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Roman

Marilynne Robinson – Gilead

I’ve often been sorry to see a night end, even while I have loved seeing the dawn come.

Dieses Buch stand lange ganz oben auf der Liste der interessanten Bücher, was hauptsächlich daran liegen dürfte, dass ich es zu dem Zeitpunkt hinzugefügt hatte, als ich das letzte Mal meine diesbezüglichen Aufzeichnungen in ein anderes System (aktuell ein Spreadsheet mit Filtermöglichkeit danach, wo die jeweiligen Bücher verfügbar sind) transferiert hatte. Das dürfte im Sommer 2016 gewesen sein.

Mir war nicht bewusst gewesen, dass es sich um eine Reihe handelt (Gilead – Home – Lila), von der aktuell gerade der vierte Band mit dem Titel Jack erschienen ist. Obwohl ich große Schwierigkeiten hatte, mich in dieses Buch wirklich hineinzuversetzen, bin ich nun trotzdem neugierig, wie daraus eine Reihe werden soll.

Another morning, thank the Lord. A good night’s sleep, and no real discomfort to speak of.

Der Ich-Erzähler des Romans ist ein Mann am Ende seines Lebens, er fühlt das schrittweise Versagen seines Körpers und versucht, dankbar für jeden weiteren Tag zu sein, den er mit seiner deutlich jüngeren Frau und seinem Sohn verbringen kann. Er ist außerdem Priester und hadert mit sich selbst und den (negativen) Gefühlen, die er dem Sohn des Freundes (Jack) entgegenbringt. Das Geschriebene ist an den eigenen Sohn gerichtet, der diese Aufzeichnungen nach dem Tod des Vaters erhalten soll, dient aber eigentlich dem Nachsinnen über das Altern, über das Zurücklassen von Menschen, über das Gute und Böse an sich.

But are there people who are simply born evil, live evil lives, and then go to hell?

Passend zur „aktuellen Situation“ fand ich eine kurze Passage, die die Zeit der Spanischen Grippe beschreibt:

We lost so many of the young people. And we got off pretty lightly. People came to church wearing masks, if they came at all. They’d sit as far from each other as they could.

Notiert hatte ich mir das Buch übrigens aufgrund einer Empfehlung von Nick Hornby in All You Can Read. Er schreibt sinngemäß, dass die Begleitumstände, in denen wir Bücher lesen, unsere Wahrnehmung davon beeinflussen: ein Phänomen, das ich auch immer wieder an mir wahrnehme. Er schreibt über den Seelenfrieden, der sich in Gilead ausbreitet und den er zu diesem Zeitpunkt gerade dringend brauchte. Möglicherweise hätte ich mehr daraus ziehen können, hätte ich mir diese Empfehlung vorher nochmal durchgelesen und nicht die ganze Zeit darauf gewartet, dass etwas passiert. Es ist weniger eine Geschichte als eine Meditation über die Themen, die am Ende unseres Lebens noch wichtig sind und wie wir mit diesen Frieden machen können.

If you think how a thing we call a stone differs from a thing we call a dream – the degrees of unlikeness within the reality we know are very extreme, and what I wish to suggest is a much more absolute unlikeness, with which we exist, though our human circumstance creates in us a radically limited and peculiar notion of what existence is.

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Roman

Gertraud Klemm – Aberland

Warum wir nicht Papas Geld nehmen? Schon das Kindergartenkind hat ein Gespür für die Heilsversprechen konservativer Familienpolitik, […]

Dieses Buch erzählt abwechselnd aus den Leben von Franziska und Elisabeth, (es folgt ein kleiner Spoiler), wie sich Stück für Stück herausstellt, ist Elisabeth Franziskas Mutter. Beide reflektieren über ihr Leben, mit ihren Kindern, mit ihren Ehepartnern, über die Rollen von Frauen, die sich zwischen den Generationen leider nur sehr marginal verändert haben.

