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English Sachbuch

Georgina Wilson-Powell – Is it really green?

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TL;DR:

  • Wir können nicht alles ändern, aber wir können manches ändern.
  • Konsum reduzieren! Nutzen, was wir bereits haben, so lange es irgendwie nutzbar ist.
  • Zu Fuß gehen und Fahrrad fahren sind die grünsten Transportoptionen.

Hin und wieder erlaube ich mir das Vergnügen, die Neuerscheinungen in der virtuellen OverDrive eLibrary der Büchereien Wien durchzusehen. Dabei fiel mir dieses Buch ins Auge und mein Interesse war sofort geweckt. Diverse Fragen, welche Alltagsentscheidungen denn nun überhaupt einen Unterschied machen und wenn ja, welche Variante denn wirklich sinnvoller ist, treiben mich immer wieder um. Um viele dieser Fragen ranken sich weit schweifende Mythen, bei vielen Themen haben sich auch einfach mit der Zeit die Voraussetzungen verändert. Aktuelle Geschirrspüler verbrauchen so wenig Wasser, dass niemand sich mehr fragen muss, ob Geschirr abwaschen per Hand eventuell mehr Wasser spart. Viele andere Fragen bleiben aber ungelöst und einerseits ist es für die Einzelperson schwierig, überhaupt die Zeit aufzubringen, in einer bestimmten Frage zu recherchieren, andererseits lassen sich aus dem Informationsdschungel oft keine klaren Ergebnisse ablesen.

Die Journalistin Georgina Wilson-Powell hat sich nun der Mammutaufgabe angenommen, viele dieser Fragen ausführlich in einem Buch zu beantworten. Gerade bei so einem Thema ist natürlich auch ihr Hintergrund wichtig: Georgina Wilson-Powell betreibt das Online-Magazin Pebble, das sich mit den verschiedensten Aspekten der Themen Nachhaltigkeit, ethischer Konsum, Plastikreduktion, Permakultur usw. beschäftigt. Auch auf ihrer persönlichen Webseite gibt Georgina Wilson-Powell umfangreiche Tipps, wie wir unser Leben nachhaltiger gestalten können.

Nachdem ich mir nun meine Notizen aus dem Buch herausgeschrieben habe, finde ich nochmal bestätigt, was ich mir schon beim Lesen dachte: natürlich gibt es immer noch Verbesserungsbedarf. Aber mit vielen der angesprochenen Themen habe ich mich ohnehin bereits beschäftigt und daher eine möglichst grüne Variante gewählt (Beispiel: Waschpulver in Kartonverpackung von Waschkampagne). Der für mich überraschendste Punkt sind aber die vielen Dinge, wo ich überhaupt keine grüne Variante wählen muss, weil ich sie einfach nicht kaufe/benutze. Ich werde das jetzt hier nicht alles aufzählen, weil es nicht darum geht, wie grün ich selbst bin und dass Menschen, die diese Produkte konsumieren, dann nicht so grün wären wie ich. Mit meiner Freundin hatte ich letztens ein Gespräch, wo es darum ging, dass es vielen Menschen oft einfach nicht möglich ist, die grünere Entscheidung zu treffen. Das kann daran liegen, dass sie nicht die Zeit haben, sich mit der Frage überhaupt zu beschäftigen (weil die Kinder in die Schule und sie selbst zur Arbeit müssen, usw.), oder daran, dass sie in einer Gegend leben, wo das Fehlen von öffentlichen Verkehrsmitteln es einfach unmöglich macht, ohne ein Auto auszukommen. In vielen Fällen sind grünere Produkte immer noch teurer, was oft nicht daran liegt, dass sie tatsächlich in der Produktion mehr Kosten verursachen, sondern daran, dass die Konzerne grünere Produkte entsprechend vermarkten. Somit bezahlen die Konsument*innen oft auch noch das Greenwashing der Konzerne.

