Categories
English Roman

Colleen Hoover – It Starts With Us

CN: Beziehungsgewalt, Gewalt von Eltern an ihren Kindern, sexuelle Handlungen


Die Fortsetzung zu Colleen Hoovers BookTok-Hit It Ends With Us. Um etwas Feuer Konflikt in die wieder aufflammende Romanze zwischen Lily und Atlas zu bringen, stellt die Autorin Atlas einen unbekannten kleinen Bruder zur Seite, was auch zu Begegnungen mit der abwesenden Mutter führt. Lilys Beziehung zu ihrem nun Ex-Mann Ryle und Vater der gemeinsamen Tochter Emerson wird durch die Entwicklungen zwischen Lily und Atlas natürlich auch nicht einfacher. Im Vergleich zum ersten Roman haben Lily und Atlas jedoch eine deutlich einfachere Zeit, die dominante Beziehungsgewalt von Ryle an Lily findet in deutlich abgeschwächter Form Ausdruck. Es bleibt jedoch das Wissen, dass Ryle als Vater von Emerson immer Teil von Lilys Leben sein wird und ein Auskommen irgendwie ermöglicht werden muss. Atlas bleibt „zu gut, um wahr zu sein“, er macht einfach alles richtig. Wie die beiden sich anhimmeln, ist manchmal schwer zu ertragen, es ist einfach irgendwie zu viel. Das war jedoch im Prinzip erwartungsgemäß und ich hatte mir das Buch genau deshalb ausgeliehen, weil ich gerade einen Eskapismus brauchte, also hat es schon gepasst.


Während meiner Reise nach Antibes im April 2025 besuchte ich auch das Musée de la Carte Postal. Es befand sich in der Nähe unseres Apartments und ich hatte es auf dem Heimweg vom Supermarkt zufällig entdeckt. An einem regnerischen Nachmittag ließ ich also den Hund in der Obhut des Fotografen zurück, um mir die Geschichte der Postkarten anzusehen. Als ich ankam, waren die Räume dunkel, ein älterer Herr saß am Eingang und überreichte mir auf meine Anfrage einen Audioguide (ein Android-Handy mit einer App darauf), betätigte die Lichtschalter und wies mir den groben Weg durch die zwei Räume der Ausstellung.

räumliche Ansicht des Postkartenmuseums, im Vordergrund steht ein Tisch mit einem Glaskasten darauf, in dem auf vier Ebenen spezielle Postkartenexponate betrachtet werden sollen, im Hintergrund sind die Wände mit hohen Schaukästen verkleidet, in denen reihenweise verschiedenste Arten von Postkarten ausgestellt sind

Am Anfang der Ausstellung werden einige Fakten zur Entstehung der Postkarte in nicht ganz chronologischer Reihenfolge präsentiert. Als Ursprung sieht die Ausstellung Telegrammkarten, die mittels Rohrpost zwischen Postämtern versandt wurden, diese enthielten jedoch weder Fotos noch Illustrationen. Als Erfinder der Postkarte gilt der Österreicher Emmanuel Hermann. Er soll die 1. Postkarte (betitelt mit „Correspondenz-Karte“) überhaupt im Jahr 1869 aus Wien versandt haben. In späterer Folge verhandelte er mit der Post einen Sondertarif für diese Karten, die ohne einen Briefumschlag auskamen und zum selben Preis unabhängig von der Entfernung im gesamten österreich-ungarischen Reich verschickt werden konnten („kurze schriftliche Mitteilungen nach allen Orten der Monarchie ohne Unterschied der Entfernung gegen eine Gebühr von zwei Neukreuzern“, Wikipedia). In der Ausstellung ist außerdem eine Karte mit der Einladung zum Begräbnis des Autors Victor Hugo aus dem Jahr 1885 zu sehen. Aus dem Jahr 1889 stammt die erste Postkarte mit einer Illustration, nämlich dem Eiffelturm. Es handelte sich um eine Karte anlässlich der Pariser Weltausstellung. Die erste Postkartenausstellung wurde 1899 in Nizza abgehalten. (Bei der Recherche habe ich in einem Auktionshaus eine Souvenirkarte von dieser Ausstellung gefunden. Der Rufpreis ist 40 Euro.)

Weiter wird erzählt, wie die Postkarte in den Jahren 1900 bis 1920 rasant populär wurde. Als Sammelobjekte wurden sie auf der Straße verkauft und in Alben gesammelt. Daraus entwickelte sich eine regelrechte Industrie, denn die Produktion von Postkarten schuf Arbeitsplätze für etwa Fotograf:innen, Illustrator:innen und Drucker:innen. Einzig die Briefträger:innen sollen nicht so begeistert gewesen sein von der zusätzlichen Arbeit. Die ersten Werbepostkarten kamen von den Druckereien selbst, die mit ihrem eigenen Produkt die Qualität ihrer Ware anpreisten.

Ab hier zeigt die Ausstellung viele Highlights der damaligen Postkartenkultur in einer groben zeitlichen Einordnung. Es folgen einige Beispiele, die mich besonders beeindruckt haben:

1905: Eine unbekannte Person hat Ansichtskarten mit Porträts von damaligen Celebrities (zB Kaiser Franz Joseph I. oder der Komponist Richard Wagner) im Archimboldo-Stil (Porträts aus Früchten und Pflanzen) gestaltet (davon konnte ich wegen der Spiegelungen im Glas leider kein ordentliches Foto machen).

2 Reihen von Postkarten, oben links die Vorder- und Rückseite einer Postkarte, auf der Vorderseite ein französischer Text und eine Schwarz-Weiß-Illustration eines Phonographen, aus dem Sprache erklingt, die Rückseite enthält den Schriftzug „CARTE POSTALE“ und Textfelder zum Eintragen der Adresse, rechts daneben drei Karten, bei denen eine schwarze Scheibe mit einem Loch in der Mitte das zentrale Element bildet, auf der Postkarte ganz rechts ist der Titel „NINA ROSA“, darunter Illustrationen von Katzen und Hunden, die in die Öffnung eines Grammophons hineinhören oder hineinbellen

Bereits im Jahr 1905 konnten auch Audioaufnahmen als Postkarte verschickt werden! Es gab sowohl Scheiben mit aufgenommener Musik (wie es heute noch bei Geburtstagskarten vorkommt) als auch die Möglichkeit, mit einem Phonograph eigene Sprachnachrichten aufzuzeichnen, um sie anschließend zu verschicken.

Postkarte anlässlich der totalen Sonnenfinsternis (Eclipse Total de Sol) am 30. August 1905, in der linken Textspalte sind die Uhrzeiten aufgelistet, an denen die Sonnenfinsternis an verschiedenen Orten zu sehen ist, in der rechten Spalte eine Auflistung von prognostizierten Eklipsen in späteren Jahren, der Hintergrund ist ein Text in Schreibschrift auf grauem Papier, rechts oben ein runder Ausschnitt mit einem Filter, durch den die Sonne betrachtet werden kann

Am 30. August 1905 war eine Sonnenfinsternis zu beobachten. In der Ausstellung findet sich eine Postkarte mit einem runden Ausschnitt und einem violetten Filter zum Durchschauen. Ich fühlte mich sehr erinnert an das große Sonnenfinsternis-Ereignis meiner Lebenszeit: die totale Sonnenfinsternis, die über Zentraleuropa am 11. August 1999 zu beobachten war. Obwohl dem Ereignis natürlich eine wochenlange Berichterstattung und Analyse vorangegangen war, war es trotzdem überraschend, als es finster wurde und tatsächlich die Vögel leiser wurden und auch sonst kaum Geräusche zu hören waren, weil alle einfach nur auf der Straße standen und zum Himmel schauten. Wir beobachteten von einem Parkplatz aus und auch die Mitarbeiter:innen des Supermarkts standen vor dem Eingang und schauten zu.

