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Roman

Olivia Laing – Crudo

Maybe you’re dying and you don’t care anymore. You don’t have anything more to say. In the nothingness, the gray, islands almost disappear into the water.

Mit diesem Buch hatte ich so meine Schwierigkeiten. Der Schreibstil gibt mehr oder weniger eine Art Gedankenprozess der Protagonistin wider, ist sprunghaft, folgt keinem offensichtlichen roten Faden; es fiel mir beim Lesen schwer, auch nur eine Art Mitgefühl für die Protagonistin Kathy zu entwickeln. Zu Beginn wirkt sie in ihrer Selbstbezogenheit einfach unsympathisch, erst mit der Zeit fiel mir auf, dass es sich hier eigentlich um ein psychologisches Profil handelt. Sie wirkt getrieben, auf der ständigen Suche nach Ablenkungen, um sich nicht mit ihrem Innenleben befassen zu müssen. Immer wieder tauchen Träume auf; Alpträume von falschen Häusern oder falschen Möbeln, die sich laienpsychologisch als Versagensangst interpretieren lassen.

She was at the middle of her life, going south, going nowhere, stuck between stations like a broken-down engine.

Das Buch ist zeitlich intensiv im Sommer des Jahres 2017 verortet und doch musste ich das erst auf dem Klappentext nachlesen. Präsident Trump in den USA, Brexit in Großbritannien, diese politischen Wirrungen haben wir nicht etwa hinter uns gelassen; sie prägen unseren Alltag nun schon so lange, dass wir sie schon beinahe nicht mehr wahrnehmen. Die Protagonistin Kathy verbringt ihre Zeit damit, panisch die Nachrichten zu verfolgen und nach weiteren Katastrophen zu suchen. Das Verfolgen des Zerbrechens ihrer Weltordnung gibt ihr paradoxerweise das Gefühl, zumindest über einen kleinen Teil der Realität Kontrolle zu erlangen.

Imagine what a process it was to unnumb yourself, he said, to see it as it actually was. That’s the only reason to be an artist: to escape, to bear witness to this.

Das obige Zitat beschäftigt mich noch immer, weil ich darin zuerst einen Widerspruch gesehen habe. Zu entkommen und gleichzeitig Zeuge zu sein erschien mir in diesem Zusammenhang nicht möglich. Im Absatz davor im Buch wird argumentiert, dass der Nationalsozialismus mit einem Taubheitsgefühl (numbness) gearbeitet hat. Den Menschen wurde das Gefühl vermittelt, dass die Ereignisse viel zu schnell gehen und dass sowieso niemand etwas daran ändern kann. Dieses Gefühl hielt sowohl die Insassen als auch die Bewacher der Konzentrationslager in Schach. Zu entkommen meint daher hier, diesem Taubheitsgefühl zu entkommen und die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich waren. Der Bezug zum Heute wird auf den nächsten Seiten aufgelöst: die Welt verändert sich so schnell, dass wir das Gefühl haben, wir könnten ohnehin nichts tun. Das beste Beispiel dafür ist der Klimawandel. Neben den hartnäckigen Leugnern wächst die Gruppe jener, die die Ansicht vertreten, dass wir als Einzelne*r sowieso nichts ändern können, dass wir machtlos sind. Diesem Taubheitsgefühl sollten wir versuchen, zu entkommen und unser Leben und den gesellschaftlichen Wandel selbst in die Hand nehmen.

Immer wieder erinnerte ich mich beim Lesen dieses Buches an My Year of Rest and Relaxation. Nach wie vor habe ich das Gefühl, nicht verstanden zu haben, worum es dabei eigentlich geht. Dieser Artikel auf Lithub setzt das Buch in Beziehung zu anderen Büchern, deren Protagonistinnen durch Erbe zu Vermögen gekommen sind und dieses nun sinngemäß verschwenden. Immerhin hatte ich die Sehnsucht nach Wiedergeburt, nach dem Aufbruch in ein neues Leben richtig verstanden.

A sincere wish for rebirth much like this one lies behind many of the deranged plans launched by recent inheritress characters.

