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Kindle Roman

C.J. Box – Nowhere to Run

Feldrand in der Abendsonne in Spillern

Camish said, “Why the hell should we pay for things we don’t want and don’t get? Why should the government take our money and our property and give it to other people? What the hell kind of place has this become?”

Der Wildhüter Joe Pickett stößt auf der Suche nach einem toten Elch auf die Gebrüder Grim, zwei raue Gesellen, die im Wald ihr Unwesen treiben und Joe nicht nur seines Satellitentelefons berauben, sondern ihn nur schwer verletzt entkommen lassen. Nach einigen Wirren (gesucht wird auch nach Diane Shober, einer Läuferin, die vor ein paar Jahren im selben Gebiet verschwand) macht sich Joe mit seinem Freund Nate auf die Jagd nach den Brüdern. Diese geht zwar überraschend, aber trotzdem mit einigermaßen erwartetem Ergebnis aus.

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Roman

John Irving – Gottes Werk und Teufels Beitrag

Blüten am Herrensee in Litschau

Und mit dieser Entdeckung – dass ein Fötus bereits mit acht Wochen einen Gesichtsausdruck hat – fühlte sich Homer Wells in Gegenwart dessen, was andere eine Seele nennen.

John Irving ist seit Langem ein Garant für gut durchdachte Erzählungen, Lebensgeschichten, die ohne platte Moral auskommen und ein Thema nicht mit dem Holzhammer, sondern durch Geschichten, Erlebnisse, menschliche Reaktionen erklären. Da der Roman schon 1985 erschienen ist, könnte man annehmen, dass er Staub ansetzt, doch das genaue Gegenteil ist der Fall.

Die Geschichte beginnt mit der Jugend von Dr. Larch, seiner Vorgeschichte, wie er im Waisenhaus St. Clouds landet und wie seine Einstellung zum Thema Abtreibung zustande kommt. Er fühlt sich schuldig am Tod einer Frau, der er die Operation verweigert hat, diese Entscheidung beschäftigt ihn für sein gesamtes weiteres Leben. Ein Waisenjunge namens Homer Wells wird schließlich zum Ziehsohn Dr. Lachs, er wird nicht adoptiert (trotz vergeblicher Versuche) und soll sich schließlich „nützlich machen“. Als Lehrling und Assistent unterstützt er Dr. Larch bei Geburten als auch Abtreibungen. Bis er zu erkennen meint, dass die ungeborenen Kinder eine Seele haben.

Homers Schicksal reist schließlich im weißen Cadillac nach St. Clouds. Candy und Wally sind wegen einer Abtreibung gekommen und laden Homer ein, sie auf ihre Apfelplantagen zu begleiten (vorerst für den Sommer), doch Homer bleibt und verändert damit nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern natürlich das von Candy, Wally und seiner Jugendfreundin aus St. Clous, Melony. Bis Homer nach St. Clous zurückkehrt, vergeht ein halbes Leben. Letztendlich erkennt Homer auf vollkommen unaufgeregte Weise, dass er Dr. Larch unrecht getan hat und seine eigene Einstellung nicht uneingeschränkt gültig ist. Ein zeitloses Meisterwerk.

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Sachbuch

David McCandless – Information is Beautiful

Wiesenblümchen

Wenn ich mich recht erinnere, eine Empfehlung aus dem Boagworld-Podcast, ein Hardcover, das ich von Amazon UK importieren musste, doch ich muss sagen, die Investition hat sich gelohnt. Es übersteigt bei Weitem meine Vorstellungskraft, wie unfassbar viele Arbeitsstunden in die Recherche und das Design dieser Grafiksammlung geflossen sein müssen. David Mc Candless hat Fakten aus vielen verschiedenen Bereichen gesammelt und diese dann grafisch dargestellt. Beispielsweise welche Aromen (Kräuter, Beilagen) passen zu welchen Fischsorten, die Entwicklung der Rockmusik (Rock Genre-ology), eine Zeitlinie der populärsten Internet-Viral-Videos, die meist debattierten Wikipedia-Seiten … ich glaube, dieser kleine Ausschnitt gibt schon ganz gut wieder, welche Bandbreite an Fakten hier dargestellt wird und nicht nur die Fakten auch die grafische Darstellung verblüfft immer wieder. Ich fürchte, bei der nächsten Balkengrafik (nach dem Urlaub) werde ich weinen müssen. Inspiration für Grafiker, Redakteure und alle Interessierten.

