigkeiten in der Schule bekommt. Anhand dieser Ausgangslage wird viel über den Umgang mit Minderheiten generell und über die Einstufung von Asperger (und anderen Autismus-Formen) als Behinderung erklärt.

In the past, I had wished the world was different, but assumed that it was my responsibility to fit in.

Don setzt sich mit seinen eigenen Erfahrungen als Kind und Jugendlicher auseinander und möchte seinem Sohn die harten Lernwege zur Integration in die Gesellschaft erleichtern. Letztendlich darf er erkennen, dass es weder seine noch Hudsons Aufgabe ist, sich anzupassen, um besser in die Gesellschaft zu passen.

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English Roman

Liane Moriarty – Three Wishes

CN dieses Buch: Fehlgeburt, Panikattacken, Depression
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This was worse than anything. She was overreacting. She was being selfish. Women had miscarriages all the time. They didn’t make such a fuss. They just got on with it. And far worse things happened to people. Far, far worse.

Es zeichnet sich gerade wieder eine Leseblockade ab. Oder vielleicht ist es eine kombinierte Lese- und Schreibblockade. Zuerst will ich nicht lesen und dann will ich nicht darüber schreiben.

Mit diesem Buch habe ich die Leseblockade zumindest für ein Wochenende ausgeschaltet, danach ging’s aber wieder bergab.

Die Autorin lässt ihre Protagonistinnen – drei Schwestern, zwei eineiige Zwillinge und eine weitere Schwester, also Drillinge – große Veränderungen erleben. Die eine wünscht sich sehnlichst ein Baby und findet dann eine andere Erfüllung im Leben, die andere driftet durchs Leben und weiß eigentlich gar nicht, was sie sucht und die Dritte scheint alles zu haben und ist doch nicht glücklich. Frauenfiguren, die ans Klischeehafte grenzen, die jedoch in Liane Moriartys Schilderung doch immer sympathisch bleiben.

Don’t look at me as if I’m having an impact on you. I don’t have real relationships. I don’t have a real job. I don’t have a real home. The only part that’s real about me is my sisters. And if I’m not really real, then I can’t really hurt you.

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English Roman

Graeme Simsion – The Rosie Project

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‘You’re saying that I am the person in the faculty most likely to act unconventionally. And you want me to act more conventionally. That seems an unreasonable request to make of a scientist.’

Es wird sehr schwierig werden, über dieses Buch zu schreiben, ohne in Klischees abzudriften. Schon als ich dem Fotografen zu erklären versuchte, warum ich beim Lesen so herzlich lachen musste, wurde mir klar, dass hier sehr viel Fingerspitzengefühl vonnöten ist. Fingerspitzengefühl, das der Roman selbst auf der Oberfläche vermissen lässt, das zwischen den Zeilen aber die Großartigkeit dieser Geschichte bestimmt.

Nothing would change the fault in my brain that made me unacceptable.

Die Hauptprotagonist*innen sind Don und Rosie, die sich unter einem Haufen von Fehlannahmen auf beiden Seiten kennenlernen. Don passt in vieler Hinsicht nicht in die Welt, in der er leben muss. Gesellschaftliche Konventionen sind ihm ein Rätsel, er nimmt alle Aussagen wörtlich und bleibt stets bei der Wahrheit und den wissenschaftlichen Fakten. Subtile Hinweise kann er nicht deuten, was Mimik und Tonfall in Kommunikationen angeht, kann er nur rätseln, wenn ihm etwas auffällt, das ihm nicht zu der wörtlichen Aussage zu passen scheint. Er entscheidet sich für eine unkonventionelle Methode, um eine Partnerin zu finden, die zu ihm passt.

Rosie bereitet sich auf ihr PhD-Studium vor und arbeitet in einer Bar, um ihr Studium zu finanzieren. Don hält sie fälschlicherweise für eine Bewerberin für sein Partnerin-Projekt (von dem Rosie überhaupt nichts weiß) und stuft sie schnell als völlig unpassend ein. Trotzdem fühlen sich beide zueinander hingezogen und finden in der Suche nach Rosies biologischem Vater ein gemeinsames Projekt.

