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Krimi Roman

Barbara Wimmer – Jagd im Wiener Netz

CN dieses Buch: Mord, Bedrohung, Gift
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»Sie haben anscheinend keine Ahnung, wie leicht es ist, Menschen über das Internet zu manipulieren! Es funktioniert hervorragend! Ich musste an den jeweiligen Tagen, an denen ich die Mails verschickt hatte, nur noch warten, bis sich die Dose mit den Kapseln bewegt hatte, und Bill hat sich darum gekümmert, dass jemand die Zettel auf den Leichen platziert.«

Der zweite Kriminalroman meiner Freundin Barbara Wimmer wurde kürzlich im Gmeiner Verlag veröffentlicht. Ihren ersten Roman Tödlicher Crash habe ich leider noch nicht gelesen, kann ich mir jetzt nach diesem Buch aber sehr gut vorstellen.

Die Journalistin Stefanie Laudon wird in diesem Buch selbst zur Zielscheibe eines Mörders. Während der Recherchen über einen Mord stößt sie nicht nur auf eine zweite Leiche sondern auch auf Scoring-Programme, mit denen ihr Dienstgeber sie und ihre Kolleg:innen überwacht. Das Buch spielt im Jahr 2028 und enthält auch geschickte Rückblicke auf die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen. Die oben genannten Scoring-Programme sind in Form von Predictive Policing, Kreditscoring oder Social Scoring bereits heute Realität.

Der Krimi befasst sich also auf unterhaltsame Weise mit brandaktuellen Themen und rückt Perspektiven in den Mittelpunkt, die im Mediendiskurs über Datenschutz und Überwachung entweder selten oder gar nicht vorkommen. Neben der oben bereits genannten Überwachung von Mitarbeiter:innen durch Algorithmen wird auch das Recht auf Reparatur (Right to Repair) anhand einer vernetzten Melkmaschine auf einem Bauernhof thematisiert. Die Forderung danach, dass Nutzer:innen das Recht haben sollten, Produkte, die sie rechtmäßig erworben haben, selbständig zu warten oder bezahlbare und faire Reparaturdienste zu erhalten, wird seit einigen Jahren immer wieder erwähnt, da sie auch in höchstem Maße mit Ressourcenverschwendung und Klimawandel im Zusammenhang steht.

Die zahlreichen Hinweise auf die Wiener Hacking-Szene machen vermutlich hauptsächlich denjenigen Spaß, die selbst Bezüge zu dieser Gemeinschaft haben. Aber auch am traditionellen Wiener Lokalkolorit wird keinesfalls gespart. Somit liegt hier ein spannender Kriminalfall vor, der gleichzeitig mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen verknüpft ist, und diese auf unterhaltsame Weise an die Leser:in bringt. Meine Empfehlung.

Disclaimer: Ich bin mit der Autorin befreundet und habe das Buch geschenkt bekommen. Dass meine Meinung davon komplett unbeeinflusst bleibt, kann ich nicht garantieren. Wie meine anderen Posts ist dies jedoch keine Werbung, sondern meine subjektive in Worte gefasste Meinung.

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Roman

Vicki Baum – Vor Rehen wird gewarnt

CN dieses Buch: Tod, Sterben, Krankheit, Feuer, Mordversuch
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[…] Übrigens ist niemand ganz normal, und was heißt das überhaupt: normal sein? Normalität ist ein willkürlicher Begriff, und wir wissen weniger davon als über die Entfernung zwischen den Planeten oder die Abweichung der Lichtstrahlen. Normalität lässt sich nicht abmessen, weil sie nichts Absolutes ist, sondern nur eine Konvention.

Gute Zitate über den (von mir verhassten) Begriff Normalität finden sich an den überraschendsten Stellen. In diesem Zitat sticht für mich hervor, dass Normalität nichts Absolutes ist. Was als normal verstanden wird, hat sich über die Zeit immer wieder verändert. Es geht hier nur darum, was als Mehrheitsmeinung oder Mehrheitshandlung in der Gesellschaft angesehen wird.

