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Roman

David Safier – Mieses Karma

Erinnere mich, dass David Safier eine Hype-Phase erlebte, damals hatte ich das ignoriert, wie ich das seit Längerem mit Hype-Büchern bzw. Autoren machen. Nun flog mir dieser Roman quasi gratis zu und nach 1Q84 dachte ich mir, dass etwas Leichtes zur Auflockerung nicht schaden könnte. Und Überraschung: obwohl der Leser um einiges schneller als die Hauptfigur erkennt, worum es hier geht und dass die Selbstsucht der als Ameise wiedergeborenen Kim Lange ihr weder Glück noch gutes Karma bringen wird, gelingen dem Autor immer wieder erstaunliche und überraschende Wendungen. Etwa der Auftritt des bekannten Verführers Casanova, ebenfalls als Ameise wiedergeboren und von nun an hilfreicher Weggefährte von Kim, sorgt für kontinuierliches Vergnügen und Amüsement. Happyend natürlich inkludiert ;) Intelligente Unterhaltung ist möglich.

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Roman

Haruki Murakami – 1Q84

Wir begreifen die Zeit als eine sich endlos fortsetzende Linie und agieren auf der Grundlage dieser fundamentalen Erkenntnis. Und da bisher keine besonderen Mängel oder Widersprüche daran zu entdecken waren, gilt sie wohl als empirisch erwiesen.

Hach, was für ein schöner Roman, ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll, ohne etwas zu verraten … aus den Weihnachtsgeschenken 2011 von Amazon war das hier auf jeden Fall das Highlight, Buch 3 hab ich mir dann sofort gekauft, als ich mit Buch 1+2 durch war und ich bin froh, dass ich so lange gewartet hab und dann alles in einem lesen konnte …

Der Grund dafür ist klar: um Tango weiterzusehen. Aus diesem Grund bin ich auf dieser Welt. Oder von der anderen Seite betrachtet: Aus diesem Grund ist diese Welt in mir. Wahrscheinlich handelt es sich um ein sich endlos spiegelndes Paradox. Ich bin ein Teil dieser Welt, und diese Welt ist ein Teil von mir.

Murakami war mir ja in manchen Fällen zu abgehoben, in meiner Erinnerung konnte ich mit Kafka am Strand nicht recht was anfangen, der Blick zurück auf meinen damaligen Blog-Beitrag belehrt mich nun eines Besseren. Auch in 1Q84 geht es um eine Parallelwelt, hier ist sie sogar titelgebend. Erst spät erschließt sich Stück für Stück, dass die zwei Monde nur in der neuen Welt existieren, dass nicht jeder sie sehen kann und manche Dinge werden gar nicht aufgelöst. Doch in diesem Fall hat mich das nicht gestört, da die Gesamtkomposition einfach so gut ist. Ein Volltreffer. In jeder Hinsicht.

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Krimi Roman

Uwe Klausner – Die Bräute des Satans

Gegen seinen Willen, als drücke ihm jemand das Kinn in die Höhe, hob der Mörder von Bruder Severus schließlich den Blick. Und erkannte mit Entsetzen, weshalb der Bockbeinige die Mehrzahl benutzt hatte.

Da muss erst Weihnachten kommen und die interessante Erkenntnis, dass ich tatsächlich einen Blogeintrag unter den Tisch fallen haben lassen, den ich nachträglich nicht mal mehr einsortieren kann. In der Kindle-App am iPad – wie, da soll ich schon bei 80% sein? – das muss ein Fehler sein. Genaueres Hinschauen ergab dann, dass ich sogar schon bei 100% war … allerdings verstehe ich nachträglich schon, warum ich das schnell vergessen wollte …

Ein Mönch, der im Kloster Mordfälle löst. Äußerst blumige Sprache, deutlich unpassend für die angepeilte mittelalterliche Zeit und auch der Kriminalfall ist eher unoriginell. Ist nun der Mörder vom Teufel besessen? Will das ein mittelalterliches CSI sein oder eher Sleepy Hollow? Der Autor konnte sich offenbar nicht entscheiden.

Eine unschuldig angeklagte Hexe, ein dämonischer Inquisitor, ein gepeinigter Schüler (Anleihen bei Der Name der Rose?) – viele Bestandteile, die am Ende zwar einen Roman ergeben, jedoch keinen, der sonderlich im Gedächtnis bleibt. Offensichtlich.

