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Kurzgeschichten Roman

Tove Jansson – Fair Play

In fact, it felt good having things unfinished, a little as if she had just moved in and didn’t have to take the thing so seriously.

Beim Lesen dieses Buchs wurde mir wieder einmal klar, wie wenig ich mit dem Konzept der Kunst bzw. der Rolle der Künstler*innen anfangen kann. Mein persönliches Arbeiten ist geprägt von dem Wunsch, Dinge zu erledigen, To-Dos abzuhaken und das soll in der effizientesten Weise wie möglich geschehen. Der künstlerische Ansatz, der in diesem Buch (und im obigen Zitat) beschrieben ist, ist ein mir völlig fremdes Konzept. Ich fühle mich immer unwohl angesichts der vielen halbfertigen Dinge, die sich für mich wie unerledigt anfühlen. Es fällt mir schwer, angefangene Projekte als Möglichkeiten zu sehen, als Konzepte, die sich noch entwickeln können, die mehr Zeit erfordern. Zeit meint in diesem Fall nicht Arbeitszeit, die gefunden und in das Projekt investiert werden muss und dann ist das Projekt irgendwann erledigt, sondern Entwicklungszeit, um andere Inspirationen zu finden, die dann das Konzept verfeinern und ein klareres Bild von einer zuerst diffusen Idee ergeben.

This novel is about creativity from the very start – about how you take a day, the same as all the other old one-after-the-other days, and make it really new and fresh, no matter what age you are, what life you’re in.

Das Buch beschreibt in kurzen Geschichten die Beziehung von Mari und Jonna, Freundinnen, Partnerinnen (?), die zusammen leben und jede für sich künstlerisch arbeiten. Das beinhaltet so vieles, das in wenigen Worten beschrieben wird, die unheimlich viel Raum für Interpretation lassen.

Mari sat down and wrote. When she was done, she went into the studio and asked if she could read it aloud.

Manche dieser Geschichten lassen so viel Raum, dass ich für das, was zwischen den beiden Protagonistinnen passiert, keine Erklärung finden konnte. Das obige Zitat stammt aus einer Geschichte, in der Mari über einem schwierigen Brief brütet. Eine Frau fragt sie nach dem Sinn des Lebens und Mari weiß nicht, was sie antworten soll. Nun könnte die Geschichte die verschiedenen Sinnmöglichkeiten, die uns das Leben anbietet, untersuchen; sie zeigt uns aber stattdessen, dass es Momente gibt, in denen eine Beziehung frustrierend sein kann, in denen die Menschen, die uns am nächsten stehen, uns gewissermaßen mit unseren Problemen und Entscheidungen allein lassen. Laut der Einleitung sind Liebe und Arbeit die großen Themen der Autorin. Beides beinhaltet schwierige und frustrierende Momente und gleichzeitig so viel Potential, das wir an manchen Tagen ausschöpfen können und an anderen nicht.

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Roman

Octavia E. Butler – Parable of the Sower

It scares me how many things I’ve got to learn. How will I learn them? Is any of this real?

Tipp: Wenn du dich unvorbereitet in diese dystopische Welt hineinwerfen lässt, dann rechne mit einem harten Aufschlag. Schon auf den ersten Seiten wird klar: das wird keine einfache Lektüre. In den vergangenen Jahren habe ich einige Dystopien gelesen (zB The Maze Runner oder Der Geschmack von Wasser), aber keine hat mich bisher dermaßen erschreckt und gleichzeitig überzeugt. 

Die Protagonistin Lauren lebt in einer Art Gated Community. Wasser ist knapp, Lebensmittel und Wasser werden immer teurer, es gibt kaum noch Arbeitsplätze. Reichere Menschengruppen verschanzen sich hinter Mauern, während auf den Straßen unter den Armen nur noch das Recht der Stärkeren gilt. Obwohl die Angriffe der Armen auf die Community immer häufiger werden, leben die Menschen innerhalb der Mauern weiter, als hätte sich nichts verändert. Die Situation scheint ausweglos. Die 15-jährige Lauren ahnt jedoch, dass es so nicht weitergehen kann. Sie sieht den Tag kommen, an dem die Tore dem Ansturm nicht mehr standhalten können. Lauren bereitet einen Notfallrucksack vor, um fliehen zu können. Im Norden sollen die Wetterverhältnisse noch besser sein, aber alle Menschen, die die Möglichkeiten haben, zu fliehen, versuchen, dorthin zu gelangen. Die nördlichen Grenzen werden gegen die Flüchtlingswelle verteidigt.

