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English Sachbuch

Helen Scales – The Brilliant Abyss

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Dieses Buch ist mir versehentlich unter gekommen. Auf meine Liste hatte ich tatsächlich ein anderes zum selben Thema geschrieben (Below the Edge of Darkness: A Memoir of Exploring Light and Life in the Deep Sea) und als ich dieses Buch dann in der Liste der Neuerscheinungen in der OverDrive Library sah, kam es zu einer folgenschweren Verwechslung. Wobei die Folge wohl eher sein dürfte, dass ich beide Bücher lesen werde, weil das Thema einfach sehr interessant ist.

Helen Scales beschäftigt sich in diesem Sachbuch mit den Tiefen des Ozeans. Der tief gelegene Meeresgrund wird als letzte Wildnis auf unserem Planeten beschrieben (the last frontier), als von Menschen weitgehend unberührte Natur, in der sich Lebewesen tummeln, wie wir sie uns kaum vorstellen können. Manche von uns haben vielleicht ein Bild von einem Tiefsee-Anglerfisch im Kopf. Viele andere Lebewesen in der Tiefsee sind jedoch viel kleiner und weniger bedrohlich, aber deshalb nicht weniger interessant. Das Buch erzählt von knochenfressenden Bakterien, die auf Walkarkassen leben, biolumeniszenten Mikroorganismen, die bei Nacht aus der Twilight-Zone an die Oberfläche schwimmen, um sich zu ernähren; von Quallen und anderen Arten, die aufgrund ihrer körperlichen Fragilität schwierig zu fangen und zu studieren sind und von den Gefahren, die diesen Ökosystemen drohen.

After specimens have been brought up from the deep, microbiologists take mashed extracts and test them to see whether they might halt cancers or neurodegenerative diseases, or to see if they kill specific pathogens, such as those that cause malaria and tuberculosis.

Besonders interessant fand ich auch das Kapitel, das sich mit der Nutzung von Tiefseeorganismen in der medizinischen Forschung beschäftigt. Neu entdeckte Arten werden im Labor daraufhin getestet, ob ihre genetischen Codes gegen bekannte Krankheiten wirksam sein könnten.

‘The MSC doesn’t certify sustainable fisheries, it certifies managed fisheries.’ The two, as Le Manach points out, are not necessarily the same. […] Nothing prevents a fishery from picking a certifier that has a good track record in giving favourable outcomes, which creates an incentive for certifying agencies to leniently interpret the MSC’s standards. The certifier gets paid; the fishery gets its eco-label.

Informativ fand ich auch die detaillierten Einblicke in die Organisationen, die sich mit dem Schutz und der Regulierung des Meeres befassen. Noch nie gehört hatte ich etwa von der International Seabed Authority. Das MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) wiederum kenne ich von den gefrorenen Fischprodukten im Supermarkt, habe mich aber noch nicht im Detail damit beschäftigt, was dieses eigentlich konkret aussagt. Die Autorin hat diesbezüglich mit Expert:innen gesprochen und unterschiedliche Perspektiven beleuchtet. Die Problematik dabei ist, dass ein Gütesiegel nur so gut sein kann, wie die Standards, nach denen es vergeben wird. Wenn diese Standards bei der Zertifizierung dann noch lasch interpretiert werden, dann bleibt von dem gut gemeinten Hintergrundgedanken in der Praxis nicht mehr viel übrig. Gütesiegel können daher eigentlich nur das Gewissen beruhigen, entbinden uns aber nicht von der Verantwortung, uns selbst darüber zu informieren, welche Arten von Überfischung betroffen oder bedroht sind.

Leider musste ich beim Lesen dieses Buchs feststellen, dass die Libby-App bei einem Sachbuch dieser Art an ihre Grenzen stößt.

  • Der Inhalt verweist auf Fußnoten und Quellen, beides ist mit Hochzahlen markiert, somit kann die Leserin nicht unterscheiden, ob die aktuelle Zahl nun auf eine Fußnote oder auf eine Quelle verlinkt.
  • Die Zahlen verlinken auf die jeweiligen Seiten mit der Zusatzinformation, jedoch sind sie teilweise unfassbar schwer zu treffen. Selbst in der größten Schrifteinstellung brauchte ich manchmal mehrere Versuche, bis ich die Zahl so antippen konnte, dass auch tatsächlich der erwünschte Effekt eintritt.
  • Das Buch beinhaltet auch Abbildungen von Tiefseetieren, darauf bin ich jedoch nur aus Zufall gestoßen. Auf die Abbildungen wird nicht verwiesen und auch nicht verlinkt, sie sind allesamt am Ende des Buchs nach den Quellen versammelt und gehen somit komplett unter.

Bei Romanen sehe ich eigentlich schon lange keinen Grund mehr, diese auf Papier zu lesen. Bei Sachbüchern schaut die Lage aus unter anderem den oben genannten Gründen dann doch noch anders aus.

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English Erfahrungsbericht Sachbuch

Atul Gawande – Being Mortal

CN dieses Buch: unheilbare Krankheit, Alter, Sterben, Einsamkeit, Depression, Armut
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How did we wind up in a world where the only choices for the very old seem to be either going down with the volcano or yielding all control over our lives?

Der Autor und Mediziner Atul Gawande befasst sich in diesem Buch mit der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und den Problemen, Schwierigkeiten und Fragen, die sich Menschen stellen, wenn sie sich der Endlichkeit ihres Lebens stellen müssen. Anhand von Beispielen aus seiner eigenen Familie, aber auch vieler Schicksale seiner Patient:innen sucht er nach einem Weg, wie Menschen am Ende ihres Lebens bestmöglich betreut werden können.

She felt incarcerated, like she was in prison for being old.

Viele ältere Menschen stehen irgendwann vor dem Problem, dass sie sich allein in ihrem eigenen Zuhause nicht mehr ausreichend versorgen können. Inzwischen gibt es viele Möglichkeiten, dass diese Menschen Hilfe bekommen und so lange wie möglich im eigenen Zuhause leben können (in Niederösterreich zum Beispiel durch das Hilfswerk). Denn das Leben im eigenen Zuhause ist für viele alte Menschen der wichtigste Faktor für die eigene Lebensqualität.

The key word in her mind was home. Home is the one place where your own priorities hold sway. At home, you decide how you spend your time, how you share your space, and how you manage your possessions. Away from home, you don’t.

Mit dem eigenen Zuhause geht die Autonomie und Freiheit, über das eigene Leben zu entscheiden, Hand in Hand. In Pflegeheimen sind die Bewohner:innen mit strengen Zeitplänen konfrontiert, Abweichungen von diesen sind aufgrund der Unterbesetzung des Pflegepersonals und der straffen Organisation nahezu unmöglich. Das Aufgeben-müssen dieser Autonomie führt bei vielen alten Menschen umgehend in eine Depression und Lebensmüdigkeit. Aus institutioneller Sicht geht es in erster Linie darum, die Sicherheit der alten Menschen zu garantieren. Oft finden das auch die Angehörigen wichtiger als die Freiheit, eigene Entscheidungen treffen zu können.

Our lives are inherently dependent on others and subject to forces and circumstances well beyond our control. […] Whatever the limits and travails we face, we want to retain the autonomy – the freedom – to be the authors of our lives.

