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Roman

Paolo Bacigalupi – Versunkene Städte

CN: Krieg, Gewalt, Tod, Waffen, Klimakatastrophe
(leider sind meine Notizen verloren gegangen, kann daher keine vollständigen CN-Angaben machen)


Wieder mal habe ich versagt, was die Pflege meiner Notizen angeht, ich weiß nicht mehr, wo der Tipp zu diesem Buch bzw. dem Autor hergekommen ist. Und dann hab ich auch noch den Post verschleppt, das Leben hat sich wieder mal dazwischen gedrängt. Das eBook wurde automatisch retourniert und in der Onleihe bleiben die gesetzten Bookmarks und Markierungen leider nicht erhalten (in OverDrive/Libby geht das erfreulicherweise, bei einem erneuten Download sind die Notizen wieder da).

Die Geschichte spielt in einer von der Klimakatastrophe gezeichneten Welt, deren dystopischer Charakter die Entscheidungen der Protagonist:innen dominiert. Eine deutliche Trennung besteht zwischen der reichen, besser gestellten Gesellschaft, die sich im Norden hinter Mauern verschanzt und die leidende Bevölkerung im Süden sich selbst überlässt. Hier herrscht das Recht der Stärkeren, die versunkenen Städte werden von mehreren verfeindeten Armeen umkämpft.

Hier kämpfen auch Mahlia und Mouse, nämlich ums Überleben. Doktor Mahfouz hat die beiden jugendlichen „Kriegsmaden“ (so werden durch den Krieg verwaiste Kinder bezeichnet) gegen den Widerstand der Dorfbewohner:innen bei sich aufgenommen und bildet Mahlia als seine Assistentin aus. Mahlia wurde als Tochter eines Friedenswächters (bei diesem Begriff verspürte ich starke Anleihen an Panem) geboren und gilt damit mehreren Kriegsparteien als Verräterin. Ihr wurde ein Arm abgeschlagen, was sie zusätzlich als Ausgestoßene kennzeichnet.

Als Soldaten auf der Jagd nach dem Halbmenschen Tool das Dorf heimsuchen, bricht die fragile Lebensgemeinschaft auseinander. Tool wurde als Kreuzung zwischen Mensch und Hund erschaffen und zur Kriegsmaschine ausgebildet, hat sich aber nun von seinem Herrn losgesagt und ist auf der Flucht. Nach einem Kampf mit einem Alligator ist er dem Tod nahe und wird von Mahlia gegen den Widerstand von Mouse gerettet. Bereits hier zeigt sich der Loyalitätskonflikt, der den weiteren Verlauf der Geschichte prägen wird: Soll Mahlia die knappen Medikamente für die Rettung des Halbmenschen verwenden („verschwenden“ wäre Mouse’s Bezeichnung dafür)? Fühlen sich Mahlia und Mouse der Dorfgemeinschaft verbunden oder sollen sie das Dorf den marodierenden Soldaten überlassen, um ihr eigenes Leben zu retten?

Mahlia flüchtet gemeinsam mit Tool, Mouse wird von den Soldaten rekrutiert. Zwei Kapitel später wird er nur noch Ghost genannt, ein deutliches Zeichen dafür, wie ihn die erzwungene Gemeinschaft mit den anderen Soldaten vereinnahmt. Doch nun spürt Mahlia Gewissensbisse und macht sich auf, um Mouse aus den Fängen der Armee zu befreien. Auch Tool fechtet Solidaritätskonflikte mit sich selbst aus: Ist er Mahlia etwas schuldig, weil sie ihm mit Medikamenten das Leben gerettet hat? Kann er ihr überhaupt vertrauen nach all den negativen Erfahrungen, die er mit Menschen bereits gemacht hat?

Immer wieder stehen Mahlia, Mouse und Tool vor der Frage, ob jetzt jede:r nur für sich selbst kämpft oder ob es besser ist, beim Versuch, die Freundin/den Freund zu retten, selbst umzukommen. Wie können wir weiterleben, wenn wir, um zu überleben, unsere Lieben im Stich lassen müssen? Ein nachdenklich machender Blick in eine düstere Zukunft; die Verweise auf die Klimakatastrophe, die diese Welt entstehen hat lassen, sollten ein deutlicher Aufruf sein, dass es niemals zu spät sein darf, endlich etwas zu ändern.

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Roman

Jörg Mauthe – Die große Hitze

CN: Das Buch enthält Beschreibungen bzw. Bezeichnungen von kleinwüchsigen Menschen, die als ableistisch verstanden werden können. In meinen Augen sind diese wie der gesamte Rest des Buchs rein satirisch gemeint, ich möchte dennoch darauf hinweisen.


Wieder mal ein Buch für einen Geocache und vielleicht das beste Buch, das mir jemals durch einen Geocache zugelaufen ist. Ich habe mich so dermaßen amüsiert! Der Unterhaltungswert ist sicher sehr individuell, schon außerhalb von Österreich dürfte wohl vieles an satirischem Wert verloren gehen. Aber für mich war’s genial!