[…] sie hat kein schlechtes Gewissen mehr, immerhin ist sie Mutter, sie wird sicher bald schwanger und dann hat sie noch neun Monate, streng genommen ist sie in der Endphase ihrer Doktorarbeit, Mutter, und Veganerin ist sie jetzt auch noch, und burnoutgefährdet; irgendwo muss man Abstriche machen.

Franziska ringt mit ihrem Leben. Dem Sohn zuliebe hat sie ihre Dissertation unterbrochen; die Frage, warum Mama überhaupt arbeiten muss, wo doch Papa ohnehin Geld hat, ist einem Dreijährigen kaum zu erklären. Franziskas Ehemann wünscht sich (mindestens) ein zweites Kind, während Franziska nur aufatmet, dass Manuel endlich „aus dem Gröbsten raus ist“.

Franziska, das Gegenteil. Immer schon eine kleine Erwachsene, mit ihrer schlechten Laune und dem Verantwortungsgefühl für die ganze Welt. Als Kind schon mit der Furche zwischen den Augenbrauen, mit den strengen Gesetzen, die zu befolgen sie sich zwang.

Franziska fühlt sich offensichtlich von den unzähligen an sie gerichteten Erwartungen unterdrückt, Elisabeth hingegen urteilt, dass Franziska sich immer schon an von ihr selbst aufgelegte Regeln hielt. Vielleicht kann beides nebeneinander Richtigkeit haben, denn auch der Widerstand gegen gesellschaftlich auferlegte Normen kostet Kraft. Aus einer sicheren Position heraus ist es oft einfacher, sich den Normen anzupassen, als gegen sie zu kämpfen.

Etwas von ihr musste übrig bleiben, für die Zeit danach, wenn Manuel groß ist, dann ist sie Mitte fünfzig, was ist dann, welche Bedeutung hat sie dann, […]

Zwischen ihrer Dissertation, dem Haushalt, der Ehe, dem Kind sucht Franziska nach dem, was von ihr selbst eigentlich übrig bleibt. Der ständige Vergleich mit den anderen scheinbar perfekten Müttern tut sein Übriges, um das Wohlbefinden zu beeinträchtigen. 

[…] wie machen die das, die beruflich erfolgreichen Mütter, die ihr Recht auf Bildung eingelöst und sich trotzdem nicht der Fortpflanzung verweigert haben, wie sieht es bei denen zu Hause aus, stapeln sich da der Dreck und die Rechnungen?

Diese Aufzählung von weiblichen Klischees könnte lustig sein, wenn sie nicht so viel Wahrheit beinhalten würde. Für eine Satire fehlt jedoch der Biss, das Leben der beiden Frauen plätschert zwischen Gesellschaft und Familie dahin. Die Gewöhnlichkeit trieft zwischen den Zeilen durch.

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English Erfahrungsbericht Memoir

Glennon Doyle – Untamed

How much of this was my idea? Do I truly want any of this, or is this what I was conditioned to want? Which of my beliefs are of my own creation and which were programmed into me?

Im November 2017 habe ich Glennon Doyles Memoir Love Warrior gelesen und mich damals eher nur peripher mit ihren Erfahrungen identifiziert. Das ist bei ihrem neuen Buch Untamed deutlich anders gewesen. Das mag jetzt daran liegen, dass sie selbst (und ihre Lebensgestaltung) sich in der Zeit zwischen den Büchern sehr verändert haben, könnte aber auch damit zu tun haben, dass ich mich in dieser Zeit verändert habe. Vermutlich eine Kombination aus beidem.

What matters is not what is real, but what I can convince others is real. What matters is not how I feel inside, but how I appear to feel on the outside.