Ab 1907 durften Frauen in Paris beruflich Taxi fahren (also mit Pferdekutsche). Eine Serie an Fotografien dokumentiert diese Pionierinnen, die es sicher nicht leicht hatten in diesem vormals ausschließlich Männern vorbehaltenen Beruf.

3 Reihen von Postkartenmotiven, oben verschiedene menschliche Gestalten, die vor einem Weltallhintergrund abgebildet sind und auf dem Mond stehen oder sitzen, mittig querformatige Illustrationen von Menschenmengen auf Planeten, die das Ende der Welt feiern, unten hochformatige Ansichten, die Menschen in der Luft schwebend zeigen, einer reitet auf einem übergroßen Vogel, rechts schweben drei Personen an Schirmen über einem Stadtbild mit Fluss

Der Halley’sche Komet versetzte 1910 Menschen in Angst und Schrecken: Wieder einmal wurde das Ende der Welt erwartet und verkündet. Künstler:innen reagierten darauf mit surrealistischen Darstellungen von durchs All fliegenden Menschen, zum Beispiel mit Regenschirmen wie bei Mary Poppins. Auch Illustrationen aus anderen künstlerischen Stilen wie zB Art Nouveau (auch Jugendstil) wie etwa von Alphons Mucha sind auf Postkarten der Sammlung zu finden.

Mich hat der Besuch des Postkartenmuseums sehr inspiriert. Ich habe dort etwa zwei Stunden verbracht und den kompletten Audioguide durchgehört, obwohl mir das Format Audioguide eigentlich nicht so liegt. Seit ich dort war, habe ich Ideen für das Design von Postkarten(serien) im Hinterkopf und warte darauf, bis sich die eine oder andere klar materialisiert. Ausgestellt waren auch Serien von Postkarten zu Jahreszeiten, Monaten, Wochentagen oder sogar Uhrzeiten. Das passt zu einer anderen kreativen Idee, die ich seit einiger Zeit ausbrüte, vielleicht kommt da demnächst etwas heraus.

Categories
English Roman Science Fiction

Adrian Tchaikovsky – Alien Clay

CN: autoritäres Regime, Dystopie, Folter, Gewalt, Tod, Arbeitslager


Das zweite Buch unseres Minibuchclubs aus der Reihe der Hugo Award Nominees (das erste war Calypso).

Sometimes in order to escape the bad place you’re in, you have to go through trauma and hardship. Sometimes letting go of the barbed wire means tearing your skin some more, before you’re free.

Das Buch beginnt mit der Landung des Protagonisten Arton Daghdev auf dem Planeten Kiln, auf dem er als politischer Gefangener in einem Arbeitslager sein Dasein fristen soll. Schnell wird klar, dass die menschliche Welt von einem autoritären Regime beherrscht wird, dass nur The Mandate genannt wird. Als Akademiker war Daghdev auf der Erde Teil einer Widerstandsgruppe, die sich dem Regime entgegenstellte. Dabei störte ihn hauptsächlich die intellektuelle Unehrlichkeit des Regimes, das von der Wissenschaft einfache Antworten auf komplexe Fragen verlangt und Forschungsergebnisse, die nicht in ihr Weltbild passen, gnadenlos unterdrückt.

[…], but it was the intellectual dishonesty of the whole orthodox thing that galled me into action. 

Der Autor zeigt an verschiedensten Beispielen, wie ein oppresives Regime die Menschen unterdrückt. Kontinuierliche Überwachung, Manipulation von Geschehen und Geschichte, niemand kann dem anderen noch trauen, jede:r fragt sich ständig, wer ihn oder sie an das Regime verraten hat. Auch für treue Diener:innen des Systems bietet es keine Sicherheit. Ein bürokratischer Fehler kann genauso zur Verbannung ins Arbeitslager führen wie tatsächliche Revolutionsaktivitäten. Auch der Bias in Algorithmen und künstlichen Intelligenzen, der aktuell so häufig thematisiert wird, wird angesprochen: Wenn du einen Computer so programmierst, dass er etwas Bestimmtes erwartet, dann wird er es auch finden (selbst, wenn es nicht existiert). Dieser Faktor erscheint mir als zentral in der Debatte um Überwachung, die alle paar Jahre immer wieder aufflammt: Selbst wenn du dir nichts zuschulden kommen lässt, kann die Auswertung von Überwachungsdaten etwas finden, das dir dann zum Vorwurf gemacht wird. Anlasslose Massenüberwachung macht die Welt nicht sicherer. Es gibt keine Person, die nichts zu verbergen hat.

A blameless cog in the Mandate’s machine, until a bureaucratic error pointed the wrong finger at him. […] If you program your computers to expect wrongdoing, then they’ll most certainly find it.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der speziellen Beschaffenheit der Flora und Fauna auf dem Planeten Kiln. Ziel ist die Erforschung der Ruinen, die eine schriftliche Dokumente enthalten, die jedoch noch nicht entziffert werden konnten. Das Regime erwartet die Lüftung des Geheimnisses der Entstehung dieser Ruinen, es wird nach den Erbauer:innen geforscht. Gefunden wurde bisher jedoch nur eine sehr angriffslustige Biosphäre, von der aufgrund bisheriger Präzedenzfälle angenommen wird, dass sie Menschen in kürzester Zeit tötet oder verrückt macht. Mit den ausführlichen Beschreibungen von Pflanzen und Tieren konnte ich nicht so viel anfangen, irgendwie konnte ich mir die beschriebene Natur nicht bildlich vorstellen.

Bei ungefähr 70 Prozent des Buchs war ich mir vollkommen unsicher, wo die Geschichte noch hinführen könnte. Die Situation von Arton und den anderen Gefangenen wurde ständig hoffnungsloser, ein weiterer Revolutionsversuch scheitert aufgrund von Verrat, Artons Exkursionsgruppe verliert ihr Fluggerät und wird im Dschungel zurückgelassen. Ohne zu spoilern möchte ich sagen, dass mich das Ende sehr überrascht hat. Der Weg dorthin war vielleicht etwas länger als nötig, aber die Auflösung war sehr überraschend.

Weitere Erkenntnisse aus unserer Buchclub-Besprechung trage ich demnächst nach.

Categories
English Roman

Kaouther Adimi – A Bookshop in Algiers

CN: 2. Weltkrieg, Gewalt, Revolution, Kolonialismus


You will be alone; you have to be alone to get lost and see everything. There are some cities, and this is one, where any kind of company is a burden. You wander here as if among thoughts, hands in your pocket, a twinge in your heart.