In einem weiteren Kapitel erklärt der Autor die Wichtigkeit der Palliativmedizin und der Hospizbewegung. Viele Menschen schrecken allein vor der Option zurück, da sie davon ausgehen, dass es dann nur noch ums Sterben geht (ich hatte das bisher auch so verstanden). In diesem Buch wird jedoch der Unterschied zwischen der traditionellen Medizin und der palliativen Betreuung anders erklärt: Konfrontiert mit einer schweren Krankheit setzen wir uns Therapien aus, die uns jetzt unsere Lebensqualität kosten (Operationen, Chemotherapie, Intensivpflege), um Zeit später zu gewinnen. In der Hospizpflege hingegen geht es darum, den Menschen JETZT ein möglichst erfülltes Leben zu ermöglichen. Der Zeithorizont verschiebt sich von der Zukunft in die Gegenwart.

This is what it means to have autonomy – you may not control life’s circumstances, but getting to be the author of your life means getting to control what you do with them.

Das Thema klingt sehr traurig und ich hatte das Buch auch lange auf der Liste. Jetzt hat es für mich aber gepasst und mir auch etwas Hoffnung gegeben.

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English Sachbuch

Claudia Hammond – The Art of Rest

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Aus einem Grund, den ich noch nicht vollständig hinterfragen konnte, gefallen mir Buchtitel mit der Formulierung The Art of […]. Vielleicht ist es eine absurde Neigung zur Kunst, die ich ja weitgehend nicht verstehe, was mich aber nicht davon abhält, mich dem Thema immer wieder schrittweise anzunähern. In diesem Buch geht es jedoch eigentlich um eine Studie, in der Menschen nach den Aktivitäten befragt wurden, die sie ausführen, um sich zu entspannen. Die Autorin untersucht dann in einzelnen Kapiteln die Top-10-Entspannungstätigkeiten und weist anhand von unterschiedlichsten Quellen nach, warum uns diese Tätigkeiten entspannen.

Wer sich für die gesamten Ergebnisse interessiert, muss das Buch selbst zur Hand nehmen, die Lektüre ist durchaus interessant. Ich möchte in diesem Post ein paar Details herausgreifen, die mich selbst immer wieder in dem einen oder anderen Kontext beschäftigen:

Im Hinblick auf die entspannende Tätigkeit Fernsehen argumentiert die Autorin, dass das Versinken in anderen Welten und sich dadurch Ablenken von der eigenen Realität auf Dauer keine Probleme löst, sondern Einsamkeit und Isolation sogar noch verschlimmern kann. Als kurzfristige Ablenkung nach einem harten Arbeitstag, an einem Abend, an dem wir keine Energie mehr haben für andere entspannende Tätigkeiten, hat das Fernsehen jedoch einen viel schlechteren Ruf, als ihm eigentlich zusteht. Wichtig ist dabei außerdem, dass wir uns selbst nicht extra Stress machen, weil wir uns wegen des stressigen Tages vor den Fernseher legen. Das Fernsehen sollte eben kein Vergnügen mit Gewissensbissen (guilty pleasure) sein, sondern etwas, das wir uns bewusst gönnen und bei dem wir kein schlechtes Gewissen haben. Dann taugt diese Tätigkeit auch gut als Entspannung.

It isn’t a long-term solution to loneliness of course, but loneliness is often temporary, and when it is, television could help by distracting us from painful feelings and providing a sense of companionship.

Ein wiederkehrendes Thema im Buch ist das Konzept der Untätigkeit (idleness). In der Arbeit, wenn wir Haushalt machen oder Erledigungen, stellen wir uns oft vor, wie schön es wäre, jetzt nichts tun zu müssen. Wenn wir jedoch tatsächlich nichts zu tun haben, neigen wir dazu, diese Zeit erst recht wieder mit Tätigkeiten zu befüllen. Hier kommt dann die Natur ins Spiel: Wenn wir uns auf einen Spaziergang in den Wald begeben, fühlt sich dies anders an, als wenn wir einfach nur auf der Couch liegen und an die Decke starren. Die Geräusche und Gerüche der Natur bedeuten etwas, das unserem Körper und unserem Geist erlaubt, loszulassen. In Japan wurde schon im vergangenen Jahrhundert die Formulierung shinrin-yoku (“forest bathing” or “taking in the forest atmosphere”) verwendet, um die heilenden Kräfte der Natur zu umschreiben.

There can be idleness in being out in the countryside, but it is excusable idleness. We are doing something, even if it is just being in a natural place. There is meaning in it.

Im letzten zusammenfassenden Kapitel gibt die Autorin den Leser:innen einige Tipps mit auf den Weg, wie sie das Beste aus ihren Entspannungszeiten herausholen können (womit sich die Katze in den Schwanz beißt …). Die Kurzfassung (bzw. die Punkte, die mir am wichtigsten erschienen):

  • Wir sollten versuchen, unsere Entspannungszeiten bewusst wahr zu nehmen. Es ist egal, was wir in dieser Zeit tun, so lange wir uns bewusst sind, dass wir jetzt in einer Entspannungszeit sind und am Ende des Tages auch wissen, dass wir an diesem eine Entspannungsphase hatten.
  • Selbst bei noch so guter und umfangreicher Planung werden immer unerwartete Dinge passieren. To-Do-Listen werden niemals enden. Wenn wir das akzeptieren und diese Listen auch mal beiseite lassen können in dem Wissen, dass wir uns später darum kümmern werden, dann können wir auch die Entspannungszeiten bewusster genießen.
  • Viele von uns (und ich bin definitiv mit in dieser Gruppe dabei) haben sich angewöhnt, so viel wie möglich in unsere Zeit, in einen einzelnen Tag rein quetschen zu wollen. Oft habe ich mit meinen Terminen jongliert, um etwas noch zu erledigen, was auch problemlos Zeit gehabt hätte. Von diesem ständigen Streben nach Effizienz möchte ich mich verabschieden. Es ist nicht nötig, alles in Rekordzeit zu erledigen.
  • Manchmal ist es auch einfach nötig, sich von Tätigkeiten und Verpflichtungen zu verabschieden, um mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge zu haben. (Ja, das ist eine Binsenweisheit, aber ich finde, es kann nicht oft genug wiederholt werden.)
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English Sachbuch

Georgina Wilson-Powell – Is it really green?

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TL;DR:

  • Wir können nicht alles ändern, aber wir können manches ändern.
  • Konsum reduzieren! Nutzen, was wir bereits haben, so lange es irgendwie nutzbar ist.
  • Zu Fuß gehen und Fahrrad fahren sind die grünsten Transportoptionen.

Hin und wieder erlaube ich mir das Vergnügen, die Neuerscheinungen in der virtuellen OverDrive eLibrary der Büchereien Wien durchzusehen. Dabei fiel mir dieses Buch ins Auge und mein Interesse war sofort geweckt. Diverse Fragen, welche Alltagsentscheidungen denn nun überhaupt einen Unterschied machen und wenn ja, welche Variante denn wirklich sinnvoller ist, treiben mich immer wieder um. Um viele dieser Fragen ranken sich weit schweifende Mythen, bei vielen Themen haben sich auch einfach mit der Zeit die Voraussetzungen verändert. Aktuelle Geschirrspüler verbrauchen so wenig Wasser, dass niemand sich mehr fragen muss, ob Geschirr abwaschen per Hand eventuell mehr Wasser spart. Viele andere Fragen bleiben aber ungelöst und einerseits ist es für die Einzelperson schwierig, überhaupt die Zeit aufzubringen, in einer bestimmten Frage zu recherchieren, andererseits lassen sich aus dem Informationsdschungel oft keine klaren Ergebnisse ablesen.

