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Sachbuch

Daniel Graefen – Farbmanagement

Mit Farbmanagement beschäftige ich mich in meiner täglichen Arbeit als Grafikerin natürlich immer wieder. Die Arbeit an verschiedenen Objekten, die auf unterschiedlichem Papier mit unterschiedlichen Druckmethoden aufs Papier gebracht werden, macht das ständige Wechseln der Farbprofile notwendig. Ein durchgängiges Farbmanagement ist da beinahe unmöglich, das Vermeiden von Fehlern erfordert höchste Aufmerksamkeit.

Da erhoffte ich mir von diesem Buch etwas Einblick in die theoretische Welt der Farbprofile mit der Möglichkeit, den eigenen Workflow anhand dieser gewonnenen Informationen verbessern zu können. Dass diese Hoffnung nicht erfüllt werden konnte, ist jedoch nicht in erster Linie Daniel Graefen anzulasten. Er bemüht sich redlich, anhand der in der Grafikbranche üblichen Programme die Techniken zu verdeutlichen, mit denen der Workflow möglichst farbecht gestaltet werden kann. Schwierig macht es natürlich die ständig fortschreitende Entwicklung der Programme. Das Buch basiert auf Adobe CS2 und den anderen damals gängigen Programmen (auch XPress und Freehand werden besprochen). Da hat sich bis zur heutigen CS4 schon so einiges geändert.

Weiters konnte ich einfach nicht viel Neues finden, neue Erkenntnisse zu erwarten, wenn man seit fast zehn Jahren in dieser Branche arbeitet, war wohl einfach zu viel verlangt. So manches Kapitel würde ich hingegen gerne den Leuten zum Lesen geben, mit denen ich in der Branche oft zusammenarbeiten muss. Viele verstehen selbst nach mehrmaligem Erklären den Unterschied zwischen RGB und CMYK nicht und das kann für den Grafiker/die Grafikerin zum wiederkehrenden Ärgernis werden. Für diese Laien greift das Buch jedoch viel zu weit. Es stellt sich also die Frage, für wen das Buch eigentlich gedacht war. Des Weiteren lässt sich wohl das meiste zum Thema mit ein wenig Recherchearbeit aus dem Internet lernen. Daher bleibt nichts anderes übrig, als dieses Werk in die Kategorie „Verzichtbar“ einzuordnen.

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Sachbuch

Roger Penrose – Computerdenken

Der Mathematiker erfindet nicht, er findet. Sicher muss er, wenn er kreativ ist, auch sehr viel erfinden. Er muss sinnvolle Fragen ersinnen, er muss ein geeignetes begriffliches und methodisches Instrumentarium entwickeln, und er muss geschickte Premissen formulieren. (Dieter Wandschneider im Vorwort zur deutschsprachigen Ausgabe)

Wer sich nach dieser Einleitung fragt, was dass den eigentlich nun mit Computern zu tun hat, liegt vollkommen richtig. Vielmehr begibt sich Roger Penrose in seinem Werk auf den Spuren von Douglas Hofstaedter auf eine Reise durch Mathematik, Physik und andere Gebiete der Wissenschaft um im letzten Kapitel scheinbar losgelöst auf die Frage des menschlichen Bewusstseins zurückzukommen.

Wie ich schon bei der Lektüre von Gödel, Escher, Bach feststellen musste, fällt es mir als Nicht-Mathematiker schwer, die komplizierten Formeln zu verstehen, mit denen sich die Experten so gern auseinandersetzen. Penrose betont in seinen Ausführungen immer wieder, dass der Leser, der sich mit den vielen Gleichungen nicht so wohl fühlt, diese einfach überspringen möge. Ich meine mich zu erinnern, dass er irgendwo auch meinte (leider kann ich die Stelle nicht mehr finden), dass die Gleichungen zum Verständnis der Theorien nicht unbedingt notwendig seien. Dann stellt sich jedoch die Frage, warum er sie überhaupt einschließt. Mir kam eher der Gedanke, dass es möglicherweise zum Verständnis beitrüge, wenn Penrose sich hin und wieder mal die Mühe gemacht hätte, die Variablen in seinen Gleichungen durch tatsächliche Werte zu ersetzen, um zu erklären, was die Ergebnisse eigentlich aussagen. Nur durch Variablen lässt sich einem Nicht-Mathematiker kaum Verständnis für die komplizierten Theorien einhämmern.

