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Roman

James Michener – The Source

He asked his mother, “If a bee does so much good in the wadi and is tormented by an enemy as fatal as the bird …” He followed the fliegt of the dazzling predator and watched as it swooped down upon a bee returning from the flowers and then spit out the wings. It was an ugly incident and he said, “Is it possible that we also have enemies somewhere in the sky, waiting to pounce on us?” Again he paused, and then put into exact words the problem that had begun to torment his mother: “Suppose the rain has a spirit of its own? Or the sun? What then with our wheat?”

Sobald ich selbst lesen konnte (vielleicht aber auch schon davor), war meine Familie ständiger Gast in der Stockerauer Stadtbücherei. Meine Mutter, meine Schwester und ich teilten uns über Jahre einen Bibliotheksausweis. Woche für Woche schleppte meine Mutter kiloweise Bücher nach Hause und wieder zurück in die Bücherei. Damals las ich die deutsche Version Die Quelle, ich habe einen unfassbar dicken Wälzer in Erinnerung, den ich damals aber in der vorgeschriebenen Ausleihzeit von 2 Wochen problemlos weggelesen habe. Schon damals faszinierte mich die detaillierte Beschreibung der unterschiedlichen Epochen und die geschickte Strukturierung der Geschichte, die am Ende alle Fäden zusammenlaufen lässt.

“El has no home, for he is everywhere.”
This simple idea reached Timna’s inquisitive mind like sunshine after storm, like a rainbow after a fall of cold rain.

Anhand einer fiktiven Ausgrabunsstätte namens Makor, gelegen im heutigen Israel, lässt der Autor Generationen wieder auferstehen. Es beginnt in einer Höhle, wo Ur mit seiner Familie lebt. Sie kommunizieren, jagen, führen jedoch ein einfaches Leben, völlig abhängig von der Witterung. Als Urs Familie entdeckt, dass sich Getreide gezielt anbauen lässt, sind sie gezwungen, ihre Höhle zu verlassen, und sich neben den Feldern niederzulassen. Als die Ernte wiederholt von Stürmen vernichtet wird, entsteht der erste Funke des Glaubens an einen Wettergott, den man erzürnen oder besänftigen kann (Zitat ganz oben). Dieser Moment ist in diesem Roman der Ursprung aller drei Weltreligionen, James Michener beschreibt eindrucksvoll, wie sich der Glaube an eine höhere Macht in den Menschen festigt, wie er ihnen Trost spendet, wie sie aber auch aus Glaubensgründen Fehler machen und ihre Mitmenschen verraten.

… but rather by the sensible logic that pervaded all religions: the Jews had borrowed from the Canaanites, and the Christians had borrowed from the Jews. Now there war approaching from the desert a newer religion that had borrowed even more extensively from both Jew and Christian, but all went back to those primitive urgings which had found expression in Baal, and before him hin the primogeniture divinity of all, the mysterious and self-effacing El.

Auf der Zeitebene der Ausgrabungen in Makor diskutieren der irische Christ Cullinane, der Jude Eliav und der Moslem Tabari die „aktuellen“ (die Originalausgabe erschien 1965) Entwicklungen im Nahen Osten. Die Gebietsansprüche, der Kampf um Jerusalem, das für alle drei Religionen eine wichtige Pilgerstätte ist, die in den Augen von Nicht-Juden unverständlichen und überholungsbedürftigen Regeln der Rabbis, die jedoch das Herz des Judentums ausmachen – all dies besprechen die Archäologen in meist freundschaftlichen Diskussionen und werfen somit zusätzliches Licht auf die Situation und die unterschiedlichen Meinungen.

The Torah says simply, “The seventh day is the sabbath of the Lord thy God: in it thou shalt not do any work…” That’s strait forward. But the rabbis write whole books about what a man shall not do on Shabbat, and when Safad is about to fall to the Arabs you bring out those books to halt sensible work.

Gegen Ende des Buches konzentriert sich die Geschichte sehr auf das Judentum und den Konflikt zwischen den Jahrhunderte alten festgeschriebenen Regeln der Rabbis und der moderneren Interpretation einer neuen Generation von Juden, die stolz auf ihre Herkunft sind und für ihren Staat kämpfen wollen. Das Judentum wird deutlich abgegrenzt von den anderen beiden Weltreligionen, seine Wurzeln gehen tiefer, das mag überraschend für all jene kommen, die heute den Islam für die traditionellste Religion halten.