Das Buch wurde 1974 veröffentlicht und ist trotzdem aktueller denn je. Es lässt sich einordnen ins Genre climate fiction, das es damals natürlich noch nicht gab. Jörg Mauthe beschreibt ein Österreich, indem aufgrund großer Hitze und zunehmendem Wassermangel die Gesellschaft Stück für Stück auseinanderzubrechen droht. Sein Protagonist Legationsrat Dr. Tuzzi nimmt seine Rolle und seine Aufgaben als Beamter in einem interministeriellen Komitee sehr ernst. Als er den Auftrag zugewiesen bekommt, in den österreichischen Bergen nach Zwergen zu suchen, weil die ja wissen müssten, wo in den Bergen es noch Wasser gibt, nimmt er diesen Auftrag mit all seiner Beamtenehrfurcht an und begibt sich auf die Suche.

Während im ersten Teil die satirische Beschreibung der österreichischen Beamtentätigkeit sowie der Auswirkungen der Klimaveränderungen auf das alltägliche Leben in der Großstadt für Unterhaltung sorgen, ist es im zweiten Teil der eindeutige Absturz in die Absurdität der Zwergensuche (und der sich anschließenden Verhandlungen). Ganz große Empfehlung!

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Erfahrungsbericht Reise Sachbuch

Maria Kapeller – Lovely Planet

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„Jene aber, die so gereist werden, fahren nur an vielem Neuen vorbei und nicht ins Neue hinein, alles Sonderbare und Persönliche eines Landes muss ihnen notwendig entgehen, solange sie geführt werden und nicht der wahre Gott der Wanderer, der Zufall, ihre Schritte lenkt.“ (Stefan Zweig)

Die Journalistin und Autorin Maria Kapeller versammelt in diesem Buch Recherchen zu verschiedenen Reisethemen. Sie ruft zu einem langsameren Reisen auf, leitet her, warum es so wichtig ist, Flüge zu vermeiden („Die An- und Abreise […] bilden mit rund 80 Prozent den größten Brocken an CO2-Ausstoß während einer Reise“) und untersucht den Reisetrieb der Menschen; also, was uns überhaupt dazu treibt, unbekannte Orte erkunden zu wollen.

Ich hätte viele Leben haben können, aber dankenswerterweise habe ich dieses meine. Es ist nicht selbstverständlich, eine Krankenversicherung, ein Dach über dem Kopf und sauberes Trinkwasser zu haben. Auch die Erkenntnis, dass Menschen trotz materiellem Mangel zufrieden und lebensfroh sein können, haben viele Reisende schon gemacht. Wer die Fähigkeit hat, dankbar zu sein, führt ein glücklicheres Leben.

Reisen, das nicht nur auf möglichst Social-Media-taugliche Fotos ausgerichtet ist, kann dazu führen, dass sowohl die Reisenden als auch deren Umfeld und die bereisten Gebiete von den Effekten des Reisens profitieren. Maria Kapeller führt aus, wie das In-Kontakt-Kommen mit fremden Menschen und Kulturen die Wahrnehmung der Reisenden von der Welt verändern können. Allerdings nur wenn diese das auch zulassen und sich nicht von rein gewinnorientierten Pauschalreisenanbieter:innen durch exotische Gebiete karren lassen. Ein langsameres Reisen, das sich nicht am Abhaken einer Bucket List orientiert, sondern ein tatsächliches In-Kontakt-Kommen ermöglicht, kann dazu führen, dass sich unser Weltbild verändert und wir mit neuen Ideen und neuer Energie zum Verbesssern der Welt nach Hause kommen.

Die These hinter diesem Gedankenspiel: Wer genauer hinschaut, wird demnach automatisch Teil eines Veränderungsprozesses auf dieser Welt, weil das Hinschauen zum Umdenken und Handeln führt.

Die Autorin lässt aber auch nicht unhinterfragt, ob es nicht möglich wäre, die erwünschten Effekte auch ohne oder mit verträglicheren Formen des Reisens zu erreichen. Oft ist es nur das temporäre Aussteigen aus dem eigenen Alltag, das erlebe ich bei mir selbst immer wieder. Weg aus dem eigenen Umfeld zu sein, die Kleinigkeiten im eigenen Leben, die endlich mal Aufmerksamkeit benötigten, zurücktreten zu lassen und mehr in der Gegenwart zu leben und den Augenblick zu genießen. Das ginge jedoch genauso gut im Waldviertel wie in einem weit entfernten Ausland.

Der springende Punkt dabei ist aber nicht das Reisen an sich. Man muss nicht zwingend in ein Flugzeug steigen oder weit wegfahren, um sich zu erholen. Ausschlaggebend ist, sich aus dem Alltag und seinem Umfeld herauszunehmen.