Viele Elemente dieser Dystopie sind so gegenwärtig, so vergleichbar mit aktuellen Entwicklungen, dass es schwer fällt, zu glauben, dass das Buch bereits 1993 geschrieben wurde. Eindeutig sind die Verweise auf den Klimawandel als Auslöser dieser schwierigen gesellschaftlichen Situation, aber auch die wirtschaftlichen Konsequenzen, die sich daraus ergeben (Superreiche verschanzen sich, kaufen ganze Landstriche auf, um daraus noch mehr Geld zu scheffeln, moderne Sklaverei wird nicht nur am Rande erwähnt, sondern auch erklärt, aus welchen Gründen sich verzweifelte Menschen darauf einlassen). Aber auch die sozialen Veränderungen (Gruppenzusammenhalt aber Ausschluss von anderen, anderen nicht zu helfen, um das eigene Leben zu schützen, „Das Boot ist voll“-Mentalität) lassen sich in unserer aktuellen gesellschaftlichen Situation bereits erkennen. 

All that you touch,

You Change.

All that you Change,

Changes You.

The only lasting truth

Is Change.

God

Is Change.

Neben ihren praktischen Notfallplänen (Lauren packt einen Notfallrucksack und bereitet sich auf das Leben außerhalb der Mauern vor) versucht Lauren auch, auf geistiger Ebene mit der Situation zurecht zu kommen. Ihr Vater ist religiöser Führer der Gemeinde, Lauren kann sich jedoch kaum noch mit seinen Lehren identifizieren und entwickelt ihre eigene Sicht auf die Welt, die im Wesentlichen Veränderung über alles stellt. In ihrem Notizbuch notiert sie Verse und Gedanken, die sich schließlich zu einer Art Religion namens Earthseed zusammenfügen. Die meisten Verse lassen sich auch unabhängig vom Glaubensaspekt auf verschiedenste Lebenssituationen übertragen.

Your teachers

Are all around you.

All that you perceive,

All that you experience,

All that is given to you

or taken from you,

All that you love or hate, 

need or fear

Will teach you –

If you will learn.

Es dürfte wohl kaum als Spoiler gelten, wenn ich verrate, dass Lauren am Ende des Buches nicht mehr mit ihrer Familie in der Gated Community lebt. Mir war vor dem Lesen nicht bewusst, dass es sich um eine Serie handelt, ein Abschluss ist daher in diesem Sinne nicht gegeben. Das Buch endet eher mit einem Neuanfang. Auf den ersten Seiten hätte ich nicht gedacht, dass aus dieser beklemmenden Situation noch Hoffnung entstehen könnte.

The universe is God’s self portrait.

Randnotiz: Die Jahresstatistik für 2019 ist äußerst zufriedenstellend. Laut aktueller Zählung habe ich insgesamt 58 Bücher hier im Blog beschrieben, nebenbei habe ich im Rahmen meines Fernstudiums große Mengen an Fachliteratur gelesen. Gezählt habe ich auch wieder die Verteilung auf männliche und weibliche Autoren, die in diesem Jahr sehr deutlich zugunsten der weiblichen Autoren ausgefallen ist. Bezüglich der Buchformate liegt auch 2019 die Overdrive eLibrary eindeutig vorn. Die deutschsprachige Virtuelle Bücherei/Onleihe hat in diesem Jahr ein neues DRM erhalten, das das Lesen auch ohne Adobe ID möglich macht. Leider ist das System noch nicht ausgereift, die App teilweise etwas sperrig in der Handhabung und der Katalog noch nicht so groß. Immerhin drei Bücher habe ich aber dieses Jahr mit der neuen Onleihe-App gelesen und noch einige weitere sind auf der Wunschliste. Auch das Papier-Angebot der Büchereien Wien habe ich 2019 intensiv genutzt, wegen einiger Bücher, die ich für Geocaching-Rätsel brauchte, habe ich auch die Zweigstellen Hormayrgasse und Engerthstrasse besucht. Auch 2020 wird es mit dieser wilden Mischung hier weitergehen.