Auch in diesem Buch setzt sie sich damit auseinander, wie Frauen mit den Erwartungen umgehen, die von außen an sie herangetragen werden oder wie sie schreibt, die „in uns hineinprogrammiert werden“. Als Kinder wachsen wir auf und erleben die Welt und nehmen das, was wir dort erleben, als die Norm an, als das, wie die Welt ist. Wir kennen nur diese Wahrnehmung und nehmen daher an, dass die Welt für alle so ist, wie sie uns gerade erscheint. Wir sehen Frauen und Männer bestimmte Rollen ausüben, wir sehen ein bestimmtes dominantes Familienbild und nehmen an, dass das Leben so zu sein hat.

All of those differing opinions meant that I quite literally could not please everyone. That was a relief. When a woman finally learns that pleasing the world is impossible, she becomes free to learn how to please herself.

Wie ich schon im letzten Blog Post zu Brave, not perfect schrieb, ist es als Frau und speziell als Mutter unmöglich, alle Erwartungen zu erfüllen. Das kann eine Belastung sein, die uns Tag für Tag runterzieht, wir könnten es aber auch als Befreiuung betrachten. Wenn es den richtigen Weg nicht gibt, können wir genauso gut auf uns selbst hören und den für uns richtigen Weg finden.

I have to search for and depend upon the voice of inner wisdom instead of voices of outer approval. This saves me from living someone else’s life.

Für mich stellt sich auch oft die Frage, was denn jetzt die richtige Entscheidung, die richtige Handlung, der richtige Weg ist. Bei großen Entscheidungen habe ich dabei meistens auf meine innere Stimme gehört, bei kleineren (alltäglichen) Entscheidungen neige ich dazu, mich an gesellschaftlichen Normen zu orientieren. Bis zu einem gewissen Grad halte ich das auch für sinnvoll und notwendig, wir können nicht bei jeder alltäglichen Entscheidung das Rad neu erfinden. Normen helfen uns, uns in der Welt zurecht zu finden und nicht aus jeder Kleinigkeit eine existenzielle Lebensentscheidung zu machen. Schwierig ist es nur, den Punkt zu finden, wo Normen uns mehr schaden, als sie uns helfen. Und dann dort eine Grenze zu setzen und sich für das zu entscheiden, was für uns selbst richtig ist.

The norms were created by somebody, and each of us is somebody. We can make our own normal. We can throw out all the rules and write our own. […] We can stop asking what the world wants from us and instead ask ourselves what we want for our world.

Die Autorin bezieht sich dabei auf das Gestalten ihrer neuen Familie. Wie die Leserin aus Love Warrior bereits weiß, ist die Ehe mit Craig mit Schwierigkeiten und Missverständnissen gepflastert. Erst die Scheidung führt dazu, dass die beiden gemeinsam Eltern sein können, ohne Lebenspartner im romantischen Sinn sein zu müssen und dies eröffnet beiden die Möglichkeit, ihr eigenes Leben so zu gestalten, wie es sich richtig anfühlt, ohne das Gegenüber damit zurückzuhalten.

Freedom is not being for or against an ideal, but creating your own existence from scratch.

Selbstverständlich ist für Kinder die Scheidung der Eltern schwer zu verarbeiten. Wenn aber beide Elternteile daran arbeiten, es für die Kinder verständlicher und erträglicher zu machen, dann ist eine Scheidung die bessere Lösung als eine unglückliche Ehe.

Brave does not mean feeling afraid and doing it anyway. Brave means living from the inside out. Brave means, in every uncertain moment, turning inward, feeling for the Knowing, and speaking it out loud.

Es war ein Zufall, dass diese beiden Bücher (Brave, not perfect und Untamed) direkt hintereinander hier im Blog erscheinen. Auf Untamed habe ich wochenlang gewartet, in der Overdrive eLibrary der Büchereien Wien waren drei Kopien vorhanden, aber es warteten immer mehr als 10 Personen darauf. Manchmal können diese Zufälle aber auch interessante Kombinationen an Blickwinkeln hervorrufen. Wie im obigen Zitat beschrieben, geht es bei brave (die deutschen Adjektive mutig, tapfer, heldenhaft, unerschrocken passen für mich irgendwie alle nicht) nicht darum, die Angst zu überwinden. Es geht vielmehr darum, auf uns selbst zu hören und das für uns Richtige zu tun, auch wenn das nicht zwingend das sein wird, was andere erwarten. Es ist nicht brave, in einer Situation auszuharren, die uns unglücklich macht, obwohl wir auch einfach aufstehen und gehen könnten.