Demnach würde jede Möglichkeit in irgendeiner riesigen Superposition koexistieren. Das ist gewiss kein besonders sparsames Modell; aber meine eigenen Einwände dagegen entspringen nicht seinem Mangel an Ökonomie. Insbesondere sehe ich nicht ein, warum ein bewusstes Wesen nur „eine“ der Alternativen in einer linearen Superposition wahrnehmen soll. Welcher Wesenszug des Bewusstseins verbietet, dass man sich jener qualvollen Linearkombination einer toten und einer lebenden Katze „bewusst“ sein kann?

In einem ausgedehnten Kapitel, das Penrose bewusst „Quantenmagie und Quantengeheimnis“ betitelt, befasst er sich mit den unterschiedlichen Existenzformen des Universums und natürlich in diesem Zusammenhang mit Schrödingers Katze. Hier scheint es ihm ausnahmsweise zu gelingen, das grundsätzliche Konzept des Experiments zu verdeutlichen, wenn auch die Ergebnisse etwas vage bleiben, weil es schlicht zu viele unbeantwortete Fragen zu diesem Thema gibt.

In den letzten Kapiteln beschäftigt sich Penrose dann mit dem menschlichen Gehirn. Wie sind unsere Gehirne aufgebaut, wie funktionieren Nervensignale? Manche Experimente lassen es einem kalt den Rücken herunterlaufen: Bei so genannten „Split-Brain-Experimenten“ wurde Probanden der Balken durchtrennt, sodass die rechte und linke Gehirnhälfte nicht mehr miteinander kommunizieren konnten. Dies wurde damals als Versuch der Therapie einer sehr schweren Epilepsie betrachtet. Penrose wirft in diesem Zusammenhang die Frage auf, ob diese zwei getrennten Gehirnhälften nun unterschiedliches Bewusstsein haben. Die ausführliche Diskussion dieses Themas findet sich ab Seite 374.

In den frühen Siebzigerjahren tauchte in der wissenschaftlichen Literatur die Behauptung auf, man habe in der Sehrinde eines Affen eine Zelle entdeckt, die nur reagiere, wenn auf der Netzhaut das Bild eines Gesichts registriert werde. Aufgrund solcher Informationen wurde die „Großmutter-Zellen-Hypothese“ formuliert: Demnach sollte es bestimmte Zellen im Gehirn geben, die nur ansprechen, wenn die Großmutter der Versuchsperson ins Zimmer tritt!

Aus heutiger Sicht gesehen kann – bewusst provokativ formuliert – auch diese „Großmutter-Zellen-Hypothese“ nichts mehr über Bewusstsein aussagen. Die Gesichtserkennung in iPhoto mag Menschen mit schlechtem Personengedächtnis schon heute überlegen sein. Spannend ist in dieser Hinsicht auch die damalige Annahme, noch zu entwickelnde „Parallelcomputer“ würden in der Lage sein, das menschliche Gehirn in seiner Gesamtheit abzubilden. 20 Jahre später haben Computer mit dieser Fähigkeit noch nicht das Licht erblickt und das obwohl wir inzwischen über QuadCore-Prozessoren verfügen und die Entwicklung in diesem Bereich stetig voranschreitet.

Ich möchte auf ein Problem zurückkommen, das in diesem Buch über weite Strecken ein Grundthema bildet. Reicht unser Bild einer Welt, die den Regeln der klassischen Physik und der Quantentheorie gehorcht – und zwar so, wie diese Regeln gegenwärtig verstanden werden –, wirklich aus, das Gehirn und den Geist zu beschreiben?

Erst auf den letzten Seiten lässt sich erkennen, welchen Zusammenhang Penrose tatsächlich zwischen all diesen Gebieten der Wissenschaft, denen er sich im Laufe seines Werkes zuwendet, sieht. Um den geneigten Leser auf Kurs zu halten, wären ausführlichere Überleitungen zwischen den Kapiteln sinnvoll gewesen. Wie bereits oben erwähnt, wandelt Penrose sichtlich in Hofstaedters Fußstapfen, es fehlt ihm aber die Leichtigkeit und der Humor, mit der Hofstaedter seine Themen zu würzen weiß. Eine Beschäftigung mit Penroses Werk möchte ich also nur all jenen ans Herz legen, die tatsächlich ein wissenschaftliches Interesse an den besprochenen Themen haben und auch mit trockenem Lesestoff ihre lange Freude haben.