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Roman

Sarah Waters – Fingersmith

Bei meinem ersten Ausflug in die Bücherei-Zweigstelle Hernals hatte ich gleich einen ganzen Stapel Bücher mitgenommen, damit sich das Ganze auch auszahlt. Dieses war das Letzte dieser Bücher, die anderen habe ich schon retourniert und dabei auch gleich einen neuen (kleineren) Stapel nach Hause gebracht.

Einerseits war es das dickste Buch im Stapel und andererseits konnte ich mich nicht mehr erinnern, warum dieses Buch überhaupt in meiner Liste stand. Zusätzlich hat sich die Geschichte als sehr langwierig erwiesen. Das erste Drittel zieht sich erstaunlich in die Länge, danach werden die Geschehnisse des ersten Drittels nochmal aus der Perspektive der zweiten Protagonistin erzählt. Das ist einerseits ein zur Geschichte passender literarischer Kniff, der den Cliffhanger am Ende des ersten Drittels Schritt für Schritt erklärt, bringt aber andererseits die Handlung noch langsamer vorwärts.

Das Ende hält dann immerhin einige überraschende Wendungen bereit, das gesamte Tempo, das vorher gefehlt hat, steckt in den Auflösungen am Schluss. Eine Zusammenfassung der Ereignisse verbietet sich wie bei einem guten Thriller.

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Roman

Jenny Colgan – Little Beach Street Bakery

Dieses Buch hatte ich seit Langem als strategische Komfortreserve in der Bookmarklist. In einem Gespräch darüber hatte ich es bereits so erklärt: es ist ein klassisches Szenario der Frauenliteratur: Die (weibliche) Hauptperson steht nach einer Krise da und muss sich neu orientieren. Da ihr bisheriges Lebensmodell auseinandergefallen ist, entwickelt sie neue Perspektiven. Wie in so vielen anderen Beispielen dieses Szenarios endet die Geschichte mit einem neuen Partner, einem neuen Beruf, einem neuen Lebensmodell. Relevant ist aber die Ausgestaltung dieser Veränderung. In diesem Buch sind die Charaktere gut gezeichnet, es gibt originelle Wendungen und Szenen, der Humor kommt nicht zu kurz und fällt in den meisten Fällen nicht zu platt aus. Somit meine volle Empfehlung für die oben erwähnte strategische Komfortreserve.

Eine sehr erfreuliche Veränderung ereignete sich kürzlich im Bereich der elektronisch verfügbaren Ausleihliteratur: Die Büchereien Wien twitterten über die Veröffentlichung der neuesten Version der Onleihe-App für iOS und Android. Diese kommt nun ohne das von mir ungeliebte Adobe Digital Editions DRM aus. In diesem Post aus dem Jahr 2014(!) habe ich die Problematik dieses Systems ausführlich beschrieben. Nach der Installation der neuen Onleihe App habe ich mir noch vor der Nutzung die Terms of Use und das Privacy Statement durchgelesen. Dort wird sehr deutlich darauf hingewiesen, dass bei der Nutzung von „integrated readers“ (anderen Apps oder Readern als der Onleihe App selbst) das Adobe DRM zur Anwendung kommt und dies mit der Übertragung von persönlichen Daten an Dritte verbunden ist.

If you use the Adobe DRM system and your Adobe ID within „integrated readers“ – regardless of Divibib – personal data is collected, processed and transmitted to third parties. … If you do not want such use of your personal data, do not use „integrated readers“, because their functionalities require such use of your personal data.

Natürlich werden die ausgeliehenen Bücher nach wie vor von der Divibib gespeichert, das ist jedoch nachvollziehbar für die Nutzung des Dienstes notwendig. Diese Daten werden nicht an Dritte weitergegeben und von einer Auswertung im Detailgrad wie sie Adobe vorgenommen haben soll, ist eindeutig nicht die Rede.

Etwas verwirrend war für mich, dass auf den FAQ-Seiten der Divibib nach wie vor davon die Rede ist, dass die Virtuelle Bücherei ausschließlich mit einer Adobe ID funktioniert. Hier müssten einige Themen auf den neuesten Stand gebracht werden.

