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Fantasy Jugend Roman

J. K. Rowling – Harry Potter and the Philosopher’s Stone

Schon als ich noch dachte, ich würde auf Urlaub fahren, hatte ich mir überlegt, ob ich dabei wohl eine der Reihen anfangen würde, von denen ich bisher immer das Gefühl hatte, nicht ausreichend Zeit dafür zu haben. Neben Harry Potter waren auch noch A Song of Ice and Fire, The Cronicles of Narnia und Eragon im Rennen. Spontane Entscheidung für Harry Potter.

In meiner Erinnerung habe ich vor vielen Jahren (als der Hype noch frisch war) mal den ersten Band auf deutsch gelesen und konnte mich nicht recht damit anfreunden. Beim jetzigen Lesen des erstens Bandes auf englisch war mir kaum etwas bekannt. Den Sog, der zum Hype geführt hat, kann ich noch immer nicht nachvollziehen, aber zumindest war ich ein paar Stunden abgelenkt von der ganzen Situation.

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Roman

Jenny Colgan – The Bookshop on the Corner

Because life is like that, isn’t it? If you thought of all the tiny things that divert your path one way or another, some good, some bad, you’d never do anything ever again.

Als ich dieses Buch vor vier Tagen ausgeliehen habe, dachte ich noch, ich würde auf Urlaub fliegen. Das war angesichts der Entwicklungen der letzten Wochen vermutlich etwas naiv, aber da ich mich auf diese Auszeit schon einige Monate lang freue, wollte ich bis zum letzten Moment nicht die Hoffnung aufgeben. Der letzte Moment war dann die allgemeine Reisewarnung, die am Freitag vom Außenministerium verkündet wurde. Nicht nur die Enttäuschung über die abgesagte Reise war groß, nach hektischen Maßnahmen, um den finanziellen Schaden zu minimieren (die Kurzfassung: zwei unserer gebuchten Hotels waren bereits außerhalb der Gratis-Storno-Phase, erließen uns aber binnen weniger Stunden die Stornogebühren, die Fluglinie war störrisch, ermöglichte aber zumindest ein kostenloses Verschieben des Flugs) und Einkäufen (wenn ich auf Urlaub fahren will, habe ich natürlich keinerlei frische Lebensmittel mehr im Haus), stellte sich die Sorge ein, wie das wohl alles weitergehen soll. Den Samstag verbrachte ich daher nahezu durchgehend lesend im Bett. Seit heute Vormittag gelten auch Ausgangsbeschränkungen.

Letztes Jahr hatte ich mich mit Little Beach Street Bakery von Jenny Colgan recht gut unterhalten gefühlt. The Bookshop on the Corner wäre auch eine echt gute Urlaubslektüre gewesen. Auch wenn die Protagonistin Nina so mancher Leserin etwas zu perfekt sein mag (sie wird als schüchtern und unauffällig hingestellt, erweist sich aber im Verlauf des Buches als warmherzige und hilfsbereite Kämpferin), glänzt die Geschichte mit absurden Einfällen wie dem Bücherbaum und der poetischen Romanze zwischen Nina und Marek. Die Flauschigkeit der Geschichte eignet sich nicht nur als Urlaubslektüre sondern auch als Ablenkung von einer „freiwilligen Beschränkung der Sozialkontakte“.

Just do something. You might make a mistake, then you can fix it. But if you do nothing, you can’t fix anything. And your life might turn out to be full of regrets.

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Roman

Octavia E. Butler – Parable of the Talents

When we have no difficult, long-term purpose to strive toward, we fight each other. We destroy ourselves.

Nachdem Parable of the Sower mit einem Ausblick in ein neues Leben für Lauren und ihre Mitstreiter*innen endet, wollte ich natürlich erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Der erste Teil wird allein aus Laurens Sicht erzählt, der zweite Teil ist eine Mischung aus Reflexionen von Laurens Tochter (die erst im Verlauf der Geschichte des zweiten Teils geboren wird), Laurens Tagebucheinträgen und kurzen Texten von Laurens Partner Bankole und Laurens Bruder Marcus. Diese Struktur gibt der Geschichte eine realistische Anmutung, als wäre die Geschichte nicht erfunden, sondern sorgfältig recherchiert und aus den verfügbaren Textbruchstücken zusammengesetzt.

How much of this nonsense does he believe, I wonder, and how much does he say just because he knows the value of dividing in order to conquer and to rule?

