Categories
English Roman

Susan Choi – Trust Exercise

Meta: Recently I’ve been thinking again about a book idea, that I’ve been carrying around with me for some time. The topic is difficult on several levels. One of those is the fact, that I feel that I don’t have the words, the language to write about it in my mother tongue (Austrian German) and I might end up with writing things different because I’m actively trying to avoid to sound phony. On the other hand, writing in English makes the writing process slower and much harder to really get my thoughts out and my writing might sound very clumsy to native english speakers. In the past years I switched from writing articles about books I read in english because it got too hard and I couldn’t get myself to even write the posts at all. I might try this again to see how it goes and get some practice.


Writing about this book will not be possible without spoiling at least the structure of the book, so if you plan to read it, you might want to skip this review.

… we were taught that a moment of intimacy had no meaning unless it was part of a show.

The first half of the book takes us to an American high school dedicated to the performing arts. Relationships and friendships unfold and crumble, teenagers get together and get lost exploring their relationships with each other and with the adults surrounding them.

Things were very funny and without warning weren’t funny at all, they were deeply embarrassing, and just as quickly that was funny, that ridiculous seriousness – or was it?

The second half of the book takes a completely different perspective, the switch felt rather hard to me. The events that have already been described in the first part change in details but also get painted over in different colours. The power dynamics between teenagers and adults are reflected from a viewpoint later in time. That happens again in the last part of the book which takes another different perspective. In a way nothing’s changed which made the end feel very frustrating to me.

Categories
English Roman

David Levithan – Love Is the Higher Law

This, I think, is how people survive: Even when horrible things have been done to us, we can still find gratitude in one another.

Auch wenn ein Buch über die Auswirkungen von 9/11 auf den ersten Blick eher deprimierend ausfallen sollte, gelingt es dem Autor, die Perspektive auf positive Bereiche zu richten. Die negativen Auswirkungen wie der „Krieg gegen den Terror“ und die dafür notwendige Aufrüstung sind weithin bekannt. David Levithan hingegen lässt seine jugendlichen Protagonisten dorthin schauen, wo Menschen Trost finden und sich gegenseitig Trost spenden, unabhängig davon, wo sie herkommen, wo sie hingehen oder welche Hautfarbe sie haben. Er lässt sie zweifeln – aber nicht verzweifeln – an der Unberechenbarkeit des menschlichen Handelns und an der Ungewissheit des Lebens, die uns daran hindern könnte, überhaupt morgens aufzustehen, wäre unser Gehirn nicht in der Lage, auf aktuell anstehendes praktisches Handeln zu fokussieren. Auch im Angesicht des Undenkbaren geht das Leben weiter. Irgendwie.

We keep waiting for the next attack, and then we go and make the next attack. … Now I still want to know what I can do. It’s never enough, and it feels like nothing.

Categories
Roman

Benjamin Alire Sáenz – Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe

And even though I felt it was a beautiful thing, I also felt it was a weight. Not that she meant it to be a weight. But love was always something heavy for me. Something I had to carry.

Man könnte es einfach nur als langwierige, feinfühlige Coming-out-Story betrachten. Aber für mich war noch eine Ebene zwischen den Zeilen versteckt. Ari und Dante lernen sich im Schwimmbad kennen. Beide haben keine engen Freunde, Ari ist ein Einzelgänger, Dante bei allen beliebt, aber trotzdem irgendwie anders. Es entwickelt sich eine intensive Freundschaft, die beiden Jugendlichen fühlen sich auf unterschiedlichsten Ebenen verbunden und verstanden.

Maybe it was because Dante seemed to make himself fit everywhere he went. And me, I always felt that I didn’t belong anywhere.

Die Zwischenebene für mich waren all die Zweifel, die durch Ari in der Erzählung aus seiner Perspektive ausgedrückt werden. Großteils sind es keine überraschenden Fragen für einen Heranwachsenden und auch Erwachsene stellen sich hoffentlich zumindest hin und wieder noch die essentiellen Fragen des Lebens: Wer bin ich? Wo will ich hin? Wer soll an meiner Seite sein? Dem Autor gelingt es, Aris schwermütigem Temperament eine leichtfüßige Sprache zu verleihen und seine Zweifel an sich selbst und der Welt somit erträglich zu machen. Und manchmal lösen sich Zweifel auch einfach in einem großen Sturm auf.

Another secret of the universe: sometimes pain was like a storm that came out of nowhere. The clearest summer morning could end in a downpour. Could end in lightning and thunder.

Categories
Roman

Jay Asher – Thirteen Reasons Why

In the end, everything matters.

