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Roman

Astrid Rosenfeld – Adams Erbe

„Adam, wie könnte mich das langweilen? Das sind die Momente, die zählen. Davon hat man immer nur eine Handvoll.“

Was wie eine scheinbar harmlose Familiengeschichte beginnt, entpuppt sich langsam als Blick auf die Schrecken der Nazizeit. Doch Hauptthema ist stets die Liebe. Wir lernen erst Edward Cohen kennen, seine Mutter, seine Großmutter Lara, die uns später in der Rückblende als resolute junge Frau begegnen wird. Ein faszinierender Kunstgriff, den Menschen, den man schon als Großmutter kennt, plötzlich als jungen Menschen beschrieben zu sehen. Diese Großmutter Lara erkennt in Edward stets die Ähnlichkeit zu seinem Großonkel Adam, dessen Schicksal Großvater Moses niemals verwinden konnte. Edward wächst im Schatten dieser Ähnlichkeit auf, doch niemand erzählt Edward die Geschichte dieses Adam. Nach dem Tod der Großmutter findet Edward ein Buch, das Licht auf Adams Geschichte wirft.

Hitler war die Sphinx unter unseren Nazis. Seine schwammigen Gesichtszüge schienen sich jeder Deutung zu entziehen. Wir hatten mittlerweile zumindest eine Theorie über den Führer aufgestellt. Wir waren uns sicher, dass er heimlich trank, obwohl immer behauptet wurde, dass er wie ein Asket lebte.

Auch Adam hat eine resolute Großmutter, Edda, die ihm nicht nur beibringt, in den Gesichtern der Leute zu lesen, um so festzustellen, ob man ihnen vertrauen kann. Nein, Edda ist Adams Hauptbezugsperson, denn seine Mutter weint stets um die toten Männer, erst Adams Vater, der gebrochen aus dem Krieg zurückgekehrt ist, dann den Doktor, der sie verlässt, bevor die Schrecken der Nazizeit tatsächlich beginnen. Edda ist es auch, die Adam schließlich die Flucht nach Polen ermöglicht. Denn Adam sucht Anna, in die er verliebt ist und die nach Polen deportiert wurde. Seine Familie hingegen plant die Emigration nach London.

Wie nimmt man Abschied von einer Dame mit Blau-schwarzen Haaren, die einen die Freiheit gelehrt hat? Wie sagt man adieu zu einer Frau in rotem Samt, die einen blutrünstigen Tyrannen in einen komischen Säufer verwandeln kann?

Adams Geschichte führt ihn nach Polen, wo er als Rosenzüchter seine jüdische Herkunft verbergen muss. Die Suche nach Anna bleibt vorerst erfolglos. Doch Adams gesamtes Leben ist nur von der Suche nach Anna beherrscht. Obwohl er sie schon so lange nicht mehr gesehen hat, bleibt Annas Leben sein einziges Ziel. Immer wieder muss er von seiner Liebe erzählen, den ein anderes Leben kennt er nicht. Zuletzt führt ihn die Suche nach Anna ins Warschauer Ghetto, ein Schicksal, dessen Ende man sich denken kann. Der Autorin gelingt es dabei, so eindrückliche Bilder zu schaffen. Das Findelkind Herakles hat noch nie in seinem Leben eine echte Blume gesehen und will Adam nicht glauben, dass Blumen nicht aus Papier sind. „Du bist verrückt.“ Er kennt nur die Realität des Ghettos und wird zeit seines Lebens die Wunder der Welt niemals sehen.

Auch wenn Adams Geschichte zu keinem Happy End führt, so führen doch die letzten leuchtenden Seiten die Liebesgeschichte zu einem versöhnlichen Ende. Denn Adam hat sein Leben der Liebe gewidmet. Und auch wenn er es nicht weiß, hat er auf seine Art alles richtig gemacht.

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Krimi Roman

Enric Balasch – Sagrada

Erneut nahm der Architekt die Fotos und Zeichnungen zur Hand und betrachtete sie aufmerksam, wobei er bisweilen lächelnd den Kopf schüttelte, als riefen sie angenehme Erinnerungen in ihm wach. Von Zeit zu Zeit unterbrach er sich, um einen Schluck Kaffee zu trinken. Nach einer Weile hatte er die Bilder in mehrere Häufchen sortiert, von denen er schließlich eins Munárriz hinschob.