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass mich die Bekehrung der Autorin von einer reiselustigen Flugmeilensammlerin zu einer Aktivistin für langsamen und nachhaltigen Tourismus mit einem etwas seltsamen Beigeschmack zurück gelassen hat. Es fühlt sich widersprüchlich an, wenn gerade ein Mensch, der in seinem Leben nach den eigenen im Buch angegebenen Maßstäben schon viel mehr CO2 verursacht hat, als in einem Leben zur Verfügung stünde, dann dazu aufruft, sein eigenes Flugverhalten zu hinterfragen. Natürlich ist niemand perfekt und wir können nicht nur, sondern wir müssen sogar unsere Meinungen und Einstellungen ändern, um die Klimakatastrophe noch irgendwie abmildern zu können. Nur scheint mir auch dieser Aufruf wieder an die Menschen gerichtet, die weniger ausrichten können. Das Flugverhalten von einzelnen Bürger:innen wird die Klimakatastrophe nicht verhindern, wenn reiche Menschen weiterhin mit Privatflugzeugen durch die Gegend jetten und dafür nichtmal entsprechende Steuern zahlen müssen.

Alle Steuerbegünstigungen für Flüge / Flugzeuge / Flughäfen müssen umgehend aufgehoben werden und stattdessen in die Bahninfrastruktur investiert werden. So lange ein Flug einfacher zu buchen und billiger ist als eine Zugverbindung, werden die Menschen sich nicht für die Eisenbahn entscheiden. Flüge müssen entsprechend ihrer Umweltschädlichkeit bepreist und im Gegenzug der öffentliche Verkehr gefördert werden. Das mag (und soll ja auch!) dazu führen, dass sich Menschen weniger Flüge leisten können. Es führt aber auch dazu, dass Menschen in ihrem Alltag eine bessere Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln erhalten und ihren täglichen (!) Verkehrsmittelmix hin zu einer umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Situation verändern können. Denn was wir täglich tun, hat mehr Bedeutungs- und Veränderungskraft als das, was wir hin und wieder mal tun.

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English Sachbuch

Helen Scales – The Brilliant Abyss

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Dieses Buch ist mir versehentlich unter gekommen. Auf meine Liste hatte ich tatsächlich ein anderes zum selben Thema geschrieben (Below the Edge of Darkness: A Memoir of Exploring Light and Life in the Deep Sea) und als ich dieses Buch dann in der Liste der Neuerscheinungen in der OverDrive Library sah, kam es zu einer folgenschweren Verwechslung. Wobei die Folge wohl eher sein dürfte, dass ich beide Bücher lesen werde, weil das Thema einfach sehr interessant ist.

Helen Scales beschäftigt sich in diesem Sachbuch mit den Tiefen des Ozeans. Der tief gelegene Meeresgrund wird als letzte Wildnis auf unserem Planeten beschrieben (the last frontier), als von Menschen weitgehend unberührte Natur, in der sich Lebewesen tummeln, wie wir sie uns kaum vorstellen können. Manche von uns haben vielleicht ein Bild von einem Tiefsee-Anglerfisch im Kopf. Viele andere Lebewesen in der Tiefsee sind jedoch viel kleiner und weniger bedrohlich, aber deshalb nicht weniger interessant. Das Buch erzählt von knochenfressenden Bakterien, die auf Walkarkassen leben, biolumeniszenten Mikroorganismen, die bei Nacht aus der Twilight-Zone an die Oberfläche schwimmen, um sich zu ernähren; von Quallen und anderen Arten, die aufgrund ihrer körperlichen Fragilität schwierig zu fangen und zu studieren sind und von den Gefahren, die diesen Ökosystemen drohen.

After specimens have been brought up from the deep, microbiologists take mashed extracts and test them to see whether they might halt cancers or neurodegenerative diseases, or to see if they kill specific pathogens, such as those that cause malaria and tuberculosis.

Besonders interessant fand ich auch das Kapitel, das sich mit der Nutzung von Tiefseeorganismen in der medizinischen Forschung beschäftigt. Neu entdeckte Arten werden im Labor daraufhin getestet, ob ihre genetischen Codes gegen bekannte Krankheiten wirksam sein könnten.

‘The MSC doesn’t certify sustainable fisheries, it certifies managed fisheries.’ The two, as Le Manach points out, are not necessarily the same. […] Nothing prevents a fishery from picking a certifier that has a good track record in giving favourable outcomes, which creates an incentive for certifying agencies to leniently interpret the MSC’s standards. The certifier gets paid; the fishery gets its eco-label.

Informativ fand ich auch die detaillierten Einblicke in die Organisationen, die sich mit dem Schutz und der Regulierung des Meeres befassen. Noch nie gehört hatte ich etwa von der International Seabed Authority. Das MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) wiederum kenne ich von den gefrorenen Fischprodukten im Supermarkt, habe mich aber noch nicht im Detail damit beschäftigt, was dieses eigentlich konkret aussagt. Die Autorin hat diesbezüglich mit Expert:innen gesprochen und unterschiedliche Perspektiven beleuchtet. Die Problematik dabei ist, dass ein Gütesiegel nur so gut sein kann, wie die Standards, nach denen es vergeben wird. Wenn diese Standards bei der Zertifizierung dann noch lasch interpretiert werden, dann bleibt von dem gut gemeinten Hintergrundgedanken in der Praxis nicht mehr viel übrig. Gütesiegel können daher eigentlich nur das Gewissen beruhigen, entbinden uns aber nicht von der Verantwortung, uns selbst darüber zu informieren, welche Arten von Überfischung betroffen oder bedroht sind.

