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Roman

T. C. Boyle – San Miguel

CN dieses Buch: Krieg, Vergewaltigung, sexuelle Handlungen, Suizid
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Irgendwie bin ich in diese Geschichte, die sich hauptsächlich um den Schauplatz – die Insel San Miguel vor der Küste von Kalifornien – dreht, nicht so recht reingekommen. Erzählt wird aus der Sicht von drei Frauen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf der Insel leben. Irritiert hat mich einerseits die Nähe der ersten beiden Frauen und dann der große Sprung eine Generation weiter.

Vielleicht ist es aber auch das Gefühl der Einsamkeit, das uns im Alltag aktuell so viel beschäftigt, dass ich mich damit nicht auch noch in der Lektüre auseinandersetzen wollte. Mir blieben die handelnden Protagonist*innen seltsam fremd. Ein Nähegefühl war nicht wahrnehmbar. Die Gefahr des einsamen Lebens auf einer Insel ohne Kontaktmöglichkeit und Unterstützung eines Systems blieb auf Distanz.

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English Roman

George R. R. Martin – A Clash of Kings

CN dieses Buch: Krieg, Mord, Gewalt gegen Menschen, Kinder, Tiere, Vergewaltigung, sexuelle Handlungen
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[Während ich versuche, mich an die Einzelheiten zu erinnern (was bei so einem langen Buch wirklich nicht so einfach ist), frage ich mich ernsthaft, warum wir solche Bücher/Geschichten überhaupt konsumieren. Und weiß jetzt wieder, warum ich es beim Lesen der Bücher belassen werde. Beschreibungen von Gewalt in Büchern sind für mich einfacher zu ertragen als visuelle Darstellungen.]


“In Riverrun, they would tell you different. They say the red comet is a herald of a new age. A messager from the gods.” – “A sign it is,” the priest agreed, “but from our god, not theirs. A burning brand it is, such as our people carried of old. It is the flame the Drowned God brought from the sea, and it proclaims a rising tide. It is time to hoist our sails and go forth into the world with fire and sword, as he did.”

Heimlicher Star des zweiten Buchs der Reihe A Song of Ice and Fire ist der rote Komet, der von den jeweiligen Regent*innen und Religionen jeweils in ihrem Sinn interpretiert wird. Das Religionsthema manifestiert sich als der Lord of Light, dem sich einige anschließen, um ein neues Zeitalter nach Westeros zu bringen und die älteren Götter zu verdrängen. Wo Licht ist, ist allerdings immer auch Schatten.

If there are gods, they made sheep so wolves could eat mutton, and they made the weak for the strong to play with.

Der Cliffhanger zum Ende war so hart, dass ich gleich mit dem dritten Buch angefangen habe. Seid also gewarnt ;-)

“Knights die in battle,” Catelyn reminded her. Brienne looked at her with those blue and beautiful eyes. “As ladies die in childbed. No one sings songs about them.”

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English Roman

Liz Moore – The Unseen World

CN dieses Buch: Demenz
CN dieser Post: Demenz


Dieses Buch verflechtet so viele Aspekte, dass ich nicht recht weiß, wo ich anfangen soll, um zu beschreiben, wie großartig diese Geschichte ist. In unterschiedlichen Zeitebenen erfahren wir die Geschichte von Ada (benannt nach der britischen Mathematikerin Ada Lovelace) und David. Ada wächst in einem alternativen, aber sehr förderlichen Familienumfeld mit ihrem Vater David und dessen Arbeitskolleg*innen auf. In ihrem Teenageralter zerbricht diese heile Welt, als Davids Erkrankung an Alzheimer offensichtlich wird. Ada geht zum ersten Mal in ihrem Leben in eine öffentliche Schule und wird konfrontiert mit dem, was David und sie selbst von ihrer Altersgruppe unterscheidet. Das große Thema der Zugehörigkeit (belonging) und der Ausschließlichkeit verschiedener Gruppen wird auf einer Ebene behandelt, die über übliche Identitätsfindungsprozesse im Teenageralter hinausgeht.

But although she was indeed grateful to have it, this token that indicated in some fundamental way that she belonged among her peers, she also sensed the loss of something. Her father’s difference. Her own.