Dieses Mal habe ich für das Buch mehr als 6 Monate gebraucht. Zu Beginn des Jahres habe ich es begonnen als erstes Buch für die Reading Challenge – A book with more than 500 pages. Bisher hat mir die Reading Challenge hauptsächlich Vielfalt in meiner Leseauswahl gebracht, jetzt fühle ich mich fast etwas eingeschränkt, weil ich eigentlich gerne James A. Michener’s Writer’s Handbook lesen würde, um herauszufinden, wie man solche monumentalen Werke konstruiert. Dass er außerdem die Vorlage zum Musical South Pacific geschrieben hat (seine Erzählungen Tales of the South Pacific), war mir bisher auch entgangen. Und eigentlich möchte ich auch dringend etwas über den Nahost-Konflikt lesen, wie er sich in den 40 Jahren nach dem Ende des Romans entwickelt hat. 1 Buch gelesen, 3 bis 5 neue auf der To Read-Liste. Problems of a Book Nerd.

Reading Challenge: A book with more than 500 pages

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Roman

Paul Murray – Skippy stirbt

Nach und nach dämmert einem die schreckliche Wahrheit – dass die Zukunft nicht die Achterbahnfahrt sein wird, die man sich vorgestellt hat, dass die Welt der Eltern, die Welt, in der man abwaschen, zum Zahnarzt gehen und am Wochenende im Baumarkt Bodenfliesen kaufen muss, weitgehend das ist, was die Leute meinen, wenn sie „Leben“ sagen.

Es ist kein Spoiler, wenn ich hier gleich am Anfang verbreite, dass Skippy tatsächlich stirbt und zwar schon auf den ersten 12 Seiten. Wie es dazu kommt und was in den Wochen und Monaten vor Skippys Tod passiert, ist der Inhalt der ersten Hälfte des Buches. Der Leser lernt Skippys Umwelt in der katholischen Burschenschule Seabrook in Dublin kennen. Skippy ist ein Außenseiter mit wenigen Freunden, sein Verhältnis zu seinen Eltern ist nicht besonders gut, aus der Schwimmmannschaft will er aussteigen. Und schließlich verliebt er sich in Lori, die die benachbarte Mädchenschule besucht.

Eigentlich ist Skippy nur dem Titel nach der Protagonist dieses Romans, denn im zweiten Teil, der die Ereignisse nach seinem (für seine Umwelt) überraschenden Ableben beschreibt, kommt er nur noch in der Erinnerung derer vor, die ihn kannten und deren Leben Skippys Tod für immer beeinflusst hat. Fein gezeichnet beschreibt der Autor, wie sich die von den Medien zur tragischen Julia stilisierte Lori in die Magersucht flüchtet. Wie Skippys Zimmergenosse Rupprecht sich zuerst in Donuts vergräbt und dann auf wissenschaftlichem Wege versucht, mit dem Verlust seines Freundes fertigzuwerden. Wie Skippys Lehrer Howard Fallon mit seinem Gewissen ringt, weil er (mehr oder weniger) unfreiwillig Mitglied eines Vertuschungskomplotts (katholische Burschenschule, muss man mehr sagen?) geworden ist. Wie Carl, der ebenfalls in Lori verliebt ist, sich von dem toten Jungen verfolgt fühlt und mehr und mehr im Drogensumpf versinkt.

Es ist so, verstehst du, in jedem Ofen ist ein Feuer. Na ja, und in jedem Grashalm ist ein Grashalm, der sozusagen darauf brennt, ein Grashalm zu sein. Und in jedem Baum ist ein Baum, und in jeder Person ist eine Person, und in dieser Welt, die so langweilig und stinknormal aussieht, ist, wenn du genau hinschaust, eine total spannende, magische, schöne Welt. Und alles, was du wissen willst, oder alles, was in deinem Leben passieren soll, alle Antworten sind genau da, wo du jetzt bist.

Ins Regal stellen möchte ich dieses Buch direkt neben Ich bin Charlotte Simmons. Nicht nur der Umfang des Buches und das Setting an einer Schule verbinden die beiden Romane in meinen Augen miteinander. Es ist mehr das Thema, dieses Sich-Zurechtfinden-Müssen in einer Welt, die sich ständig ändert, die den Jugendlichen täglich neue Aufgaben stellt, die sie bewältigen müssen und von denen sie sich manchmal überfordert fühlen. Beide Romane zeigen auf, dass man Fehler machen und aufstehen und noch mehr Fehler machen kann. Wichtig ist nur, dass man wieder aufsteht und weitermacht. Erstaunlicherweise gelangt auch Skippy stirbt zu einem versöhnlichen Schlusspunkt, der kaum noch zu erwarten war.

Aber solche Sachen wie die Welt-in-dieser sind so groß, die kann man nicht allein im Kopf behalten. Man braucht wen, der einen daran erinnert, oder dem man davon erzählen kann, und man muss es einander immer wieder erzählen, das ganze Leben lang.

Reading Challenge: A book based entirely on its cover
(Spontankauf am Flohmarkt)

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Roman

Jo Nesbo – Die Larve

Sie blieben stehen. Harry ließ sich von ihr mustern, gestattete ihr, sein drei Jahre älteres Gesicht mit der neuen Narbe zu studieren. „Harry“, wiederholte sie, legte den Kopf zur Seite und lachte. Die erste Träne hängte sich zitternd an ihre Wimpern und ließ los.