Die Journalistin Georgina Wilson-Powell hat sich nun der Mammutaufgabe angenommen, viele dieser Fragen ausführlich in einem Buch zu beantworten. Gerade bei so einem Thema ist natürlich auch ihr Hintergrund wichtig: Georgina Wilson-Powell betreibt das Online-Magazin Pebble, das sich mit den verschiedensten Aspekten der Themen Nachhaltigkeit, ethischer Konsum, Plastikreduktion, Permakultur usw. beschäftigt. Auch auf ihrer persönlichen Webseite gibt Georgina Wilson-Powell umfangreiche Tipps, wie wir unser Leben nachhaltiger gestalten können.

Nachdem ich mir nun meine Notizen aus dem Buch herausgeschrieben habe, finde ich nochmal bestätigt, was ich mir schon beim Lesen dachte: natürlich gibt es immer noch Verbesserungsbedarf. Aber mit vielen der angesprochenen Themen habe ich mich ohnehin bereits beschäftigt und daher eine möglichst grüne Variante gewählt (Beispiel: Waschpulver in Kartonverpackung von Waschkampagne). Der für mich überraschendste Punkt sind aber die vielen Dinge, wo ich überhaupt keine grüne Variante wählen muss, weil ich sie einfach nicht kaufe/benutze. Ich werde das jetzt hier nicht alles aufzählen, weil es nicht darum geht, wie grün ich selbst bin und dass Menschen, die diese Produkte konsumieren, dann nicht so grün wären wie ich. Mit meiner Freundin hatte ich letztens ein Gespräch, wo es darum ging, dass es vielen Menschen oft einfach nicht möglich ist, die grünere Entscheidung zu treffen. Das kann daran liegen, dass sie nicht die Zeit haben, sich mit der Frage überhaupt zu beschäftigen (weil die Kinder in die Schule und sie selbst zur Arbeit müssen, usw.), oder daran, dass sie in einer Gegend leben, wo das Fehlen von öffentlichen Verkehrsmitteln es einfach unmöglich macht, ohne ein Auto auszukommen. In vielen Fällen sind grünere Produkte immer noch teurer, was oft nicht daran liegt, dass sie tatsächlich in der Produktion mehr Kosten verursachen, sondern daran, dass die Konzerne grünere Produkte entsprechend vermarkten. Somit bezahlen die Konsument*innen oft auch noch das Greenwashing der Konzerne.

Das Buch hat mich jedenfalls nicht nur darin bestärkt, weiter zu versuchen, die grüneren Varianten zu finden, sondern mir auch Bereiche aufgezeigt, die ich bisher noch nicht mal auf dem Schirm hatte. Die wichtigsten Punkte habe ich oben unter TL;DR zusammen gefasst. Bei allen anderen Entscheidungen muss jede:r für sich selbst schauen, was können wir in unser Lebensmodell integrieren mit möglichst viel Gewinn für die Umwelt und möglichst wenig Einschränkungen für unseren Alltag. Ich habe jetzt eine Liste an Dingen, wo ich langfristig versuchen möchte, bessere Lösungen zu finden.

Da es zum generellen Thema dieses Blogs besonders gut passt, möchte ich auch noch kurz zusammenfassen, was die Autorin über die Frage „gedruckte Bücher vs. eBooks“ recherchiert hat: Wie so oft ist die Antwort: es kommt darauf an. Sie macht dort jedoch Hicht halt, sondern erklärt die Parameter, auf die es eben ankommt. Die meisten Menschen benutzen einen eReader etwa vier Jahre, bevor sie ihn austauschen. Damit die Kosten für die Produktion des eReaders niedriger sind als die Kosten für die Produktion der gleichen Zahl an Papierbüchern, müssen über vier Jahre mindestens 100 Bücher gelesen werden.

Most people keep an e-reader for around 4 years before updating it – so, if you know you don’t read 100 books over 4 years, then physical books are the greenest option for you.

Wiederum ein Punkt, wo ich mich auf der sicheren Seite wähne: ich weiß aus meinen Aufzeichnungen ganz genau, dass ich in vier Jahren im Durchschnitt etwa 200 Bücher lese, natürlich nicht alle auf einem oder diesem speziellen eReader, sondern gemischt. In den letzten Monaten war hauptsächlich mein Telefon mein eReader, ein Gerät, das ich sowieso besitze und für viele verschiedene Tätigkeiten nutze. Mein tatsächlicher eReader wurde mir vor vielen Jahren als Dankeschön für meine Mitwirkung an einem Projekt geschenkt. Kürzlich hat mir eine sehr liebe Person einen neuen Akku in dieses Gerät eingebaut, sodass ich es nun weiter benutzen kann.

Erwähnen möchte ich an dieser Stelle auch ein Geschäft, das mir kürzlich im Rahmen eines ehrenamtlichen Engagements begegnet ist. Ich war noch nicht dort, möchte das aber möglichst bald nachholen: die Ökodrogerie füllbar, wo ich vielleicht sogar Lösungen für manche der Punkte auf meiner Liste finde.

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English Essays Sachbuch

Olivia Laing – The Trip to Echo Spring

CN dieses Buch: Alkoholismus, Sucht, Suizid
CN dieser Post: Alkoholismus


Olivia Laing habe ich in einem meiner liebsten Buchgeschäfte (Shakespeare and Sons in Berlin) entdeckt, es war ein reiner Spontankauf: The Lonely City. Mit ihrem Roman Crudo konnte ich nicht so viel anfangen, aber ihre Non-Fiction-Texte sind in meinen Augen unschlagbar. Es scheint, egal, mit welchem Thema sie sich befasst, sie findet die Verbindung zwischen den unterschiedlichen Aspekten und betrachtet die beteiligten Personen mit Empathie, Verständnis und Mitgefühl, jedoch ohne die sprichwörtliche rosarote Brille.

Controlling the imagination is one thing, but what if as well as telling yourself soothing stories you found a substance, a magical substance, that could do it for you, providing what you might call mechanical relief from the mechanical oppressions of modern life? This is the practice Petros Levounis termed self-medication: the use of alcohol to blot out feelings that are otherwise unbearable.

In diesem Buch untersucht sie die Verbindungen zwischen Alkoholkonsum und dem Schreiben anhand der Lebensgeschichten von sechs Schriftstellern, die zu unterschiedlichen Zeiten zwischen 1896 und 1988 gelebt haben. Teilweise ergeben sich dabei natürlich Überschneidungen und Bekanntschaften. Besonders interessant finde ich, dass sich die Autorin den beschriebenen Personen im Rahmen eines Road Trips nähert, der sie auf Umwegen durch die USA führt. Sie besucht dabei Orte, die für die verschiedenen Autoren (ja, leider ausschließlich Männer) von besonderer Bedeutung waren. Zwischen dem tiefen Eintauchen in die Leben und Lebenswerke der Schriftsteller erzählt sie daher auch von ihren Erlebnissen und Begegnungen, von Menschen und Gesprächen, von Beobachtungen und Gefühlen, die ihre Reise prägen. Ein literarischer Road Trip sozusagen. Was Besseres kann es für mich eigentlich kaum geben.

The overwhelming infantile wail of that need need need, too urgent even for punctuation. If you carry that sense of starvation – for love, for nourishment, for security – with you into adulthood, what do you do? You feed it, I suppose, with whatever you can find to stave off the awful, annihilating sense of dismemberment, disintegration, of being torn apart, of losing the integrity of the self.

