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English Roman

Rainbow Rowell – Attachments

CN dieses Buch: Fehlgeburt
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There are moments when you can’t believe something wonderful is happening. And there are moments when your entire consciousness is filled with knowing absolutely that something wonderful is happening.

Rainbow Rowell war mir bislang als YA-Autorin bekannt (Eleanor & Park). Als ich beim Stöbern in den Neuzugängen der OverDrive eLibrary auf dieses Buch stieß, freute ich mich auf eine warmherzige Geschichte, die gleichzeitig witzig sein würde und wurde nicht enttäuscht. Mehr als einmal musste ich beim Lesen schnaubend auflachen, weil die Charaktere so schamlos selbstironisch und trotzdem mitfühlend miteinander umgehen.

Schauplatz der Geschichte ist eine Zeitungsredaktion in Amerika um die Zeit der Jahrhundertwende. Dies ermöglicht den Kniff, dass die Geschichte zum Teil in Form von E-Mails erzählt wird, die zwischen Beth und Jennifer ausgetauscht werden und von der dritten Person, Lincoln, dessen Auftrag das Überprüfen von automatisch markierten E-Mails ist, gelesen werden. Natürlich weiß Lincoln von Anfang an, dass es falsch ist, diese Mails heimlich zu lesen, doch wachsen ihm Jennifer und Beth dermaßen ans Herz, dass er einfach nicht damit aufhören kann.

Obwohl ich denke, dass dieses Buch auf für jüngere Menschen interessant und mitreißend ist, bin ich doch mitten in der Zielgruppe drin. Junge Menschen, die nach dem Jahrhundertwechsel geboren sind, haben wohl kaum Bezug zu den Gegebenheiten der damaligen Zeit, als das Internet noch nicht allumfassend unseren Alltag prägte und kaum jemand wusste, wofür Y2K überhaupt steht. Dieses Setting ist jedoch nur die Grundlage für eine herzerwärmende Geschichte, die zeigt, dass wir uns manchmal zuerst selbst verändern müssen, bevor sich in unserem Leben etwas ändert.

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English Sachbuch

Royal Observatory Greenwich – On The Line. The Story of the Greenwich Meridian

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Bei meinem kürzlichen Aufenthalt im Vereinigten Königreich (das sich laut dem Verrechnungssystem meines Handynetzbetreibers immer noch in der EU befindet, klingt komisch, war aber aus Roaminggründen hilfreich) habe ich unter anderem das Royal Observatory Greenwich und den dort verorteten Prime Meridian besucht. Ich war überrascht, wie viele Menschen sich dafür interessierten, das können unmöglich alles Geocacher:innen gewesen sein … hier mein Bericht über die Geocaching-Erfahrung in Greenwich.

Weil der Tag so schön war und ich noch so viele Pläne hatte, habe ich das Museum nicht besucht, möchte dies aber irgendwann nachholen. Im Museumsshop habe ich mich jedoch mit einem „00° 00′ 00″-T-Shirt ausgestattet und das in diesem Post besprochene Büchlein zur Geschichte des Prime Meridians gekauft. Mit vielen Bildern, Skizzen und Grafiken werden hier die Grundlagen der Navigation von damals bis heute erklärt, die Unterschiede und Besonderheiten zwischen verschiedenen Zeitzonen erläutert und bekannte Persönlichkeiten vorgestellt, die diese Entwicklungsgeschichte prägten. Da es viele Bilder von historischen Karten enthält, kommt es nun außerdem auf den Stapel von Quellen für mein Kartenprojekt (hier erstmals öffentlich erwähnt, hoffentlich später mehr dazu).

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Erfahrungsbericht Memoir

Oliver Sacks – On The Move. Mein Leben

CN dieses Buch: Krankheit, Wachkoma, Sterben
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Vor einigen Jahren hatte ich bereits ein Buch von Oliver Sacks gelesen, das sich mit seiner Arbeit mit Wachkomapatienten beschäftigt. Es gelingt ihm dabei, komplizierte Krankheitsverläufe und Patientengeschichten auch für nicht medizinisch ausgebildete Leser:innen zugänglich zu machen. In seiner Autobiografie erzählt er, wie er zur Medizin, bzw. spezifischer zur Neurologie und zum Schreiben gekommen ist, wie ihn seine Familie beeinflusst hat, aber auch von vielen Persönlichkeiten, mit denen er im Rahmen seiner wissenschaftlichen Karriere zusammen gearbeitet hat.