Davon lässt sich schon überleiten zu dem, was ich an diesem Roman so erstaunlich finde: Obwohl die Erstveröffentlichung bereits über 70 Jahre zurück liegt (1951), fühlt sich der Roman erstaunlich aktuell an. Obwohl es an Rollenklischees der beschriebenen Epoche nicht mangelt, werden diese nicht ausgeschlachtet, sondern auf einer subtilen Ebene zwischen den Zeilen in Frage gestellt. Schon allein die Hauptfigur Ann Ambros, die vor keiner hinterhältigen Aktion zurückscheut, um ihre persönlichen Ziele zu verfolgen, ist ein sehr spezieller Frauentyp, der mit den Konventionen (der sogenannten Normalität) der damaligen Zeit bricht. Neben ihr stechen auch andere Frauenfiguren deutlich heraus: Stieftochter Joy, die sich schließlich durch einen gewalttätigen Kraftakt aus ihrer verzweifelten Lage zu befreien versucht oder Pianistin Mausi, die ihr Leben der Kunst widmet und sich mit Ann verbündet, um ihrerseits ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Wieder mal ein Buch, das mir über einen Literatur-Geocache zugeflogen ist. (Ausnahmsweise erlaube ich mir hier, den auch zu verlinken, weil der Titel des Geocaches ohnehin schon den Titel des Buches verrät.) Das Final liegt innerhalb des Wiener Zentralfriedhofs, auf dessen Besuch ich mich schon seit Längerem wieder freue.


Blick in die Ausstellung Hot Questions. Cold Storage. Links eine rote Wand, auf der Texte und Bilder zu sehen sind, mittig sind die hinteren Bereiche der Ausstellung in Blautönen zu sehen, rechts ein orangefarbenes Regal mit verschiedenen Architekturmodellen in Glaskästen

Als wir letztens für die Ausstellung Serious Fun. Architektur und Spiele im Architekturzentrum Wien waren, haben wir uns dann auch noch die neue Schausammlung Hot Questions. Cold Storage. angesehen. Die farbliche Gestaltung und die inhaltliche Einteilung in sieben Fragen hat mich sehr an die Aufmachung der Foodprints-Ausstellung im Technischen Museum Wien erinnert. Vielleicht ist das gerade ein Trend in der Ausstellungslandschaft?

Ausstellungsraum, links eine Art Tunnel aus blauen und violetten Wänden, in die Wand ist eine Wasserinstallation mit sichtbaren Blasen eingebaut, rechts Blick in die hinteren Bereiche der Ausstellung

Die „heißen Fragen“ aus dem Titel der Ausstellung bewegen sich in den Bereichen „Wie entsteht Architektur?“, „Wie wollen wir leben?“ und „Wer macht Stadt?“. Diesen Fragen wird nicht „linear und enzyklopädisch, sondern fragmentarisch mit Lücken und Brüchen“ nachgegangen. Die Sammlung will damit Zukunftsszenarien in den Vordergrund rücken und anhand der Fülle von Wissensbeständen im Depot Lösungsansätze aufzeigen.

Erwartungsgemäß sind viele Architekturmodelle zu sehen. Ein großer Teil stellt Stadtarchitektur dar, also zB Gemeindebauten und Stadtteile, die bewusst umgestaltet wurden, um den Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen. Gefallen haben mir aber auch die aus Lego gebauten Modelle von den Prachtbauten der Wiener Ringstraße (zB Parlament und Staatsoper). Besonderen Spaß hatte ich am Holzmodell einer Sommertheaterbühne, die dicht in einen Stadtteil hinein gebaut ist. Ich hatte sie sofort erkannt als die Bühne des Sommertheaters in Haag.

