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English Roman

V.E. Schwab – The Invisible Life of Addie LaRue

What she needs are stories. Stories are a way to preserve one’s self. To be remembered. And to forget. […] Books, she has found, are a way to live a thousand lives – or to find strength in a very long one.

Es gibt diese Bücher, die so gut sind, dass es nahezu unmöglich ist, darüber etwas zu schreiben. Das ist eines davon. Ich werde daher nur ein paar Zitate und Aspekte aneinanderreihen und lege jeder interessierten Leserin ans Herz, selbst zuzugreifen und sich an dieser großartigen Geschichte zu erfreuen.

You wanted to be free, says a voice in her head, but it is not hers; no, it is deeper, smoother, lined with satin and woodsmoke.

Eine Frau, die aus dem von der Gesellschaft für sie vorgesehenen Leben ausbrechen will. Sie will mehr als das karge, harte Leben, das Frauen im 18. Jahrhundert in einem ländlichen Dorf in Frankreich erwarten können. Sie will es so sehr, dass sie bereit ist, dafür alles zu geben.

Freiheit gibt es nicht geschenkt. Sie beinhaltet Fallstricke, die Addie an ihrer Entscheidung zweifeln lassen. Wie frei können wir überhaupt sein innerhalb der Grenzen, die uns Zeit und Raum auferlegen? Zumindest in Geschichten können diese Grenzen verschoben werden, jedoch auch hier nie ganz überwunden.

Nervous, like tomorrow, a word for things that have not happened yet. A word for futures, when for so long all she’s had are presents.

Erinnerungen, die wir mit anderen Personen teilen, haben die einzigartige Fähigkeit, Verbindungen zu schaffen, die nur zwischen Personen existieren, die gemeinsam Erlebtes teilen. Was bedeuten Erinnerungen, die in Kunst verewigt werden? Welche Möglichkeiten gibt es, in Erinnerung zu bleiben, wenn sich niemand an uns erinnert?


Take this, Instagram:

I remember seeing that picture and realizing that photographs weren’t real. There’s no context, just the illusion that you’re showing a snapshot of a life, but life isn’t snapshots, it’s fluid. So photos are like fictions. I loved that about them. Everyone thinks photography is truth, but it’s just a very convincing lie.


Eine Frau, die selbst angesichts unbezwingbar erscheinender Hindernisse niemals aufgibt. Die immer einen Weg findet, um von einem Tag zum Nächsten zu überleben. Die immer wieder etwas Schönes in der Welt entdeckt.

He is all restless energy, and urgent need, and there isn’t enough time, and he knows of course that there never will be. That time always ends a second before you’re ready. That life is the minutes you want minus one.

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Roman

Tomás Eloy Martínez – Santa Evita

In diesem Bezirk Mittelsex in New Jersey ist Evita eine vertraute Figur, aber die Geschichte, die man von ihr kennt, ist die des Musicals von Tim Rice. Vielleicht weiß niemand hier, wer sie wirklich war; die Mehrheit vermutet in Argentinien eine Vorstadt von Guatemala City. Aber bei mir zu Hause schwebt Evita, ihr Wind ist da; jeden Tag hinterlässt sie ihren Namen im Feuer.

Auch mir war Eva Duarte de Perón lange Zeit aus dem Musical von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice bekannt. Weil ich mehr Fakten erfahren wollte, habe ich mir dieses Buch aus einem Erbe behalten, dann stand es mehrere Jahre im Regal. Eigentlich hielt ich es für eine Biografie, das ist es jedoch nicht. Der Autor selbst bezeichnet es als einen Roman, beim Lesen wirkt es jedoch abwechselnd wie ein mysteriöser Krimi und eine Sammlung von Anekdoten.

Mit jugendlichem Fieber lernte ich das Schreiben, meinen Beruf, neu. Santa Evita sollte ein Roman werden? Ich wusste es nicht, und es war mir auch egal. Es entglitten mir das Konzept, die Sicherheit der Perspektiven, die Gesetze von Raum und Zeit.