Lauren gründet mit ihrer Gruppe eine neue Siedlung namens Acorn. Mehrere Jahre arbeiten alle gemeinsam, bauen Häuser, lernen voneinander, versorgen sich selbst und treiben Handel mit umliegenden Dörfern. Laurens Religionskonzept Earthseed wächst und gedeiht ebenfalls. Die fanatischen Anhänger eines skrupellosen Politikers, der die USA zu einem christlichen Gottesstaat machen will, zerstören die Idylle und versklaven die Einwohner von Acorn mit ferngesteuerten Halsbändern. Eine Zeit der Qualen beginnt.

Dieses Buch behandelt so viele schwierige Themen. Da die Gesellschaft dermaßen aus den Fugen geraten ist, kann ein Politiker, der den Menschen Sicherheit verspricht, sich nahezu alles erlauben. Die Autorin legt ihm übrigens auch den Slogan Make America Great Again in den Mund. Wikipedia weiß dazu, dass der Slogan vor Donald Trump auch schon von Ronal Reagan und Bill Clinton verwendet wurde. „Ungläubige“ werden ausgestoßen und als Hexen verbrannt. Menschen sehen zu, wie ihre Nachbarn eingesperrt oder erschossen werden, weil sie Angst haben, selbst zur Zielscheibe zu werden. In der kirchlichen Organisation wollen die führenden Persönlichkeiten nichts von den radikalen Gewalttaten ihrer Anhänger wissen. Die Autorin beschreibt ausführlich das Gefühl der Gefangenschaft, das die Versklavten durch die Halsbänder, die ihre Freiheit einschränken, erfahren. Die Sklaven werden behandelt wie Tiere, die Grausamkeit der Mächtigen scheint kein Ende zu nehmen. Schon im ersten Teil wurde mit detaillierten Beschreibungen von Gewalttaten nicht gespart und auch hier sind einige Passagen enthalten, die meine Vorstellungskraft auf die Probe gestellt haben. Definitiv keine leichte Lektüre.

If she had created Acorn, but not Earthseed, then I think she would have been a wholly admirable person.

Als alles umspannender roter Faden dient das Verhältnis von Lauren zu ihrer Tochter. Das Baby wird von den christlichen Radikalen entführt und wächst bei Adoptiveltern auf. Nach Laurens Flucht aus der Gefangenschaft macht sie sich auf die Suche nach ihrer Tochter, erkennt jedoch schnell die Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens. Ihr Bruder findet das Kind, hält dies jedoch vor Lauren geheim. Die erwachsene Asha steht der abwesenden Mutter, die ihre Religion scheinbar über das eigene Kind gestellt hat, kritisch gegenüber.

Religion kann Gutes bewirken, aber auch Menschen dazu verleiten, den Glauben über die Menschlichkeit an sich zu stellen. Diesem Vorwurf muss sich auch Lauren aussetzen, die mit ihrer Religion eigentlich nur Gutes bewirken will. Gleichzeitig zeigt die Geschichte auch, dass ein großes Ziel nur erreicht werden kann, indem auf anderen Ebenen verzichtet wird.

Trotz dieser vielen Bedeutungsebenen, der beschriebenen Gewalt und Unmenschlichkeit und den vielen Parallelen, die sich zu früheren Ereignissen, aber auch aktuellen Entwicklungen ziehen lassen, kann dieses Buch nicht nur ein Lehrstück sein sondern auch Hoffnung machen.

Partnership is giving, taking, learning, teaching, offering the greatest possible benefit while doing the least possible harm. Partnership is mutualistic symbiosis. Partnership is life.

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Roman

Ian McEwan – Am Strand

Sie war wie von Sinnen, irrsinnig sogar, denn eigentlich wollte sie nichts lieber, als aus dem Zimmer laufen, durch den Garten, den Weg hinunter zum Strand, um dort allein zu sein.

Ein Buch, das schon so lange auf meiner Liste steht, dass ich nicht mehr weiß, wie es dorthin gekommen ist. Das englische Original ist 2007 erschienen und auch wenn ich mir nicht ganz vorstellen kann, dass es schon so lang her ist, so sind es doch zumindest einige Jahre gewesen.

Die Hochzeitsnacht von Florence und Edward ist ein einziges großes Missverständnis. Oder ein Symbol dafür, dass ihre gesamte Beziehung ein einziges großes Missverständnis war. Beide ersticken nahezu an ihrer Angst, etwas falsch zu machen; Florence hat eigentlich kein Bedürfnis nach dem körperlichen Teil der Ehe, will ihren Edward aber nicht enttäuschen; Edward fürchtet sich davor, die Kontrolle zu verlieren. In Rückblenden werden weitere Begebenheiten erzählt, die beiden Personen erklärende Charaktereigenschaften verleihen.

