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Bildband Sachbuch

Ernst Lauermann, Wolfgang Maresch – Seinerzeit in Stockerau

CN: Weltkrieg, Holocaust, Antisemitismus


Das zweite Buch über meine Heimatstadt (über das erste habe ich hier geschrieben) ist aus einer Facebook-Gruppe entstanden, die während der Lockdowns in der Corona-Pandemie gegründet worden war. Es beinhaltet Bilder und Geschichten aus den Jahren 1930 bis 1990, eine Zeitspanne, die sich am Ende schon mit meiner Lebenszeit überschneidet. Dementsprechend kann ich mich tatsächlich an manche der erwähnten verblichenen Gaststätten oder Geschäfte noch erinnern (zB an die Spielwarenhandlung Falk, die zu Weihnachten immer eine Modelleisenbahn im Schaufenster hatte, die durch Knopfdruck von außen gestartet werden konnte). Etwas traurig bin ich immer noch, dass die Bäckerei / Greißlerei Schwarz, in der ich als Schulkind oft meine Jause gekauft bekam, nicht erwähnt ist.

Bestätigt fand ich meine Vermutung aus dem ersten Post, dass die Bahnlinie von Wien Richtung Nordwesten lange in Stockerau endete. Wikipedia weiß, dass ab 27. Mai 1979 die Strecke bis Hollabrunn befahren wurde. Davor endete die S3-Strecke in Stockerau.

Köstlich amüsiert habe ich mich schon beim ersten Durchblättern des Buchs über die abgedruckte Speisekarte des Gasthofs „Zum Goldenen Schwan“. Darauf wird zum Beispiel die Speise „Garniertes Ei o.Schinkenrolle“ um 7 Schilling angeboten. Schinkenrolle habe ich als Kind nach dem Hallenbadbesuch im Hallenbadrestaurant gern gegessen. Das teuerste Gericht auf der überschaubaren Karte ist „1/2 Backhuhn m. gem. Salat“ um 30 Schilling. Erstaunt hat mich, dass auf dieser Speisekarte aus den 1970er-Jahren bereits „Thunfisch garniert“ angeboten wird. Neben den Mehlspeisen ist das einzige vegetarische Gericht auf der Karte „Champignons gebacken m. Sauce Tartar“ um 19 Schilling – ganz schön teuer im Vergleich zum „Rindsgulyas“ um 14 Schilling (dabei sind allerdings keine Beilagen verzeichnet).

Mit den Stockerauer Festspielen verbindet mich eine eigene Geschichte. Im Rahmen eines Schulprojekts führte ich gemeinsam mit zwei Freundinnen an einem Abend eine Befragung der Gäste der Stockerauer Festspiele durch. Das war vermutlich das erste Mal in meinem Leben, das ich auf einer Bühne stand und in ein Mikrofon sprechen sollte. Die Ergebnisse der Befragung waren jedoch ein Erfolg und wir wurden auch ausgezeichnet benotet für unseren Einsatz. (In diesem Jahr wurde übrigens „The King & I“ unter der Intendanz von Alfons Haider gespielt.) Aus dem Buch habe ich erfahren, dass die Stockerauer Festspiele 1964 unter Otto Kroneder mit der Aufführung von „Jeanne oder Die Lerche“ erstmals dokumentiert sind.

im Vordergrund ein reich mit Gold verzierter Mann in einem roten Gewand mit kurzen Hosen, im Hintergrund hält eine Dame in einem ausladenden weißen Kleid ein offenes Buch vor sich
Szenenfoto aus „The King & I“, im Vordergrund Alfons Haider als König von Siam, dahinter liest die Darstellerin der Anna aus einem Buch vor

Mehr Trivia:

  • Erwähnt wird im Buch auch ein Auftritt von Drahdiwaberl und Falco am 19. Dezember 1981 in der Diskothek der Familie Gehnal. Auf dem dazugehörigen Plakat wird ein „Super – Show – Spektakel der Gruppe Dradiwaberl mit Falko“ (sic!) angekündigt. Vermerkt ist mit einem Stern außerdem „* Der Kommissar“.
  • Neu war mir auch, dass der Brunnen neben dem Rathaus im Jahr 1953 als Erinnerung an den alten Stockerauer Hafen errichtet wurde. Den Brunnen habe ich mir vorher noch nie genauer angesehen, ich hätte nicht sagen können, was für eine Figur da drauf steht.
Brunnen vor dem Rathaus, auf einem Steinsockel steht eine Person mit Umhang im Bug eines Bootes, der Bug ist von steinernen Wellen umkranzt
Donaubrunnen oder Schifferbrunnen, 1953 zur Erinnerung an den alten Stockerauer Donauhafen errichtet
  • „In Stockerau gibt es 60 registrierte Sportvereine.“
  • Die Texte, die in diesem Buch recht ausführlich sind und auch viele Zeitzeug:innen-Berichte enthalten, zeichnen sich stellenweise durch eine äußerst blumige Sprache aus:

Der Abriss [des alten Bahnhofsgebäudes] und der darauffolgende Neubau können als Werk von Kulturhunnen und Asphaltbarbaren bezeichnet werden.

  • In eine weitere Runde ging die Recherche zur ersten Ampel in Stockerau. In diesem Buch wird nämlich erzählt, dass am 3. September 1960 die erste Verkehrsampel am „Scharfen Eck“ in Betrieb genommen wurde. Das stellt einen Kontrast dar zu den Informationen, die ich im Rahmen meines Textes zum ersten Stockerau-Buch zum Kreisverkehr am Wimmer-Eck recherchiert hatte. Als dieser nämlich 2020 die dortige Ampel ersetzte, hieß es in vielen Artikeln, das wäre die älteste Ampelregelung Niederösterreichs gewesen. Belege für das eine oder andere konnte ich nach wie vor nicht auftreiben. Vielleicht finde ich in diesem Zuge noch heraus, wie so ein Stadtarchiv funktioniert …
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Bildband Sachbuch

Maria-Andrea Riedler – Das alte Stockerau

CN: –


Kürzlich habe ich selbst einen Geocache versteckt und veröffentlicht, es soll der Start einer neuen Reihe werden. Im Zuge dessen kommt es hier erstmals zu einer umgekehrten Verknüpfung meiner beiden Hobbies Lesen und Geocaching: Ich habe mir Bücher ausgeliehen, um für zukünftige Geocaches meiner Reihe zu recherchieren. Dabei verschlug es mich in eine Abteilung der Hauptbücherei, deren Existenz mir nicht mal bewusst war: es gibt Abteilungen mit Büchern zu allen Bundesländern Österreichs und in der Abteilung zu Niederösterreich fand ich neben vielen Büchern über die Wachau und andere bekannte Gegenden tatsächlich auch zwei Bücher über meine Heimatstadt Stockerau. Mit dem ersten befassen wir uns in diesem Post.

das Konvikt in Stockerau, ein gelbes Haus mit weißen Verzierungen, rechts halten zwei Hände ein Buch ins Bild, auf dem dasselbe Gebäude zu sehen ist
Das Konvikt in Stockerau, zwischen 1894 und 1896 als Schülerheim errichtet, heute als Internatsgebäude für die Berufsschule für KFZ-Technik genutzt.

Das Buch besteht hauptsächlich aus alten Stadtansichten, die damals als Ansichtskarten produziert wurden. Jedes Bild ist mit einem kurzen Text versehen, am Anfang des Buchs befindet sich ein Geleitwort des zum Zeitpunkt der Erscheinung (2016) amtierenden Bürgermeisters Helmut Laab und eine Chronik mit wichtigen Daten der Stadt. Das Geleitwort möchte ich deshalb erwähnen, weil ich durch weiterführende Recherche eine bei mir seit ewig falsch abgespeicherte Information korrigieren konnte: Der Stockerauer Kirchturm ist tatsächlich der höchste von Niederösterreich (Platz 9 in der Liste der höchsten Sakralgebäude Österreichs, ich hatte immer gedacht, es wäre der Zweithöchste) und Mariazell liegt in der Steiermark.