Das Buch hat mich jedenfalls nicht nur darin bestärkt, weiter zu versuchen, die grüneren Varianten zu finden, sondern mir auch Bereiche aufgezeigt, die ich bisher noch nicht mal auf dem Schirm hatte. Die wichtigsten Punkte habe ich oben unter TL;DR zusammen gefasst. Bei allen anderen Entscheidungen muss jede:r für sich selbst schauen, was können wir in unser Lebensmodell integrieren mit möglichst viel Gewinn für die Umwelt und möglichst wenig Einschränkungen für unseren Alltag. Ich habe jetzt eine Liste an Dingen, wo ich langfristig versuchen möchte, bessere Lösungen zu finden.

Da es zum generellen Thema dieses Blogs besonders gut passt, möchte ich auch noch kurz zusammenfassen, was die Autorin über die Frage „gedruckte Bücher vs. eBooks“ recherchiert hat: Wie so oft ist die Antwort: es kommt darauf an. Sie macht dort jedoch Hicht halt, sondern erklärt die Parameter, auf die es eben ankommt. Die meisten Menschen benutzen einen eReader etwa vier Jahre, bevor sie ihn austauschen. Damit die Kosten für die Produktion des eReaders niedriger sind als die Kosten für die Produktion der gleichen Zahl an Papierbüchern, müssen über vier Jahre mindestens 100 Bücher gelesen werden.

Most people keep an e-reader for around 4 years before updating it – so, if you know you don’t read 100 books over 4 years, then physical books are the greenest option for you.

Wiederum ein Punkt, wo ich mich auf der sicheren Seite wähne: ich weiß aus meinen Aufzeichnungen ganz genau, dass ich in vier Jahren im Durchschnitt etwa 200 Bücher lese, natürlich nicht alle auf einem oder diesem speziellen eReader, sondern gemischt. In den letzten Monaten war hauptsächlich mein Telefon mein eReader, ein Gerät, das ich sowieso besitze und für viele verschiedene Tätigkeiten nutze. Mein tatsächlicher eReader wurde mir vor vielen Jahren als Dankeschön für meine Mitwirkung an einem Projekt geschenkt. Kürzlich hat mir eine sehr liebe Person einen neuen Akku in dieses Gerät eingebaut, sodass ich es nun weiter benutzen kann.

Erwähnen möchte ich an dieser Stelle auch ein Geschäft, das mir kürzlich im Rahmen eines ehrenamtlichen Engagements begegnet ist. Ich war noch nicht dort, möchte das aber möglichst bald nachholen: die Ökodrogerie füllbar, wo ich vielleicht sogar Lösungen für manche der Punkte auf meiner Liste finde.

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English Krimi Roman

Louise Penny – A Rule Against Murder

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Because it’s the last house on the road. We’ve tried everywhere else, and don’t fit in. Here we fit. Here we belong.

Im letzten Buch gab es einen Mord, für den sich lange kein Motiv abzeichnete. In diesem Buch ist es genau umgekehrt: Eine ganze Familie scheint ein Mordmotiv zu haben. Genauso unklar wie im letzten Buch ist jedoch die Art, wie der Mord begangen wurde. Wieder einmal entwirft die Autorin eine sehr kreative Art des Tötens, bei der viele kleine Faktoren zusammenwirken müssen, damit es überhaupt zum Todesfall kommt.

Die Leser*in erhält auch einen weiteren Einblick in die Familiengeschichte von Inspektor Armand Gamache. Es fällt Licht auf die komplizierte Beziehung zwischen Vater und Sohn, eine Parallele zu den Familienbeziehungen der Morrows, die den Hauptstrang der Geschichte bilden. Hier wie dort wirken komplexe Familiendynamiken, die über viele Jahre lang das Leben und die Entscheidungen der Betroffenen prägen.