Auch für die Virtuelle Bücherei können Medienwünsche abgegeben werden. Ich freue mich irre über diese Entwicklung und möchte an dieser Stelle nochmal die ausdrücklichste Empfehlung für die Büchereien Wien aussprechen. Natürlich werde ich auch in Zukunft hin und wieder mal ein Buch kaufen (müssen), aber der Komfortfaktor und die Verfügbarkeit von Leihbüchern hat sich durch die neue Onleihe App gerade nochmal um ein Vielfaches erhöht.

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Roman

Bernard Cornwell – Die dunklen Krieger

Als literarische Beilage zu diesem alle Erwartungen erfüllenden Stück Genreliteratur, das mich drei Nächte lang ausgezeichnet unterhalten hat, gibt es einen ausführlichen Artikel, der anhand von Bourdieus Schriften zu Kapital, Klassen und Habitus die Standesdünkel von Literaturkritikern analysiert. Jedem das Seine.

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Roman

Lisa Williamson – The Art of Being Normal

“But normal is such a stupid word,” I say, anger suddenly rising in my belly. “What does it even mean?”
“It means fitting in,” David replies simply.

Im Moment fallen die Artikel aus Zeitgründen etwas kürzer aus: dieses Buch ist absolut großartig. Es beschreibt das Leben von zwei Jugendlichen, die nicht wie alle anderen sind. Jugendliche sind grausam, wie wir wissen, daher behalten beide ihr Geheimnis für sich. So lange es eben geht …

Das Thema ist sperrig und es hätte grandios schief gehen können. Stattdessen ist der Autorin ein herzerwärmendes, ehrliches Buch gelungen. Die Charaktere sind vielschichtig und nicht nur die beiden Hauptpersonen machen im Verlauf der Geschichte eine enorme Entwicklung durch. Erwachsenwerden und seinen eigenen Platz im Leben finden ist schwierig genug. Und noch schwieriger, wenn man aus irgendeinem Grund nicht in die breite Masse passt. Ein mutiges Buch, das dazu aufruft, sich selbst treu zu bleiben entgegen aller Widerstände.

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Roman

Bernard Cornwell – Der leere Thron

Letztens hatte ich mich kurz gefragt, ob der Cornwell eigentlich kürzlich mal wieder was geschrieben hätte, und daraufhin festgestellt, dass seit dem letzten Mal, dass ich mich das gefragt hatte, bereits zwei Jahre vergangen sind und sogar zwei neue Uhtred-Romane inzwischen erschienen sind. Dafür wollte ich die geschenkten Gutschein-Karten des Mainstream-Bookstores einlösen, bekam aber beim ersten Anlauf nur Der leere Thron.

Das Buch beginnt mit einer Episode aus dem Blickwinkel von Uhtreds Sohn, auf einen kurzen Moment der Verwirrung folgte ein Moment der Erleichterung, als mit dem zweiten Kapitel wieder Uhtred selbst das Erzählen übernimmt. Ich kann es nicht erklären, warum mich diese Geschichte auch im achten Band noch fesselt, obwohl Schlachten, Schwerter und Schildwall fester Bestandteil jedes Bandes sind. Bernard Cornwell pflegt einen Erzählstil, der spannend bleibt und obwohl so mancher Ausgang einer Schlacht vorhersehbar ist, gelingt es ihm immer wieder, überraschende Wendungen einzubringen, die trotzdem nicht unglaubwürdig wirken. Nicht nur einmal musste ich beim Lesen auflachen, weil der körperlich angeschlagene, aber schlaue Uhtred seine Gegner gefinkelt hinters Licht führt. Ach, und für die Read Harder Challenge konnte ich es auch verbuchen: Read a book of historical fiction set before 1900.

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Roman

Gerbrand Bakker – Der Umweg

Eine Frau in einem einsamen Bauernhaus in Wales. Sie richtet sich ein und entwickelt eine Beziehung zu den Tieren, die um ihr Haus herum leben, den Schafen, die scheinbar von Geisterhand die Weiden wechseln und den Gänsen, die leider beharrlich verschwinden. Einen Moment fühlte ich mich an Die Wand erinnert. Diese Geschichte ist auch einsam, aber auf eine ganz andere Art.

Die Frau bleibt nicht allein. Der Besitzer der Schafe macht ihr seine Aufwartung und bleibt unerwünscht. Ein Junge mit einem Rucksack taucht auf und bleibt – zuerst unerwünscht, Stück für Stück macht er sich jedoch unersetzbar. Seine Motive bleiben unklar. Doch in Wirklichkeit ist es die Frau, die ein Geheimnis und düstere Absichten hat.

