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Fantasy Roman

J. K. Rowling – Harry Potter and the Chamber of Secrets

It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities.

Für den zweiten Band habe ich mir schon bewusst etwas mehr Zeit gelassen. Interessant fand ich, wie der Aspekt des Rassismus thematisiert wurde: Hogwarts-Schüler*innen mit Eltern, die selbst Zauberkräfte haben, fühlen sich jenen, die Muggle-Eltern haben oder je ein Elternteil Zauber und eines Muggle, überlegen. Narrative, die wir aus der realen Welt kennen, finden sich nun in Gestalt der Zauberschüler*innen wieder, wo sie ebenfalls ihre Wirkung nicht verfehlen.

Randnotiz: Ab heute gibt es hier zusätzlich zu den Buchbesprechungen Gedanken aus der Covid19-Isolation.

Isolation Tag 4. 17. März 2020

Freitag Nachmittag war ich im Supermarkt. Freitag Abend noch bei Freundinnen. Was vermutlich nicht vernünftig war. Samstag früh hätte ich nach Japan fliegen sollen. Wir sind nicht geflogen. Was definitiv vernünftig war.

Seit Samstag bin ich allein zuhause. Mit dem Hund. Natürlich gehen wir für Spaziergänge raus. Draußen ist der Hund fröhlich unterwegs. Drinnen ist ihr teilweise schon anzumerken, dass diese Situation ungewöhnlich ist. Wir haben seit drei Tagen keinen Kontakt mit anderen Menschen. Der Hund liebt Menschen.

Mit vielen Menschen bin ich online oder telefonisch in Kontakt. Sie arrangieren sich mit der Situation, nahezu alle sind vernünftig. Manche wollen immer noch nicht wahrhaben, dass diese Situation ernst ist und uns noch lange beschäftigen wird. 

Die Unsicherheit darüber, wie es weitergehen wird, welche Probleme uns noch konfrontieren werden, ist spürbar. In UK sind die Schulen noch geöffnet, in DE saßen am Wochenende noch größere Menschengruppen in Parks und auf Spielplätzen. Ich kann das verstehen. Ich wollte auch nicht wahrhaben, was diese weltweite Katastrophe für die nahe Zukunft bedeutet. Aber vernünftig ist das nicht. 

Isolation Tag 5. 18. März 2020

Mein Podcast-Backlog ist so groß, dass ich heute das Ö3 Frühstück am Sonntag am 1. März 2020 mit Rudolf Anschober gehört habe. Bei seinen Aussagen habe ich mich des Öfteren gefragt, ob die Entscheidungsträger damals wirklich so optimistisch waren oder ob er insgeheim schon wusste, dass er die Dinge so darstellen muss, um keine Panik aufkommen zu lassen. Beide Varianten finde ich auf ihre eigene Art unangenehm.

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Fantasy Jugend Roman

J. K. Rowling – Harry Potter and the Philosopher’s Stone

Schon als ich noch dachte, ich würde auf Urlaub fahren, hatte ich mir überlegt, ob ich dabei wohl eine der Reihen anfangen würde, von denen ich bisher immer das Gefühl hatte, nicht ausreichend Zeit dafür zu haben. Neben Harry Potter waren auch noch A Song of Ice and Fire, The Cronicles of Narnia und Eragon im Rennen. Spontane Entscheidung für Harry Potter.

In meiner Erinnerung habe ich vor vielen Jahren (als der Hype noch frisch war) mal den ersten Band auf deutsch gelesen und konnte mich nicht recht damit anfreunden. Beim jetzigen Lesen des erstens Bandes auf englisch war mir kaum etwas bekannt. Den Sog, der zum Hype geführt hat, kann ich noch immer nicht nachvollziehen, aber zumindest war ich ein paar Stunden abgelenkt von der ganzen Situation.

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Roman Thriller

Kanae Minato – Geständnisse

Aber wer weiß, wenn ich etwas richtig Scheußliches anstellte, dann würde sie vielleicht endlich zu mir zurückkommen.

Rache, Wertigkeit und Wertlosigkeit sind die zentralen Themen dieses Thrillers. Jedes Kapitel wird aus der Sicht einer anderen Person erzählt, nur die Lehrerin Yuko kommt zu Beginn und zum Ende zu Wort und zündet in jedem dieser Kapitel die sprichwörtliche Bombe. Durch die unterschiedlichen Perspektiven der einzelnen Protagonist*innen ergibt sich ein facettenreiches psychologisches Bild der Wertigkeit und Wertlosigkeit in der japanischen Kultur. Scham, Sprachlosigkeit und fehlgeleitete gesellschaftliche Prägung treiben gleich mehrere Personen zu unvorstellbaren Handlungen. Missverständnisse, die niemals aufgeklärt werden, weil die beteiligten Personen nicht miteinander sprechen (können), führen letztendlich zur Katastrophe. 