Und was stand ihnen im Weg? Ihr Charakter und ihre Vergangenheit, Unwissen und Furcht, Schüchternheit und Prüderie, innere Verbote, mangelnde Erfahrung oder fehlende Lockerheit, und dann noch der Rattenschwanz religiöser Verbote, ihre englische Herkunft, ihre Klassenzugehörigkeit und die Geschichte selbst.

Eine andere Interpretation könnte auch sein, dass ihnen Kommunikationsfähigkeiten fehlten. Für mich fühlte sich die Beschreibung der Hochzeitsnacht von Anfang bis Ende wie eine Aneinanderreihung von Missverständnissen an. In meinem Kopf hörte ich Jason Robert Brown: „Can we please for a minute Stop blaming and say what you feel?“ Und als Florence sich schließlich ein Herz fasst, hat sie Edward bereits um Welten überholt, sodass dieser ihr nicht mehr folgen kann. Ihr mutiger Vorschlag eines alternativen Beziehungsmodells bringt das bereits wacklige Beziehungsgerüst endgültig zum Einsturz.

Wären die beiden in der Lage gewesen, ihre Gefühle auszudrücken, ohne Angst vor Ablehnung haben zu müssen, hätte diese Geschichte anders ausgehen können. Aber vielleicht bin ich noch immer zu optimistisch, was das Gelingen von Kommunikation angeht.

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Roman

Marjana Gaponenko – Wer ist Martha?

Mit einem verzückten Lächeln schaut Lewadski durch das Opernglas auf die Bühne und sieht – nichts. Er schaut viel weiter, er schaut in seine eigene Freude hinein.

Zu Anfang des Buches erhält der Protagonist Lewadski ein Todesurteil: Krebs. Der Professor der Ornithologie verweigert sich dem Rat des Arztes und bricht stattdessen nach Wien auf, um seine letzte Zeit auf Erden zu genießen. Seine Erlebnisse gleiten zusehends ins Illusionäre ab, immer absurder werden die Gespräche, die der menschenscheue Lewadski mit anderen Menschen im Hotel in Wien führt. Für mich gab es einen Knackpunkt, an dem ich plötzlich sicher war, dass es sich hier um Träume oder Visionen handelt und ab diesem Punkt fragte ich mich dann, ob Lewadski überhaupt nach Wien gefahren ist oder ob schon von Anfang an die Diagnose seinen Geist verwirrt hat. Antworten darauf gibt der Roman keine. Vieles bleibt der Vorstellungskraft der Leser*in überlassen. 

Es war der Zauber des Abschieds, ein Versprechen, das sich fern von dieser Welt erfüllen wollte.

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Roman Thriller

Kanae Minato – Geständnisse

Aber wer weiß, wenn ich etwas richtig Scheußliches anstellte, dann würde sie vielleicht endlich zu mir zurückkommen.

Rache, Wertigkeit und Wertlosigkeit sind die zentralen Themen dieses Thrillers. Jedes Kapitel wird aus der Sicht einer anderen Person erzählt, nur die Lehrerin Yuko kommt zu Beginn und zum Ende zu Wort und zündet in jedem dieser Kapitel die sprichwörtliche Bombe. Durch die unterschiedlichen Perspektiven der einzelnen Protagonist*innen ergibt sich ein facettenreiches psychologisches Bild der Wertigkeit und Wertlosigkeit in der japanischen Kultur. Scham, Sprachlosigkeit und fehlgeleitete gesellschaftliche Prägung treiben gleich mehrere Personen zu unvorstellbaren Handlungen. Missverständnisse, die niemals aufgeklärt werden, weil die beteiligten Personen nicht miteinander sprechen (können), führen letztendlich zur Katastrophe. 

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Roman

Kate Tempest – Worauf du dich verlassen kannst

Aber Leon hatte das Leben nie so gesehen. Leon sah, dass das Leben mal abscheulich und mal schön und manchmal beides sein konnte, aber nie schal. Er wusste, dass jede kleinste Begebenheit wahrgenommen, empfunden, genossen werden musste, dass man entweder für oder gegen sie kämpfen musste.

Irgendwie kann ich mit dieser Geschichte nach wie vor nichts anfangen. Der Beginn zieht sich in die Länge, es werden in Rückblenden immer wieder die Geschichten der Eltern der eigentlichen Protagonisten erzählt. Das soll vermutlich Kontext geben, dauert aber für mein Gefühl einfach zu lang.