Während ich darauf wartete, dass endlich das zweite Buch für unsere kleine Buchclubgruppe für mich frei würde, suchte ich nach einem Zwischenbuch, das kurz und noch dazu leicht zu lesen sein sollte. Bei der Suche nach einem Bookshop-Buch fiel mir dieses ins Auge. So leicht zu lesen war es dann gar nicht, aber dafür umso interessanter.

Auf zwei Zeitebenen wird die Geschichte eines fiktiven Buchgeschäfts in Algier erzählt. Gegründet von Edmond Charlot im Jahr 1935 wurde das Geschäft und der Verlag ein Ort der Zusammenkunft für Literat:innen und freie Denker:innen der damaligen Zeit. Der echte Edmond Charlot hat zwar einen Verlag gegründet, das Buchgeschäft ist aber soweit ich herausfinden konnte, eine Erfindung der Autorin Kaouther Adimi.

In Tagebuchform geben Charlots (fiktive) Texte Einblick in die algerisch-französische Politik vor und während des 2. Weltkriegs. Von 1830–1962 wurde Algerien von Frankreich besetzt und beherrscht. In kurzen Einträgen werden die politischen Veränderungen in dieser turbulenten Zeit beschrieben, unter anderem die Schwierigkeit, überhaupt an bedruckbares Papier zu gelangen.

Die moderne Zeitebene erzählt von der Demontage des fiktiven Orts im Jahr 2017. Protagonist Ryad kommt aus Paris nach Frankreich, um im Auftrag eines Investors das Geschäft auszuräumen und für sein neues Leben als Beignet-Shop vorzubereiten. Mit Büchern hat Ryad nichts am Hut. Das ändert sich auch im Verlauf der Geschichte nicht wirklich. Ryad lernt die Nachbarschaft und den früheren Hüter des Buchgeschäfts kennen, die im Klappentext angekündigte Veränderung (he begins to understand that a bookshop can be much more than just a shop that sells books) seiner Sichtweisen konnte ich jedoch nicht nachvollziehen.

Obwohl das Buch völlig anders war als von mir erwartet/erhofft, habe ich es gern gelesen. Auch die schwärmerischen Beschreibungen der heutigen Stadt Algier (siehe obiges Zitat) haben mir sehr gut gefallen. Letztendlich zeichnet die Autorin ein Bild eines Orts, an dem Gedanken und Wörter einen Platz haben und sich darauf eine Gemeinschaft gründet. Bücher können Menschen verändern. Und Menschen können die Welt verändern. Wenn sie sich zusammentun und an ein gemeinsames Ziel glauben. Ein hoffnungsvoller Ausblick.

Categories
Erfahrungsbericht Reise

Tom Chesshyre – Slow Train

CN: Dieses Buch erzählt (oberflächlich im Rahmen eines Reiseberichts) von verschiedenen Episoden der europäischen Geschichte, darunter Krieg, Vertreibung, Antisemitismus, Holocaust. Im Blog Post erwähne ich auch aktuellere politische Entwicklungen (Covid-19-Pandemie, Ukraine/Russland, Hamas/Israel/Gaza).


Letztens war ich in Augsburg zu Besuch und bin von dieser Reise mit mehr Büchern heimgekommen als ich mitgenommen hatte. Bei Angy’s Haferl Antik- An und Verkauf musste ich mir die Bücher anschauen, die auf einer Bank draußen vor dem Schaufenster standen und da fiel mir dieses in die Hand. Als Bahnreisende konnte ich dieses Angebot mit dem Untertitel „Eine Liebeserklärung an Europa heute in 25 Stationen“ unmöglich ausschlagen. Das Geschäft und die Inhaberin sind super sympathisch und es wachte dort auch eine Katze, die von einem sicheren Platz aus das Geschehen beobachtete.

Der britische Reisejournalist Tom Chesshyre nahm die Brexit-Verhandlungen nach dem Referendum 2016 zum Anlass, eine Bahnreise durch Europa zu unternehmen. In zehn Kapiteln beschreibt er seine Fahrt von Mortlake in der Nähe von London bis nach Venedig. Dabei nimmt er jedoch nicht den schnellsten Weg sondern lässt sich durch möglichst viele europäische Länder treiben, um Länder und Leute kennenzulernen. Seine Aufenthalte sind immer nur kurz, er verbringt jeweils eine Nacht in einer Stadt und nutzt die Stunden zwischen Ankunft und Nachtruhe oder zwischen Nachtruhe und Abfahrt für Stadterkundungen. Dabei ist natürlich keine Zeit, eine Stadt wirklich intensiv kennenzulernen, dass dies nicht das Ziel dieser Reise war, stellt der Autor aber auch von Anfang an klar. Es geht um die Eisenbahn und um Europa, um die verschiedenen Länder und Kulturen, die sich mit einem Interrail-Pass erkunden lassen; es geht um Einblicke in die Vielfalt der europäischen Kultur und deren Geschichte.

Häuser mit treppenförmigen Ziergiebeln in verschiedenen Rot- und Braun-Tönen, davor Gastgärten mit grünen Markisen und roten Schirmen
Brügge, Belgien, Mai 2023

Manche Orte, die Tom Chesshyre in diesem Buch besucht, habe ich selbst schon bereist. Das beginnt früh in seiner Reise, als er nach der Fährüberfahrt von Dover nach Calais den touristisch überlaufenen Ort Brügge besucht. Ich war selbst nur für einen Tagesausflug in Brügge und fand die Menschenmassen auch ziemlich anstrengend. In Maastricht lässt sich der Autor den Tisch zeigen, an dem 1992 der Vertrag von Maastricht – der Gründungsvertrag der Europäischen Union – unterschrieben wurde. Beeindruckt zeigt er sich vom Bahnhof Leipzig (mein Besuch in Leipzig 2017) und interessanterweise auch von der Effizienz der Deutschen Bahn, die in den letzten Jahren ja Ziel immer härterer Kritik geworden ist (ein Überblick zum Beispiel bei Deutschlandfunk Nova).

Links: Veranstaltungshalle Spodek („Untertasse“) in Katowice, Mitte: begrünter Treppenaufgang, Rechts: Kongresszentrum Międzynarodowe
Katowice, Polen, April 2019

Einen Zwischenstop auf der Reise nach Osten legt er auch in Katowice ein, einer wie er selbst schreibt, wenig besuchten Stadt, die ein Teil meiner Polen-Reise im Jahr 2019 war. Dorthin transportierte mich seine Beschreibung des Spodek-Stadions „(im Volksmund Untertasse oder fliegende Untertasse genannt)“, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist.

Eingang zum Eisenbahnmuseum in Ljubljana, links ein geöffneter rot-weißer Schranken, mittig ein Haus mit der Aufschrift „Źelezniški Muzej“, darunter ein Logo mit einem Eisenbahnrad aus dem links und rechts Flügel herauswachsen
Ljubljana, Slowenien, Jänner 2025

In Ljubljana besuchte der Autor auch das Eisenbahnmuseum, von dem ich leider nur die Außenbereiche sehen konnte, weil ich mit dem Hund nicht in die Gebäude durfte. Neidvoll lese ich, dass der Autor eine Runde mit einer Dampflok auf den alten Schmalspurschienen rund um den Lokschuppen fahren durfte.

