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Roman

Katja Kettu – Die Unbezwingbare

CN dieses Buch: Gewalt gegen Menschen, Kinder, Tiere; sexuelle Handlungen, Masturbation; sexueller Missbrauch von Kindern, Krankheit (Krebs, Demenz, Neurosyphilis, Typhus), Zwangssterilisation, Totgeburt, Rassismus
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Ich war verdutzt, weil mir der Gedanke, dass ich mich hier auf meinem eigenen Land befand, gar nicht gekommen war. Dass ich überhaupt irgendwelches Land hätte, von dem ich fortgehen und auf das ich zurückkehren könnte.

Dieses Buch erzählt eine Geschichte von zwei unterdrückten Minderheiten: die indigene Bevölkerung im Ojibwe-Reservat in Minnesota und die finnischen Migrant:innen, die sich in derselben Gegend niederlassen. Beide Gruppen werden von der weißen Mehrheit diskriminiert und nicht als menschlich angesehen bzw. behandelt. Die erwachsene Lempi kehrt in das Reservat zurück, in dem sie als Tochter einer Ojibwe-Mutter und eines finnischen Vaters aufgewachsen ist. Ihre Mutter Rose ist auf mysteriöse Weise verschwunden, als Lempi acht Jahre alt war. Ihr Vater leidet nun an Demenz und steht unter Verdacht, am Verschwinden einer Jugendlichen beteiligt zu sein. Lempi kehrt in ihr Heimatland zurück aus der christlichen Gemeinde, in der sie sich gewissermaßen versteckt, um sich nicht mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen zu müssen. Doch die Rückkehr reißt alte Wunden auf. Das Verschwinden von Rose wird jedoch nicht durch Detektivarbeit aufgeklärt sondern durch eine scheinbar natürliche Wendung der Ereignisse. Lempi ist nicht bewusst auf der Suche nach ihrer Vergangenheit. Die Auseinandersetzung mit ihren Wurzeln ergibt sich fast gegen ihren Willen, sie kann sich jedoch dem Sog der Fragen nach den Ereignissen ihrer Kindheit auch nicht entziehen.

Es ist ein grausames Buch, das in vieler Weise aufzeigt, mit welcher Gewalt und unmenschlicher Behandlung sich unterdrückte Minderheiten konfrontiert sehen. Es ist gleichzeitig auch ein hoffungsvolles Buch, in dem Lempi ihre Vergangenheit nicht nur aufklärt, sondern darin auch eine neue Basis für ihre eigene Zukunft findet.

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Roman

Colleen Hoover – It Ends With Us

CN dieses Buch: häusliche Gewalt, Beziehungsgewalt, Alkohol- und Drogenmissbrauch, Suizid, Tod, versuchte Vergewaltigung
CN dieser Post: häusliche Gewalt, Beziehungsgewalt


Da wollte ich also auch mal wissen, was es mit dem BookTok-Phänomen Colleen Hoover so auf sich hat. Die Autorin schreibt bereits seit 2011, jedoch wurde sie erst richtig populär durch die BookTok-Community auf der Kurzvideo-Plattform TikTok. Dadurch landete ihr bereits 2016 veröffentlichtes Buch It Ends With Us im Jänner 2022 auf der Bestsellerliste der New York Times.

Where are all the people who wonder why the men are even abusive? Isn’t that where the only blame should be placed?

Es ist mir etwas unangenehm, aber ich muss meine eigenen Vorurteile reflektieren. Ich hatte (unbewusst?) angenommen, ein auf TikTok populärer Roman müsste zwangsläufig oberflächlich und klischeehaft sein. Diese Annahme erwies sich als völlig falsch. Das Buch beschäftigt sich mit dem schwierigen Thema Beziehungsgewalt und erklärt die Sicht der Betroffenen, die zumeist mit Unverständnis konfrontiert werden („warum verlässt sie ihn denn nicht?“). Darauf nimmt auch unmittelbar das obige Zitat Bezug: Gefragt wird im Allgemeinen danach, warum sich die Frau das gefallen lässt, und nicht warum die Männer überhaupt gewalttätig sind. (Die Rollenverteilungen zwischen Täter und Opfer sind in den meisten vielen Fällen wie im Buch beschrieben, es soll natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass es Beziehungsgewalt auch in Beziehungen zwischen Menschen anderer Gender geben kann. Von ihren eigenen Erfahrungen erzählt etwa Carmen Maria Machado in ihrem Memoir In The Dreamhouse, das ich noch nicht gelesen habe.)