If you let yourself shatter and then put yourself back together, piece by piece, you wake up one day and realize that you have been completely reassembled.

Mit ihrer Geschichte macht die Autorin auch Mut, in schwierigen Situationen weiterzumachen. Auch wenn es uns manchmal so erscheint, als gäbe es keine Lösungen, als wäre alles so unendlich kaputt, dass es sich nie mehr zusammensetzen lässt, gibt es immer einen nächsten Schritt. Und aus jeder Krise können wir etwas lernen, gestärkt hervorgehen. Ich muss zugeben, dass ich mit ihrem Ansatz „dort hinhören, wo der Schmerz ist und dann herausfinden, was uns der Schmerz mitteilen will und daraus etwas Gutes machen/etwas lernen“ bisher im Alltag wenig Erfolg hatte, aber ich vermute mal, das geht nicht von einer Sekunde auf die andere. Es gibt immer einen nächsten Schritt. Manchmal sehen wir den erst nach einer Pause, aber es gibt immer einen nächsten Schritt. Nehmen wir uns die Zeit, mehr auf uns selbst zu hören und sehen wir, was dabei herauskommt.

No one can be a supporting actor in someone else’s storyline. They can pretend to, but they will always have subplots brewing inside and unfolding outside.

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Roman

Rasha Khayat – Weil wir längst woanders sind

Und dann werde ich runtergehen zu den anderen und meine Schwester, so wie sie war, für immer verlieren.

Die Autorin beschreibt in diesem Buch den Versuch, „Worte und Bilder zu finden für das Gefühl der Fremdheit im außen“. Wie auch ihre Protagonist*innen Basil und Layla hat sie ihre Kindheit zum Teil in Saudi-Arabien und in Deutschland erlebt. In einem persönlichen Essay, der der Geschichte angeschlossen ist, beschreibt sie, wie sich durch Anpassung, die oft geforderte Integration in die neue Kultur gleichzeitig eine Entfernung zur Familie auftut.

Und gleichzeitig, das merkte ich aber erst sehr viel später, entfernte es mich immer weiter von der Familie, mit der ich dieses Gefühl der Fremdheit teilte, die Sehnsucht nach Zurückgelassenem, nach Petersilie und frischem Koriander.

Basil reist aus seinem Lebensmittelpunkt Hamburg nach Jeddah in Saudi-Arabien zur Hochzeit seiner Schwester Layla. Stück für Stück wird die Geschichte der Familie enthüllt: der Vater Tarek, der von seiner Familie für ein Medizinstudium nach Deutschland geschickt wird und dort schließlich ein deutsches Mädchen heiratet, Barbara. Wie die Kinder zuerst innerhalb der arabischen Großfamilie in Jeddah aufwachsen und den Urlaub bei den deutschen Großeltern verbringen. Worauf dann aber die Entwurzelung folgt, als die Eltern permanent in Deutschland bleiben, damit Tarek seine Ausbildung weiter fortsetzen kann.

Während Basil sich bei der Rückkehr in den familiären Hafen unwohl und fremd fühlt, scheint es für Layla umgekehrt zu sein. Sie hat sich in der deutschen Kultur niemals wirklich willkommen gefühlt und kehrt nun zur Familientradition zurück.

Alles ist immer schwer und zerrissen, immer nur soll man Ecken und Enden von sich abschleifen, soll still sein oder zurückhaltend oder seine Liebe nicht zeigen.