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Roman

Jostein Gaarder – Die Frau mit dem roten Tuch

Die alleeeinfachste Erklärung dafür, dass wir zur selben Zeit wieder an dem Ort aufgetaucht sind, der damals zum schönsten und bittersten in unserem Leben geworden war, ist meiner Ansicht nach die Telepathie. Deine Erklärungen oder Ausflüchte sind viel komplizierter, und deine Berechnungen sind ein einziger verzweifelter Krampf.

Es ist schwer, die Faszination und Genialität dieses Buchs zu beschreiben, ohne zuviel zu verraten. Es handelt sich um einen Briefroman. Solrun und Steinn haben sich nach jahrelanger Trennung zufällig an einem Ort wieder getroffen, der für die Beziehung der beiden schicksalhaft wurde. Nach diesem Anlass schreiben sie sich E-Mails und arbeiten somit auf, was seit Jahren zwischen ihnen steht.

Natürlich habe ich im Zug geweint. Ich habe mich nach Hause geweint, nach Bergen. Ich verstand gar nichts mehr. Ich wusste, dass wir mit einem Schlag vollkommen unterschiedlich dachten, aber ich konnte nicht begreifen, warum wir damit nicht leben können sollten. Wir waren doch nicht das erste Paar auf der Welt, das in Glaubensdingen unterschiedlicher Meinung war.

Erst Stück für Stück wird enthüllt, was diese Glaubensdifferenzen ausgelöst hat. Ein einschneidendes Erlebnis verändert die Beziehung zwischen den beiden. Während Solrun mit einem gestärkten Glauben an ein Leben nach dem Tod weiter durchs Leben geht, hängt Steinn sich an die Wissenschaft. Aber was wirklich passiert ist, lässt sich nicht eindeutig beschreiben, denn nicht beide haben dasselbe gesehen und gehört.

So denke ich. Es ist eine lineare, aber auch logisch klare Gedankenreihe, die ich hier konstruiere. Vielleicht bin ich an diesem Vormittag der Einzige auf unserem Planeten, der sich Gedanken über die Entstehung seines eigenen Bewusstseins macht. Oder wer weiß, vielleicht bin ich in dieser Sekunde sogar der Einzige im ganzen Universum. Dann säße ich unauffällig in meinem gelben Zugabteil und erfreute mich eines großen Privilegs.

Der Klimaforscher Stein erklärt sich das Universum durch Wissenschaft und kann nicht verstehen, wie Solrun an übernatürlich Phänomene glauben kann. Viele Argumente wechseln die Seiten, man fühlt sich an Gareres Einführung in die Philosophie Sofies Welt erinnert. Mit Zeit und Geduld nimmt sich der Autor dieses schwierigen Themas an und lässt durch seine beiden Protagonisten die unterschiedlichen Standpunkte aufeinander wirken, ohne sich für eine Seite zu entscheiden.

Ich glaube das genaue Gegenteil! Unsere Seelen werden den materiellen Schlamm überleben, ganz sicher. Denn in einer Hinsicht sind wir uns ja wohl einig, nämlich dass alle Natur irgendwann in Auflösung übergehen wird.

Und auch das Ende hält Überraschungen bereit, das möchte ich nun wirklich nicht verraten, um das Lesevergnügen nicht zu stören. Ein Glückstreffer für mich, zufällig aus der Onlinebibliothek der Büchereien Wien gefischt. Wobei Jostein Gaarder eigentlich wie Anna Gavalda immer für ein sinnbringendes Lesevergnügen steht. Empfehlung.

Für mich war der Weg zum Glauben an die Unsterblichkeit der Seele jedenfalls sehr kurz.

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Sachbuch

Stefan Bonner – Heilige Scheiße

Wiesenpflanzen

Während weltweit die Zahl der 2,1 Milliarden Christen wächst, kündigen hierzulande jedes Jahr Hunderttausende ihr Abo mit der Paradiesprämie. Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus, und das seit vielen Jahrzehnten.

An diesem ersten Zitat wird im Endeffekt schon sehr deutlich, worum es hier geht: Stefan Bonner setzt sich mit dem Christentum und anderen Religionen auseinander und das in saloppem Ton, der vermutlich ein Kniefall vor dem Verlag darstellt, der ein trockenes Buch zum Thema Religion vielleicht nicht veröffentlichen hätte wollen. Er mokiert sich zu Anfang über die Probleme der christlichen Kirchen wie den anhaltenden Strom an Austritten sowie den familiären Automatismus, ohne den nach seiner Ansicht die christlichen Kirchen schon lange leer wären.

(über das Glaubensbekenntnis)
Wer daran zweifelt, müsste sich streng genommen vom kirchlichen Glauben abwenden. Dann wären unsere Kirchen vermutlich noch leerer, als sie es ohnehin schon sind – und auch der ein oder andere Platz auf der Kanzel wäre nicht mehr besetzt.