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Roman

Olivia Laing – Crudo

Maybe you’re dying and you don’t care anymore. You don’t have anything more to say. In the nothingness, the gray, islands almost disappear into the water.

Mit diesem Buch hatte ich so meine Schwierigkeiten. Der Schreibstil gibt mehr oder weniger eine Art Gedankenprozess der Protagonistin wider, ist sprunghaft, folgt keinem offensichtlichen roten Faden; es fiel mir beim Lesen schwer, auch nur eine Art Mitgefühl für die Protagonistin Kathy zu entwickeln. Zu Beginn wirkt sie in ihrer Selbstbezogenheit einfach unsympathisch, erst mit der Zeit fiel mir auf, dass es sich hier eigentlich um ein psychologisches Profil handelt. Sie wirkt getrieben, auf der ständigen Suche nach Ablenkungen, um sich nicht mit ihrem Innenleben befassen zu müssen. Immer wieder tauchen Träume auf; Alpträume von falschen Häusern oder falschen Möbeln, die sich laienpsychologisch als Versagensangst interpretieren lassen.

She was at the middle of her life, going south, going nowhere, stuck between stations like a broken-down engine.

Das Buch ist zeitlich intensiv im Sommer des Jahres 2017 verortet und doch musste ich das erst auf dem Klappentext nachlesen. Präsident Trump in den USA, Brexit in Großbritannien, diese politischen Wirrungen haben wir nicht etwa hinter uns gelassen; sie prägen unseren Alltag nun schon so lange, dass wir sie schon beinahe nicht mehr wahrnehmen. Die Protagonistin Kathy verbringt ihre Zeit damit, panisch die Nachrichten zu verfolgen und nach weiteren Katastrophen zu suchen. Das Verfolgen des Zerbrechens ihrer Weltordnung gibt ihr paradoxerweise das Gefühl, zumindest über einen kleinen Teil der Realität Kontrolle zu erlangen.

Imagine what a process it was to unnumb yourself, he said, to see it as it actually was. That’s the only reason to be an artist: to escape, to bear witness to this.

Das obige Zitat beschäftigt mich noch immer, weil ich darin zuerst einen Widerspruch gesehen habe. Zu entkommen und gleichzeitig Zeuge zu sein erschien mir in diesem Zusammenhang nicht möglich. Im Absatz davor im Buch wird argumentiert, dass der Nationalsozialismus mit einem Taubheitsgefühl (numbness) gearbeitet hat. Den Menschen wurde das Gefühl vermittelt, dass die Ereignisse viel zu schnell gehen und dass sowieso niemand etwas daran ändern kann. Dieses Gefühl hielt sowohl die Insassen als auch die Bewacher der Konzentrationslager in Schach. Zu entkommen meint daher hier, diesem Taubheitsgefühl zu entkommen und die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich waren. Der Bezug zum Heute wird auf den nächsten Seiten aufgelöst: die Welt verändert sich so schnell, dass wir das Gefühl haben, wir könnten ohnehin nichts tun. Das beste Beispiel dafür ist der Klimawandel. Neben den hartnäckigen Leugnern wächst die Gruppe jener, die die Ansicht vertreten, dass wir als Einzelne*r sowieso nichts ändern können, dass wir machtlos sind. Diesem Taubheitsgefühl sollten wir versuchen, zu entkommen und unser Leben und den gesellschaftlichen Wandel selbst in die Hand nehmen.

Immer wieder erinnerte ich mich beim Lesen dieses Buches an My Year of Rest and Relaxation. Nach wie vor habe ich das Gefühl, nicht verstanden zu haben, worum es dabei eigentlich geht. Dieser Artikel auf Lithub setzt das Buch in Beziehung zu anderen Büchern, deren Protagonistinnen durch Erbe zu Vermögen gekommen sind und dieses nun sinngemäß verschwenden. Immerhin hatte ich die Sehnsucht nach Wiedergeburt, nach dem Aufbruch in ein neues Leben richtig verstanden.