Stadtansicht von Stockerau mit zwei Kirchtürmen und einem markanten Gebäude mit Kuppel am rechten Bildrand, im Vordergrund ein Buch, das eine alte Ansicht desselben Orts zeigt, auf dem diese drei Gebäude erkennbar sind
Stockerau, Kreuzung von Hauptstraße, Stögergasse und Grafendorferstraße, heute geregelt als Kreisverkehr mit einem Brunnen in der Mitte

Der Kirchturm ist tatsächlich ein weithin sichtbares Gebäude, das viele Stadtpanoramen entscheidend prägt (damals wie heute). Die Ansicht von der Eduard-Rösch-Straße aus mit den beiden Kirchtürmen und dem markanten Gebäude, das in meiner Jugend noch das Café Wimmer war und heute einen Optikfachbetrieb beherbergt, ist heute wieder etwas näher an die Ansicht von damals gerückt. Seit 2020 regelt hier ein Kreisverkehr statt einer Ampel den Verkehr, was unter anderem deshalb interessant ist, weil es sich um die „älteste Ampelregelung Niederösterreichs“ gehandelt haben soll (eindeutige Belege dafür konnte ich nicht auftreiben).

Es gibt aber auch viele andere Gebäude, die schon mehr als 100 Jahre bestehen. Zusammen mit dem Fotografen habe ich bereits einige dieser Gebäude besucht und deren heutige Ansicht mit der im Buch dargestellten verglichen. Der Fotograf machte mich außerdem darauf aufmerksam, dass die im Buch abgebildeten Ansichtskarten großteils wohl hand-coloriert sind, also eine Schwarz-Weiß-Fotografie, auf die nachher Farbe aufgemalt wurde. Im Zuge weiterführender Recherche hat der Fotograf dann die Ansichtskarten-Datenbank der Österreichischen Nationalbibliothek gefunden, die auch Material zu Stockerau enthält.

Jahn-Turnhalle, erbaut 1884, davor halten zwei Hände ein Buch ins Bild, auf dem dasselbe Gebäude zu sehen ist
Automobilmuseum Stockerau, erbaut 1884 als Jahn-Turnhalle

Andere interessante Erkenntnisse:

alte Ansichtskarte mit einem Stadtpanorama von Stockerau mit dem Turm der Stadtpfarrkirche, im Vordergrund die Häuserzeile der Pampichlerstraße
Panorama mit Pfarrkirche, Stockerau, 275m Seehöhe, N.-O e., Pampichlerstraße Quelle: Österreichische Nationalbibliothek http://data.onb.ac.at/AKON/AK046_248
  • Stockerau hat eine Vergangenheit als Industriestadt, die Maschinenfabrik Heid war mir schon in meiner Kindheit ein Begriff. Einen Überblick über diese Industrievergangenheit bietet unter anderem der Adventure Lab Cache Industriestadt Stockerau.
  • Die heutige evangelische Pfarrkirche war zu Beginn eine Synagoge. „1938 wurde die Synagoge der evangelischen Gemeinde zur Religionsausübung zugewiesen, entsprechend umgestaltet und in Lutherkirche umbenannt.“
eckiges Kirchengebäude mit Turm in der Mitte, über dem Haupteingang ein großes Holzkreuz, links vor der Kirche steht ein Straßenschild mit dem Namen „Friedensplatz“ in mehreren Sprachen
Lutherkirche in Stockerau, erbaut ursprünglich als Synagoge
  • Auf allen Bildern von Straßen und Plätzen in der Stadt fällt eines deutlich ins Auge: keine Autos! Auf einem Bild des Sparkassaplatzes gehen kreuz und quer Menschen spazieren, eine Aufteilung in Straße/Parkplätze/Fußgänger:innenwege gibt es nicht. Dasselbe gilt für die Aufnahmen vom Rathausplatz (der heute hauptsächlich als Parkplatz genutzt wird). Nur einzelne Pferdefuhrwerke sind auf den Bildern zu sehen.
alte Postkartenansicht, Rathautplatz in Stockerau mit Dreifaltigkeitssäule, heute ist dieser Platz ein Parkplatz, damals kein einziges Auto zu sehen
Rathaus mit Dreifaltigkeitssäule, Stockerau, N.-Oe. Quelle: Österreichische Nationalbibliothek http://data.onb.ac.at/AKON/AK021_121
  • Auf einem Bild ist deutlich ersichtlich, dass Stockerau 1913 einen schiffbaren Donauarm hatte. Es gab in Stockerau einen Donauhafen direkt neben dem heutigen Bahnhof! Ein Bild aus dem Jahr 1930 zeigt die heute an den Eisenbahngleisen endende Brücke (die Gleise dürften damals nicht über Stockerau hinaus geführt haben) mit einem Mauthäuschen.

Brücke mit Bögen links und rechts, die Brücke endet an Eisenbahngleisen, im Hintergrund ist der Kirchturm von Stockerau zu sehen, vorne hält eine Hand ein Buch in das Bild, in dem zwei alte Ansichten der Brücke zu sehen sind

Das zweite Buch zu Stockerau beschäftigt sich mit dem Zeitraum 1930–1960. Bin schon gespannt, ob es mich auch so lange beschäftigt wie dieses.

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Erfahrungsbericht Sachbuch

Natasha Lunn – Conversations on Love

Kürzlich Vor viel zu langer Zeit habe ich auf meinem Mastodon-Account nach Leseempfehlungen gefragt:

Ich würde gern mehr lesen:
* von Selfpublishing-Autor:innen
* über nicht-traditionelle Lebensformate/Lebensumstände (Polyamorie, queer, trans, adhd/autism, disabled)
* Memoir, real-life-stories, persönliche Erfahrungen

Die gesammelten Empfehlungen findet ihr weiter unten nach der heutigen Buchrezension.


CN: Fehlgeburt, Tod von nahestehenden Personen, Trauer


[…] love is a lifelong project, a story that we can’t skip to the end of. How lucky are we, to know we will never finish it? Because there is never a final page, only a series of beginnings.

Die Autorin unternimmt eine Reise durch die verschiedenen Formen der Liebe, die uns im Verlauf unseres Lebens begegnen (können). Sie führt Interviews mit Menschen über unterschiedliche Beziehungsformen (nicht im Polyamory oder No-Mono-Sinn, sondern einfach die unterschiedlichen Formen der Beziehungen, die wir mit anderen Menschen haben können, wie mit Eltern, Geschwistern, Partner:innen, Freund:innen, …) und untersucht dabei implizit auch die verschiedenen Rollen, die wir in diesen Beziehungen annehmen können.

We have this romantic ideal that we will find ‘The One’, a soulmate, a one and only. And in this romantic union, we believe that we are also ‘The One’ for our partner. We believe we are unique, irreplacable and indispensible.

Im Rückblick auf ihre früheren Versuche, romantische Liebe zu finden, geht die Autorin auch kritisch mit ihrem jüngeren Selbst ins Gericht. Sie hinterfragt, warum wir romantischen Beziehungen so viel mehr Wert geben als Freundschaften? In Polyamorie-Thematik kommt diese Frage üblicherweise in der Form: Warum soll ich mehrere Freundschaften haben können, aber nicht mehrere romantische Partnerschaften? Beides geht jedoch in eine ähnliche Richtung: Warum bewerten wir Freundschaften anders als romantische Partnerschaften?