Neben dem christlichen Glauben beschäftigt sich der Autor auch mit allerlei „Modereligionen“. Er betrachtet etwa Steve Jobs als einen „modernen Heiligen“. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die wenigsten Apple User sich tatsächlich als „Apple-Jünger“ verstehen. Fitness- und Wellnesstrends tatsächlich als Religionen zu interpretieren macht den Autor und sein Werk in höchstem Maße unglaubwürdig. Es ist am Ende keine seriöse Auseinandersetzung mit dem Glauben an sich sonder eine in reißerischem Tonfall geschriebene Reportage, die in News besser beheimatet gewesen wäre. Auch der tatsächliche Inhalt hätte in ein Reportageformat gepasst.

Er offenbarte uns das iPad. Bei jedem neuen Produkt belagern seine Jünger die Applestores weltweit wie die Gläubigen den Petersplatz bei der Papstansprache. „Believe in Steve“, singt der Klavierkabarettist Bodo Wartke.

Auch die Zielgruppe des Buchs ist unklar. Gläubige werden sich vor den Kopf gestoßen fühlen, dem Glauben Fernstehende interessieren sich nicht für solche Themen. Am Ende bleibt noch dazu die weise Einsicht, dass jeder seine Überzeugungen hinterfragen und sich selbst entscheiden sollte, was er glauben will. Zu diesem weisen Schluss hätte es kein ganzes Buch voller Platitüden gebraucht.

Wir haben die Wahl: Wählen wir aus Bequemlichkeit ein eingeführtes Produkt – oder hinterfragen wir unsere Überzeugungen, bevor wir an sie glauben?

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Roman

Ildefonso Falcones – Die Pfeiler des Glaubens

Mezquita (c) Daniel Vattay SXC

Sein ganzes Leben war immer gleich verlaufen, dachte er, während eine Dame in einem blauen Kleid auf ihn einsprach. Sein ganzes Leben lang war er dem Streit zwischen Christen und Muslimen machtlos ausgeliefert gewesen.

Nach Die Kathedrale des Meeres zögerte ich natürlich nicht lange, als mir bei den Neuerscheinungen in der virtuellen Bibliothek der Büchereien Wien zufällig dieser neue Roman von Ildefonso Falcones ins Auge stach. Die anfängliche Befürchtung, dass ich diesen Wälzer möglicherweise nicht in den vorgesehenen zwei Wochen Ausleihzeit schaffen würde, hat sich leider bewahrheitet. So musste ich das Buch mit einer Pause dazwischen zwei Mal ausleihen. Noch dazu musste ich jetzt feststellen, dass ich zwar meine Notizen im Bluefire Reader noch abrufen kann, allerdings nicht die gesamten Markierungen, die ich im Text vorgenommen hatte. Denn dieser ist eben schon abgelaufen …

Der Protagonist Hernando ibn Hamid verbringt sein Leben zwischen den Religionen. Der Islam wird in Spanien verboten, die Neuchristen müssen vorgeben, zum Christentum konvertiert zu sein und können ihren wahren Glauben nur heimlich leben und an ihre Kinder weitergeben. Hernando pendelt hier sein Leben lang zwischen den Extremen. Mit dem Alfaqui Hamid hält er den wahren Glauben am Leben, schließlich unterwirft er sich dessen Rat christlicher als jeder Christ zu sein, was ihm letztendlich allerdings die Verachtung der Islam-Gemeinde einbringt, die nicht glauben wollen, dass er noch immer Anhänger des wahren Glaubens ist. Sogar Hernandos Mutter Aisha verliert den Glauben an ihn, als sie ihn während einer Büßerprozession das Kreuz tragen sieht.

Geprägt ist Hernandos Leben natürlich von den Frauen in seinem Leben: seine Mutter Aisha, seine erste Frau Fatima, die von ihm vor der Sklaverei gerettete Christin Isabel und schließlich seine zweite Frau Rafaela. Stets lenken sie aus dem Hintergrund seine Schritte und Entscheidungen. Wie so oft im Leben steht hinter jedem Mann oft sogar mehr als eine starke Frau. Das dürfte auch als Botschaft zum Mitnehmen gelten: Wahre Liebe überwindet selbst religiöse Auffassungsunterschiede.

Auch die Mezquita existierte nicht mehr als solche, war jetzt eine christliche Kathedrale, aber es hieß, man könne noch die Arabesken und den gewaltigen maurischen Säulenwald in der alten Gebethalle mit den doppelten Hufeisenbögen sehen, die sie zu einem so einzigartigen Bauwerk machten.