Die deutsche Übersetzung erschien mir nicht so gelungen. Wobei ich mich immer wieder frage, ob das tatsächlich an einer schlechten Übersetzung liegt, oder ob mir der Plauderton, in dem der Autor seine Lebensgeschichte Revue passieren lässt, im englischen Original vielleicht gar nicht negativ aufgefallen wäre.

Nichtsdestotrotz bietet das Buch umfassende Einblicke in das Leben eines forschenden Neurologen, spart aber auch seine privaten Erfahrungen als (mehr oder weniger offen) homosexueller Mann nicht aus. Vielleicht hat mich auch die intensiv positive Grundstimmung irritiert, mit dem Oliver Sacks an seine Lebensgeschichte heran geht. Auch erlebte Rückschläge betrachtet er im Allgemeinen als Lerngelegenheiten. Eine Perspektive, die sich vermutlich erst mit steigendem Alter einnehmen lässt.

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Roman

Andri Snær Magnason – Lovestar

CN dieses Buch: Suizidgedanken, Suizidversuch, Sterben, Geschlechtsteile, sexuelle Handlungen, Weltuntergang
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All dies würde unausweichlich geschehen, wenn sie den Ort fänden, an dem die Gebete endeten. Nichts hält eine Idee auf, nichts kann verhindern, dass eine Möglichkeit voll ausgeschöpft wird.

Eine derart beängstigende und gleichzeitig wahnwitzig unterhaltsame Zukunftsvision habe ich in meinen Dystopie-Studien der letzten Jahre noch nicht erlebt. Dieser Roman aus dem Jahr 2002 hat manches vorausgesehen, das in den 20 Jahren seit seiner Erscheinung bereits Wirklichkeit geworden ist, wenn auch die Überwachung und die Eingriffe in die Gedanken, Körper und Leben der Menschen im Roman deutlich invasiver sind, als wir es heute kennen.

In einer von Stimmungsabteilungen gesteuerten durchkapitalisierten Welt werden Menschen nicht mehr begraben sondern mit Raketen ins Weltall geschossen, um dort zu verglühen. Die Liebe wird durch einen Computeralgorithmus berechnet, der die von den Menschen ausgesendeten Wellen miteinander abgleicht und Übereinstimmungen miteinander verknüpft. Als der Kopf des weltumspannenden Unternehmens LoveStar schließlich entdeckt, dass Menschen trotz aller Kontrolle noch immer Gebete an eine höhere Macht richten, entgleitet ihm das Projekt.

Immer wieder rechtfertigen die Charaktere in der Geschichte ihre Handlungen mit dem Satz: „Wenn ich es nicht tue, macht es jemand anders.“ Jede fragwürdige Handlung wird dadurch legitimiert, dass sich die Idee (aus dem obigen Zitat) ohnehin nicht aufhalten ließe. Diese Argumentation begegnet uns oft im Hinblick auf Technologien oder Datensammlungen. Alles, was möglich ist, wird irgendwann getan werden, mögen auch heutige Gesetze dies verbieten (wenn auch nicht zwingend verhindern).

Das Buch ist mir in einer Lithub-Sammlung isländischer Werke begegnet, hätte aber nach meiner Meinung eine weitaus breitere Rezeption verdient. Es versteckt tiefe Gedanken über die Entwicklung unserer Welt in einer extrem unterhaltsamen Geschichte. Mein Highlight-Moment: als der Reißverschluss im Bauch des Großen Bösen Wolfs (der eigentlich eine Wölfin ist) das erste Mal geöffnet wird.

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Roman

Karen Thompson Walker – Die Träumenden

CN dieses Buch: Krankheit, Sterben, Tod
CN dieser Post: Krankheit


Es ist ein seltsam pandemisches Buch, aber in seiner Gesamtheit dann wieder genauso hoffnungsvoll wie schrecklich. Am College einer amerikanischen Kleinstadt bricht eine noch unbekannte Krankheit aus, die die Erkrankten in einen Schlafzustand versetzt, aus dem sie vorerst nicht mehr erwachen. Aus einem einzelnen Fall werden mehrere und dann schnell viele und damit nimmt die Katastrophe ihren Lauf. Die Autorin webt in ihre Geschichte all die Reaktionen ein, die wir seit dem Beginn der Covid19-Pandemie innerhalb unserer Gesellschaften gesehen haben. Hilfsbereitschaft trotz Angst vor den eigenen Nachbarn, Selbstlosigkeit im Angesicht des Risikos, Zweifel ob der Wertigkeit des eigenen Lebens gegenüber dem Leben von anderen. Ablehnung der Zwangsmaßnahmen, die getätigt werden, um die Krankheit einzudämmen, Zweifel an Wissenschaft und Regierung, Glaube an Verschwörungsmythen anstatt rationalem und menschlichem Denken und Handeln. Das moralische Dilemma steht ständig zwischen den Zeilen.