Sie kommt zu dem Schluss, dass es eine Falle sein kann, romantische Liebe als die Lösung unserer Probleme zu sehen. Zu oft klammern wir uns an Illusionen, wir verlieben uns nicht in die Person, die vor uns steht, sondern in unsere Vorstellung von dieser Person. Ein anderes wiederkehrendes Thema ist der kapitalistische Druck, unter dem wir in der westlichen Welt heute täglich stehen: Die Werbung suggeriert uns, dass wir immer noch mehr, immer noch etwas Besseres haben könnten. Das kann unbewusst dazu führen, dass wir nie zufrieden sind mit dem Leben, mit der Partnerschaft, die wir jetzt gerade haben.

Im Zusammenhang mit ihrem Wunsch nach Elternschaft, der zuerst zu einer Fehlgeburt führt, gehen die späteren Kapitel des Buchs sehr in Richtung Trauer und was der Verlust von geliebten Menschen bedeuten kann. Mehrere Dinge passieren gleichzeitig oder ineinander verwoben:

  • Die Liebe für die verstorbene Person geht nicht weg.
  • Die Trauer um den Verlust der Person begleitet uns unser weiteres Leben lang.
  • Oft ist es nicht nur die Trauer um diese Person, sondern um ein Stück unserer eigenen Identität, das wir mit dieser Person verloren haben.

How do you mourn the loss of a future you never really had?

Die traurige Realität ist, dass wir niemals völlig über Trauer hinweg kommen. Wir lernen nur, damit zu leben.

Ich habe unzählige Zitate mehr aus diesem Buch heraus geschrieben. Aber ich glaube, jede:r sollte es selbst lesen, um sich das herauszuholen, was zu seinem eigenen aktuellen Leben, zur aktuellen Liebes- und Beziehungssituation passt. Wenn ihr gerade selbst mit dem (unerfüllten) Wunsch nach Elternschaft ringt, ist das vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, dann könnte euch das Buch zu nahe gehen.

Abschließend möchte ich noch einige der interviewten Personen aufzählen, viele von ihnen haben selbst Bücher veröffentlicht, die ich auch schon gelesen und beschrieben habe, alle sehr empfehlenswert:


Kürzlich Vor viel zu langer Zeit habe ich auf meinem Mastodon-Account nach Leseempfehlungen gefragt:

Ich würde gern mehr lesen:
* von Selfpublishing-Autor:innen
* über nicht-traditionelle Lebensformate/Lebensumstände (Polyamorie, queer, trans, adhd/autism, disabled)
* Memoir, real-life-stories, persönliche Erfahrungen

Und ich habe eine Flut an Empfehlungen bekommen! Ursprünglich habe ich versucht, mir jede Empfehlung zumindest oberflächlich anzusehen, um sie einordnen zu können. Da ich das aber 6 Monate danach noch immer nicht geschafft habe, veröffentliche ich hier eine vollständige Liste aller Empfehlungen, teils mit mehr oder weniger Background, je nachdem, wie es mir möglich war.

Die Genre-Zuordnungen sind von mir und beruhen nicht auf den Texten bzw. Meinungen der empfehlenden Personen (außer wenn konkret als „Zitat“ ausgewiesen). Ich hätte das gerne alles genauer gemacht, aber dann wäre dieser Post wohl nie fertig geworden … daher sind hier teilweise mehr oder weniger Infos verfügbar, gegebenenfalls werde ich später noch welche ergänzen, wenn ich mich mit den Empfehlungen näher befasst habe.

Sachbücher

Emilia RoigDas Ende der Ehe: Über dieses Buch habe ich bereits im Lila Podcast gehört (Empfehlung, ich fand die Episode interessant). Es ist ein Sachbuch und hinterfragt, wie die Institution der Ehe gesellschaftliche Strukturen tradiert und Geschlechterrollen normiert.

Leena Simon – Digitale Mündigkeit: Dieses Buch habe ich tatsächlich schon im Regal der ungelesenen Bücher stehen, weil ich letztes Jahr dachte, ich würde es für eine Hausarbeit benötigen, die ich dann aber aus Gründen nicht geschrieben habe. Das Sachbuch hinterfragt Chancen und Risiken der Digitalisierung, erklärt den bildungswissenschaftlichen Begriff der Mündigkeit und seine Bedeutung für Freiheit und Demokratie in unserem digitalisierten Zeitalter.

Tanja Kollodzieyski beschäftigt sich mit Ableismus

Durchgeschüttelt und auf den Kopf gestellt von Petra Lachinger

Hannah C. Rosenblatt

Romane (verschiedener Genres)

Self-Publishing-Autorin Anni Bürkl schreibt Krimireihen mit Schauplätzen im Ausseer Land sowie in Wien, unterhaltsame Literatur, aber auch Zeitgeschichte. Wir sind auf Mastodon miteinander bekannt, ich habe kürzlich zwei ihrer Bücher „testgelesen“. Ihre Reihe „Haus der Freundinnen“ bestehend aus drei Büchern habe ich mir auf die Leseliste gesetzt.

Self-Publishing-Autorin Nike Leonhard schreibt Fantastik: „rachsüchtige Geister, zweifelhafte Heilige, betrügerische Vampire, verärgerte Dryaden und ähnliches. Liebe und Romantik kommen vor, sind aber nur ein Aspekt von vielen“.

Maike Claußnitzer (@ardeija@literatur.social) ist als Übersetzerin tätig und schreibt selbst historische Fantasy in Form von Romanen und Geschichten. In ihrem Roman Tricontium (Leseprobe, PDF) versuchen eine Richterin, ein Hauptmann und ein Dieb die Hintergründe eines Spukgeschehens aufzuklären. Dieses Buch habe ich auf meine Wunschliste gesetzt und bin gespannt darauf.

Amalia Zeichnerin (@amalia12@mastodon.social) schreibt viktorianische Krimis, Phantastik und Romance und zeichnet Fantasylandkarten und Charakterportraits. Ihre Landkarten sind wunderschön, ihr könnt Beispiele unter diesem Link sehen. Speziell ihre Reihe „Hexen in Hamburg“ („eine Mischung aus Urban Fantasy, Cosy Mystery und magischem Realismus“) wurde mehrfach empfohlen und ich werde auf jeden Fall mal reinlesen.

Sanguen Demonis von @anna_zabini (diesen Account scheint Anna aufgegeben zu haben) klingt für mich auch sehr spannend, spielt in Wien und wird vom Verlag als Dark/Urban Fantasy LGBTQIA+ Roman beschrieben. Eine Leseprobe gibt es auf der Webseite des Verlags. 

Derselben Person gefiel auch „Knochenblumen welken nicht“ von Eleanor Bardilac (das Buch ist bei den großen Onlinehändler:innen zu finden). Aus dem Verlagstext:

Das erfrischend andersartige Fantasy-Debüt von SERAPH-Gewinnerin Eleanor Bardilac begeistert mit vielschichtigen Charakteren, einer packenden Story und einer detailreichen Götterwelt.

Die Fortsetzung „Knochenasche rottet nicht“ ist im Ohne Ohren Verlag erschienen.

Mehrmals empfohlen wurde Judith Vogt (@Atalante), speziell ihre Werke Anarchie Déco und Schildmaid. Schildmaid wird als eine „moderne Interpretation nordischer Sagen“ beschrieben und spielt in einem Wikinger-Milieu. Über Schildmaid schrieb eine andere Person:

Das hat die schönste trans Repräsentation, die ich bisher in einem Fantasytitel gelesen habe.

Anarchie Déco spielt im Berlin der 1920er-Jahre, jedoch inklusive magischer Elemente, die diese Epoche in ein anderes Licht rücken. Beides klingt für mich sehr spannend, ich verfolge auch die Serie von Volker Kutscher, die im Berlin dieser Zeit spielt, mit großem Interesse. Auf ihrer Webseite finden sich neben Romanen und Hörspielen auch Rollenspiele.