Nach dem anstrengenden Juni mit dem Ausblick auf die kommenden anstrengenden Juliwochen hatte ich keinen Tau mehr, mich noch mit den anstehenden Leseaufgaben für die Reading Challenge 2015 auseinanderzusetzen. Auch im nochmaligen Durchchecken der Liste konnte ich keinen Punkt finden, unter dem ich diesen weiteren Harry-Hole-Roman unterbringen kann.

Zeitverschwendung war es trotzdem nicht, weil ich in diesen Tagen wohl kaum so viele Seiten von einer weniger unterhaltsamen Lektüre geschafft hätte. Auch wenn seit der letzten Begegnung des Lesers mit Harry Hole ein paar Jahre vergangen sind, hat sich am Feeling nichts geändert. Harry ist trocken und kommt aus Hongkong nach Oslo zurück, weil Oleg, für den Harry in früheren Jahren eine Vaterfigur war, des Mordes verdächtigt wird. Obwohl der Polizeichef Harry das Ermitteln offiziell untersagt, fördert Harry natürlich schneller Ergebnisse zutage und bleibt auch dann an den Ermittlungen dran, als die Beweise eine einfache Lösung suggerieren. Die dicht miteinander verknüpften Fäden dieser Geschichte zu entwirren, gelingt dem Autor meisterhaft. Noch der kleinste Hinweis führt im Verlauf der Geschichte zu einer neuen Wendung. Noch besser als erwartet.

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Roman

Maeve Binchy – Ein Cottage am Meer

Ausblick auf die Türme der Sagrada Familia, Barcelona

Die Aufgabe, ein Buch zu finden, das an einem Ort spielt, den ich immer schon mal besuchen wollte, war gar nicht so einfach. Mein Sehnsuchtsort war immer Barcelona gewesen, seit dem Musical Gaudi faszinierte mich diese Stadt und der Architekt, der für so viele bekannte Bauten dort verantwortlich ist, unter anderem die bis heute unvollendete Sagrada Familia. Im August 2010 war ich dort. Ein Stück weit wurden meine Vorstellungen erfüllt, aber auch der Zauber verflog zu einem guten Teil. Doch schließlich fiel mir Irland ein. Eine gute Freundin hat vor vielen Jahren ein paar schöne Monate dort verbracht und wir hatten auch mal gemeinsam Pläne geschmiedet, einen Urlaub dort zu verbringen, zur Umsetzung kam es jedoch nie. Jetzt plane ich eine Reise nach Dublin. Und hoffe, dass es klappt.

ein Vorsprung an der Fassade der Sagrada Familia, dort liegt ein verlassener Teddy

Nach dem arbeitsbedingt anstrengenden Juni und den großteils schwierigen und traurigen Büchern der letzten Zeit wollte ich etwas Entspannendes lesen und mich einfach nur unterhalten lassen. Auf Goodreads suchte ich dann nach einem Buch, das in Irland spielt und Maeve Binchy ist wohl eine der bekanntesten irischen Autorinnen. Meine Hoffnung, eines ihrer Werke in der Bücherei verfügbar zu finden, wurde schnell bestätigt.

Am Anfang plätscherte mir die Geschichte noch zu sehr dahin. Erzählt wird zuerst aus der Perspektive der Auswandererin Chicky Starr, die mit einem jungen Amerikaner ihre Heimat an der Westküste Irlands verlässt. Nach nur wenigen Monaten ist die junge Liebe verflogen und Chicky steht allein da. Vor ihrer Familie schämt sie sich jedoch so sehr, dass sie ihnen Lügen über Lügen auftischt. Erst nach vielen Jahren lässt sie den vermeintlichen Ehemann Walter bei einem tragischen Autounfall versterben und kehrt in ihr Heimatdorf zurück, um dort ein Hotel zu eröffnen.

In weiterer Folge wechselt die Perspektive, wir lernen Chickys Familie kennen und schließlich alle Gäste, die Stone House in der ersten Woche beehren. Jeder von ihnen hat seine eigenen Dämonen, seine eigene Vergangenheit, seine eigene Geschichte mit nach Stoney Bridge gebracht. Bis auf eine einzige Ausnahme können sie von ihrer Zeit in Stone House profitieren und schlagen teilweise sogar neue Kapitel in ihrem Leben auf. Entspannende Sommerlektüre für zwischendurch.

Reading Challenge: A book set somewhere you always wanted to visit

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Roman

Emmi Itäranta – Der Geschmack von Wasser

Schon wieder ein zutiefst gesellschaftskritischer Roman. Die Geschichte spielt in einer fernen Zukunft, die Protagonistin Noria und ihre Familie blicken immer wieder zurück auf die „Alte Zeit“ und fragen sich, warum die Menschen damals so sorglos mit den Ressourcen der Erde umgegangen sind. Ölkriege haben große Teile der Erde unbewohnbar gemacht, viele Rohstoffe finden sich nur noch auf Mülldeponien, Trinkwasser wird immer knapper und von der Armee verwaltet und rationiert.