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English Roman

Kate Elizabeth Russel – My Dark Vanessa

CN dieses Buch/dieser Post: Hiermit spreche ich erstmals eine ganz explizite Triggerwarnung aus. Dieses Buch handelt von einer Beziehung, die von Missbrauch, Vergewaltigung, Pädophilie und Manipulation geprägt ist. Das wird auch Thema des Blog Posts sein. Falls das ein schwieriges Thema für euch ist, solltet ihr diesen Post und dieses Buch besser auslassen.


Was für eine Geschichte … es gab einige Kontroversen um dieses Buch, die mir auf Lithub aufgefallen sind. Dabei ging es jedoch nicht direkt um das schwierige Thema, sondern konkret um einen Plagiatsvorwurf.

Das Buch wird erzählt aus der Sichtweise der titelgebenden Protagonistin Vanessa, die sich als 15-Jährige in eine „Beziehung“ mit ihrem Englisch-Lehrer begibt. Die Formulierung ist essentiell: ein wesentlicher Punkt dieses Buchs ist der, das gleichzeitig die manipulative Handlungsweise des Täters dargestellt wird, die Protagonistin selbst sich aber so sieht, als ob sie die Kontrolle hätte. Sie sieht sich nicht als Missbrauchsopfer, an einem Punkt schreibt sie über ihre Eltern, andere Betreuungspersonen und Mitschüler*innen, sie wären ausgestattet

[…] with a mind too narrow to understand anything about [our relationship].

Aus der Perspektive der Protagonistin wird gezeigt, warum sie so anfällig für den Annäherungsversuch des älteren Mannes ist. Ihre Selbstzweifel, das Gefühl, nicht dazu zu passen, falsch zu sein in der Gruppe ihrer Mitschüler*innen. Die Tatsache, dass Teenager alles tun wollen, um Anerkennung zu erhalten. Das dringende Bedürfnis, von einem Menschen als etwas Besonders angesehen zu werden.

As soon as he says this, I become someone somebody else is in love with, and not just some dumb boy my own age but a man who has already lived an entire life, who has done and seen so much and still thinks I’m worthy of his love.

Natürlich hat auch das Verbotene seinen Reiz. Als die Gerüchte schließlich zu Anschuldigungen werden, nimmt Vanessa selbst die Schuld auf sich und behauptet, die Gerüchte selbst in die Welt gesetzt zu haben, um sich interessanter zu machen (und in Wahrheit den Täter zu schützen). Nicht der Täter wird bestraft, sondern Vanessa.

This, I think, is the cost of telling, even in the guise of fiction – once you do, it’s the only thing about you anyone will ever care about. It defines you whether you want it to or not.

Nicht nur die Prägung durch diese in jeder Hinsicht unangemessene Beziehung prägt Vanessas weiteres Leben. Sie beschreibt weiters, wie es Missbrauchs- oder Belästigungsopfern ergeht, wenn sie ihre Geschichte erzählen: die Opferperspektive prägt, was andere Menschen in den betroffenen Frauen sehen. Selbst wenn sie sich selbst nicht davon definieren lassen wollen, was ihnen zugestoßen ist, haben sie keinen Einfluss darauf, dass andere Menschen sie ausschließlich als Opfer definieren.

Es ist ein Buch, das sich kritisch in Romanform mit einem sehr schwierigen Thema auseinandersetzt. Die Perspektive der Protagonistin ist dabei entscheidend. Die Leser*in kann dadurch durch die Augen der Protagonistin sehen und sich vergegenwärtigen, wie wir selbst vielleicht in so einer Situation reagiert hätten und welchen Zwängen sich ein Mädchen (und später eine Frau mit dieser Vergangenheit) auseinandersetzen muss.

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English Roman

Graeme Simsion – The Rosie Effect

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My love for Rosie was so powerful that it had caused my brain to make a grammatical error.