Stück für Stück wird diese Geschichte enthüllt, ein spannend geschriebenes Puzzle menschlicher Emotionen. Ein Schicksalsschlag kann in einem Menschen Teile der Persönlichkeit wachrufen, die vorher unbekannt waren. Oder auch: ein Schicksalsschlag verändert nicht nur die Lebensperspektive sondern auch den Menschen selbst.

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Roman

Ken Follett – Die Säulen der Erde

Er hat recht, dachte Jack. Wenn Kinder wie Tommy frei und furchtlos aufwachsen sollen, dürfen ihre Eltern nicht vor William davonlaufen.

Obwohl ich als Kind vor keinem noch so dicken Wälzer zurückschreckte (im Gegenteil war ich sogar bei dünneren Büchern traurig, mich so schnell wieder von lieb gewonnenen Protagonisten verabschieden zu müssen), hatte ich mich erstaunlicherweise niemals über dieses Lieblingsbuch meiner Mutter hergemacht. In meiner Erinnerung hat sie es jeden Winter gelesen. Ich kann mich nicht erinnern, es jemals auch nur angefangen zu haben.

Philip ging die Glocke läuten. Ein Herrscher, dachte Jack, der den Frieden bewahrt, für Gerechtigkeit sorgt und die Armen nicht unterdrückt. Aber muss man wirklich keusch leben, um das zu können?

Rückblickend betrachtet muss ich leider sagen: ich hätte nichts verpasst. Kein einziger Charakter in diesem Buch ist mir ans Herz gewachsen. Obwohl abgesehen vom rechtschaffenen Mönch / Prior / Bischof Philipp jeder seine Schwächen hat und von seinen eigenen Dämonen verfolgt wird, konnte ich mich nicht hineinfühlen. Nicht so meins.

Reading Challenge: A book your mom loves

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Roman

David Nicholls – One Day

Erst kürzlich habe ich mich gefragt, ob diese Reading Challenge so eine gute Idee war. Nach knappen 5 Monaten zeichnet sich kein großer Erfolg ab, irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass ich über den Sommer so viel aufholen werde können, dass sich das irgendwie ausgeht.

Andererseits hat es mir einen neuen Blick in manche Nischen beschert. Da ich in meinen eigenen Beständen und Listen kein Buch mit einer Zahl im Titel finden konnte, habe ich an einem Abend eine entsprechende Liste auf Goodreads durchgeblättert und mich schließlich für dieses Buch entschieden. Hauptsächlich, weil es im englischen Original in der Wiener Hauptbücherei verfügbar war. Und damit habe ich einen echten Glücksgriff getätigt, zu dem ich auf anderem Wege vermutlich nicht gekommen wäre.

Das Buch beschreibt das Leben von Emma und Dexter über einen Zeitraum von insgesamt 20 Jahren. Der dramaturgische Kniff dabei: wir sehen Emma und Dexter jeweils an einem Tag des Jahres, dem 15. Juli, die Zeit dazwischen wird teilweise nacherzählt, großteils jedoch ausgeblendet. Es beginnt am Tag der Abschlussparty, als Emma und Dexter nach einer Party die Nacht miteinander verbringen. Und endet 19 Jahre später. In dieser Zeit erleben beide viele Wendungen in ihrem Leben, auch ihr Verhältnis zueinander erlebt Ups and Downs, andere Menschen treten in die Leben der beiden und verlassen es wieder.

Es gab so viele Momente, in denen ich buchstäblich laut aufseufzen musste, weil eine Chance verpasst wurde oder eine Situation sich so vertraut anfühlte, dass man beim Lesen körperlichen Schmerz verspürt. Das liegt zum einen an der lockeren Sprache, flott und witzig geschrieben, zum anderen daran, dass einem beide Hauptpersonen (obwohl sich Dexter teilweise zu einem ziemlichen Mistkerl entwickelt) so sympathisch sind, dass man sie gerne glücklich sehen will. Ob zusammen oder allein.