Leider musste ich beim Lesen dieses Buchs feststellen, dass die Libby-App bei einem Sachbuch dieser Art an ihre Grenzen stößt.

  • Der Inhalt verweist auf Fußnoten und Quellen, beides ist mit Hochzahlen markiert, somit kann die Leserin nicht unterscheiden, ob die aktuelle Zahl nun auf eine Fußnote oder auf eine Quelle verlinkt.
  • Die Zahlen verlinken auf die jeweiligen Seiten mit der Zusatzinformation, jedoch sind sie teilweise unfassbar schwer zu treffen. Selbst in der größten Schrifteinstellung brauchte ich manchmal mehrere Versuche, bis ich die Zahl so antippen konnte, dass auch tatsächlich der erwünschte Effekt eintritt.
  • Das Buch beinhaltet auch Abbildungen von Tiefseetieren, darauf bin ich jedoch nur aus Zufall gestoßen. Auf die Abbildungen wird nicht verwiesen und auch nicht verlinkt, sie sind allesamt am Ende des Buchs nach den Quellen versammelt und gehen somit komplett unter.

Bei Romanen sehe ich eigentlich schon lange keinen Grund mehr, diese auf Papier zu lesen. Bei Sachbüchern schaut die Lage aus unter anderem den oben genannten Gründen dann doch noch anders aus.

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English Sachbuch

Georgina Wilson-Powell – Is it really green?

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TL;DR:

  • Wir können nicht alles ändern, aber wir können manches ändern.
  • Konsum reduzieren! Nutzen, was wir bereits haben, so lange es irgendwie nutzbar ist.
  • Zu Fuß gehen und Fahrrad fahren sind die grünsten Transportoptionen.

Hin und wieder erlaube ich mir das Vergnügen, die Neuerscheinungen in der virtuellen OverDrive eLibrary der Büchereien Wien durchzusehen. Dabei fiel mir dieses Buch ins Auge und mein Interesse war sofort geweckt. Diverse Fragen, welche Alltagsentscheidungen denn nun überhaupt einen Unterschied machen und wenn ja, welche Variante denn wirklich sinnvoller ist, treiben mich immer wieder um. Um viele dieser Fragen ranken sich weit schweifende Mythen, bei vielen Themen haben sich auch einfach mit der Zeit die Voraussetzungen verändert. Aktuelle Geschirrspüler verbrauchen so wenig Wasser, dass niemand sich mehr fragen muss, ob Geschirr abwaschen per Hand eventuell mehr Wasser spart. Viele andere Fragen bleiben aber ungelöst und einerseits ist es für die Einzelperson schwierig, überhaupt die Zeit aufzubringen, in einer bestimmten Frage zu recherchieren, andererseits lassen sich aus dem Informationsdschungel oft keine klaren Ergebnisse ablesen.

Die Journalistin Georgina Wilson-Powell hat sich nun der Mammutaufgabe angenommen, viele dieser Fragen ausführlich in einem Buch zu beantworten. Gerade bei so einem Thema ist natürlich auch ihr Hintergrund wichtig: Georgina Wilson-Powell betreibt das Online-Magazin Pebble, das sich mit den verschiedensten Aspekten der Themen Nachhaltigkeit, ethischer Konsum, Plastikreduktion, Permakultur usw. beschäftigt. Auch auf ihrer persönlichen Webseite gibt Georgina Wilson-Powell umfangreiche Tipps, wie wir unser Leben nachhaltiger gestalten können.

Nachdem ich mir nun meine Notizen aus dem Buch herausgeschrieben habe, finde ich nochmal bestätigt, was ich mir schon beim Lesen dachte: natürlich gibt es immer noch Verbesserungsbedarf. Aber mit vielen der angesprochenen Themen habe ich mich ohnehin bereits beschäftigt und daher eine möglichst grüne Variante gewählt (Beispiel: Waschpulver in Kartonverpackung von Waschkampagne). Der für mich überraschendste Punkt sind aber die vielen Dinge, wo ich überhaupt keine grüne Variante wählen muss, weil ich sie einfach nicht kaufe/benutze. Ich werde das jetzt hier nicht alles aufzählen, weil es nicht darum geht, wie grün ich selbst bin und dass Menschen, die diese Produkte konsumieren, dann nicht so grün wären wie ich. Mit meiner Freundin hatte ich letztens ein Gespräch, wo es darum ging, dass es vielen Menschen oft einfach nicht möglich ist, die grünere Entscheidung zu treffen. Das kann daran liegen, dass sie nicht die Zeit haben, sich mit der Frage überhaupt zu beschäftigen (weil die Kinder in die Schule und sie selbst zur Arbeit müssen, usw.), oder daran, dass sie in einer Gegend leben, wo das Fehlen von öffentlichen Verkehrsmitteln es einfach unmöglich macht, ohne ein Auto auszukommen. In vielen Fällen sind grünere Produkte immer noch teurer, was oft nicht daran liegt, dass sie tatsächlich in der Produktion mehr Kosten verursachen, sondern daran, dass die Konzerne grünere Produkte entsprechend vermarkten. Somit bezahlen die Konsument*innen oft auch noch das Greenwashing der Konzerne.