Auch ein psychologischer Anteil kommt nicht zu kurz. Aus den Biographien und Korrespondenzen der Schriftsteller versucht sie, die Motivationen und Voraussetzungen zu ergründen, die zum Alkoholmissbrauch und schließlich lebensbedrohlichem Alkoholismus führen. Dabei spielen nicht nur genetische Faktoren eine Rolle, sondern auch die soziale Entwicklung im Verlauf der Kindheit. Sie zitiert etwa eine Studie, die einen Zusammenhang zwischen Ergebnissen eines Trauma-Scores und der späteren Wahrscheinlichkeit eines Suchtverhaltens nachweist (Vincent J. Felitti: The Origins of Addiction: Evidence from the  Adverse Childhood Experiences Study).

Later, she [Deborah Kerr in der Rolle der Hannah in The Night of the Iguana] delivers one of the most beautiful lines in all Williams’s work: ‘Nothing human disgusts me unless it’s unkind.’ So much of him is in that statement: tolerant, non-judgmental, determined to drag out into the light all the shameful clutter of psychopathology our species has evolved.

Die besprochenen Autoren waren mir teilweise bekannt (F. Scott Fitzgerald – The Great Gatsby habe ich selbst schon gelesen, A Streetcar Named Desire habe ich in der deutschen Übersetzung Endstation Sehnsucht irgendwann vor langer Zeit im Rahmen des Theaters der Jugend auf der Bühne gesehen, zu Ernest Hemingway gab es in meiner Schulzeit ein Referat über Der alte Mann und das Meer), teilweise kenne ich sie zwar namentlich, aber nicht anhand ihrer Werke (John Cheever, John Berryman, Raymond Carver).

Erläutert wird außerdem das 12-Schritte-Programm von Alcoholics Anonymous. Ich war einigermaßen überrascht, dass diese Organisation bereits 1935 gegründet wurde, sie besteht also schon so lang, dass die jüngeren der hier besprochenen Autoren bereits an Meetings teilgenommen haben. Die Erfahrungen dieser Autoren bilden somit auch einen Einblick in die frühen Jahre dieser Organisation.

Das titelgebende Echo Spring ist übrigens kein Ort im klassischen Sinn, sondern tatsächlich eine Metapher für den Schnapsschrank (im engl. Liquor Cabinet). Olivia Laing wirft in diesem Buch deutlich mehr als einen Blick auf ein schwieriges Thema, das Generationen von Frauen, Männern, Kindern und Familien betrifft. Sie analysiert Mechanismen und stellt schonungslos dar, welche Zerstörungskraft Alkoholmissbrauch und Alkoholismus entfalten können (sowohl auf den Körper der Betroffenen, als auch auf ihren Geist und ihre sozialen Beziehungen). Gleichzeitig lässt sie die Möglichkeit der Gesundung (im engl. recovery) nicht außer acht.

We’re all of us like that boy sometimes. I mean we all carry something inside us that can be rejected; that can look silver in the light. You can deny it, or try and throw it in the garbage, by all means. You can despise it so much you drink yourself halfway to death. At the end of the day, though, the only thing to do is to take a hold of yourself, to gather up the broken parts. That’s when recovery begins. That’s when the second life – the good one – starts. 

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English Sachbuch

Peter Mendelsund and David J. Alworth – The Look of the Book: Jackets, Covers and Art at the Edges of Literature

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Comics and graphic novels, for instance, make full use of the book as a visual object, which is why designing their covers can be especially tricky. Does the story begin on the cover? Is the cover designer, in this case, a sort of coauthor?

Hin und wieder spült mir Lithub besonders interessante Exemplare in die Liste. Dieses wollte ich wirklich dringend meiner Bibliothek hinzufügen und ich wurde nicht enttäuscht. Schon beim ersten Öffnen inhalierte ich tief den Papiergeruch. (Gerade bei Fachbüchern bemerke ich immer wieder, dass ich sie lieber in der Hand halte als digital lese. Bei Romanen ist mir das völlig egal.) Die Aufmachung ist elegant und gibt dem Thema Buchcover ausgreifend Raum. Wobei ich dann doch wiederum kleine Kritikpunkte anbringen muss (bei einem Buch, das sich mit dem Design von Buchcovern beschäftigt, darf ich auch besondere Maßstäbe an das Design anlegen):

  • Viele Bildbeschreibungstexte waren von unten nach oben zu lesen. Das ist beim Lesen einfach unpraktisch, wenn du das Buch drehen oder die Augen verrenken musst, um einen Text lesen zu können.
  • Ein dickes Hardcover-Buch hat natürlich den Nachteil, dass im Bund so einiges verschwinden kann. Grafische Darstellungen, die über den Bund gehen, sollten daher vermieden werden (was hier nicht konsequent umgesetzt wurde).
  • Für Bildbeschreibungs- und Zitattexte wurde ein Monospace-Font verwendet, dessen fi-Ligatur mir persönlich ein Dorn im Auge ist. Das ist allerdings purer persönlicher Geschmack.

If, as Nietzsche famously proclaimed, our writing tools shape our thoughts, then our design software shapes how our thoughts look. The affordances of a particular design tool make themselves visible in the trends that characterize cover design in a particular season, year, or historical moment.

Abgesehen von diesen Kleinigkeiten finde ich das Buch allerdings sehr toll. Es setzt sich mit der sich verändernden Bedeutung des Buchcovers auseinander (früher mussten Bücher hauptsächlich im Geschäft hervorstechen, heute müssen Buchcover auch und manchmal primär als Thumbnails ihre Wirkung entfalten). Unterschiedliche Gestaltungsstile werden miteinander verglichen, es wird deutlich gemacht, dass nicht nur die jeweils gerade aktuellen Weltgeschehnisse beeinflussen, ob ein bestimmtes Cover gerade als passend empfunden wird oder nicht. Auch die zur Verfügung stehenden Designtools haben eine Auswirkung darauf, welche Arten von Gestaltungen sich die Designer*innen überhaupt vorstellen können. Unsere Technologie beeinflusst also unsere Vorstellungskraft.

A book cover must tell you what kind of book you’re holding in your hands, and we all carry assumptions about how certain books should look. Many of the most successful covers, however, subvert our expectations. Such covers calibrate accuracy and surprise. They push us to see something in a new way without falsely representing it.

Obwohl ich selbst noch nie Buchcover erstellt habe (der Markt dafür ist eher schwierig), habe ich mich in vielen Überlegungen wieder gefunden. Ein Buchcover muss bestimmten Standards entsprechen. Es soll das Genre vermitteln, ohne abzuschrecken. Es soll ein klares Bild davon bieten, worum es in dem Buch geht. Gleichzeitig sind aber oft die besten Cover jene, die die Leser*innen herausfordern; die einen zweiten Blick erfordern. Dabei wird auch der Spagat zwischen Kunst und Werbung offensichtlich: ein Buchcover ist Werbung für das Buch selbst. Es soll gleichzeitig aber auch die Essenz des Buches, des Inhalts zwischen den Buchdeckeln in künstlerischer Form wiedergeben.

Indeed, a cover should pose some questions. Often the best design is simple, but simple is not the same as simplistic. When a cover forces you to look again, to think twice, to stop and wonder, it’s respecting your intelligence, especially when it depicts sensitive subject matter.

In meinen (Non-Profit-)Designprojekten stellt sich immer wieder die Frage, wieviel Unklarheit können wir unserer Zielgruppe zumuten. Gerade haben wir uns in der Gruppe gegen einen Designentwurf entschieden, der laut Feedback der anderen „schwer auf einen Blick zu erfassen war“. Mir war das beim Entwurf durchaus bewusst, ich hatte nur das Gefühl, dass es manchmal eben auch einen zweiten Blick erfordert. Weil möglicherweise erst der zweite Blick überhaupt die Aufmerksamkeit fesselt. Das Buch beinhaltet auch mehrere Fallstudien (zB verschiedene Coverentwürfe für Klassiker wie Ulysses, Moby Dick und Lolita), die einen Einblick in die unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten der einzelnen Jahrzehnte und unterschiedlichen Interpretationen der Designer*innen ermöglichen.