Für mich war es faszinierend, wie nah und gleichzeitig fern sich diese Reise zeitlich anfühlte. Anhand eines Hinweises auf die Hochzeit von Prince Harry und Meghan Markle konnte ich seine Reise auf den Mai 2018 datieren. Das ist aktuell sieben Jahre her. Diese Reise hat der Autor also unternommen, bevor eine Pandemie (ab 2019/2020) die Welt entscheidend verändert hat, bevor Russland 2022 die Ukraine überfallen hat (obwohl die Annexion der Halbinsel Krim 2014 bereits ihre Schatten bis nach Odessa warf), bevor die Terrororganisation Hamas im Oktober 2023 einen Terrorangriff auf Israel unternommen hat. Eine Reise vor der Pandemie fühlt sich für mich wie eine Reise aus dem vorjährigen Jahrhundert an. Als der Autor dann einen Journalisten trifft, der an der Aufarbeitung der Paradise Papers (2016) mitgearbeitet haben will, kommt mir das hingegen vor, als wäre es gestern gewesen. Ich finde es sehr interessant, wie sich manche Ereignisse in der Erinnerung viel deutlicher verankern als andere.

Vollends unterstreichen kann ich den Abschlussappell des Autors: Steigt in einen Zug, lasst euch treiben und erkundet die Welt. Es ist gar nicht notwendig, in ein Flugzeug zu steigen und an weit entfernte Orte zu fahren, schon das Nachbarland bietet viel Interessantes zu sehen, wenn mensch mit offenen Augen und Ohren und mit offenem Herzen durch die Welt zieht.

Categories
Bildband Essays

Barbara Lesak (Hg.) – Von der Pose zum Ausdruck. Theaterfotografie 1900–1930

CN: Es werden rassistische, antifeministische und homophobe Einstellungen der Epoche 1900–1930 thematisiert.


Ende November letzten Jahres besuchte ich mit dem Fotografen eine Fotoausstellung in der Galerie Westlicht (Bericht hier unter der Buchbesprechung). Der Fotograf musste sich natürlich auch die vielen Fotobildbände im Shop der Galerie ansehen. Also blätterte ich auch kurz durch die Bücher und dann fiel mir dieses in die Hände. Es handelt sich um einen Begleitband zur Ausstellung „Von der Pose zum Ausdruck. Theaterfotografie von 1900 bis 1930“ des Österreichischen Theatermuseums. Das Buch versammelt also Fotografien, die in dieser Ausstellung zu sehen waren und kombiniert sie mit Texten, die verschiedene Aspekte von Theater und Fotografie behandeln.

Es werden unterschiedliche Entwicklungsstufen der Fotografie behandelt, die mit ihren technischen Gegebenheiten die Möglichkeiten der fotografischen Aufnahmen prägten. Während frühe Theateraufnahmen ausschließlich im Atelier gestellt wurden (die Darsteller:innen durften sich nicht bewegen), konnten mit fortschreitender technologischer Entwicklung (inkl. besserer Beleuchtung der Theaterräume) auch tatsächliche Szenenbilder aufgenommen werden. Dabei fand ich interessant, dass die Fortschritte laut einem Text von Gerald Pfiffl zumeist aus der Riege der leidenschaftlichen Amateurfotograf:innen stammten:

Technische und bildmäßige Innovationen gingen immer von Amateuren und ihren Vereinen aus, denen vor allem der technische Fortschritt wichtig war. […] Das Gros der Berufsfotografen war dem konstant guten Bildergebnis verpflichtet. Sie konnten es sich nicht leisten, sich auf Experimente mit neuen Methoden einzulassen.

Im selben Text thematisiert Gerald Pfiffl auch eine Kontroverse bezüglich der Gestaltung von Theateraufnahmen aus dem Jahr 1926. Während der Amateurfotograf Hans Böhm sein System der Aufnahme von Szenenbildern mit Authentizität verteidigte, wurde er von Maximilian Kartitschnigg intensiv kritisiert. Kartitschnigg vertrat eine Position, die dem Fotografen einen wesentlichen gestalterischen Anteil an einer Fotografie zusprach. Er wollte das Licht für eine Aufnahme neu einrichten und überflüssige oder störende Elemente aus der Komposition entfernen. Ohne diese persönliche Einflussnahme wären die entstandenen Fotografien rein „technisch“ und nicht „künstlerisch“.

In dieser Phase der umfassenden Orientierungslosigkeit, geprägt von der Krise nach dem Zusammenbruch des Habsburgerreichs, die gleichermaßen alte Werte und Wertesysteme ungültig macht, werden zugleich Möglichkeiten und Räume eröffnet, in Frage gestellt und Alternativen geschaffen.

Sehr interessant fand ich einen Textbeitrag von Julia Danielczyk, in dem es um „Problemstücke der zwanziger Jahre“ geht. Als problematische Themen werden hier unter anderem Homosexualität, Schwangerschaftsabbruch, die sich verändernde Rolle der Frau und die Nutzung so genannter Schauobjekte angesprochen. Als Schauobjekte versteht die Autorin hier schwarze Statist:innen, während die weiße Hauptdarstellerin schwarz angemalt wird, um als – in der damaligen Diktion – „Halbblut-Negerin“ aufzutreten.

An diesem Text gefällt mir auch sehr gut, wie die Autorin aus den Bildern herausliest. Aus der Pose zweier Darsteller:innen liest sie zum Beispiel einen eindeutigen „Verweis auf eine außergewöhnlich gefährliche Macht dieser Unbekannten, inszeniert eine dämonische Stimmung“. Diese Art der Bildbeschreibung versuche ich selbst in meinem Alternativtexten umzusetzen und auch in Bilderzählungen, wenn ich etwas aus Urheberrechtsgründen nicht zeigen darf.

Julia Danielczyk thematisiert in ihrem Text auch die weiter oben beschriebene Unterscheidung zwischen Kunst und Technik und schlägt sich dabei auf die Seite von Maximilian Kartitschnigg. Für sie ist es ein besonderer Wert, wenn Fotos nicht nur als Dokumente der tatsächlich stattgefunden habenden Vorstellung dienen:

Das bedeutet die Reflexion der Wirkung des Bildes bei der Konzeption, so dass das Arrangement der Personen nicht dem zufälligen Moment eines Theaterabends unterlag, sondern gezielt für den Augenblick der Aufnahme eingerichtet wurde. Und genau hier tritt eine Duplizierung ein: Ziel ist die Inszenierung des Ausdrucks, die Zurschaustellung der großen, theatralischen Geste, die Abbildung, das Festhalten eines Zeitgefühls. Die Bilder verfügen über eine eigenständige Aussagekraft, über die Dokumentation einer Inszenierung hinaus. Sie stellen selbst gezielt inszenierte Posen dar.