Davids Krankheit verändert Adas Leben auch in einem anderen Bereich. Er hinterlässt ein Rätsel über seine Vergangenheit und seine Identität, das Ada fundamental an sich selbst zweifeln lässt. Gerade im schwierigen Teenageralter muss Ada zwischen mehreren Welten navigieren und ihre eigene bekannte Identität hinterfragen.

[…] she often felt as if there was something fundamentally incorrect about her, as if she were caught between two worlds, a citizen of neither.

Neben dieser Persönlichkeits- und Familienebene behandelt das Buch viele interessante Aspekte aus dem Bereich künstliche Intelligenz. Das Sprachlernprogramm ELIXIR spielt eine wesentliche Rolle in der Enthüllung von Davids Geheimnissen. Aber auch die fundamentale Frage danach, was ein selbstlernendes Computersystem eigentlich vom Menschen unterscheidet, wird gestellt. Diese philosophischen Fragen um künstliche Intelligenz und virtuelle Realität bleiben aber immer eingebettet in Adas Erleben, sie überlagern nicht die menschlichen Fragen sondern erweitern sie auf eine Art und Weise, die charakteristisch dafür ist, wie Computer unser Leben ergänzen können.

Virtual reality, she thought, was the unseen world. Or had the capacity to be. In fact, it could be said that all computer systems were such: universes that operated outside the realm of human experience, planets that spun continuously in some unseeable alternate stratosphere, present but undiscovered.

Das Ende überrascht auf mehreren Ebenen. Die Auflösung habe ich in keinster Weise kommen sehen (ich hoffte natürlich auf eine Lösung des Rätsels und wurde nicht enttäuscht), sie geht sogar noch einen Schritt weiter. Ein großartiger Roman.


Jahresrückblick

Insgesamt habe ich in diesem Jahr 80 Blog Posts verfasst. Das ist deutlich mehr als der Schnitt von etwa einem Buch pro Woche der vergangenen Jahre. Aufgrund der aktuellen Situation kombiniert mit einigen Veränderungen in meinem persönlichen Umfeld hatte ich deutlich mehr Zeit und vielleicht auch Bedarf an Realitätsflucht. Zusätzlich zu diesen 80 neuen Büchern habe ich auch noch 16 Bücher als Re-Reads zu verzeichnen. Womit fast eine Verdoppelung der normalen Zahlen erreicht ist.

Schon beim Blick auf den Januar wird mir klar, dass es kaum möglich sein wird, die Favoriten einzugrenzen. Octavia E. Butlers Parable of the Sower und Parable of the Talents sind jedoch auf jeden Fall dabei. Im April beschloss ich, dass jetzt die Zeit für Harry Potter gekommen wäre. Im Sommer folgte Ransom Riggs Serie um die Peculiar Children. Im Herbst habe ich schließlich mit Game of Thrones begonnen.

Im Bereich Romane möchte ich uneingeschränkte Empfehlungen aussprechen für V.E. Schwab – The Invisible Life of Addie LaRue und Madeline Miller – Circe. Im Non-Fiction-Bereich haben mich persönlich Reshma Saujani – Brave, not perfect und Paul Kalanithi – When Breath Becomes Air am meisten berührt. Auf die letzte Nennung bin ich durch den 3 Books Podcast von Neil Pasricha gestoßen, den ich noch immer sehr gerne höre.

Wie geht’s weiter?

Das wüssten wir wohl alle gerne. Zumindest in den nächsten drei noch eher kühleren Monaten gehe ich davon aus, dass die Lesefrequenz weiter hoch bleiben wird. Sobald es wärmer wird, hoffe ich auf mehr und ausgedehntere Outdoor-Aktivitäten. Beim Durchscrollen der Bücher des Jahres 2020 ist mir auch eine deutliche Tendenz zu Romanen aufgefallen, Fachliteratur bzw. anspruchsvolle Non-Fiction kam kaum vor. Dafür war vielleicht auch einfach die Konzentration nicht da, ich hoffe, dass sich das demnächst wieder einpendelt. Das Einpendeln generell scheint die Hoffnung für dieses Jahr zu sein. Zurück zur Normalität ist mir allein schon von der Begrifflichkeit zuwider und scheint mir auch nicht der richtige Weg zu sein. Jedoch einpendeln von Tag zu Tag, Nachjustieren von Woche zu Woche, Anpassen von Monat zu Monat, das scheint mir ein möglicher Pfad durch diese schwierige Zeit zu sein.

Be patient if you feel anger, fear, grief, or frustration. All things change.