Schließen möchte ich mit diesem Zitat von Autor David Sedaris (im 3 Books Podcast von Neil Pasricha hat er über seine three most formative books gesprochen). Er vergleicht das Erstellen eines Buchcovers mit einem Akt der Übersetzung. Eine sehr schöne Beschreibung dieser herausfordernden Tätigkeit:

“A great book cover is, for me, like a great Spanish edition. The designer takes the manuscript and deftly translates it into a language I understand, but am unable to speak. How on earth did you do that? I think when I’m given the finished product. To take 70,000 words, and turn them into a single image. How is that not a miracle?”

 

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English Sachbuch

Raph Koster – A Theory of Fun

CN dieses Buch: abstrakte Erwähnungen von gewalttätigen oder sexistischen Inhalten in Computerspielen
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Fun from games arises out of mastery. It arises out of comprehension. It is the act of solving puzzles that makes games fun. In other words, with games, learning is the drug.

Irgendwann in den vergangenen Monaten habe ich wieder mal mit der Idee gespielt, ein Spiel zu entwerfen. Das ist eine Idee, die mich alle paar Monate immer mal wieder einholt, nur irgendwie wird dann nie was daraus, weil mir die Energie/Motivation/Zeit/Raum fehlt, um mich tatsächlich intensiv damit zu beschäftigen. Dieses Buch wurde mir von einer nahestehenden Person ans Herz gelegt, weil es sich grob mit dem Thema Spieldesign und den dahinterliegenden Vorgängen im menschlichen Gehirn beschäftigt. Der Autor hinterfragt dabei, was Spiele eigentlich interessant und spannend macht und welche Voraussetzungen Spiele erfüllen müssen, damit sie uns auch längerfristig beschäftigen und Spaß machen.

In many games, you are asked to find “secrets” or to explore an area completely. This teaches many interesting things, such as considering a problem from all angles, making sure that you should make sure you have all the information before you make a decision, and thoroughness is often better than speed. Not to denigrate training by rote and reflex, but this is a much subtler and interesting set of skills to teach, and one that is more widely applicable to the modern world.

Er betont aber auch den Lernaspekt des Spielens. Selbst in scheinbar oberflächlichem Entertainment, als das Spiele von vielen Menschen betrachtet werden, lernen sowohl Kinder als auch Erwachsene abstrakte Konzepte, die sich auch auf die reale Welt anwenden lassen. Das obige Zitat bezieht sich dabei etwa auf das Prinzip, das in einer gegebenen Welt alle Gegenstände gefunden werden sollen (in Luigi’s Mansion etwa gibt es auf jeder Ebene eine bestimmte Anzahl an Gegenständen einer bestimmten Form zu finden). Das Herumlaufen in einer Welt und auf alles Draufschlagen, was nicht festgeschraubt ist, fühlt sich zwar nach verschwendeter Zeit an, kann uns aber Verhaltensweisen beibringen, die wir auch in unserem anderen Leben brauchen können: ein Problem aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten, vor einer Entscheidung alle notwendigen Informationen einholen, Gründlichkeit ist manchmal sinnvoller als Schnelligkeit.

This is what games are for. They teach us things so that we can minimize risk and know what choices to make. Phrased another way, the destiny of games is to become boring, not to be fun. Those of us who want games to be fun are fighting a losing battle against the human brain because fun is a process and routine is its destination.

Schon 1908 haben Robert M. Yerkes und John D. Dodson (The relation of strength of stimulus to rapidity of habit‐formation) das Forschungsfundament gelegt für die Tatsache, die uns heute als intuitiv und selbsterklärend erscheint. Sie untersuchten den Zusammenhang zwischen kognitiver Leistungsfähigkeit und dem Aktivierungspotential. Was wir heute allgemein darunter verstehen, ist, dass es einen optimalen Schwierigkeitsgrad für Aufgaben gibt, der zu einem optimalen Lernprozess führt. Sind die Aufgaben zu schwer, verlieren die Lernenden die Motivation aufgrund von Frustration. Sind die Aufgaben zu leicht, verlieren die Lernenden die Motivation, weil die Aufgaben sie nicht herausfordern, ihnen nichts Neues mehr zeigen.

Wenn uns also ein Spiel keine neuen Herausforderungen mehr bietet, weil wir alles gelernt haben, was das Spiel uns lehren kann, dann wird es langweilig und wir suchen uns eine neue Herausforderung. Wenn wir aber stundenlang an derselben Welt in Super Mario Bros. 3 scheitern, verlieren wir ebenfalls die Motivation. Der Autor zieht daraus die Konsequenz, dass es die logische Entwicklung ist, dass Spiele uns irgendwann langweilig werden. Er bezeichnet Spaß als einen Prozess und die Routine als den Ende des Spaßprozesses.

Fun, as I define it, is the feedback the brain gives us when we are absorbing patterns for learning purposes. […] Fun is primarily about practicing and learning, not about exercising mastery. Exercising mastery will give us some other feeling, because we are doing it for a reason, such as status enhancement or survival.

Wenn uns Spiele deshalb Spaß machen, weil sie in unserem Gehirn Lernprozesse auslösen, warum machen uns dann nicht alle Lernprozesse Spaß? Einerseits funktionieren nicht alle Lernmethoden für alle Menschen. Viele Wissenschaftler haben sich mit der Frage beschäftigt, welche verschiedenen Intelligenzformen beim Menschen vorkommen, alltagssprachlich werden diese oft als Talente bezeichnet. Populär ist etwa die Theorie der multiplen Intelligenzen nach Howard Gardner. Daraus folgt, dass sich Menschen nicht nur für unterschiedliche Typen an Spielen interessieren, weil ihnen bestimmte Aufgaben näher liegen, sondern auch, dass Menschen unterschiedliche Leistungsfähigkeit auf gewissen Gebieten haben. Viele argumentieren nun, dass wir eigentlich versuchen sollten, die Bereiche zu stärken, die uns nicht so leicht fallen, andererseits machen uns die Bereiche mehr Spaß, in denen wir bereits gut sind. Die Frage danach, ob im Schulbereich eher Stärken gefördert oder Defizite ausgeglichen werden sollen, spaltet die Gesellschaft quer durch das politische Feld (Begabtenförderung vs. Nachhilfe).

