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English Krimi Roman

Louise Penny – Glass Houses

CN dieses Buch: Mord, Drogenmissbrauch, Schwangerschaftsabbruch, Holocaust
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He saw the worst of humanity. But he also saw the best. And she was relieved to see that the decency remained. Stronger, even, than the pain. Stronger than ever. 

Weil ich in letzter Zeit nicht so wirklich Lust zum Lesen hatte, habe ich mir schließlich den nächsten Gamache gegönnt. Nach Three Pines verreise ich so gerne, dass mich nichts aufhalten kann.

In diesem Buch geht es sehr um das Thema „Gewissen“ bzw. darum, das Richtige zu tun. Einerseits ist dies ein wichtiges Thema beim aufzuklärenden Mord, andererseits aber auch bei dem in einer späteren Zeitebene stattfindenden Prozess zu ebendiesem Mord, der jedoch mit einem wesentlich größeren Verbrechen in Verbindung steht. Was sind wir bereit, zu tun, um einer größeren Sache zu dienen? Was sind bereit, aufzugeben oder zurückzulassen, wenn davon der Erfolg einer Operation oder die Karriere der Mitstreitenden abhängt? Und zu welchen falschen Handlungen kann uns unser Gewissen treiben, während wir eigentlich denken, das Richtige zu tun?

Chief Superintendent Gamache had just set their ship aflame. There was no going back now.

In diesem Buch habe ich außerdem die Bedeutung der Redewendung „Burn The Ships“ gelernt. Dahinter steht heute metaphorisch das Eliminieren aller anderen Optionen, sodass es nur noch einen einzigen Weg (nach vorn) gibt. Louis Penny führt im Buch diese Aussage auf den spanischen Eroberer Hernán Cortés zurück, der nach der Landung in Mexiko seine Schiffe verbrennen ließ, um sich und seiner Besatzung keinen Rückweg offen zu lassen.

Die Schiffe ließ er zerstören, nachdem Segel, Anker, Kompasse und alle weiteren beweglichen Teile an Land geschafft worden waren. So nahm er sich und seinen Leuten bewusst die Möglichkeit zur Rückkehr. (Wikipedia)

In diesem Medium-Artikel wird die Nutzung dieses Ausspruchs als Motivationsmethode erklärt. Auch interessant. Vielleicht gerade für Menschen wie mich, die gerne alle Optionen durchdenken, bevor sie handeln.

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English Roman

David Levithan – Someday

What I’m learning is that the heart has the capacity to love so many people. I used to think I had to give that capacity to just one person, and never hold back any love for myself. But how wrong I was.

Nach Every day und Another day, in dem der Autor die Geschichte des Kennenlernens von Rhiannon und A aus beider Perspektive beschreibt, folgt mit Someday eine Fortsetzung, die überraschenderweise noch mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet.

Am Ende der beiden vorhergehenden Bücher hat A sich entschlossen, den Kontakt zu Rhiannon abzubrechen. Natürlich können sie einander nicht vergessen und nehmen schließlich den Kontakt wieder auf. Beide erkennen, dass ihre Beziehung zu Beginn darunter gelitten hat, dass sie sich nicht in gewöhnliche Beziehungskonzepte pressen lässt. Wenn die bekannten Beziehungsmuster nicht zu passen scheinen, kann eine Beziehung nicht erfolgreich sein, das denken sowohl A als auch Rhiannon. In diesem Buch definieren Rhiannon und A ihre Beziehung neu: Sie muss nicht exklusiv sein. Sie muss nicht den gängigen Vorstellungen einer lebenslangen Beziehung entsprechen. Sie muss nicht einer klassischen Beziehungsentwicklungslinie (mir fällt leider wirklich keine bessere deutsche Version für relationship escalator ein) folgen. All diese Ansprüche haben eine Beziehung zuvor verhindert. In dieser Fortsetzung konzentrieren sich beide darauf, was sie einander geben können, was sie zusammen haben können und daraus entsteht etwas völlig Neues. Das Sprengen von gesellschaftlichen Vorstellungen und Rahmenbedingungen und Schaffen von Räumen für eigene Ideen abseits der gängigen Normalitätsfolien schafft Möglichkeiten, die zuvor undenkbar waren. Diese ermutigenden Botschaften zwischen den Zeilen sind eine der besonderen Leistungen des Autors.

But if it becomes normal for us – that’s good. That’s all we can ask for.

Zumindest so spannend wie der Beziehungsaspekt war für mich die Tatsache, dass nun auch andere Personen wie A zu Wort kommen. Dadurch wird die Perspektive auf die Frage, was eine Person ausmacht, erneut erweitert. Die körperwandernden Personen beschreiben ähnliche aber zugleich vollkommen unterschiedliche Erfahrungen. Worauf es ankommt, ist wie die Person mit einer Situation umgeht. Täglich treffen wir Entscheidungen, die sich nicht nur auf uns selbst, sondern auch auf andere Personen auswirken. Ob wir dabei hauptsächlich auf unseren eigenen Vorteil schauen oder auf das Wohl anderer Menschen oder sogar auf das große Ganze – das macht in meinen Augen einen wesentlichen Aspekt der Persönlichkeit aus.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch kurz das Konzept Body neutrality erwähnen, das sich im weitesten Sinn auch im Text verorten lässt. Bei diesem Gegenkonzept zu Body positivity geht es nicht darum, den eigenen Körper um jeden Preis schön zu finden, sondern darum, dass es auf den Körper nicht so ankommt: der Mensch im Körper ist wichtiger als wie der Körper aussieht. Das Hadern mit dem eigenen Körper lässt sich im Allgemeinen nicht von einem Tag auf den anderen (und vielleicht überhaupt nie) vollständig ablegen. Aber der Gedanke, sich von der Doppelbelastung, den eigenen Körper perfektionieren und gleichzeitig den unperfekten Körper lieben zu müssen, verabschieden zu können, kann nicht oft genug geteilt werden.

But the whole point of love is to write your own version of normal.