Dazu bietet auch ein Text von Herausgeberin Barbara Lesak noch eine Verbindung an. Hier befasst sie sich mit Theaterexpressionismus und magischem Realismus in Berlin, einer Epoche, die nur von 1917 bis etwa 1924 dauerte, für die Theaterfotografie jedoch einen bedeutenden Fortschritt darstellte:

Die fotografische Abbildung und das Bildhafte der expressionistischen Szene standen in engster Beziehung zueinander. Fast schien es, als wäre die expressionistische Bildsprache nur dafür entworfen, um speziell ins fotografische Medium umgesetzt zu werden. In kongenialer Weise bedingten sie einander: Der Fotograf war konfrontiert mit einer ganz und gar künstlichen Welt, wie sie außerhalb der Theatermauern nicht vorzufinden war, und konnte daher exklusive und ungewöhnliche Bilder machen, während im Gegenzug dazu die expressionistische Scheinwelt in der fotografischen Abbildung an Realität und Glaubwürdigkeit gewann.

Trotz der Tatsache, dass ich mit dieser Epoche des Theaters bisher nur wenig Berührungspunkte hatte, fand ich auch einige für mich interessante Fakten:

  • Zwei Fotos aus einem Schauspiel namens „Chicago“ von M. Watkins, das tatsächlich die Grundlage für das spätere Musical ist. Sie wurden 1928 in den Wiener Kammerspielen aufgenommen und erinnerten mich sofort an das Musical. Auf dem ersten Foto ist eine der Protagonistinnen zu sehen, sie steht erhöht inmitten einer Gruppe von Männern in Anzügen, die ihr allesamt Geldscheine entgegen strecken. Darunter ein Foto aus dem Zellenblock, auf dem fünf Frauen in unterschiedlichen Positionen zu sehen sind.
  • Ein Text von Dagmar Saval beschäftigt sich mit Aspekten der Revue oder Revue-Operette. Diese in den 1920er-Jahren sehr beliebte Unterhaltungsgattung zeichnet sich unter anderem durch kreative Kostüme aus, weshalb dieser Text mit sehr interessanten Bildern illustriert ist. Darsteller:innen sind hier zum Beispiel als Parfumflakon und Lippenstift kostümiert. Spektakulär finde ich ein Bild einer Darstellerin, die als Stephansdom verkleidet ist (aus der Revue Alles aus Liebe von Karl Farkas und Ernst Marischka, Stadttheater, Wien 1927). Auf dem Kopf trägt sie den überdimensionalen Südturm des Stephansdoms, links und rechts ihrer Hüften erstreckt sich das Kirchenschiff mit dem charakteristischen Zickzack-Dachziegel-Muster. Es erscheint unwahrscheinlich, dass sich diese Darstellerin noch bewegen konnte.
  • Für mich neu war auch, dass Das Weiße Rössl lange vor dem großen Film-Erfolg (1960) eine Revue-Operette (so wird es im Buch genannt) bzw. ein Singspiel (1930, Wikipedia) war und auf einem noch älteren Text (Lustspiel) von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg basiert. In Wien inszenierte Karl Farkas Das Weiße Rössl und trat in der heute noch bespielten Kabarettbühne Simpl mit seinem Schwarzen Rössl auf.
  • Im letzten Text fiel mir das (mir unbekannte) Wort Kubofuturismus ins Auge. Dazu Wikipedia:

Der Kubofuturismus ist eine Stilrichtung der Bildenden Kunst, die sich in Russland in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg entwickelte. Dabei wurden Erfahrungen und Elemente des Kubismus und des Futurismus miteinander verschmolzen. Typisch für den Kubofuturismus ist die Zerlegung eines gegenständlichen Motivs in zylindrische Formelemente.

Categories
English Sachbuch

Janetta Rebold Benton – How To Understand Art

CN: Es wird von den Lebenserfahrungen verschiedener Künstler:innen berichtet, dazu gehören auch (chronische) Krankheiten, Gewalt und Suizid. Im Blog Post kommen diese Themen aber nicht weiter vor.


Dieses Buch habe ich 2022 bei meinem letzten Besuch in London gekauft, im Museumsshop des National Maritime Museum. Gerne hätte ich das Museum auch besucht, aber das Wetter war einfach zu schön und es gab zu viel zu sehen. Mit Kunst habe ich mich also vor drei Jahren schon befasst und spezifisch hatte mich offenbar die Frage im Titel dieses Buchs beschäftigt. Ich hatte schon einmal begonnen, es zu lesen, dann allerdings gemerkt, dass ich nichts mitnehmen konnte. Dann stand es eine Zeitlang im Regal, bis ich es nun in meinen Alltag und auf Reisen mitnahm und mir in meinem Notizbuch viele Zitate und Erkenntnisse aufgeschrieben habe.

Die Autorin Janetta Rebold Benton ist Kunsthistorikerin und beginnt mit einer Abgrenzung der in diesem Buch behandelten Kunst: Sie befasst sich mit den visual arts (bildnerische Kunst?) mit einem Fokus auf Gemälde und Skulptur und nimmt sich zum Ziel, die Fundamente zu analysieren, die allen Arten der bildnerischen Kunst zugrundeliegen. Dazu zählt sie ästhetische Prinzipien und Stile sowie Materialien und Techniken. Das Buch soll die Leser:in anleiten, einen Referenzrahmen zu entwickeln, der es ermöglicht, die in bildnerischer Kunst ohne Worte transportierten Konzepte zu verstehen. Der Kontext des jeweiligen Kunstwerks – die Epoche, die Lebensumstände des Künstlers/der Künstlerin, die vielfältigen Einflüsse, die das jeweilige Leben prägen – ist dabei essentiell, um die künstlerisch verarbeiteten Themen zu verstehen.

But is his Bull’s Head in a museum because it is art, because it is clever, or because it is by Picasso?

Wie viele andere bin auch ich schon vor Kunstwerken gestanden (oder habe sie in Medien gesehen), bei denen ich mir dachte: Das könnte ich aber auch und warum ist das Kunst und wer entscheidet überhaupt, was Kunst ist und was nicht? Dennoch sind meine Berührungspunkte mit Kunst in meinem Leben immer noch kaum mehr als ein Eintauchen des kleinen Zehs ins weite Meer. Meine eigene grafische Arbeit, die ich sowohl als Erwerbsarbeit als auch in ehrenamtlicher Form ausübe, habe ich immer ganz klar als Handwerk und nicht als Kunst bezeichnet und empfunden. Meine Werke hatten immer eine Funktion, die über purer Ästhetik oder kreativer Expression steht. Ich habe auch mit Künstler:innen zusammengearbeitet, deren kreative Expression im Widerspruch zu meinem persönlichen Empfinden von Ästhetik und/oder Funktionalität standen. Auf manche dieser Konflikte Meinungsverschiedenheiten blicke ich heute mit Interesse zurück.

Der Unterscheidung zwischen Kunst und Handwerk widmet auch die Autorin einige Gedanken. Laut ihren Angaben wurde das Konzept fine art im Europa des 18. Jahrhunderts definiert. Dabei wird auf eine hohe ästhetische Qualität wertgelegt. Angewandte Kunst (applied arts) wird mehr mit dem Erschaffen und Dekorieren von funktionellen Objekten in Verbindung gebracht.

In European academic traditions, fine art (or, fine arts) is made primarily for aesthetics or creative expression, distinguishing it from popular artdecorative art or applied art, which also either serve some practical function (such as pottery or most metalwork) or is generally of limited artistic quality in order to appeal to the masses. (Wikipedia)

Eine anderer Zugang zur Definition von Kunst betrifft die Intention, die hinter einem (Kunst-)Werk steht:

If the person who created the work did not consider it art, can it nevertheless legitimately be proclaimed to be art by curators and critics at a later date?