Zumindest bei der Entscheidung, womit wir uns spielerisch die Zeit vertreiben wollen, müssen wir uns damit zum Glück nicht befassen. Prinzipiell bin ich zwar der Ansicht, dass wir alles lernen können, wenn wir es ausreichend wollen. Andererseits muss ich mir auch eingestehen, dass ich körperlich wohl nicht mehr in die Form kommen werde, um einen Marathon laufen zu können. (Was möglicherweise aber auch nur daran scheitert, dass ich den entsprechenden Trainingsaufwand nicht auf mich nehmen will.) Bis zu einem gewissen Grad können wir jedoch unsere eigenen Lernprozesse steuern, in dem wir die Medien verwenden, die für uns besser funktionieren. Für mich sind das zumeist Bücher. Für andere funktionieren Lernvideos besser. Wenn wir unseren Lerntyp bzw. unsere Stärken und Schwächen kennen, können wir dieses Wissen für unsere eigenen Lernprozesse nutzen. Oder wir spielen einfach mal eine Runde …

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English Sachbuch

Edward Tufte – The Visual Display of Quantitative Information

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Seit ich Envisioning Information gelesen habe, habe ich immer wieder Richtung Tufte geschielt, aber irgendwie waren die Bücher nie irgendwo zu haben. Dann dachte ich mir, wenn sich andere Menschen in der aktuellen Situation (die nun schon über ein Jahr so geht und immer noch wenig Aussicht auf baldige Besserung) die Wohnung verschönern oder neue Gerätschaften anschaffen, warum sollte ich mir dann nicht eine Buchinvestition gönnen? Beim internationalen Verteilungsportal fand ich dann auch eine Gesamtausgabe (4 Bücher, alle Hardcover, in gutem Zustand) zu einem überschaubaren Preis (auf den dann noch heftige Zollgebühren aufgerechnet wurden, aber da hatte ich mich halt schon entschieden). Ja, die Investition hat sich gelohnt, ich bin sehr glücklich, diese Bücher jetzt in meinem Besitz zu haben und jederzeit darin blättern zu können.

Besonders interessant fand ich hier auch die Einleitung, in der der Autor erklärt, dass kein Verlag dieses Buch produzieren wollte bzw. er sich nicht einig werden konnte wegen seiner hohen Ansprüche. Also hat er das Buch im Selbstverlag herausgegeben und dafür große Summen investiert. Der Erfolg sei ihm vergönnt, ich habe selten ein schöneres Buch in Händen gehalten.

For Playfair, graphics were preferable to tables because graphics showed the shape of the data in a comparative perspective. […] He [Playfair] was right: small, non-comparative, highly labeled data sets usually belong in tables.

Das generelle Thema ist die Darstellung von Informationen in Grafiken. Dabei erfährt die Leserin unter anderem von William Playfair (1759–1823), der die meisten Grafikformate, die wir heute kennen, sozusagen erfunden hat.

Graphical excellence is that which gives to the viewer the greatest number of ideas in the shortest time with the least ink in the smallest space.

Jedes Kapitel schließt Tufte mit Prinzipien ab, die er auf die Gestaltung von Grafiken bzw. die visuelle Darstellung von Information generell anwendet. Als Maßstab für die Beurteilung von grafischen Darstellungen wendet er den sogenannten data/ink-Ratio an. Dabei unterteilt er solche Teile von Grafiken, die tatsächlich die Daten darstellen, und solche, die quasi Ballast sind und weggelassen werden können, ohne dass die Daten dabei verändert werden. Gerade dieses Kapitel, in dem er zeigt, wie einfach sich der data/ink-Ratio bei verschiedenen Grafiken erhöhen lässt, fand ich sehr spannend. Ich würde meine Box Plots in Zukunft zwar gerne so zeichnen, befürchte allerdings, dass meine Redaktionskolleginnen sich nicht so leicht davon überzeugen lassen werden.

Erklärt werden auch viele Fehler, die beim Gestalten von grafischen Informationen passieren können. Als Beispiel sei hier das Verhältnis zwischen visual area und numerical measure genannt. Wenn beispielsweise Inflationsraten durch kleiner werdende Geldscheine dargestellt werden, ergibt sich dadurch ein falsches Bild, da die Geldscheine in zwei Dimensionen verkleinert werden, obwohl es sich bei der Inflationsrate um eine eindimensionale Information handelt. Gleiches gilt für Ölfässer unterschiedlicher Größe, die den Wert eines Barrels Rohöl anzeigen sollen (und ich bin fast sicher, dass ich in meiner Vergangenheit in einem anderen Job diese Sünde auch begangen habe …).

Es handelt sich hierbei natürlich um grafische Fachliteratur, die jedoch sehr interessant bestimmte Facetten der grafischen Darstellung von Informationen auslotet. Wer sich für diese Themen interessiert, wird mit Tuftes Standardwerk sicher seine*ihre Freude haben.

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Erfahrungsbericht Sachbuch

Katharina Nocun – Die Daten, die ich rief

Mein digitaler Zwilling ist mir in vielem vielleicht ähnlich – aber eineiig sind wir nicht. Der Mensch ist eben mehr als die Summe seiner Daten. Und das ist auch gut so.

Ich wollte neben Game of Thrones keinen anderen Roman mehr anfangen, es sind so schon zu viele Personen und Verbindungen, die ich mir zu merken versuche. Daher griff ich als Gegengewicht zu einem Thema, das mit der gerade vorbeigegangenen PrivacyWeek in Verbindung steht. Die Journalistin und Aktivistin Katharina Nocun hat im Selbstversuch herausgefunden, was alles über sie gespeichert wird und was ihre Daten über sie verraten. Sie erklärt umfassend, wie der Datenhandel funktioniert, warum er für die beteiligten Unternehmen so lukrativ ist und warum es wichtig ist, dass wir uns nach Möglichkeit dagegen schützen. Da ich mich im Rahmen der Mitorganisation der PrivacyWeek schon länger mit dem Thema Privatsphäre und wie wir sie schützen können beschäftige, konnte ich für mich selbst keine unmittelbaren Handlungsanleitungen ableiten. Das Buch bietet jedoch eine sehr gute Übersicht darüber, in welchen Bereichen des Lebens das Datensammeln unser Leben und unsere Entscheidungen beeinflussen kann. Ein paar Aspekte möchte ich herausheben:

Es heißt, die Tarife seien freiwillig. Niemand werde gezwungen, sich für einen günstigeren Tarif durchleuchten zu lassen. Doch gerade wenn es ums Geld geht, ist die Grenze zwischen Anreiz und Zwang fließend. […] Doch wie frei kann die Entscheidung für einen solchen Überwachungstarif sein, etwa in einem Land wie den USA, wo Millionen aus Geldnot ohne Krankenversicherung leben? Überwachung wird immer zunächst an denen ausprobiert, die sich nicht wehren können. Datenschutz droht in der Praxis vom Menschenrecht zum Luxusgut zu werden, das sich Milliarden schlichtweg nicht leisten können. Das ist das Gegenteil von gerecht.

Der obige Absatz bezieht sich auf Versicherungen, die ihren Kund*innen günstigere Prämien anbieten, wenn diese zum Beispiel mittels eines Fitnesstrackers ihre Gesundheitsdaten der Versicherung zur Verfügung stellen. Es mag aktuell noch so sein, dass dies eine Option darstellt, die die Kundin auch ablehnen kann. Wenn sich aber eine Mehrheit bildet, die dieser Überwachung zustimmt, werden automatisch jene verdächtig, die sich dieser Überwachung nicht aussetzen wollen. Sie haben möglicherweise nichts zu verbergen, können aber trotzdem aufgrund ihrer Entscheidung gegen Überwachung diskriminiert werden.

Der zweite Punkt im obigen Zitat ist die Argumentation der freien Entscheidung. Google wird nicht (nur) deshalb von so vielen Menschen genutzt, weil ihre Softwaredienste so gut funktionieren, sondern weil sie (scheinbar) gratis sind. Eine E-Mail-Adresse bei einem Anbieter, der seine Kund*innen nicht überwacht (zB Posteo oder mailbox.org), kostet hingegen offensichtlich zusätzliches Geld, das viele Menschen mit ihrem knappen Budget nicht aufbringen können.