Norias Vater ist Teemeister, er pflegt die alte Tradition der Teezeremonie, Noria als einziges Kind wird als seine Nachfolgerin ausgebildet. Schon zu Beginn erfährt Noria von ihrem Vater das Familiengeheimnis: als Teemeisterin ist sie auch für den Schutz der geheimen Quelle verantwortlich, aus der ihre Familie den Großteil des Wassers für die Teezeremonien und ihren Garten bezieht. Das Wissen um und die Verwendung dieses Wassers sind illegal, ein „Wasserverbrechen“. Jede illegale Wasserleitung wird bestraft, was mit den Menschen geschieht, bleibt jedoch im Dunkeln.

Schnell ist klar, dass diese Quelle kein Geheimnis bleiben kann, die Not wird größer, der Wassermangel treibt die Menschen zu immer verzweifelteren Taten. Noria versucht, „das Richtige“ zu tun und steht bald vor der Frage, ob es richtig ist, sich an die Gesetze zu halten oder an ihr eigenes Moralgefühl.

Schön beschrieben finde ich die Szenen, in denen Noria und ihre Freundin Sanja alte Geräte reparieren, die sie auf der Mülldeponie finden. Ein paar CDs („silberne Scheiben“) bringen die beiden Mädchen auf die Spur eines alten Geheimnisses. Hier wird Hackermentalität vom Feinsten porträtiert.

In der Bücherei hatte ich das Buch überraschend in der Abteilung Jugendliteratur gefunden (die Systematik in der Bücherei überfordert mich noch immer, ich muss mal jemanden bitten, mir das zu erklären). Für mich ist es aber eines jener Jugendbücher, die zum Nachdenken anregen auf eine Art, die Erwachsene oft auch sehr dringend gebrauchen könnten. Einem aufmerksamen Jugendlichen wird die Kritik nicht entgehen, die uns daran erinnern soll, aufmerksam mit unserer Welt, unserer Erde umzugehen. Für einen Erwachsenen sollte es jedoch genauso ein Weckruf sein, vielleicht sogar noch wichtiger, da Erwachsene meist größere Gestaltungsmöglichkeiten haben.

In diesem Zusammenhang ist mir auf Twitter kürzlich diese Petition über den Weg gelaufen. Gerade Konzerne wie Nespresso sind es, die des Profits wegen alle Bedenken über Bord werfen. Verändern kann dies nur der einzelne Mensch, in dem er dieses Produkt nicht kauft. Auch der Preis kann kein Grund sein, denn die Kaffeekapseln sind aufs Kilo gerechnet deutlich teurer als ein Kilo Fairtrade-Kaffee aus dem Weltladen. Nur wenn jeder Einzelne nachdenkt, seinen eigenen Lebensstil immer wieder hinterfragt und nach Alternativen sucht, kann eine Zukunft, wie sie in diesem Buch geschildert wird, abgewendet werden. Jeder Einzelne zählt.

Reading Challenge: A book set in the future

Randnotiz: Auf Goodreads hatte ich wegen eines anderen Reading Challenge Themas geschmökert und dann auch geschaut, in welcher Kategorie ich dieses Buch unterbringen könnte. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Titelbild der englischen Ausgabe deutlich sprechender und verstörender gestaltet ist, als das der deutschen Ausgabe, auf der man nur den blauen Kreis sieht, mit dem die Häuser der Wasserverbrecher gekennzeichnet werden.

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Roman

Pia Ziefle – Länger als sonst ist nicht für immer

Der Weg in die Küche wurde ihm zu weit, und die wenigen Minuten, die er warten musste, bis der Kaffee gebrüht war, erschienen ihm wie Verschwendung. Was man tun könnte in vier oder fünf Minuten! Zeitung lesen, aufs Klo gehen, die schmutzigen Tassen vom Vorabend auswaschen, die Weingläser kurz mit dem Tuch polieren, wo war noch mal das Tuch? In der Wäsche, unten im Keller, das dauerte zu lange, um innerhalb des Zeitfensters wieder zurück zu sein – und dann stand einer da und starrte zum Fenster hinaus, und hinter ihm türmten sich die Möglichkeiten, versammelten sich die verpassten Chancen, und er scheiterte sogar daran, vier oder fünf Minuten sinnvoll zu nutzen. Wie sollte er da eine halbe Stunde bewältigen oder eine ganze oder gar einen Tag?

Die Autorin erzählt in dieser Geschichte von zwei Familien, der gemeinsame Strang sind die verlassenen Kinder. Die Brüder Lew und Manuel wurden von ihren Eltern zurückgelassen. Als Lew als Erwachsener die Nachricht vom Tod seiner Mutter erhält, entscheidet er sich, den Vater in Indien zu besuchen, um die Wahrheit herauszufinden. In vielen Rückblenden wird Stück für Stück aufgelöst, was damals geschah. Vieles bleibt aber auch im Dunkeln. Der zweite Erzählstrang erzählt die Geschichte von Ira und ihrer bunt zusammen gewürfelten Familie. Evi in der Bäckerei, der von seiner Mutter verlassene Fido, der mit seinem Großvater Tadija aus der Heimat nach Deutschland gekommen ist.

