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English Krimi Roman

Colin Cotterill – Der Tote im Eisfach

CN: Sorry, ich habe keine Notizen gemacht, war meine Urlaubslektüre. Es kommt ein Mord vor und auch andere Leichen, aber im Prinzip ist es ein eher unblutiger Krimi.


Während meines Strand-Pool-Familien-Urlaubs hab ich auf meinem eBookReader diesen Krimi aus der Geschichte um den Pathologen Dr. Siri und seine neugierigen Spießgesellen gelesen. Hat mich sehr gut unterhalten, obwohl die Auflösung des Kriminalfalls, an der Dr. Siri diesmal gar nicht beteiligt ist (weil er anderswo zum Austreiben von Geistern benötigt wird), einen Deus-Ex-Machina-Charakter hat. Kurzweilige Geschichte ohne großes Nachdenkpotential, hat für mich für den Urlaub gut gepasst.

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Roman

Kathleen Tessaro – The Debutante

CN dieses Buch: sexuelle Handlungen, Tod eines Elternteils, Tod einer Ehefrau
CN dieser Post: –


  • Bei der Auflösung eines Herrenhauses an der englischen Küste wird ein Schuhkarton entdeckt, der scheinbar unzusammenhängende Erinnerungsstücke enthält: ein paar silberne Schuhe, das Foto eines Matrosen, ein teures Armband. Die Zusammenhänge werden erst zum Schluss vollständig klar.
  • Jede Beziehung in diesem Buch ist irgendwie um das Element Betrug gebaut. Jede Person betrügt entweder oder wurde betrogen. So viele verschiedene Formen von Betrug zu sammeln, ist auch schon mal eine Leistung.
  • Die Erzählweise mit den zwischen gestellten Briefen aus der früheren Zeitetappe ist clever gelöst, manchmal weiß die Leserin so mehr als die suchenden Protagonist*innen, manches ergibt aber auch erst später Sinn.
  • Das Buch hab ich vor Jahren aus einem Bücher-Geocache genommen, inzwischen stand es ganz am Ende des Regals der ungelesenen Bücher. Eigentlich schade, dass ich es solang dort behalten habe, es hat mich gut unterhalten.
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English Roman

Kate Mosse – The Burning Chambers

CN dieses Buch: Dieses Buch spielt im Mittelalter, der Titel ist eine direkte Referenz auf die Folterkammern der Inquisition. Entsprechend der Epoche enthält das Buch rassistische und anti-feministische Elemente sowie Gewalt, Gefangenschaft und Folter. Wenn eins dieser Themen für euch schwierig ist, rate ich euch von diesem Buch ab.


Aus Zeitgründen nur ein paar Stichworte:

  • Religionskrieg. Die Protestanten wollen sich von den Katholiken nicht mehr weiter unterdrücken lassen. Die Katholiken wiederum bestehen auf der Deutungshoheit der Heiligen Schrift und setzen diese auch mit Waffengewalt gegen alle Widerstände durch. Wozu ein fanatischer Glaube Menschen treiben kann, wird hier deutlich.
  • Intrigen ohne Ende.
  • Starke Vibes von Les Misérables: Die Barrikaden in der Stadt, auf denen die aufgeklärten Studenten sich den katholischen Truppen entgegen stellen. Der tapfere junge Mann, der eigentlich nur die Frau, die er liebt, in Sicherheit bringen will, aber trotzdem treu an der Seite seiner Kameraden steht. Das ist jetzt irgendwie auch nichts Neues.
  • Eine Familiengeschichte im Hintergrund, ein Erbe, von dem die erbende Person gar nichts weiß, das jedoch sie und ihre Familie allen möglichen und unmöglichen Gefahren aussetzt.
  • Schön gesponnen und hat mich ein paar Tage lang unterhalten. Und natürlich ein Happy End.
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English Krimi Roman

Louise Penny – The Madness of Crowds

CN dieses Buch: Mord, Erwähnung von Sklaverei, Vergewaltigung und Folter, Euthanasie, Eugenik, Suizid, Demenz, Pandemie
CN dieser Post: –


This case was triggering all sorts of strong emotions, in them all. Including himself.