Das Buch hat mich jedenfalls nicht nur darin bestärkt, weiter zu versuchen, die grüneren Varianten zu finden, sondern mir auch Bereiche aufgezeigt, die ich bisher noch nicht mal auf dem Schirm hatte. Die wichtigsten Punkte habe ich oben unter TL;DR zusammen gefasst. Bei allen anderen Entscheidungen muss jede:r für sich selbst schauen, was können wir in unser Lebensmodell integrieren mit möglichst viel Gewinn für die Umwelt und möglichst wenig Einschränkungen für unseren Alltag. Ich habe jetzt eine Liste an Dingen, wo ich langfristig versuchen möchte, bessere Lösungen zu finden.

Da es zum generellen Thema dieses Blogs besonders gut passt, möchte ich auch noch kurz zusammenfassen, was die Autorin über die Frage „gedruckte Bücher vs. eBooks“ recherchiert hat: Wie so oft ist die Antwort: es kommt darauf an. Sie macht dort jedoch Hicht halt, sondern erklärt die Parameter, auf die es eben ankommt. Die meisten Menschen benutzen einen eReader etwa vier Jahre, bevor sie ihn austauschen. Damit die Kosten für die Produktion des eReaders niedriger sind als die Kosten für die Produktion der gleichen Zahl an Papierbüchern, müssen über vier Jahre mindestens 100 Bücher gelesen werden.

Most people keep an e-reader for around 4 years before updating it – so, if you know you don’t read 100 books over 4 years, then physical books are the greenest option for you.

Wiederum ein Punkt, wo ich mich auf der sicheren Seite wähne: ich weiß aus meinen Aufzeichnungen ganz genau, dass ich in vier Jahren im Durchschnitt etwa 200 Bücher lese, natürlich nicht alle auf einem oder diesem speziellen eReader, sondern gemischt. In den letzten Monaten war hauptsächlich mein Telefon mein eReader, ein Gerät, das ich sowieso besitze und für viele verschiedene Tätigkeiten nutze. Mein tatsächlicher eReader wurde mir vor vielen Jahren als Dankeschön für meine Mitwirkung an einem Projekt geschenkt. Kürzlich hat mir eine sehr liebe Person einen neuen Akku in dieses Gerät eingebaut, sodass ich es nun weiter benutzen kann.

Erwähnen möchte ich an dieser Stelle auch ein Geschäft, das mir kürzlich im Rahmen eines ehrenamtlichen Engagements begegnet ist. Ich war noch nicht dort, möchte das aber möglichst bald nachholen: die Ökodrogerie füllbar, wo ich vielleicht sogar Lösungen für manche der Punkte auf meiner Liste finde.

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English Roman

Kim Stanley Robinson – New York 2140

CN dieses Buch: Tod durch Unfall, sexuelle Handlungen
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And I began to see it in a new way, as something like this: it had to mean something. Finance, or even just life: it had to mean something. And meaning had no price. It was some kind of alternative form of value.

Dieser Roman hat alles, was mir an Romanen gefällt:

  • einen interessanten Schauplatz: New York im Jahr 2140, zu großen Teilen überflutet (lower manhattan), eine utopische Großstadt, in der immer noch mehr Menschen wohnen wollen, als die Stadt ernähren und beherbergen kann.
  • eine einerseits realistische, aber andererseits auch utopische Welt: Alle möglichen technischen Neuerungen werden durch idealisierte wissenschaftliche Entwicklungen erklärt. Es gibt spezielle Baumaterialien, die den Schutz vor Wasser ermöglichen, gleichzeitig stürzen jedoch ältere Gebäude ein, die noch aus der Zeit vor den Fluten stammen. Reichere Menschen leben in so genannten sky villages, die sich selbst nachhaltig mit Energie und Nahrungsmitteln versorgen. Einer der Protagonisten holt sich ein float-by Reuben Sandwich, float-by dabei die New York 2140 Variante von drive-in.
  • idealistische und diverse Protagonistinnen. Der Finanzhai, der sich schließlich selbst bekehrt, um wirklichen Wert zu schaffen, anstatt nur mit Optionen zu spekulieren. Die Inspektorin (a big black woman), die an der Ungerechtigkeit der Welt beinahe verzweifelt, aber trotzdem weiter versucht, durch ihre Arbeit das Leben ihrer Mitmenschen zu verbessern. Der Hausverwalter mit serbokroatischen Wurzeln, von seiner Exfrau entfremdet durch den Tod des gemeinsamen Kindes (im Angesicht der Katastrophe eines Hurricanes finden die beiden schließlich eine neue gemeinsame Existenz). Die Influencerin, die sich für den Erhalt von gefährdeten Tierarten einsetzt, und, um Aufmerksamkeit für ihre Projekte zu generieren, auch mal die Hüllen fallen lässt. Und das sind nur einige Beispiele …
  • Referenzen auf bekannte Anker wie etwa Hermann Melvilles Moby Dick oder Hurricane Katrina (2005 in New Orleans). Diese Bezugnahme auf bekannte Ereignisse verbindet diese Utopie mit der Realität, die wir heute kennen, und lässt dadurch die Leser*innen näher heranrücken an diese erfundene – aber vielleicht doch später mögliche – Welt.
  • eine eindeutige Botschaft zwischen den Zeilen: Wir können überhaupt nicht abschätzen, was uns in Zukunft erwarten wird, wenn wir nicht sofort etwas gegen die Klimakrise unternehmen.