Das Buch wechselt zwischen verschiedenen Protagonisten, die in unterschiedlicher Form von der Krankheit betroffen sind (entweder selbst erkrankt oder mittelbar durch eine Erkrankung in der Familie oder als Ärzt:innen, Pflegende, Helfer:innen). Diese Episodenhaftigkeit hat mir gefallen, es lässt unterschiedliche Perspektiven zu, die jedoch miteinander verwoben sind. Das Ende lässt vieles offen und scheint doch eindeutig auf eins hinzuweisen: Das Leben geht weiter.

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Memoir

Maggie Nelson – Die Argonauten

CN dieses Buch: sexuelle Handlungen, Geschlechtsteile, Pornographie, sexueller Missbrauch von Kindern, Fehlgeburt, Abtreibung, Krankheit, Sterben
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Gerade bin ich die Liste meiner Kategorien nochmal durchgegangen und bin noch immer nicht zufrieden mit der Einordnung dieses Buchs. Schon zu Beginn des Lesens war ich mir nicht sicher, was ich eigentlich vor mir habe. Das Cover enthält nur den Titel, den Namen der Autorin, den Namen des Verlags und ein Zitat aus The Guardian. Der Einband auf der Umschlagseite 2 bestätigt schließlich, dass sich dieses Buch nicht so einfach einordnen lässt; es wird als eine Mischung aus Memoir, Theorie und Poesie beschrieben. Die Themen des Buchs sind die Beziehung der Autorin Maggie Nelson zu einer genderfluiden Person, und die Familie, die sich aus dieser Beziehung entwickelt. Diese Familie besteht aus Maggie, Harry, Harrys Sohn aus einer früheren Beziehung und Iggy, dem gemeinsamen Kind von Maggie und Harry. Diese ungewöhnliche Familienkonstellation bietet umfassenden Raum, um Geschlechterrollen zu hinterfragen, die Bedeutung der Stiefelternschaft zu erörtern oder Familienmodelle generell auf einen (queeren) Prüfstand zu stellen.

Dabei erlaubt sie sich, Fragen zu stellen, die unvermeidlich auftauchen, wenn ein Mensch eine Beziehung eingeht zu einem anderen Menschen, der sich nicht in eine binäre Geschlechtsidentität einordnet. Selbst in queeren Gemeinschaften gibt es Normen und Schubladen (wie butch oder femme); die Gefahr einer Bewertung droht nicht nur von der heteronormativen Normalgesellschaft sondern auch aus der eigenen Community, deren Einstellungen sich ebenfalls auf einem sehr breiten Spektrum verteilen. Gerade zwischen liebenden Menschen entstehen Missverständnisse bezüglich der (von innen) gefühlten und der (von außen) wahrgenommenen Identität. Wir wollen das Beste für unsere Partnerperson und stehen doch oft hilflos daneben.

Ich will einfach, dass du dich frei fühlst, sagte ich, meine Wut getarnt als Mitgefühl, mein Mitgefühl getarnt als Wut. Verstehst du es denn nicht?, schriest du zurück. Ich werde mich niemals so frei fühlen wie du, ich werde mich niemals so heimisch fühlen in der Welt, ich werde mich niemals so zu Hause fühlen in meiner eigenen Haut. So ist es einfach, und so wird es immer sein.

Gerade dieses „zu Hause fühlen im eigenen Körper“ und damit verbundene Veränderungen können wiederum der Partnerperson Angst machen. Kommt es auf eine äußere Transformation überhaupt an, wenn doch eigentlich das Innere unsere Identität ausmacht? Ja, denn Identität ist eben nicht nur das, was wir als unsere Persönlichkeit mit uns tragen. Unsere Äußerlichkeit ist ein Ausdruck dieser Identität. Vielen Menschen, die von der Gesellschaft als das gelesen werden, was sie auch tatsächlich in sich fühlen, ist überhaupt nicht bewusst, welches Privileg diese Einheit von Außenwahrnehmung und Innengefühl darstellt. Es ist keine Selbstverständlichkeit. (Dieses Thema habe ich im Blog Post zu Let’s Talk About Hard Things auch schon kurz angerissen.)