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Krimi Roman

Colin Cotterill – Briefe an einen Blinden

CN dieses Buch: Mord, Pathologie, Geschlechtsteile
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„[…] Man misst seinen Erfolg nicht daran, ob man die Welt verändert hat, sondern an dem, was man in seinem unmittelbaren Umfeld hat bewirken können. […] In unserem Alter“, sagte sie, „konzentriert man sich auf die kleinen Dinge und versucht, sie möglichst gut zu machen.“

Da ich etwas Unterhaltsames lesen wollte, griff ich als Nächstes zur Reihe um Dr. Siri Paiboun, Pathologe in Laos. Obwohl in diesem Buch eigentlich drei Fälle gelöst, drei verschiedene Geheimnisse entfaltet und untersucht werden, hat es mich erstaunlich unberührt gelassen. Es fühlt sich irgendwie mehr wie Donna Leon an als wie Henning Mankell.

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English Roman

Jojo Moyes – Still Me

CN dieses Buch: Trauer, Depression
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… for those few minutes, my mouth full of unfamiliar food, my eyes filled with strange sights, I existed only in the moment. I was fully present, my senses alive, my whole being open to receive the new experiences around me. I was in the only place in the world I could possibly be.

Letztens habe ich ein Buch weggelegt, weil ich nicht mal durch das Vorwort gekommen bin. Das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Das war der Moment, wo ich beschlossen habe, fürs Erste nur noch zum Vergnügen zu lesen und daher auch nur unterhaltsame Bücher auszuwählen. In den Neuerscheinungen in der Overdrive eLibrary fand ich schnell ein paar geeignete Werke für die 📚 Liste.

I’ve messed up everything again and I don’t know why I even bother trying to be something more than I was because every time I do it ends in disaster.

Begonnen hat Louisas Geschichte mit dem ganzen halben Jahr mit Will, ein sehr emotionales Buch, das sich intensiv mit dem Thema Sterbehilfe auseinandersetzt. Für die Protagonistin Louisa ist es aber gleichzeitig ein Teil des Weges, um zu sich selbst zu finden, den die Autorin sie dann in Ein ganz neues Leben weitergehen lässt. Dieses endet für Louisa mit einem Jobangebot in New York, das aber gleichzeitig bedeutet, dass sie den neuen Mann in ihrem Leben vorerst in der Heimat zurücklassen muss.

I was a woman who cared for others but who seemed to have little idea, even now, how to care for herself. […] I thought about what Will had really been telling me – not to live some vicarious idea of a full life but to live my own dream. The problem was, I don’t think I’d ever really worked out what that dream was.

In ihrem neuen Job erlebt Louisa wie auch schon im vorhergehenden Buch jede Menge Unwägbarkeiten und stolpert auch schon mal von einem Fettnäpfchen ins andere. Das Beeindruckende daran ist jedoch, dass sie sich davon nicht abhalten lässt und mit erhobenem Kopf das Beste daraus macht. Bis das Eifersuchtsdrama um Sam sie den Kopf verlieren lässt. Die Probleme der Fernbeziehung waren mir etwas zu banal beschrieben, ich käme nie auf die Idee, meinen Fernbeziehungspartner einfach mit einem Besuch zu überraschen. Ich kann doch nicht erwarten, dass mein Partner alles stehen und liegen lässt, wenn ich vorher nicht mal angekündigt habe, dass ich zu Besuch komme. Da ist mit der Überraschung dann auch gleich der Streit programmiert.

I thought about how you’re shaped so much by the people who surround you, and how careful you have to be in choosing them for this exact reason, and then I thought, despite all that, in the end maybe you have to lose them all in order to truly find yourself.

Louisas Entwicklung resoniert wohl unter anderem deshalb so mit meinen eigenen Erfahrungen, weil ich auch nicht weiß, was mich eigentlich ausmacht. Dieses ganze true-to-yourself-Konzept (sich selbst treu bleiben) setzt halt voraus, dass du erstmal weißt, wer du bist, was dir wichtig ist, was dich ausmacht. Wenn du das nicht weißt, dann gibt es auch nichts, dem du treu bleiben kannst. Und andererseits geht es vielleicht nur darum, sich bewusst zu machen, was eine*n ausmacht. Ich habe jetzt doch schon fast 4 Dekaden gelebt, da muss es doch möglich sein, die verborgenen, unterbewussten Werte und Ziele, die die eigenen Entscheidungen steuern, auch mal transparent zu machen?