Obwohl das Thema so traurig ist, bleibt am Ende ein Funken Hoffnung. Hannah Baker hat Selbstmord begangen. Vor ihrem Tod hat sie 13 Audiokassetten bespielt mit ihren Erfahrungen mit Menschen, den Situationen und Entwicklungen, die zu ihrer Entscheidung geführt haben, sich selbst das Leben zu nehmen.

Viele der Personen, die in Hannahs Geschichten vorkommen, haben ihr tatsächlich Unrecht getan, manche andere haben aber einfach weggeschaut. Selbstmordgedanken kommen nicht aus dem Nichts, ein langer Prozess läuft vor dieser Entscheidung ab, Anzeichen sind da und sollten nicht ignoriert werden. Das Buch ist ein großes Plädoyer, mehr auf unsere Mitmenschen zu achten. Nachzufragen. Hinzuschauen.

I guess that’s the point of it all. No one knows for certain how much impact they have on the lives of other people. Ofentimes, we have no clue.

Reading Challenge: A book that made you cry

Categories
Roman

Stephen Chobsky – The perks of being a wallflower

I don’t know if you’ve ever felt like that. That you wanted to sleep for a thousand years. Or just not exist. Or just not be aware that you do exist. Or something like that. I think wanting that is very morbid, but I want it when I get like this. That’s why I’m trying not to think. I just want it all to stop spinning. If this gets any worse, I might have to go back to the doctor. It’s getting that bad again.

Charlie besucht seit Kurzem die High-School. Das Buch ist aus seiner Perspektive erzählt, er schreibt Briefe in der Art eines Tagebuchs an eine unbekannte (vielleicht auch ausgedachte?) Person, in der er seine Erlebnisse und vor allem auch seine Gefühlszustände beschreibt. Der Leser erlebt durch Charlies Augen die wirren Gefühlslagen von Teenagern im Laufe des Erwachsenwerdens inklusive der Selbstfindung, des Entdeckens der eigenen Sexualität, der (manchmal gescheiterten) Beziehungen der Eltern und der Suche nach dem eigenen Platz in der Welt. Das Ende hält einen Knalleffekt bereit, der vieles auflöst, was vorher unklar war, aber auch ein völlig anderes Licht auf bisher Geschehenes wirft. Special.

He got this very serious look on his face after I told him, and he said something to me I don’t think I will forget this semester or ever.
“Charlie, we accept the love we think we deserve.”

Categories
Roman

Paul Murray – Skippy stirbt

Nach und nach dämmert einem die schreckliche Wahrheit – dass die Zukunft nicht die Achterbahnfahrt sein wird, die man sich vorgestellt hat, dass die Welt der Eltern, die Welt, in der man abwaschen, zum Zahnarzt gehen und am Wochenende im Baumarkt Bodenfliesen kaufen muss, weitgehend das ist, was die Leute meinen, wenn sie „Leben“ sagen.

Es ist kein Spoiler, wenn ich hier gleich am Anfang verbreite, dass Skippy tatsächlich stirbt und zwar schon auf den ersten 12 Seiten. Wie es dazu kommt und was in den Wochen und Monaten vor Skippys Tod passiert, ist der Inhalt der ersten Hälfte des Buches. Der Leser lernt Skippys Umwelt in der katholischen Burschenschule Seabrook in Dublin kennen. Skippy ist ein Außenseiter mit wenigen Freunden, sein Verhältnis zu seinen Eltern ist nicht besonders gut, aus der Schwimmmannschaft will er aussteigen. Und schließlich verliebt er sich in Lori, die die benachbarte Mädchenschule besucht.

Eigentlich ist Skippy nur dem Titel nach der Protagonist dieses Romans, denn im zweiten Teil, der die Ereignisse nach seinem (für seine Umwelt) überraschenden Ableben beschreibt, kommt er nur noch in der Erinnerung derer vor, die ihn kannten und deren Leben Skippys Tod für immer beeinflusst hat. Fein gezeichnet beschreibt der Autor, wie sich die von den Medien zur tragischen Julia stilisierte Lori in die Magersucht flüchtet. Wie Skippys Zimmergenosse Rupprecht sich zuerst in Donuts vergräbt und dann auf wissenschaftlichem Wege versucht, mit dem Verlust seines Freundes fertigzuwerden. Wie Skippys Lehrer Howard Fallon mit seinem Gewissen ringt, weil er (mehr oder weniger) unfreiwillig Mitglied eines Vertuschungskomplotts (katholische Burschenschule, muss man mehr sagen?) geworden ist. Wie Carl, der ebenfalls in Lori verliebt ist, sich von dem toten Jungen verfolgt fühlt und mehr und mehr im Drogensumpf versinkt.