A sincere wish for rebirth much like this one lies behind many of the deranged plans launched by recent inheritress characters.

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Roman Thriller

Marc Elsberg – Helix

Wenn ich nichts anklicke, dachte Helen, entscheidet der Zufall.

Im Bereich Geocaching geht ja ansonsten aufgrund der Jahreszeit kaum etwas weiter, aber immerhin komme ich mit der Leseliste für Literatur-Geocaches gut voran. Die beiden anderen Werke dieses Autors, die ich hierfür brauche, habe ich tatsächlich schon gelesen und dieses war gerade in der Onleihe verfügbar.

Die Geschichte nachzuerzählen würde einerseits zu lange dauern und andererseits den Interessierten das Lesevergnügen verderben. Wie der Titel schon andeutet, dreht sich die rasante Geschichte um die Manipulation des Genoms, der genetischen Ausstattung. Die CRISPR/Cas-Methode (so genannte Gen-Schere) hat in den letzten Jahren breite Bekanntheit erlangt und somit fällt es auch der mit den Details der Genforschung nicht vertrauten Leserin nicht schwer, sich vorzustellen, woran im Geheimen vielleicht tatsächlich bereits gearbeitet wird. Ein großer Teil des Reizes dieser Geschichte liegt darin, dass ein Einblick in einen Bereich strengster Geheimhaltung gewährt wird, von dem die Öffentlichkeit niemals erfährt.

Wie auch schon in den vorigen Büchern des Autors werden viele ethische Aspekte aufgeworfen, die bei dieser Thematik noch stärker zum Tragen kommen. Es werden viele Argumente genannt, warum die Manipulation des menschlichen Genoms nur noch ein weiterer Schritt in eine ohnehin unabwendbare Zukunft sein soll. Die tatsächlichen Ereignisse des Buches sprechen jedoch eine deutlich andere Sprache. Die manipulierten Kinder sind zwar hoch intelligent und ihren „Erzeugern“ in vielen Bereichen überlegen. Es zeigt sich jedoch deutlich, dass ihre sozialen Fähigkeiten weit hinter ihren anderen Qualitäten zurückbleiben. Sie können aufgrund mangelnder Lebenserfahrung die soziale Tragweite ihrer Aktivitäten nicht abschätzen. Lebenserfahrung lässt sich nicht im selben Maße beschleunigen, wie es die Gentechnik möglicherweise bei Muskelwachstum oder Krankheitsresistenz kann.

Sind diese Kinder noch Menschen im herkömmlichen Sinn? Wenn nicht, was sind sie dann? Sind auf sie die Menschenrechte anzuwenden?

Ein anderer Aspekt, den ich hervorheben möchte, ist die Unmittelbarkeit, mit der diesen Kindern die Menschenrechte abgesprochen werden. Noch lange bevor die Machenschaften der betroffenen Kinder aufgedeckt werden, wird ihre Menschlichkeit bereits angezweifelt. Es wird im Buch zwar nicht näher ausgeführt, aber allein dieser kurze Hinweis lädt dazu ein, sich mit der Frage zu befassen, was Menschen eigentlich zu Menschen macht. Neben der Frage, wie weit die Gentechnik gehen dürfen soll, darf auch diese Frage nicht in den Hintergrund geraten.

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Krimi Roman

Eva Rossmann – Ausgekocht

Dass ich Krimis in letzter Zeit nur noch wegen Geocaches lese, hatte ich ja bereits im vorletzten Blog Post erwähnt. Das war nun der letzte Teil, der mir für die Lösung des entsprechenden Geocache-Rätsels noch gefehlt hat.

Die Geschichte selbst fand ich eigentlich eine der besseren aus der Mira-Valensky-Reihe, nur das Ende kam mir etwas abrupt. Nach dem finalen Showdown, der den Täter enthüllt, folgen nur noch zwei Seiten, die nichts mehr erklären, nichts mehr auflösen; es fühlt sich an, als wäre plötzlich die Deadline vorverlegt oder die maximale Seitenzahl erreicht worden.