Colleen Hoover lässt ihre Protagonistin Lily Beziehungsgewalt in zwei unterschiedlichen Konstellationen erleben. Zuerst erlebt sie als Jugendliche, wie ihr Vater ihre Mutter misshandelt. In ihrer eigenen Beziehung ist sie glücklich bis zu dem Tag, als ein scheinbar nebensächlicher Moment die gewaltvolle Seite ihres Partners zum Vorschein bringt. Sie beschreibt im Detail die Zweifel, das Nicht-wahrhaben-wollen, das Nicht-glauben-können, dass dieser Übergriff tatsächlich passiert sein kann. Dass der geliebte Mensch so etwas tun würde. In gewissem Sinne beantwortet sie damit die Fragen, die sonst an die Opfer von Beziehungsgewalt gestellt werden:

Just because someone hurts you doesn’t mean you can simply stop loving them. It’s not a person’s actions that hurt the most. It’s the love. If there was no love attached to the action, the pain would be a little easier to bear.

Letztes Jahr ist die Fortsetzung It Starts With Us erschienen. Obwohl ich It Ends With Us ziemlich gut geschrieben fand, setzen jetzt andere meiner Vorurteile ein. Ich denke an Just One Day, das ich ganz toll fand und die Fortsetzung Just One Year, die meine Erwartungen leider nicht erfüllt hat. Aber vielleicht kommt der richtige Moment, um wieder in dieses Universum einzutauchen.

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Roman

Donna Tartt – Der Distelfink

CN dieses Buch: Terrorismus, Explosion, Tod der Eltern, Drogenmissbrauch, Alkoholmissbrauch, Suizidgedanken, Glücksspiel, Betrug, Depression, Gewalt, Mord, Schusswaffen
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In all dem nach irgendeinem Sinn zu suchen, erscheint unglaublich bizarr. Vielleicht sehe ich ein Muster nur, weil ich zu lange hingestarrt habe. Andererseits, um Boris zu paraphrasieren, vielleicht sehe ich ein Muster, weil es da ist.

Dieses Buch habe ich auf meinem eBook-Reader schon im Weihnachtsurlaub ausgelesen und obwohl ich es irre gut finde, verschwindet es schon langsam aus meiner Erinnerung. Was mich wieder daran erinnert, warum ich diese Posts eigentlich schreibe …

Ein schicksalhafter Nachmittag in einem Museum in New York. Weder der Junge noch die Mutter sollten dort sein, als eine Explosion passiert, die die Leben mehrerer Personen beenden und die der Überlebenden miteinander verweben wird. Im Zentrum steht das Gemälde „Der Distelfink“, das vom jugendlichen Ich-Erzähler im Chaos nach der Explosion aus dem Museum entwendet wird. Fortan bestimmt das versteckte Gemälde (zuerst für zerstört gehalten, später von Expert:innen und Kunstpolizei weltweit gesucht) immer wieder subtil seinen Lebensweg. Seine (mehr oder weniger) zufällig geschaffenen Verbindungen mit der Familie Barbour, die ihn nach der Explosion bei sich aufnimmt; Pippa, die ebenfalls die Explosion überlebt hat; und Hobie, der bei der Explosion seinen langjährigen Geschäftspartner verloren hat, bringen ihn immer wieder nach New York zurück und steuern sein Leben in unterschiedliche Richtungen. Immer begleitet von dem Gedanken an den Distelfink, der seiner Freiheit beraubt ein Gemälde ziert, das nun niemand betrachten kann, weil das Gemälde selbst seiner Freiheit beraubt und versteckt wurde.

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English Roman

Elif Batuman – The Idiot

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Dance songs turned out to consist of one sentence repeated over and over. For example: “I miss you, like the deserts miss the rain.” Why would a desert miss rain? Why wasn’t it ok for a desert to be a desert, why couldn’t anything just be what it was, why did it always have to be missing something?