But okay, you can’t really imagine a catastrophe will hit you until it does. People just don’t have that kind of mental capacity. If you did you would be stricken paralytic with fear at all times, […] so evolution has kindly given you a strategically located mental blind spot, an inability to imagine future desasters in any way you can really believe, so that you can continue to function, as pointless as that may be.

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Roman

Ilija Trojanow – Eistau

Sie wünscht sich, dass wir einfach nur sind, ich suche nach einer Befreiung in einem wahrhaftigeren Schweigen.

Der Protagonist Zeno verzweifelt am Sterben eines Gletschers. In Rückblenden wird parallel zum Geschehen der Jetzt-Zeit auf einem Antarktis-Kreuzfahrtschiff der Verfall seiner Beziehungen geschildert. Zwischen den aus Zenos Sicht erzählten Kapiteln finden sich kurze Sammlungen von Funksprüchen (?), vage aneinandergereihte Satzfragmente, die ein Geschehen andeuten, das sich zeitlich erst nach der aktuellen Kreuzfahrt abspielt.

Zenos verzweifelte Konfrontation mit einem chilenischen Soldaten, der sich inmitten einer Pinguingruppe eine Zigarette anzündet, seine Abneigung gegenüber den Touristen, seine Sehnsucht nach einem tieferen Alleinsein; all diese einzelnen Situationen sind Haarrisse, die schließlich zu einem Zusammenbruch führen müssen. Unvermeidlich wie das Sterben des Gletschers.

Der Augenblick, in dem Kunst zu Wahrheit wird. Die Vorstellung läßt mich nicht los. Auch das leichtfertig Dahingesagte kann ernst genommen werden. Es beginnt als Haarriss, setzt sich als Sprung fest, endet als zersplittertes Glas.

Das (vorläufige) Ende der Isolation

Die Ausgangsbeschränkungen sind (vorerst) aufgehoben, Treffen in kleinerem Kreis wieder erlaubt.

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem bewussteren Wahrnehmen von Gefühlen und Stimmungen. Wenn ich mich gestresst oder genervt fühle, versuche ich, zu ergründen, was genau dieses Gefühl gerade bedeutet, es zu benennen und es anzunehmen. Dabei wurde mir heute klar, dass wir Gefühle und die Situationen, in denen sie entstehen, in der Reflexion mit etwas Abstand meistens anders interpretieren, als sie sich zu dem Zeitpunkt angefühlt haben (das klingt wie eine Binsenweisheit, ist aber in meinen Augen ein Phänomen, das im Alltag nicht so bewusst ist).

Jetzt, wo die Isolation etwas gelockert ist, wird mir klar, dass ich es eigentlich ganz angenehm gefunden habe, mal eine Zeitlang nirgendwo sein zu müssen und Zeit zur Verfügung zu haben, die ich nach meinen eigenen Regeln gestalten kann. Es ist bei Weitem nicht so, dass ich diese Zeit oder die damit verbundene Gestaltungsfreiheit besonders sinnvoll genutzt hätte. Wie ich am 12. April schrieb, ist es mir kaum gelungen, mit der Zeit etwas Sinnvolles anzufangen.

Möglichst schnelle Rückkehr zur Normalität ist nicht zwingend der richtige Weg. Es wäre wünschenswert, wenn wir aus dieser Erfahrung etwas lernen und für die Zukunft mitnehmen könnten. Was das konkret sein könnte, hat sich mir bisher leider nicht enthüllt.

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Roman

Olivia Laing – Crudo

Maybe you’re dying and you don’t care anymore. You don’t have anything more to say. In the nothingness, the gray, islands almost disappear into the water.