Aktuell habe ich jetzt nur noch einen halbfertigen Literatur-Geocache, zwei andere habe ich zumindest schon so weit recherchiert, dass ich weiß, welche Bücher ich brauche. Wir werden sehen, welches davon ich zuerst aus der Bücherei bekommen kann.

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English Roman

Sara Gruen – At the Water’s Edge

If finding the monster was what it was going to take to make Ellis feel whole again, then so be it. I just hoped there was a monster to be found.

Kürzlich scrollte ich in der Overdrive eLibrary durch die Neuerscheinungen und stieß dabei auf dieses Buch, was mich sofort daran erinnerte, dass mir Wasser für die Elefanten von derselben Autorin so gut gefallen hatte, dass ich neben dem Kindle-Buch nun auch eine Paperback-Ausgabe im Regal stehen habe.

Die dadurch hohe Erwartungshaltung wurde nur teilweise eingelöst. Die Leserin verfolgt Maddie auf ihrer Reise nach Schottland. Ihr Ehemann Ellis und dessen Kompagnon (Spießgeselle würde auch passen) Hank wollen in Schottland nach dem Monster von Loch Ness suchen, um die angekratzte Familienehre wiederherzustellen. In der ungewohnten Umgebung beginnt Maddie schnell, ihren Ehemann mit anderen Augen zu sehen. Sie knüpft Freundschaftsbeziehungen zu den Menschen vor Ort und entfernt sich immer weiter von ihrem früheren Leben. Es kommt schließlich zum Showdown, in dem Maddies Ehemann Ellis sein wahres Gesicht zeigt.

Zu Beginn war mir die Protagonistin so unsympathisch, dass es einige Zeit gedauert hat, bis ich mich in die Geschichte reinfinden konnte. Zu einem späteren Zeitpunkt störte mich dann das Umkippen in das klassische „starker Mann, schwache Frau“-Schema; ich hätte es lieber gesehen, wenn Maddie sich etwas mehr selbst gerettet hätte, als gerettet zu werden. Alles in allem war es eine entspannte Lektüre, die mich einige Abende lang unterhalten hat.

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Krimi Roman

Klaudia Zotzmann-Koch – Mord und Schokolade

Krimis lese ich in letzter Zeit eher selten (der Blick ins Archiv hat diese gefühlte Wahrheit bestätigt), die letzten Krimis dienten rein dem Zweck der Ermittlung von Variablen für Geocaches. Aber da ich nun mal eine Abwechslung von all den bildungswissenschaftlichen Texten brauchte, die ich in letzter Zeit gelesen habe, kam mir dieser „Genuss-Krimi“ (gilt das schon als eigenes Genre?) gerade recht.

Die Protagonistin Paula Anders ist eine bestechend bodenständige Antiheldin, die aufgrund familiärer Beziehungen und einer gewissen Neugierde in einen Mordfall verwickelt wird. Auf die eine oder andere Art sind tatsächlich alle teilnehmenden Personen in diesen Fall irgendwie verwickelt, sei es als (mehr oder weniger unschuldiges) Opfer, als Täter*innen oder als Zeug*innen.

Zum Genuss tragen Kaffee, heiße Schokolade und Hildesheimer Lokalkolorit bei. Obwohl ich die Stadt selbst noch nie besucht habe, fühlte ich mich in die beschriebenen Gassen der Innenstadt hinein versetzt. Das Fachwerkhaus, in dem Paula Anders ihre Köstlichkeiten herstellt, wird regelrecht zu einem Sehnsuchtsort. Obwohl sich Paula in diesem Roman vehement gegen einen Onlineshop für ihre edlen Kreationen wehrt, lässt sich der Eindruck nicht vermeiden, dass sie diesen vielleicht in einer der Fortsetzungen doch noch bekommen wird.