Auch eine Woche später habe ich mir noch keine wirkliche Meinung zu diesem Buch bilden können. Das obige Zitat beschreibt in meinen Augen schön die Persönlichkeit der Protagonistin Selin. Sie geht mit offenen Augen durch ihr Freshman-Jahr am College, inskribiert sich für Fächer, von denen sie vorher noch nie gehört hat und kommt aus dem Wundern nicht mehr heraus. Nichts scheint ihr Sinn zu ergeben. Weder die Einstellungen der Unterrichtenden zu ihren Themen, noch die Inhalte ihrer Kurse. Weder die Freizeitaktivitäten ihrer Mitstudierenden noch deren komplexe Identitäten. Also lässt Selin sich treiben, nimmt an jeder noch so absurden Aktivität teil und versucht auf diesem Wege, Sinn in ihrem Alltag zu finden. Wodurch sie schließlich im zweiten Teil des Buchs in einem kleinen Dorf in Ungarn landet, wo sie englisch unterrichten soll. Dort versteht sie dann buchstäblich die Welt nicht mehr, weil Sprach- und kulturelle Barrieren die Kommunikation zusätzlich erschweren. Da Selin jedoch schon am College zumeist eher ratlos den Menschen und Ereignissen in ihrem Umfeld gegenüber stand, klingt es fast teilnahmslos, wenn sie von verlorenen Kanus, unbekannten Straßenecken und einsamen Busstationen (lauter beängstigende Situationen in meinen Augen) erzählt.

Das Ende ist so glaubwürdig wie unbefriedigend. Und passend zum Titel ist der letzte Satz vollkommen falsch. Warum das so ist, dürft ihr selbst herausfinden.

EDIT 06.01.2023: In diesem Lithub-Artikel mit Empfehlungen erklärt Tamara Gomez, was ihr an diesem Buch so gefallen hat und ich habe jetzt das Gefühl, etwas verstanden zu haben.

Batuman helped me feel compassion for my younger self that made questionable and arguably dumb decisions while trying to look intelligent and cool in front of my crush.

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Graphic Novel Memoir

Kristen Radtke – Imagine Wanting Only This

CN dieses Buch: Krankheit, Tod, Trauer, Verlust
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Ruins are often born in the wake of stasis. That’s easy enough to sense.

In diesem Graphic Memoir verbindet die Autorin unterschiedliche Geschichten, die sich mit Verlust und Trauer auseinander setzen. In einer verlassenen Kirche findet sie Fotos in Plastikbeuteln. Diese wurden dort hinterlassen von den Hinterbliebenen einer Person, die in einem Zugunglück umgekommen ist (was sie erst bei einer späteren Recherche heraus findet).

It felt like I had to see everything, as if it was the only way my life would count or matter. I didn’t care where we were going as long as it was someplace new. 

Die eigene Familie ist betroffen von einer vererbbaren Herzerkrankung (eine Form der Kardiomyopathie). Der Tod ihres Lieblingsonkels wird zu einer lebensprägenden Erfahrung, die zu weiteren Recherchen führt. Feuer, Bomben, Waffen, Krieg. Was Menschen einander antun.

Verlassene Orte wie die Kirche in Indiana oder der Teil einer isländischen Stadt, der im Zuge eines Vulkanausbruchs von Lava bedeckt wurde, werden zu den Markern ihrer Suche nach der Erinnerung. Oder dem Versuch, dem Vergessen Einhalt zu gebieten. 

Graphisch besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Seite, auf der sie in 20 einzelnen Panels den Akt des Nachdenkens in unterschiedlichen Varianten eines Screen Savers nachstellt. Dies soll nur als Beispiel dienen für die vielen interessanten Bilder, die die Autorin ihrer Geschichte zugrunde legt.