Es könnte eine Anhäufung von Klischees über Verhalten auf dem autistischen Spektrum sein. In manchen Situationen bleiben Erinnerungen an die schablonenhafte Charakterisierung von Sheldon Cooper in den ersten Staffeln der Big Bang Theory nicht aus. Die Methoden, mit derer Don versucht, sich besser in die Gesellschaft zu integrieren und unangenehme Situationen zu vermeiden, erinnerten mich allerdings schnell an meine eigenen Versuche in jüngeren Jahren, irgendwo besser dazu zu passen und vor allem nicht unangenehm aufzufallen. Akribische Vorbereitung, intensive Beobachtung (mit wechselnden Interpretationsergebnissen), Recherche über gesellschaftliche Konventionen, Lernen von Fakten und Themen … all das sind Handlungsweisen, die auch neurotypische Menschen nutzen können, wenn sie sich in (mancher) Gesellschaft unsicher fühlen.

Zusammenfassend handelt es sich um eine humorvolle und liebevolle Geschichte, die einen frischen Blick auf gesellschaftliche Konventionen wirft und uns ermöglicht, diese auch zu hinterfragen. Und es gibt zwei Fortsetzungen! \o/

‘If you really love someone,’ Claudia continued, ‘you have to be prepared to accept them as they are. Maybe you hope that one day they get a wake-up call and make the changes for their own reasons.’

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English Roman

Liane Moriarty – Nine Perfect Strangers

CN dieses Buch: Tod, Sterben, Suizid, Drogensucht
CN dieser Post: Suizid (keine graphische Beschreibung)


Masha repeated, ‘In ten days, you will not be the person you are now.’ No-one moved. Frances felt hope rise in the room like a delicate mist. Oh, to be transformed, to be someone else, to be someone better.

Schon einige Jahre ist es her, dass mich Big Little Lies derart begeistert hat, dass ich das beinahe fertig gelesene Taschenbuch auf eine Reise mitnehmen musste, weil ich keinesfalls bis nach der Reise auf das Finale warten konnte.

Auch Nine Perfect Strangers enthält eine Vielzahl an Elementen, die Liane Moriarty kunstvoll zu einer spannenden und gleichzeitig berührenden Geschichte verwebt. Die neun titelgebenden Protagonist*innen nehmen an einem retreat in einem Gesundheitsressort teil. Ihre Motivationen sind unterschiedlich. Ein Ehepaar leidet (!) unter den Auswirkungen ihres Lottogewinns, der sie plötzlich reich gemacht hat, jedoch ihre sozialen Beziehungen eher negativ beeinflusst. Eine Familie aus Eltern und Tochter kämpft seit Jahren mit dem plötzlichen Suizid ihres Sohnes/Bruders. Alle drei geben sich in irgendeiner Form die Schuld daran. Eine Autorin muss sich mit dem möglichen Ende ihrer Karriere und ihrer Menopause auseinandersetzen, eine 4-fache Mutter hat sich selbst im Wirrwarr ihrer Scheidung und den täglichen Anforderungen ihrer Töchter verloren. Ein alternder Sportler weiß nicht mehr, was er mit dem Rest seines Lebens noch anfangen soll. Ein Familienanwalt plagt sich mit dem Kinderwunsch seines Ehemanns (ja, beide Männer), dass in diesem Buch das Thema Kinderwunsch mit zwei Männern behandelt wird, hat mir besonders gefallen.

Had their relationship reached an impossible impasse because, either way, one of them had to make an impossible sacrifice? Whose sacrifice was worse?

All diese Lebenssituationen kommen in diesem Gesundheitsressort zusammen und bilden unterschiedliche Ausgangspunkte für die gewünschte Transformation, die jedoch deutlich anders ausfällt, als es sich die Teilnehmer*innen vorher vorgestellt hatten. Liane Moriarty gibt ihren Figuren eine Tiefe, wie das selten vorkommt. Sie schaut genau hin und lässt damit auch die Leser*innen an den Zweifeln und Krisen des Lebens teilhaben. Tiefgründig UND unterhaltsam.

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Rachel Friedman – The Good Girl’s Guide to Getting Lost

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You can’t get lost when you have nowhere to be.

Für Reisegeschichten habe ich im vergangenen Jahrzehnt ein besonderes Faible entwickelt. Nachzulesen, wie andere Menschen unterwegs sind und wie sie sich dadurch verändern, gefällt mir sowohl in Fiktion (zB Amy & Roger’s Epic Detour) als auch in Non-Fiktion (zB Travelling with Ghosts).