Obwohl sich die Geschichte mit komplizierten und schwierigen Familienverhältnissen auseinandersetzt, ist sie in einem völlig unaufgeregten Ton geschrieben, als wäre es ein Märchen oder etwas, was vor langer Zeit passiert wäre, woran sich kaum jemand mehr erinnert. Die Wunden sind verheilt und sind es doch nicht und vielleicht ist es das, was mich nicht richtig reinrutschen hat lassen in diese Lebenswelt. Seltsam distanziert fühlte mich mich beim Lesen.

Die Dinge entscheiden sich von ganz allein, wenn man ihnen nur genügend Zeit lässt.

Reading Challenge: A book recommended by a friend

Empfohlen von der Kaltmamsell. Wir sind nicht direkt befreundet, aber ich lese ihren Blog schon so lange, dass es sich so anfühlt.

Halbzeit: Im ersten Halbjahr 2015 habe ich 20 Bücher geschafft. Zum Vergleich habe ich mir die Statistik des Jahres 2013 angeschaut. Da hatte ich im ersten Halbjahr 27 Bücher gelesen, deutlich mehr als im zweiten Halbjahr, wo es nur 20 waren. Aber ich gebe nicht auf und habe bereits viele weitere Bücher für die Reading Challenge ausgesucht und geplant. Und kürzlich habe ich mich ernsthaft gefragt, wie ich eigentlich sonst die Bücher ausgesucht habe, die ich lesen möchte. Die Reading Challenge verändert die Lesegewohnheiten und erweitert den Horizont.

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Roman

T. C. Boyle – América

Und worum ging es bei alledem? Um Arbeit, sonst nichts. Um das Recht zu arbeiten, einen Job zu haben, sich das tägliche Brot und ein Dach über dem Kopf zu verdienen. Er wurde zum Verbrecher allein dadurch, dass er es wagte, das ebenfalls zu wollen, und für das schlichte menschliche Existenzminimum alles auf Spiel setzte, und jetzt verwehrten sie ihm sogar das noch. Es stank zum Himmel. Wirklich.

Mit T. C. Boyle kann man eigentlich nie etwas falsch machen, alle seine Bücher (Die Frauen, Drop City, Dr. Sex) haben mich in der Vergangenheit gut unterhalten. Erstaunlich ist auch die Themenvielfalt, es geht immer um völlig unterschiedliche Gesellschaften und Lebenswelten.

In América stellt der Autor zwei dieser Lebenswelten einander gegenüber. In Südkalifornien lebt der Schriftsteller Delaney Mossbacher mit seiner Frau Kyra und seinem Sohn in einer reichen Wohngegend, Kyra arbeitet als Immobilienmaklerin, die Familie ist wohlhabend. Den Gegenpart bilden Cándido und América, die illegal aus Mexiko nach Kalifornien geflüchtet sind, um sich hier ein neues Leben aufzubauen. In ihrer Heimat gibt es keine Arbeitsplätze, keine Perspektiven, keine Chancen.

Schonungslos stellt der Autor diese beiden Existenzen einander gegenüber. Beide Familien müssen einen Schicksalsschlag nach dem anderen hinnehmen, nur wiegt jeder Rückschlag für Cándido und América tausend Mal schwerer. Das mühsam ersparte Geld wird ihnen geraubt, wieder müssen sie von vorne anfangen mit dem Traum einer kleinen Wohnung und einem geregelten Arbeitsleben. Trotz eines hohen Zauns um ihr Grundstück (an dessen Errichtung Cándido mitarbeitet) werden innerhalb weniger Wochen beide Hunde der Mossbachers Opfer eines Kojoten. Während Delanay sich zu Beginn gegen die Mauer stellt, die seine Nachbarn um die reiche Wohngegend bauen wollen, lässt er sich Stück für Stück von seinem Freund Jack vereinnahmen und wird schließlich zum erbitterten Gegner der Einwanderer.

Als ich am Abend in einem Café die letzten Seiten lese, spricht mich der Kellner darauf an und möchte wissen, wie es mir gefällt. Er hat es selbst vor Kurzem gelesen, es wurde 2013 im Rahmen der Aktion EineStadt.EinBuch ausgegeben. Er meint, es hätte ihm gut gefallen, nur die Thematik wäre ja bei uns in Österreich nicht in diesem Sinne aktuell. Meine spontane Reaktion war, es könnte nicht aktueller sein, denn viele Flüchtlinge und Asylwerber sind in ähnlichen Situationen wie Cándido und América.