Im ersten Buch über Rosie und Don wird die Geschichte ihres Kennenlernens erzählt. In dieser Fortsetzung – soviel darf ich hoffentlich verraten – kommt eine Schwangerschaft ins Spiel. An dieses Projekt geht Don gewohnt methodisch heran und überschreitet dabei immer wieder im Sinne der Wissenschaft die Grenzen der so genannten guten Sitten.

Rosie had been clear that she did not want a technical commentary, but it was so interesting, especially with a case study progressing in my apartment.

Gleichzeitig verstärken sich die Kommunikationsprobleme zwischen Rosie und Don. Dons Versuche, Rosie auf seine eigene Art zu unterstützen, erzielen immer wieder unerwünschte Ergebnisse, während Rosie sich zunehmend allein gelassen fühlt. Dons analytischer Verstand kollidiert mit den Hormonen, die Rosie gleichzeitig dazu bringen, alles selbst erledigen und schaffen zu wollen und sich aber dringend nach Unterstützung zu sehnen.

‘She’s not lying, not deliberately. She’s got this idea of herself as Wonder Woman. Or maybe she thinks you don’t want to help. Or can’t help.’

Diese Fortsetzung wird den eigenwilligen Protagonist*innen Rosie, Don und den sie umgebenden Charakteren vollends gerecht. Selbst die in ihrer ersten Szene sehr unsympathisch dargestellte Lydia erkennt schließlich den guten Willen in Dons manchmal unverständlichem Verhalten.

‘We’re scientists,’ I reminded him. ‘We shouldn’t be defeated by problems. If we think hard enough, a solution will present itself.’

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English Erfahrungsbericht Memoir

Ruth Reichl – Save Me the Plums

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Die Autorin Ruth Reichl war von 1999 bis 2009 Chefredakteurin des Magazins Gourmet, das vom bekannten Verlag Condé Nast herausgegeben wurde. In diesem Buch schreibt sie über ihren Aufstieg von ihrer Rolle als Restaurantkritikerin zur Gestalterin eines renommierten Food-Magazins. Sie gibt Einblicke in die Prozesse, die hinter der Produktion eines solchen Magazins ablaufen, sie lässt die Leserin in die Testküche schauen und erklärt die komplexen Bezüge zwischen den verschiedenen Abteilungen. Die Dominanz der Anzeigenkundschaften, die wiederum von Herausgeberseite an die Chefredaktion und von dort an die anderen Abteilungen weitergegeben wird, war mir nicht vollständig neu. In einem amerikanischen Verlag wie Condé Nast steht für die Beteiligten jedoch immer noch mehr auf dem Spiel.

Ruth Reichl erzählt von ihrer eigenen Faszination mit dem Magazin in ihrer Kindheit und Jugend, es wird deutlich, wieviel es ihr bedeutet, jetzt die Geschicke dieses Traums in der Hand zu haben. Sie beschreibt den Kampf zwischen Tradition und Fortschritt, wie schwierig es ist, neue Ideen durchzusetzen, ohne die langjährigen Leser*innen und Anzeigenkundschaften zu vergrämen. Jeder kontroverse Artikel kann ein Dealbreaker sein, und selbst eine Ausgabe mit einem Cupcake auf der Titelseite kann eine Revolution inklusive Gegenrevolution auslösen:

The battle raged for more than a year, and while I’ll admit I stirred the pot and printed the letters, I never really understood what the fuss was all about. Now, looking back, it is very clear. Gourmet cried, “Let them eat cupcakes!” and our readers got the message. The exclusive little world of food was growing both larger and more inclusive, and those who’d thought they’d owned it didn’t like it one bit.

Es ist ein Einblick in eine interessante Welt, deren Ende wie vieles in der Magazinbranche von der zunehmenden Verbreitung des Internets eingeläutet wurde. Auch diesen Übergang hat Ruth Reichl noch in ihrer Rolle als Chefredakteurin miterlebt. Sie beschreibt hier ihre fassungslose Reaktion auf das Unverständnis der Entscheidungsebenen des Verlags. Überlebt hat daher nur die ausgelagerte Rezeptsammlung Epicurious. Das Printmagazin Gourmet wurde 2009 eingestellt.