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Erfahrungsbericht Memoir

Oliver Sacks – On The Move. Mein Leben

CN dieses Buch: Krankheit, Wachkoma, Sterben
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Vor einigen Jahren hatte ich bereits ein Buch von Oliver Sacks gelesen, das sich mit seiner Arbeit mit Wachkomapatienten beschäftigt. Es gelingt ihm dabei, komplizierte Krankheitsverläufe und Patientengeschichten auch für nicht medizinisch ausgebildete Leser:innen zugänglich zu machen. In seiner Autobiografie erzählt er, wie er zur Medizin, bzw. spezifischer zur Neurologie und zum Schreiben gekommen ist, wie ihn seine Familie beeinflusst hat, aber auch von vielen Persönlichkeiten, mit denen er im Rahmen seiner wissenschaftlichen Karriere zusammen gearbeitet hat.

Die deutsche Übersetzung erschien mir nicht so gelungen. Wobei ich mich immer wieder frage, ob das tatsächlich an einer schlechten Übersetzung liegt, oder ob mir der Plauderton, in dem der Autor seine Lebensgeschichte Revue passieren lässt, im englischen Original vielleicht gar nicht negativ aufgefallen wäre.

Nichtsdestotrotz bietet das Buch umfassende Einblicke in das Leben eines forschenden Neurologen, spart aber auch seine privaten Erfahrungen als (mehr oder weniger offen) homosexueller Mann nicht aus. Vielleicht hat mich auch die intensiv positive Grundstimmung irritiert, mit dem Oliver Sacks an seine Lebensgeschichte heran geht. Auch erlebte Rückschläge betrachtet er im Allgemeinen als Lerngelegenheiten. Eine Perspektive, die sich vermutlich erst mit steigendem Alter einnehmen lässt.

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Roman

Jacquelyn Mitchard – The Good Son

CN dieses Buch: Drogenmissbrauch, Tod, Totschlag, Suizid, Suizidgedanken, Gewalt
CN dieser Post: Drogenmissbrauch, Totschlag, Tod, Gewalt


No part of this process was easy, no part was going the way I had hoped it would. But I had no choice.

Dieses Buch beginnt an dem Tag, als Theas Sohn Stefan aus dem Gefängnis entlassen wird. Er wurde für schuldig befunden, seine Freundin Belinda unter Einfluss von Drogen erschlagen zu haben. Die Anklage lautete auf Totschlag, Stefan war vor diesem Vorfall unbescholten und hat sich in seiner Zeit im Gefängnis mehr als vorbildlich verhalten. Als er nach etwas mehr als zwei Jahren auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen wird, beginnt für ihn und seine Familie eine Zeit, die sich als noch schwerer erweist als die Zeit, die er tatsächlich im Gefängnis verbracht hat.

In Rückblenden wird erzählt, was zu der aktuellen Situation geführt hat. In Gesprächen wird die Beziehung zwischen Stefan und Belinda beleuchtet, es wird hinterfragt, was zu dieser Gewalttat geführt haben kann (so ungerechtfertigt sie natürlich ist) und Stück für Stück enthüllt, welche Gefühle die einzelnen beteiligten Personen in diesem Drama erleben und verarbeiten müssen.

Before today, was it because deep down, despite my stance to the contrary, I was ashamed of my son? Yes. A part of me resented the way his wrongdoing had muddied up my security, my serenity, my own space on earth. And now, the door to our front porch suddenly looked like the portal to hell.

Gegenüber der Protagonistin Thea, die ihren verurteilten Sohn weiter liebt, obwohl er ihr manchmal Angst macht, steht Jill, die Mutter der ermordeten Belinda. Ihre Trauer begräbt und befeuert sie in einer fortwährenden Kampagne gegen den Mörder ihrer Tochter im Rahmen einer von ihr gegründeten Organisation, die auf Gewalt in Beziehungen aufmerksam machen soll. Stefan selbst kann sich an die Ereignisse in der Todesnacht von Belinda nicht erinnern, davor sagt er, niemals gewalttätig gegenüber ihr oder einer anderen Person gewesen zu sein, was jedoch viele nicht glauben.

Die Geschichte geht sehr in die Tiefe und beleuchtet sowohl die Gefühle der beiden Mütter, als auch die Gefühle des verurteilten Sohns, der sich das Verbrechen an seiner Freundin selbst nicht erklären kann und damit weiterleben muss, dass etwas geschehen ist, für das er verantwortlich ist und dass er nicht rückgängig machen kann. Es ist ein Lebensereignis, das nicht nur sein Leben in ein eindeutiges Vorher und Nachher spaltet. Dieses Buch erzählt von Menschen in Lebenssituationen, die wir alle niemals erleben wollen. Und hilft dabei, sich bewusst zu machen, dass nicht immer alles so eindeutig ist, wie es uns scheint.