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Sachbuch

Helma Spona – Das optimale Heim-Fotostudio

Diese Rezension möchte ich ausnahmsweise nicht mit einem speziell ausgesuchten Symbolfoto illustrieren, sondern mit der Beschreibung der bisherigen Arbeiten an meinem eigenen Fotostudio.

Mit der Renovierung des entsprechenden Zimmers habe ich bereits vor über einem Jahr begonnen. Erster Schritt war die Entsorgung der im Zimmer noch vorhandenen Möbel. Da die schon einige Jahre auf dem Buckel hatten und großteils mit Pickerln und Postern verziert haben, hatte ich mich dazu entschlossen, alles zu entsorgen. Da das Zimmer im ersten Stock liegt und auf unseren Hof schaut, konnte ich die Einzelteile der Möbel durchs Fenster entsorgen. Den auf dem Gras entstandenen Müllberg sieht man auf dem entsprechenden Foto, das vom Fenster des Zimmers aufgenommen wurde.

Im leeren Raum musste im nächsten Schritt der Boden abgeklebt werden. Einige Risse und Löcher bzw. lockere Stellen in der Farbe musste ich neu verspachteln, dabei wurde eine nicht unerhebliche Menge Innen-Spachtelmasse verbraucht. Das Verspachteln konnte ich im vergangenen Frühling dann nicht mehr fertigstellen, an dieser also sehr frühen Stelle im Renovierungsprozess ging es dann in eine etwa halbjährige Pause, bevor ich vor zwei Monaten wieder anfing, im Studio zu arbeiten.

Das Verspachteln und anschließende Ausmalen hat dann einige Zeit in Anspruch genommen. Immer wieder trocknen lassen zwischen den Anstrichen. Der Raum ist doch nicht so klein, wie er aussieht und das Anstreichen der Decke ist sehr anstrengend, wie jeder weiß, der das schon mal gemacht hat. Aber letztendlich war auch der dritte weiße Anstrich an den Wänden getrocknet und von der ehemals blauen und rosafarbenen Wandfarbe nichts mehr zu sehen.

Kurz vor Weihnachten habe ich dann bei Foto Müller nach ausführlicher Recherche ein Set aus zwei Studioblitzen gekauft, die Liefergeschwindigkeit war angesichts der Weihnachtsfeiertage sehr beachtlich. Der Aufbau gestaltete sich recht einfach, die Lichtstative waren schnell aufgestellt und die Blitzgeräte in Kürze betriebsbereit. Da ich mit dem geplanten Hintergrundsystem noch nicht soweit bin, wollte ich die Blitzgeräte erstmal mit einem improvisierten Aufnahmetisch ausprobieren. Natürlich müsste der Stoff faltenfrei gespannt werden, aber das stellte sich nicht als das Hauptproblem heraus.

Die von mir erworbenen Elinchrom Blitzgeräte können entweder durch Synchronisierung mit der Kamera, Infrarotsignale oder durch Lichtveränderung, die durch die Photozelle des Blitzes registriert wird, ausgelöst werden. Ein Synchronkabel ist beigelegt, jedoch verfügt meine EOS 400D nicht über den entsprechenden Anschluss. In dieser ersten Versuchsanordnung stellte ich dann fest, dass das Auslösen der Studioblitzgeräte durch den Kamerablitz bei einer solchen Versuchsanordnung nicht funktioniert. Die Kamera – und damit der Kamerablitz – ist so nah am Objekt, dass der Kamerablitz die komplette Ausleuchtung zunichte macht. Harte Schatten sind die Folge. Auch den nicht straff gespannten Hintergrund kann man deutlich auf diesem Foto sehen.

Aus diesen ersten Versuchen an den Weihnachtsfeiertagen konnte ich so einiges lernen. Weitere Anschaffungen für mein größeres Hintergrundsystem habe ich bereits getätigt, der Aufbau ist geplant und soll demnächst stattfinden. Für den Aufnahmetisch möchte ich statt Stoff weißen oder farbigen Karton verwenden. Für diese Objekte sollte ausreichend großer Karton zu bekommen sein. Für das große Hintergrundsystem für die Personenfotografie möchte ich den von allen Quellen empfohlenen Bühnen-Molton anschaffen, ich habe mich jedoch noch nicht für eine Farbe entschieden. Da ich zuerst nur eine Farbe kaufen möchte, um auszuprobieren, ob mein Hintergrundsystem auch trägt, tendiere ich zu Hellgrau.