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Roman

Nina George – Die Mondspielerin

Sunflower made with Cam+

Komm runter vom Jammerkreuz, wir brauchen das Holz.

Marianne hat genug vom Leben. Sinnlos erscheint ihr ihre trostlose Existenz unter der Fuchtel ihres Mannes Lothar, der ihr keine Luft zum Atmen lässt. Ihr Selbstmordversuch durch einen Sprung in die Seine schlägt fehl. Trotzdem kann sie nicht in ihr altes Leben zurück. Mit einer gemalten Fliese macht sie sich auf den Weg nach Kerdruc in der Bretagne, um das Meer zu sehen und sich anschließend darin zu ertränken.

Marianne spürte plötzlich eine unendliche Furcht, vorzeitig zu sterben. Nicht satt zu werden, bevor ihr letzter Tag gekommen war. Satt vom Leben bis obenhin und über den Rand hinaus. Nie hatte sie so einen Hunger nach Leben verspürt: Ihr Herz drohte zu zerbersten vor Qual, zu viel versäumt zu haben.

Doch Kerdruc und das Meer verzaubern Marianne. Obwohl sie kein Wort Französisch oder Bretonisch spricht, stolpert sie in die Küche eines Restaurants und wird dort vom Fleck weg als Küchenhilfe engagiert. Sie lernt Menschen kennen, mit denen sie sich nur schwer verständigen kann und wird doch von allen freundlich aufgenommen. Und lernt ein neues Leben kennen. Ein Leben, das mit jedem Tag lebenswerter erscheint. Von Seite zu Seite scheint in Kerdruc die Sonne, und schließlich lernt Marianne auch den Maler der Fliese kennen und lieben. Aber nicht nur Marianne findet eine neue Liebe, auch andere Personen in Kerdruc lernen durch Mariannes Beispiel, das man sein Leben nicht vergeuden und seine Liebe niemals geheimhalten sollte.

Als er seine Geliebte beobachtete, erneuerte er ein Versprechen mit sich, das er lange vergessen hatte: nichts Triviales mehr. Alles sollte auf der Höhe der Leidenschaft, des Lebens sein; wer etwas Höheres nach dem Leben erwartete, der vergaß, dass das Leben bereits das Höchste ist. Yann hatte es vergessen, und er wollte wieder mit aller Kraft und ohne Scheu leben. Lieben. Malen. Lieben. Nichts Triviales mehr, das sein Blut ermüdete und seine Seele beleidigte.

Natürlich kommt es schließlich zum Showdown mit Mariannes Mann Lothar, der ihr nach Kerdruc folgt und sie zurückholen will. Niemand kann sein Leben einfach verlassen ohne jemanden oder etwas zurückzulassen. Aber die wesentlich wichtigere Botschaft bleibt unmissverständlich: Es ist nie zu spät, dein Leben zu ändern.

Man kann der Liebe nicht sagen: Komm, und bleib für immer. Man kann sie nur begrüßen, wenn sie kommt, wie der Sommer, wie der Herbst, und wenn die Zeit um ist und sie geht, dann geht sie.

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Roman

Dirk Stermann – Sechs Österreicher unter den ersten Fünf

Sonnenuntergang in Simonsfeld

“Danke, aber des kummt zu spät. Bei mir hülft ka Besserungsanstalt. Da is Hopfen und Malz verlorn. Gemma, Bambi.”
Der Hund bellte, und Wanda zog mit Bambi und den beiden von ihr gezähmten Polizisten ab.