Besonders interessant fand ich auch den Vergleich von Bodenprofilen von Walter Fitz. In zwei nebeneinander stehenden Glaskästen kann versiegelter Stadtboden mit einem landwirtschaftlichen Bodenprofil verglichen werden, der Unterschied ist enorm. Diese Visualisierung des immer wieder in den Medien zu hörenden Begriffs Bodenversiegelung fand ich sehr einleuchtend. Ausstellungsdisplay in einer Nische mit halbkreisförmigem Fenster darüber, vor einem roten Vorhang ist ein Architekturmodell eines Wiener Gasometers und daneben ein Vergleich von Bodenprofilen zu sehenIm hinteren Bereich der Ausstellung wird von der Vergangenheit in die Zukunft geblickt. Mit einem Rückblick auf die durch das Jahr 1968 eingeleitete Umweltdebatte und die darauf basierend entstandenen Utopien wird übergeleitet zu Innovationen, die uns heute im Bezug auf die Klimakrise beschäftigen. Ein bewegtes Exponat stellt dabei das Objekt Splitterwerk von Mark Blaschitz, Edith Hemmrich und Josef Roschitz dar:

In vertikalen Sonnenkonversionslamellen aus Glas, die mit wässrigem Nährmedium gefüllt sind, entsteht in der SolarLeaf-Lamelle aus CO2 und Sonnenlicht Algen-Biomasse; gleichzeitig wird ein solarthermischer Effekt erzielt, da die Sonnenstrahlung das wässrige Medium erwärmt. Beide Energieträger werden über ein Kreislaufsystem in die Technikzentrale des Gebäudes geleitet und dort über einen Wärmetauscher bzw. einen Algenabscheider entnommen.

Projekt Splitterwerk, Sonnenkonversionslamellen aus Glas, darin eine grün gefärbte Flüssigkeit, in regelmäßigen Abständen steigen aus dem unteren Bereich Luftblasen nach oben aufEin hellblau gestalteter Bereich ganz hinten im Raum beschäftigt sich mit Architektur im Bildungsbereich. Die Anerkennung der Kindheit als autonomer Lebensabschnitt im ausgehenden 18. Jahrhundert erforderte die Entwicklung von spezifischen Räumen in Bautypologien wie Schulen, Kindergärten, Spielplätzen und Waisenhäusern. In architektonischen Veränderungen drückten sich auch soziale Öffnungsprozesse aus. Gerade in der Gestaltung von öffentlichen Gebäuden wie Schulen wurden immer wieder Innovationsschübe und gesellschaftliche Entwicklungen deutlich. Dies wird in mehreren Displays, die sich mit Schularchitektur beschäftigen, nachvollzogen.

Unten das Modell eines Schulgebäudes, darüber Schwarz-Weiß-Fotos von Schulgebäuden aus unterschiedlichen Epochen an einer hellblau gefärbten Wand

Das Fragmentarische der Ausstellung war mir bereits beim Durchgehen aufgefallen, meine Begleitung und ich waren uns jedoch beide nicht sicher, welche Funktion im Rahmen der Wissensvermittlung diese Ausstellung von einzelnen Aspekten ohne sichtbaren Zusammenhang erfüllen soll. Generell haben mir aber beide Ausstellungen im Architekturzentrum Wien trotz einiger Kritikpunkte gut gefallen. Den Sinn-Hintergrund des Objekts auf dem abschließenden Foto habe ich leider nicht notiert, der Grenzstein hat mir einfach gefallen.

Grenzstein auf einer Steinplattform mit der Aufschrift „Grenzzone – In Stein gemeißelt“

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English Essays

Ann Patchett – These Precious Days

CN dieses Buch: Krankheit, Tod, Sterben, Trauer, Krebs, Drogen (Pilze)
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Vorab-Notiz: Da mir die Ausstellungsberichte von Jana in ihrem Zuckerbäckerei-Blog immer so gut gefallen, schließe ich am Ende dieses Posts einen Bericht über meinen Besuch im Technischen Museum Wien an.


Without ever meaning to, my father taught me at a very early age to give up on the idea of approval. I wish I could bottle that freedom now and give it to every young writer I meet, with an extra bottle for the women. I would give them the ability both to love and not to care.