Zum Auslösen der Studioblitze muss ich eine weitere Anschaffung tätigen, wo ebenfalls noch eine Entscheidung aussteht. Für die EOS 400 D gibt es einen Anschluss für den Blitzschuh, mit dem sich die Studioblitze synchronisieren lassen. Eine weitere Möglichkeit ist ein Infrarot-Auslöser, der ebenfalls auf den Blitzschuh aufgesteckt wird. Man könnte die Studioblitze aber auch mit einem aufsteckbaren Blitzgerät auslösen, diesen richtet man dann an die Decke. Das reflektierte Licht reicht aus, um die Studioblitzgeräte auszulösen, verursacht aber als diffuse Reflexion keine harten Schatten. Das hätte natürlich den Vorteil, dass der Aufsteckblitz auch für andere Tätigkeiten geeignet ist, natürlich ist dieser aber deutlich teurer als beispielsweise der Infrarotauslöser.

Nun aber endlich zu Helma Sponas Buch: Der in den vergangenen Jahren aufgekommene Trend zu Internet-Fotoagenturen hat viele Hobbyfotografen ans Licht gelockt, die ihre (vermeintlichen) Kenntnisse und großartigen Bilder nun mit der Welt teilen möchten. Wie ich selbst feststellen durfte, ist hier jedoch die Luft schon sehr dünn geworden. Große Fotoagenturen wie etwa Fotolia geben klare Anweisungen, welche Motive erwünscht sind und welche Kriterien diese zu erfüllen haben. Mit Bildern von Blumen etwa und seien sie noch so schön, hat man keine Chance mehr, auch nur in den Katalog aufgenommen zu werden.

Da kann natürlich ein eigenes Heim-Fotostudio von Vorteil sein. Durch geeignete Ausrüstung lassen sich viele Bilder verwirklichen, die anders nicht möglich wären. Helma Spona hat diesen Trend erkannt und bietet mit ihrer Zusammenfassung einen guten Leitfaden für die Planung des eigenen Fotostudios. Ihre Tipps beginnen bereits bei der Wahl der geeigneten Kamera und der entsprechenden Objektive. Ihrem Tipp, dass professionelle Fotos auch mit einer normalen Kompaktkamera möglich sind, stimme ich nicht zu, das wird jedoch jeder selbst schnell herausfinden, der es versucht. Mit Witz und Humor gibt sie Tipps für unterschiedliche Aufnahmesituationen:

Bei solchen Aufnahmen ist aber Vorsicht geboten, denn bei einem Abstand von ca. 5 cm zur Schnauze des Hundes kann das schnell ins Auge gehen. Wenn der Hund hochspringt, um ein Küsschen zu geben, knallt er Ihnen die Kamera vor Ihr Auge.

Übersichtliche Checklisten erleichtern das Anschaffen des richtigen Equipments für unterschiedliche Aufnahmesituationen. Helma Spona hat ein Standardwerk erschaffen, dass allen interessierten Hobbyfotografen den Weg zu besseren und spannenderen Fotos erleichtern kann. Natürlich kann es nur eine Richtung vorgeben, dies funktioniert aber bestens und ich werde demnächst mit der Umsetzung Ihrer Tipps in meinem eigenen Studio beginnen.

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Klassiker Sachbuch

Johann Prossliner – Nietzsches Zarathustra

Nietzsche macht einen „ziemlich genauen architektonischen Überschlag des Ganzen“ (und verrechnet sich dabei nicht), aber an seiner inneren Debatte und das Zarathustra-Gebilde lässt er niemanden teilnehmen. Am Ende wird er seinen Zarathustra gewissermaßen heilig sprechen, um mit dieser inneren Debatte Schluss zu machen und das Werk seinen eigenen Zweifeln zu entziehen.

Die Reihe „Meisterwerke kurz und bündig“ des Piper Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen „Überblick“ über die behandelten Literaturwerke zu geben. „Auf einen Blick erfährt man alles Wissenswerte über herausragende Werke der Literatur, Musik und Kunst.“ Ein ambitioniertes Vorhaben, das Johann Prossliner mit Nietzsches Zarathustra nach meiner Ansicht nur spärlich gelingt.

Sein Ansatz besteht darin, erst die Entstehung des Werkes und dessen Inhalte zu analysieren. Dabei beschränkt er sich jedoch in erster Linie darauf, zu erklären, warum dieses Werk sich von allen anderen Werken Nietzsches abhebt, sozusagen eine Singularität darstellt. Einerseits versucht er, dem Leser das Werk schmackhaft zu machen, andererseits weist er immer wieder darauf hin, dass es ein schwieriges Werk ist und mit welchen Problemen sich der Leser konfrontiert sehen wird.

