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Essays

Susan Sontag – Über Fotografie

Fotografie Silhouette vor Aquarium (c) Ernst Rose / PIXELIO

Diese Methode kommt insbesondere jenen Touristen entgegen, die zu Hause einer erbarmungslosen Arbeitsethik unterworfen sind – den Deutschen, Japanern, Amerikaner. Die Handhabung einer Kamera dämpft die innere Unruhe, die ständig unter Stress arbeitende Menschen empfinden, wenn sie Urlaub machen und sich nur amüsieren sollen. Aber nun haben sie „etwas zu tun“, das auf angenehme Weise an Arbeit erinnert: sie dürfen fotografieren.

Schuldig im Sinne der Anklage. Susan Sontag untersucht in ihren Essays zum Thema Fotografie sowohl die künstlerischen Strömungen in dieser jungen Kunst als auch die Motive der Fotografen. Dabei nimmt sie nicht nur die kamerabewaffneten Touristen aufs Korn, sondern beweist Sprachwitz in allen Situationen.

Der Fotograf, eine bewaffnete Spielart des einsamen Wanderers, pirscht sich an das großstädtische Inferno heran und durchstreift es – ein voyeuristischer Spaziergänger, der die Stadt als eine Landschaft wollüstiger Extreme entdeckt.

Außerdem geht sie der Frage auf den Grund, ob Fotografie überhaupt Kunst ist und beweist schließlich, warum Fotografie Kunst ist. Sie betrachtet das Verhältnis zwischen Malerei und Fotografie als mythischen Pakt: Durch die wirklichkeitsgetreue Darstellung der Fotografie wurde die Malerei von ihren Fesseln befreit und konnte sich dem höheren Ziel der Abstraktion zuwenden. In weiterer Folge beeinflusste wiederum die Fotografie intensiv das Kunstgeschehen. Jeder kennt die Mona Lisa, aber der Großteil der Menschen hat sie nur auf Fotografien gesehen.

Wiederkehrendes Thema ist die Besitzergreifung durch die Fotografie. Was wir als Bild speichern, glauben wir zu besitzen. Sehen wir ein Bild von einem Ereignis, meinen wir, dabei gewesen zu sein. Ein Foto einer geliebten Person oder eines geliebten Gegenstands kann für uns zum einmaligen Objekt werden. Erinnerungen werden in Bilder projiziert, oft genug sind es falsche Erinnerungen, die die Vergangenheit verklären.

Und kein Instrument, mit Ausnahme der Kamera, ist imstande, solch komplexe, kurzlebige Reaktionen zu registrieren und der ganzen Herrlichkeit des Augenblicks Ausdruck zu verleihen. Keine Hand kann das zum Ausdruck bringen, weil das Gedächtnis nicht imstande ist, die unverfälschte Wahrheit eines Augenblicks so lange festzuhalten, bis die langsamen Finger die Vielzahl der übermittelten Einzelheiten aufzeichnen könnte. (Paul Rosenfeld, aus der angeschlossenen Zitatsammlung)

Auch das Sammeln von Fotografien findet ihre Beachtung. Fotos beleuchten nur kurze Momente eines Lebens, diese werden für immer festgehalten. Für Sontag stellen diese Bilder einen Widerspruch zum Leben an sich dar, während der gemeine Fotosammler meint, das Leben durch diese Standbilder aufzeichnen zu können. Die inflationäre Verwendung der Technik der Fotografie macht die Werke zum Kitsch.

Marx warf der Philosophie vor, sie mache nur den Versuch, die Welt zu verstehen, anstatt zu versuchen, sie zu verändern. Fotografen, die im Sinne des surrealistischen Lebensgefühls arbeiten, weisen lediglich darauf hin, dass es vergeblich ist, die Welt verstehen zu wollen, und schlagen uns stattdessen vor, sie zu sammeln.

Wie Fotografien Geschichten erzählen, erzählen auch Susan Sontags Essays Geschichten zwischen den Zeilen. Wer genau hinsieht, kann tiefe Emotionen und Einblicke gewinnen. Genau wie beim intensiven Betrachten einer Fotografie.