Die Geschichte zeigt sehr deutlich, dass das Aufwachsen in zwei verschiedenen Kulturen für Kinder gleichzeitig bereichernd und anstrengend sein kann. Das Gefühl das Dazugehörens (belonging) kann durch Migration nachhaltig beschädigt werden. Im neuen Land wird Anpassung verlangt und jeder Schritt der Anpassung kann aber zur Entfremdung von der eigenen Kultur und Familie führen. Es ist eine Gratwanderung, die von Migrant*innen unterschiedlich bewältigt wird.

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English Memoir

Tara Westover – Educated

In retrospect, I see that this was my education, the one that would matter: the hours I spent sitting at a borrowed desk, struggling to parse narrow strands of Mormon doctrine in mimicry of a brother who’d deserted me. The skill I was learning was a crucial one, the patience to read things I could not yet understand.

Dieses Buch wurde von Parnassus und sicher auch auf Lithub viele Male empfohlen, ich hatte es auf meiner Leseliste in der Overdrive eLibrary App, lange war es nicht verfügbar. Inzwischen wusste ich absolut nicht mehr, was mich überhaupt erwartet und war dann doch eher erstaunt und getroffen von der schonungslosen Erzählung des Aufwachsens einer Mormonin, deren Mutter allein auf die Heilkraft von Kräutern vertraut und deren Vater sich auf den nahenden Weltuntergang vorbereitet.

What was important to me wasn’t love or friendship, but my ability to lie convincingly to myself: to believe I was strong.

Die Autorin berichtet von Manipulation und Gewalt durch einen ihrer Brüder, geduldet durch ihre Eltern und die einzige Möglichkeit, die ihr blieb, um trotzdem zu überleben: sich selbst einzureden, dass nichts sie berühren kann.

I had come to belive that the ability to evaluate many ideas, many histories, many points of view, was at the heart of what it means to self-create.

Als sie schließlich gegen den Willen ihrer Eltern aufs College geht, wird ihr klar, wie klein ihre Welt bisher war und wie viel Wissen ihr vorenthalten wurde. Diese neue Weltsicht entfremdet sie endgültig von ihrer Familie. Sie scheitert an dem Versuch, zuhause eine andere zu sein als sie am College ist. Eine bedrückende und beeindruckende Entwicklungsgeschichte.

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English Erfahrungsbericht Memoir

Dani Shapiro – Inheritance

Meta: During the weeks of isolation I’ve been thinking a lot about a concept that I now call idyllic illusions. (I don’t know if anyone else uses this term in any other meaning.) As an example I want to describe the thoughts that I had about the perfect place to live. I was dreaming about a small house with a little garden (in Austria this is called Schrebergarten), so I could sit outside, enjoy the weather, grow vegetables and herbs in the garden and so on. Around easter I took a few hours to clean the balcony of my flat (I’m currently living in a flat on the first floor of a building with 6 other flats in the house). During these cleaning sessions I realized, how much work it would be to have a garden and how much I hate all the work that is involved with maintenance of a living space. I like the idea of growing vegetables (I’ve done so for the last few years in a raised bed at my parent’s place) but I don’t really like the work. The thought of lawn-mowing makes me cringe immediately.

The idyllic illusion of moments of this imagined life has been haunting me again and again in the past years. And it’s not the only one. The white dress and the perfect wedding day is another of these idyllic illusions. I have been to many weddings and I don’t wish to have that for myself anymore. But I still feel a longing for this idyllic illusion when I watch a wedding on TV.

One reason for this is maybe the concept of the moment. Isolated moments can seem perfect and it’s easy to imagine them. What we usually don’t imagine is the whole thing. The whole day, week, month, year, life around these solitary perfect moments. Until now this insight hasn’t helped me to let go of these idyllic illusions but it may be one step on the way.


You’ll never know was unacceptable. You’ll never know simply could not be what I was left with in the end. Who was I without my history?