Jedes Mal, wenn von Entscheidungsfreiheit gesprochen wird, stelle ich mir ebenfalls die Frage, wie frei eine Entscheidung sein kann, sobald es um Geld geht. Entscheidungsgrundlage ist hier oft eine simple Konsequenzenanalyse. Die (möglichen) Konsequenzen der Datensammlung sind schwer vorstellbar und liegen weit in der Zukunft. Es gibt kein Gefühl des Verlusts, wenn unsere Daten von Konzernen gesammelt und verwendet werden, denn wir selbst hatten diese Daten ohnehin vorher nicht (und hätten wir sie, fehlten uns immer noch die Möglichkeiten, um sie zu unserem finanziellen Vorteil zu nutzen). Eine Rechnung mit (vielleicht) einem Monat Zahlungsziel ist hingegen ein Teil unserer Gegenwart. Wenn du eine E-Mail-Adresse brauchst, um überhaupt an bestimmten Bereichen der Gesellschaft teilzunehmen, dann wirst du nicht erst große Recherchen anstellen oder vorab Geld ausgeben, sondern zum großen Billiganbieter gehen. Weil du andere Prioritäten in deinem Leben hast: Weil du diese E-Mail-Adresse brauchst, um dich für einen Job oder eine Ausbildung zu bewerben oder ein Konto bei einem Onlinehandel anzulegen, usw.

Weiter hinten im Buch folgt das Beispiel einer Lehrerin, deren Verbeamtung abgelehnt wurde, da ihr Vater an einer vererbbaren Krankheit litt. Mit einem Gentest hätte sie beweisen sollen, dass sie selbst das Gen für diese Krankheit nicht trägt. Wo bleibt die persönliche Freiheit, wenn davon der Job abhängt?

Aus der harmlosen Information, welche Schnuller Eltern gekauft haben, kann ein Jahrzehnt später ein Risikofaktor für Erkrankungen abgeleitet werden. Angereichert mit weiteren Einflussfaktoren könnten Daten, die wir heute als harmlos betrachten, in Zukunft vielleicht darüber entscheiden, ob wir oder unsere Kinder einen guten Krankenversicherungstarif bekommen.

Wir können nicht in die Zukunft sehen. Die Informationen, die heute über uns gesammelt werden, mögen uns harmlos erscheinen oder es aktuell tatsächlich sein. Wir können jedoch nicht wissen, was in Zukunft für Konsequenzen daraus entstehen können. Die Autorin hat mit einem willkürlichen Einkauf einen Test durchgeführt, um herauszufinden, welche Informationen sich aus dem Einkaufsverhalten über Einzelpersonen ableiten lassen. Dieses Beispiel fand ich sehr eindrucksvoll. Vielleicht fängt der Konzern mit den Daten über mein Einkaufsverhalten heute nichts weiter an, als mir personalisierte Gutscheine zu schicken. Wenn derselbe Konzern aber später mit einer Versicherung kooperiert, die aus den Daten ableitet, dass ich mehr Alkohol konsumiere, als die WHO für eine Frau meiner Statur empfiehlt und mir deshalb einen Risikoaufschlag verrechnet, dann sind dies schon deutlich andere Konsequenzen als das bißchen Werbung. Ja, das wird vielleicht niemals passieren. Aber wir können es heute noch nicht wissen, was später aus unseren Daten abgelesen wird.

Statt innerhalb der Behörden, die versagt haben, Konsequenzen zu ziehen, werden Grundrechte abgebaut.

Wie sich in Österreich nach dem Terroranschlag in Wien am 2. November 2020 gerade wieder beobachten lässt, führen derartige Ereignisse immer zur Forderung nach mehr Überwachung. Dass die vorhandenen juristischen Instrumente völlig ausgereicht hätten, um diesen Anschlag zu verhindern, wird von vielen Jurist*innen bestätigt. Politisch erwächst daraus aber die Forderung nach mehr Überwachung von sogenannten Gefährdern (bewusst kursiv und nicht gegendert, da der Begriff so allgemein in den Medien verwendet wird), inklusive der Möglichkeit, diese auf unbestimmte Zeit in Sicherheitsverwahrung zu behalten. Machen wir uns bewusst: Es geht hier um Menschen, die nichts verbrochen haben. Sie sollen eingesperrt werden, allein deshalb, weil sie möglicherweise ein Verbrechen geplant haben könnten. Wenn ich jedes Mal einen Strafzettel bekommen würde, wenn ich darüber nachdenke, ob ich über diese grün blinkende Ampel noch drüberfahren kann oder nicht (und meistens fährt das Auto hinter mir dann auch noch drüber), dann würde ich wohl kaum noch Auto fahren. Das Einsperren von Menschen auf Verdacht ist einfach nicht richtig. Es widerspricht dem Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte:

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.


Obwohl die Daten im Einzelfall eine Fehldiagnose provozieren können, gewinnen solche Datenauswertungen zunehmend an Bedeutung. Denn auch wenn die Datenvorhersagen im Einzelfall falsch sind, so sind sie im statistischen Mittel doch erfolgreich.

Algorithmen werden vielfach benutzt, um basierend auf der Aggregation von verschiedenen Faktoren Voraussagen zu treffen. Algorithmen neigen dabei jedoch dazu, bisherige Situationen nicht nur zu erhalten sondern sogar zu verstärken. Wenn beispielsweise ein Unternehmen Bewerber*innen danach beurteilt, wie sehr sie zu den bereits im Unternehmen befindlichen Mitarbeiter*innen passen, dann werden in einem Unternehmen, in dem ohnehin schon hauptsächlich weiße Männer arbeiten, Frauen oder Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe kaum eine Chance haben. Näheres zum Thema Bias in Algorithmen hat pascoda in ihrem Talk bei der PrivacyWeek 2018 erzählt. Erst gestern wurde eine Studie des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der TU Wien im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ) veröffentlicht, die zum Ergebnis kommt, dass der AMS-Algorithmus soziale Ungleichheit fördert. Das Thema ist also nach wie vor aktuell.

Die Aufgabe der Politik müsste es sein, Grenzen für die Wirtschaft zu ziehen, statt sich von Unternehmen attestieren zu lassen, dass Grundrechte abträglich für den Unternehmensgewinn wären. Entscheidend ist nicht nur die Frage, wann unsere Daten wie verarbeitet werden dürfen, sondern auch, ob es nicht Bereiche gibt, in der die Verwertungslogik des Marktes grundsätzlich nichts verloren haben sollte. Vor allem gilt es zu hinterfragen, welche Entscheidungen anhand unserer Daten überhaupt getroffen werden dürfen. Denn auch ohne dass wir es merken, werden wir schon heute längst anhand unseres Datenschattens beurteilt.

Die Politik kümmert sich mehr (oder lieber) um die Wirtschaft als um die einzelnen Bürger*innen. Auch das können wir in der aktuellen Situation (Mitte November 2020, verschärfter Lockdown für die nächsten drei Wochen) bestens beobachten. Jedes Mal, wenn ich Forderungen der Wirtschaft nach Ersatz von durch Zwangsschließungen erlittenen Verlusten höre, denke ich daran, wer das in den nächsten Jahrzehnten bezahlen wird. Das werden nämlich die einzelnen Bürger*innen mit ihren Steuern sein.

Als winzige Kritik möchte ich anmerken, dass ich mir Quellenangaben gewünscht hätte, dort, so sie verwendet wurden. Eine alphabetische Aufzählung der verwendeten Quellen im Anhang hilft mir nicht weiter, wenn ich diese eine Studie finden möchte, die als Beleg für eine Behauptung zitiert wird.