Wenn ich die Geschichte in Worten erzählen könnte, brauchte ich keine Kamera herumzuschleppen. (Lewis W. Hine, aus der angeschlossenen Zitatsammlung)

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Biografie

Johannes Thiele – Elisabeth

Achilleion, Palast der Kaiserin Elisabeth auf Korfu

„Es gibt in jeder irdischen Laufbahn einen Augenblick, wo die Seele stirbt; das braucht keineswegs zu der Zeit zu sein, wo man körperlich stirbt. … Wenn der Wunsch zu leben aufhört, befindet man sich eigentlich außerhalb des Lebens.“

Da meine Musicalleidenschaft ihren Anfang 1995 mit Elisabeth im Theater an der Wien genommen hat, habe ich schon einige Biografien der „unglücklichen Kaiserin“ gelesen. Standardwerk ist natürlich Brigitte Hamanns „Kaiserin wider Willen“, das ich schon in den 90er Jahren gelesen habe. Davon unterscheidet sich Johannes Thieles Blickwinkel ganz extrem. Seine Schreibweise gibt der Lebensgeschichte der Kaiserin einen schwärmerischen Touch und lässt es wie einen Roman wirken.

Bestes Beispiel ist da die Geschichte über den Maskenball, den die Kaiserin incognito besucht und dort mit einem jungen Mann flirtet. Während der Wahrheitsgehalt dieser Episode von den meisten Biografen angezweifelt wird, nutzt Thiele dies für ein ausschweifendes Kapitel über die romantischen Episoden der Kaiserin, die hauptsächlich in ihrer Traumwelt stattfinden und sich dann in ihren Gedichten wiederfinden.

Elisabeths Gefühle bewegen sich selten in einer geraden Linie. Meistens sind sie verworren, haltlos, unbeständig: „Das Ziel der Reise ist anziehend“, bekennt sie, „hauptsächlich, weil die Reise dazwischen liegt. Wenn ich irgendwo wäre und wüsste, dass ich niemals wieder von dort fortkommen könnte, so würde mir der Ort wie eine Hölle erscheinen, selbst wenn es das Paradies wäre. Der Gedanke, dass ich den Ort, wo ich mich aufhalte, wieder verlassen muss, rührt mich und bringt mich dahin, ihn zu lieben. Jedesmal wenn ich reise, begrabe ich so einen Traum, der allzuschnell entschwindet. Und ich seufze nach einem Neuen.“

Auf diese Stimmungen Elisabeths konzentriert sich Thiele auf langen Strecken und stellt dabei natürlich auch viele Spekulationen an. Die politischen Wirren des 19. Jahrhunderts sind natürlich auch Thema, treten aber gegenüber den persönlichen Befindlichkeiten in den Hintergrund. So bleibt diese Biografie ein Leseerlebnis gerade für Fans des Musicals, die wahrscheinlich für etwas Schwärmerei ohnehin mehr übrig haben als für die harten Fakten.

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Roman

Haruki Murakami – Kafka am Strand

Misstrauische Katze

„Ich verstehe sehr gut, was du fühlst“, sagt er. „Doch darüber musst du selbst nachdenken und befinden. Niemand kann das an deiner Stelle tun. So ist es eben mit der Liebe, junger Kafka. Himmelhoch jauchzend bist du allein, zu Tode betrübt bist du auch allein. Dein Körper und dein Herz müssen es ertragen.“

Der Begleiter meines unfreiwilligen Tagesaufenthalts am Pariser Flughafen Orly. In diesen Stunden hab ich nur das erste Drittel dieses Buchs geschafft, aber danach konnte ich es beinahe nicht mehr aus der Hand legen. Verflochten sind die Geschichten des 15-jährigen Kafka Tamura und des alten Nakata. Obwohl zwischen den beiden hauptsächlich Gegensätze bestehen, verbindet sie eine seltsame  Fügung des Schicksals.

Kafka verlässt sein Zuhause, um vor seinem Vater und dem Ödipus-Fluch, den dieser ihm auferlegt hat, zu fliehen. Seine Reise nach Takamatsu ist nur die erste Station einer Entwicklung. Sein Weg führt ihn in die Komura-Gedächtnisbibliothek, wo er sich in eine Frau verliebt, die im buchstäblichen Sinn seine Mutter sein könnte. Erst langsam werden die Verbindungen enthüllt.