Es ist so, verstehst du, in jedem Ofen ist ein Feuer. Na ja, und in jedem Grashalm ist ein Grashalm, der sozusagen darauf brennt, ein Grashalm zu sein. Und in jedem Baum ist ein Baum, und in jeder Person ist eine Person, und in dieser Welt, die so langweilig und stinknormal aussieht, ist, wenn du genau hinschaust, eine total spannende, magische, schöne Welt. Und alles, was du wissen willst, oder alles, was in deinem Leben passieren soll, alle Antworten sind genau da, wo du jetzt bist.

Ins Regal stellen möchte ich dieses Buch direkt neben Ich bin Charlotte Simmons. Nicht nur der Umfang des Buches und das Setting an einer Schule verbinden die beiden Romane in meinen Augen miteinander. Es ist mehr das Thema, dieses Sich-Zurechtfinden-Müssen in einer Welt, die sich ständig ändert, die den Jugendlichen täglich neue Aufgaben stellt, die sie bewältigen müssen und von denen sie sich manchmal überfordert fühlen. Beide Romane zeigen auf, dass man Fehler machen und aufstehen und noch mehr Fehler machen kann. Wichtig ist nur, dass man wieder aufsteht und weitermacht. Erstaunlicherweise gelangt auch Skippy stirbt zu einem versöhnlichen Schlusspunkt, der kaum noch zu erwarten war.

Aber solche Sachen wie die Welt-in-dieser sind so groß, die kann man nicht allein im Kopf behalten. Man braucht wen, der einen daran erinnert, oder dem man davon erzählen kann, und man muss es einander immer wieder erzählen, das ganze Leben lang.

Reading Challenge: A book based entirely on its cover
(Spontankauf am Flohmarkt)

Categories
Sachbuch

Adele Faber, Elaine Mazlish – How to talk so teens will listen & listen so teens will talk

Mein Patenkind ist inzwischen zu einem jugendlichen Mädchen herangewachsen, ein junger Teenager, aber doch nicht mehr ganz Kind. Das spüren die Eltern, aber auch ich im Gespräch mit ihr immer wieder daran, dass sie sich einerseits viele Gedanken macht und sich die Themen in den letzten Monaten deutlich verschoben haben. Daraus folgt aber auch, dass sie alles in Frage stellt, speziell die Regeln, die ihre Eltern für sie aufstellen. Wie geht man mit einem Kind in diesem Alter um?

Im ersten Kapitel habe ich einiges wiedergefunden, was ich bereits aus dem Vorgängerbuch How to talk, so kids will listen … kannte. Speziell das Zuhören anstatt Kommentieren habe ich bereits mit Erfolg angewandte (und zwar bei Weitem nicht nur bei Kindern, es funktioniert bei Erwachsenen auch ganz hervorragend). Es ist nicht so leicht, wir haben uns angewöhnt, die Gefühle von anderen in Beziehung zu unseren eigenen zu setzen und uns vorzustellen, wie wir uns in dieser Situation fühlen würden. Das funktioniert bei Erwachsenen, die Probleme austauschen, meist ganz gut, weil beide Seiten wissen, dass genau das passiert. Bei Jugendlichen fühlt man sich als Erwachsener schnell überlegen, man glaubt, man „weiß es besser“, man nimmt die Gefühle der jugendlichen Person nicht ernst (weil man natürlich selber weiß, dass das erste „miteinander-gehen“ mit einer interessanten Person zumeist von langfristiger Bedeutung ist). Doch gerade dieses nicht-ernst-nehmen führt bei Jugendlichen dazu, dass sie den Eltern (oder anderen Bezugspersonen) gar nichts mehr erzählen wollen. So banal das klingt: Die Gefühle der anderen Person sollte man in jedem Fall akzeptieren, auch wenn sie einem selbst lächerlich erscheinen mögen.

So weit so gut. Weitere Tips und Beispiele lassen mich dann eher kopfschüttelnd zurück. Obwohl ich selbst nicht Mutter bin, kenne ich viele Geschichten aus der Realität und weiß daher, dass es ganz ohne Bestrafungen nicht geht. Die vorgeschlagenen Alternativmethoden:

  • State your feelings.
  • State your expectations.
  • Show how to make amends.
  • Offer a choice.
  • Take action.

In den erklärten Beispielen läuft es dann am Ende dann doch wieder auf Strafe hinaus. Am Ende Fußballverbot.

