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English Roman

Cormac McCarthy – The Road

CN dieses Buch: Gewalt, Sterben, Tod, Mord
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Even now some part of him wished they’d never found this refuge. Some part of him always wished it to be over.

Von den Dystopien hab ich jetzt echt mal genug. In diesem Buch sind ein namenloser Mann und sein namenloser Sohn auf einer Straße unterwegs in den Süden. Eine Apokalypse unbekannter Quelle scheint das Land heimgesucht zu haben, nur wenige Menschen sind unterwegs, Lebensmittel sind knapp und schwer zu finden. Im Süden erhoffen sich die beiden Reisenden eigentlich nur wärmeres Wetter. Im Norden wird ihnen die Kälte das Leben bald unmöglich machen.

Ich musste das Buch zwischenzeitlich pausieren und dann in Sprints fertig lesen, weil ich mich nicht erinnern kann, jemals ein Buch so voller Verzweiflung und Resignation gelesen zu haben. Jeder einzelne Tag, jede einzelne Stunde, jeder einzelne Handgriff scheint für die beiden Reisenden eine einzige Qual zu sein. Wie aus obigem Zitat zu entnehmen ist, ist selbst das Entdecken eines Luftschutzkellers mit Massen an Vorräten kein wirklicher Grund zur Freude. Das Ende hab ich mir die ganze Zeit nicht vorstellen können. Und wusste dann auch nicht, was mir das Buch eigentlich sagen wollte.

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Erzählung

Nick Flynn – Bullshit Nights

Jedes Jahr seines Lebens ist ein Kapitel, das Leben selbst ist ein Buch.

Was tun, wenn der eigene Vater obdachlos wird? Selbst wenn dieser Vater abwesend war, keine Alimente zahlte, sich nicht um seine Kinder kümmerte, bleibt er doch der Vater? Diese Frage stellt sich der Autor Nick Flynn, der in diesem Buch (laut Klappentext) seine eigene Lebensgeschichte in manchmal blumige (ein Theaterstück über betrunkene Weihnachtsmänner und ihre Töchter) und manchmal weniger blumige (die Beschreibungen der Prozeduren im Obdachlosenheim) Worte fasst.

Auch hier zeigt ein Episodencharakter, dass es sich um Erinnerungen handelt und nicht um eine stringente Romanhandlung: Fragmente von Kindheitserinnerungen, Geschichten und Fotos, Momentaufnahmen eines Lebens, an die man sich auch Jahrzehnte später noch erinnert, weil sie sich emotional eingegraben haben. Bei den geradlinig erzählten Kapiteln stellt sich so schnell das Gefühl ein, hier einen erfundenen oder zumindest geschönten Teil vor sich zu haben.

Zwischen den Zeilen findet sich dann die wahre Geschichte: die Ziellosigkeit, die mit Obdachlosigkeit einhergeht. Es gibt keine Zukunft jenseits der Nacht, die der Obdachlose überstehen muss, ohne dass ihm auch noch die letzten Besitztümer geraubt werden. Dieselbe Ziellosigkeit prägt auch die Mitarbeiter des Obdachlosenheims. Nur sehr wenige Obdachlose schaffen es nach einer längeren Zeit auf der Straße wieder zurück in ein geregeltes Leben. Die Arbeit im Obdachlosenheim besteht also auch nur im Erhalten eines unbefriedigenden Status quo. Eine Verbesserung, irgendwelche Möglichkeiten für die Zukunft sind nicht in Sicht. Und doch muss es jeden Tag weiter gehen. Je nach Blickwinkel eine hoffnungslose oder hoffnungsvolle Aussicht. Es kommt immer ein neuer Tag.

Mein Vater, der in einem Pappkarton geschlafen hat, besteht auf zwei Millionen, besteht auf eine Scheune, um das Projekt, das sein ganzes Leben bestimmt, das Buch, an dem er schon vor meiner Geburt schrieb, anfangen oder vollenden zu können.