Vielleicht wird das ja 2021 was … mal sehen, wie viele Bücher/Posts ich dieses Jahr noch schaffe. Ein Jahresrückblick kommt erst im Jänner. Wenn das Jahr wirklich vorbei ist …

Randnotiz: Einen Gastauftritt erhält die Whispering Gallery in New York’s Grand Central Terminal. Die Geschichte kam mir so bekannt vor und nach einigem Nachdenken bin ich der Meinung, dass sie auch in A Map of Days genannt wurde.

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English Roman

Marylinne Robinson – Home

CN dieses Buch: Alkoholismus, Alter, Sterben
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Maybe she kept the bible out of sight because she was afraid that if he spoke to her that way again she would have to tell him she had no certain notion what a soul is. She supposed it was not a mind or a self. Whatever they are. She supposed it was what the Lord saw when His regard fell upon any of us. But what can we know about that?

Als ich im Oktober mit Gilead begonnen hatte, bemerkte ich erst in der Libby App, dass es sich dabei um eine Serie handelt. Je mehr ich dann gelesen hatte, umso mehr fragte ich mich, wie es hier wohl weitergehen würde. Und die Antwort darauf ist: es geht tatsächlich nicht weiter. In Home erzählt die Autorin erneut dieselbe Zeitspanne, allerdings aus einer anderen Perspektive. Es werden Details enthüllt, die den Blickwinkel aus dem ersten Roman korrigieren bzw. erweitern, speziell auf den im ersten Buch zweifelhaft dargestellten Charakter Jack. Einerseits wird einiges über seine Lebensumstände enthüllt, worüber im ersten Buch nur spekuliert wurde. Andererseits wird das zweite Buch aus der Sicht von Jacks Schwester Glory erzählt und zeigt uns so deutlich mehr davon, was im Haus der Boughtons tatsächlich vorgeht.

Did she choose to be there, in that house, in Gilead? No, she certainly did not. Her father needed looking after, and she had to be somewhere, like every other human being on earth. What an embarrasment that was, being somewhere because there was nowhere else for you to be.

Aus dem Blickwinkel von Reverend Ames in Gilead wirkt Jack wie ein Unruhestifter, der scheinbar zum Spaß religiöse Debatten vom Zaun bricht. In Home wird jedoch klar, dass Jack einfach zutiefst an sich selbst, seiner Familie und deren Glauben zweifelt und eigentlich für sich selbst einen Zugang zum Glauben sucht. Er braucht die Möglichkeit, dass ihm nicht nur sein Vater und seine Schwester seine begangenen Fehler verzeihen werden, sondern dass auch seine Seele gerettet werden kann. Er fragt, ob es Menschen gibt, die böse geboren werden und dann ein entsprechendes Leben leben und unweigerlich in der Hölle landen werden. Er fragt sich, ob er selbst so ein von Grund auf schlechter Mensch ist oder ob es für ihn noch eine Chance gibt, sein Leben zum Besseren zu verändern. Die Antwort bleibt aus.

And his head fell, and it was real regret. He was so tired of himself.

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Roman

Julya Rabinowich – Krötenliebe

Exkurs: Inhaltswarnungen 

Kürzlich hat sich mir im Rahmen der PrivacyWeek das Thema Inhaltswarnungen (Content Notice = CN oder Content Warning = CW) aufgedrängt. Es passierte während der Q&A zum Vortrag „Corona und sein Schatten – Stalking, häusliche Gewalt und ein Rollback der Geschlechter“ von Sandra Cegla. Aus dem anonymen Frageformular kam sinngemäß die Frage nach den schlimmsten Stalkingfällen, die Sandra Cegla aus ihrer Laufbahn kennt, diese Frage wurde vom Signal Angel unredigiert an die Vortragende weitergereicht. Sie beantwortete ausführlich, was einige Beschwerden wegen Trigger nach sich zog.

In der abendlichen Teamsitzung stellten wir uns die Frage, wie wir hinkünftig mit ähnlichen Situationen umgehen sollen. Manche meinten, es wäre doch klar, dass in einem Vortrag, in dessen Titel bereits Stalking und häusliche Gewalt vorkommt, mit solchen Beschreibungen zu rechnen wäre. Was ich nicht zwingend so sehe, das Thema kann durchaus abstrakt bzw. auf einer wissenschaftlichen Ebene behandelt werden, ohne extrem bildhafte Beschreibungen von Stalkingfällen im Detail zu verwenden. 