Das nächste Kapitel gibt Ratschläge, wie man gemeinsam an Problemlösungen arbeiten kann. Klingt in der Theorie alles ganz praktisch, aber ich kann mir gut vorstellen, dass in der Praxis bei allen Beteiligten die Emotionen hochgehen. Allein schon der Punkt „invite your teenager to brainstorm with you“. Ich höre es direkt in meinem Kopf: „Ist ja dein Problem, für mich ist eh alles super.“ Nehmen wir einen kurzen Moment an, es kommt zu einem gemeinsamen Brainstorming und man einigt sich mit dem Teenager auf einen Plan. Was, wenn dieser nicht eingehalten wird? Auch das kenne ich aus dem eigenen Leben: man vereinbart ein Verhalten, dieses wird nicht eingehalten, man muss Konsequenzen ziehen. Teenager leben im Moment und vergessen oft, was ihr Verhalten gerade jetzt später für Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Besonders spannend fand ich dann das Kapitel, in dem die Jugendlichen zu Wort kamen. Das Buch beschreibt ein experimentelles Workshop-Programm, das die Autorinnen in einer Schule mit betroffenen Eltern durchführten. An einem späteren Abend setzten die Autorinnen sich nur mit den Jugendlichen zusammen, um ihre Perspektive zu sehen und zu hören, was ihnen wichtig ist. Dabei musste es natürlich auch um Gruppenzwang gehen und darum, was man tut oder nicht tun sollte, nur weil die anderen es auch machen. Ein Thema, das jeder Erwachsene aus der Praxis kennt und sich vorstellen kann.

I was touched by what the kids were saying. Their friends were so important to them that some of them were willing to give up part of themselves in order to be part of the group. And yet they all knew, on some level, what gave meaning to a mutually satisfying friendship.

Auch ich hatte letztens den Eindruck, dass mein Patenkind prinzipiell weiß, was richtig ist. Aber ich muss zugeben, dass ich manchmal Zweifel habe, ob sie ihre Prinzipien auch gegen den Gruppenzwang durchsetzen würde, wenn sie befürchten müsste, damit allein dazustehen.

Die meisten Kinder wissen in den Situationen, die ihnen im Alltag begegnen, was richtig und falsch ist. Es ist falsch, einen Rollstuhlfahrer auszulachen. Es ist falsch, ein anderes Kind zu hänseln, weil es rote Haare hat oder dicker oder dünner als der Durchschnitt ist. Es ist falsch, ein anderes Kind wegen irgendwelchen Äußerlichkeiten abzukanzeln. Aber es ist sehr schwierig, eine Meinung auch nur kundzutun, wenn man bereits weiß, dass man sich damit in einer Gruppe exponiert. Sich gegen die Gruppe zu stellen ist das Schwierige. Diesbezüglich bin ich mir noch unschlüssig, wie wir das unseren Kindern vorleben können (weil ich überzeugt bin, dass Vorleben als Erziehungsmethode am besten funktioniert). Kinder brauchen Orientierung und die bekommen sie von ihren Bezugspersonen. Aber nicht jede Situation ergibt sich im Alltag. Ich bin heute noch vorsichtig, eine konträre Meinung in einer größeren Gruppe laut zu äußern, weil ich selbst die Erfahrung gemacht habe, dass man damit nicht nur die Stimmung empfindlich zerstören sondern sich auch zur Zielscheibe machen kann. Und gerade eine Zielscheibe möchte kein Jugendlicher sein. Das wiederum sollten sich auch die Eltern merken: das Kind nicht zur Zielscheibe der eigenen (unerfüllbaren) Wertvorstellungen zu machen.

But fortunately, silence is not our only option. If ever we find ourselves becoming annoyed or angry with anyone in the family, we need to stop, take a breath, and ask ourselves one crucial question: How can I express my honest feelings in a way that will make it possible for the other person to hear me and even consider what I have to say?

Kommunikation kann nur beidseitig funktionieren und deshalb sollten natürlich auch die Kinder lernen, dass gegenseitiges Beschuldigen, Schimpfen, sich Vorwürfe machen keine gute Strategie ist. Aber wie sollen sie das lernen, wenn sie genau das von ihren Eltern immer wieder erleben? (siehe oben: Vorleben) Die Autorinnen raten dazu, die eigenen Gefühle zu beschreiben, anstatt sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Nicht einfach, vor allem, wenn man nicht gewohnt ist, Gefühle zu beschreiben. Umso wichtiger wäre es, dass wir das unseren Kindern beibringen, damit sie später in der Lage sind, sich in Worten auszudrücken und nicht herumzubrüllen oder möglicherweise aggressiv mit Tellern zu werfen.

Auch wenn ich so meine Zweifel habe, wie sich die einzelnen Methoden tatsächlich in der Praxis bewähren können, habe ich doch für mich einige interessante Anregungen aus diesem Buch beziehen können. Und sei es nur, dass ich selbst nach einem harten Arbeitstag gleich mal klarstelle, dass ich grumpy bin und heute keine Diskussionen mehr führen will. Das kann auch im Umgang mit dem Partner durchaus mal von Vorteil sein. ;-)