Der treffende Untertitel „Roman einer Entpiefkenisierung“ trifft eigentlich den Namen auf den Kopf. Der aus dem Ruhrgebiet zugereiste Dirk Stermann kam zweifellos in Wien in die allermöglichsten und unmöglichsten Situationen, diese bringt er nun überspitzt in einem Roman zum Ausdruck. Seine absurd-komischen Figuren lassen stets die Frage offen, wieviel davon ist fiktiv, wieviel davon vielleicht tatsächlich passiert? Ein nationalistischer Exildeutscher, Spiegeltrinker in diversen Wiener Absturzlokalen, ein toter irischer Wolfshund (oder so ähnlich) und als Krönung die Neuauflage des Cordoba-Klassikers. Die Episoden sind mit viel Wiener Lokalkolorit gewürzt und treiben dem Leser so manche Lachträne ins Auge. Damit dürfte sich das Werk sowohl für Exilpiefke als auch für Österreicher eignen, wenngleich Zweitere vermutlich mehr zu Lachen, Erstere vermutlich mehr Erkenntnisgewinn zu verbuchen haben werden. Amüsant.

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Roman

Sarah Kuttner – Mängelexemplar

Regenbogen über Großmugl Umgebung

Trotzdem bin ich ganz verliebt in mein In-Therape-Sein. Ich glaube fest an das Prinzip: Leiden für den Erfolg, bin zuversichtlich und rede viel mit Freunden, von denen sich sogar ein bis zwei als alte Hasen auf diesem Gebiet entpuppen. Wir veranstalten stundenlange Hobbypsychologentreffs.

Wer ohne Vorkenntnisse in diesen Roman startet, erwartet am Anfang eine typische Frauen-Coming-of-Age-Geschichte. Caro steckt in einer lieblosen Beziehung und weiß das auch selbst, nur fehlt ihr der Mut zur Trennung, zum Alleinsein. Beruflich läuft es auch gerade nicht so gut, eine Veränderung muss her. Als ihr schließlich die Trennung vom kaltherzigen Philipp gelingt, wird die Angst vor dem Alleinsein zu einer allgemeinen Angst inklusive Panikattacken. Der erste Weg führt zur Psychotherapie, wo sich Caro noch in ihrer Therapiebedürftigkeit gefällt und tapfer Witze über ihr angeknackstes Selbst reißt.

Kann ich nicht, will ich nicht. Ich kann akzeptieren, dass andere Menschen tatsächlich gern Pizza mit Ananas essen oder R’n’B mögen oder Drogen nehmen. Aber dass sie Freunden nicht zuhören können oder wollen, unbeirrbar pessimistisch sind und nicht bereit, zu geben, was sie nehmen, akzeptiere ich nicht. Das ist einfach falsch.

Die Analyse der Therapeutin scheint zu helfen, doch schließlich muss Caro doch zugeben, dass sie Hilfe braucht und zu ihrer Mutter ziehen. Allein kommt sie in ihrer Wohnung nicht zurecht. Ständig versucht sie, tapfer zu sein, will nicht zugeben, dass sie alleine nicht klarkommt. Schließlich verschreibt ihr ein Psychiater Antidepressiva, die gegen die Angstanfälle helfen sollen.

Aber er hat recht. Vielleicht ist das die einzige Form, etwas wirklich zu akzeptieren: nicht mehr drüber nachdenken. Sich helfen lassen und die Verantwortung abgeben. Sich mit dem Ist-Zustand abfinden. Nicht mehr kämpfen.

Ein langer Weg liegt vor Caro, es scheint ihr besser zu gehen, doch immer wieder holt die Krankheit sie ein. Ein Übergangsmann hilft ihr weiter, doch nur kurzfristig. Doch letztendlich kann erst die Erkenntnis, dass man sich mit der Krankheit abfinden, sie akzeptieren muss, den Aufbruch in ein neues Leben ermöglichen. Ein Augen öffnender Roman, der psychische Krankheiten für viele Außenstehende verständlicher machen kann.

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Roman

Gottfried Keller – Der grüne Heinrich

Yellow Flower

Aber leider setzte ich, anstatt mich der praktischeren und beliebteren Waffen meiner Genossen zu bedienen, knabenhafter- und ungalanterweise den Mädchen ihre eigene Kriegführung entgegen. Der trotzige Stoizismus, welchen ich gegen das jungfräuliche Selbstgenügen aufwandte, warf mich um so schneller in eine einsame und gefährliche Stellung, als ich in meiner Einfalt augenblicklich selber daran glaubte und mit heftigem Ernste verfuhr.