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Sachbuch

Douglas Thomas, John Seely Brown – A New Culture of Learning

Drei Anläufe hat es gebraucht, bis ich dieses Buch tatsächlich fertig gelesen habe. Das liegt nicht daran, dass es nicht interessant wäre oder schwer zu lesen, es ist mir einfach aus dem Blickfeld gerutscht. Entdeckt hatte ich es im Rahmen meines Bildungswissenschaftsstudiums vor zwei Semestern und das Konzept und der zukunftsweisende Titel haben mich überzeugt, dass ich es lesen sollte.

The key to questioning is not typical problem solving. It is innovation.

Die Autoren beschreiben anhand verschiedener Beispiele, warum traditionelle Lerntheorien in unser heutigen Wissensgesellschaft nicht mehr ausreichend funktionieren. Anhand des Beispiels einer World-of-WarcraftRaid-Gemeinschaft wird erklärt, wie Menschen heute komplexe Prozesse lernen und sich verändernden Umgebungsbedingungen anpassen.

In the new culture of learning, people learn through their interaction and participation with one another in fluid relationships that are the result of shared interests and opportunity.

Diese Form des Lernens erfordert keine Lehrperson, die einen Lehrstoff vermittelt. Lernende lernen voneinander, in dem sie zusehen, wie andere Menschen Probleme lösen, selbst Dinge tun und experimentieren, um herauszufinden, was am besten funktioniert. Jahrhundertelang funktionierte unser Bildungssystem derart, dass Schüler*innen Fragen gestellt bekommen, deren Antworten die Lehrenden bereits kennen. Auf die komplexen Fragen der heutigen Zeit (Klimawandel) gibt es jedoch keine einfachen Antworten.

The point is that no matter what direction he goes in or what he finds, more questions await. And the questions he asks are limited only by his imagination. We call this style of learning inquiry.

Beim Lesen habe ich mich immer wieder an den Lernstil von John Dewey erinnert. John Dewey schrieb der Erfahrung im Lernen den höchsten Wert zu. Kinder sollten gemeinsam in der Gruppe Dinge erschaffen und daran lernen. Sowohl der Gemeinschaftsaspekt als auch das Erfahrungslernen finden sich in der neuen Kultur des Lernens wieder. Es geht nicht darum, was wir bereits wissen, es geht darum, was wir noch lernen können und vor allem wie wir das lernen können (schreibt Siemens in seiner Konnektivismustheorie).

Die praktische Anwendung dieser Erkenntnisse steht jedoch weitgehend in den Sternen.

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Sachbuch

Andreas Flitner – Reform der Erziehung

Das Entscheidende in allen Vorgängen der Erziehung ist offenbar die Art und Weise, wie ein Kind den Mut zum Selbstsein, wie es Vertrauen in sein Lernvermögen und wie es ein Bewusstsein der eigenen Individualität gewinnen und »erlernen« kann.

Etwas verspätet bin ich nun auch mit meiner Ferienergänzungslektüre fertig geworden. Der Autor versammelt in diesem Buch diverse Reformtendenzen in der Erziehung im 20. Jahrhundert. Er beruft sich zu Beginn auf Ellen Key, die das Jahrhundert des Kindes vorhergesagt hatte. Der Trend der Pädagogik vom Kinde aus beeinflusste tatsächlich die meisten Strömungen, mit denen sich Flitner in diesem Buch thematisch auseinandersetzt.

Wer sich dafür interessiert, wird ohnehin selbst zum Buch greifen müssen. Ich hab mir 2.700 Wörter notiert und will hier nur das Grundthema widergeben:

Grundgedanken der Reformpädagogik:

  • Eine Veränderung der Welt durch Erziehung ist möglich.
  • Jugend als Potenzial der Erneuerung der Gesellschaft.
  • Das Natürliche erhalten, anstatt es zu unterwerfen und anzupassen.
  • Folge: Unsicherheit des Traditionsverlusts. Zweifel an allen Regeln.

