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English Fantasy Roman

James Dashner – The Maze Runner

Dieses Buch bzw. diese Serie steht schon seit Jahren auf meiner Liste, stammt vermutlich aus der Ecke problemsofabooknerd, wo es leider in letzter Zeit nicht viel Neues gibt. Die Overdrive eLibrary hat es nun möglich gemacht und ich habe das erste Buch an 4 Abenden durchgelesen.

Thomas wacht in einem dunklen Raum auf, sein Gedächtnis ist teilweise verschwunden, er kann sich an die prinzipielle Funktionsweise der Welt erinnern, aber an keine Personen im Detail. Er weiß noch, dass Kinder Eltern haben, hat aber keine Erinnerung an seine eigenen Eltern. Er landet in einer Art Festung, in der bereits etwa 60 andere Jungen leben. Die Festung ist umschlossen von einem Irrgarten, den die Jungen bereits seit 2 Jahren zu entschlüsseln versuchen. Bevölkert wird dieser von gefährlichen Kreaturen, die während des Tages zumeist verschwunden bleiben, des Nachts aber in großer Zahl auftreten. Die Türen der Festung schließen sich am Abend selbsttätig, wer draußen bleibt, steht dem sicheren Tod gegenüber.

Thomas bleibt keine Zeit, sich an das neue Leben zu gewöhnen, die Ereignisse überschlagen sich in rasendem Tempo. Am Tag nach seiner Ankunft landet ein Mädchen in ihrer Mitte, das das baldige Ende verkündet und Thomas vage bekannt vorkommt. Der Druck steigt, als die Türen sich nachts nicht mehr schließen und die Jugendlichen den gefährlichen Kreaturen schutzlos ausgeliefert sind. Das Rätsel des Irrgartens muss gelöst werden.

Das Ende des Buches erinnert vage an The Hunger Games. Dem drohenden Tod im Irrgarten sind Thomas, Teresa und einige andere entkommen, doch die Welt außerhalb ist ebenfalls aus den Fugen geraten. Damit geht es im zweiten Teil der Serie weiter. Es handelt sich um ein fesselndes Stück YA Literatur, das zeigt, wie Menschen in ausweglosen Situationen über sich hinauswachsen.

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English Roman

Stephen King – Under The Dome

Dieser monumentale Roman hat mich tatsächlich nicht so lange beschäftigt, wie ich ursprünglich befürchtet hatte. Das Wetter lädt dann doch eher zu langen Leseabenden im Bett ein und so absolvierte ich die zweite Hälfte dieses Wälzers an einigen Abenden innerhalb einer Woche.

Eine mysteriöse unsichtbare Barriere schneidet von einem Moment auf den anderen die Stadt Chesters Mill von ihrer Umgebung ab. Schon das Erscheinen des Domes sorgt für eine unüberschaubare Anzahl von Todesfällen. In den folgenden Tagen (die Gesamtzeit der Geschehnisse beschränkt sich auf weniger als eine Woche) spitzt sich die Situation in der Kleinstadt in rasendem Tempo zu. Ein Stadtverantwortlicher (hierzulande wohl mit einem Vizebürgermeister vergleichbar) entpuppt sich als Kopf eines Drogenkartells, der vor nichts zurückschreckt, um einerseits seine Machenschaften nicht auffliegen zu lassen und andererseits seine Macht über die Stadt nicht nur zu erhalten sondern auf diktatorische Ausmaße zu vergrößern. Dazu bedient er sich des manipulierbaren Polizeichefs und vergrößert die exekutiven Kräfte um wenig qualifizierte Jugendliche, die mit Gewalt und Einschüchterung die Stadtbewohner im Zaum halten sollen. Seine Gegner sind weniger zahlreich, aber sie verbünden sich und holen zum Gegenschlag aus. Das alles während sich die Versorgungssituation mit Lebensmitteln, Strom und anderen Gütern in der abgeschnittenen Stadt zunehmend verschlechtert.