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Roman

Shalom Auslander – Eine Vorhaut klagt an

Solewasserbehälter BadHall

Ich blickte auf Avrumis leeren Stuhl. Avrumi war ein pummeliger Junge mit schwerer Kieferfehlstellung und üblem Mundgeruch, aber jetzt hatte ich plötzlich großen Respekt vor ihm. Ich überlegte, was er wohl getan hatte, um den Tod seines Vaters zu verursachen. Was es auch war, es musste ziemlich schlimm gewesen sein.

Schon nach den ersten Seiten drängt sich die Frage auf: warum betrachten vom Glauben (im strengen Sinn verstanden) abgefallene Juden ihre Religion mit soviel mehr Humor als „Abtrünnige“ anderer Religionen? Ist der schwarze Humor genauso tief verwurzelt wie die strengen Traditionen, oder entwickelt er sich durch die koschere Ernährung? Oder muss ich mich wirklich mal mit diesem David Safier (Jesus liebt mich) beschäftigen, der ja angelich ganz lustig schreiben soll? Und hat das überhaupt etwas mit Religion zu tun?

Der Autor betrachtet seine Kindheit und seine Entwicklung zu einem eigenverantwortlichen Menschen, der sich tagtäglich mit seiner Religion auseinandersetzt, aus einem äußerst amüsanten und schonungslosen Blickwinkel. Allein die Beschreibung kreativer Streitvermeidungstechniken wie spontaner Comedy-Einlagen oder das routinierte Umstoßen von Gläsern, die er sich angewöhnt hat, um den Vater von irgendeinem Ärger abzulenken, unterhält bestens.

Bin ich der Nächste? Meine Lehrer sagten mir, es sei eine Sünde – zu bestrafen mit dem Tod von oben –, wenn ein Jude das jüdische Volk beschäme, was, wie ich fürchte, diese Geschichten tun. Doch ich atme tief durch und rufe mir in Erinnerung, dass es Aaron Spelling ganz gut geht, und wenn er das jüdische Volk nicht beschämt, dann weiß ich auch nicht.

Von Eltern und Lehrern aufgestellte Regeln werden von Jugendlichen immer in Frage gestellt, welcher Religion sie sich nun auch (mehr oder weniger) zugehörig fühlen. Doch unser Autor/der Ich-Erzähler stellt sich auch ständig die Frage, wie Gott ihn für die begangenen Regelverletzungen und Missetaten bestrafen wird. Typisch Gott. Wer wird sterben müssen, um diese Sünde zu sühnen? Eine gute Woche ist vergangen, welche ausgleichenden Negativereignisse sind nun zu erwarten? Doch schließlich scheint eine Befreiung aus der Denkspirale nicht nur möglich sondern lebensnotwendig.

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Krimi Roman

Donna Leon – Sanft entschlafen

Bridge Of Love, Helsinki

Wenn es ein in Rätsel gehülltes Geheimnis gab, dann Opera Pia. Brunetti wusste nicht mehr darüber, als dass es eine religiöse Organisation war, halb geistlich, halb weltlich, die sich dem Papst zu absolutem Gehorsam verpflichtet fühlte und nach einer irgendwie gearteten Erneuerung der Macht oder Autorität der Kirche strebte.

Erst war ich geneigt, dies als „weiteres Brunetti-Buch“ abzutun, man sollte einfach nicht zu viele hintereinander lesen, damit sich eine Brunetti-Müdigkeit nicht einschleichen kann. Auf der einen Seite sollte es tröstlich sein, dass dieser Commissario ein normaler Mann ist, ohne nennenswerte Probleme in seinem eigenen Leben und seiner eigenen Familie, aber für den Roman würde vielleicht ein anderes familiäres Setting mehr Würze verleihen. Aber lassen wir sie leben, sterben muss ohnehin immer jemand.

Beinahe die ersten beiden Drittel des Romans müssen vergehen, bevor Brunetti wirklich eine ernsthafte Spur hat, worum es bei den Todesfällen, die offiziell als natürlicher Tod durch Krankheit geführt werden, geht. Bis zum Schluss gibt es keine offizielle Ermittlung und Brunetti muss sich wiederum gegen seinen eigensinnigen Chef durchsetzen. Zumindest für einen Teil der Opfer geht die Geschichte gut aus. Oder eigentlich nicht gut, denn was tatsächlich weiter mit ihnen passiert, bleibt offen.