Es folgt eine lange Auflistung von Ausschnitten aus dem „Zarathustra“. Diese werden jedoch schlicht aneinandergereiht, ohne einen Zusammenhang, ohne Erklärung, welche Motive durch die Ausschnitte dargestellt werden sollen. Das trägt nicht unbedingt zum besseren Verständnis bei. Zum Abschluss ergänzt Prossliner mit Ausschnitten aus dem Briefverkehr Nietzsches zum Thema Zarathustra. Damit illustriert er die zwiegespaltene Einstellung von Nietzsche selbst zu diesem Werk, bleibt aber auch hier eine zusammenfassende Erklärung schuldig.

Wer sich mit Nietzsches Werk tatsächlich auseinandersetzen will, findet in diesem Buch bestenfalls eine Anregung. Als Hilfe zum Verständnis kann es leider nicht dienen. Der direkte Griff zu Nietzsches Werk oder anderer Literatur zu diesem Thema empfiehlt sich mehr als die Investition in diese Zusammenfassung.

Aus den Briefen Nietzsches: An Malwida von Meysenburg in Rom, Venedig, Anfang Mai 1884: Wer weiß, wie viele Generationen erst vorübergehen müssen, um einige Menschen hervorzubringen, die es in seiner Tiefe nachfühlen, was ich getan habe! Und dann selbst noch macht mir der Gedanke Schrecken, was für Unberechtigte und gänzlich Ungeeignete sich einmal auf meine Autorität berufen werden.

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Sachbuch

Jonathan Mead – Reclaim Your Dreams

Jonathan Mead: Reclaim Your Dreams (ebook)

NOTE: This is the first post written originally in English. For German summary scroll down.

But then other people tell you how you should be: your teachers, uncles, aunts, classmates, and religious leaders. They all have an idea of what you should be. You compare what’s good and what’s bad, what’s desirable and what’s not. You obviously want to make good choices. But the problem is that it doesn’t always happen because you’re comparing yourself to an image of perfection.

Jonathan Mead www.illuminatedmind.net, where he tries to help people to reclaim their dreams. That’s what his book is about. Most of us have lost sight of our dreams because we are overwhelmed of the routine of everyday life. Often we get lost in the daily things, that need to get done and don’t find time for the things we really want to pursue. If you want to get out of this routine and really work on your dreams, this book might have some useful tips for you.

But is the purpose of living to simply get things done? If you’re living this way, you’ve lost sight of the point of being productive in the first place: to create more time for the things you love. If you’re being productive for the sake of productivity, or working for work’s sake, you’ve gone too far.

Productivity is very important for „us internet people“, that are online 24-7 and often working evenings, nights or weekends. But ticking off things on lists is not what’s important in the end. Jonathan talks about or own thoughts, that constrain us and about outer barriers, like our day job or our friends and families, that might not encourage us if we want to become an astronaut (for example). The book is about finding a way to pursuing your dreams and get on with the daily life as well. Most important tip for me: Work on your dreams every day. Best do it first thing in the morning. Make it important. To you, you’re dreams should be most important.

Deutsche Zusammenfassung: Jonathan Mead betreibt den Blog www.illuminatedmind.net, sein Ziel ist es, seinen Lesern zu helfen, ihre Träume zu verfolgen. Darum geht es in seinem Buch Reclaim Your Dreams. Im Alltag verlieren wir oft unsere Träume aus dem Blick, weil uns das Leben mit den täglichen Erledigungen überfordert und wir keine Zeit für die Verwirklichung unserer Träume finden. Wer aus diesem Kreis ausbrechen will, findet viele nützliche Tipps in diesem Buch. Produktivität alleine kann nicht die Lösung unserer Zeitprobleme sein, das Abhaken von ToDos auf Listen ist letztendlich nicht das, was wirklich wichtig ist. Jonathan gibt in diesem Buch Tipps, wie man einerseits seine eigenen negativen Gedanken besiegen kann, aber andererseits auch, wie man damit umgeht, wenn Freunde oder Familie keine oder wenig Unterstützung bringen, wenn man beispielsweise Astronaut werden möchte. Der wichtigste Tipp für mich: Arbeite täglich an deinem Traum. Am besten gleich als Erstes jeden Tag, bevor man noch etwas anderes beginnt. Es muss wichtig sein. Der eigene Traum sollte vielleicht sogar das Allerwichtigste sein.