„Das heißt, wenn du im Wald bist, wirst du nahtlos zu einem Teil des Waldes. Wenn du im Regen stehst, wirst du Teil des Regens. Wenn es morgen ist, wirst du Teil des Morgens. Wenn du mit mir zusammen bist, wirst du ein Teil von mir. So eben. Einfach ausgedrückt.“

Mit fortschreitender Handlung gerät die Geschichte immer mehr ins Reich der Fantasie. Nakatas Kampf mit dem Katzenmörder Johnnie Walker scheint einem noch eine bizarre Episode oder ein Traum zu sein, auch, dass Nakata mit Katzen sprechen kann, wird eher als Spleen verbucht. Mit der Zeit muss der Leser jedoch erkennen, dass dies nur der Einstieg in diese andere Welt neben der Welt darstellt. Auch Nakata macht sich auf den Weg nach Takamatsu, er und Kafka treffen jedoch niemals aufeinander.

Sie sieht hinunter auf die Tasse, die sie mit beiden Händen umschlossen hält. „Nein, leider werde ich nicht mehr da sein.“ – „Aber was willst du dann, dass ich dort mache?“ – „Insbesondere eines.“ Sie hebt den Kopf und sieht mir in die Augen. „Ich will, dass du dich an mich erinnerst. Solange du dich an mich erinnerst, können mich alle anderen ruhig vergessen.“

Kafka lernt auf seinem Weg nicht nur einiges über die Liebe und Beziehungen zwischen Männern und Frauen. Sein Begleiter Oshima gibt allerlei Weisheiten mit auf den Weg. Und auch Hoshino, der Nakata auf seinem Weg begleitet, erkennt seine Fehler und lässt sich zum Besseren belehren. Wie seine Erkenntnis voranschreitet, ist beinahe noch interessanter, da Nakata seine Weisheit nicht mit Worten sondern mit Taten mitteilt.

„Wir alle verlieren ständig Dinge, die uns wichtig sind“, sagt er, nachdem das Klingeln aufgehört hat. „Wichtige Gelegenheiten und nachdem das Klingeln aufgehört hat. „Wichtige Gelegenheiten und Möglichkeiten, oder unwiederbringliche Gefühle. Das mach das Leben aus. Aber in unserem Kopf – oder vielleicht sogar der Kopf selbst – ist ein kleines Zimmer, in dem diese Dinge als Erinnerungen aufbewahrt bleiben. Ein Zimmer wie unsere Bibliothek. Und um über unseren genauen geistigen Zustand auf dem Laufenden zu sein, müssen wir die Karteikarten in diesem Zimmer ständig ergänzen. Wir müssen es reinigen, lüften und das Blumenwasser wechseln. Anders ausgedrückt, man lebt auf Ewigkeit in seiner eigenen Bibliothek.“

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Roman

Hermann Kant – Kino

Hamburg

Nicht bei Daniel Wischer! Ein Waffenschein reichte nicht, Gesundheitsbescheinigungen müssten her. Atteste wären gefragt, brauchten aber Zeit, weil Tests benötigt würden. So penibel die einen an den schwarzrotgoldgestreiften Pfählen wachten, so penibel verhielten sich die anderen, wenn es zu bestimmen galt, wer im blauweißgestreiften Kittel an den Goldbarsch durfte. Oder an die Hummersuppe. Kurz und gut, die Grenzbeamtin Anni hatte, wenn überhaupt, eher über lang als über kurz zum Doppelamt als Krebsbouillon-Ausgießerin und Sicherheitskraft kommen können.

An diesem (symbolischen) Wälzer hätte ich mir beinahe die Zähne ausgebissen. Tatsächlich habe ich nicht seit dem letzten Post daran gelesen, aber trotz allem brauchte es einige Zeit. Am ersten Zitat kann man schon den Erzählstil von Hermann Kant nachvollziehen, seine Schachtelsätze suchen ihresgleichen. Da braucht es Konzentration, um am Ende des Absatzes noch zu wissen, wie er angefangen hat.

In seinen ausführlichen Beschreibungen Beschreibungen der handelnden Personen geht auch die äußerst langsam fortschreitende Handlung immer wieder verloren. Wer sich jedoch in den sprachlichen Spitzfindigkeiten verliert, kann auf die tatsächliche Enthüllung, worauf eigentlich alles hinausläuft, auch bis zum Ende warten.