Sucessful author Dani Shapiro takes a genome test and discovers that her father is not really her biological father. What follows are months of searching for her identity and trying to find out about the circumstances of her own conception. Both her parents have died some years ago, asking them directly is out of the question.

Instead of a false narrative, there would be an infinity of narratives.

She describes a feeling of losing herself, as if the family she knew to be hers had vanished in the one moment she found out about her genetic heritage. Her jewish roots now seem at least half wrong although the rabbi confirms that she „is still jewish“.

It would be easy to fantasize that this would have been better. But we can never know what lies at the end of the path not taken.

The author wonders a lot about why her parents never told her the truth or if they even knew it themselves. How could they have kept such a secret through all those years? Dani Shapiro finally has to settle on presumptive evidence. Lots of research on the practice of artificial insemination leads her to a place where she is able to accept that whatever her parents knew, they made their decisions out of love and longing for a child.

That book idea that I mentioned in the last post, I don’t think I will be able to write it. While I admire how many memoir writers dissect their lifes and feelings I can’t imagine making myself vulnerable in such a way.

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Roman

Ocean Vuong – On Earth We’re Briefly Gorguous

Our mother tongue, then, is no mother at all – but an orphan. Our Vietnamese is a time capsule, a mark of where your education ended, ashed. Ma, to speak in our mother tongue is to speak only partially in Vietnamese, but entirely in war.

Eine schwierige Geschichte mit vielen verschiedenen Themen. Die Migrationserfahrung – die Familie ist aus dem kriegsgebeutelten Vietnam in die USA ausgewandert – ist davon nur eines, das jedoch intensiv beleuchtet wird. Die Fremdheit in der Fremde, das Gefühl, nie ganz dazugehören zu können allein schon aufgrund der Herkunft und des sozialen Status, wären allein schon genug für ein schwieriges Leben.

They say nothing lasts forever but they’re just scared it will last longer than they can love it.

Dazu kommt ein schwieriges Familienverhältnis, von Gewalt und Krankheit geprägt; das Wissen, sich auf die eigene Familie nie ganz verlassen zu können, das ein Kind im Prinzip allein dastehen lässt.

Where, under the stars, we see at last what we’ve made of each other in the light of long-dead things – and call it good.

Eine Liebe, die immer auf der Kippe steht, die geheim bleiben muss, die der Familienehre widerspricht. Der Zwang, trotzdem nach dem Glück zu streben, sei es auch noch so flüchtig.

Because the sunset, like survival, exists only on the verge of its own disappearing. To be gorgeous, you must first be seen, but to be seen allows you to be hunted.

Hätte ich nicht aus den vielen Lithub-Empfehlungen bereits gewusst, dass der Autor zuvor ein Buch mit Gedichten veröffentlicht hat, hätte ich es vermutlich trotzdem aufgrund der poetischen Sprache vermutet. Der Autor lässt uns Gefühle spüren, er beschreibt, wie sich Erfahrungen anfühlen und lässt damit die Leser*innen tief eintauchen.

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Memoir

Abigail Thomas – What Comes Next and How to Like It

After a nap or in the middle of the night I wake up and realize I have no idea what town I’m in or what street I live on. Which direction are my feet pointing, which way is north, where are the windows and doors in this bedroom? It takes me a moment, but then there are the warm bodies and sweet snores of my dogs, and I know it doesn’t really matter where I am.

Der Lithub-Artikel, aus dem ich mir dieses Buch notiert hatte, ist inzwischen auch schon fast zwei Jahre alt. Die Autorin des Artikels, Mary Laura Philpott, hat 2019 mit I Miss You When I Blink selbst ein Memoir veröffentlicht, das ich auch auf der Leseliste habe. In dem Artikel argumentiert sie mit der Nachfrage nach Büchern, die „normale“ (hier ist das Wort schon wieder …) Lebensgeschichten thematisieren. Ihrem Standpunkt schließe ich mich an: Menschen wollen nicht nur Sensationsgeschichten lesen, sie wollen Bücher lesen, in denen sie sich selbst (oder eine frühere oder vielleicht sogar zukünftige Version von sich selbst) wiederfinden.