Und was, wenn du dich, nachdem du die großen äußeren Veränderungen vorgenommen hattest, immer noch unwohl in deinem Körper fühlen würdest und unwohl in der Welt? Als hätte ich nicht gewusst, dass es auf dem Gebiet von Gender unmöglich ist zu verzeichnen, wo das Innere und das Äußere beginnen und aufhören –

Ihre eigenen Erfahrungen einer queeren Partnerschaft; einer Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft; ihrer Suche nach einem Platz in der Welt ergänzt Maggie Nelson mit theoretischem Hintergrund in Form von Zitaten von bekannten Theoretiker:innen, die sich mit Fragen zu Feminismus oder Gender befasst haben. Ihre Beziehung zu ihrem Sohn und was es überhaupt bedeutet, eine gute Mutter zu sein, hinterfragt sie intensiv anhand der Schriften von Donald Winnicott, der mir bereits in Alison Bechdels Are You My Mother? begegnet ist (das Maggie Nelson auch an anderer Stelle in ihrem Werk erwähnt. Offenbar ist der deutsche Titel Wer ist hier die Mutter?, was ich sehr seltsam finde).

Auch viele Künstler:innen kommen zu Wort, manchmal als Beispiele für queeres Leben, an anderen Stellen liefern sie Erklärungen für all die Unsicherheiten und Missverständnisse, die auftreten, wenn Menschen nach binären Kategorien eingeteilt werden. Binäre Kategorien sind überall, wie etwa auch „der Binarismus von normativ und transgressiv“, der Menschen dazu zwingen soll, Leben zu leben, „die nur eine einzige Sache sind“.

Ich lag in allem falsch – ich war in meinen eigenen Wünschen und Ängsten eingeschlossen und bin es noch immer. Ich versuche nicht, diese Verkehrtheit hier zu korrigieren. Ich versuche nur, sie offenzulegen.

Der obige Absatz folgt auf eine Reflexion, in der die Autorin ihren Blickwinkel auf Schwangerschaft bzw. schwangere Frauen und ihre Körper in ihrem eigenen Zeitverlauf nachvollzieht. Wir sehen andere Menschen immer aus unserer eigenen Lebenssituation heraus. Nicht nur unsere eigene Identität und unsere Wünsche prägen unsere Wahrnehmung von anderen Menschen, auch unsere aktuelle Lebenssituation und die Lebenserfahrungen, die wir bereits gemacht haben, beeinflussen unsere Wahrnehmung.

Für mich war die zentrale Erkenntnis (oder ein Wieder-Erkennen), dass wir niemals tatsächlich wissen können, was eine andere Person fühlt, selbst dann nicht, wenn wir dieser Person sehr nahe sind. Unsere einzige Möglichkeit, dem Verständnis näher zu kommen, ist es daher, zuzuhören. Zuzuhören, anzunehmen, dass es überhaupt ein anderes Empfinden als das Eigene geben kann und dann zu verstehen, dass jedes Empfinden einzigartig ist, selbst wenn wir Parallelen zu sehen meinen.

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Krimi Roman Thriller

Ursula Poznanski – Vanitas. Schwarz wie Erde

CN dieses Buch: Tod, Totschlag, Gewalt, Sehbehinderung (Hinweis: ich habe das Buch vor über einer Woche zu Ende gelesen und erinnere mich nicht mehr an alle Details, es ist jedenfalls ein Krimi/Thriller mit entsprechendem Gewaltaufkommen)
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Auf dieses Buch bin ich durch einen Literatur-Geocache gestoßen und es hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte weist einige überraschende Wendungen auf, zwei parallel laufende Kriminalfälle werden miteinander verknüpft bis zum finalen Cliffhanger, der auf die beiden Fortsetzungen verweist, die zum Glück auch in der Onleihe erhältlich sind und die ich mir demnächst vornehmen werde.

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English Krimi Roman

Louise Penny – How The Light Gets In

CN dieses Buch: Drogenmissbrauch, Tod, Totschlag, Gewalt, Suchterkrankung
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Addiction’s a terrible thing. It’ll steal your health, your friends, family, careers. Judgement. It’ll steal your soul. And when there’s nothing left, it takes your life.

Nachdem ich mit dem letzten Band nicht so glücklich war, musste ich mir gleich den nächsten zur Hand nehmen. Der war nun wieder eine besondere Freude. Schon allein das Cover ist eine Wohltat, der Titel wird im Text schön hergeleitet (Brüche [cracks] können schmerzhaft und gefährlich sein, aber durch sie dringt auch das Licht herein). Die Erzählung verbindet die sympathischen Bewohner:innen von Three Pines mit der Geschichte einer unglücklich berühmten Familie, die mit einem Mordfall endet und einem Knalleffekt aufgrund der sich zuspitzenden Korruption in der Sûreté de Québec. Sowohl geliebte als auch verhasste Charaktere kommen in dieser Geschichte zu ihren Auftritten. Für mich ein Highlight der gesamten Serie.