In den folgenden Kapiteln beschäftigt sich der Autor unter anderem mit dem Verhältnis von Kunst und Erziehung und der Entwicklung des Gestaltens innerhalb des Schulbetriebs, mit der Verknüpfung von Schule und Arbeit und den Entwicklungen, die durch den Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft hervorgerufen wurden. Mit Bezug zu Dewey wird auch das Verhältnis von Schule und Demokratie hinterfragt und auf die Wichtigkeit verwiesen, die das Erleben von Demokratie auf das Demokratieverständnis ganzer Generationen haben kann. Einen wichtigen Einfluss auf die Pädagogik bildete auch die Psychoanalyse Sigmund Freuds. Entwicklung und Lebenswelten von Kindern wurden aus einer neuen Perspektive betrachtet.

In den letzten Kapiteln analysiert der Autor aktuelle Entwicklungen unserer Lebenswelt und fragt, wie sich diese auf unsere Kinder auswirken werden:

  • Gehorsam ist nicht mehr das Wichtigste in der Erziehung, Kinder sollen sich entfalten dürfen.
  • Der Zeittakt der Eltern bestimmt Disziplin und Umgangsweisen, Kinder werden schon früh in das durchorganisierte Zeitraster integriert.
  • Die Auswirkungen des Fernsehens (und heute noch viel mehr: des Internets) als Gegenprogramm zu kontinuierlicher Lern- und Bildungsarbeit sind noch viel zu wenig untersucht.
  • Räume, die Kinder selbst entdecken können, sind selten geworden, Spielplätze sind gestaltet.
  • Das Klima innerhalb der Familie ist von hohen Erwartungen bestimmt, Eltern und Kinder verstehen sich als Partner (dies kann auch zu einer Entfremdung von der Außenwelt führen).

Diese Analyse kommt zu dem Schluss, dass Pädagogik ständig der Reform bedarf. Sie muss sich anpassen an die sich immer schneller verändernde Lebenswelt der Heranwachsenden und wir beobachten an unserem Schulsystem, das die Schule mit den Veränderungen der Gesellschaft nicht Schritt halten kann. Es reicht nicht, den jungen Menschen nur Wissen einzuflößen, sie müssen lernen, wie sie sich in der Welt zurechtfinden. Nicht Wissen alleine bringt uns weiter, sondern wir müssen auch die Fähigkeit haben, Wissen anzuwenden.

»Lernen« als bloße Übernahme gegenwärtiger Wissensstände führt oft nur zu dürftigem Erfolg. Lernen fordert immer auch ein Verstehen der Wege, ein Bearbeiten der Fragestellungen, die zum gegenwärtigen Wissen geführt haben.

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Roman

Liane Moriarty – Big Little Lies

Ich weiß nicht, wie ich dieses Buch so gut verkaufen soll, wie es ist. Die Geschichte klingt so absurd, wenn man sie zusammenfassen will und ist doch so verdammt gut gemacht.

Wir verfolgen die Erlebnisse dreier Mütter, deren Kinder gerade im öffentlichen Kindergarten der Pirriwee Public School antreten. Sie haben unterschiedlichste Lebensvoraussetzungen. Madeline hat zusätzlich mit ihrer pubertierenden Tochter Abigail und deren Vater Nathan zu kämpfen, Celeste führt eine nach außen perfekt aussehende Ehe, die jedoch alles andere als perfekt ist, Jane ist als allein erziehende Mutter mit ihrem Sohn Ziggy neu in die Gegend gezogen und sucht Anschluss. Die zwischen den Kapiteln eingestreuten Kommentare anderer Eltern, die sich, wie später enthüllt wird (SPOILER), auf einen Zeitungsbericht zur verhängnisvollen Trivia Night beziehen, machen die Geschichte zusätzlich spannend.

Das Milieu rivalisierender Eltern muss man ertragen können, aber die Geschichte ist es ein für allemal wert. Die Figuren sind liebevoll charakterisiert und nur die Frage nach der Zukunft bleibt am Ende offen. Das muss aber auch so sein, ist es ja im richtigen Leben auch. Ein spannend geschriebener Roman, der mich so gefesselt hat, dass ich das Buch auf Reisen mitnehmen musste, weil ich die letzten ungelesenen Kapitel nicht für mehrere Tage zuhause liegen lassen konnte.