Wenn mich die Erinnerung an den Deutschunterricht nicht trügt, handelt es sich beim grünen Heinrich um einen Klassiker der Kategorie „Entwicklungsroman“. Tatsächlich beschreibt der Roman auch Heinrichs Entwicklung vom glücklosen Schüler zum glücklosen Maler. Der erste Teil konzentriert sich auf die Jugendjahre, Heinrichs erste Verliebtheit in die Lehrertochter Anna, seine Affinität zur Landschaftsmalerei. Da Heinrichs Vater verstorben ist, lässt ihm die Mutter alle Freiheiten und ermöglicht es ihm schließlich auch, in der fremden Stadt als Maler sein Glück zu versuchen.

Auch nachdem ich aufgeblickt, veränderte sie Haltung und Ausdruck nicht sofort, und erst als ihre Augen auch einen feuchtern Glanz bekamen, nahm sie sich zusammen. Das Bild dieses Augenblickes ist mir auch geblieben gleich dem stillen Glanz eines Sternes, den man einmal in ungewöhnlich klarer Luft leuchten sah und niemals vergisst.

Dort lernt Heinrich viele andere Künstler sowie diverse Frauen kennen, kann sich jedoch als Maler nicht wirklich durchsetzen. Es könnte ein wichtiger Aspekt sein, dass dieser Heinrich sich einfach nur treiben lässt. Er fühlt sich nicht wirklich verantwortlich, er tappt von einer Gelegenheit zur Nächsten ohne viel Sorgen, ohne Ziel. Als ihm schließlich das Geld ausgeht, verkauft er erst sein gesamtes Werk an einen Trödler und verdingt sich anschließend dort als Fahnenstangenmaler. Erst als er sich tatsächlich nicht mehr zu helfen weiß und sich zu Fuß auf den Weg in die Heimat macht, ist ihm schließlich das Glück hold. Dass seine Existenz als „gewöhnlicher“ Beamter endet anstatt als erfolgreicher Maler spricht eine andere Sprache. Ein äußerst zähes Werk der oben genannten Kategorie mit minimalem Erkenntnisgewinn für den Leser.

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Sachbuch

Adele Faber, Elaine Mazlish – How to talk so kids will listen & listen so kids will talk

Versailles in Minimundus, Klagenfurt, Kärnten

Doesn’t sound too hard, does it? But it is. And the hardest part is not the learning of the separate steps. With a little study that can be accomplished. The hardest part is the shift we have to make in attitude. We have to stop thinking of the child as a “problem” that needs correction. We have to give up the idea that because we’re adults we always have the right answer. We have to stop worrying that if we’re not “tough enough”, the child will take advantage of us.

Erziehungsratgeber klingen meistens besonders gscheit und bringen wenig Erfolg. Im Alltag erweisen sich gut gemeinte Ratschläge oft als wenig mehr als gut gemeint. Manche Hinweise funktionieren vielleicht einmal, doch sobald die Kids das Spiel durchschaut haben (und das werden sie langfristig wohl immer), muss man neue Strategien anwenden.

Tatsächlich fehlen mir die eigenen Kinder zum Ausprobieren der in diesem Ratgeber vorgestellten Strategien. Das Meiste klingt sehr vernünftig und die vielen Geschichten von Eltern, die selbst überrascht waren, wie gut die Strategien in der Praxis funktionieren, tun ihr Übriges. Die Schwierigkeit dürfte hauptsächlich darin liegen, sich die Tipps einzuprägen und dann die vorgeschlagenenen Kommunikationsmittel tatsächlich anzuwenden und nicht in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Augen öffnend ist dabei ein beispielhafter Gesprächsverlauf in einem der späteren Kapitel, indem verdeutlicht wird, was eine Mutter alles falsch machen kann und wie daraufhin der Gesprächsverlauf eskaliert. Der erste Impuls ist nicht immer der Richtige, oft gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Gefühle nicht überhand nehmen zu lassen. Die Autorinnen plädieren aber auch dafür, den Kindern auch die eigenen Gefühle nicht vorzuenthalten, also auch zum Ausdruck zu bringen, wenn man sich ärgert und worüber.