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English Erfahrungsbericht Memoir

Cheryl Strayed – Wild

CN dieses Buch: Krankheit, Sterben, Tod, Drogenmissbrauch, Abtreibung, Suizid, Mord, Trauma
CN dieser Post: Trauma


Als ich letztes Jahr das Buch von Christine Thürmer über ihre Erlebnisse auf den großen amerikanischen Trails gelesen hatte, blieb ich mit einem Gefühl zurück, als ob da etwas gefehlt hätte. Genau diese Ebene ist in Cheryl Strayeds Wandergeschichte zu finden. Sie verarbeitet in ihrer Zeit auf dem Pacific Crest Trail den frühen Tod ihrer Mutter, gescheiterte Beziehungen, die Gefahr einer ernsthaften Suchterkrankung und eine generelle Ziellosigkeit in ihrem Leben. Dadurch ist dieses Buch weniger die Geschichte einer Wanderung, sondern mehr eine Coming-of-Age-Story, an dessen Ende eine veränderte Cheryl auf der Brücke zwischen Washington und Oregon steht.

But this time she just gazed at me and said, “Honey,” the same as she had when I’d gotten angry about her socks. The same as she’d always done when she’d seen me suffer because I wanted something to be different than it was and she was trying to convince me with a single word that I must accept things as they were.

Wie Christine Thürmer spart auch Cheryl Strayed ihre mangelnde Vorbereitung, ihre Schwierigkeiten auf dem Trail und ihre körperlichen Strapazen nicht aus. Die emotionalen Strapazen ihres Lebens, die sie auf dieser Wanderung verarbeitet, stehen jedoch im Vordergrund. Sie schreibt so schonungslos über ihre Familienmitglieder, dass ich mich manchmal fragte, was ihre Geschwister wohl davon halten, so porträtiert zu werden.

Im 3Books Podcast von Neil Pasricha kam Cheryl Strayed übrigens kürzlich in Episode 98 zur Sprache, als IN-Q ihre Kolumnensammlung Tiny Beautiful Things als eines seiner 3 most formative books erwähnte (in Episode 69 war Cheryl Strayed selbst zu Gast). Dabei beschrieb Neil auch das Cover seiner Ausgabe von Wild, das so auch in meiner eBook-Version enthalten ist (aus dem Gedächtnis sinngemäß zitiert): „… it’s basically Reese Witherspoons face with a giant backpack …“. Was mich überrascht hat, war, dass ich sie nicht erkannt hatte auf diesem Buchcover, obwohl ich gerade kürzlich erst Little Fires Everywhere geschaut habe. In der Filmversion von Wild aus dem Jahr 2014 wirkt sie einfach völlig anders als in ihrer Rolle als Vorstadtmutter in Little Fires Everywhere (2020).


Randnotiz: Die Stornoversicherung nervt mich noch immer mit ständigen Nachfragen nach anderen Dokumenten bezüglich meiner Covid-Erkrankung. Die Nerven, die mich das bisher gekostet hat, wiegen den Geldbetrag inzwischen ziemlich auf. Das war für lange Zeit die letzte Versicherung, die ich abgeschlossen habe. Das Unternehmen dahinter ist übrigens refundable.me.

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English Erfahrungsbericht Memoir

Ruth Reichl – Save Me the Plums

CN dieses Buch: –
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Die Autorin Ruth Reichl war von 1999 bis 2009 Chefredakteurin des Magazins Gourmet, das vom bekannten Verlag Condé Nast herausgegeben wurde. In diesem Buch schreibt sie über ihren Aufstieg von ihrer Rolle als Restaurantkritikerin zur Gestalterin eines renommierten Food-Magazins. Sie gibt Einblicke in die Prozesse, die hinter der Produktion eines solchen Magazins ablaufen, sie lässt die Leserin in die Testküche schauen und erklärt die komplexen Bezüge zwischen den verschiedenen Abteilungen. Die Dominanz der Anzeigenkundschaften, die wiederum von Herausgeberseite an die Chefredaktion und von dort an die anderen Abteilungen weitergegeben wird, war mir nicht vollständig neu. In einem amerikanischen Verlag wie Condé Nast steht für die Beteiligten jedoch immer noch mehr auf dem Spiel.