In dieser Essay-Sammlung setzt sich die Autorin Ann Patchett mit unterschiedlichen menschlichen Themen auseinander. Im ersten Essay beschreibt sie das Verhältnis zu ihren drei „Vätern“, gemeint sind damit die drei Partner ihrer Mutter in serieller Monogamie. Im obigen Zitat ist ihr biologischer Vater gemeint, der ihr in jungen Jahren eine wichtige Freiheit vermittelt hat, um die ich sie nur beneiden kann. Andere Texte befassen sich mit der Vergänglichkeit alles Lebenden, dem Hineinwachsen in das eigene Leben und dem Geben und Nehmen zwischen Personen (und wie Nehmen und Geben nicht immer proportional zueinander sind, sondern oft geben sich Personen gegenseitig etwas, obwohl beide glauben, nur zu nehmen).

People want you to want what they want. If you want the same things they want, then their want is validated. If you don’t want the same things, your lack of wanting can, to certain people, come across as judgement. […] Does my choice not to have children mean I judge your choices, your children? That I think my life is in some way superior? It does not.

Besonders berührt hat mich der mehrteilige Essay, in dem sie ihre Erfahrungen als kinderlose Frau beschreibt. Die neugierigen Fragen, wann es denn für sie so weit sein soll. Die wohl gemeinten Ratschläge, dass sie es wohl später bereuen würde, keine Kinder bekommen zu haben. Die Annahmen, ein Buchprojekt, ein Hund, ein Unternehmen wären ein Ersatz für ein Kind; ein bemitleidenswerter Versuch, eine Leerstelle zu füllen, die jede Person, die mit einem Uterus geboren wurde, irgendwo in sich haben muss. Und sie hat auch noch eine Erklärung für dieses „Unverständnis“ gefunden, das im obigen Zitat angerissen wird. Menschen fühlen sich wohler, wenn wir ihre Wünsche, Hoffnungen und Ziele mit ihnen teilen. Wenn wir diese nicht teilen, kann das als Urteil missverstanden werden, als Abwertung ihrer eigenen Wünsche. So oft ist mir das begegnet, wenn es darum geht, was Menschen essen wollen. So oft habe ich erlebt, dass sich omnivor ernährende Menschen sich allein durch die Anwesenheit einer vegan lebenden Person kritisiert fühlen. Es könnte alles so einfach sein, wenn wir einfach hinnehmen könnten, dass es sich eben nicht um eine Abwertung der eigenen Lebensentscheidungen handelt, sondern einfach nur darum, etwas anderes zu wollen.


Hauptgebäude des Technischen Museums Wien mit großem Schriftzug und Säulen vor leicht bewölktem Himmel

Leider ist die Ausstellung Foodprints im Technischen Museum Wien nun schon vorbei. Ich habe es gerade in der letzten Woche noch hin geschafft. Die Ausstellung macht es sich zum Ziel, unserem Essen auf die Spur zu kommen: Wo kommt es her, wo geht es hin, wer ist in der Herstellung beteiligt, wie wird es verpackt? Sechs verschiedene Stationen, die in unterschiedlichen Farben in Gitterboxelementen zusammengefasst sind, beleuchten dabei unterschiedliche Aspekte der Nahrungsmittelproduktion.

Eingangsbereich zur Ausstellung Foodprints, Schritzug Foodprints in Leuchtbuchstaben über einem aus Gitterboxen zusammengestellten Tor, das mit Detailaufnahmen von Nahrungsmitteln dekoriert ist

Essen ist Kultur und Technik, menschliches Grundbedürfnis und Lebensstil, Ausdruck von Überfluss und Lebensfreude, Ressource und Ressourcenverbrauch. Wie heute gegessen wird, beeinflusst die Welt von morgen.

Blick in den Ausstellungsraum, im Vordergrund blau gefärbte Station aus Gitterboxen, die sich mit der Haltbarkeit von Lebensmitteln beschäftigt

mehrere Kühlschränke aus verschiedenen Epochen, innerhalb der Kühlschränke sind andere Methoden der Kühlung von Lebensmitteln ausgestellt

Bei jeder Station können die Besucher:innen eine beim Eingang erhältliche Karte in einen von drei Einkaufskörben legen, um am Ende der Ausstellung eine Auswertung über die von ihnen getroffenen Einkaufsentscheidungen zu bekommen. Diese wird auf einem Kassenzettel ausgedruckt und soll bewusst machen, wie unsere Einkaufsentscheidungen sich auf die Produktion von Nahrungsmitteln und alles, was damit zusammenhängt, auswirken.

ein Bildschirm, auf dem drei Sorten von Paradeisern/Tomaten abgebildet sind, darunter drei Einkaufskörbe, in denen Besucher:innen ihre Karten ablegen können, um eine Einkaufsentscheidung zu treffen

Interessant fand ich auch eine Schautafel, die erklärt, warum Kinder oft für sie neues Essen ablehnen.