Bei all den politischen Querelen darüber, welches Bundesland und welche Gemeinde die Asylquote erfüllt und ob es angebracht ist, die Flüchtlinge in Zeltlagern einzuquartieren anstatt im überfüllten Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen und vielen anderen natürlich wichtigen Themen, wird immer wieder vergessen, dass es hier um Menschen geht, die ihre Heimat verlassen MUSSTEN. Niemand nimmt leichtfertig das Risiko auf sich, in einem offenen Schlauchboot über das Mittelmeer zu reisen, keine Mutter und kein Vater würden ihre Kinder so einem Risiko aussetzen, wenn sie nicht absolut überzeugt wären, dass es die einzige Chance für sie ist. Es geht um Menschen, die sich nur ein besseres Leben wünschen und die meisten von ihnen wären vermutlich mit wesentlich weniger zufrieden als der durchschnittliche Österreicher hat. Sie suchen Sicherheit und Arbeit, sie suchen Hoffnung auf ein besseres Leben. Dass es in unserem Land Abgeordnete gibt, die sich diesem Streben mit Gewehrläufen und Mistgabeln in den Weg stellen wollen, ist erbärmlich. Man kann unsere Politiker nicht oft genug daran erinnern, darüber nachzudenken, was sie sich für ihre Kinder wünschen würden, wenn diese aus ihrer Heimat flüchten müssten.

Reading Challenge: A book with a one-word title

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Roman

Viktor Martinowitsch – Paranoia

Zur Vermeidung ungewollter Straftaten ruft der Autor dazu auf, von der Lektüre dieses Buches Abstand zu nehmen, wohl wissend, dass er es im Grunde besser gar nicht erst geschrieben hätte.

Für die Reading Challenge brauchte ich auch ein verbotenes Buch, das erschien mir zuerst wie eine schwierige Aufgabe, in Österreich werden heutzutage wohl kaum noch Bücher verboten. Doch schon recht bald spülte mir der Newsfeed eine Meldung entgegen, die ich mir für diesen Zweck notierte: Viktor Martinowitsch auf der Verbotsliste.

Der Roman beginnt mit einigen Observierungsprotokollen des Ministeriums für Staatssicherheit. In einer leeren Wohnung werden Briefe unter der Tür durchgeschoben. Im nächsten Kapitel beginnt der regimekritische Schriftsteller Anatoli Newinski eine Affäre mit einer unbekannten Frau, die er in einem Café kennenlernt. Der romantisch veranlagte Anatoli wirft liebeskrank all sein Dasein in dieses Verhältnis. Bis er entdeckt, dass die geliebte Jelisaweta Beziehungen zu höchsten Regierungskreisen hat.

Von diesem Punkt an erfährt der Leser die Geschichte wieder aus Observierungsprotokollen. Anatoli und Jelisaweta setzen ihre Affäre in einer Wohnung fort, die vom Ministerium für Staatssicherheit komplett überwacht wird. Stück für Stück kann man beobachten, wie auch die geheimen Treffpunkte der beiden (wo wir Seifenblasen gemacht haben) von den Observierenden entschlüsselt werden. Die Liebenden verstecken sich in dieser Wohnung und fühlen sich wie in einer Seifenblase. Sie ahnen, befürchten bereits, wissen aber nicht, wollen nicht wissen, dass alle ihre Bewegungen und Gespräche aufgezeichnet werden, ja, sogar ihr Müll durchsucht wird.

Ihr ganzer Schrecken und ihre Allwissenheit sind nur aus unserer Paranoia geboren. Wir müssen nur aufhören, uns vor ihnen zu fürchten, schon können wir sie nicht mehr ernst nehmen. Was kann uns denn passieren? Im schlimmsten Fall?

Anatoli wird herausfinden, was im schlimmsten Fall passieren kann. Die überraschende Wendung, die das Buch im letzten Drittel nimmt, ist so verstörend, dass ich nichts vorwegnehmen will. Nach meiner Meinung sollte dieses Buch dringend in Schulen gelesen werden. Vor 15 Jahren (aktuelle Informationen dazu habe ich nicht) wurde in der Oberstufe versucht, mittels 1984 den Jugendlichen die Gefahren eines totalitären Staates und der damit einhergehenden Überwachung zu verdeutlichen. Bei mir kam das Verständnis dafür erst Jahre später an. Zu dystopisch, zu weit weg, vielleicht sogar zu weichgespült ist Orwells Vision im Vergleich zu den knallharten Observierungsprotokollen in Paranoia. Der Leser erlebt ein reales Land im heutigen Europa. Der Autor selbst wurde bei einer Lesung verhaftet und wartet nun auf die Anklage. Er sagt dazu: „Ich weiß bis heute nicht, was mir vorgeworfen wird.“ Neuere Informationen zu dieser Anklage habe ich im Netz nicht finden können. Was auch wiederum einiges aussagt.