Die Geschichte zeigt exexmplarisch, wie sich in einer vom Rechtsstaat abgeschnittenen Gesellschaft in kürzester Zeit diktatorische Prinzipien, der Ruf nach einem starken Mann und Lynchjustiz ausbreiten können. Mit dem Verweis auf die Notsituation wird die Aufhebung aller in der Verfassung garantierten Rechte und sogar der Menschenrechte legitimiert. Die geschilderte Situation ist natürlich extrem und unrealistisch, aber ein Katastrophenzustand kann in der Realität bereits durch einen lokal begrenzten Terroranschlag ausgelöst werden. Diese Mechanismen sind real, sie konnten in den vergangenen Jahrzehnten in mehreren Ländern beobachtet werden.

Das zentrale Element, das diesen Roman so schwer zu verdauen macht, ist die Ausweglosigkeit. Die unter dem Dome Eingeschlossenen haben keine Möglichkeit, die Situation zu verlassen. Sie müssen irgendwie mit der Situation klar kommen, so schlimm sie auch noch werden sollte, es gibt für sie buchstäblich keinen Ausweg. Diese Ausweglosigkeit, auch Hilflosigkeit, hat mich im ersten Drittel nach einer furchtbaren Szene das Buch für mehrere Tage weglegen lassen.

Kürzlich habe ich diesen Lithub-Artikel gelesen, in dem sich ein Autor mit den unterschiedlichen Niveauvorstellungen von Genreliteratur und „ernsthafter“ Literatur befasst. Er beschreibt seinen Versuch, sich vom Unterhaltungselement der Genreliteratur zu befreien und endet mit einem Plädoyer für Bücher, die die Leserin gleichzeitig unterhalten, aber ihr auch etwas zum Mitnehmen anbieten. Für mich ist Under The Dome ein hervorragendes Beispiel für solche Literatur. Allein schon die Umsetzung der Geschichte als TV-Serie zeigt deutlich, dass es sich um Unterhaltung handelt. Gleichzeitig macht sie aber auch den Leser aufmerksam, sie lädt ein, gesellschaftliche Veränderungen zu hinterfragen und Entwicklungen in Richtung eines Polizeistaats zu erkennen und diesen zu widersprechen. Die Geschichte zeigt auch einige Fehler auf, die man als Einzelner dabei machen kann: sich selbst überschätzen, Entscheidungen und Handlungen übereilen, sich allein dem Negativen stellen wollen. Erst in dem Moment, in dem sich „die Guten“ zusammenschließen und gemeinsam „dem Bösen“ entgegentreten, zeichnet sich eine mögliche Wende ab. Auch ein deutliches Plädoyer gegen den privaten Waffenbesitz lässt sich herauslesen. Alles in allem also Unterhaltung auf hohem Niveau und gleichzeitig ein gesellschaftspolitisches Statement.

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English Roman

James Salter – All That Is

He loved her for not only what she was but what she might be, the idea that she might be otherwise did not occur to him or did not matter. Why would it occur? When you love you see a future according to your dreams.

Ohne wirkliche Kaufabsicht spazierte ich zum Zeitvertreib am Flughafen Hamburg vor dem Rückflug in die Buchhandlung. Die Frauenromane, die Fantasyromane, nichts konnte mich interessieren, doch schließlich stand ich vor dem Regal mit englischsprachigen Büchern und damit war mein Interesse geweckt. Mitch Albom hat sich als im Original angenehmer zu lesen erwiesen, beim Stundenzähler hatte ich mich eher gelangweilt (obwohl es auch an der Geschichte gelegen haben mag). Außerdem hatte mich der Titel All That Is angesprungen. Er klingt deterministisch, endgültig, man möchte wissen, was denn nun alles ist. Endgültig zum Kauf überzeugt hatte mich dann die John Irving Review auf dem rückseitigen Cover.

Die Erwartungen wurden teilweise erfüllt. Die Hauptfigur Philip Bowman hat auf einem amerikanischen Kriegsschiff in der japanischen See gedient. Er kehrt zurück nach Amerika und versucht, sein Leben in geordnete Bahnen zu lenken, einen Job zu finden, zu heiraten. Seine erste Ehe erweist sich als Fehler, hier sieht der Leser den Protagonisten ins Unglück rennen. Immer wieder erzählt der Autor die Geschichten von Personen, die mit Philip Bowman irgendwie in Kontakt stehen. Auch in diesen Nebenhandlungen sehen wir zumeist traurige, einsame Menschen, die Verluste erleiden müssen und sich davon mehr oder weniger erholen.