Aus Gründen kann ich aktuell nicht so viel schreiben, ist aber bei einem Louise-Penny-Roman auch gar nicht nötig. Die sind immer gut und komplex und werfen Fragen auf, die wir uns alle viel zu selten stellen, weil sie einfach unangenehm sind. Obwohl der Roman post-pandemisch spielt, zieht sich die Pandemie als Thema durch die Geschichte, wie die Autorin auch selbst im Nachwort anmerkt („the experience, the theme of a contagion, reverberates throughout the book“). Der tatsächliche Kriminalfall gerät unter all diesen schwierigen Themen (siehe CN) beinahe in den Hintergrund.

It was frightening. All those people chanting. Supporting her. Supporting killing others so they could be safe. How did it come to this?

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Krimi Roman

Volker Kutscher – Olympia

CN: Dieser Roman spielt in Berlin in den Jahren 1936/37, zu einer Zeit, als die Macht der Nationalsozialisten ständig wuchs und die Verletzung von Menschenrechten immer mehr zum Alltag wurde. Dieses Buch enthält Erwähnungen und Beschreibungen von damals gängigen Praktiken wie zB rassistischen und ableistischen Beleidigungen, Gewalt gegen Andersdenkende, Folter, Holocaust und Konzentrationslagern. Wenn dieses Thema für euch schwierig ist, rate ich euch von dieser Romanreihe ab und spezifisch auch nochmal von diesem Buch, das für mein Gefühl das Level noch etwas höher schraubt als es in den früheren Büchern der Reihe bereits war.


Eine Kriegsfahne in einem Dorf des Friedens – auf solch eine Idee konnte auch nur die Wehrmacht kommen, dachte Rath.

Den historischen Hintergrund dieses Romans bilden die olympischen Spiele in Berlin im Jahr 1936. Während die Nationalsozialisten ihre (öffentlich sichtbaren) Aktivitäten zurückschrauben, um die ausländischen Besucher:innen nicht zu verschrecken, bietet das olympische Dorf für andere die Gelegenheit, sich unliebsamer Mitwisser (ausschließlich Männer) früherer Gewalttaten zu entledigen. Dabei tauchen Figuren aus früheren Büchern wieder auf, Fehler und Geheimnisse werden weiterhin nach Möglichkeit vertuscht und/oder zu erpresserischen Zwecken genutzt. Über all dem schwebt die wachsende Bedrohung durch die nationalsozialistische Ideologie. Wie so viele andere erliegt auch Kommissar Rath momentan dem Trugschluss, dass er als einfacher Befehlsempfänger nichts zu befürchten hätte. Gleichzeitig bieten die Olympischen Spiele für den jugendlichen Fritze die Gelegenheit, die nationalsozialistische Ideologie zu hinterfragen: für den Jungen, der den schwarzen US-Sportlern zujubelt, erschließt sich nicht, warum diese anders behandelt werden als beispielsweise die finnischen Sieger.

Manchmal frage ich mich, warum irgendein Mensch solche Bücher schreiben will, was dann weiter führt zu der Frage, warum so viele Menschen sie lesen. Und dann denke ich, dass es gerade jetzt wieder wichtig ist, aufzuzeigen, wie sich Faschismus langsam in eine Gesellschaft einschleicht. Und viele erst dann merken, dass die Demokratie in Gefahr ist, wenn es bereits zu spät ist.

Niemals vergessen.

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English Jugend Roman

Tamara Ireland Stone – every last word

CN dieses Buch: Mobbing, OCD, Suizid
CN dieser Post: –


Um jegliche Spoiler zu vermeiden, werde ich mich hier kurz halten. Die Protagonistin Sam(antha) steckt in der schwierigsten Situation, die sich ein Teenager auf der Highschool vorstellen kann: sie gehört zur Gruppe der populären Mädchen, lebt jedoch in ständiger Angst davor, dass diese herausfinden könnten, dass Sam eben nicht wie sie ist. Sam leidet an einer Zwangsstörung und kämpft ständig mit negativen Gedanken und Sorgen.