Ace in Space

So ziemlich alle meine Kriterien dürfte Romy Wächter erfüllen, sie wurde mehrmals empfohlen, in ihrem Mastodon-Profil schreibt sie:

Meine #queer.en Werke behandeln u. a. die Themen #Autismus #BDSM #Liebe #Asexualität #Polyamorie #Partnerschaftsgewalt #Depression #Psychologie #MentalHealth #Suizidalität #Feminismus

Die Trilogie klingt für mich so spannend, dass ich eigentlich sofort loslesen möchte (aber dann würde dieser Post niemals fertig … ihr wisst schon …):

Vor dem Hintergrund eines Kriminalfalls entspinnt sich mit Paranuit ein queerer Entwicklungsroman von hoher erzählerischer Dichte, in dem sich erotische, spannende und psychologische Elemente ineinanderfügen. Minutiös und dialogverliebt wird die Entstehung zwischenmenschlicher Beziehungsgeflechte abgebildet.

Lana Harper – ‘Payback’s a Witch’ und die anderen Romane der Reihe

Gennadi Ratson – Dunkel am Ende des Lichts

Ifleria-Reihe von Effie Calvin („Prinzessinnen, die Prinzessinen heiraten, Drachen und viel Fantasy-Content“)

die Bücher von Vicorva

Die Haptik der Wände von @skalabyrinth (muss ich mir unbedingt anschauen, ich war begeistert von Wenn es nicht passiert)

Maschinenmacht von E. V. Ring

Akwaeke Emezi: „Pet mit gebärdendem trans Teen als Hauptperson, The Death of Vivek Oji, Freshwater und You made a Fool of Death with your Beauty

Lieselotte Luft

Ergänzung August 2024:  skye gänseblum – Die Träume sind kaputt Eine Geschichte, in der queere Charaktere mit Neopronomen und chronischen Krankheiten im Mittelpunkt stehen und zusammen auf eine Reise durch Traumwelt und Realität gehen. Große Empfehlung!

Verschiedenes

Queer*Welten: Mastodon, Website, Verlag

Queer*Welten ist ein alle sechs Monate erscheinendes queerfeministisches Science-Fiction- und Fantasy-Zine, das sich zum Ziel gesetzt hat, Kurzgeschichten, Gedichte, Illustrationen und Essaybeiträge zu veröffentlichen, die marginalisierte Erfahrungen und die Geschichten Marginalisierter in einem phantastischen Rahmen sichtbar zu machen.

Poetry von Justin Chin, z.B. “Gutted” (Englisch)

Eva Maria Wohlfahrter hat auf ihrem Bl0g Gespräche mit schwer traumatisierten Menschen veröffentlicht.

Kurzgeschichte „LichtTraum“ von I. L. Villiam: „Lunarpunk, möglicherweise Slice of Life“

Quellen / Listen

Libreture ist eine Sammlung von Webseiten, wo es DRM-freie Bücher, Comics oder Magazine zum Download gibt. Zuerst hat mich die Aufmachung etwas überfordert. Am ehesten hilft aber die Suche nach einem Genre weiter, wie auch ganz oben auf der Seite empfohlen wird. Mit Suchbegriffen wie „sci-fi“, „speculative fiction“ oder „cozy crime“ findet ihr hier am ehesten, was euch interessieren könnte. Ich habe mir ein paar der verlinkten Webseiten angesehen, darunter waren:

  • Silver Sprocket: „independent publisher championing socially conscious and independently produced comic books, graphic novels, and related arts.“ Im Online-Store findet ihr Comics + Zines, T-Shirts, Patches, Sticker, Music und Pins.
  • Qindrie Press: an independent comics publisher based in Edinburgh, Scotland, founded by comic creator Eve Greenwood in 2020. Die Werke gibt es jeweils als Buch oder als PDF-Download zu erwerben, wobei die PDF-Downloads sehr günstig sind. Ins Auge gestochen ist mir When I Was Me: Moments of Gender Euphoria (PDF-Download: 4 GBP).
  • Morgana Best: „writes cozy mysteries packed to the brim with compelling plots, quirky characters, and a furry friend or two“. Sie schreibt Serien, also für alle, die gerne binge-lesen, es gibt genug Material. Außerdem enthält ihre Webseite süße Tierfotos ;-)

Weiters wurde empfohlen die Buchliste: „Phantastik mit Diversität“ gepflegt von Amalia Zeichnerin von 2019–2022. Es handelt sich um ein Google Doc, in dem mittels Suchfunktion bequem nach verschiedenen Queer-Themen gesucht werden kann.

Literaturliste zu Progressiver Phantastik fürs Brecht-Haus von Judith Vogt

Und hier noch eine Quelle, die ich mir selbst vor Kurzem in die Bookmarks gespeichert habe: Möchtegern hat in ihrem Autorinnenblog über queere Buchbegegnungen beschrieben. 

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English Erfahrungsbericht Ratgeber Sachbuch

Dr Devon Price – Unmasking Autism

CN: Es handelt sich hier um ein Sachbuch, in dem unter anderem unterschiedlichste Formen von Diskriminierung erwähnt und teilweise auch beschrieben werden.


Dieses Buch wurde mir geliehen von einer nahestehenden Person. Obwohl ich vor der Lektüre schon Kenntnisse über Autismus hatte (unter anderem aus Kontakten und Gesprächen mit neurodivergenten Personen), habe ich hier so dermaßen viel gelernt, dass ich das Buch wirklich jede:r Leser:in empfehlen will. Es zeigt eine Perspektive auf eine Form der Behinderung, die oft nicht als solche (an-)erkannt wird, die den Betroffenen aber das Leben in vielfacher Hinsicht erschwert.

Because so many of us mask through inhibition and withdrawal, we might not stand out as socially awkward, at least not in a way anyone can pinpoint. Though many of us experience sensory issues, anxiety, meltdowns, and debilitating mental health symptoms, we push as much of that misery into the private realm as possible. Our elaborate veils of coping mechanisms and camouflaging can create the illusion we don’t need help.

Dr Devon Price erzählt aus eigener Erfahrung und aus Gesprächen, die er mit vielen autistischen Personen geführt hat. Oft geht es darum, dass Autismus erst im Erwachsenenalter diagnostiziert wird (wenn überhaupt), weil viele Menschen unter Autismus nur das klassische „Vollbild“ (so nennt es meine Therapeutin) kennen, wie es in den Medien manchmal als Klischee vorkommt. Autistische Menschen sind aber nicht nur Mathegenies, die soziale Normen nicht verstehen oder mit anderen Menschen erst gar nicht klarkommen. Der Begriff Autismus-Spektrum sollte eigentlich verdeutlichen, dass es unendlich viele verschiedene Ausprägungen von Autismus gibt und daher auch autistische Menschen unterschiedliche Arten von Unterstützung benötigen. Hierfür gibt es nach meiner Meinung in der Gesellschaft nicht ausreichend Bewusstsein.

Hervorheben möchte ich auch, wie in diesem Buch der Unterschied zwischen „identity-first“ (autistic person) und „person-first“ (person with Autism) in der Sprache erklärt wird. Wenn die Formulierung „Person mit Autismus“ verwendet wird, dann erklären Menschen das oft so, dass sie die bezeichnete Person nicht durch ihre Behinderung definieren wollen. Die Formulierung distanziert aber gleichzeitig die Person von ihrem Autismus, der ein Teil ihrer Persönlichkeit ist.

When people use person-first language, they often say it’s because they don’t want disabled people to be defined by their disability. However, phrases like “person with Autism” distance a person’s disabled status from their humanity in a way that can be quite harmful. Autism is not a thing that is added on to a person – it’s integral to their life and cannot be removed from who they are.