Daran zeigt sich jedoch ein Problem, mit dem ich mich auch selbst erst auseinandersetzen musste: Wovor soll ich überhaupt warnen? Wie kann ich wissen, welche Themen andere Menschen triggern können, wenn ich selbst nicht (direkt) betroffen bin? Wie ich nun seit Längerem weiß, bedeutet die Tatsache, dass mich ein Problem nicht persönlich betrifft, nicht, dass ich mich nicht damit beschäftigen muss. Und gerade in diesem Fall finde ich es nicht angemessen, die Aufgabe des Umgangs mit Triggern den Menschen zuzuschieben, die ohnehin schon mit Schwierigkeiten bezüglich ihrer mentalen Gesundheit zu kämpfen haben.

Lange Rede, kurzer Sinn, ich möchte mich bemühen, ab nun Inhaltswarnungen sowohl für das gelesene Buch, als auch für den Blog Post in jedem Post zu nennen. Als Ausgangspunkt, welche Themen zu nennen sind, benutze ich die Liste aus diesem Blog Post von Amalia Zeichnerin. Ihr Post greift auch einige Gegenargumente auf und widerlegt diese bzw. bietet einen Überblick über das Thema und warum das überhaupt wichtig ist. 


CN dieses Buch: Suizid, sexuelle Handlungen
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Sie war dazu da, fremde Begabung wie mit einem Vergrößerungsglas hervorzuheben. Sie wünschte sich plötzlich, nicht bloß Lupe zu sein, sondern eine Lupe, die das Betrachtete mit einem sengenden Strahl in Brand setzt.

Von Julya Rabinowich hatte ich  2013 Die Erdfresserin gelesen und dabei Folgendes notiert: „Sowas sollte man nicht lesen, wenn man selbst in einer mittleren Sinnkrise steckt.“ Dieses Gefühl verband ich innerlich irgendwie mit dieser Autorin, weshalb ihr neueres Werk Krötenliebe auch so lange auf meiner Liste Staub ansetzte. Zum Glück fand ich es dann nicht ganz so traurig, obwohl es auch jede Menge traurige Momente enthält.

Es mangelte nicht an Wagemutigen, die sich in dieses Labyrinth der Manipulation hineinwagten, um sich früher oder später dem verletzlichen wie machtvollen Monster darin zu stellen.

Hauptthema sind die Beziehungen von Alma Mahler (später Alma Mahler-Werfel) zum Maler Oskar Kokoschka und dem Biologen Paul Kammerer. Alma wird dabei als knallhart berechnende Frau portraitiert, die Männer nur so lange an sich heranlässt, wie sie ihr nützlich sind. Thematisiert wird aber auch die Beziehung zu ihrem Vater, dem sie bewundernd bei seinen kreativen Tätigkeiten beisitzt und so die Rolle der inspirierenden Muse für sich entdeckt. Alle drei Protagonist*innen werden mit ihren Fehlern, Sehnsüchten und Leidenschaften so deutlich beschrieben, dass sie eigentlich sympathisch sein müssten, es mir jedoch nicht waren.

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Roman

Elizabeth Strout – Anything is Possible

We’re all just a mess, Angelina, trying as hard as we can, we love imperfectly.

Hier bin ich wieder überraschend auf einen Roman aus lose miteinander verwobenen Kurzgeschichten gestoßen, wie kürzlich bei Serhij Zhadan – Mesopotamien. Und wieder fiel es mir schwer, die komplexen Beziehungen zwischen den einzelnen Familien im Überblick zu halten, vielleicht sollte ich parallel zum Lesen immer gleich eine Grafik oder Liste aller Personen anfertigen …

Eine der Personen ist Lucy Barton, die in einem anderen Roman derselben Autorin die Hauptfigur ist. Sie hat sich aus den ärmlichen Verhältnissen ihrer Kindheit hochgearbeitet und kämpft nun gleichzeitig mit Schuldgefühlen wegen der zurückgelassenen Geschwister und dem Wunsch, ihre Herkunft so weit wie möglich hinter sich zu lassen.