Irgendwie konnte ich für Philip Bowman keine Sympathie entwickeln. Weder als naiver junger Mann, noch als abgeklärter, desillusionierter Dandy tut er mir in seinem Unglück leid. Vielleicht war mir hier die englische Sprache im Weg und ich konnte deshalb die emotionalen Höhepunkte nicht ausreichend wahrnehmen.

Das erste Buch des Jahres. Wenn es so weitergeht, schaut das schlecht aus für die 2015 Reading Challenge.

Reading Challenge: A book set in a different country

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English Roman

Robin Sloan – Mr. Penumbra’s 24-Hour Bookstore

“Magic is not the only power in this world,” the old mage said gently, handing the horn back to its royal owner. “Griffo made an instrument so perfect that even the dead must rise to hear its call. He made it with his hands, without spells or dragon-songs. I wish that I could do the same.”

Es könnte kein passenderes Buch für diesen Anlass geben: Am heutigen Tag vereint sich der 400. Post auf diesem Blog mit dem 7. Geburtstag desselben. Am 26. November 2007 erschien der erste Post, damals noch auf meinem last.fm Profil (inzwischen gelöscht). Damals hätte ich vermutlich nicht gedacht, dass ich so lange dranbleiben würde, über (fast) jedes Buch, das ich gelesen habe, einen Text zu schreiben. Ja, ich habe über die Jahre einige Bücher ausgelassen, teilweise, weil mir meine Meinung dazu zu privat ist, um sie öffentlich zu teilwen, teilweise, weil ich dem Buch / Autor / Thema nicht noch mehr Öffentlichkeit schenken wollte.

With each new mega-project she describes, I feel myself shrink smaller and smaller. How can you stay interested in anything – or anyone – for long when the whole world is your canvas?

Eine warmherzige Empfehlung kann ich jedoch für Mr. Penumbra aussprechen. Empfehlungen aus der Ecke problems of a book nerd sind meistens eine Lesefreude, aber dieses Buch übertrifft vielleicht nicht alles, aber einiges.

Clay stolpert auf der Suche nach einem Job in Mr. Penumbras Buchhandlung und findet sich überraschend schnell als Nachtverkäufer hinter dem Tresen (gibt es dafür ein österreichisches Wort?) wieder. Natürlich ist nachts im Buchgeschäft nicht viel zu tun, auch wenn Clay nach und nach die etwas seltsamen Besucher kennenlernt, die nichts kaufen, sondern sich aus den hinteren Regalen Bücher ausleihen. Aus Langeweile beginnt er, das Buchgeschäft auf seinem Laptop in 3D nachzubauen. Gemeinsam mit der aufstrebenden Google-Mitarbeiterin Kat löst er mehr zufällig ein Rätsel, das ihn auf die Spur einer geheimen Gemeinschaft bringt. Seit Jahrhunderten sind deren Mitglieder mit der Entschlüsselung des Buches eines Aldus Manutius, der Zeitgenosse von Gutenberg gewesen sein soll, beschäftigt. Das Buch soll den Schlüssel des Lebens enthalten. Clay und Kat nehmen die Herausforderung an, den Code mit modernen Mitteln zu knacken.

Meine Zusammenfassung ist wie so oft viel langweiliger als die tatsächliche Geschichte, weil das Buch einfach so nett geschrieben ist. Clay hat jede Menge Freunde mit seltsamen Hobbies wie etwa sein Mitbewohner Matt, der als Ausstatter beim Film arbeitet und außergewöhnliche Talente im Herstellen von Requisiten (oder gefälschten Büchern) aufweist. Jedes Kapitel bringt ein neues Puzzle hervor, für das Clay und seine Freunde nach etwas Drehen und Wenden und manchmal auch ein paar Schritten rückwärts eine Lösung finden.

Wird der Code am Ende geknackt? Die Antwort ist wie so oft: Ja und Nein! Aber die Reise dahin ist jede Minute wert!

There is no immortality that is not built on friendship and work done with care. All the secrets of the world worth knowing are hiding in plain sight.

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English Roman

David Benioff – City of Thieves

They have decided nothing can kill them but God himself, and they don’t even believe in him.