Neben der verletzlichen und trotzdem starken Protagonistin profitiert das Buch am meisten von der Poesie, die schließlich die Veränderung in Sams Leben herbeiführt. Worte, Gedanken, Reime, Musik. Dadurch findet Sam einen Weg, die negativen Gedanken aus ihrem Kopf zu bekommen bzw. in sinnvolle Bahnen zu lenken.

Für mich war dieses Buch in mancher Hinsicht eine Erinnerung an meine eigene Teenager-Zeit. An das verzweifelte Verlangen danach, gleichzeitig möglichst normal zu sein, aber eben doch etwas Besonderes und daher bewundernswert, kann ich mich noch lebhaft erinnern. Auch wenn ich den Begriff der Normalität schon seit Längerem hinterfrage und auch versuche, ihn aus meinem Alltagssprachgebrauch zu verbannen, wird diese Zeit immer prägend für mein weiteres Leben bleiben.

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English Erfahrungsbericht Essays

Alain de Botton – Essays in Love

CN dieses Buch: sexuelle Handlungen, Suizidgedanken
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In diesem Essay-Band beschreibt der Autor den Verlauf einer Liebe vom ersten Kennenlernen über das Entstehen der Beziehung bis zum unrühmlichen Ende inkl. der Trauerphase, die beim Autor darauf folgt. Dabei beschreibt er im Detail sowohl die Anfangszeit, in der der frisch geliebte Mensch durch die rosarote Brille gesehen wird und mit allen Mitteln beeindruckt werden will. Im Verlauf der Beziehung stellt sich der Alltag ein; aus Kleinigkeiten, die eigentlich bedeutungslos sind, entwickeln sich Konflikte epischen Ausmaßes.

Diesen gesamten Verlauf untersucht der Autor aus einer philosophischen Perspektive. Er sucht nach den wichtigen Konstanten im Leben seiner Partnerin ([…] the great themes of her life […]), analysiert die Beziehungsdynamiken und sein eigenes Verhältnis zum allgemeinen sowie zum Beziehungsglück.

It is easiest to accept happiness when it is brought about through things that one can control, that one has achieved after much effort and reason. But the happiness I had reached with Chloe had not come as a result of any personal achievement or effort. It was simply the outcome of having, by miracle of divine intervention, found a person whose company was more valuable to me than that of anyone else in the world.

Beim Lesen darf nicht vergessen werden, dass die Originalausgabe 1993 erschienen ist, was dazu führt, dass manche Umgangsweisen oder Ausdrücke heute antiquiert wirken. Und natürlich handelt es sich um eine cis-heterosexuelle seriell-monogame Beziehung, wie sie vor 30 Jahren allgemein verbreitet war und in weiten Teilen der Gesellschaft auch heute noch ist. Was mich auf den Gedanken bringt, dass ich so eine philosophische Abhandlung von Beziehungsthemen gerne mit aktuelleren Konfigurationen (queer, poly, patchwork) lesen würde. Empfehlungen gerne an meinen Mastodon-Account.

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English Krimi Roman

Louise Penny – All The Devils Are Here

CN dieses Buch: Mord, Folter-Erwähnung, Holocaust-Erwähnung
CN dieser Post: Holocaust-Erwähnung


If this was the right thing to do, why did it feel so wrong? But no, it didn’t feel wrong. It felt wretched. Horrific. A nightmare. But somethimes “right” felt like that.

Da ich gerade erst das vorherige Buch der Armand-Gamache-Reihe gelesen hatte, konnte ich hier sehr deutlich sehen, wie sich das im letzten Buch angedeutete Thema in diesem Buch weiter entwickelte: Dort wurde die Frage gestellt, was der Vater Armand Gamache alles bereit wäre zu tun, wenn das sein Leben eines seiner Kinder auf dem Spiel stünde. Wie reagieren Menschen, wenn sie mit der größten Angst ihres Lebens konfrontiert werden?