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Sachbuch

Douglas R. Hofstadter – Gödel, Escher, Bach

Fraktal (c) Eva Kaliwoda/PIXELIO

Vielleicht versuchen Kunstwerke mehr als irgend etwas sonst, ihren Stil zu erkennen zu geben. Wenn man in diesem Falle jemals einen Stil bis in seine tiefsten Tiefen ergründet hätte, könnte man ohne die Werke in diesem Stil auskommen. „Stil“, „äußere Botschaft“, „Entschlüsselungstechnik“ – alles verschiedene Arten, die gleichen Grundgedanken auszudrücken.

Dieses Buch wurde mir bereits vor Jahren von einem Studienkollegen (an dieser Stelle schöne Grüße an Rüdiger in Berlin) empfohlen, der mir von der spannenden Verknüpfung der unterschiedlichen Fachgebiete vorgeschwärmt hat, die Douglas Hofstadter in seinem Buch miteinander verknüpft. Wie man anhand der vergangenen Blogposts sehen kann, hab ich nicht nur lange gebraucht, bis ich überhaupt damit angefangen habe, sondern auch das Lesen hat sehr lange gedauert, da man schon einige Konzentration aufwenden muss, um Hofstadters Argumentation zu verfolgen.

Jedes Kapitel wird mit einem Dialog eingeleitet, der den Inhalt des folgenden Kapitels auf amüsante Weise vorwegnimmt. Im letzten dieser Dialoge tritt sogar der Autor selbst auf und erklärt, dass jeder dieser Dialoge an einer Fuge von Bach angelehnt ist. In den Dialogen werden wie in den Kapiteln die Disziplinen der titelgebenden Persönlichkeiten Kurt Gödel, M.C. Escher und Johann Sebastian Bach auf spannende Weise miteinander verknüpft. Es ist immer wieder überraschend, wie Hofstadter eine Zeichnung von Escher in einem Musikstück von Bach wieder erkennt. Als übergreifendes Element werden die Zahlentheorien des großen Mathematikers Gödel benutzt. Allein schon der Aufbau des Buches kann als geniales Meisterstück gelten.

Bei den zahlentheoretischen Beispielen bin ich nicht immer vollständig mitgekommen, hätte ich mich damit intensiver beschäftigt, hätte es wohl noch ein weiteres Jahr gedauert, das Buch zu Ende zu lesen. Besonders beeindruckt hat mich jedoch ein Kapitel im letzten Drittel des Buchs, in dem Hofstadter den Versuch beschreibt, einem Programm das Bilden von Sätzen und sogar Haikus einzuprogrammieren.

Eine andere Frage bei der Repräsentierung von Wissen ist die nach der Modularität. Wie leicht ist es, neues Wissen einzugeben? Wie leicht ist es, altes Wissen zu revidieren? Wie „modular“ sind Bücher? Es kommt ganz darauf an. … Die Methode, die ich anwandte, war die, jedes Wort – Hauptwort, Verbum, Präposition usw. – verschiedenen „semantischen Dimensionen“ zuzuordnen. So war jedes Wort ein Element der verschiedenen Klassen; dann gab es auch Superklassen – Klassen von Klassen (man erinnere sich an den Ausspruch Ulams). … Die Auswahl von Wörtern war nunmehr semantisch beschränkt, weil verlangt wurde, dass die verschiedenen Teile des zu konstruierenden Satzes übereinstimmen sollten.

Mit dieser semantischen Ordnung von Wörtern gelang es, dass das Programm Sätze ausspuckte, die in einer Gruppe von anderen Sätzen nicht als Computerwerke erkennbar waren. In diesem Fall hat also das Programm den Turing-Test bestanden, wenn auch die Ergebnisse teilweise etwas seltsam waren. Anhand dieser Grammatik untersucht Hofstadter auch die Grammatik der Musik, etwas das zuerst als Widerspruch anmuten mag, von ihm aber schlüssig erklärt wird.

Wer sich darüber traut, wird mit einer spannenden Melange aus den unterschiedlichsten Themengebieten belohnt, unterhaltsam und lehrreich. Dieser Empfehlung hätte ich früher folgen sollen.