Allem anderen voran sei gesagt: es heißt immer wieder, das wichtigste Element für einen guten Film (oder ein gutes Theaterstück oder ein gutes Musical) ist ein gutes Buch. Die Story muss stimmen. Ohne eine gute Story kann man noch so viel Glitzer und Licht und Effekte drauf werfen, es wird niemals ein gutes Endprodukt rauskommen. Hier stimmt die Geschichte. Sie ist so großartig, dass das Fehlen jeglichen Glitzers (bzw. das Ignorierend des Glitzers im Angesicht von Hunger und Entbehrung) die Geschichte eher noch besser macht. Warum mein Eingangszitat so wichtig ist, wird man erst erkennen können, wenn man die Geschichte zu Ende gelesen hat. Es wird schwierig werden, nicht zu spoilern.

I’ve always envied people who sleep easily. Their brains must be cleaner, the floorboards of the skull well swept, all the little monsters closed up in a steamer trunk at the foot of the bed.

Lev lebt mit seinen Freunden in der belagerten und beschossenen Stadt Leningrad. Es gibt kaum noch essen, der Schwarzmarkt blüht. Als eines Nachts ein toter deutscher Soldat mittels Fallschirm in ihrer Straße landet, wird Lev verhaftet und landet in einer Zelle mit dem vermeintlich desertierten Soldaten Kolya. Anstatt erschossen zu werden, erhalten sie vom General die Aufgabe, für die Hochzeit seiner Tochter ein Dutzend Eier zu beschaffen. Ein Ding der Unmöglichkeit in der ausgehungerten Stadt.

„What’s the second thing you asked for?” –
“Hm?” –
“You said if I win, first he sets us free. So what’s the second thing you asked for?”
He looked down at me, his eyebrows tilted toward each other, incredulous that I could not guess.
“Isn’t it obvious? A dozen eggs.”

Ihr Weg führt sie auf den Schwarzmarkt, in die Arme von Kannibalen, aufs Land zu den Rebellen und schließlich in die Arme der deutschen Besetzer. Womit fast schon zu viel gesagt ist. Natürlich ist es eine Geschichte von Auszehrung, von Hunger, von Krieg, von Brutalität und Grausamkeit. Aber sie enthält dermaßen viel Witz und Lebensfreude, das der Leser an den Buchstaben hängt. Ein Roman für alle. Ein frühes Highlight des Lesejahrs 2014.

There is a place beyond hunger, beyond fatigue, where time no longer seems to move and the body’s misery no longer seems fully your own.

RANDNOTIZ: Es dürfte inzwischen zu spät sein, dass diese Folge noch im Podcast Verzeichnis zu haben ist. Im Ö3 Frühstück bei mir vom 5. Jänner 2014 erzählt Skisprungtrainer Alexander Pointer von der Depressionserkrankung seines Sohnes, er selbst hatte ebenfalls mit einer Depression zu kämpfen. Claudia Stöckl verharmlost in diesem Interview mehrmals diese ernsthafte Krankheit mit den Begriffen „schwermütig“ bzw. „es ging ihm nicht gut“. Ihre gesamte Haltung zu diesem Thema klingt danach, als ob es sich um eine kurzfristige Verstimmung handelt, wie ein Schnupfen, der mit Medikamenten zwar leichter zu ertragen ist, aber sowieso nach einer Woche wieder verschwindet. Gerade im Mainstream-Radio wäre es wichtig, diese Krankheit deutlich als solche zu bezeichnen. In vielen Fällen sind Medikamente der einzige Ausweg. Noch immer wird die Depression tabuisiert, Betroffene und Angehörige werden diskriminiert, trauen sich nicht, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Ich empfehle allen, die wissen wollen, wie sich eine Depression anfühlt und wie schwer der Heilungsprozess sein kann, das Buch Mängelexemplar von Sarah Kuttner. Rat für Betroffene und Angehörige gibt es zum Beispiel bei Nein zur Depression.

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English Roman

Aimee Bender – The particular sadness of lemon cake

The whole cookie was so rushed, like I had to eat it fast or it would, somehow, eat me.