Die Zunge von Kleinkindern ist doppelt so empfindlich wie die von Erwachsenen, vor allem gegenüber Bitterem und Saurem. Bitter und sauer können nämlich auf Giftiges, Verdorbenes oder Unreifes hindeuten.

Unbekannter Geschmack wird daher aus Sicherheitsgründen erstmal abgelehnt. Erst nach etwa acht bis zehn Wiederholungen wird ein neues Nahrungsmittel als bekömmlich anerkannt.

Im Geschmackslabor konnten unter anderem verschiedene Sorten von Raucharoma olfaktorisch miteinander verglichen werden.

Nach der Foodprints-Ausstellung schaute ich mir auch noch den Maker Space im Museum an, in dem Kinder und Jugendliche sich an 3D-Druckern, Laser Cuttern, Stickmaschinen und anderen Bastelobjekten ausprobieren können.

Visualisierung neuronaler Netze, links werden aus einem Panel mit 20 Leuchtelementen Kabel zusammengefasst, die rechts zu einer Codierung kombiniert werden, die außerhalb des Bildes zu einem Ergebnis führt

Die Ausstellung über Künstliche Intelligenz ist noch bis Oktober 2022 zu sehen. Architektonisch ist die Ausstellung in einem Turm über mehrere Etagen innerhalb eines hohen Saals des Museums eingebettet. Die Ausstellung hinterfragt generell, was künstliche Intelligenz eigentlich ist und was sie kann. Neben einer Visualisierung von neuronalen Netzen und einem Einblick in die Entwicklung der technologischen Grundlagen für künstliche Intelligenz werden auch Roboter in unterschiedlichen Entwicklungsstadien gezeigt. Besucher:innen können auch selbst ausprobieren und beobachten, wie eine künstliche Intelligenz die Erkennung von unterschiedlichen Tierbildern lernt. Hinterfragt wird außerdem, ob von künstlicher Intelligenz erschaffene Kunstwerke – wie zum Beispiel von einem Computer komponierte Musikstücke – überhaupt einen künstlerischen Wert haben. Umgekehrt kann hinterfragt werden, ob es überhaupt noch Menschen braucht, um Kunst zu erschaffen.

Als Einstieg in dieses Thema erfüllt die Ausstellung ihren Zweck, geht jedoch nicht weiter in die Tiefe.

Die Dauerausstellung Medien.Welten im Obergeschoss sowie die Sammlung über Musikinstrumente habe ich dann nur noch kurz besucht. Buchdruck, Telefon, Rohrpost, verschiedene andere Kommunikationsmethoden werden hier in ihrer Entwicklung nachgezeichnet. Die Klaviere und Orgelinstrumente befinden sich in einem sehr stillen, klimatisierten Saal, dessen Akustik sich wie ein Sarg anfühlt. Außerdem konnte ich in der Musiksammlung auch auf einem Theremin spielen.

Wer das komplette Programm des Technischen Museums sehen will, muss sich dafür mehrere Tage Zeit nehmen, eine Jahreskarte kann sich dafür durchaus auszahlen. Ich war nach zwei Stunden nur mehr bedingt und nach drei Stunden gar nicht mehr aufnahmefähig und es hätte noch viel mehr zu sehen gegeben.

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Krimi Roman Thriller

Ursula Poznanski – Vanitas. Schwarz wie Erde

CN dieses Buch: Tod, Totschlag, Gewalt, Sehbehinderung (Hinweis: ich habe das Buch vor über einer Woche zu Ende gelesen und erinnere mich nicht mehr an alle Details, es ist jedenfalls ein Krimi/Thriller mit entsprechendem Gewaltaufkommen)
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Auf dieses Buch bin ich durch einen Literatur-Geocache gestoßen und es hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte weist einige überraschende Wendungen auf, zwei parallel laufende Kriminalfälle werden miteinander verknüpft bis zum finalen Cliffhanger, der auf die beiden Fortsetzungen verweist, die zum Glück auch in der Onleihe erhältlich sind und die ich mir demnächst vornehmen werde.