Ruth Reichl erzählt auch von vielen Begegnungen mit Menschen, die wir üblicherweise nur aus den Medien kennen. Das folgende Zitat beschreibt eine Begegnung mit der Schauspielerin Frances McDormand, die auf die Bitte einer unbekannten Person um ein Autogramm folgendermaßen reagiert haben soll:

Fran frowned down at the paper for so long I thought she was going to refuse. At last she accepted the pen. “I’m just an actor, and no more interesting than you are.” She scribbled her name. “Probably not as interesting, actually. You should pay more attention to yourself and less to people like me. You’ll be better off that way.”

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English Krimi Roman

Louise Penny – The Cruelest Month

CN dieses Buch: Krankheit, Sterben, Tod, Mord
CN dieser Post: Mord


Gamache knew people were like homes. Some were cheerful and bright, some gloomy. Some could look good on the outside but feel wretched on the interior. And some of the least attractive homes, from the outside, were kindly and warm inside.
He also knew the first few rooms were for public consumption. It was only in going deeper that he’d find the reality. And finally, inevitably, there was the last room, the one we keep locked, and bolted and barred, even from ourselves. Especially from ourselves.

Der dritte Kriminalroman im beschaulichen Städtchen Three Pines zählt zu seinen wichtigsten Protagonist*innen unter anderem das Haus, das bereits in den ersten beiden Geschichten eine wichtige Rolle spielte. Daher war es mir wichtig, die Hausmetapher aus dem obigen Zitat zu notieren. Die Suche nach der Person, die für den Mord verantwortlich ist, erfordert diesmal ein Eindringen in diese persönlichen Räume, die wir vor allen anderen und oft auch vor uns selbst verstecken.

Eine zweite längere Notiz habe ich gemacht über ein Gespräch das Inspektor Gamache mit der Buchhändlerin und früheren Psychologin Myrna führt. Sie erklärt ihm dabei das Konzept des near enemy (deutsch: naher Feind). Damit sind Begrifflichkeiten gemeint, die sich zwar in Aspekten nahe stehen, aber doch grundlegend verschieden sind. Es geht dabei aber eben nicht um Gegensätze wie hell und dunkel oder laut und leise. Sondern um Begrifflichkeiten aus dem emotionalen Bereich, die im Verhalten der Menschen auch ähnlich aussehen können, aber eben unterschiedliche Auswirkungen haben. Es sollte aus den drei Bespielen, die Myrna gibt, klarer werden:

  • Pity / Compassion: Mit dem englischen Begriff Compassion habe ich immer noch meine Schwierigkeiten, weil mir dafür kein passendes deutsches Wort einfällt. Am ehesten lässt sich diese Unterscheidung vermutlich mit den deutschen Begriffen Mitleid und Mitgefühl verdeutlichen. Wer Mitgefühl empfindet für eine andere Person, für den steht diese Person auf derselben Stufe, wir fühlen uns ihr ebenbürtig. Mitleid hingegen empfinden wir für Menschen, die wir als unter uns stehend betrachten. Wir halten uns für besser.
  • Attachment / Love: Hier erzählt Myrna als klassisches Beispiel von elterlicher Liebe. Eltern wollen ihre Kinder darauf vorbereiten, dass sie allein in der Welt klar kommen und das Beste aus ihrem Leben machen können. Das Gegenbeispiel sind Eltern, die an ihren Kindern hängen, die versuchen, ihre Kinder an sich zu binden, anstatt ihnen die Freiheit zu geben, für sich selbst zu entscheiden.
  • Indifference / Equanimity: Equanimity scheint auch ein Begriff zu sein, für den es keine eindeutige deutsche Übersetzung gibt. Während sich Indifference in meinen Augen ziemlich mit dem deutschen Begriff Gleichgültigkeit deckt, zeigt mir das Wörterbuch für Equanimity die Begriffe Gleichmut oder Gelassenheit, die zu Myrnas Erklärung im Buch nicht recht passen wollen. Ihre Argumentation beruht darauf, dass es Menschen gibt, die selbst die schwersten Schicksalsschläge überwinden. Sie sind nicht gleichgültig, aber sie haben einen inneren Kern, an dem sie sich festhalten können und der sie weitermachen lässt. Es ist keine Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben oder den Ereignissen, die ihnen diese Kraft gibt, sondern eine Art Glaube an die Zukunft.