Spoiler: Diese und viele andere Fragen bleiben im Großen und Ganzen unbeantwortet, weil es wohl auch keine einfachen Antworten darauf gibt. Für mich bleibt die Erkenntnis, dass sich Kunst einfach nicht bis ins kleinste Detail erklären lässt. Müssen Kunstwerke schön sein? Sind sie mehr oder bessere Kunst, wenn sie bei der Betrachter:in starke Emotionen auslösen? Soll ein Kunstwerk der Betrachter:in alles sagen, alles klar und deutlich zeigen oder versteht die betrachtende Person mehr davon, wenn sie sich tatsächlich mit dem Werk intensiver befassen und auseinandersetzen muss? Dazu gibt es auch ein Zitat von Edgar Degas, das mir in einem anderen Umfeld während der Lektüre dieses Buchs über den Weg gelaufen ist (The Socratic Method analysiert dieses Zitat von einem philosophischen Standpunkt her, ich könnte diesen Text immer wieder lesen):

Art is not what you see, but what you make others see.

Schon relativ zu Beginn des Buchs war mir aufgefallen, dass klassische Kunst schon gehörig eurozentristisch bzw. westlich daher kommt. Später im Buch betont die Autorin konkret, dass Menschen „open-minded“ an die Werke herangehen und sich auch mit unbekannten Kulturen, Zeiten und Ideen einlassen sollen. In diesem Zusammenhang erklärt sie auch, dass die Bewertung von „craft“ oder „folk art“ als weniger wertvoll eine rein westliche Einstellung ist, die in den Kulturen, auf die diese Bewertung angewandt wird, unbekannt ist. Auch wenn der Fokus der in diesem Buch gezeigten und erläuterten Kunstwerke auf den Werken europäischer Männer liegt, wird zumindest versucht, den Blick zu öffnen und auch weniger bekannten Kulturen einen Raum zu geben.

Im Anschluss folgen noch ein paar Zitate, die ich für mich selbst hier zum Nachschlagen aufheben möchte (jedes Zitat stammt aus dem Buch):

  • “[…] art is not a science.” (Seite 38)
  • Renaissance: “Now believing that artistic inspiration was divine in origin, society regarded artists as favoured by God and thus different from other people.” (Seite 24)
  • Tradition vs. innovation: “Is ist possible to create art according to rules and theories, […]?” (Seite 27)
  • Basic elements of visual art: colour, line, texture, light, space, composition (made up of balance, proportion, unity), emotion (Seite 38)
  • “If line pleased the mind, while colour pleased the eye, was the purpose of painting to educate and elevate our intellect or to provide visual pleasure?” (Seite 43)
  • Mosaic: “The mosaicist varied the size of the tesserae, using smaller pieces for the faces then for the background.” (Seite 72)
  • “The term decorative arts refers to items that have both aesthetic beauty and practical purpose. Included are enamel work, stained glass, tapestry, ceramics, jewelry and furniture.” (Seite 85)
  • “The French term for still live is nature morte, literally ‘dead nature’” (Seite 107)
  • Pop Art does not oppose or criticize. Instead, Pop Art encourages the viewer to look at ordinary things with fresh eyes.” (Seite 160)

Über abstrakte Kunst:

  • “[…] abstract art has no connection to the visible world” (Seite 62)
  • “The viewer’s role in interpreting non-representational art is personal and cerebral, for without definite clues from the artist, each individual’s understanding of the artwork will vary. The viewer must make an effort to arrive at an interpretation and may therefore get more out of participating in the process than by being a passive, unquestioning observer.” (Seite 122)
  • “Abstract art appeals to our emotions, memories and experiences – what is deeply moving for one person may be meaningless to another.” (Seite 122)

In meiner Leseliste habe ich übrigens auch ein Buch mit dem Titel How To Enjoy Art, das ich bisher immer vor mir her geschoben hatte, weil ich ja zuerst die Kunst verstehen müsste (dachte ich). Außerdem habe ich gerade einen neuen Versuch gestartet, mehr Kreativität (und vielleicht sogar Kunst?) in meinen Alltag zu bringen. Es ist also gut möglich, dass es hier bald mehr Erkenntnisse Gedanken über Kunst zu lesen gibt.

#12in2025: 5/12

Categories
Sachbuch

Thomas Birus – Was macht die Tiefkühlpizza knusprig?

CN: Essen aller Art, Industrie, Kapitalismus


Dieses Buch hab ich vor einigen Jahren bei einem sommerlichen Besuch im nordwestlichen Niederösterreich bei einem Flohmarkt aufgegriffen. Der Titel hat mich einfach gepackt (vielleicht war ich auch hungrig …). Der Untertitel „Die wundersamen Zutaten der modernen Küche“ gibt einen deutlichen Hinweis auf die Inhalte des Buchs, was sich jedoch erst Seite für Seite erschließt.

Ernährungsinformationen aus einem 26 Jahre alten Buch (Veröffentlichung der Erstausgabe 1999) sind sowieso nur mit Vorsicht zu genießen.1 Erschwerend kommt für mich hinzu, dass der Autor zwar oft nationale oder internationale Organisationen (zB Deutsche Gesellschaft für Ernährung oder die von WHO und FAO gegründete Codex Alimentarius Commission), Medien (zB Handelsblatt), Gesetzestexte (zB das deutsche Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz [LMBG], heute Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch) oder Personen aus Handel und Industrie direkt oder indirekt zitiert, nachprüfbare Quellenangaben jedoch weitläufig fehlen. Genau genommen fehlen sie nicht direkt, es gibt ein Quellenverzeichnis im Anhang, nur ist leider nicht nachvollziehbar, welche Informationen welcher Quelle zuzuordnen sind.

Das Buch spart nicht mit Kapitalismuskritik und lässt auch an den regulatorischen Vorschriften der Europäischen Union und den Aktivitäten der Lobbyist:innen kein gutes Haar. Allerdings bleibt unausgesprochen, dass die im Buch gegebenen Ernährungsempfehlungen selbst für Menschen, die in „Wohlstandsländern“ leben, oft gar nicht umsetzbar sind. Das zeigt sich schon daran, dass an einer Stelle empfohlen wird, den Konsum von tierischem Eiweiß auf ein bis zwei Mal die Woche zu beschränken; an anderer Stelle wird angegeben, dass es sinnvoll sei, zwei Mal die Woche Seefisch zu essen, um den Jodbedarf zu decken. Dass Menschen in armen Binnenländern wohl kaum zwei Mal die Woche Seefisch essen können, wird nicht thematisiert.

Herzlich lachen musste ich bei diesem Zitat, wo es darum geht, dass der Import eines Johannisbeerlikörs verboten werden sollte, weil er zu wenig (!) Alkoholgehalt hatte. Es gewann jedoch die Argumentation einer großen Lebensmittelkette, die mit der „Wahlfreiheit des Verbrauchers“ argumentierte (ausführlich bei Wikipedia unter Cassis-de-Dijon-Entscheidung):

Der Europäische Gerichtshof in Den Haag folgte dieser Auffassung und verwies darauf, dass alkoholärmere Spirituosen tendenziell besser für die Volksgesundheit seien. Genießer könnten nun ein Originalprodukt mit weniger Alkoholgehalt zu sich nehmen.

