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English Fantasy Roman

Tamsyn Muir – Gideon The Ninth

CN dieses Buch: Gewalt, Tod, Mord
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“Too many words,” said Gideon confidentially. “How about these: One flesh, one end, bitch.”

The Ninth House necromancer flushed nearly black. Gideon tilted her head up and caught her gaze: “Say it, loser.”

“One flesh – one end,” Harrow repeated fumblingly, and then could say no more.

Wenn ich doch nur noch wüsste, wie es dieses Buch auf meine ToRead-Bookmark-Liste in der Libby-App geschafft hat …  Generell halte ich ja Genres (und die Art und Weise, wie sie oft verwendet werden, um Bücher in Literatur und Unterhaltung zu spalten) eher für unnötig. Aber um diesem Buch gerecht zu werden, muss ich erwähnen, dass die Geschichte wohl zu einem Genre zu zählen ist, das für mich völlig neu ist: Necromancer Fantasy.

Eine komplette Fantasiewelt, in der zu Beginn viele Wörter für mich keinen Sinn ergeben (manche übrigens auch am Ende noch nicht ganz). Neun Häuser, die alle einem unsterblichen Oberhaupt zu dienen haben. Ein Wettbewerb, in dem aus jedem Haus jeweils ein Necromancer und ihr:sein Kavalier als Team antreten, um die gehobene Position des Lyctors zu erreichen. Fein gezeichnete Charaktere (so viele davon, dass ich teilweise den Überblick über die Personen aus den verschiedenen Häusern verloren habe). Eine detailliert beschriebene Fantasiewelt, die ich mir trotzdem nur sehr mangelhaft ausmalen konnte. Ein Zusammenwachsen von Personen, die von Beginn an wie Feuer und Wasser wirken. Selten habe ich eine so überzeugende Umsetzung des klassischen Tropus „sie hassen sich/sie lieben sich“ gelesen. Einfach großartig. 

Und das Coverbild ist auch spektakulär. Großartige Arbeit von Tommy Arnold für Tor Books.

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English Roman

Marylinne Robinson – Home

CN dieses Buch: Alkoholismus, Alter, Sterben
CN dieser Post: –


Maybe she kept the bible out of sight because she was afraid that if he spoke to her that way again she would have to tell him she had no certain notion what a soul is. She supposed it was not a mind or a self. Whatever they are. She supposed it was what the Lord saw when His regard fell upon any of us. But what can we know about that?

Als ich im Oktober mit Gilead begonnen hatte, bemerkte ich erst in der Libby App, dass es sich dabei um eine Serie handelt. Je mehr ich dann gelesen hatte, umso mehr fragte ich mich, wie es hier wohl weitergehen würde. Und die Antwort darauf ist: es geht tatsächlich nicht weiter. In Home erzählt die Autorin erneut dieselbe Zeitspanne, allerdings aus einer anderen Perspektive. Es werden Details enthüllt, die den Blickwinkel aus dem ersten Roman korrigieren bzw. erweitern, speziell auf den im ersten Buch zweifelhaft dargestellten Charakter Jack. Einerseits wird einiges über seine Lebensumstände enthüllt, worüber im ersten Buch nur spekuliert wurde. Andererseits wird das zweite Buch aus der Sicht von Jacks Schwester Glory erzählt und zeigt uns so deutlich mehr davon, was im Haus der Boughtons tatsächlich vorgeht.

Did she choose to be there, in that house, in Gilead? No, she certainly did not. Her father needed looking after, and she had to be somewhere, like every other human being on earth. What an embarrasment that was, being somewhere because there was nowhere else for you to be.