Normalerweise gebe ich nicht viel auf Buchempfehlungen. Selbst wenn sie von einem Blogger kommen, dem ich schon länger folge. Aber wenn die Liste mit Bel Canto anfängt, kann das so falsch nicht sein. Zusätzlich ereilte mich das Ganze zu einem Zeitpunkt, wo ich gern mehr gelesen hätte, aber kaum dazu gekommen bin. Und dann kommt noch erschwerend hinzu, dass die englischen Bücher als Kindle Books meist nur 5 oder 6 Euro kommen und da denk ich dann kaum noch nach … also habe ich von @zenhabits Liste gleich sechs oder sieben Bücher gekauft. Für irgendwann später …

She slipped the cutting board out of the counter and scraped the bumpy squares into the pan to join the golden onions and garlic. We watched the pepper parts crackle in the oil.

Gleich das erste Buch erwies sich als absoluter Favorit. Es ist rückblickend total interessant, wie sich die Geschichte entwickelt, mehrmaliges Lesen zahlt sich auf jeden Fall aus. Ich bin überzeugt, dass man bei einem zweiten Mal Lesen auf ganz andere Aspekte aufmerksam werden wird. Generell dreht sich das Buch um das Mädchen Rose, das eines Tages feststellt, dass sie in zubereitetem Essen die Emotionen der Menschen schmecken kann, die das Essen zubereitet haben. Das beginnt mit dem titelgebenden Lemon Cake, in dem Rose das Unglück und die Sehnsucht ihrer Mutter spürt.

It was the first time I could remember making a whole meal, start to finish. As best I could, I kept focused on the task at hand, and as I chopped parsley into small wet green bits, I just tried to let the ingredients meet each other, as I had tasted in the onion soup.

Rose lernt, mit dieser „Fähigkeit“ zu leben. Sie hält sich an junk food, maschinell hergestelltes Essen, um nicht ständig die Emotionen anderer Menschen ertragen zu müssen. Schließlich erschmeckt sie im von der Mutter gekochten Abendessen auch deren Affäre. Einer Freundin dient sie einige Zeit als Depressionstherapeutin. Das Verhältnis zu ihrem Bruder ist belastet, denn Rose ist in dessen Freund George verliebt.

And just as he said it, like a bird across the sky, my brother flickered through my mind, and although the thought was half formed, it occurred to me that meals were still meals, food still contained with a set beginning and end, and I could pick and choose what I could eat and what I couldn’t. And that my father’s was ahospital he could drive around entirely, and Grandpa seemed to smell mostly in stores, but what if whatever Joseph had felt every day had no shape like that? Had no way to be avoided or modified? Was constant?

Der Roman begleitet Rose über mehrere Jahre. Und wie George bereits zu Beginn bemerkt, wird Rose lernen, mit ihrer „Gabe“ irgendwie zu leben, sich daran zu gewöhnen. Ihren Platz findet sie schließlich in einem Restaurant, in dem das Wirtsehepaar mit so viel Liebe kocht, dass sogar Rose die Mahlzeiten genießen kann. Sie arbeitet sich als Tellerwäscherin hoch und lernt schließlich selbst kochen. Und findet eines Tages sogar heraus, dass sie ihrem Bruder vielleicht ähnlicher ist, als sie lange dachte.

The cook is a little disillusioned.

Eigentlich zuviel verraten. Und doch wieder nicht. Ein gefühlvoll arrangierter Roman, der den Leser in die Geschichte hineinzieht und nicht mehr los lässt. Schon allein die Vorstellung, man könnte selbst in Nahrung die Gefühle der Menschen schmecken (oder sie riechen, hören oder sehen?). Absurd und beängstigend, wenn man sich vorstellt, einer seiner Sinne würde einem ständig zusätzliche Informationen übermitteln, die man eigentlich nicht haben möchte und vielleicht auch nicht teilen kann. Wie Rose damit umgeht, entfaltet sich zu einer fantastischen Geschichte, die ich vorbehaltlos empfehlen kann. Und ich wünschte, ich könnte rückwirkend alle meine Nicknames auf „angry cookie“ ändern.

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English Sachbuch

Robert Bringhurst – The Elements of Typographic Style

Space in typography is like time in music. It is infinitely divisible, but a few proportional intervals can be much more useful than a limitless choice of arbitrary quantities.