Interessant fand ich etwa die (formulierte) Unterscheidung zwischen natürlichen, naturidentischen und künstlichen Aromen:

Natürliche Aromastoffe werden durch physikalische (Destillation, Extraktion) oder enzymatische bzw. mikrobiologische Verfahren (Fermentation) produziert. Ausgangsstoffe müssen vom Menschen verzehrbare Waren sein.

Naturidentische Aromastoffe hingegen werden durch chemische Verfahren gewonnen. Sie sind von der Formel her identisch mit ihren natürlichen Vorläufern. […]

[Bei künstlichen Aromastoffen] handelt [es] sich um Substanzen, welche eine Geschmacksverbesserung bewirken, die aber nicht Bestandteil von Lebensmitteln sind.

Manche Informationen sind natürlich offensichtlich überholt (das Kapitel über Gentechnik habe ich übersprungen, da habe ich neuere und bessere Informationen aus anderen Quellen), andere zeigen, dass sich die Welt nicht so schnell verändert, wie wir oft denken oder fühlen. Monsanto hat schon in den 1990er-Jahren versprochen angekündigt, durch genmodifiziertes Saatgut den Herbizid-Verbrauch des bis heute umstrittenen Glyphosats zu reduzieren. Ein Verbot innerhalb der EU wurde jedoch bis heute nicht umgesetzt.

Natürlich erscheint uns das vermehrte Auftauchen des Begriffes »natürlich« ein wenig übernatürlich. Aber das liegt natürlicherweise wohl in der Natur der Sache. Die Umschreibung »traditionelles Produkt«, hergestellt »mit modernen Mitteln«, ist jedenfalls ein brillanter dialektischer Kunst- (bzw. Natur-)griff.

Achtung Spoiler: Im nächsten Absatz folgt die Auflösung der Titelfrage.

Also was macht die Tiefkühlpizza knusprig?2

Backmittel sorgen für die jahrein, jahraus gleichmäßige Teigherstellung. Emulgator-Backmittel aus Lecithin, Mono- und Diglyceriden, Glycolipide, Phospholipide oder Diacetylweinsäureester machen die Pizza tiefkühlsicher und mikrowellenbereit. […] Die Pizzasauce erhält ihre kälte- und hitzestabile, sämige Konsistenz durch modifizierte Stärke.

#12in2025: 4/12

  1. Leider kann ich nicht versprechen, mir weitere Plattitüden zu verkneifen. ↩︎
  2. Der Autor gibt übrigens im abschließenden Satz zur Tiefkühlpizza zu, dass sie ihm trotz Kenntnis der vielen Ergänzungsstoffe trotzdem schmeckt. ↩︎
Categories
Roman

Stefan Kutzenberger – Jokerman

CN: sexuelle Handlungen, Gewalt, Mordkomplott, Vernachlässigung eines Tiers (bis zum Tod), Sexismus


Nur wenn wir an Dylans Wort glauben, werden wir den Weg ins Licht finden. Es ist gänzlich egal, was auf dieser Welt passiert, es zählt allein die Erlösung, die auf uns wartet, wenn wir unbeirrt seinen Aussagen folgen.

Aus der Reihe: Gelesen wegen eines Literatur-Geocaches. Nach Ende der Lektüre bin ich ehrlich enttäuscht. Das hätte eine echt gute Geschichte werden können. Die Idee, dass eine Gruppe von Bob-Dylan-Anhänger:innen aus dessen Texten Befehle für das Weltgeschehen ableitet, verspricht viel Potenzial. Zu Beginn wird äußerst unterhaltsam argumentiert, mit welchen Textbestandteilen Bob Dylan etwa den Fall der Berliner Mauer oder den Erhalt des Nobelpreises für Literatur vorhergesagt haben soll. Selbst als der Protagonist (er teilt den Namen des Autors) von einem fanatischen isländischen Professor nach Washington D.C. geschickt wird, um dort mit Hillary Clinton an einem Mordkomplott gegen Donald Trump zu arbeiten, überwiegt noch der Unterhaltungsaspekt. Die Auflösung jedoch hat mich nicht überzeugt und das gilt auch für viele andere Teile der Geschichte.

Der Protagonist Stefan Kutzenberger stolpert durch die Geschichte, philosophiert immer wieder über das eigene Leben und die (Fehl-)Entscheidungen, die ihn dorthin geführt haben, wo er sich nun befindet. Dieses Philosophieren bringt ihn möglicherweise zur letztendlich moralisch richtigen (?) Entscheidung, kann aber zumindest die aus meiner Sicht völlig unnötigen Ereignisse wie den Tod des Kalbs oder die Episode im Bettkasten nicht ausgleichen. Dieser planlose Stefan Kutzenberger hat mehr schlechtes Gewissen, weil er einem Hotelpagen mangels (US-$-)Bargeld kein Trinkgeld geben kann, als wegen des verhungerten Kalbs. Dass er dann auf einmal entdeckt, dass von seiner Hand kein Mensch sterben darf, ist für mich nicht ausreichend nachvollziehbar.

Die Anhänger:innen der Bob-Dylan-Gesellschaft halten Kutzenberger für „auserwählt“ aufgrund von Fakten, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen eine herrliche Verschwörungstheorie einen mehr oder weniger überzeugendenVerschwörungsmythos ergeben. Von dieser satirischen Grundidee hätte ich gerne mehr gelesen und dafür weniger männliches Phantasieren über die Bedeutung des eigenen Lebens und der zwischenmenschlichen Beziehungen. Nichtsdestotrotz empfinde ich tiefes Mitleid mit dem Autor: Die aktuelle zweite Amtszeit Donald Trumps muss sich mit diesem Buch im eigenen Portfolio noch viel schlimmer anfühlen, als sie es ohnehin schon ist.

Categories
Lyrik Roman Science Fiction

Oliver K. Langmead – Calypso

CN: Gewalt, Tod


I can hear the Calypso‘s heart beating
loud beneath her bulkheads reverberating
a heartbeat like waves crashing, the waves of an ocean
her hallway windows alight so bright with the magnificent clouds
gushing clouds in which we tremble suspended afloat
and I know that I am enough, that this is enough
I don’t need extra senses strong bones
thoughts as quick as this
I am enough
to witness
this prayer

Die Wege der Bücher sind ja bekanntlich unergründlich, bei diesem weiß ich jedoch sehr konkret, wie es zu mir gekommen ist. Eine Einladung in einen sehr kleinen, sehr exklusiven Buchclub, der Bücher zum Thema haben soll, die für die diesjährigen Hugo Awards nominiert sind, konnte ich unmöglich ausschlagen. Mit diesem Buch haben wir begonnen, noch bevor die Nominierungen veröffentlicht wurden. G. hat gut recherchiert, nur ist dieses Buch in der Kategorie Best Poem nominiert, wir hatten uns eigentlich Novels vorgenommen. Wie schon das obige Zitat andeutet, handelt es sich hier um eine Novel in verse. Von dieser alten und gleichzeitig gerade wieder aktuellen Textgattung hatte ich hin und wieder Spuren auf Lithub gesehen, konnte mir jedoch nicht vorstellen, wie ich damit zurecht kommen würde. Lyrik ist ja nicht gerade meine Stärke (hier der bisher einzige Lyrik-Post auf diesem Blog), und dann auch noch in englischer Sprache, das erschien mir eine große Herausforderung, die ich jedoch des Buchclubs wegen annehmen wollte. Wir treffen uns demnächst, um über das Buch zu sprechen, möglicherweise schreibe ich dann noch eine Ergänzung, jetzt lest ihr hier erstmal meine eigene Meinung wie gewohnt.