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Roman

Felix Mitterer – Keiner von uns

CN dieses Buch: Gewalt, Mord, sexueller Missbrauch von Kindern, Vergewaltigung, Verstümmelung, Folter, Rassismus, Prostitution
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Die obige Liste an Content Notices klingt schlimmer als bei Game of Thrones … Tatsächlich enthält das Buch einige sehr üble Details, ist aber im Großen und Ganzen kaum schlimmer als die Folge einer Krimiserie, wie sie oft schon am Nachmittag im Privatfernsehen zu sehen ist. Nach diesem relativierenden Hinweis nun zum Autor.

Felix Mitterer wird im Allgemeinen als modernes österreichisches Literatur-Nationalgut behandelt. Bereits in meiner frühen Schulzeit lernte ich sein Kinderbuch Superhenne Hanna kennen, in späteren Schuljahren begegneten mir immer wieder seine Theaterstücke wie zum Beispiel Kein Platz für Idioten oder In der Löwengrube. Dass er 2020 seinen ersten Roman veröffentlicht hat, wurde mir jedoch erst durch einen Literatur-Geocache nahe gebracht.

Die Geschichte ist eine Fiktionalisierung des Lebens von Angelo Soliman, seiner Frau Clara und seiner Tochter Josephine. Viele historische Details scheinen korrekt (etwa der Todestag von Wolfang Amadeus Mozart und seine Bestattung in einem Massengrab), die Einblicke in die Gefühlswelten der Protagonist:innen und die Verbindungen zum Kaiserhaus sind genau so offensichtlich Fiktion. Mit Gusto zeichnet der Autor etwa die historisch dokumentierte flapsige Persönlichkeit des berühmten Komponisten nach. Er erfindet auch eine sehr gut in seinen Roman passende Entstehungsgeschichte für das von Mozart unvollendete Requiem, das auch heute noch Stoff für Diskussionen und Mythen bildet.

Mitterer versucht, seine Frauenfiguren stärker darzustellen, als es die damalige Zeit zugelassen hätte (ein Problem, das mich kürzlich auch schon in einem anderen Roman gestört hat). Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die meisten Charaktere eindeutig gut oder böse dargestellt werden. Der grausame Professor, die warmherzige Hure, der treue Krüppel, die kämpferische Tochter … all diesen Figuren fehlt es an Tiefe. Der Ausbruch aus dem Narrenturm zeigt deutliche Züge des Deus-ex-machina-Prinzips.

Trotz dieser Kritikpunkte habe ich den Roman großteils gern gelesen und mich auch an den Details aus dieser historischen Epoche erfreut. Nicht unerwähnt lassen möchte ich natürlich auch die gesellschaftskritische Komponente, die in nahezu allen Werken von Felix Mitterer tonangebend ist, und auch hier schon im Titel des Werks anklingt. Irgendwie würde mich sehr interessieren, was meine ehemalige Deutsch-Professorin zu diesem Werk zu sagen hätte.

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Krimi Roman

Martin Mucha – Papierkrieg

CN dieses Buch: Mord, Drogensucht, Alkoholismus
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Nachdem ich letztens mit dem einen Literaturgeocache abgeschlossen hatte, suchte ich mir den nächsten aus der Liste aus und stieß schnell auf die richtige Person. Beide Bücher sind in der virtuellen Bücherei prinzipiell verfügbar, das ist sch0n mal ein gutes Zeichen.

Der Autor entwirft einen komplizierten Kriminalplot um den Philologen Arno Linder, der mehr oder weniger zufällig in eine Situation stolpert, in der er abwechselnd von der österreichischen und russischen Unterwelt sowie von der Polizei ins Visier genommen wird. Ganz unschuldig ist er daran natürlich nicht. Anstatt sich rauszuhalten, sucht er nach allen möglichen Kniffen, um aus der Sache finanziellen Profit herauszuschlagen.