Reading Challenge: A book with antonyms in the title

Update März 2017: Big Little Lies wurde von HBO als Serie verarbeitet (IMDB)

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Roman

Paul Murray – Skippy stirbt

Nach und nach dämmert einem die schreckliche Wahrheit – dass die Zukunft nicht die Achterbahnfahrt sein wird, die man sich vorgestellt hat, dass die Welt der Eltern, die Welt, in der man abwaschen, zum Zahnarzt gehen und am Wochenende im Baumarkt Bodenfliesen kaufen muss, weitgehend das ist, was die Leute meinen, wenn sie „Leben“ sagen.

Es ist kein Spoiler, wenn ich hier gleich am Anfang verbreite, dass Skippy tatsächlich stirbt und zwar schon auf den ersten 12 Seiten. Wie es dazu kommt und was in den Wochen und Monaten vor Skippys Tod passiert, ist der Inhalt der ersten Hälfte des Buches. Der Leser lernt Skippys Umwelt in der katholischen Burschenschule Seabrook in Dublin kennen. Skippy ist ein Außenseiter mit wenigen Freunden, sein Verhältnis zu seinen Eltern ist nicht besonders gut, aus der Schwimmmannschaft will er aussteigen. Und schließlich verliebt er sich in Lori, die die benachbarte Mädchenschule besucht.

Eigentlich ist Skippy nur dem Titel nach der Protagonist dieses Romans, denn im zweiten Teil, der die Ereignisse nach seinem (für seine Umwelt) überraschenden Ableben beschreibt, kommt er nur noch in der Erinnerung derer vor, die ihn kannten und deren Leben Skippys Tod für immer beeinflusst hat. Fein gezeichnet beschreibt der Autor, wie sich die von den Medien zur tragischen Julia stilisierte Lori in die Magersucht flüchtet. Wie Skippys Zimmergenosse Rupprecht sich zuerst in Donuts vergräbt und dann auf wissenschaftlichem Wege versucht, mit dem Verlust seines Freundes fertigzuwerden. Wie Skippys Lehrer Howard Fallon mit seinem Gewissen ringt, weil er (mehr oder weniger) unfreiwillig Mitglied eines Vertuschungskomplotts (katholische Burschenschule, muss man mehr sagen?) geworden ist. Wie Carl, der ebenfalls in Lori verliebt ist, sich von dem toten Jungen verfolgt fühlt und mehr und mehr im Drogensumpf versinkt.

Es ist so, verstehst du, in jedem Ofen ist ein Feuer. Na ja, und in jedem Grashalm ist ein Grashalm, der sozusagen darauf brennt, ein Grashalm zu sein. Und in jedem Baum ist ein Baum, und in jeder Person ist eine Person, und in dieser Welt, die so langweilig und stinknormal aussieht, ist, wenn du genau hinschaust, eine total spannende, magische, schöne Welt. Und alles, was du wissen willst, oder alles, was in deinem Leben passieren soll, alle Antworten sind genau da, wo du jetzt bist.

Ins Regal stellen möchte ich dieses Buch direkt neben Ich bin Charlotte Simmons. Nicht nur der Umfang des Buches und das Setting an einer Schule verbinden die beiden Romane in meinen Augen miteinander. Es ist mehr das Thema, dieses Sich-Zurechtfinden-Müssen in einer Welt, die sich ständig ändert, die den Jugendlichen täglich neue Aufgaben stellt, die sie bewältigen müssen und von denen sie sich manchmal überfordert fühlen. Beide Romane zeigen auf, dass man Fehler machen und aufstehen und noch mehr Fehler machen kann. Wichtig ist nur, dass man wieder aufsteht und weitermacht. Erstaunlicherweise gelangt auch Skippy stirbt zu einem versöhnlichen Schlusspunkt, der kaum noch zu erwarten war.

Aber solche Sachen wie die Welt-in-dieser sind so groß, die kann man nicht allein im Kopf behalten. Man braucht wen, der einen daran erinnert, oder dem man davon erzählen kann, und man muss es einander immer wieder erzählen, das ganze Leben lang.

Reading Challenge: A book based entirely on its cover
(Spontankauf am Flohmarkt)

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Jugend Roman

Barry Jonsberg – Das Blubbern von Glück

Ich fragte Erdferkel-Fisch um Rat hinsichtlich des Umgangs mit Wasser, denn Seekrankheit zu vermeiden, muss zu ihren Spezialgebieten gehören. Ihr war jedoch nicht nach Kommunikation, sodass ich keine Antwort erhielt.