Das Buch beinhaltet vier unterschiedliche erzählende Personen bzw. Perspektiven. Die Kapitel sind jeweils durch ein Symbol gekennzeichnet, das die Erzählperspektive visuell kommuniziert. Daneben haben die vier Erzählperspektiven auch noch verschiedene Satzeigenschaften: Rochelles Texte sind linksbündig im Flattersatz angeordnet, Sigmunds Texte rechtsbündig im Flattersatz. Catherines Texte sind zuerst mittig, aber scheinbar organisch fließend gesetzt, das verändert sich jedoch im Laufe der Geschichte. Der Text des Heralds schließlich ist in einer Spalte im Blocksatz gesetzt. An einigen Stellen wird diese Struktur aufgebrochen, es gibt beispielsweise Stellen, an denen der Text in zwei nebeneinander stehenden Säulen verläuft, weil hier Personen gleichzeitig bzw. durcheinander sprechen. Im Kapitel, in dem Catherines Transformation passiert, werden über mehrere Seiten die Wörter immer weniger und die Illustration einer Pflanze immer mehr. Es ist schwierig zu beschreiben, das müsst ihr vermutlich selbst gesehen haben.

Erzählt wird die Geschichte des Raumschiffs Calypso, das auf dem Weg ist, einen neuen Planeten zu kolonisieren. Dabei lebt auf der Calypso während ihrer langen Reise die Crew, deren Aufgabe es ist, für das Funktionieren des Raumschiffs und die Sicherheit der engineers zu sorgen. Die engineers, zu denen unsere Protagonist:innen Rochelle, Catherine und Sigmund gehören, verbringen die lange Reise im Cryoschlaf und sollen erst zum rechten Zeitpunkt erweckt werden.

Was ich jetzt hier relativ organisiert erzähle, wird aus dem Text erst sehr langsam klar. Mir ist es schwer gefallen, in die Geschichte hinein zu kommen, ich musste die ersten Kapitel auch zwei Mal lesen, weil sich eine Lesepause ergeben hatte und ich mich dann nicht mehr ausreichend erinnern konnte, um an der Stelle wieder in die Geschichte einzusteigen. Viele Fragen, viele angedeutete Ereignisse der Vergangenheit werden erst in dem Kapitel klarer, indem der Herald Rochelle erzählt, was während ihres Schlafs mit der Crew passiert ist.

Das Ende ist … unerwartet und wirft eigentlich neue Fragen auf anstatt die Geschichte sinnvoll abzuschließen. Ich bin schon sehr gespannt auf unser Buchclubgespräch, bei dem ich sicher noch Neues entdecken werde, das mir bisher entgangen ist. Als nächstes Buch haben wir Alien Clay von Adrian Tchaikovsky ausgewählt.

EDIT 4. Mai 2025 (nach dem Buchclub-Treffen): Bei der Besprechung dieses Buchs wurden viele Themen genannt, dir mir vorher gar nicht so bewusst gewesen waren. Wir haben uns mit Calypso aus der griechischen Mythologie beschäftigt und überlegt, warum Oliver K. Langmead sein Raumschiff so genannt hat. Wir haben die Schaffung des Wetters und der Jahreszeiten auf dem neuen Planeten mit der Schöpfungsgeschichte der Genesis verglichen. In meinem obigen Text hatte ich nicht mal erwähnt, dass mich Rochelles religiöse Anwandlungen so irritiert hatten, als sie zum Beispiel auf der Calypso einen Gebetsraum einrichtet. Dass ihr Vater Priester gewesen war, hatte ich nicht mehr im Kopf. G. erinnerte sich an sehr konkrete Stellen innerhalb der Geschichte; nach einigen gemeinsamen Überlegungen endeten wir damit, dass Rochelle den Humanismus symbolisiert, während Sigmund für den Transhumanismus steht. Für mich war es extrem spannend, andere Meinungen über die Geschichte zu hören und sich darüber auszutauschen und ich frage mich jetzt, warum ich bisher nie an einem Buchclub teilgenommen habe.

Categories
Erzählung Roman

Kurt Tucholsky – Schloss Gripsholm

CN: Gewalt gegen Kinder, sexuelle Handlungen, Alkoholkonsum


Vor vielen Jahren hat mir ein Studienkollege den Autor Kurt Tucholsky ans Herz gelegt. Ich habe mir damals ein Buch gekauft und konnte einfach nichts damit anfangen. Das Buch steht immer noch ungelesen im Regal (allerdings nicht im Regal der ungelesenen Bücher, weil ich ja [aktuell] nicht vorhabe, es zu lesen). Vor ein paar Wochen erwähnte ich Tucholsky und dieses Buch in einem Gespräch über Lyrik und warum ich mir damit schwer tue. Die Vermutung liegt übrigens im Moment derart, dass das Narrativ, der rote Faden fehlt. Kurz darauf fiel mir in einem Bücherschrank das hier besprochene Buch in die Hände. Der dünne Band wird auf Wikipedia mal als Roman, mal als Erzählung bezeichnet.

Das Buch beginnt mit einem Briefwechsel zwischen dem Autor und seinem Verleger Herrn Ernst Rowohlt, in dem der Verleger den Autor bekniet, doch endlich mal eine unterhaltsame Sommergeschichte zu schreiben. Diese beginnt ab dem zweiten Kapitel mit dem Protagonist:innenpaar des Ich-Erzählers und seiner „Prinzessin“ Lydia, die nach Schweden auf Urlaub fahren. Einen roten Faden gibt es auch in dieser Erzählung kaum, die beiden genießen die Landschaft, empfangen Besuch von Freund:innen aus der Heimat, „retten“ ein Kind aus den Fängen einer sadistischen Anstaltsleiterin, um es zu seiner Mutter in die Schweiz zurückzubringen. Alles irgendwie durcheinander geschrieben mit viel Sprachwitz und Amüsement. Der Verleger war wohl zufrieden.

Das Buch weist Textillustrationen von Wilhelm M. Busch auf. Eine Verwandtschaft mit Wilhelm Busch, der für Max und Moritz bekannt ist, konnte ich nicht feststellen. Der Verleger Ernst Rowohlt darf sich gegen Ende des Buchs noch einmal zu Wort melden, wo er sich für die (Fake?-)Zigarettenwerbung entschuldigt, die den Text an einer äußerst pikanten Stelle unterbricht. Das Buch kann wohl auch als satirische Erwiderung auf den Wunsch des Verlegers nach seichter Unterhaltung gedeutet werden. Jetzt hab ich jedenfalls was von Tucholsky gelesen. Und das andere Buch wartet nach wie vor im Regal …