Ruth Reichl erzählt von ihrer eigenen Faszination mit dem Magazin in ihrer Kindheit und Jugend, es wird deutlich, wieviel es ihr bedeutet, jetzt die Geschicke dieses Traums in der Hand zu haben. Sie beschreibt den Kampf zwischen Tradition und Fortschritt, wie schwierig es ist, neue Ideen durchzusetzen, ohne die langjährigen Leser*innen und Anzeigenkundschaften zu vergrämen. Jeder kontroverse Artikel kann ein Dealbreaker sein, und selbst eine Ausgabe mit einem Cupcake auf der Titelseite kann eine Revolution inklusive Gegenrevolution auslösen:

The battle raged for more than a year, and while I’ll admit I stirred the pot and printed the letters, I never really understood what the fuss was all about. Now, looking back, it is very clear. Gourmet cried, “Let them eat cupcakes!” and our readers got the message. The exclusive little world of food was growing both larger and more inclusive, and those who’d thought they’d owned it didn’t like it one bit.

Es ist ein Einblick in eine interessante Welt, deren Ende wie vieles in der Magazinbranche von der zunehmenden Verbreitung des Internets eingeläutet wurde. Auch diesen Übergang hat Ruth Reichl noch in ihrer Rolle als Chefredakteurin miterlebt. Sie beschreibt hier ihre fassungslose Reaktion auf das Unverständnis der Entscheidungsebenen des Verlags. Überlebt hat daher nur die ausgelagerte Rezeptsammlung Epicurious. Das Printmagazin Gourmet wurde 2009 eingestellt.

Ruth Reichl erzählt auch von vielen Begegnungen mit Menschen, die wir üblicherweise nur aus den Medien kennen. Das folgende Zitat beschreibt eine Begegnung mit der Schauspielerin Frances McDormand, die auf die Bitte einer unbekannten Person um ein Autogramm folgendermaßen reagiert haben soll:

Fran frowned down at the paper for so long I thought she was going to refuse. At last she accepted the pen. “I’m just an actor, and no more interesting than you are.” She scribbled her name. “Probably not as interesting, actually. You should pay more attention to yourself and less to people like me. You’ll be better off that way.”

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English Erfahrungsbericht Memoir

Kristin Newman – What I Was Doing While You Were Breeding

CN dieses Buch: Die Autorin schreibt Comedy und macht in ihrem Buch viele Scherze über Themen, die manchen Leser:innen vielleicht nicht gefallen: Rassismus, Geschlechtsteile, Kolonialismus, Krankheit, Drogenmissbrauch, Vergewaltigung.

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Randnotiz vorab: Ich habe nicht ausreichend recherchiert und dieses Buch mit einer völlig falschen Erwartungshaltung gelesen. Genau genommen habe ich die Autorin mit einer anderen Reiselustigen verwechselt, was zu einer zunehmenden Irritation führte. Das könnte dazu beigetragen haben, dass ich mit dem Buch nicht besonders glücklich war.

I realized they didn’t look at travel the way I looked at it, like medicine, like my chance to right all of the wrongs that might exist in my life.

Was mir gerade klar geworden ist, als ich das obige Zitat, das ich beim Lesen markiert habe, abgeschrieben habe, ist: Diese Sicht auf das Reisen ist wiederum nicht meine Sicht. Irgendwie hatte ich seit Längerem das Gefühl, dass meine Reisen eigentlich gar nicht zählen, weil ich nie ziellos durch irgendein Land oder einen Kontinent unterwegs war oder in Hostel-Schlafsälen geschlafen habe. Der Grund ist dafür ist aber ganz einfach, dass ich das halt nie wollte. Was mich nicht zu einer schlechteren Reisenden macht. Es ist einfach nur ein anderer Weg. Fortsetzung meiner Gedanken zum Reise-Thema im nächsten Post, der sich ebenfalls mit einem Travel Memoir beschäftigen wird.