Das Buch schließt mit einem Kapitel an Praxistipps, wie wir unsere Daten in einzelnen Bereichen besser schützen können. Wer dazu mehr lesen will, findet umfangreiche Praxistipps im Buch Na und‽ Dann haben die halt meine Daten. von Klaudia Zotzmann-Koch. (Disclaimer: Ich bin mit Klaudia privat befreundet und habe bei der Erstellung dieses Buches als Testleserin unentgeltlich mitgewirkt. An den Erlösen des Buches bin ich nicht beteiligt.)

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Reshma Saujani – Brave, not perfect

We want to be perfect before we even try.

Selten hat mich ein Buch von Anfang an derart persönlich angesprochen. In nahezu allen Geschichten, die Autorin Reshma Saujani als Beispiele bringt, habe ich mich in der einen oder anderen Art wiedergefunden.

Imagine if you lived without the fear of failure, without the fear of not measuring up.

Das Buch beginnt mit einer Analyse, wie schon im Kindesalter Mädchen und Burschen ein unterschiedlicher Umgang mit Herausforderungen und Risiken antrainiert wird. Wenn sich ein Bursch nicht über die Wasserrutsche traut, spornen wir ihn an, wenn ein Mädchen vorsichtig ist, lassen wir sie und überreden sie nicht zum Probieren. Was langfristig dazu führen kann, dass Mädchen und Frauen Projekte und Aufgaben nur dann angehen bzw. übernehmen, wenn sie sich sicher sind, dass sie sie auch bewältigen können. Burschen und Männer hingegen stürzen sich oft selbst bei mangelnder Qualifikation einfach hinein und lernen dann, was ihnen fehlt, während sie es tun.

To get there requires perseverance and comfort with imperfection.

Die Autorin hat das Projekt Girls Who Code ins Leben gerufen, das zum Ziel hat, Mädchen und jungen Frauen den Einstieg ins Programmieren zu erleichtern und somit das Ungleichgewicht in der Tech-Branche zu verändern. Auch hier konnte ich mich selbst sehr deutlich sehen: Beim Programmieren hat mich immer das ständige Überarbeiten genervt, dass es nie ganz fertig sein kann, dass es immer ein Hangeln von einem Fehler zum nächsten ist; aus der Lösung eines Fehlers entstehen potentiell einige neue Probleme. Diese Toleranz und Ausdauer, mit Fehlern bzw. Dingen, die nicht sofort funktionieren, umzugehen, hat mir bisher weitgehend gefehlt und in gewisser Weise auch den Spaß am Programmieren verdorben.

We revise, rework, and refine to get things just right, often to a point ob obsession or frustration that takes us out of the game.

Ein anderer Aspekt ist das Streben nach Perfektion. Mir fällt es schwer, Dinge an die Öffentlichkeit zu bringen, von denen ich selbst nicht überzeugt bin, dass sie perfekt sind. Ich lese meine Blog Posts nur ein einziges Mal zur Korrektur, aber bis ich an diesen Punkt gelangt bin, musste ich sehr hart an mir arbeiten. Bei Texten ist es noch einfacher für mich als bei anderen Dingen. Grafikarbeiten werden so lange überarbeitet, bis ich selbst damit zufrieden bin und es macht mir immer Angst, wenn ich in meinen Augen unfertige Entwürfe verschicke, die dann möglicherweise von den Empfänger*innen gut gefunden werden.

After talking to hundreds of women ranging from teenagers to senior citizens, from all backgrounds and walks of life, I’ve learned that perfectionism isn’t simple or one-dimensional. It’s a complex knot of lifelong beliefs, expectations, and fears.

Mit meinen Freund*innen spreche ich oft darüber, dass es einfach unmöglich ist, als Mutter alles richtig zu machen. Bleibst du bei den Kindern zuhause, lebst du ihnen ein altmodisches Familienbild vor; gehst du arbeiten, bist du eine Rabenmutter. (Erst kürzlich habe ich im Familienkreis erlebt, wie ein Vater, der selbst aktuell 30 Stunden arbeitet, meinte, wenn eine Frau Vollzeit arbeitet, dann hätte sie ja gar nichts mehr von ihrem Kind. Der Hinweis darauf, dass er das von einem Mann ja wohl nicht sagen würde, hat ihn wirkungsvoll zum Schweigen gebracht.) Es werden einfach unerfüllbare Maßstäbe angelegt und wir nehmen diese an, weil wir eben alles richtig machen wollen.

Because whether we’re consciously aware of it or not, we still buy into some outdated myths about what being perfect will do for us.

Wenn ich nur endlich {10 Kilo abnehmen}, {dieses Projekt hinter mich bringen}, {dies und das erreichen} könnte, dann wäre endlich alles perfekt und ich würde auch den Lohn für all die Mühen ernten. Nur leider kommt dieser Moment nie und der Lohn für all die Mühen schon gar nicht. Denn das Erfüllen von Erwartungen führt nicht zu Lohn sondern zu neuen Erwartungen.

For many of us, our appearance is our armor. If our outfit, hair, makeup, jewelry, shoes, and everything else are perfect, we feel in control. Yet this is an illusion that assumes we have power over how other people view and respond to us.

Für mich steckt hinter dem Streben nach Perfektion auch ein Wunsch nach Sicherheit. Wenn ich ich alles so gut mache, wie es nur irgendwie geht, wenn ich so viel Zeit hineinstecke, dass alle sehen können, dass ich mein absolut Bestes gegeben habe, dann bin ich auf der sicheren Seite. Dann brauche ich mir von niemandem vorwerfen lassen, es wäre doch noch besser gegangen, weil ich ja alles gegeben habe. Dann kann ich mit gutem Gewissen sagen, das Ergebnis ist das Bestmögliche.

Most of all, bravery sets us free. It gives us the power to claim our voice, and to leave behind what makes us unhappy and go for what sparks in our souls. It allows us to see that our gloriously messy, flawed, real selves are in fact the true definition of perfection.

Beim Lesen fühlte ich mich zusehends so, als wäre ich schon immer brave, not perfect gewesen. Gefühlt habe ich mich dabei aber immer unsicher und nicht gut genug. Ich hab lange mit dem Programmier-Coach meines letzten Programmierversuchs darüber gesprochen, dass ich Angst hatte, als Anfängerin nicht in die User Group zu passen, dort nicht willkommen zu sein, nicht gut genug dafür zu sein. Er versuchte, mich davon zu überzeugen, dass es darauf nicht ankommt und alle irgendwann angefangen haben. Als Mann liegt ihm diese Sicht der Dinge offensichtlich näher.

Es fällt mir nach wie vor schwer, damit umzugehen, wenn ich Dinge nicht schnell kann. Gleichzeitig weiß ich aber, dass ich den Kindern in meiner Umgebung immer Mut mache, wenn sie etwas Neues probieren. Ich sage ihnen bewusst: „Am Anfang ist das schwer, aber wenn du es länger probierst, wird es einfacher. Du musst nicht gleich alles können, es ist notwendig, etwas zu üben und dann wird es leichter.“ Mir selbst müsste ich das auch hin und wieder sagen.

Meine große Hoffnung ist, dass es mir in der nächsten Zeit gelingt, den Perfektionismus Schritt für Schritt aus meinem Leben zu verdrängen und das Neue, das Ausprobieren, das Schwierige zu feiern und mich dabei nicht unsicher und nicht gut genug, sondern brave zu fühlen. Wiederum ist es mein eigenes Mindset, das ich verändern muss. Was bekanntlich eines der schwierigsten Dinge überhaupt sind. Aber wie mich das nächste Buch bereits jetzt lehrt: We can do hard things.

Ultimately, your failures give you your edge. They make you stronger, wiser, more empathetic, more valuable, more real. And when you stop demanding perfection of yourself, they become your personal bravery badges of honor.