Mit diesem Buch hatte ich so meine Schwierigkeiten. Der Schreibstil gibt mehr oder weniger eine Art Gedankenprozess der Protagonistin wider, ist sprunghaft, folgt keinem offensichtlichen roten Faden; es fiel mir beim Lesen schwer, auch nur eine Art Mitgefühl für die Protagonistin Kathy zu entwickeln. Zu Beginn wirkt sie in ihrer Selbstbezogenheit einfach unsympathisch, erst mit der Zeit fiel mir auf, dass es sich hier eigentlich um ein psychologisches Profil handelt. Sie wirkt getrieben, auf der ständigen Suche nach Ablenkungen, um sich nicht mit ihrem Innenleben befassen zu müssen. Immer wieder tauchen Träume auf; Alpträume von falschen Häusern oder falschen Möbeln, die sich laienpsychologisch als Versagensangst interpretieren lassen.

She was at the middle of her life, going south, going nowhere, stuck between stations like a broken-down engine.

Das Buch ist zeitlich intensiv im Sommer des Jahres 2017 verortet und doch musste ich das erst auf dem Klappentext nachlesen. Präsident Trump in den USA, Brexit in Großbritannien, diese politischen Wirrungen haben wir nicht etwa hinter uns gelassen; sie prägen unseren Alltag nun schon so lange, dass wir sie schon beinahe nicht mehr wahrnehmen. Die Protagonistin Kathy verbringt ihre Zeit damit, panisch die Nachrichten zu verfolgen und nach weiteren Katastrophen zu suchen. Das Verfolgen des Zerbrechens ihrer Weltordnung gibt ihr paradoxerweise das Gefühl, zumindest über einen kleinen Teil der Realität Kontrolle zu erlangen.

Imagine what a process it was to unnumb yourself, he said, to see it as it actually was. That’s the only reason to be an artist: to escape, to bear witness to this.

Das obige Zitat beschäftigt mich noch immer, weil ich darin zuerst einen Widerspruch gesehen habe. Zu entkommen und gleichzeitig Zeuge zu sein erschien mir in diesem Zusammenhang nicht möglich. Im Absatz davor im Buch wird argumentiert, dass der Nationalsozialismus mit einem Taubheitsgefühl (numbness) gearbeitet hat. Den Menschen wurde das Gefühl vermittelt, dass die Ereignisse viel zu schnell gehen und dass sowieso niemand etwas daran ändern kann. Dieses Gefühl hielt sowohl die Insassen als auch die Bewacher der Konzentrationslager in Schach. Zu entkommen meint daher hier, diesem Taubheitsgefühl zu entkommen und die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich waren. Der Bezug zum Heute wird auf den nächsten Seiten aufgelöst: die Welt verändert sich so schnell, dass wir das Gefühl haben, wir könnten ohnehin nichts tun. Das beste Beispiel dafür ist der Klimawandel. Neben den hartnäckigen Leugnern wächst die Gruppe jener, die die Ansicht vertreten, dass wir als Einzelne*r sowieso nichts ändern können, dass wir machtlos sind. Diesem Taubheitsgefühl sollten wir versuchen, zu entkommen und unser Leben und den gesellschaftlichen Wandel selbst in die Hand nehmen.

Immer wieder erinnerte ich mich beim Lesen dieses Buches an My Year of Rest and Relaxation. Nach wie vor habe ich das Gefühl, nicht verstanden zu haben, worum es dabei eigentlich geht. Dieser Artikel auf Lithub setzt das Buch in Beziehung zu anderen Büchern, deren Protagonistinnen durch Erbe zu Vermögen gekommen sind und dieses nun sinngemäß verschwenden. Immerhin hatte ich die Sehnsucht nach Wiedergeburt, nach dem Aufbruch in ein neues Leben richtig verstanden.

A sincere wish for rebirth much like this one lies behind many of the deranged plans launched by recent inheritress characters.

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Roman

Christiane Neudecker – Sommernovelle

Ein paar Meter von uns entfernt schoben ein paar ältere Heeren kindsgroße Figuren über die schwarz-weißen Steinfelder eines riesigen Schachbretts.

Spätestens beim obigen Satz fühlte ich mich in der Zeit verortet, auch wenn das große Schachbrett, auf dem meine Schwester und ich als Kinder im Urlaub gespielt haben, sich in Oberösterreich befand und nicht auf einer deutschen Nordseeinsel. Viele weitere detailreiche Beschreibungen lassen das Leben auf der Insel lebendig werden: Die Beschreibungen der Vogelbewegungen lassen den eigenen Blick zum Himmel wandern, die Episode im Brutgebiet der Möwen erinnert vage an Hitchcock.

Das Buch erzählt vom Besuch zweier Mädchen auf einer Vogelbeobachtungsstation auf einer Insel in der Nordsee, die Helgoland oder Sylt sein könnte oder vielleicht auch tatsächlich einfach fiktiv ist. Die Mädchen wollen etwas für die Umwelt tun, sie wollen sich nützlich machen, sie wollen nicht nur Flyer gestalten und demonstrieren, sondern tatsächlich die Welt ein kleines bißchen besser machen: jugendlicher Idealismus gepaart mit Ratlosigkeit.