Es kann schon sein, dass wir im Alter Fremde waren. In der Jugend aber sind wir für lange Zeit wirklich unzertrennliche Freunde gewesen. Sie las weniger und andere Bücher als ich und wollte von denen, die gelesen hatte, nur in ausgewählten Teilen hören. In sehr, sehr ausgewählten Teilen. …  An Karl Mays Gesamtwerk, das ich ihr nahezubringen suchte, interessierte sie außer Hadschi Halef Omars vollständigem Namen nichts.

Symptomatisch ist die Beschreibung der Beziehung zur Schwester (siehe Zitat). Während die Menschen an dem scheinbar Obdachlosen im Schlafsack vorbeiziehen, hängt dieser seinen Gedanken nach und enthüllt dabei so manche schräge Parallele. Betrachtungen zu den Themen Familie, Geld, Wohltätigkeit und Gesellschaft im Allgemeinen in erschöpfender Form, die beim längeren Lesen auch entsprechend erschöpfen. Nichts für die nächtliche Heimfahrt im Zug, weil erhöhte Einschlafgefahr besteht. Fazit: Konzentration erforderlich.

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Krimi Roman Unterhaltung

Susan Andersen – Gefährliche Liebe

Roulette (c) Elke Hannmann / PIXELIO 

Es gab Tiefen in ihm, die Amanda noch nicht recht deuten konnte. Gerade als ihre Meinung unumstößlich feststand, dass Tristan unglaublich kalt und gefühllos war, hatte er Rhonda diese Blumen geschickt mit den einfühlsamen Worten und der komischen, formellen Unterschrift. Den Gesichtsausdruck ihrer Freundin, als sie sie bekam, würde Amanda lange nicht vergessen. Die Blumen hatten ihr viel bedeutet.

Susan Andersen, eine der fleißigsten Produzentinnen von Frauenromanen würzt die Liebesgeschichte zwischen einer schüchternen Frau und einem starken Mann dieses Mal mit einem gehörigen Schuss Mord und crime. 

Bis Amanda und Tristan endlich zusammenfinden, sterben Tänzerinnen, werden Gefühle gezeigt und versteckt, ein Hund adoptiert und das eine oder andere Missverständnis erlebt. Es scheint etwas auf Drehbuch hingeschrieben, der zweite Wendepunkt mit der Katastrophe kurz vor dem Happy End erweckt deutlich diesen Eindruck.

Auch dieses Werk eine harmlose Unterhaltungsstrategie für den Strand oder jede andere Sommerbeschäftigung.

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Roman Uncategorized Unterhaltung

Andrea Sixt, Barbara Wilde – Der transparente Mann

Riesenrad (c) Oliver Weber/PIXELIO

Nichts an der Art, wie sich die beiden Kontrahenten begrüßten, deutete auf einen Konflikt hin. Zu viert stiegen sie plaudernd die Treppen hoch. Joe musterte Huber und ihren Vater dabei verstohlen. Sie war überzeugt, dass keine Frau der Welt es fertig gebracht hätte, ihre Gefühle so meisterhaft unter Kontrolle zu halten wie diese beiden Männer. Vom Keller bis zum Dachgeschoss gingen sie jeden einzelnen Quadratmeter in dem Gebäude ab. 

Ein Frauenroman. Aber diese Frau ist zumindest etwas originell. Johanna / Joe arbeitet als Klempnerin in der Firma ihres Vaters, obwohl sie eigentlich Architektur studieren will. Beim Einschreiben an der Uni lernt sie den Künstler Konstantin kennen, die beiden führen eine Beziehung, bis Joe aufdeckt, dass Konstantin sie betrügt. Sie beschließt, ihn zu outen und ruft eine Webseite ins Leben, auf der Frauen von ihren negativen Erfahrungen mit Männern berichten können.

Das Projekt verselbständigt sich, Joe gerät in allerhand schwierige Situationen. Bis sie endlich den wirklich wichtigen Mann in ihrem Leben in die Arme schließt, muss sie sich durchkämpfen.