Die Idee, (Kriminal-)Kommissare und andere ermittelnde Personen (bei mir zuletzt eine Staatswanwältin) als Protagonist*innen mit einem eigenen Strauß an Problemen auszustatten, ist nicht mehr neu. Arno Linder ist aber hier deutlich mehr Täter als Opfer, was mich am Anfang hauptsächlich mit einem Abneigungsgefühl erfüllt hat. Zu schnell für meinen Geschmack springt er auf die Gelegenheit an, durch ein bißchen (in seinen Augen harmlose) Erpressung sein Budget aufzubessern. Vielleicht liegt das daran, dass das nicht das erste Buch dieser Reihe sein dürfte (es wird immer wieder auf seine Bekanntschaften in der Szene verwiesen, die offenbar schon länger bestehen, diese Vermutung von mir stellte sich jedoch als falsch heraus).

Am Ende hat mich dann die schlüssige Auflösung des komplizierten Plots doch bestens unterhalten. Menschen, die sich in Wien etwas auskennen, kann außerdem der reichlich gestreute Lokalkolorit Freude bereiten. Werde mir demnächst das zweite für den Literaturcache benötigte Buch vornehmen.

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Roman

Marjana Gaponenko – Wer ist Martha?

Mit einem verzückten Lächeln schaut Lewadski durch das Opernglas auf die Bühne und sieht – nichts. Er schaut viel weiter, er schaut in seine eigene Freude hinein.

Zu Anfang des Buches erhält der Protagonist Lewadski ein Todesurteil: Krebs. Der Professor der Ornithologie verweigert sich dem Rat des Arztes und bricht stattdessen nach Wien auf, um seine letzte Zeit auf Erden zu genießen. Seine Erlebnisse gleiten zusehends ins Illusionäre ab, immer absurder werden die Gespräche, die der menschenscheue Lewadski mit anderen Menschen im Hotel in Wien führt. Für mich gab es einen Knackpunkt, an dem ich plötzlich sicher war, dass es sich hier um Träume oder Visionen handelt und ab diesem Punkt fragte ich mich dann, ob Lewadski überhaupt nach Wien gefahren ist oder ob schon von Anfang an die Diagnose seinen Geist verwirrt hat. Antworten darauf gibt der Roman keine. Vieles bleibt der Vorstellungskraft der Leser*in überlassen. 

Es war der Zauber des Abschieds, ein Versprechen, das sich fern von dieser Welt erfüllen wollte.

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Roman

Lilian Faschinger – Wiener Passion

Dieses war das dritte Werk, das ich für einen Literatur-Geocache benötigte. Schon beim Herausnehmen des dicken Hardcover-Bandes aus dem Regal der Bücherei-Zweigstelle habe ich innerlich gestöhnt, einerseits, weil die Bücher gerade noch in den Rucksack passten und andererseits, weil ich mir unsicher war, wie ich mit einem so langen Werk in der mir inzwischen bekannten geschwurbelten Ausdrucksweise der Autorin zurecht kommen würde.

Die Geschichte wird aus drei Ich-Perspektiven heraus entwickelt. Die zwei zeitgenössischen Ich-Stimmen Magnolia Brown und Josef Horvath lernen sich im Wien der Jetzt-Zeit (das Buch ist 1999 erschienen, also eher die damalige Jetzt-Zeit) kennen. Magnolia ist nach Wien gekommen, um ihre Gesangskünste zu verbessern und etwas über Anna Freud zu lernen, die sie in einem geplanten Broadway-Musical darstellen soll. Sie lebt bei ihrer Tante und findet in einer Truhe ein Heft, in dem Rosa Havelka (geborene Tichy) ihre Lebensgeschichte erzählt. Rosa kam in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Wien, die Zeitspanne ihrer Lebensgeschichte umfasst unter anderem den Tod des Kronprinzen Rudolf sowie der Kaiserin Elisabeth.