Alle Protagonist*innen sind mit ihrem Leben unzufrieden: die ehrgeizige Becky will endlich ein richtiges Engagement als Tänzerin, der ziellose Pete weiß mit seinem Leben überhaupt nichts anzufangen, Harry und Leon wollen mit ihren Drogengeschäften so viel verdienen, dass sie ihr eigenes Lokal eröffnen und aus dem Geschäft aussteigen können. Die Dreiecksgeschichte, die sich zwischen Becky, Pete und Harry anbahnt, hätte mehr Potenzial, verschwindet aber schließlich komplett hinter der Enthüllung, wer eigentlich alles in diese Drogengeschäfte verwickelt ist.

Am Ende hatte ich das Gefühl, dass sich nichts verändert, nichts weiterentwickelt hätte. Aber vielleicht ist das genau der Punkt: Dass wir im Leben nicht darauf warten dürfen, dass sich für uns alles zum besten wendet, weil wir es selbst in die Hand nehmen müssen. Und manchmal müssen wir Dinge auch loslassen, so wie ich dieses Buch jetzt loslassen werde …

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Roman

Sally Rooney – Conversations With Friends

You can love more than one person, she said.

That’s arguable.

Why is it any different from having more than one friend? You’re friends with me and you also have other friends, does that mean you don’t really value me?

Diese Geschichte enthält dermaßen viel Konfliktpotential, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Im Zentrum der Geschichte steht Frances, eine Studentin, die Gedichte schreibt und im Großen und Ganzen nicht weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Gemeinsam mit ihrer Freundin (und Ex-Partnerin) Bobbi lernt sie im Rahmen einer Veranstaltung das Ehepaar Melissa und Nick kennen. Daraus entwickelt sich langfristig ein komplexes Beziehungsgeflecht mit einer Unzahl an Stolpersteinen.

All my delusional beliefs about my own value and my pretensions to being a kind of person I wasn’t.

Frances’ Verhalten in Beziehungen wird von vielen Faktoren beeinflusst. Mit ihrem Vater hat sie ein schwieriges Verhältnis, ihre Mutter wirft ihr vor, ihren Vater nie geliebt zu haben. Frances hält sich selbst für wertlos und fordert ihre Mitmenschen heraus, in dem sie sie hintergeht, ihnen die kalte Schulter zeigt oder sie schlicht beleidigt. Wenn diese dann erwartungsgemäß abweisend reagieren, fühlt sich Frances in ihrer Wertlosigkeit bestätigt. Sie redet sich selbst ein, ohnehin keine Macht zu haben, was ihr erlaubt, andere Menschen zu verletzen, da sie ohnehin nicht die Macht hat, diese Menschen zu verletzen.

You can’t control what she thinks of you anyway. […] What you’re doing now is deceiving her just for the illusion of control, which probably isn’t worth it.

Schließlich kommt auch noch eine medizinische Komponente ins Spiel. Frances wird mit Endometriose diagnostiziert (eine chronische Erkrankung, bei der Zellen ähnlich der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter produziert werden, was zu massiven Schmerzen führen kann). Die Krankheit scheint Frances endgültig von einem „normalen Leben“, das sie sich innerlich wünscht, abzuschneiden.

Die Darstellung einer sich aus einer ungünstigen Situation heraus entwickelnden Polybeziehung ist mit einigen für mich nachvollziehbaren Schilderungen von Eifersucht, Selbstzweifeln und anderen Emotionen in diesem Zusammenhang verbunden. Die Unmittelbarkeit, mit der ich diese Emotionen nachempfinden konnte, hat mich einerseits sehr berührt und andererseits aber auch befremdet. Als außenstehende Leserin konnte ich immer wieder sehen, dass die Personen einfach nicht (ehrlich) miteinander kommunizieren. (Wenn wir selbst Teil dieser Kommunikation sind, haben wir diesen Überblick üblicherweise nicht.) Wenn sie kommunizieren, dann bringen sie ihre Gefühle nicht zum Ausdruck. Natürlich machen wir uns verletzlich, wenn wir unseren Partnern unsere Sorgen und Ängste in Bezug auf die Partnerschaft anvertrauen. Aber das Vertrauen, dieser Person die eigene Verletzlichkeit auch zumuten zu können, ist in meinen Augen eine Säule einer langfristigen Partnerschaft.

Well, but what does it mean for a relationship to ‘work out’?