Der Autor beschreibt etwa launig Emmas Gefühle bezüglich der in ihrem Freundeskreis multipel auftretenden Familiengründungen. Die freie Singlefrau Anfang 30, scheinbar beneidet von den unausgeschlafenen Müttern:

Of course, she can’t say any of this out loud. There’s something unnatural about a woman finding babies or, more specifically, conversation about babies, boring. They’ll think she’s bitter, jealous, lonely. But she’s also bored of everybody telling her how lucky she is, what with all that sleep and all that freedom and spare time, the ability to go on dates or head of to Paris at a moment’s notice. It sounds like they’re consoling her, and she resents this and feels patronized by it. It’s not like she’s even going to Paris!

Die Bewertung, ob sich Männer eher mit der männlichen Hauptfigur Dexter identifizieren können, muss ich anderen überlassen, mir persönlich war Emma deutlich sympathischer. Sie ist zwar nicht fehlerlos gezeichnet (was ja an sich schon wieder unsympathisch wäre), jedoch macht sie keine offensichtlich gravierenden Lebensfehler wie Dexter, der durch seine TV-Karriere in eine Alkohol- und Drogensucht hineinrutscht, die sein Leben über mehrere Jahre dominiert. Oft hatte ich als Leser das Gefühl, Dexter hätte mehr Glück, als er verdient, während ich Emma jede Wendung zu ihren Gunsten von Herzen vergönnen konnte.

Abschließend sei zu sagen (hoffentlich ohne zu spoilern), dass sich der Autor nicht um ein Ende herumdrückt. Im letzten Drittel hatte ich die dringende Befürchtung, es kann nur auf ein Happy End (im Sinne von endlich zusammen, happily ever after …) hinauslaufen. Diese hat sich nicht bestätigt, das Ende passt perfekt. Leseempfehlung.

Reading Challenge: A book with a number in the title

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Roman

Bernard Cornwell – Der Heidenfürst

Ich glaube an den christlichen Gott, aber ich glaube nicht, dass er der einzige Gott ist. Er ist ein eifersüchtiges, missmutiges, einsames Wesen, das die anderen Götter hasst und Ränke gegen sie schmiedet.

Man könnte beinahe den Eindruck bekommen, Uthred würde alt und milde. Doch in der Schlacht und mit List gegen seine Feinde ist er noch immer der gefürchtete Krieger. Erstmals nach Jahrzehnten gelangt Uthred wieder nach Bebbanburg, seine Festung, die ihm sein Onkel als Kind streitig gemacht hat.

Obwohl sich die Dänen über die britannische Insel ausbreiten, gewinnt der christliche Glaube die Überhand. Viele Dänen nehmen den „neuen“ Glauben bereitwillig an und auch unter Uthreds Männern sind so viele Christen, dass die Anwesenheit von Priestern auch in der Schlacht unvermeidlich ist. Doch die Kriege werden nicht mehr aus Glaubenskriegen geführt. Es geht um Land, Macht und Einfluss. Zumeist kämpfen Christen gegen Christen und auch die Trennung Sachsen gegen Dänen ist nicht mehr eindeutig abgrenzbar.

Während des Lesens musste ich mich fragen, ob die Welt überhaupt Kriegsfiktion wie diese braucht und warum mich Uthreds Geschichte überhaupt so mitreißt. Ja, Cornwell schreibt locker und die Buchstaben rinnen einem nur so durchs Gehirn. Aber im siebten Band wird dann doch klar, dass sich das Schlachtengeheul wiederholt. Auch wenn sich der Autor immer wieder neue Feinde und neue Listen einfallen lässt, sehen wir Band für Band wie Uthred in irgendwelche schwierigen Situationen gerät und dann zumeist von einem wenig bis gar nicht erwarteten Deus ex machina gerettet wird. Und dann denke ich mir, warum nicht, wenn es doch Spaß macht, warum nicht im Sommer mal was Entspannendes lesen … man muss auch nicht immer alles bis zum bitteren Ende analysieren. Draußen scheint übrigens die Sonne.

Die Christen reden von einer Seele, auch wenn ich so etwas wie eine Seele nie gesehen, gerochen, geschmeckt oder gespürt habe, aber vielleicht ist die Seele der Geist eines Mannes, und in der Schlacht steigt dieser Geist in die Lüfte empor wie ein Falke.