Auch mit diesem Reisebericht hatte ich viel Spaß. Die Autorin erzählt, wie sie, anstatt ihre Ausbildung fortzusetzen und/oder Karriere zu machen, sich dafür entscheidet, zuerst möglichst viel von der Welt zu bereisen. Ich hab sehr viel von mir in ihr wiederentdeckt, wie zum Beispiel die Einfachheit, mit der damals die Schule zum Erfolg führte. Der Pfad war vorgezeichnet und es war immer klar, was zu tun ist.

He shrugs. “I have to do something.” We all do. It’s what is expected. Besides, we have healthcare to worry about. And student debt. And making a contribution to society, making our parents proud, making something of ourselves that we can hopefully believe in.

Viele junge Menschen wissen nicht, was sie eigentlich mit ihrem Leben anfangen wollen. Darüber habe ich gerade erste letzte Woche selbst nachgedacht (also darüber, wie das bei mir damals war …). Ich wollte nie bewusst das werden, was ich heute bin, aber durch meine Entscheidungen in kleineren Lebensbereichen habe ich trotzdem entschieden, was ich werden will (und vor allem was nicht).

Die Zeiten, in denen ich mich low-budget in einem klapprigen Bus vom einen billigen Hostel zum Nächsten hätte transportieren lassen, hat es nie gegeben. In der Beschreibung von Rachel Friedmans ersten Hostel-Erfahrungen habe ich meine gesamten diesbezüglichen Befürchtungen wieder von Neuem erlebt. In der Beschreibung ihrer Reise durch Südamerika war mir auch oft nicht klar, worum es eigentlich noch geht. Auch wenn sie ihre Reiseroute offensichtlich nicht nach Instagram-ability ausgetüftelt hat, ist ein Hang zum Außergewöhnlichen (Paragliding, etc.) zu sehen. Vielleicht gehört das zu diesem Travel Life dazu? Immer auf der Jagd nach dem nächsten Kick zu sein?

Most days travel is thrilling: it’s new and exciting and challenging, and you want to take it all on. But some days, as in any place you happen to be, you’re tired and blue.

Die Autorin spart die schwierigen Momente des Reisens nicht aus. Sie erzählt davon, wie sie ausgeraubt wird und mit einer Magenverstimmung darnieder liegt. Wie Moskitos jeden Zentimeter ihres Körpers verwüsten und unvorhergesehene Ereignisse ihre Reise immer wieder verzögern.

It is a moment of pure travel pleasure. Carly already knew she was nowhere near finished having adventures, and right then I knew I wasn’t, either. This is what I wanted for myself, for there to be more days with the possibility of getting to hand-feed wild monkeys in the future, not fewer of them. This was my real world.

Und dann gibt es die guten Momente in dieser Geschichte, wo mir wieder mal schmerzlich bewusst wurde, welche Möglichkeiten auf Erfahrungen ich im vergangenen Jahr verloren habe. Meine erste Reise außerhalb von Europa musste verschoben und schlussendlich storniert werden, alle kleineren geplanten Reisen in den Nachbarländern sind auf unbestimmte Zeit nicht möglich. Manchmal wünsche ich mich einfach nur woanders hin. Und hoffe darauf, dass dieser lange Verzicht dazu führen wird, dass wir unsere Möglichkeiten und Privilegien mehr zu schätzen wissen.

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Krimi Roman

Jo Nesbo – Der Fledermausmann

„Ich bin mit Zwei-Griff-Punkt aufgewachsen und einer Symphonie nie näher gekommen als mit Gruppen wie Yes oder King Crimson. Ich höre keine Musik aus dem letzten Jahrhundert, okay? Alles vor 1980 ist für mich Steinzeit.“

Die Anfangsgeschichte von Harry Hole. Im ersten Roman erklärt Jo Nesbo nicht nur, wie man den Nachnamen eigentlich ausspricht („Holy“ sagen zumindest die Australier) sondern auch wie Harry zum Alkoholiker wurde. Denn die Vorgeschichte ist vor dem ersten Roman passiert. Hier ist Harry bereits ein rehabilitierter Ermittler, der nach Australien geschickt wurde, um fürs Erste von der Bildfläche zu verschwinden und harmlos beschäftigt zu werden. Doch aus dem harmlosen Mordfall wird schnell ein Blutbad, mit dem Harry persönlich zu kämpfen hat …

Ich sitze hier in einer Bar, dachte Harry, und höre einem Transvestiten zu, der mir eine Vorlesung über australische Politik hält. Plötzlich fühlte er sich in etwa ebenso zu Hause wie Harrison Ford in der Barszene in Star Wars.