In diesem Buch wird diese Frage Realität, denn nun ist die Gamache-Familie gleich auf mehrere Arten in den aktuellen Mordfall verwickelt. Das Aufwachsen von Armand Gamache wird thematisiert: mit seiner Großmutter Zora (auf deren Verurteilung der Mörder*innen der Nazizeit er seine Entscheidung für die Arbeit bei der Sûreté zurück führt) und seinem Onkel Stephen, der nun nach einer Attacke auf offener Straße im Krankenhaus um sein Leben kämpft. Diese Einblicke in das Leben des jungen Armand tragen dazu bei, den Charakter weiter zu vertiefen und seine Handlungsmotivationen zu verstehen.

If there was one thing the senior police officer [Gamache] understood, it was that everyone had strengths. And weaknesses. The important thing was to recognize them. And not expect something from someone who didn’t have it to give.

Weiters wird die Beziehung zwischen Armand und seinem Sohn Daniel intensiv beleuchtet. Der Graben, der die beiden schon seit einigen Büchern trennt, wird nun zuerst größer und dann im Rahmen der dramatischen Ereignisse schließlich überbrückt. Diese Emotionen klingen in der Beschreibung so logisch, so klar und deutlich und doch waren sie für mich als Leserin absolut nicht absehbar. Das Rätsel dieser komplexen Vater-Sohn-Beziehung ist beinahe so spannend und verwirrend wie der eigentliche (Mord-)Fall, bei dem letztendlich ein finanzielles Motiv aufgedeckt wird.

Eine ausgezeichnete Fortsetzung der Serie. Einziger Wermutstropfen: die sympathischen Charaktere aus Three Pines kommen nur in wenigen Andeutungen vor. Stattdessen gibt es Paris.

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Erfahrungsbericht Memoir Reise

Peter Mayle – Mein Jahr in der Provence

CN dieses Buch: Gewalt gegen Tiere (Jagd, Entweidung, Stopfleber), Alkoholmissbrauch
CN dieser Post: Erwähnung von Alkohol


Auf meiner letzten Reise fischte ich dieses äußerlich deutlich gealterte Buch aus einem offenen Bücherschrank. Heute würde es in die Kategorie Travel Memoir fallen, ob das damals wohl schon ein Genre war? Der britische Autor Peter Mayle beschreibt den Verlauf eines Jahres in der französischen Provence, wo er sich als Zugezogener mit seiner Frau mit den Eigenheiten der lokalen Bevölkerung und der Tourist:innen auseinandersetzt.

Man kann diese Sommerprovenzalen nicht übersehen. Sie haben saubere Schuhe und die Haut von Menschen, die selten an der frischen Luft sind; sie haben grellbunte, neue Einkaufstaschen und makellose Autos. Durch die Straßen von Lacoste und Ménerbes und Bonnieux treiben sie in der Trance von Menschen auf Besichtigungstour und beäugen die Dorfbewohner, als wären die ebenfalls rare rustikale Sehenswürdigkeiten.

Es wird viel und gut gegessen, Wein und Pastis fließen in Strömen. Handwerker kommen dann, wenn es ihnen passt und werden nie zeitgerecht mit der Arbeit fertig. Besonders lustig fand ich den Abschnitt, der ein Ziegenrennen in einer nahe gelegenen Ortschaft beschreibt. Dabei stellt sich schnell heraus, dass Ziegen ihren eigenen Kopf haben und sich nicht gern vor einen Karren spannen lassen, den sie zur Belustigung der Menge möglichst schnell ins Ziel bringen sollen.

Das Buch hat mich auf meiner Reise bis nach Hause begleitet, ich hatte einfach kaum Zeit zum Lesen. Jetzt werde ich es in den nächsten Bücherschrank stellen und wieder auf die Reise schicken.

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Krimi Roman

Louise Penny – A Better Man

CN dieses Buch: Mord, häusliche Gewalt, Naturkatastrophe (Flut)
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Jedes weitere Buch von Louise Penny ist ein Quell der Beruhigung für mich. Die besonnene Art, mit der Inspektor Armand Gamache den Intrigen, die sich rund um den aktuellen Mordfall und die drohende Flutkatastrophe entspinnen, begegnet, vermittelt mir die Hoffnung, dass sich auch reale Probleme mit dieser Herangehensweise lösen lassen.