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Sachbuch

Garr Reynolds – Presentation Zen

Schale mit Steinen (c) motograf/PIXELIO

What I am talking about here, however, is a state of mind. You have many things on your plate, no doubt. You are busy. But „busy“ is not really the problem. Sure, there never seems to be enough time in the day to do things the way you prefer to do them, and we all face time contraints. But time constraints can also be a great motivator, bringing a sense of urgency that simulates creative thinking and the discovery of solutions to problems. The problem today, though, is not „busy“ but „busyness“.

Obwohl sich Garr Reynolds Buch natürlich hauptsächlich mit Präsentationstechnik beschäftigt, sind gerade die Teile besonders interessant, die sich mit dem Zen-Aspekt des Themas beschäftigen. Wenn man eine Präsentation vorbereitet, denkt man meist darüber nach, wie man die Arbeit selbst möglichst zeitsparend hinter sich bringen kann. Garr Reynolds argumentiert hier jedoch anders: Wir können eine Stunde unserer eigenen Zeit einsparen, aber wenn wir diese Stunde auf die Vorbereitung unserer Präsentation verwenden und diese dadurch besser wird, gewinnen alle Zuhörer Zeit, die sie nicht in einer langweiligen Präsentation verbringen müssen. Das können wir wohl alle nachvollziehen, wer hat sich nicht schon bei schlechten Slides und unlesbaren PowerPoint-Grafiken gepaart mit einem schlechten Vortrag gelangweilt?

Einfache auf das wesentliche reduzierte Grafiken, großformatige Bilder, nur wenige Schlagworte anstatt Listen und vollgeschriebene Slides sind die Rezepte von Garr Reynolds. An vielen Beispielen erklärt er sein Konzept für gelungene Präsentationsunterlagen und warum Detailinformationen in die Unterlagen gehören und nicht in die Präsentation. Als Typographie-Interessierte habe ich mich außerdem in die Fliesstext-Schrift verliebt: Trade Gothic. Wirklich elegant und sehr passend zum Thema.

Aber seinen wichtigsten Tipp sollte tatsächlich jeder berücksichtigen, den er funktioniert auch, wenn man Technik-bedingt komplett ohne Präsentationsunterlagen auskommen muss: Be in the moment. Wenn die Präsentation stattfindet, ist alles andere gerade nebensächlich, es gibt nur den Sprecher und das Publikum. Und genau das ist wohl auch der Zen-Aspekt, den wir im Leben immer berücksichtigen sollten.

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Werner Gruber – Die Genussformel

Chili Genussformel(c)LazySundaystock.xchng

Meist sind die Kohlenwasserstoffmoleküle sehr lang und bestehen aus einigen tausend Atomen. Manche Moleküle behalten die längliche Form bei, während sich andere verkringeln. Warum sich manche verkringeln und andere Molekühle dies nicht tun, wie genau das passiert und wie die verkringelte Form genau aussieht, weiß bis heute niemand. Wer das als Erster beantworten kann, darf nach Stockholm fahren, erhält den Nobelpreis und ein mäßig schlechtes Abendessen …

Äußerst amüsant beschreibt der Physiker Werner Gruber die physikalischen Vorgänge, die beim Kochen vor sich gehen, etwa was mit den Fleischfasern passiert, wenn sie auf eine gewisse Temperatur erhitzt werden und warum es ein Ammenmärchen ist, dass sich beim scharfen Anbraten von Fleisch die „Poren schließen“.

Aber ich habe mich nie getraut, ein perfektes Spiegelei vor Publikum zuzubereiten – bis heute nicht. … Ein befreundeter Koch erzählte mir einmal, dass Paul Bocuse, wenn er einen Kollegen vorführen wollte, ihn bat, einfach eine Eierspeise zuzubereiten. Nur ganz wenige Köche bestanden die Prüfung.

Gerade die unterschiedlichen Eiergerichte haben es Werner Gruber sichtlich angetan, dem Unterschied zwischen einer österreichischen Eierspeis’ und einem klassischen Rührei widmet er einige Erklärung. 

Der Begriff Barbecue klingt einfach amerikanischer, und damit ist man beim Grillen vorne dabei. Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Grillen und dem Barbecue. Man kann den Amerikanern wirklich viel vorwerfen, aber sie beherrschen zwei Sachen: Autofahren und Barbecue.