Meine Mutter hat mich mit diesem Buch im Hof sitzen gesehen und meinte nach einem kurzen Blick: „Das ist ja gar kein Vergnügen, das ist ja Arbeit.“ Sie hatte Recht und Unrecht. Natürlich kann kein Chef von mir verlangen, dass ich Typografiebücher lese und ich hab’s mir selber ausgesucht, also Vergnügen. Aber dann auch wieder Arbeit. Weil so viele Dinge, von denen ich weiß, dass sie im Magazinlayout gang und gäbe sind, von Robert Bringhurst entwertet und widerlegt wurden. Am Anfang hab ich befürchtet, ich könnte nach der Lektüre meinen täglichen Job nicht mehr machen. Hab dann die Dosis reduziert und mir Zeit gelassen, damit das Wissen auch einsinken kann. Und dann ist es auch noch amüsant geschrieben mit treffenden Metaphern und Witzen.

Etwa schreibt er in den Schriftmustern zur Alcuin:

As such, it does not have and does not need a sloped companion face. There is instead an extensive range of weights with text figures and small caps. This is everything required for setting excellent text. The face should not be used where editorial inflexibility demands the use of roman and italic.

Eine brillante Umschreibung dafür, dass der Chef in alles reinregiert, und italic verlangt, obwohl es absolut unpassend ist. Bei den Schriftmustern hab ich so einiges gefunden, was ich noch nicht kannte, hauptsächlich klassische Schriften, die sich für Fließtexte eignen und sich über lange Jahre bewährt haben. Es müssen nicht immer Garamond und Futura sein. Auch einige Tipps zur Verwendung von Klammern als Korrekturmarker, die mir bisher nicht bekannt waren:

In the editing of classical texts, angle brackets are used to mark editorial additions while braces mark the editor’s deletions.

Also ich kann meinen Job noch machen. Für den interessierten Typografie-Enthusiasten hat dieses Werk so einiges zu bieten und ich werde sicher noch oft auf meine Notizen zurückgreifen und davon profitieren. Wird auf jeden Fall in meine Fachliteratur-Bibliothek aufgenommen. Also doch Arbeit ;-)

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English Roman

James Frey – A Million Little Pieces

I turn and I slowly walk away and I don’t look back. It has always been a fault of mine, but it is the way I am. I never look back. Never.

Hätte ich bei diesem Buch vorher auch nur ansatzweise gewusst, worum es geht, hätte ich vermutlich nicht zugegriffen. Aber die Erinnerung an das andere Buch dieses Autors, das ich voriges Jahr gelesen hatte – Strahlend schöner Morgen, nach wie vor würde ich diesen Roman beinahe jedem empfehlen – und der Titel, der mich gerade in diesem Moment auf eine besondere weiße angesprochen hatte, ließen mich blind auf „Jetzt kaufen“ klicken.

Dieser Roman ist autobiografisch geschrieben, er wird erzählt aus der Perspektive des 23-jährigen James Frey. Natürlich hat mich auch interessiert, ob er da wirklich aus seinem eigenen Leben schreibt. Die Wikipedia meint hierzu, er hätte zwar Erfahrungen mit Drogensucht und Entzug gemacht, jedoch hätte es auch Zweifel an der Authentizität der beschriebenen Erlebnisse gegeben. Mein erster Gedanke wäre zu diesem Thema, dass man sich Teile der grausamen Geschichten, die in A Million Little Pieces erzählt werden, nicht ausdenken kann oder nicht ausdenken möchte. Andererseits mag auch hier schlicht und einfach eine Melange aus eigenen Erlebnissen und den Geschichten anderer die Grundlage ergeben haben. Gefühlsmäßig würde ich annehmen, dass jeder Autor so arbeitet, zum Vorwurf machen kann man es wohl nur, wenn der Autor tatsächlich behauptet, er hätte alles erlebt. Doch so ist A Million Little Pieces nicht erzählt.

Will this song exist when the beating stops. Will one stay when one is gone, can one live without the other. Does it matter. It does. I have to believe in something. It is holding me together.