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English Krimi Roman

Louise Penny – The Beautiful Mystery

CN dieses Buch: Drogenmissbrauch, Tod, Totschlag, Gewalt, Erwähnung von Pädophilie (keine grafische Beschreibung)
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Armand Gamache knew the power of a father’s love. Whether it be a biological father or a father by choice. And fate.

Der erste Band der Gamache-Reihe, der vollkommen abseits vom abgelegenen Örtchen Three Pines spielt, in dem so viele sympathische und besondere Charaktere leben. Gamache und Beauvoir sind einem Mörder in einem Kloster auf der Spur. Der Kreis der Verdächtigen beschränkt sich auf 23 Mönche, einer wie der andere ein sehr unwahrscheinlicher Mörder. Bald stellt sich heraus, dass gerade unter einem Schweigegelübde die Konflikte nur so vor sich hin brodeln. Und auch der schwelende Konflikt zwischen Gamache und Beauvoir wird schließlich von einem unerwarteten Besuch neu befeuert. Die Geschichte ist spannend, aber mir fehlten tatsächlich die bekannten Gesichter aus Three Pines, weshalb ich gleich mit dem nächsten Band anschließen musste.

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Roman

Jacquelyn Mitchard – The Good Son

CN dieses Buch: Drogenmissbrauch, Tod, Totschlag, Suizid, Suizidgedanken, Gewalt
CN dieser Post: Drogenmissbrauch, Totschlag, Tod, Gewalt


No part of this process was easy, no part was going the way I had hoped it would. But I had no choice.

Dieses Buch beginnt an dem Tag, als Theas Sohn Stefan aus dem Gefängnis entlassen wird. Er wurde für schuldig befunden, seine Freundin Belinda unter Einfluss von Drogen erschlagen zu haben. Die Anklage lautete auf Totschlag, Stefan war vor diesem Vorfall unbescholten und hat sich in seiner Zeit im Gefängnis mehr als vorbildlich verhalten. Als er nach etwas mehr als zwei Jahren auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen wird, beginnt für ihn und seine Familie eine Zeit, die sich als noch schwerer erweist als die Zeit, die er tatsächlich im Gefängnis verbracht hat.

In Rückblenden wird erzählt, was zu der aktuellen Situation geführt hat. In Gesprächen wird die Beziehung zwischen Stefan und Belinda beleuchtet, es wird hinterfragt, was zu dieser Gewalttat geführt haben kann (so ungerechtfertigt sie natürlich ist) und Stück für Stück enthüllt, welche Gefühle die einzelnen beteiligten Personen in diesem Drama erleben und verarbeiten müssen.

Before today, was it because deep down, despite my stance to the contrary, I was ashamed of my son? Yes. A part of me resented the way his wrongdoing had muddied up my security, my serenity, my own space on earth. And now, the door to our front porch suddenly looked like the portal to hell.

Gegenüber der Protagonistin Thea, die ihren verurteilten Sohn weiter liebt, obwohl er ihr manchmal Angst macht, steht Jill, die Mutter der ermordeten Belinda. Ihre Trauer begräbt und befeuert sie in einer fortwährenden Kampagne gegen den Mörder ihrer Tochter im Rahmen einer von ihr gegründeten Organisation, die auf Gewalt in Beziehungen aufmerksam machen soll. Stefan selbst kann sich an die Ereignisse in der Todesnacht von Belinda nicht erinnern, davor sagt er, niemals gewalttätig gegenüber ihr oder einer anderen Person gewesen zu sein, was jedoch viele nicht glauben.

Die Geschichte geht sehr in die Tiefe und beleuchtet sowohl die Gefühle der beiden Mütter, als auch die Gefühle des verurteilten Sohns, der sich das Verbrechen an seiner Freundin selbst nicht erklären kann und damit weiterleben muss, dass etwas geschehen ist, für das er verantwortlich ist und dass er nicht rückgängig machen kann. Es ist ein Lebensereignis, das nicht nur sein Leben in ein eindeutiges Vorher und Nachher spaltet. Dieses Buch erzählt von Menschen in Lebenssituationen, die wir alle niemals erleben wollen. Und hilft dabei, sich bewusst zu machen, dass nicht immer alles so eindeutig ist, wie es uns scheint.