Um sich zu beruhigen, zog Joe Marcs Geschenk aus der Handtasche und wickelte es behutsam aus. Sie öffnete den schmalen weißen Karton. In feines Seidenpapier gehüllt lag da ein Paar gefütterte Handschuhe aus nougatfarbenem, superweichem Leder. Eine Karte lag nicht dabei, aber das war auch nicht wichtig. Von schönen Worten hatte Joe genug.

Natürlich ist das Ende absehbar, aber immerhin sind die Situationen nicht an den Haaren herbeigezogen und trotzdem amüsant beschrieben. Eine ideale Sommerlektüre für Freunde des Genres.

 

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Sachbuch

Werner Gruber – Die Genussformel

Chili Genussformel(c)LazySundaystock.xchng

Meist sind die Kohlenwasserstoffmoleküle sehr lang und bestehen aus einigen tausend Atomen. Manche Moleküle behalten die längliche Form bei, während sich andere verkringeln. Warum sich manche verkringeln und andere Molekühle dies nicht tun, wie genau das passiert und wie die verkringelte Form genau aussieht, weiß bis heute niemand. Wer das als Erster beantworten kann, darf nach Stockholm fahren, erhält den Nobelpreis und ein mäßig schlechtes Abendessen …

Äußerst amüsant beschreibt der Physiker Werner Gruber die physikalischen Vorgänge, die beim Kochen vor sich gehen, etwa was mit den Fleischfasern passiert, wenn sie auf eine gewisse Temperatur erhitzt werden und warum es ein Ammenmärchen ist, dass sich beim scharfen Anbraten von Fleisch die „Poren schließen“.

Aber ich habe mich nie getraut, ein perfektes Spiegelei vor Publikum zuzubereiten – bis heute nicht. … Ein befreundeter Koch erzählte mir einmal, dass Paul Bocuse, wenn er einen Kollegen vorführen wollte, ihn bat, einfach eine Eierspeise zuzubereiten. Nur ganz wenige Köche bestanden die Prüfung.

Gerade die unterschiedlichen Eiergerichte haben es Werner Gruber sichtlich angetan, dem Unterschied zwischen einer österreichischen Eierspeis’ und einem klassischen Rührei widmet er einige Erklärung. 

Der Begriff Barbecue klingt einfach amerikanischer, und damit ist man beim Grillen vorne dabei. Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Grillen und dem Barbecue. Man kann den Amerikanern wirklich viel vorwerfen, aber sie beherrschen zwei Sachen: Autofahren und Barbecue.

Ein paar wenige Formeln und Tabellen illustrieren neben spaßigen Comics das Buch und lockern zusätzlich auf. Was kaum notwendig wäre, Werner Gruber beherrscht die Gabe des Erzählens und könnte sogar eine chemische Formel in einen Witz verpackt erklären. Das Fehlen von Bildern zu den beschriebenen Rezepten kann daher nicht als Makel gelten, schließlich handelt es sich hier nicht um ein Kochbuch und ein Foto von einem perfekten Tafelspitz kann ohnehin jeder selbst im Internet finden. Dieses Buch ist nicht nur für (Hobby-)Köche ein Gewinn, sondern eine amüsante Lektüre für alle, denen die Lösung des Wiener Rosinengugelhupfproblems eine interessantere Beschäftigung erscheint, als aktuelle forensische Krimiserien.

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Kurzgeschichten Unterhaltung

Ephraim Kishon – … und die beste Ehefrau von allen

Eheringe (c) berwis/PIXELIO

Andererseits hat das handbremsenfeindliche Verhalten meiner Frau auch seine Vorteile. Sie ist dadurch leichter zu orten. Wenn ich sie zu Hause vergebens suche und wissen möchte, wo sie sich gerade befindet, brauche ich nur aufs Dach zu steigen und meine Blicke in Richtung Stadt zu lenken. Dort, wo eine kleine Rauchsäule aufsteigt, ist Frau Kishon. Eine sehr praktische Methode; allerdings keine sehr originelle, denn auch Indianer und Kardinäle verwenden Rauchzeichen.

In gewohnt zynischer und (selbst-)ironischer Art beschreibt Kishon das Zusammenleben mit seiner Sarah – der besten Ehefrau von allen. Nicht nur ihr Tick bei der Auswahl der Kleider bzw. dem Styling für eine rauschende Silvesterparty können von etwa jedem Mann und jeder Frau nachvollzogen werden. 