Einen großen Platz nimmt auch die Kritik des (US-amerikanischen) Gesundheitssystems ein, das Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe systematisch diskriminiert. Studien, die belegen wollen, dass Autismus am häufigsten bei weißen Jungen in einem gewissen Alter vorkommt, sind daher rundheraus abzulehnen, weil sie einfach die hohe Dunkelziffer an nicht-diagnostizierten Personen ignorieren. Auch thematisiert wird das generelle kapitalistische Leistungsprinzip, das den Wert eines Menschen nach seiner Leistungsfähigkeit oder Produktivität bemisst. Sagen wir es gemeinsam: Alle Menschen sind gleich wert. Der Wert eines Menschen bemisst sich nicht durch seine Leistung. Menschen sind keine Ressourcen.

Under a capitalist, Industrial Time framework, any project that is abandoned or left unfinished is seen as a “failure” – time wasted because it didn’t result in a clear end product. But when we look at time as a series of cycles and spirals with goals that are ever-shifting, we can recognize that the learning and reflection we put into an aborted project (or even into masking) often pays off, just not in the way we expected. Every disappointment or failure teaches us something about what we want, and what is best for us.

Neben diesen Erklärungen und Einordnungen bietet das Buch auch konkrete Hilfestellungen für Betroffene und Angehörige. Letztlich hat mich eine Geschichte aus dem letzten Kapitel besonders berührt. Es erzählt von einer Familie, in der eines der Kinder eine Autismus-Diagnose erhält. Um diesem Kind das Leben zu erleichtern, stellt die Familie ihr Leben um, zieht aus der Stadt aufs Land, verbringt mehr Zeit in der Natur und entschleunigt im Ganzen ihr Leben. Die nicht-autistische Mutter dieses Kindes reflektiert im Gespräch mit Dr Devon Price darüber, wie dieser Prozess das Leben der gesamten Familie verändert hat. Es stellte sich also heraus, dass, was gut für das autistische Kind ist, für die ganze Familie gut ist.

In diesem Sinne möchte ich mit einem weiteren Zitat schließen, das konkrete Hilfestellung für autistische Menschen gibt. Ich bin mir jedoch sicher, dass wir davon alle profitieren könnten:

On a practical level, how can an Autistic person learn to embrace spiral time? Marta Rose says it comes down to two points:

1. Expand the time frame you use to gauge productivity and success. Take the “long view” of your life. Don’t be afraid to cycle back to old projects, or let a passion go when it’s not serving you.

2. Slow down. Stillness helps neurodivergent minds process the huge quantities of data we take in.

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Erfahrungsbericht Reise Sachbuch

Maria Kapeller – Lovely Planet

CN dieses Buch: –
CN dieser Post: –


„Jene aber, die so gereist werden, fahren nur an vielem Neuen vorbei und nicht ins Neue hinein, alles Sonderbare und Persönliche eines Landes muss ihnen notwendig entgehen, solange sie geführt werden und nicht der wahre Gott der Wanderer, der Zufall, ihre Schritte lenkt.“ (Stefan Zweig)

Die Journalistin und Autorin Maria Kapeller versammelt in diesem Buch Recherchen zu verschiedenen Reisethemen. Sie ruft zu einem langsameren Reisen auf, leitet her, warum es so wichtig ist, Flüge zu vermeiden („Die An- und Abreise […] bilden mit rund 80 Prozent den größten Brocken an CO2-Ausstoß während einer Reise“) und untersucht den Reisetrieb der Menschen; also, was uns überhaupt dazu treibt, unbekannte Orte erkunden zu wollen.

Ich hätte viele Leben haben können, aber dankenswerterweise habe ich dieses meine. Es ist nicht selbstverständlich, eine Krankenversicherung, ein Dach über dem Kopf und sauberes Trinkwasser zu haben. Auch die Erkenntnis, dass Menschen trotz materiellem Mangel zufrieden und lebensfroh sein können, haben viele Reisende schon gemacht. Wer die Fähigkeit hat, dankbar zu sein, führt ein glücklicheres Leben.

Reisen, das nicht nur auf möglichst Social-Media-taugliche Fotos ausgerichtet ist, kann dazu führen, dass sowohl die Reisenden als auch deren Umfeld und die bereisten Gebiete von den Effekten des Reisens profitieren. Maria Kapeller führt aus, wie das In-Kontakt-Kommen mit fremden Menschen und Kulturen die Wahrnehmung der Reisenden von der Welt verändern können. Allerdings nur wenn diese das auch zulassen und sich nicht von rein gewinnorientierten Pauschalreisenanbieter:innen durch exotische Gebiete karren lassen. Ein langsameres Reisen, das sich nicht am Abhaken einer Bucket List orientiert, sondern ein tatsächliches In-Kontakt-Kommen ermöglicht, kann dazu führen, dass sich unser Weltbild verändert und wir mit neuen Ideen und neuer Energie zum Verbesssern der Welt nach Hause kommen.

Die These hinter diesem Gedankenspiel: Wer genauer hinschaut, wird demnach automatisch Teil eines Veränderungsprozesses auf dieser Welt, weil das Hinschauen zum Umdenken und Handeln führt.

Die Autorin lässt aber auch nicht unhinterfragt, ob es nicht möglich wäre, die erwünschten Effekte auch ohne oder mit verträglicheren Formen des Reisens zu erreichen. Oft ist es nur das temporäre Aussteigen aus dem eigenen Alltag, das erlebe ich bei mir selbst immer wieder. Weg aus dem eigenen Umfeld zu sein, die Kleinigkeiten im eigenen Leben, die endlich mal Aufmerksamkeit benötigten, zurücktreten zu lassen und mehr in der Gegenwart zu leben und den Augenblick zu genießen. Das ginge jedoch genauso gut im Waldviertel wie in einem weit entfernten Ausland.

Der springende Punkt dabei ist aber nicht das Reisen an sich. Man muss nicht zwingend in ein Flugzeug steigen oder weit wegfahren, um sich zu erholen. Ausschlaggebend ist, sich aus dem Alltag und seinem Umfeld herauszunehmen.

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass mich die Bekehrung der Autorin von einer reiselustigen Flugmeilensammlerin zu einer Aktivistin für langsamen und nachhaltigen Tourismus mit einem etwas seltsamen Beigeschmack zurück gelassen hat. Es fühlt sich widersprüchlich an, wenn gerade ein Mensch, der in seinem Leben nach den eigenen im Buch angegebenen Maßstäben schon viel mehr CO2 verursacht hat, als in einem Leben zur Verfügung stünde, dann dazu aufruft, sein eigenes Flugverhalten zu hinterfragen. Natürlich ist niemand perfekt und wir können nicht nur, sondern wir müssen sogar unsere Meinungen und Einstellungen ändern, um die Klimakatastrophe noch irgendwie abmildern zu können. Nur scheint mir auch dieser Aufruf wieder an die Menschen gerichtet, die weniger ausrichten können. Das Flugverhalten von einzelnen Bürger:innen wird die Klimakatastrophe nicht verhindern, wenn reiche Menschen weiterhin mit Privatflugzeugen durch die Gegend jetten und dafür nichtmal entsprechende Steuern zahlen müssen.

Alle Steuerbegünstigungen für Flüge / Flugzeuge / Flughäfen müssen umgehend aufgehoben werden und stattdessen in die Bahninfrastruktur investiert werden. So lange ein Flug einfacher zu buchen und billiger ist als eine Zugverbindung, werden die Menschen sich nicht für die Eisenbahn entscheiden. Flüge müssen entsprechend ihrer Umweltschädlichkeit bepreist und im Gegenzug der öffentliche Verkehr gefördert werden. Das mag (und soll ja auch!) dazu führen, dass sich Menschen weniger Flüge leisten können. Es führt aber auch dazu, dass Menschen in ihrem Alltag eine bessere Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln erhalten und ihren täglichen (!) Verkehrsmittelmix hin zu einer umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Situation verändern können. Denn was wir täglich tun, hat mehr Bedeutungs- und Veränderungskraft als das, was wir hin und wieder mal tun.