Es gab so viele Dinge, gegen die man etwas unternehmen musste, manchmal wurde mir davon ganz schwindelig. Die Umweltverschmutzung. Die Armut in der dritten Welt, der Hunger. Das Waldsterben, die Massentierhaltung, die Nazis. Der Treibhauseffekt. Die Atomwaffen, der Kalte Krieg. Die Sache mit dem Regenwald. Wo sollte man denn da anfangen.

Bestechend daran ist, dass manche Begriffe antiquiert erscheinen (das Waldsterben), aber die zugrundeliegenden Probleme heute noch so aktuell wie damals sind. Das Buch wirft mehr Fragen auf, als es Antworten gibt. Es lässt die Protagonistin und ihre Freundin Lotte an ihrer Naivität, an ihren Idealen scheitern, wie es so typisch für Jugendliche ist. Fehlschläge können zur Resignation führen oder zum Handeln. Die beiden Mädchen entscheiden sich fürs Handeln und gehen ihren eigenen Weg.

„Manchmal bauen Menschen sich Luftschlösser“, sagte er leise. „Aber das heißt nicht, dass in den Schlossgärten nicht ein paar Blumen wachsen können.“

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Roman

Claire Vaye Watkins – Gold Fame Citrus

Kürzlich wurde auf Lithub ein Liste mit Romanen zum Thema Klimawandel veröffentlicht. Da mich solche Zukunftsgeschichten immer wieder mal interessieren, habe ich mir die Bücher, die ich in der Overdrive Library finden konnte, zum Lesen markiert. Auch auf der Liste zu finden ist South Pole Station von Ashley Shelby, das ich zu Anfang dieses Jahres gelesen habe. In meinen Augen würde auch das schon etwas ältere Werk Ein Jahr voller Wunder von Karen Thompson Walker auf diese Liste passen.

In Gold Fame Citrus leben AmerikanerInnen in einer Welt, die zunehmend von Wassermangel geprägt ist. Große Teile der USA bestehen nur noch aus einer Wüstenlandschaft. Evakuierung in die kühleren nördlichen Teile des Landes ist für viele Menschen die einzige Möglichkeit, um zu überleben.

Luz und Ray haben bisher in Kalifornien ausgehalten. Mit rationiertem Wasser schlagen sie sich schlecht und recht durch. In der verlassenen Villa eines Filmstars in einem Canyon setzen sie sich gegen Tiere zur Wehr, die mit der Hitze und dem Wassermangel besser zurecht kommen als Menschen. Sie haben Geld und können sich daher auch auf dem Schwarzmarkt Raritäten wie Blaubeeren kaufen.

Die vermeintliche Idylle zerbricht im Rahmen eines Festes, bei dem Luz mit einem kleinen Mädchen Kontakt aufnimmt. Das Alter des Kindes wird niemals genau genannt, sie kann schon alleine laufen und einige Sätze sprechen, wird aber im weiteren Verlauf der Geschichte immer wieder als Baby bezeichnet. Das Kind scheint von seiner Familie vernachlässigt zu werden. Die Entscheidung wird schnell getroffen: Luz und Ray entführen das Kind.

Die Autorin schafft es auf bemerkenswerte Weise, die beiden Kindesentführer so darzustellen, dass sie dem Leser trotzdem sympathisch bleiben. Sie handeln (scheinbar) aus Sorge um das Kind, obwohl sie die Umstände gar nicht genau kennen. Sie nehmen sich nicht die Zeit, Gründe der Familiensituation zu hinterfragen, sie sind sich sicher, das einzig Richtige zu tun. Indem sie ein Kind entführen.

Die Realität, für ein Kleinkind zu sorgen, holt die beiden schnell ein. Die Reise in die kühleren Landesteile wird schließlich zur einzigen Option für Luz und Ray. Auf dem Weg landen sie (um Spoiler zu vermeiden hier etwas verkürzt dargestellt) in einer Kolonie von Menschen, die sich der Evakuierung widersetzen. Sie leben am Rand der sich immer weiter ausbreitenden Wüste und haben aus mysteriösen Quellen, die ihr Anführer Levi findet, ausreichend Wasser und Nahrungsmittel zum Überleben. An dieser Stelle wird eine weitere Prognose enthüllt: in schwierigen Zeiten neigen Menschen dazu, einem starken Mann zu folgen, der sie führt und ihnen den Weg zeigt. Wenn die gesellschaftlichen Normen und der bekannte Alltag als Richtlinie für moralisches Handeln nicht mehr ausreichen, wenden sich Menschen einem (mehr oder weniger religiösen) Führer zu, um nicht selbst für ihre Fehler verantwortlich zu sein. Wie von einem Dystopie-Roman nicht anders zu erwarten, endet das Buch in einer dramatischen Wetter-Katastrophe. Und lässt trotzdem die Möglichkeit einer Fortsetzung mit der weiteren Geschichte des Babys offen.