Hübsche Episoden aus dem Eheleben, schnell gelesen und immer wieder etwas für zwischendurch. Wer sich an Alltagssatiren erfreuen kann, ist mit Kishon immer auf der sicheren Seite.

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Sachbuch

Jeffrey Zeldman – Taking your talent to the web

Internet (c) pepsprog/PIXELIO

What you’ll learn in this book is only the beginning. (If you’re not comfortable with the idea that a career in web design necessitates continual learning, put this book down now and back slowly away.)

Bereits 2001 schrieb Jeffrey Zeldman (www.zeldman.com, Twitter: @zeldman) diesen Leitfaden für den Printdesigner, der sich in die Welt des Internets bewegen will. Vieles davon ist heute noch immer gültig, vieles davon ist nicht mehr aktuell, hatte aber damals durchaus seine Berechtigung.

Designer, die ihre Sporen im Printdesign verdient haben, unterschätzen oft die Unterschiede, die Herausforderungen, mit denen das Web sie konfrontiert. Das Web funktioniert anders als Print und dies ist wohl die wichtigste Lektion, die man sowohl aus der Praxis als auch aus Zeldmans Buch lernen kann. Technisch gesehen sind natürlich alle Tipps in Zeldmans Werk nicht mehr aktuell, aber das Besinnen auf Web Standards und das Trennen von Content und Design propagierte er schon damals, obwohl es technisch noch kaum umzusetzen war.

On the Web, as in talking to a policeman, clarity is a virtue. While it is tempting to get really creative with such elements, the most creative solutions are often the clearest.

Wer heute vom Printdesign ins Web einsteigen möchte, ist bestens damit beraten, sich einfach selbst im Web umzusehen. Aufmerksam zu beobachten, wie man selbst das Web benutzt und was dabei stört und nervt, ist das Wichtigste überhaupt. Dabei darf man weiters nicht vergessen, dass man mit wachsender Beschäftigung mit dem Thema den einfachen Blick verliert. 

Wer die notwendige Technik zum aktuellen Webdesign lernen möchte, muss zu anderen Standardwerken greifen. Wer etwas über das Web allgemein und auch über die Entstehung der unterschiedlichen Technologien wissen möchte, ist bei diesem Zeldman-Werk richtig. In seiner gewohnt witzigen Art beschreibt er die Arbeitsweise von Webdesignern und Programmieren inklusive dem Umgang mit Kunden. Für den tatsächlichen Einstieg ins Web sei in erster Linie Zeldmans Designing with Web Standards empfohlen.

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Roman Unterhaltung

Marc Levy – Bis ich dich wiedersehe

Louvre Pyramide 

„Ich liebe dich und werde nie aufhören können, dich zu lieben, ich weiß nicht, wie und warum. Ich liebe dich so, weil ich keine andere Art kenne. Wo du nicht bist, kann ich auch nicht sein.“ Jonathan drückte seine Lippen auf Claras Mund, und zum letzten Mal in seinem Leben begann sich alles um ihn herum zu drehen.

Marc Levy ist Spezialist für Liebe zwischen Zeiten und Welten und da macht auch „Bis ich dich wiedersehe“ keine Ausnahme. Jonathan und Clara meinen beide von der ersten Begegnung an, sich bereits zu kennen. Die Liebe zum russischen Maler Wladimir Radskin verbindet sie. Sein mutmaßliches letztes Bild blieb jedoch unsigniert und um seinem Freund Peter, der das Bild versteigern soll, zu helfen, versuchen die beiden, die Urheberschaft des Bildes zu beweisen. Als sich ihre Hände zum ersten Mal berühren, haben beide Visionen aus der Vergangenheit.

Langsam entrollt sich die Geschichte des Malers und damit auch die Geschichte von Clara und Jonathan sowie Jonathans Verlobter Anna und deren Familie. Eine Geschichte über mehrere Generationen hinweg.

Seinem Stil bleibt Marc Levy auch in diesem Roman treu, die Rückblenden bleiben etwas kurz und nur langsam zeigen sich die Anzeichen der hintergründigen Familiengeschichte. Dann kommt die Auflösung beinahe zu schnell. 

Ein Liebesroman, an dem man sich in dunklen einsamen Nächten das Herz wärmen kann.