Ein paar wenige Formeln und Tabellen illustrieren neben spaßigen Comics das Buch und lockern zusätzlich auf. Was kaum notwendig wäre, Werner Gruber beherrscht die Gabe des Erzählens und könnte sogar eine chemische Formel in einen Witz verpackt erklären. Das Fehlen von Bildern zu den beschriebenen Rezepten kann daher nicht als Makel gelten, schließlich handelt es sich hier nicht um ein Kochbuch und ein Foto von einem perfekten Tafelspitz kann ohnehin jeder selbst im Internet finden. Dieses Buch ist nicht nur für (Hobby-)Köche ein Gewinn, sondern eine amüsante Lektüre für alle, denen die Lösung des Wiener Rosinengugelhupfproblems eine interessantere Beschäftigung erscheint, als aktuelle forensische Krimiserien.

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Jeffrey Zeldman – Taking your talent to the web

Internet (c) pepsprog/PIXELIO

What you’ll learn in this book is only the beginning. (If you’re not comfortable with the idea that a career in web design necessitates continual learning, put this book down now and back slowly away.)

Bereits 2001 schrieb Jeffrey Zeldman (www.zeldman.com, Twitter: @zeldman) diesen Leitfaden für den Printdesigner, der sich in die Welt des Internets bewegen will. Vieles davon ist heute noch immer gültig, vieles davon ist nicht mehr aktuell, hatte aber damals durchaus seine Berechtigung.

Designer, die ihre Sporen im Printdesign verdient haben, unterschätzen oft die Unterschiede, die Herausforderungen, mit denen das Web sie konfrontiert. Das Web funktioniert anders als Print und dies ist wohl die wichtigste Lektion, die man sowohl aus der Praxis als auch aus Zeldmans Buch lernen kann. Technisch gesehen sind natürlich alle Tipps in Zeldmans Werk nicht mehr aktuell, aber das Besinnen auf Web Standards und das Trennen von Content und Design propagierte er schon damals, obwohl es technisch noch kaum umzusetzen war.

On the Web, as in talking to a policeman, clarity is a virtue. While it is tempting to get really creative with such elements, the most creative solutions are often the clearest.

Wer heute vom Printdesign ins Web einsteigen möchte, ist bestens damit beraten, sich einfach selbst im Web umzusehen. Aufmerksam zu beobachten, wie man selbst das Web benutzt und was dabei stört und nervt, ist das Wichtigste überhaupt. Dabei darf man weiters nicht vergessen, dass man mit wachsender Beschäftigung mit dem Thema den einfachen Blick verliert. 

Wer die notwendige Technik zum aktuellen Webdesign lernen möchte, muss zu anderen Standardwerken greifen. Wer etwas über das Web allgemein und auch über die Entstehung der unterschiedlichen Technologien wissen möchte, ist bei diesem Zeldman-Werk richtig. In seiner gewohnt witzigen Art beschreibt er die Arbeitsweise von Webdesignern und Programmieren inklusive dem Umgang mit Kunden. Für den tatsächlichen Einstieg ins Web sei in erster Linie Zeldmans Designing with Web Standards empfohlen.

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Sachbuch

Jason Beaird – The Principles of Beautiful Web Design

Wer sich mit Webdesign beschäftigen möchte, ist mit diesem Werk definitiv gut beraten. Auch wer bereits Erfahrung hat, wird bestimmt etwas Neues finden oder etwas aus einem anderen Blickwinkel sehen.

The most important thing to keep in mind is that design is about communication. If you create a web site that works and presents information well, but looks ugly or doesn’t fit with the client’s brand, no one will want to use ist. Similarly, if you make a beautiful web site that isn’t usable and accessible, people may not be able to use ist. 

Jason Beaird erklärt anhand eines Beispiels (der fiktive Kunde Florida Country Tile) den Prozess des Designs einer Webseite und erklärte dabei Schritt für Schritt, welche Elemente dabei zu beachten sind. Struktur, Farbe und Typographie werden dabei genauso behandelt wie das Auswählen der richtigen Fotos.

Natürlich werden viele Punkte nur am Rande gestreift, etwa die Bildbearbeitung bzw. Bildverbesserung, aber dafür gibt es auch genügend andere Literatur, die sich der geneigte Leser im Ernstfall zulegen kann (oder man sucht sich einfach Tutorials im Internet …). 

Good design is about the relationships between the elements involved, and creating a balance between them.

Empfehlenswert auch für Developer, die grundsätzliche Design Principles verstehen wollen oder als Erklärungshilfe für lästige Kunden, warum etwas so oder so sein sollte. Sehr gelungen.