Interessante Einblicke bietet auch dieser Tagesspiegel-Artikel (Spoiler-Alarm: am Ende des Artikels wird vom Inhalt deutlich mehr verraten als hier).

Pflichtlektüre sollte Paranoia auch für alle sein, die nichts zu verbergen haben. Selbst dann, wenn man sich tatsächlich nach den herrschenden Gesetzen und den eigenen Moralvorstellungen nichts vorzuwerfen hat, ist es für Außenstehende mit Zugang zu den privatesten Informationen und Gesprächen (und damit ausgesprochenen Gedanken) ein Leichtes, bekannte Fakten zu verdrehen und daraus eine vollständig andere Situation zu konstruieren. In Martinowitschs Paranoia gibt es keine Privatsphäre mehr. Die beobachteten Subjekte bemühen sich um Heimlichkeit und werden doch vom ersten Moment an ständig beobachtet. Die Geschichte erläutert ganz deutlich, wie sich das Gefühl des Beobachtet-Seins auf die Psyche auswirkt.

Schließen möchte ich mit diesem Snowden-Zitat:

Arguing that you don’t care about the right to privacy because you have nothing to hide is no different than saying you don’t care about free speech because you have nothing to say.

Reading Challenge: A banned book

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Kurzgeschichten

Judith Schalansky – Taschenatlas der abgelegenen Inseln

Auf der endlosen, kugelförmigen Erde kann jeder Punkt zum Zentrum werden.

Dieses Buch hatte ich zuerst jahrelang auf einer Wunschliste, dann habe ich es bei einer meiner Amazon-Bestellungen mitbestellt, dann stand es ewig im Regal. Eigentlich hatte ich es als A book at the bottom of your to-read list aus dem Regal genommen, da die Inseln jedoch in sehr kurzen Episoden beschrieben werden, wird nun A book of short stories abgehakt.

Die zweidimensionale Weltkarte ist ein Kompromiss, der die Kartografie zu einer Kunst zwischen ungehörig vereinfachender Abstraktion und ästhetischer Weltaneignung werden ließ. Am Ende geht es schlichtweg darum, die Welt zu erfassen, nach Norden auszurichten und gottgleich zu überblicken.

Was mich an diesem Buch interessiert hatte, wurde mir schon beim Lesen der Einleitung klar. Seit über zehn Jahren hängt in meinem Büro eine Europakarte, auf der ich die Orte, die ich besucht habe, mit Pinnadeln markiert habe. Es macht mir Freude, mir die Verteilung der Pinnadeln anzuschauen, weiß Flecken auf der Landkarte zu identifizieren und mir Urlaubsreisen auszumalen, die ich unternehmen könnte. In kleinerem Rahmen unternehme ich solche Reisen ständig auf der Geocaching-Map, wenn ich zu planen versuche, welche Caches sich in sinnvoller Reihenfolge kombinieren lassen. Diese Freude am Reisen auf der Landkarte beschreibt auch Judith Schalansky in ihrem Vorwort.

Das Konsultieren von Karten kann zwar das Fernweh, das es verursacht, mildern, sogar das Reisen ersetzen, ist aber zugleich weit mehr als eine ästhetische Ersatzbefriedigung.

Im Taschenatlas hat die Autorin kleine (und nicht so kleine) Inseln versammelt, viele sind unbewohnt, manche versammeln erstaunlich viele Personen auf kleinem Raum. Zu jeder Insel findet man die Information der Fläche in Quadratkilometern sowie die Einwohnerzahl, eine grafische Darstellung der Insel sowie die Entfernungen zu den nächsten Inseln bzw. dem Festland (zur Einordnung auf der Skala der Einsamkeit).

Zu jeder Insel gibt es auch eine Geschichte. Eigentlich sind es weniger Geschichten als Anekdoten, kurze Episoden, die einen interessanten Aspekt herausgreifen und in blumiger Sprache beschreiben. Über St. Helena wird beispielsweise die Ausgrabung des dort verstorbenen Napoleon erzählt.

43 Männer schleppen den Sarkophag in strömendem Regen zur Straße, wo er auf einen Wagen gehievt wird, bedeckt von einem violetten Bahrtuch, mit goldenen Bienen und versalem N bestickt. Drei Tage später, am 18. Oktober 1840, wird der Anker gelichtet. Der Kaiser kehrt heim.

Ein besonders berührendes Beispiel ist die Beschreibung der unbewohnten Insel Semisopochnoi (russisch: hat sieben Hügel).

Hier – über dem pazifischen Feuerring – redet die Erde mit sich selbst, von Menschen weitgehend unbemerkt. Immer wieder kommt es zu Vulkanausbrüchen, die niemanden bedrohen. Der Höllenhundberg ist der lebhafteste. Er wacht mit drei Gipfeln über das schüttere Bergland, das der immerwährend bedeckte Himmel purpurn färbt. Ein paar der Krater stoßen ab und an kleine Rauchfahnen aus, aber das können auch Wolken sein, die an den Gipfeln hängen bleiben.