Das Thema der Vorgänge unter dem Deckmantel der Kirche ist nach wie vor aktuell. So gesehen ist das vermutlich einer der zeitloseren Brunetti-Geschichten.

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Roman

Kurt Vonnegut – Cat’s Cradle

Regen im Wiener Prater, Regenschirme, Riesenrad, Atmosphäre

„That’s why she married him. She said his mind was tuned to the biggest music there was, the music of the stars.“ He shook his head. „Crap.“

I guess „Cat’s Cradle“ can be called an American classic. It starts as an attempt to write a strange biography about the so called father of the atomic bomb (fictional Felix Hoenikker). The narrator is on a journey to find the family and visit people who worked with him. His journey leads him to the country San Lorenzo where he not only finds a strange kind of love but also the Hoenikker family in all their strangeness.

In San Lorenzo the narrator is getting to know a religion named „Bokononism“. It’s illegal but eventually he finds out that everyone on the island follows the mysterious man named Bokonon who is chased by San Lorenzos president Papa Monzano.

While writing this I have to say that it’s worthless to describe the storyline. If you can live with strange stories that don’t care about limits imposed by sheer physics. The story introduces a lot of interesting theories about religion and politics and Bokonon’s quotes have the qualities of the wisdom of a true spiritual leader.

Peculiar travel suggestions are dancing lessons from God.

It was the first book that I read on the iPad Kindle App and the experience was satisfying. I love the „popular highlights“ functions of the Kindle App and the possibility to add my own notes and copy these. Although I had to type the quotes because it’s not possible to copy text from the book. But at least I can add my own notes right on the iPad and copy them to MarsEdit for the blog post afterwards. And of course the built-in dictionary is wonderful for reading books in a foreign language. I think I’ll try a spanish book soon.

„Everything must have a purpose?“ asked God.
„Certainly“, said man.
„Then I leave it to you to think of one for all this,“ said God. And He went away.

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Kurzgeschichten

Etgar Keret – Pizzeria Kamikaze / Der Busfahrer, der Gott sein wollte

FlowerPower(c)jusone/SXC

„Sag mal“, forschte Uzi nach, „stimmt das, was gesagt wird, dass sie dir bei euch, bevor du so eine Aktion startest, siebzig geile nymphomanische Jungfrauen in der nächsten Welt versprechen? Nur für dich, Solotanz?“ – „Tun sie“, erwiderte Nasser, „und schau dir an, was daraus wird. Ich bin auf Alkohol herabgesackt.“ – Dann warst du am Ende also der Depp, Nasser“, sagte Uzi schadenfroh. „Bei Gott“, Nasser nickte, „und du, was haben sie dir versprochen?“

Es wird an der Zeit, wieder mal ein uneingeschränktes Loblied zu singen und niemand hätte es mehr verdient, als der geniale Etgar Keret. Allein schon die Idee, eine Geschichte in einer Welt spielen zu lassen, die nur von Selbstmördern bevölkert wird. Menschen, die aus einer ihnen unwirtlich gesinnten Welt fliehen, landen in einer Welt, die auch um nichts besser ist und noch dazu zusammen mit lauter Menschen, die ebenfalls keinen Sinn im Leben sehen. Wer würde sich da nochmal umbringen? Freundschaften entwickeln sich, die Bewohner dieses seltsamen Ortes werden schubladisiert nach der Art, in der sie sich töteten und demnach Körperschäden erlitten. Am besten haben es da die unversehrten Tablettenopfer. Als ob diese schräge Welt nicht schon genug wäre, bevölkert Keret diese auch noch mit Persönlichkeiten, die allesamt mehr oder weniger plausible Gründe zum Selbstmord hatten, und schickt diese in Situationen, die sie mit dem trockensten Humor bewältigen, den die Welt außerhalb Großbritanniens jemals erlebt hat.

Viele der weiteren Kurzgeschichten sind so kurz wie prägnant und amüsieren oder verstören, jedoch kaum etwas dazwischen. Je nachdem, welches Gefühl sich der Autor gerade ausgesucht hat, genau mit diesem lässt er den Leser zurück. Brutal oder poetisch beschreibt er menschliche Abgründe und scheiternde Existenzen. Ohne jedoch zu vergessen, dem Leser hin und wieder einen Lichtblick zu erlauben: Nicht alles auf der Welt ist schlecht. Betrachtet man das Leben und die Gesellschaft mit dem notwendigen Schuss schwarzen Humors, lässt sich aus jeder noch so sauren Zitrone ein sensationelles Gefühl ziehen. Pflichtlektüre. Punkt.

Weitere Informationen: Etgar Keret – personal websitePerlentaucherLyrikwelt