Randnotiz: Klaudia betreibt gemeinsam mit ihrem Partner die Mastodon-Instanz literatur.social, ein soziales Netzwerk für Büchermenschen. Für die Instanz habe ich das „Lese-Mastodon“ als Key Visual gestaltet. Ihr findet auch mich auf Mastodon auf dieser Instanz unter @Columbia@literatur.social.links: Bücherstapel mit Katze, rechts: Mastodon mit Brille und Buch vor dem Rüssel

Disclaimer: Ich bin mit der Autorin befreundet und habe das Buch als Dankeschön für grafische Unterstützung geschenkt bekommen. Dass meine Meinung davon komplett unbeeinflusst bleibt, kann ich nicht garantieren. Wie meine anderen Posts ist dies jedoch keine Werbung, sondern meine subjektive in Worte gefasste Meinung.

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Roman

Lilian Faschinger – Wiener Passion

Dieses war das dritte Werk, das ich für einen Literatur-Geocache benötigte. Schon beim Herausnehmen des dicken Hardcover-Bandes aus dem Regal der Bücherei-Zweigstelle habe ich innerlich gestöhnt, einerseits, weil die Bücher gerade noch in den Rucksack passten und andererseits, weil ich mir unsicher war, wie ich mit einem so langen Werk in der mir inzwischen bekannten geschwurbelten Ausdrucksweise der Autorin zurecht kommen würde.

Die Geschichte wird aus drei Ich-Perspektiven heraus entwickelt. Die zwei zeitgenössischen Ich-Stimmen Magnolia Brown und Josef Horvath lernen sich im Wien der Jetzt-Zeit (das Buch ist 1999 erschienen, also eher die damalige Jetzt-Zeit) kennen. Magnolia ist nach Wien gekommen, um ihre Gesangskünste zu verbessern und etwas über Anna Freud zu lernen, die sie in einem geplanten Broadway-Musical darstellen soll. Sie lebt bei ihrer Tante und findet in einer Truhe ein Heft, in dem Rosa Havelka (geborene Tichy) ihre Lebensgeschichte erzählt. Rosa kam in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Wien, die Zeitspanne ihrer Lebensgeschichte umfasst unter anderem den Tod des Kronprinzen Rudolf sowie der Kaiserin Elisabeth.

Obwohl die oben bereits erwähnte, sehr umfangreiche Ausdrucksweise der Autorin die Geschichte etwas sperrig macht, versteckt sich in diesem Roman ein Familienepos, das mehrere Generationen umfasst. Gerade die Unterscheidung der Ich-Stimmen hat mir am Anfang Schwierigkeiten bereitet und nebenbei hatte ich ja immer noch die Fragen im Kopf, die für das Geocache-Rätsel zu beantworten waren. Das erfreuliche Ergebnis war jedoch überraschend: Trotz einiger Unsicherheiten bei den Antworten (sowohl in diesem als auch in einem anderen der drei Werke, die das Rätsel umfasste), konnte ich die korrekten Antworten bereits im ersten Versuch ermitteln. Jetzt geht es an die Feldarbeit. Einerseits muss natürlich die Cache Location aufgesucht werden und andererseits steht damit auch der nächste Ausflug in eine Bücherei-Zweigstelle bevor, um Material für das nächste Literatur-Rätsel zu sammeln.

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Roman

Sally Rooney – Normal People

Irgendwie hatte ich die beiden Bücher der Autorin verwechselt und dachte eigentlich, ich würde das andere lesen, was mich interessanterweise lange davon abgehalten hat, zu sehen, worum es in diesem Buch eigentlich geht. Mit dem Thema Normalität und was das eigentlich bedeutet, habe ich mich in diesem Jahr intensiv beschäftigt und aus dieser Richtung betrachtet, gibt das Buch unendlich viele Antworten auf diese Frage.

Die Geschichte beschreibt die Beziehung von Marianne und Connell, die sich ausgehend vom High-School-Alter über die Jahre hinweg stetig verändert. Zu Beginn wird Marianne als Außenseiterin beschrieben, eine Person, die sich nicht darum kümmert, was andere von ihr denken, die ihr eigenes Ding macht und ihre eigene Persönlichkeit lebt, während Connell beliebt ist, einen großen Freundeskreis hat und in allen Dingen dazugehört. Beim Wechsel aufs College verändert sich dieses Verhältnis, plötzlich ist Marianne beliebt und begehrt und Connell zweifelt an sich selbst und an seinen Lebensentscheidungen.