Nach dieser Lektüre muss ich sagen: wenn auch nur ein winziger Anteil der Jugendbücher so gut sind wie dieses, sollte ich mich mehr in dieser Abteilung umsehen. Eine überzeugende Kurzrezension hatte mich zu diesem Werk greifen lassen, es soll ein Weihnachtsgeschenk für das Patenkind sein. Zum Glück hatte ich die Zeit, es vorher selbst zu lesen, weil dieses Vernügen ist gerade in der kalten, stressigen Weihnachtszeit absolut unverzichtbar.

Heldin ist die zwölfjährige Candice Phee. Sie ist seltsam und weiß das auch selbst, hat aber keinerlei Probleme damit (dieses Selbstbewusstsein hätten wir wohl alle gern). Candice’ Familie ist zerrüttet. Ihre Schwester starb am plötzlichen Kindstod, ihre Mutter hat sich davon niemals erholt und leidet an unbehandelten Depressionen. Ihr Vater ist mit ihrem reichen Onkel Brian wegen eines Patents zerstritten. Aber Candice will alles ins Reine bringen und nimmt dabei so manches Risiko auf sich. Von allen ihren Abenteuern berichtet sie ihrer („vermeintlichen“) amerikanischen Brieffreundin Denille (für deren ausbleibende Antworten Candice stets neue Entschuldigungen erfindet).

Jede Figur in diesem Buch ist so sorgfältig charakterisiert, wie man es selten in einem Roman für Erwachsene findet. Candice nimmt Anteil am Leben all ihrer Mitmenschen. Ihre Lehrerin mit dem Kullerauge (Candice empfiehlt ihr eine Augenklappe, um vom Kullerauge abzulenken), ihr Freund Douglas (aus einer anderen Dimension) sowie dessen Faksimile-Eltern und schließlich die Klassenzicke, die sich von Candice’ ungebrochenem Optimismus überrumpeln lässt.

Jetzt erwarte ich mit Spannung das Feedback des Patenkindes, um meine Meinung mit einer Stimme aus der Zielgruppe abzugleichen. Vorerst: meine uneingeschränkte Empfehlung für alle Altersgruppen.

Außerdem wurde heute das neue Quietdrive-Album The Ghost of What You Used to Be veröffentlicht. Nicht nur das Cover Art gefällt mir sehr gut, auch die Songs machen uneingeschränkt glücklich. Zum Reinhören: Without my hands.

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Krimi Roman

Thomas Raab – Der Metzger muss nachsitzen

Wein(c)Marko Greitschus/PIXELIO

Nun liegt es in der Natur der Raucher, schon allein wegen ihrer alles anderen als reinlichen Sucht, dass sie leicht schmuddelige Räumlichkeiten einem gepflegten Büro vorziehen. Logisch, dass der Metzger nun mutterseelenallein in diesem sterilen Zimmer hockt.

Auch der österreichische Autor Thomas Raab hat einen sympathischen Krimihelden geschaffen, der allerdings im Vergleich zu Volker Kutschers Kommissar Gereon Rath so eigentlich gar nichts mit Verbrechen zu tun hat. Willibald Adrian Metzger ist Restaurator, militanter Nichtraucher und Weinliebhaber. Dem Wein spricht er schon mal ausgiebig zu und stolpert dann per Zufall über die Leiche eines ehemaligen Schulkollegen. Wäre nicht die Leiche verschwunden, als er mit dem Polizisten Pospischill – ebenfalls ein ehemaliger Schulkamerad – wiederkommt, würde das den Metzger nicht besonders betrüben.

Im Laufe dieses Romans muss der Metzger den sicheren Hafen seiner Werkstatt verlassen, um dem Geheimnis des Todes seiner Schulkollegen auf den Grund zu gehen. Dabei trifft er auf viele ihm wohlgesinnte Menschen und söhnt sich im Rahmen eines Klassentreffens mit den Schulkollegen aus, die ihm damals so zugesetzt haben. Den der ermordete Dobermann hat dem Metzger damals so manche Gemeinheit zugefügt. Rund um den toten verschwundenen Dobermann entwickelt sich ein kompliziertes Geflecht aus Geheimnissen, das der Metzger Stück um Stück aufdeckt, wobei er sich natürlich selbst zusehends in Gefahr bringt. Schließlich wird der militante Nichtraucher Metzger gerettet – durch eine Zigarre.

Ein großartiger Krimi, ganz in der Tradition von Wolf Haas, sprachlich deutlich österreichisch, mit Betonung auf die Eigenheiten unserer Gesellschaft, mit freundlichem, spitzbübischem Blick auf das Leben in diesem Land. Zugreifen!