Das Buch beginnt wie das Musical mit der sterbenden Evita. In den weiteren Kapiteln beschreibt der Autor dann hauptsächlich die Erlebnisse des Obersts, der Evitas Leiche begraben soll. Dass die Leiche einen langen Weg zu ihrem endgültigen Bestattungsort unternahm, ist eine wahre Geschichte und in Kurzform auch auf der Wikipedia nachzulesen:

So wurde Eva Peróns Leichnam heimlich 1956 nach Mailand ausgeflogen und unter dem Namen Maria Maggi de Magistris bestattet. Im September 1971 brachte man ihn nach Madrid. 1974 ließ ihn Isabel Perón, die dritte Frau des Staatspräsidenten, nach Argentinien zurückbringen, und im Jahre 1976, am 22. Oktober, erfolgte die Beisetzung im Familiengrab der Duartes auf dem Friedhof La Recoleta in Buenos Aires.

Die Wiener Zeitung widmete dem Thema im Sommer 2012 einen Artikel.

Der Autor macht aus diesem wahren Kern jedoch Stück für Stück einen Kriminalroman. Er beschreibt die Ungeheuerlichkeiten, die der Leiche unterwegs angetan werden (an diesen Stellen hofft man, dass alle Details erfunden sind) und den Fluch, den diese Frau (in späteren Kapiteln wird sie zumeist nur noch Person genannt) angeblich über alle mit ihr in Kontakt kommenden Menschen bringt.

Je länger ich gelesen habe, umso anstrengender fand ich diese Schreibweise, so zu tun, als beruhe ALLES auf wahren Begebenheiten, wo doch der Autor viele Details der Gefühlswelten der betroffenen Personen unzweifelhaft erfunden haben MUSS. Trotzdem sticht es aus der Reihe der Romane gerade durch diesen Punkt hervor und entfaltet auf diese Weise eine eigene mysteriöse Aura. Gerade dieser Konflikt, dass man als Leser nicht weiß, wo hört die Wirklichkeit auf, muss den Autor an der Geschichte gereizt haben. Eine Empfehlung kann ich nicht aussprechen, aber es ist auf jeden Fall eine Rarität in der diesjährigen von der Reading Challenge geprägten Buchauswahl.

So erlischt die Vergangenheit, sagte ich mir. Immer kommt und geht sie, ohne sich darum zu kümmern, was sie zurücklässt.

Reading Challenge: A book based on a true story

RANDNOTIZ: Das von mir eingereichte Problem ist #895 auf Problems of a Book Nerd!

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Roman

Carlos Ruiz Zafon – Der dunkle Wächter

Als Onkel und Neffe auf die Mole sprangen, um bei Einbruch der Dunkelheit zuhause zu sein, untersuchte ihr Nachbar Picaud noch immer die mysteriösen Teile und versuchte herauszufinden, ob es in diesem Sommer Schrauben regnete oder ob der Himmel ihm ein Zeichen schicken wollte.

Meine Erwartungen an dieses Buch waren geprägt von den positiven Erfahrungen durch Der Schatten des Windes (das ich vor dem Beginn meiner Aufzeichnungen gelesen habe, woran ich mich aber erinnere, dass es die überzogenen Erwartungen aufgrund des medialen Hypes sogar übertroffen hat) und Das Spiel des Engels. Natürlich hätte ich genauer schauen sollen. Es handelt sich um ein Frühwerk, wie ich soeben auf der Amazon-Webseite lese, sogar den dritten Teil einer Jugendbuch-Reihe. (OMG, ich habe den dritten Teil als Erstes gelesen!1!!111!!!)

Warum ich sonst nie Rezensionen lese: weil sie oft besser zusammenfassen, was ich in meinen eigenen Worten sagen möchte (auf der Amazon-Seite von Fenja Wambold):

Mit dem Rückgriff auf altbewährte Motive revolutioniert Zafón zwar keineswegs den Schauerroman; auch weisen spätere Werke zweifellos einen literarischen Reifungsprozess auf.

Für ein Jugendbuch ist es eigentlich stückchenweise ziemlich grausam. Der Schatten im düsteren Wald, die Todesgefahr, in der Ismael und Irene beinahe 48 Stunden lang durchgehend schweben, der Verlust von Hannah, die grausigen Details über Alma Maltisse … trotzdem fühlte es sich unfertig an, der Stil erinnerte mich zu sehr an den ersten Band Harry Potter. Wenn man allerdings die Zielgruppe einschränkt auf jugendliche Leser, die sich gruseln wollen, aber nicht immer nur der Zombiecalypse hinterherlaufen wollen, dann passt es vielleicht.

Dass die Romanze zwischen Ismael und Irene keinen guten Ausgang nimmt, zeigt vielleicht die Düsternis an, die die späteren Romane von Carlos Ruiz Zafon prägen wird.