Aus dem Blickwinkel von Reverend Ames in Gilead wirkt Jack wie ein Unruhestifter, der scheinbar zum Spaß religiöse Debatten vom Zaun bricht. In Home wird jedoch klar, dass Jack einfach zutiefst an sich selbst, seiner Familie und deren Glauben zweifelt und eigentlich für sich selbst einen Zugang zum Glauben sucht. Er braucht die Möglichkeit, dass ihm nicht nur sein Vater und seine Schwester seine begangenen Fehler verzeihen werden, sondern dass auch seine Seele gerettet werden kann. Er fragt, ob es Menschen gibt, die böse geboren werden und dann ein entsprechendes Leben leben und unweigerlich in der Hölle landen werden. Er fragt sich, ob er selbst so ein von Grund auf schlechter Mensch ist oder ob es für ihn noch eine Chance gibt, sein Leben zum Besseren zu verändern. Die Antwort bleibt aus.

And his head fell, and it was real regret. He was so tired of himself.

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English Fantasy Jugend

Ransom Riggs – Library of Souls

Im dritten Teil der Serie um die peculiar children wird es deutlich düsterer. Jacob, Emma und Addison machen sich auf den Weg in die dunkelste und gefährlichste Zeitschleife, die ihnen über den Weg läuft: Devil’s Acre. Dort lernen sie Neues über die Welt und die Fähigkeiten der peculiars, aber auch die Schlechtigkeit der Menschen (normal und peculiar) kennen. Drogenabhängigkeit wird in Form der aus Seelen destillierten Droge Ambro thematisiert, peculiars werden als Sklaven gehalten und ihre Fähigkeiten an zahlungskräftige Kunden vermietet. Der Glaube an das Gute und die Hoffnung auf die Rettung ihrer Freunde und ihrer Welt treibt die drei auf ihrer Rettungsmission vorwärts bis zum großen Showdown.

Leider hab ich mich mit einem Blick auf das vierte Buch der Reihe selbst gespoilert, bevor ich das dritte zu Ende gelesen hatte, ich rate davon an dieser Stelle dringlichst ab. Das vierte Buch heißt Map of Days und kommt in der Geschichte vor und ich wollte wissen, ob es sich um eine Fortsetzung handelt oder um ein Ergänzungsbuch mit Karten und Informationen zur Welt der peculiars. Der kurze Blick reicht für einen intensiven Spoiler, es sei an dieser Stelle daher vermerkt, dass es nach einer Fortsetzung aussieht.

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Fantasy Jugend Märchen

Neil Gaiman – Coraline

‘Because,’ she said, ‘when you’re scared but you still do it anyway, that’s brave.’

Eigentlich hätte das mein Reisebuch sein sollen, aber irgendwie ergab es sich dann, dass ich gar nicht so viel Zeit hatte und mit dem schon drei Tage vorher begonnenen Kindle-Buch The Elegance of the Hedgehog erst nach der Rückkehr fertig wurde. Für die Reise hätte dieses Märchen (?) sowieso nicht ausgereicht. Obwohl es inhaltlich sehr gut als Reisebegleiter gepasst hätte.

Das Buch erzählt wie Coraline aus Neugierde durch eine verbotene Tür geht und sich plötzlich in einer Parallelwelt wiederfindet, in der sie lauter Schattengestalten aus der ihr bekannten Welt begegnet. Anstatt Augen tragen sie Knöpfe im Gesicht. Die Illustrationen im Buch lassen bereits erahnen, was Tim Burton aus dieser Geschichte machen könnte.

Coraline will nach einer kurzen Zeitspanne, in der ihr diese Welt viel interessanter vorkommt als ihre eigene, nicht nur schnell zurück, sie muss auch noch ihre Eltern befreien. Dabei stößt sie auch noch auf drei andere Seelen, die ihre Parallelmutter (the other mother) entführt hat. Dabei kommt immer wieder das Thema Mut zur Sprache. In einer gefährlichen Situation dürfen wir nicht erstarren, sondern müssen handeln. In einer bedrohlichen Situation sind wir nicht verloren, solange wir einen klaren Kopf behalten und den Mut nicht verlieren. Angst kann hilfreich sein, solange wir nicht zulassen, dass sie uns lähmt. Ein plakatives, aber wahres Motiv.

It is astonishing just how much of what we are can be tied to the beds we wake up in the morning, and it is astonishing how fragile that can be.