Ich hinterfrage gerade meine Einstellung gegenüber Ratgeber-Büchern. Macht man sich nicht in Wirklichkeit zuviel Sorgen? Sind nicht die meisten von uns zu guten Menschen herangewachsen, auch wenn unsere Eltern nicht alles richtig gemacht haben und keine derartigen Ratgeberbücher zu Rate gezogen haben? Ist nicht oft die impulsive Reaktion einer Mutter oder eines Vaters vollkommen in Ordnung? Fühlt man sich vielleicht trotzdem weniger unsicher, wenn man die Erfahrungen anderer Eltern teilen kann? Und von deren Tipps und Erfahrungen profitieren kann? Vermutlich. Vermutlich hilfreich.

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Sachbuch Schmafu

Pierre Franckh: Wünsch es dir einfach – aber mit Leichtigkeit

Wotrubakirche

Disclaimer: Ich bin ein Skeptiker. Ich glaube an Gott und an Wissenschaft. An Homöopathie eher weniger, finde aber, Homöopathie kann vermutlich auch nicht schaden.

Amazon findet wohl, zu Weihnachten wurde noch nicht genug gewünscht und verschenkt daher diese Anleitung zum erfolgreichen Wünschen. Dieser Pierre Franckh scheint ein umtriebiger Mensch auf diesem Gebiet zu sein und ich vermute mal, dass er vermutlich selbst daran glaubt, weil er scheint ja recht weit gekommen zu sein mit seinen Büchern, Vorträgen und so weiter. Im Buch beschreibt er, wie man sich alles Mögliche im Leben wünschen kann, wie man diese Wünsche am besten visualisiert und formuliert. Das Ganze wird angereichert mit begeisterten Leserbriefen von erfolgreichen Wunscheleven. Spannend ist, dass sich die meisten Leute wohl doch hauptsächlich materielle Werte wie Geld, Autos oder Urlaube wünschen. Oder zumindest war es für mich spannend, da ich mir im Normalfall mehr Zeit wünsche, weil der Tag immer zu wenig Stunden hat.

„… dann lehnt man seine Arbeit in Wahrheit ab. Man versucht, die Arbeit zu vermeiden. Man will ihr entkommen und fühlt sich gezwungen, die ungeliebte Tätigkeit zu verrichten, damit man seine Familie ernähren oder die Miete bezahlen kann.

Richtig ist, dass man durch seine eigenen Gedanken seine Wahrnehmung der Welt beeinflussen kann. Wer sich täglich widerwillig ins Büro schleppt, tut sich sicher nichts Gutes. Gleichzeitig ist es sicher schwer, in unserer wohlstandsverwöhnten Welt einen Job zu genießen, der nicht den eigenen Vorstellungen von einer spannenden Tätigkeit entspricht. Dabei habe ich mich jedoch kürzlich selbst erwischt. Obwohl ich meinen Beruf sehr gern mache, gibt es Tage, an denen es schwerfällt, das übliche Pensum zu absolvieren. Mit dem Job ist es wie so oft, man weiß ihn erst zu schätzen, wenn man ihn nicht mehr hat.

In Wahrheit lag es nicht an dem Medikament – das gar keines war –, sondern einzig und allein an unserem festen Glauben daran. Wir waren davon überzeugt, dass die Medizin wirken würde, und dieser starke Glaube hat bewusst und unbewusst all die Selbstheilungskräfte in unserem Körper mobilisiert. Wir haben unserem Körper mitgeteilt, „dieses Medikament wirkt“, und damit begann der Moment der Genesung.

Solange es um die oben erwähnte materielle Welt geht, soll das Wünschen ja für jeden ok sein. Aber in dem Moment, wo er anfängt, zu behaupten oder zumindest anzudeuten, Krankheiten würden durch destruktive Gedanken entstehen und man könnte sich selbst „gesund denken“ ist der Ofen echt aus. (Das Rechtschreibprogramm unterwellt mir übrigens das im obigen Zitat vorkommende Wort „Selbstheilungskräfte“.) Mir läuft es kalt den Rücken herunter, wenn ich mir vorstelle, dass leichtgläubige Menschen möglicherweise Therapien gegen Krankheiten abbrechen, weil sie in ihrer Verzweiflung glauben, sie könnten sich „gesund wünschen“. Sicher ist es besser, positiv zu denken und sich selbst den gesunden Zustand vorzustellen. Aber zu behaupten, man könne sich „gesund wünschen“ ist in meinen Augen pure Scharlatanerie.