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Sachbuch

Dava Sobel, William J. H. Andrewes – Längengrad

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CN dieser Post: –


Die Feststellung der Geokoordinaten, an denen wir uns gerade befinden, ist heutzutage in unseren Smartphones verbaut. Wir verwenden sie selbstverständlich bei jeder Adressanfrage an unser Telefon und bei jeder Planung einer Fortbewegung. Unser Smartphone kennt anhand von GPS-Koordinaten (und WLAN-Identifier) die Orte, an denen wir uns häufig aufhalten und kann uns an Aufgaben erinnern, die nur an einem bestimmten Ort ausgeführt werden können (Georeminder).

Die Geokoordinaten und ihre Bestimmung haben eine wechselhafte Geschichte hinter sich. In diesem reichlich illustrierten Band erzählen die Autor:innen die Entwicklung der Seenavigation, die von Astronomen und Uhrmachern (ja, allesamt männlich) gleichermaßen geprägt wurde.

  • Galileo Galilei (1564–1642) entdeckte 1610 drei Jupitermonde, die er später zur Bestimmung des Längenunterschieds zwischen zwei Orten zu benutzen versuchte. Diese Methode der Monddistanzen wurde von vielen Wissenschaftlern verfeinert und sollte noch einige Jahrhunderte die Navigation entscheidend prägen.
  • Gemma Frisius (1508–1555) erdachte 1530 als Erster, dass eine ausreichend genaue mechanische Uhr zur Längengradbestimmung genutzt werden konnte. Bis zur Entwicklung dieser „ausreichend genauen Uhren“ vergingen jedoch noch Jahrhunderte.
  • Der zentrale Charakter der Geschichte der Lösung des Längengradproblems ist jedoch der Uhrmacher John Harrison (1693–1776). Harrison baute Zeit seines Lebens vier Schiffsuhren (H-1 bis H-4 genannt), die auf See die Zeit wesentlich genauer anzeigten als alle bisher bekannten Zeitmesser. Diese Genauigkeit erreichte er zum Beispiel durch die Erfindung des Rostpendels, das verhinderte, dass Temperaturschwankungen die Länge des Pendelstabs einer Pendeluhr verändern (und damit die Messung der Uhrzeit beeinflussen). Er verwendete für sein Rostpendel Stahl- und Messingstäbe, die unterschiedlich auf sich verändernde Temperaturen reagieren und damit die Veränderung der Länge des Pendels ausgleichen können. Das Rostpendel ist übrigens nach dem Grillrost benannt, dem es mit seinen parallel angeordneten Stäben ähnelt. John Harrison widmete sein Leben der Lösung des Längengradproblems und wurde dabei bis ins hohe Alter von den Mitgliedern der Längenkomission schikaniert. Den 1714 ausgelobten Preis für die Lösung bekam er nie zugesprochen.
  • John Hadley (1682–1744) leistete einen wesentlichen Beitrag zur Messung der Monddistanz sowie der Messung der Höhe der Sonne, des Mondes oder eines Sterns über dem Horizont auf See. Der von ihm erfundene Spiegelquadrant erleichterte wesentlich die Bestimmung von Distanzen auf See. Der Hadley’sche Quadrant bildete den Vorläufer des Sextanten, wie er heute noch zur Seenavigation verwendet werden kann.

Aus dem Quadranten entwickelte sich rasch ein noch genaueres Gerät, der Sextant, der mit einem Teleskop und einer größeren Meßskala ausgestattet war. Diese Verbesserungen erlaubten es, die sich ständig wandelnden Entfernungen zwischen Mond und Sonne beziehungsweise Mond und Sternen nach Einbruch der Dunkelheit exakt zu bestimmen.

Die Erstausgabe dieses Buchs erschien bereits 1998, wie mir im letzten Kapitel auffiel, wo erstmals der Begriff GPS verwendet wird. Dort heißt es noch, dass aus Sicherheitsgründen die Genauigkeit der Positionsbestimmung auf 100 Meter beschränkt würde. Diese künstliche Ungenauigkeit wurde am 2. Mai 2000 (in der Geocaching-Community auch bekannt als Blue Switch Day) abgeschaltet. Dadurch erlebte GPS einen Aufschwung in der Nutzung für Fahrzeugnavigation und in weiterer Folge auch in der Verbreitung GPS-basierter Spiele wie Geocaching.

Hervorheben möchte ich auch noch diese Anekdote:

In der Folge wurde der Ausdruck »den Längengrad finden« zum Synonym für ein aussichtsloses Unterfangen. »Die Länge« war ein so populäres Gesprächsthema und eine so beliebte Pointe von Witzen, daß der Begriff sogar in die zeitgenössische Literatur einging. In Gullivers Reisen beispielsweise soll der gute Kapitän Lemuel Gulliver erzählen, wie er sich das Leben als unsterblicher Struldbrug vorstellt. Er antwortet, er würde mit Vergnügen die Wiederkehr der Kometen beobachten, würde verfolgen, wie aus großen Flüssen seichte Bäche werden, und er würde »die Entdeckung des Längengrades, des Perpetuum mobile, der Universalmedizin und viele andere bedeutende Entdeckungen erleben, die zur größten Vollkommenheit gelangt sind«.

Im Buch wird immer wieder erwähnt, welche Stücke der damaligen Zeit im National Maritime Museum bzw. im Royal Observatory in London zu sehen sind (etwa die von John Harrison konstruierten Uhren H-1 bis H-4). Nach der Lektüre dieses mitreißend aufbereiteten Buchs wäre es natürlich noch mehr Freude, die Artefakte aus dieser Zeit tatsächlich im Museum sehen zu können.

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Sachbuch

Roman Sandgruber – Rothschild. Glanz und Untergang des Wiener Welthauses

CN dieses Buch: Holocaust, Krieg, Krankheit, Tod
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Für den absoluten Bewegungscharakter der Welt gibt es kein besseres Mittel als das Geld. Geld ist Schmiermittel und Geld ist Information. Ein Informationsvorsprung, damals mit Brieftauben und verschlüsselter Briefpost, dann mit Telegrafie und Telefon, heute mit Internet und Kryptografie, kann Geld bedeuten und viel Geld bringen.

Geschichte generell ist ja leider einer meiner Schwachpunkte. Natürlich habe ich in der Schule grob mitbekommen, was sich in den letzten hundert Jahren so getan hat. Zusätzlich habe ich noch ein paar Kenntnisse über bestimmte Epochen erworben, weil ich mich für bestimmte Personen interessiert habe (zB Kaiserin Elisabeth oder Wolfgang Amadeus Mozart). Größere bzw. langfristigere Zusammenhänge ergeben sich daraus aber nahezu gar nicht.

Gerade habe ich aus Interesse alle Posts aus diesem Blog aus der Kategorie Sachbuch durchgeschaut. Häufungen gibt es bei den Themengruppen Medien/Design/Fotografie, Theater/Musik, Selbsthilfe/Persönlichkeit und – für mich unerwartet – Religion. Geschichte hingegen kommt praktisch nicht vor.

Passend zu diesen Fakten habe ich zu diesem Buch auch nur gegriffen, weil es mit einem Literatur-Geocache in Verbindung steht. Als ich es in der Bücherei aus dem Regal genommen hatte, hätte ich es mir beinahe anders überlegt: ein Hardcover mit über 500 Seiten, definitiv kein Buch zum Herumtragen. Nun bin ich aber froh, dass ich mir die Mühe des Heimtragens gemacht habe, es war insgesamt schon sehr interessant.