They pull down books in which they find some version of themselves as they are now or were in the past or hope to be one day.

What Comes Next and How to Like It ist eben keine Sensationsgeschichte. Die Autorin beschreibt ihr Alltagsleben, mit ihrer Familie, ihren Hunden, ihrer Kunst (Malen und Schreiben) und ihren Schwierigkeiten. Sie thematisiert den Alterungsprozess, den spürbaren Verfall ihres Körpers, aber auch ihre (immer wieder scheiternden) Versuche, ihre schlechten Angewohnheiten in den Griff zu bekommen. [Ich möchte an dieser Stelle keine Wertung darüber abgeben, ob es sich bei dem thematisierten problematischen Alkoholkonsum bereits um eine Sucht handelt, das geht aus dem Buch nicht hervor und ist im Allgemeinen eine sehr große Grauzone.]

There is only what is. Anger is a distraction. Anger removes me from grief, and the opportunity to be helpful.

Das Buch besteht aus zumeist sehr kurzen Episoden, manchmal nur eine halbe oder eine ganze Seite, wenige Kapitel sind mehrere Seiten lang. Dadurch gewinnen die Alltagsbeobachtungen eine bestimmte Klarheit, als würde die Leserin durch eine Lupe auf bestimmte Aspekte des Lebens der Autorin schauen. Die Kürze der einzelnen Kapitel kann aber auch als Metapher auf die Kürze des Lebens allgemein gelesen werden. Unsere Wahrnehmung von Zeit verändert sich im Verlauf des Alterungsprozesses, ist aber auch abhängig von dem, was wir mit unserer Zeit anfangen. Tage, die wir mit Sinn füllen, erscheinen uns kurz, während Tage, die wir mit Warten (zum Beispiel auf das Ergebnis einer medizinischen Untersuchung) verbringen (müssen), sich endlos anfühlen.

Es sind keine banalen Alltagsbeobachtungen, sondern Reflexionen darauf, wie sich Geschehnisse anfühlen. Wir erfahren, wie sich die Autorin fühlt, wenn sie von der Affäre und später der Krebserkrankung ihrer Tochter erfährt. Sie reflektiert intensiv ihre persönlichen Beziehungen zu ihrer Familie und ihrem Freund Chuck; sie betrachtet ihre Wunden, um sie heilen zu sehen. Es ist ein sehr persönlicher Prozess, der mir die Idee des eigenen Schreibens wieder etwas näher gelegt hat. Wer wie ich schreibend seine Gedanken ordnet, wird in diesem Buch bestimmt die eine oder andere Version von sich selbst wiederfinden.

Randnotiz: An dieser Stelle möchte ich endlich mal den großartigen Podcast 3 Books with Neil Pasricha empfehlen. Ich habe inzwischen die ersten zehn Episoden gehört (der Podcast erscheint monatlich, aktuell sind 48 Episoden verfügbar) und jede Folge hat mich in irgendeiner Form persönlich berührt. Neil Pasricha befragt in jeder Folge eine Person nach ihren three most formative books. Die Gespräche drehen sich aber nicht ausschließlich um Bücher, sondern auch um persönliche Interessen, die Beziehung zu Büchern oder zur Buchbranche allgemein. Ein absoluter Lichtblick in meinem Podcatcher.

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Roman

Kate Tempest – Worauf du dich verlassen kannst

Aber Leon hatte das Leben nie so gesehen. Leon sah, dass das Leben mal abscheulich und mal schön und manchmal beides sein konnte, aber nie schal. Er wusste, dass jede kleinste Begebenheit wahrgenommen, empfunden, genossen werden musste, dass man entweder für oder gegen sie kämpfen musste.