James landet als komplettes Wrack in der besten Entzugsklinik Amerikas. Er trinkt sich seit Jahren täglich ins Koma und hat auch bereits mit jeder anderen erhältlichen Droge Erfahrungen gemacht. Nach einem Sturz von der Feuertreppe ist sein Gesicht verletzt, einige Zähne sind an- oder ausgeschlagen. Unfähig, irgendwelche Entscheidungen zu treffen, lässt er den Entzug über sich ergehen. Die dramatischen Ergebnisse der ärztlichen Untersuchung lassen James vorerst nachdenklich werden: wenn er mit seinem bisherigen Leben weitermacht, hat er keine 3 Monate mehr zu leben. Verlässt er die Entzugsklinik jetzt, kann er sich auch direkt ins Grab legen. Ein harter Schlag auch für James Eltern, die vom Ausmaß des Drogenkonsums ihres Sohnes bisher nichts wussten.

We have to hold on to what we have left. Fight for it. Cherish it. Try to survive it. Try to love it.

Weniger die tatsächlichen Erlebnisse in der Entzugsklinik sind das Spannende an diesem Roman. Vielmehr ist es der Einblick in die Gefühlswelt eines Süchtigen. In knappen Worten beschreibt der Autor den Rausch der Sucht, the fury, wie James es für sich nennt, die nahezu unüberwindbare Kraft, die ihn antreibt, die ihn nach einem Drink lechzen und vom Drogenrausch träumen lässt. Der Autor schont den Leser nicht, James komplexe Gefühlswelt gegenüber seinen Eltern und schließlich Lilly, in die er sich verliebt und die er in weiterer Folge entgegen aller Vorschriften retten wird, nachdem sie die Klinik verlassen hat.

When I see you the World stops. It stops and all that exists for me is you and my eyes staring at you. There’s nothing else. No noise, no other people, no thoughts or worries, no yesterday, no tomorrow. The World just stops, and it is a beautiful place, and there is only you. Just you, and my eyes staring at you.

Wenn man die Perspektive erweitert, geht es natürlich nicht um den Entzug an sich. Zu Beginn sieht James keinen Grund, am Leben zu bleiben. Mit jedem Tag fällt ihm das Leben leichter, er entscheidet sich für einen Versuch. Und findet schließlich alles, wofür es sich zu leben lohnt: Freundschaft und Liebe. Er entscheidet sich für das Leben.

I know I am strong. I know I am strong enough to confront what I fear and I know I am strong enough to hold on until the fear goes away. I believe this in my heart.

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English Roman

Ann Patchett – State of Wonder

– “You do a good job of this,“ Milton said, keeping his eyes towards the river. “I admire your patience.“
– “Believe me, I have no patience.”
– “Then you create the illusion of patience. In the end, the effect is the same.“

Auch dieser Ann Patchett-Roman hat mich wieder sehr beeindruckt. Sie schafft es nicht nur, den Leser bereits auf den ersten Seiten tief in die Geschichte hineinzuziehen, sondern auch, ein überraschendes und trotzdem überzeugendes Ende zu entwerfen. Sie zeigt keine Gnade mit ihren Charakteren, lässt diese auch leiden und wir sehen, dass man an Schmerzen wachsen kann.

Marinas Kollege Anders ist auf einer Exkursion ins Amazonas-Gebiet an einem Fieber verstorben. So teilt es ihr ihr Chef und Liebhaber Mr. Fox auf den ersten Seiten des Romans mit. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, um Anders’ Frau Karen die Nachricht zu überbringen. In den nächsten Tagen wird klar: Marina selbst wird nach Brasilien fliegen. Einerseits, um herauszufinden, was mit Anders passiert ist. Andererseits, um seinen Auftrag zu vollenden: herauszufinden, wie das dort von der brillanten aber spröden Dr. Swenson geführte Forschungsprojekt voran kommt.

Ann Patchett lässt uns tief in Marinas Psyche blicken. Auf die Malaria-Prophylaxe reagiert sie mit heftigen Alpträumen – dies gibt ausreichend Gelegenheit, Marinas schwierige Beziehung zu ihren Eltern und die damit verbundenen tief liegenden Ängste zu beleuchten. Auch mit Dr. Swenson hat Marina eine Vorgeschichte, die Stück für Stück enthüllt wird, während sich Marina in Manaus durch die alltäglichen Schwierigkeiten des Lebens in Brasilien schlägt und mit mehr oder weniger Geduld darauf wartet, dass Dr. Swenson aus dem Dschungel auftaucht.