Die Geschichte der Rothschild-Familie beginnt im 18. Jahrhundert und wird bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts verfolgt, als die Wiener Linie der Rothschilds mangels männlicher Nachkommen endete. Von der Frankfurter Judengasse aus arbeitet sich Mayer Amschel Rothschild empor, sein Sohn Salomon Mayer Rothschild begründet die Wiener Linie und die Wiener Privatbank Rothschild und bleibt in engem Kontakt mit seinen Brüdern, die in Frankfurt, London, Italien und Paris leben und arbeiten. Die Familiengeschichte hier im Detail nachzuzeichnen wäre kaum sinnvoll, ich möchte aber ein paar geschichtliche Highlights herausgreifen:

  • Nathaniel Rothschild besaß eine Sommervilla auf der Hohen Warte, zugehörig zur Gemeinde Reichenau. Diese wollte er in eine Stiftung für Tuberkulosekranke umwandeln, was der beliebten Fremdenverkehrsgemeinde gar nicht recht war. Ein Zitat aus einer Zeitung gibt deutlich wieder, wie zu Ende des 19. Jahrhunderts mit Kranken umgegangen wurde. Die gute Luft soll bitte den gestressten Stadtmenschen vorbehalten bleiben und die Kranken will man schon gar nicht sehen. Auch dass der unerwünschte Anblick kranker Menschen in dem Bericht VOR der Ansteckungsgefahr genannt wird, spricht Bände:

[…] dass gesunde Menschen oder solche, die zur Stärkung ihrer vom Stadtleben etwas mitgenommenen Nerven eine Sommerfrische aufsuchen, sich nicht eine solche wählen werden, wo ihnen auf Schritt und Tritt der peinvolle Anblick mitleidserregendster Krankheitsformen geboten wird und ihnen durch die Luftströmung eventuell Tuberkelkeime zugeführt werden […]

  • Eine Verbindung zu meinem früheren Interesse an Kaiserin Elisabeth ergab sich ebenfalls. Es wird berichtet, dass die Kaiserin am Tag vor ihrer Ermordung bei Caroline Julie Rothschild in ihrer Villa am Genfer See zu Gast war:

Man besichtigte die Kunstschätze und den weltberühmten Park mit den herrlichen Orchideenhäusern, Volieren und Aquarien. Gräfin Sztáray, die Hofdame der Kaiserin, berichtete später, Elisabeth habe schon lange keinen so hellen, wolkenlosen Tag wie diesen 9. September gehabt.

  • Der bereits oben erwähnte Nathaniel Rothschild war neben seinen wirtschaftlichen und karitativen Aktivitäten auch an Sport interessiert und 1894 an der Gründung des First Vienna Football Clubs beteiligt. Die Vereinsfarben Blau und Gelb, in denen noch heute gespielt wird, wurden anhand des rothschildschen Familienwappens gewählt.

Dennoch gilt er als der wichtigste Geburtshelfer des österreichischen Fußballs. Die Gründung des First Vienna Football Clubs, heute einfach „Vienna“, erfolgte am 22. August 1894 im Gasthaus „Zur schönen Aussicht“. Baron Nathaniel und sein Zentraldirektor Julius Schuster waren persönlich anwesend.

Das Buch wurde 2019 für den Preis Wissenschaftsbuch des Jahres nominiert. Obwohl sich der Autor sehr eng an die Quellen hält (das Quellenverzeichnis listet über 1.138 Verweise auf), ist das Buch flüssig zu lesen und lässt die Geschichte weniger staubig wirken, als sie sich von außen vielleicht anfühlen mag. Die vielen Fotos tragen dazu bei, einen Eindruck von den beschriebenen Epochen zu bekommen, in denen die Rothschild-Familie gelebt hat. Zum Final des Geocaches habe ich bereits eine Vermutung. Aber diese Geschichte wird vielleicht später auf einem anderen Blog erzählt ;-)

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English Sachbuch

Royal Observatory Greenwich – On The Line. The Story of the Greenwich Meridian

CN dieses Buch: –
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Bei meinem kürzlichen Aufenthalt im Vereinigten Königreich (das sich laut dem Verrechnungssystem meines Handynetzbetreibers immer noch in der EU befindet, klingt komisch, war aber aus Roaminggründen hilfreich) habe ich unter anderem das Royal Observatory Greenwich und den dort verorteten Prime Meridian besucht. Ich war überrascht, wie viele Menschen sich dafür interessierten, das können unmöglich alles Geocacher:innen gewesen sein … hier mein Bericht über die Geocaching-Erfahrung in Greenwich.

Weil der Tag so schön war und ich noch so viele Pläne hatte, habe ich das Museum nicht besucht, möchte dies aber irgendwann nachholen. Im Museumsshop habe ich mich jedoch mit einem „00° 00′ 00″-T-Shirt ausgestattet und das in diesem Post besprochene Büchlein zur Geschichte des Prime Meridians gekauft. Mit vielen Bildern, Skizzen und Grafiken werden hier die Grundlagen der Navigation von damals bis heute erklärt, die Unterschiede und Besonderheiten zwischen verschiedenen Zeitzonen erläutert und bekannte Persönlichkeiten vorgestellt, die diese Entwicklungsgeschichte prägten. Da es viele Bilder von historischen Karten enthält, kommt es nun außerdem auf den Stapel von Quellen für mein Kartenprojekt (hier erstmals öffentlich erwähnt, hoffentlich später mehr dazu).

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English Memoir Sachbuch

Anna Sale – Let’s Talk About Hard Things

CN dieses Buch: Tod, Krankheit, sexuelle Handlungen
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Die letzten Wochen hatte der Wahnsinn wieder mal ziemliche Saison. Mein Lebensrhythmus wurde mehrere Wochen am Stück völlig durcheinander gewirbelt. Wieder mal hätte ich woanders sein sollen und musste kurzfristig umplanen. Diesmal hatte ich selbst Covid. Milder Verlauf, freitesten nach 5 Tagen Absonderung. Diskussion mit der Stornoversicherung noch im Gange. Gleichzeitig scheint in diesen Wochen der Rest des Winters vergangen zu sein. Endlich beginnt der Frühling, auf den ich schon so lange warte.

Obwohl ich nicht schlimm krank war, konnte ich die Absonderung praktisch für gar nichts nützen. Halbherzige Versuche, in der Wohnung Dinge zu erledigen, die kaum zu irgendwas führten. Wie im ersten Lockdown. Plötzlich unendlich Zeit im eigenen Zuhause und trotzdem irgendwie wie gelähmt. Als die Absonderung dann vorbei war, folgten noch einige Tage bleierne Müdigkeit. Für immer mit dieser Zeit verbunden: die TV-Mini-Serien Little Fires Everywhere (gelesen vor etwas mehr als einem Jahr, TV-Umsetzung ausgezeichnet) und Nine Perfect Strangers (gelesen letzten Sommer, TV-Umsetzung in Ordnung).


Den Podcast Death, Sex & Money bekam ich vor einigen Jahren empfohlen und verfolge ihn seitdem kontinuierlich. Jetzt hat Podcast-Host Anna Sale ein Buch geschrieben und da ich mir vorstellen kann, dieses Buch auch anderen Personen weiter zu reichen, habe ich das Hardcover bestellt.