Ähnlich geht es auch anderen Figuren in diesem Buch. Sie können ihre Vergangenheit nicht abstreifen. Selbst, wenn sie sich gegenüber den elterlichen Verhältnissen „hochgearbeitet“ haben, fühlen sie noch immer den „Blick nach unten“, der sie von anderen Gesellschaftsgruppen abgrenzt. Besonders deutlich thematisiert wird das im Kapitel Dottie’s Bed & Breakfast, indem sich die Arztgattin zuerst bei Dottie alles Mögliche von der Seele redet, um dann hinter ihrem Rücken über die Gastgeberin herzuziehen.

Beinahe alle Geschichten befassen sich mit irgendwelchen menschlichen Abgründen, manche Protagonist*innen sind fast unerträglich in ihrer Scheinheiligkeit oder Grausamkeit, andere wiederum erwecken hauptsächlich das Mitleid der Leserin. Genau genommen will uns die Autorin „nur“ zeigen, dass alles im Leben möglich ist.

Anything is Possible.

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English Fantasy Roman

Ransom Riggs – A Map of Days

That this was the life I wanted to make for myself: One not completely of the normal world, not completely of the peculiar one, and not ruled by the whims and dictates of the ymbrynes.

Während in den ersten drei Büchern um die peculiar children diese mehr oder weniger gezwungen sind, sich selbst durchzuschlagen und ihre Ymbrynes zu retten, geht es in dieser Fortsetzung dann deutlich anders zu. Teenager-Rebellion zeigt sich auch in jenen, die dieses Alter eigentlich schon lange innerhalb ihrer Loops hinter sich gelassen haben.

Was zuerst danach aussieht, als ob sich die peculiar children nun in der realen Welt behaupten müssten, führt recht schnell zurück in das Panloopticon und diverse amerikanische Loops, die bisher unbekannt waren. In Amerika finden die peculiar children eine andere Welt vor, in der Ymbrynes kaum noch eine Bedeutung haben und verfeindete Clans von peculiars völlig andere Regeln aufstellen und exekutieren. In dieser anderen Welt müssen sich Jacob und seine Freund*innen wiederum erneut zurecht finden. Ein Cliff Hanger beendet den Roman (was mich natürlich absolut nicht zufrieden stellt).

I had said I didn’t want my grandfather’s life, and that was true enough. I wanted my own. But I wanted people to feel about me the way they did about him. Having named it, I could see how pathetic it was. But giving up and turning back now would be more pathetic still.

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Roman

Sybille Lewitscharoff – Das Pfingstwunder

Die Gefühlsregungen, die aus einem großartigen Buch emanieren, hatten uns auf eine Weise gepackt, als lebten wir mit Haut und Haar und Herz mittendrin.

Dante Alighieris Göttliche Komödie dürfte in den Jahrhunderten seit ihrer Entstehung schon so manche Schriftstellerin inspiriert haben. Konkret habe ich letztes Jahr Alberto Manguel – Eine Geschichte der Neugierde gelesen, in der sich der Autor anhand des roten Fadens der Göttlichen Komödie den essentiellen Fragen des Lebens annähert.

Die Freude am Sein und die Lust am Schein verbündeten sich, spielten in ihre Bewegungen hinein und fuhren in gesungenen Wortschwallen aus ihren Mündern.

Sybille Letwischaroffs Zugang ist völlig anders. Eine Konferenz von Dante-Enthusiasten am Pfingstwochenende in Rom wird der Ausgangspunkt für das titelgebende Pfingstwunder. Der Erzähler der Geschichte ist als einziger zurückgeblieben und versucht nun, für sich selbst zu rechtfertigen, warum er am Wunder nur beobachtend teilnehmen durfte und in welchem Höllenkreis er wohl landen könnte. Dabei enthüllt er eine konservative Einstellung, die als politisch korrektes Gutmenschentum bezeichnet werden könnte. Er spekuliert darüber, einen Flüchtling in seiner viel zu großen Wohnung zu beherbergen, gelangt jedoch schnell zu Unannehmlichkeiten, die er sich nicht zumuten will. Er lobt seine ebenfalls entschwundene Partnerin dafür, „die kleinkariert verklemmten Theorien der Feministinnen zu verspotten“. Er gibt sich dem Selbstmitleid hin und schweift immer wieder in Details der Höllenkreise ab. Das Wunder wird immer wieder angerissen, aber erst auf den letzten Seiten tatsächlich erzählt. Wie der Erzähler selbst blieb ich als Leserin im Dunklen.