Unter anderem lernte ich neues über die Schrecken des Eises und der Finsternis. Der Titel geht wohl zurück auf die Namen zweier Schiffe, die während einer Expedition im ewigen Eis eingeschlossen wurden: Terror und Erebus.

Der Schrecken und die Finsternis bleiben verschollen. Eine kleine Insel aus Lavagestein ist Franklins Denkmal, sein Grab aber liegt unter Eis am anderen Pol.

Alles in allem eine spannende Sammlung an Geschichten über Orte, an denen auch ich definitiv niemals sein werde (Untertitel des Buches: Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde). Wer seinen Urlaub zuhause verbringt, wird in dieser Geschichtensammlung sicher etwas Trost finden.

Die Sehnsucht wird immer größer sein, größer als die Befriedigung durch das Erreichen des Ersehnten.

Reading Challenge: A book of short stories

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Roman

David Nicholls – One Day

Erst kürzlich habe ich mich gefragt, ob diese Reading Challenge so eine gute Idee war. Nach knappen 5 Monaten zeichnet sich kein großer Erfolg ab, irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass ich über den Sommer so viel aufholen werde können, dass sich das irgendwie ausgeht.

Andererseits hat es mir einen neuen Blick in manche Nischen beschert. Da ich in meinen eigenen Beständen und Listen kein Buch mit einer Zahl im Titel finden konnte, habe ich an einem Abend eine entsprechende Liste auf Goodreads durchgeblättert und mich schließlich für dieses Buch entschieden. Hauptsächlich, weil es im englischen Original in der Wiener Hauptbücherei verfügbar war. Und damit habe ich einen echten Glücksgriff getätigt, zu dem ich auf anderem Wege vermutlich nicht gekommen wäre.

Das Buch beschreibt das Leben von Emma und Dexter über einen Zeitraum von insgesamt 20 Jahren. Der dramaturgische Kniff dabei: wir sehen Emma und Dexter jeweils an einem Tag des Jahres, dem 15. Juli, die Zeit dazwischen wird teilweise nacherzählt, großteils jedoch ausgeblendet. Es beginnt am Tag der Abschlussparty, als Emma und Dexter nach einer Party die Nacht miteinander verbringen. Und endet 19 Jahre später. In dieser Zeit erleben beide viele Wendungen in ihrem Leben, auch ihr Verhältnis zueinander erlebt Ups and Downs, andere Menschen treten in die Leben der beiden und verlassen es wieder.

Es gab so viele Momente, in denen ich buchstäblich laut aufseufzen musste, weil eine Chance verpasst wurde oder eine Situation sich so vertraut anfühlte, dass man beim Lesen körperlichen Schmerz verspürt. Das liegt zum einen an der lockeren Sprache, flott und witzig geschrieben, zum anderen daran, dass einem beide Hauptpersonen (obwohl sich Dexter teilweise zu einem ziemlichen Mistkerl entwickelt) so sympathisch sind, dass man sie gerne glücklich sehen will. Ob zusammen oder allein.

Der Autor beschreibt etwa launig Emmas Gefühle bezüglich der in ihrem Freundeskreis multipel auftretenden Familiengründungen. Die freie Singlefrau Anfang 30, scheinbar beneidet von den unausgeschlafenen Müttern:

Of course, she can’t say any of this out loud. There’s something unnatural about a woman finding babies or, more specifically, conversation about babies, boring. They’ll think she’s bitter, jealous, lonely. But she’s also bored of everybody telling her how lucky she is, what with all that sleep and all that freedom and spare time, the ability to go on dates or head of to Paris at a moment’s notice. It sounds like they’re consoling her, and she resents this and feels patronized by it. It’s not like she’s even going to Paris!

Die Bewertung, ob sich Männer eher mit der männlichen Hauptfigur Dexter identifizieren können, muss ich anderen überlassen, mir persönlich war Emma deutlich sympathischer. Sie ist zwar nicht fehlerlos gezeichnet (was ja an sich schon wieder unsympathisch wäre), jedoch macht sie keine offensichtlich gravierenden Lebensfehler wie Dexter, der durch seine TV-Karriere in eine Alkohol- und Drogensucht hineinrutscht, die sein Leben über mehrere Jahre dominiert. Oft hatte ich als Leser das Gefühl, Dexter hätte mehr Glück, als er verdient, während ich Emma jede Wendung zu ihren Gunsten von Herzen vergönnen konnte.

Abschließend sei zu sagen (hoffentlich ohne zu spoilern), dass sich der Autor nicht um ein Ende herumdrückt. Im letzten Drittel hatte ich die dringende Befürchtung, es kann nur auf ein Happy End (im Sinne von endlich zusammen, happily ever after …) hinauslaufen. Diese hat sich nicht bestätigt, das Ende passt perfekt. Leseempfehlung.

Reading Challenge: A book with a number in the title