Wie der Podcast dreht sich auch das Buch um existentielle Themen: wie leben wir unser Leben, wie treffen wir Entscheidungen, wie verhandeln wir unterschiedliche Wünsche und Ziele mit den Menschen, mit denen wir unser Leben teilen? Die im Titel angedeuteten schwierigen Konversationen drehen sich neben den auch im Titel des Podcasts bereits aufgezählten Themen zusätzlich um Familie und Identität. Gerade beim Thema Identität reflektiert sie intensiv über ihre eigenen Privilegien, die ihr eine bestimmte Weltsicht nahelegen. Es geht dabei darum, dass etwa Menschen, die von sich selbst behaupten, sie würden keine Hautfarben sehen, damit gleichzeitig negieren, dass es überhaupt Unterschiede gibt. Sie leugnen dadurch, dass Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft unterschiedlich behandelt werden. Der folgende Absatz erläutert kurz diese Dissonanz zwischen dem eigenen Selbstbild und dem, wie Menschen von der Gesellschaft wahrgenommen werden:

For people who are used to fitting in – like, say, a straight, white, financially stable, married mom, albeit one from West Virginia – how you identify and how you are identified can feel one and the same. That is, you are missing a dimension of consciousness, so that when you do feel yourself profiled or categorized or summed up in a way that doesn’t feel authentic to your own self-concept, it feels wrong and unfamiliar. What it really is, though, is a way the world works that you haven’t been forced to notice.

Eine interessante Wiederbegegnung gab es für mich auch mit dem Konzept „radical acceptance“. Dabei geht es eben nicht darum, alles einfach mit uns geschehen zu lassen, sondern zu erkennen, dass wir manche Situationen einfach nicht ändern können. Anstatt sich am Ärger oder der Frustration über diese Situation festzuklammern, können wir diese Gefühle stattdessen loslassen und uns praktisch mit der Situation auseinandersetzen.

The radical part of radical acceptance is key, because it’s not just acceptance. Danielle is not telling studends to just concede or surrender. Instead, it’s learning to say, Even if I don’t like this, or I think it is unjust, I have to deal with this reality.

Zum Abschluss des Buchs relativiert die Autorin die Bedeutung von Gesprächen über schwierige Themen und gibt ihnen gleichzeitig eine klare Aufgabe. Gespräche allein lösen noch keine Probleme. Sie können zu mehr Verständnis und Verbindung zwischen den Menschen führen, sie können Klarheit schaffen. Durch Gespräche können wir versuchen, einander näher zu kommen und die essentiellen Gefühle des Lebens mit anderen Menschen aufzuarbeiten. Diese Gefühle gehen durch die Gespräche vielleicht nicht weg. Aber Gefühle auszusprechen, ihnen einen Namen zu geben und sie zuzulassen kann ein erster Schritt zum Frieden mit diesen Gefühlen sein.

But let me remind you that you are not starting a hard conversation to immediately resolve the intractable. Hard conversations offer you solace and pull you out of isolation. They let you voice truths you’d only half known, and listen to stories that you’d otherwise miss. They deepen connection and understanding. But they do not fix hard things. […] Rather, the goal is to try. When you start the conversation, you are taking responsibility to create more clarity than there was before. Healing and resolution may follow, but they only happen well after initial words have been aired and heard.

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English Sachbuch

Helen Scales – The Brilliant Abyss

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Dieses Buch ist mir versehentlich unter gekommen. Auf meine Liste hatte ich tatsächlich ein anderes zum selben Thema geschrieben (Below the Edge of Darkness: A Memoir of Exploring Light and Life in the Deep Sea) und als ich dieses Buch dann in der Liste der Neuerscheinungen in der OverDrive Library sah, kam es zu einer folgenschweren Verwechslung. Wobei die Folge wohl eher sein dürfte, dass ich beide Bücher lesen werde, weil das Thema einfach sehr interessant ist.

Helen Scales beschäftigt sich in diesem Sachbuch mit den Tiefen des Ozeans. Der tief gelegene Meeresgrund wird als letzte Wildnis auf unserem Planeten beschrieben (the last frontier), als von Menschen weitgehend unberührte Natur, in der sich Lebewesen tummeln, wie wir sie uns kaum vorstellen können. Manche von uns haben vielleicht ein Bild von einem Tiefsee-Anglerfisch im Kopf. Viele andere Lebewesen in der Tiefsee sind jedoch viel kleiner und weniger bedrohlich, aber deshalb nicht weniger interessant. Das Buch erzählt von knochenfressenden Bakterien, die auf Walkarkassen leben, biolumeniszenten Mikroorganismen, die bei Nacht aus der Twilight-Zone an die Oberfläche schwimmen, um sich zu ernähren; von Quallen und anderen Arten, die aufgrund ihrer körperlichen Fragilität schwierig zu fangen und zu studieren sind und von den Gefahren, die diesen Ökosystemen drohen.

After specimens have been brought up from the deep, microbiologists take mashed extracts and test them to see whether they might halt cancers or neurodegenerative diseases, or to see if they kill specific pathogens, such as those that cause malaria and tuberculosis.

Besonders interessant fand ich auch das Kapitel, das sich mit der Nutzung von Tiefseeorganismen in der medizinischen Forschung beschäftigt. Neu entdeckte Arten werden im Labor daraufhin getestet, ob ihre genetischen Codes gegen bekannte Krankheiten wirksam sein könnten.

‘The MSC doesn’t certify sustainable fisheries, it certifies managed fisheries.’ The two, as Le Manach points out, are not necessarily the same. […] Nothing prevents a fishery from picking a certifier that has a good track record in giving favourable outcomes, which creates an incentive for certifying agencies to leniently interpret the MSC’s standards. The certifier gets paid; the fishery gets its eco-label.

Informativ fand ich auch die detaillierten Einblicke in die Organisationen, die sich mit dem Schutz und der Regulierung des Meeres befassen. Noch nie gehört hatte ich etwa von der International Seabed Authority. Das MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) wiederum kenne ich von den gefrorenen Fischprodukten im Supermarkt, habe mich aber noch nicht im Detail damit beschäftigt, was dieses eigentlich konkret aussagt. Die Autorin hat diesbezüglich mit Expert:innen gesprochen und unterschiedliche Perspektiven beleuchtet. Die Problematik dabei ist, dass ein Gütesiegel nur so gut sein kann, wie die Standards, nach denen es vergeben wird. Wenn diese Standards bei der Zertifizierung dann noch lasch interpretiert werden, dann bleibt von dem gut gemeinten Hintergrundgedanken in der Praxis nicht mehr viel übrig. Gütesiegel können daher eigentlich nur das Gewissen beruhigen, entbinden uns aber nicht von der Verantwortung, uns selbst darüber zu informieren, welche Arten von Überfischung betroffen oder bedroht sind.

Leider musste ich beim Lesen dieses Buchs feststellen, dass die Libby-App bei einem Sachbuch dieser Art an ihre Grenzen stößt.

  • Der Inhalt verweist auf Fußnoten und Quellen, beides ist mit Hochzahlen markiert, somit kann die Leserin nicht unterscheiden, ob die aktuelle Zahl nun auf eine Fußnote oder auf eine Quelle verlinkt.
  • Die Zahlen verlinken auf die jeweiligen Seiten mit der Zusatzinformation, jedoch sind sie teilweise unfassbar schwer zu treffen. Selbst in der größten Schrifteinstellung brauchte ich manchmal mehrere Versuche, bis ich die Zahl so antippen konnte, dass auch tatsächlich der erwünschte Effekt eintritt.
  • Das Buch beinhaltet auch Abbildungen von Tiefseetieren, darauf bin ich jedoch nur aus Zufall gestoßen. Auf die Abbildungen wird nicht verwiesen und auch nicht verlinkt, sie sind allesamt am Ende des Buchs nach den Quellen versammelt und gehen somit komplett unter.

Bei Romanen sehe ich eigentlich schon lange keinen Grund mehr, diese auf Papier zu lesen. Bei Sachbüchern schaut die Lage aus unter anderem den oben genannten Gründen dann doch noch anders aus.