Bin schon sehr gespannt auf den nächsten Fall. Der lässt einen einfach nicht mehr los …

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Krimi Roman Thriller Unterhaltung

Stieg Larsson – Verblendung

„Wir sind jetzt beim Kern meines Anliegens angekommen. Ich möchte, dass Sie herausfinden, wer in der Familie Harriet ermordet und danach fast vierzig Jahre versucht hat, mich in den Wahnsinn zu treiben.“

Selten kann man sich an einem Krimi erfreuen, der mit einer derartigen Präzision mehrere Handlungsebenen miteinander veknüpft und auf keiner einzigen dieser Ebenen scheitert.

Über die Handlung möchte ich an dieser Stelle nicht allzu viel sagen, dass ich diesen Roman jedem herzlich empfehlen möchte und daher nicht die Spannung zerstören möchte. Ein Handlungsverlauf durch mehrere Länder garantiert einen Spannungsbogen, der die Schicksale der Hauptpersonen sowohl auf beruflicher als auch privater Ebene immer wieder neu miteinander verwebt.

Aber nicht nur die Geschichte selbst ist ein Meisterwerk der Verknüpfung der Handlungsebenen, sondern auch und gerade die Gestaltung der Hauptpersonen macht diesen Roman zu dem Vergnügen, das sich auf beinahe 700 Seiten ausbreitet. Im Vordergrund steht in erster Linie der Journalist Mikael Blomkvist, der sich zwar mit Scharfblick auszeichnet, jedoch scheinbar ohne Emotionen durch die Betten der Frauen hüpft, die sich ihm auf seinem Weg ergeben. Seine Geschäftspartnerin und langjährige Geliebte Erika Berger – mit einem anderen verheiratet – ist ihm als langjährige Freundin eine wichtige Stütze auf seinem Weg, spielt jedoch emotional nur eine Nebenrolle.

Grandios gelungen ist jedoch das Charakterportrait von Lisbeth Salander. In jedem Kapitel entwickelt sie neue Facetten, jede einzelne überzeugend und konsequent illustriert. Als „schwieriges Kind“ aufgewachsen, ihre Mutter heute dement im Altersheim, sie selbst unter der Vormundschaft eines Anwalts, der ihre finanziellen Verhältnisse verwaltet. Gleichzeitig ist sie hochintelligent, kann die komplexesten Vorgänge entwirren und tummelt sich als Hackerin in den Welten des Internet. Als private Ermittlerin ist sie sehr erfolgreich, weshalb es auch zur Zusammenarbeit mit Mikael Blomkvist kommt, über den sie zuvor ein ausführliches Dossier erstellt hat, dass ihm selbst die Sprache verschlägt, als er es zu Gesicht bekommt. Sie allein trägt alle Emotionen in sich, die Stieg Larsson seinen Personen zugesteht, und diese lebt sie auch immer wieder grenzenlos aus. Gleichzeitig handelt sie nach raffinierter Planung mit kühler Präzision, wenn die Situation dies erfordert. Mit diesem grandiosen Charakterportrait allein hat Stieg Larsson eine großartige Leistung abgeliefert. Die Verfilmung werde ich mir wohl kaum ansehen, schon allein, weil mir einige Szenen sicher Alpträume verursachen würden. In den Trailern (Beispiel) macht die schwedische Schauspielerin Noomi Rapace einen soliden Eindruck, ob es ihr jedoch gelingt, die emotionale Tiefe dieser Figur auch zu verkörpern, muss jeder selbst beurteilen.

Eine Warnung sei jedoch anschließend ausgesprochen: Nach der Lektüre dieses Werkes könnte einem ein Brunetti und selbst ein Wallander etwas blass erscheinen.

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Roman Thriller

U. A. O. Heinlein – Der Infekt

Was soll ich sagen, ein genialer Thriller, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt (wenn man nicht durch reale Personen davon abgelenkt wird ;-).

Also echt, die Heinlein-Bücher kann ich nur jedem empfehlen, der mit diesem Genre was abgewinnen kann.

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