Obwohl die oben bereits erwähnte, sehr umfangreiche Ausdrucksweise der Autorin die Geschichte etwas sperrig macht, versteckt sich in diesem Roman ein Familienepos, das mehrere Generationen umfasst. Gerade die Unterscheidung der Ich-Stimmen hat mir am Anfang Schwierigkeiten bereitet und nebenbei hatte ich ja immer noch die Fragen im Kopf, die für das Geocache-Rätsel zu beantworten waren. Das erfreuliche Ergebnis war jedoch überraschend: Trotz einiger Unsicherheiten bei den Antworten (sowohl in diesem als auch in einem anderen der drei Werke, die das Rätsel umfasste), konnte ich die korrekten Antworten bereits im ersten Versuch ermitteln. Jetzt geht es an die Feldarbeit. Einerseits muss natürlich die Cache Location aufgesucht werden und andererseits steht damit auch der nächste Ausflug in eine Bücherei-Zweigstelle bevor, um Material für das nächste Literatur-Rätsel zu sammeln.

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Roman

Leo Perutz – Zwischen neun und neun

Wie es der Titel nahelegt, spielen sich die Ereignisse dieses Romans innerhalb von 12 Stunden ab, zwischen 9 Uhr morgens und 9 Uhr abends. Während der ersten paar Stunden beobachtet die Leser*in das eigentümliche Verhalten des Protagonisten Stanislaus Demba, bis schließlich das Geheimnis um seine Hände enthüllt wird. Die weiteren Stunden verbringt Demba mit dem Versuch, trotz seiner misslichen Lage Geld einzutreiben, um seine angebetete Sonja zurückzugewinnen. Dabei stolpert er aufgrund der speziellen Verhältnisse (dieses eine Faktum zu spoilern würde den kompletten Spaß am Buch verderben) von einer Peinlichkeit in die nächste. Etwas unbefriedigend ist jedoch das Ende, der scheinbar in eine aussichtslose Lage geratene Protagonist wird durch eine Deus-ex-machina-Wendung in eine auch nicht viel bessere Lage katapultiert. Dadurch werden jedoch die Geschehnisse der vergangenen Stunden nicht aufgeklärt, sondern gewissermaßen ad absurdum geführt.

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Roman

Leo Perutz – Der Meister des jüngsten Tages

Der Sitz der Phantasie ist zugleich der Sitz der Furcht. Das ist es! Furcht und Phantasie sind unlösbar miteinander verknüpft. Immer waren die großen Phantasten zugleich Besessene der Angst und des Grauens.

Auf dieses Buch wäre ich ganz gewiss nicht gestoßen, würde es sich nicht wiederum um einen Beitrag zu einem Geocaching-Rätsel handeln. Aufgrund eines „Angriffs auf die Datenbank sind der Online-Katalog und die Webseiten der Büchereien Wien derzeit außer Betrieb“. Abgesehen von der unerfreulichen Tatsache, dass dabei Daten von Nutzer*Innen der Büchereien abgezweigt und veröffentlicht wurden, führt dies leider unter anderem dazu, dass ich keine eBooks ausleihen kann und daher die vorhandenen Papierwerke nun bevorzugt werden.

Die Geschichte gibt sich den Anschein eines Erfahrungsberichts, in dem der angebliche Autor, Freiherr von Yosch, seine Version der Geschehnisse erzählt. Mehrere scheinbar zusammenhängende Morde oder Selbstmorde ereignen sich auf verschiedenen Zeitebenen, an dem mutmaßlichen Selbstmord des Schauspielers Eugen Bischoff wird dem Freiherrn von Yosch von Bischoffs Schwager zumindest eine Mitschuld vorgeworfen. Neben dem Freiherrn begeben sich auch noch die am selben Abend außerdem anwesenden Herren Ingenieur Solgrub und Doktor Gorski auf die Jagd nach dem Mörder bzw. der Ursache der Geschehnisse. Um die Spannung nicht zu verderben, kann ich über die Auflösung nichts sagen, es wäre jedoch sehr schade, würde die geneigte Leserin das Buch zur Seite legen, wenn die für den Geocache benötigten Informationen gefunden sind. Danach fängt der Lesepaß nämlich erst wirklich an.