Weiters bleibt die Frage offen, was der Autor den Lesern erzählt, die NICHT erfolgreich wünschen. Ich nehme mal an, die müssen selbst schuld sein. Entweder sie haben nicht richtig gewünscht, nicht richtig formuliert, nicht richtig losgelassen, nicht mit Leichtigkeit gewünscht (wie der Titel rät). Es muss viel geben, was man falsch machen kann, es bräuchte sonst wohl kaum so viele verschiedene Wunschratgeber von Pierre Franckh.

Für dieses Buch habe ich die neue Kategorie „Schmafu“ auf Books in the Fridge eingeführt. Ich hoffe, Pierre Franchks Leser wünschen sich weiterhin Parkplätze und Urlaube und vertrauen in medizinischen Dingen lieber Spezialisten auf diesem Gebiet. Entbehrlich.

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Sachbuch

Scott Belsky – Making Ideas Happen

My First Himbeere

… the key realization should be that everything in life is a project, and every project must be broken down into Action Steps, References and Backburner Items. It’s that simple.

Für mich war dies ein an sich richtiges und hilfreiches Buch zur falschen Zeit. Die Zeiten, da ich mich intensiv mit dem Managen von Projekten und den dazu notwendigen organisatorischen Elementen auseinandergesetzt habe, ist schon lange vorbei. Dazu soll gesagt sein, dass ich prinzipiell noch immer dem „Getting Things Done“ (GTD)-Prinzip von David Allen anhänge. Dabei benutze ich das Programm Things am Mac und am iPhone, wobei es mir am iPhone hauptsächlich als mobiler Notizzettel dient. Ich hänge noch immer am WiFi-Sync, weil ich mich mit Clouds im Allgemeinen noch nicht recht angefreundet habe. Ich schweife ab …

Im Bereich dieses Management-Themas konnte mir also Scott Belsky nichts wirklich Neues berichten, er verweist selbst auf David Allen. Weiters setzt er sich mit der Frage auseinander, wie Teams zusammengesetzt sein sollten, welche Persönlichkeiten es in erfolgreichen Firmen gibt und wie diese zusammenpassen. Dabei hat er mir immerhin eine ziemlich genau passende Schublade für mich selbst geliefert:

Doers don’t imagine as much because they are obsessively focused on the logistics of execution. Doers get frustrated when, while brainstorming, there is no consideration for implementation. Doers often love new ideas, but their tendency is to immerse themselves in the next steps needed to truly actualize an idea. While Dreamers will quickly fall in love with an idea, Doers will start with doubt and chip away at the idea unteil they love it (or, often, discount it). As Doers break an idea down, they become action-oriented organizers and valuable stewards. An idea can only become a reality once it is broken down into organized, actionable elements. If a brillant and sexy idea seems intangible or unrealistic, Doers will become skeptical and appropriately deterred.

Ich musste lächeln. Ich hasste Brainstorming von Anfang an. Ich war schon in der Schule eine von denen, die beim Brainstorming herumnervte, „warum sollen wir das aufschreiben, es gibt sowieso keine Dinosaurier in Korneuburg …“. Und heute finde ich mich auch oft als Spielverderberin wieder, die zu einem unverbesserlichen Dreamer ständig sagt, „aber da musst du zuerst …“ oder „das wird aber schwierig, wenn du nicht …“ oder „da müsstest du aber …“. Während die anderen träumen, habe ich immer schon die Umsetzbarkeit im Auge (bzw. Gehirn). Das Wissen darum hilft leider nur bedingt, man kann halt schlecht raus aus seiner Schublade.

Wer Motivation sucht, Tipps, um seine Projekte zu managen und viele Beispiele, wie erfolgreiche Firmenchefs Projekte leiten und ihre Teams zusammenstellen, ist bei Scott Belsky jedenfalls nicht falsch. Sein Behance-Network ist für Kreative aus der ganzen Welt jedenfalls eine interessante Anlaufstelle und ein Quell der Inspiration. Motivierend.