Es ist eine sehr spezielle Art von Krimi, die die Autorin ins Leben gerufen hat. Mir gefällt das gerade sehr gut.

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Roman

Bernard Cornwell – Der Herr der Schlacht

CN dieses Buch: Krieg, Gewalt, Sterben, Tod, Verletzungen
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Ich hasste keinen der beiden, traute keinem und wollte an ihrem Krieg keinen Anteil haben. Nur dass es auch mein Krieg war. Was auch immer geschah, würde über das Schicksal Northumbriens entscheiden, und ich bin Northumbrier.

Viel zu schnell war ich durch mit diesem letzten Roman der Uthred-Reihe. Ohne zu spoilern lässt sich absolut nichts sagen, ich kann nicht mehr als andeuten, dass ich finde, der Autor hätte es sich ein bißchen zu leicht gemacht. So wie der alte Kriegsherr Uthred der Schlachten müde ist, scheint es auch seinem Erfinder zu gehen. Es scheint also bereits Zeit für das Ende gewesen zu sein.

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English Erfahrungsbericht Memoir

Maggie Downs – Braver Than You Think

CN dieses Buch: Krankheit, Demenz, Sterben, Tod, Alkoholmissbrauch
CN dieser Post: Demenz


This is my mom’s narrative. She still exists, but her stories are lost forever. Her death is the kind that she is forced to live every day, paused somewhere between earth and what exists beyond. She is my inaccessible town.

Das „Genre“ Travel Memoir hat mich irgendwie gepackt, das hat seit Travelling With Ghosts nicht mehr so richtig aufgehört. Diesem Werk liegt eine besondere Ausgangslage zugrunde: Die Autorin macht sich auf den Weg, um ein Jahr lang um die Welt zu reisen und die Orte, Länder und Kontinente zu besuchen, von denen ihre Mutter immer geträumt hat. Ihre Mutter selbst versinkt leider zusehends in Alzheimer-Demenz und wird diese Reisen nicht mehr machen können.

Wie schon im letzten Post angemerkt, ist mir auch hier schnell klar geworden, dass diese Art zu reisen, nicht die Art ist, wie ich reisen wollen würde.

  • Die Familie in einer so schwierigen Situation zurückzulassen – da hätte ich keine ruhige Minute.
  • In abgelegenen Gegenden herumzuziehen, in der arme Menschen nicht mal davon träumen können, die Welt zu bereisen, weil sie oft nicht mal genug zu essen haben, das erscheint mir schlicht falsch. Sicher kann Tourismus auch Gutes bringen, indem er Einkommensquellen für die lokale Bevölkerung schafft. Sicher tut sie auf ihrem Weg Gutes, in dem sie als Freiwillige unterrichtet, Straßen baut oder einen lokalen Radiosender unterstützt. Aber wiegt das die Unmengen an Schäden auf, die es anrichtet, wenn reiche, weiße Menschen, die es sich leisten können, an entlegene Orte reisen, um sich selbst zu finden? (Oder weil sie um die sterbende Mutter trauern?)
  • Über die Unmengen an CO2, die bei so vielen Flugreisen anfallen, muss ich hoffentlich nicht mehr ausführlich schreiben.

Das alles möchte ich nicht explizit als Kritik verstanden wissen. Jedoch finde ich persönlich es aus unterschiedlichen Perspektiven problematisch, so zu handeln und so zu reisen.