Die Frage, was es bedeutet, dass eine Beziehung „funktioniert“, gewinnt im Polykontext eine andere Bedeutung. Klassische, monogame Beziehungen haben selbst dann, wenn dies nicht unmittelbar ausgesprochen ist, üblicherweise ein „bis dass der Tod uns scheidet“ als Ziel. Dass dieses Ziel heutzutage immer weniger erreicht wird, macht unsere Welt zu einem Museum gescheiterter Beziehungen (das gibt es übrigens tatsächlich: Museum of Broken Relationships in Zagreb). Den Erfolg von Beziehungen an einem Maßstab zu messen, fühlt sich kalt und unnötig an, aber trotzdem tun wir es Tag für Tag. Wenn unsere Kriterien nun aber auf schönen Erinnerungen oder gemeinsam erlebten Höhepunkten oder voneinander gelernten Lebenserfahrungen beruhen würden, dann könnten wir auch beendete (und eben nicht gescheiterte) Beziehungen als Erfolg betrachten.

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Roman

Martin Suter – Der letzte Weynfeldt

Ein Literatur-Geocache hat mich zu diesem Werk greifen lassen, das ich dann überraschend schnell weggelesen habe. Eigentlich gibt es in dem Buch keine wirklich sympathischen Protagonist*innen. Der titelgebende Adrian Weynfeldt wird als langweiliger Spießer beschrieben, der von seinem Freundeskreis nur geduldet wird, weil er alle zum Essen einlädt (und auf andere Arten finanziell unterstützt). Dass die „Freunde“ Weynfeldt derart ausnutzen, lässt diese als gierige, oberflächliche Personen dastehen. Die Begegnung mit Lorena stürzt Weynfeldt in eine Situation der Unsicherheit. Lorena selbst schlägt sich mit Gaunereien wie Ladendiebstahl und Erpressung durch und scheint ihr Interesse an Weynfeldt nur vorzutäuschen. Bis zum großen Finale bleibt offen, ob Weynfeldt das gefälschte Bild in die Auktion genommen hat und ob Lorena vielleicht doch echte Gefühle für ihn entwickelt hat. Das klingt nach einem eher gemächlichen Spannungsbogen, hat mich aber tatsächlich gut unterhalten.

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Roman

Mitch Albom – The Magic Strings of Frankie Presto

Die Geschichte meiner ersten Begegnung mit Mitch Albom habe ich im Post zu The First Phone Call from Heaven vor vier Jahren erzählt. Aktuell herrscht in meinem Leben eine Stimmung vor, die nach genau dieser Medizin verlangt: Geschichten, die eine Art Sinn im Leben finden; die ein Gefühl der Möglichkeit vermitteln; die uns zeigen, dass das Leben immer weiter geht.

Erzählt wird die Lebensgeschichte von Frankie Presto, erzählt wird sie von der personifizierten Musik. Das klingt zuerst etwas seltsam, fühlt sich aber in der Geschichte derart organisch an, dass die Absurdität schnell in den Hintergrund gerät. Die Musik erzählt, wie Menschen direkt nach ihrer Geburt nach Talenten greifen, die in Form von Farben um sie herumschweben. Die Musik begleitet Frankie durch sein ganzes Leben und kann daher als Einzige von seinem kompletten Lebensweg berichten. Wie sich später herausstellt, stimmt das nicht vollständig, aber die dunkle Figur, die immer wieder beiläufig erwähnt wird, enthüllt ihre Identität erst gegen Ende des Buchs.

Frankies Lebensgeschichte nimmt immer wieder unerwartete Wendungen, der wahre Familienhintergrund wird in sehr kleinen Etappen enthüllt. Frankie lernt berühmte Musiker aus verschiedenen Dekaden kennen, reist mit Django Reinhardt nach Amerika, tritt als Vertretung von Elvis Presley auf und erlebt schließlich beim legendären Woodstock Festival 1969 eine entscheidende Wendung seines Lebens. Die titelgebenden magic strings sind sechs Stück Gitarrensaiten, die Frankie von seinen unbekannten leiblichen Eltern bekommen hat (ohne dies zu wissen) und von denen jeweils eine in entscheidenden Situationen seines Lebens blau glüht.

Die Geschichte fühlt sich teilweise selbst wie komponiert an, plätschert manchmal etwas dahin und steuert dabei aber immer schon auf den nächsten Höhepunkt zu. Die Musik als Erzählstimme erweist sich als Kunstgriff, der Mediationen über die Seltsamkeiten der Menschheit an sich erlaubt. Diese Möglichkeit hätte auch in einem mahnenden Zeigefinger enden können, wird jedoch nicht übermäßig ausgenutzt. Ein kunstvoll verwobener Roman mit musikalischem Background, Empfehlung von meiner Seite.