Irgendwie kann ich mit dieser Geschichte nach wie vor nichts anfangen. Der Beginn zieht sich in die Länge, es werden in Rückblenden immer wieder die Geschichten der Eltern der eigentlichen Protagonisten erzählt. Das soll vermutlich Kontext geben, dauert aber für mein Gefühl einfach zu lang.

Alle Protagonist*innen sind mit ihrem Leben unzufrieden: die ehrgeizige Becky will endlich ein richtiges Engagement als Tänzerin, der ziellose Pete weiß mit seinem Leben überhaupt nichts anzufangen, Harry und Leon wollen mit ihren Drogengeschäften so viel verdienen, dass sie ihr eigenes Lokal eröffnen und aus dem Geschäft aussteigen können. Die Dreiecksgeschichte, die sich zwischen Becky, Pete und Harry anbahnt, hätte mehr Potenzial, verschwindet aber schließlich komplett hinter der Enthüllung, wer eigentlich alles in diese Drogengeschäfte verwickelt ist.

Am Ende hatte ich das Gefühl, dass sich nichts verändert, nichts weiterentwickelt hätte. Aber vielleicht ist das genau der Punkt: Dass wir im Leben nicht darauf warten dürfen, dass sich für uns alles zum besten wendet, weil wir es selbst in die Hand nehmen müssen. Und manchmal müssen wir Dinge auch loslassen, so wie ich dieses Buch jetzt loslassen werde …

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Roman

Mitch Albom – The Magic Strings of Frankie Presto

Die Geschichte meiner ersten Begegnung mit Mitch Albom habe ich im Post zu The First Phone Call from Heaven vor vier Jahren erzählt. Aktuell herrscht in meinem Leben eine Stimmung vor, die nach genau dieser Medizin verlangt: Geschichten, die eine Art Sinn im Leben finden; die ein Gefühl der Möglichkeit vermitteln; die uns zeigen, dass das Leben immer weiter geht.

Erzählt wird die Lebensgeschichte von Frankie Presto, erzählt wird sie von der personifizierten Musik. Das klingt zuerst etwas seltsam, fühlt sich aber in der Geschichte derart organisch an, dass die Absurdität schnell in den Hintergrund gerät. Die Musik erzählt, wie Menschen direkt nach ihrer Geburt nach Talenten greifen, die in Form von Farben um sie herumschweben. Die Musik begleitet Frankie durch sein ganzes Leben und kann daher als Einzige von seinem kompletten Lebensweg berichten. Wie sich später herausstellt, stimmt das nicht vollständig, aber die dunkle Figur, die immer wieder beiläufig erwähnt wird, enthüllt ihre Identität erst gegen Ende des Buchs.

Frankies Lebensgeschichte nimmt immer wieder unerwartete Wendungen, der wahre Familienhintergrund wird in sehr kleinen Etappen enthüllt. Frankie lernt berühmte Musiker aus verschiedenen Dekaden kennen, reist mit Django Reinhardt nach Amerika, tritt als Vertretung von Elvis Presley auf und erlebt schließlich beim legendären Woodstock Festival 1969 eine entscheidende Wendung seines Lebens. Die titelgebenden magic strings sind sechs Stück Gitarrensaiten, die Frankie von seinen unbekannten leiblichen Eltern bekommen hat (ohne dies zu wissen) und von denen jeweils eine in entscheidenden Situationen seines Lebens blau glüht.

Die Geschichte fühlt sich teilweise selbst wie komponiert an, plätschert manchmal etwas dahin und steuert dabei aber immer schon auf den nächsten Höhepunkt zu. Die Musik als Erzählstimme erweist sich als Kunstgriff, der Mediationen über die Seltsamkeiten der Menschheit an sich erlaubt. Diese Möglichkeit hätte auch in einem mahnenden Zeigefinger enden können, wird jedoch nicht übermäßig ausgenutzt. Ein kunstvoll verwobener Roman mit musikalischem Background, Empfehlung von meiner Seite.