Das Buch beschäftigt sich neben den Reisen und Orten natürlich in erster Linie mit der Verarbeitung des Sterbens der Mutter, was für viele Frauen mit der Erkenntnis ihrer eigenen Vergänglichkeit verbunden ist. Dies mag auch ein Auslöser für diese Reise gewesen sein: die Angst, im eigenen Leben später nicht mehr die Zeit zu haben für die Dinge, die wir eigentlich gern tun und sehen würden. Das kann uns allen als Inspiration dienen, auch mal aus dem Alltag auszubrechen. Auch wenn wir nicht sofort los reisen und alle Punkte auf unserer Bucket List in einem Jahr abhaken können (oder wollen).

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English Erfahrungsbericht Memoir

Kristin Newman – What I Was Doing While You Were Breeding

CN dieses Buch: Die Autorin schreibt Comedy und macht in ihrem Buch viele Scherze über Themen, die manchen Leser:innen vielleicht nicht gefallen: Rassismus, Geschlechtsteile, Kolonialismus, Krankheit, Drogenmissbrauch, Vergewaltigung.

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Randnotiz vorab: Ich habe nicht ausreichend recherchiert und dieses Buch mit einer völlig falschen Erwartungshaltung gelesen. Genau genommen habe ich die Autorin mit einer anderen Reiselustigen verwechselt, was zu einer zunehmenden Irritation führte. Das könnte dazu beigetragen haben, dass ich mit dem Buch nicht besonders glücklich war.

I realized they didn’t look at travel the way I looked at it, like medicine, like my chance to right all of the wrongs that might exist in my life.

Was mir gerade klar geworden ist, als ich das obige Zitat, das ich beim Lesen markiert habe, abgeschrieben habe, ist: Diese Sicht auf das Reisen ist wiederum nicht meine Sicht. Irgendwie hatte ich seit Längerem das Gefühl, dass meine Reisen eigentlich gar nicht zählen, weil ich nie ziellos durch irgendein Land oder einen Kontinent unterwegs war oder in Hostel-Schlafsälen geschlafen habe. Der Grund ist dafür ist aber ganz einfach, dass ich das halt nie wollte. Was mich nicht zu einer schlechteren Reisenden macht. Es ist einfach nur ein anderer Weg. Fortsetzung meiner Gedanken zum Reise-Thema im nächsten Post, der sich ebenfalls mit einem Travel Memoir beschäftigen wird.

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English Roman

Liane Moriarty – Three Wishes

CN dieses Buch: Fehlgeburt, Panikattacken, Depression
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This was worse than anything. She was overreacting. She was being selfish. Women had miscarriages all the time. They didn’t make such a fuss. They just got on with it. And far worse things happened to people. Far, far worse.

Es zeichnet sich gerade wieder eine Leseblockade ab. Oder vielleicht ist es eine kombinierte Lese- und Schreibblockade. Zuerst will ich nicht lesen und dann will ich nicht darüber schreiben.

Mit diesem Buch habe ich die Leseblockade zumindest für ein Wochenende ausgeschaltet, danach ging’s aber wieder bergab.

Die Autorin lässt ihre Protagonistinnen – drei Schwestern, zwei eineiige Zwillinge und eine weitere Schwester, also Drillinge – große Veränderungen erleben. Die eine wünscht sich sehnlichst ein Baby und findet dann eine andere Erfüllung im Leben, die andere driftet durchs Leben und weiß eigentlich gar nicht, was sie sucht und die Dritte scheint alles zu haben und ist doch nicht glücklich. Frauenfiguren, die ans Klischeehafte grenzen, die jedoch in Liane Moriartys Schilderung doch immer sympathisch bleiben.

Don’t look at me as if I’m having an impact on you. I don’t have real relationships. I don’t have a real job. I don’t have a real home. The only part that’s real about me is my sisters. And if I’m not really real, then I can’t really hurt you.