Natürlich gelangt Marina letztlich auf die Forschungsstation. Doch, was sie dort findet, übertrifft alle ihre Vorstellungen. Es wäre falsch, jetzt zuviel zu verraten, ein großes Plus an diesem Roman ist der immer wieder überraschende Aufbau der Geschichte, die Wendungen und Ecken, hinter denen sich wieder ein neuer Blickwinkel auftut.

Müsste ich ein Buch von Ann Patchett empfehlen, wäre meine erste Wahl weiterhin Bel Canto. Doch auch State of Wonder hat einige Überraschungen zu bieten und kann mit seiner unaufgeregten Herangehensweise in manchen Bereichen neue Blickwinkel aufzeigen, wo man sie nicht erwartet hat. Hätte ich vorher den Klappentext gelesen (was ich praktisch nie tue), hätte ich mir das Buch sicher für Winterabende unter der Decke auf der Couch aufgehoben. Bei der derzeit herrschenden Sahara-Hitze braucht man nicht auch die Vorstellung des feuchten Amazonas-Dschungels.

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English Roman

Kurt Vonnegut – Slaughterhouse-Five

„That’s one thing Earthlings might learn to do, if they tried hard enough: Ignore the awful times, and concentrate on the good ones.“
„Um,“ said Billy Pilgrim.

Immer wieder begegnet einem der 2007 verstorbene Kurt Vonnegut als einer der bekanntesten amerikanischen Autoren der jüngeren Vergangenheit. Vor zwei Jahren hatte ich auf dem iPad Cat’s Cradle gelesen und ich erinnere mich richtig, es hatte mir sehr gut gefallen.

Slaughterhouse-Five ist Vonneguts bekanntestes Werk. Es ist teils autobiografisch. Die Luftangriffe, die Dresden 1945 großteils zerstörten, hat Vonnegut in Kriegsgefangenschaft miterlebt und verarbeitet diese auf äußerst skurrile Weise in diesem Roman. Seine Hauptfigur namens Billy Pilgrim ist ein scheinbar etwas zurückgebliebener Mann, stets abwesend, in seiner eigenen Welt lebend. Er unternimmt Zeitreisen und ist überzeugt davon, von Außerirdischen auf den Planeten Tralfamadore entführt worden zu sein. Dort wurde er mit einer ebenfalls von der Erde entführten Pornodarstellerin in einem Zoo ausgestellt, zur Unterhaltung der Tralfamadorianer.

One of the main effects of war, after all, is that people are discouraged from being characters. But old Derby was a character now.

So it goes. Die ständigen Zeitsprünge machen es für den Leser einigermaßen anstrengend, der Geschichte zu folgen. Allerdings scheint eine fortlaufende Erzählung über Billy Pilgrims Leben auch nicht das Ziel zu sein. Über Krieg an dich und Kriegsgefangenschaft im Besonderen lässt sich kaum etwas Gutes sagen, erklärt Autor Kurt Vonnegut in seiner Einleitung.

Ich kann den Hype um dieses Buch nicht ganz nachvollziehen. Ja, es ist witzig und skurril und es gab Momente, wo ich sehr schmunzeln musste. Ja, es ist Anti-Kriegs-Literatur und hat damit zweifellos seine Berechtigung. Aber für mich reichte es an Cat’s Cradle nicht heran.

Bei diesem Buch habe ich außerdem festgestellt, dass ich ein Problem mit der Papier- und Druckqualität englisch-sprachiger Taschenbücher entwickelt habe. Ich dachte zuerst, es ist der Font, den ich nicht mag, aber beim nächsten Buch wurde mir dann klar, dass es wohl eine Kombination aus der Papierqualität und der dadurch beeinflussten Lesequalität ist. Das Papier ist offensichtlich Recycling (was ich prinzipiell befürworte), ungebleicht und eher grobfaserig, die Buchstaben verschwimmen beinahe etwas. Gerade, wenn man nach einem langen Arbeitstag auf der Heimfahrt im Zug noch lesen möchte, kann so ein Schriftbild schon sehr stören. Ich überlege, bei englischsprachigen Romanen zukünftig komplett auf Kindle Books zu setzen.