Im Verlauf des Buches blickt die Leser*in immer tiefer in die Persönlichkeit und die Hintergründe der beiden Protagonist*innen und irgendwann kam auch für mich der Moment, wo mir trotz der falschen Erwartungshaltung klar wurde, dass es darum geht, dass sich das, was wir unter Normalität verstehen, auf der Basis unserer eigenen Perspektive verändert. In der chaos-nahen Szene (dazu gehören der deutsche Chaos Computer Club CCC und der österreichische Chaos Computer Club Wien sowie alle chaosnahen Hackspaces und Vereine) wird oft davon gesprochen, dass wir uns auf Chaos-Veranstaltungen endlich unter normalen Leuten befinden. Mich hat das immer schon etwas befremdet, weil es dieses Gefühl des Nicht-Dazugehörens, was viele Menschen im Chaos offenbar in ihrem regulären Leben empfinden, einfach nur umkehrt und ausdrückt, dass nun alle anderen nicht dazugehören.

Beim Versuch, das Wort normal zu definieren, ohne dabei Wertungen vorzunehmen, bin ich bisher immer bei der Definition gelandet, dass das normal ist, was die Mehrheit tut oder als normal empfindet. Auf einer Chaos-Veranstaltung ist das dementsprechend nicht dasselbe wie auf einem Ärztekongress oder in einer vollbesetzten Straßenbahngarnitur.

Wenn wir aber unseren Standpunkt verändern, dann können wir auch definieren, was für uns selbst normal ist. Für mich ist es normal, täglich mit meinem Hund spazieren zu gehen, das tue ich an der Mehrheit aller Tage im Jahr (ausgenommen Urlaube, wo der Hund anderweitig betreut wird). Für mich ist es normal, mein Auto nur dann zu verwenden, wenn es notwendig ist, um Personen oder Dinge zu transportieren oder wenn es aus Zeit- oder Ortsgründen absolut nicht anders möglich ist. Für mich ist es normal, beim Einkaufen darauf zu achten, dass ich möglichst wenig Plastik einkaufe. Was wir also als normal empfinden, das können wir selbst bestimmen, das müssen wir uns nicht von der Mehrheitsbevölkerung vorschreiben lassen. Manchmal werden wir dafür Kommentare und vielleicht sogar Kritik einstecken müssen (darum wird es auch im übernächsten Post noch gehen). Aber immerhin können wir wissen, dass wir selbst über unser Verständnis von Normalität entscheiden.

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Roman

John Williams – Stoner

He had never got in the habit of introspection, and he found the task of searching his motives a difficult and slightly distasteful one; he felt that he had little to offer to himself and that there was little within him which he could find.

Dieses Buch stand schon so lange auf meiner Leseliste, dass ich nicht mehr nachvollziehen kann, wo es hergekommen ist. In der Merkliste in der Overdrive eLibrary App hatte ich es auch drin und dann kam der Impuls durch Lithub, wo der Roman auf einer Liste der besten College-Romane auftauchte. Den Link finde ich gerade nicht mehr, da die Liste allerdings meinen eigenen liebsten College-Roman nicht enthielt, kann ich sie ohnehin nicht ganz ernst nehmen.

Dem Buch vorangestellt ist eine Einleitung von John McGahern, die das Buch in einen literarischen Kontext einordnet. Leider wird dabei so viel vom Inhalt verraten, dass ich nach der Einleitung beinahe das Gefühl hatte, ich müsste das Buch nicht mehr lesen. Nahezu alle wichtigen Lebensstationen des Protagonisten William Stoner werden in der Einleitung nicht nur erwähnt, sondern auch in den Gesamtkontext seiner Lebensgeschichte gestellt. Dadurch enthält das Buch keine Überraschungen mehr, die Entwicklung seines Lebens, die Navigation durch schwierige Entwicklungen sowohl im Arbeitsbereich als auch im Liebesleben wird vorweg genommen.

Das Buch ist in meinen Augen ein klassischer Entwicklungsroman, der die wichtigsten Lebensthemen im Kontext seiner Zeit behandelt. Ich würde vorschlagen, die Einleitung erst nach dem Buch zu lesen. An dieser Stelle wäre die Einordnung in meinen Augen sehr sinnvoll.