An diesem Punkt der Geschichte hatte ich den Gedanken „wenn das jetzt der Da Vinci Code wäre, dann wäre dieser Architekt der Böse und würde sich dann an die Fersen des Inspektors heften“. Jetzt kann man sagen, ich lag falsch oder der Autor hat aufgepasst, nicht zu nahe am Da Vinci Code anzustreifen … Der Feind ist hier ein geheimnisvoller radikaler Orden von Hund und Hahn. Er tritt kaum in Erscheinung, auch der Leser sieht ihn beinahe nur in der Funktion des Toten, der Munárriz und seine Geliebte Mabel (wozu diese blöde Trennungsgeschichte am Rande, sind wir hier in einem Fortsetzungsroman?) auf die Spur des Orden bringt.

„Ich meine wirkliche Geheimbünde, solche, von denen niemand je gehört hat und die im Verborgenen eine unvorstellbare Macht ausüben.“

Diese Fantasie von den alleegeheimsten Geheimbünden hat wohl Autoren rund um den Erdball jahrelange Freude beschert. Hier hat es allerdings nicht zur wirklichen Spannung ausgereicht. Bei einem einzelnen Showdown, der sich auf einer von 388 Seiten abspielt, kann man von einem Thriller wohl auch eher nicht sprechen. Ein Kriminalfall, ja. Aber die Ermittlungen spielen sich hauptsächlich in langatmigen Gesprächen ab, in denen sich der Inspektor über mehr oder weniger bewiesene historische und architektonische Fakten belehren lässt.

Zu allem Überfluss kommt das unbefriedigende Ende: Dass sich der Inspektor damit zufrieden gibt, dass der Mordfall, mit dem alles begann, nicht aufgeklärt wird und die Kirche alles unter sich ausmacht und unter den Tisch kehrt (klingt hier ein Funken Kritik an?), hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Leider blieb dieser Mystery-Thriller im Ambiente der von mir hoch geschätzten Kirche in Barcelona hinter den Erwartungen zurück.

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Roman

Julya Rabinowich – Die Erdfresserin

Andererseits erzählt er mir manchmal, wenn wir uns abends sehen, dass es ein tatsächliches Gefühl von Reinigung ist, ein geradezu buddhistisches Feeling, Feeling hat er gesagt, und ich habe an Taschentücher und WC-Steine denken müssen, an Kondome.

Am Anfang versteckt sich die triste Situation der Protagonistin noch in scheinbar witzigen Vergleichen (siehe obiges Zitat) und zynischen Betrachtungen ihrer Lebensweise. Daraus wird jedoch schnell ein wachsender Hass auf die Menschen, auf die Verpflichtungen, auf das Leben an sich.

Von weitem erkenne ich bereits ihr Fenster, die zur Seite gezogenen grünen Stoffbahnen, ihre nackten Körper in Bewegung, und weiß, dass ich gleich töten könnte, morden, reißen wie eine mittelalterliche Bestie, faule Eier hinüberwerfen, Leos gebrauchte Klobürste wie einen Morgenstern hinterher.

Diana prostituiert sich in Wien, um ihre Familie in der Heimat (Russland? Rumänien?) zu ernähren. Ihren Sohn musste sie bei Mutter und Schwester zurücklassen, sie allein ist verantwortlich für das Beschaffen von Geld, das das Familienhaus heizt und den Sohn, sowie Mutter und Schwester ernährt. Ich muss eine Lösung finden, für alle, ich muss herausfinden, wie es weitergeht. In Wien gerät sie in eine Beziehung mit Leo, einem alternden Polizisten, der schließlich stirbt. Sein Tod wirft Diana endgültig aus der Bahn, sie landet in der Nervenklinik.

Als sie sich nach Wochen wieder bei ihrer Familie meldet, ist ihre Schwester schon verzweifelt, kein Geld ist mehr da, es wird kalt im Haus, Mutter und Sohn sind krank. Diana soll alle retten. Mit all dieser Last auf ihren Schultern flieht sie aus der Klinik, sie hat das Gefühl, keine Wahl zu haben, weil es um das Leben ihres Kindes geht. Gleichzeitig ist da das fürchterlich schlechte Gewissen, die Familie im Stich gelassen zu haben. Das Gefühl, nicht alles Mögliche getan zu haben. Zu Versagen steht nicht zur Debatte. Die Verantwortung wird schließlich unerträglich.

Was habe ich hier gesucht, denke ich. Ich habe doch irgendetwas hier drinnen gesucht.

Eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass Literaturpreis automatisch traurig und vermutlich auch langatmig bedeutet. Sowas sollte man nicht lesen, wenn man selbst in einer mittleren Sinnkrise steckt. Langatmig ist eigentlich das falsche Wort. Es ist nicht einfach zu lesen, viele Umstände werden nur angedeutet und nicht näher erläutert, der Leser sieht die Welt durch den sich zusehends verdichtenden Schleier, der Dianas Welt von der wirklichen Welt trennt. Es ist eine traurige Geschichte, die die Aussichtslosigkeit eines Schicksals beschreibt. Es ist traurig, daran zu denken, wie vielen Menschen es so oder noch schlimmer ergehen mag.

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Krimi Roman

Jo Nesbo – Der Fledermausmann

„Ich bin mit Zwei-Griff-Punkt aufgewachsen und einer Symphonie nie näher gekommen als mit Gruppen wie Yes oder King Crimson. Ich höre keine Musik aus dem letzten Jahrhundert, okay? Alles vor 1980 ist für mich Steinzeit.“

Die Anfangsgeschichte von Harry Hole. Im ersten Roman erklärt Jo Nesbo nicht nur, wie man den Nachnamen eigentlich ausspricht („Holy“ sagen zumindest die Australier) sondern auch wie Harry zum Alkoholiker wurde. Denn die Vorgeschichte ist vor dem ersten Roman passiert. Hier ist Harry bereits ein rehabilitierter Ermittler, der nach Australien geschickt wurde, um fürs Erste von der Bildfläche zu verschwinden und harmlos beschäftigt zu werden. Doch aus dem harmlosen Mordfall wird schnell ein Blutbad, mit dem Harry persönlich zu kämpfen hat …

Ich sitze hier in einer Bar, dachte Harry, und höre einem Transvestiten zu, der mir eine Vorlesung über australische Politik hält. Plötzlich fühlte er sich in etwa ebenso zu Hause wie Harrison Ford in der Barszene in Star Wars.

Bin schon sehr gespannt auf den nächsten Fall. Der lässt einen einfach nicht mehr los …

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Roman

Mario Vargas Llosa – Das böse Mädchen

Ich verliebte mich wie ein Mondkalb in Lily, was die romantischste Form des Verliebtseins ist – man sagte auch: sich total verknallen–, und erklärte mich ihr dreimal in jenem unvergesslichen Sommer.

Mit diesen Worten beginnt eine lebenslange Liebe für Ricardo. Das einzige Ziel des jungen Peruaners ist es, nach Frankreich auszuwandern und in Paris zu leben. Das geliebte Mädchen hingegen verlangt nach mehr: nach Geld, Glamour, Lebensart, Stil, Erfolg. Sie wird Ricardo später mangelnden Ehrgeiz vorwerfen. Und obwohl sie (vielleicht?) nach den falschen Sternen greift, hat sie recht, wenn sie ihm später sagen wird, dass sie nie mit dem zufrieden sein wird, was sie hat und immer mehr wollen wird.

Ich winkte ihr zu, und sie hob die Hand, in der sie den geblümten Sonnenschirm trug. Ich brauchte sie nur zu sehen, um zu begreifen, dass ich sie in all diesen Jahren nicht einen einzigen Augenblick vergessen hatte und dass ich genauso verliebt in sie war wie am ersten Tag.

Als Rahmen gibt der Autor seiner Geschichte die Geschichte Europas, immer wieder mit Blicken nach Peru, dem Heimatland des Erzählers Ricardo. Die Jahre vergehen, Europa verändert sich, während Ricardo stets derselbe zu bleiben scheint. Es ist schwer zu beschreiben. Während man bei Freunden und Bekannten Veränderungen in ihren Einstellungen oft deutlich wahrnimmt, erkennt man sie im eigenen Leben nicht immer sofort, weil sie schleichend Einzug halten. Ähnlich ist es mit den veränderten Stimmungen von Ricardo, der sich und seiner Liebe zum bösen Mädchen treu bleibt, auch wenn er in Hippiekreise gerät …

Es war etwas Sympathisches an ihrem Pazifismus, ihrer Naturliebe, ihrem Vegetarismus, ihrer emsigen Suche nach einem spirituellen Leben, das ihrer Ablehnung der materialistischen Welt mit ihren gesellschaftlichen und sexuellen Vorurteilen Transzendenz verleihen sollte. Doch all das war anarchisch, spontan, ohne Zentrum oder Führung, selbst ohne Ideen, denn die Hippies – zumindest diejenigen, die ich näher kannte – behaupteten zwar, sie würden sich mit der Dichtung der Beatniks identifizieren – Allen Ginsberg trug auf dem Trafalgar Square vor Tausenden junger Leute seine Gedichte vor und sang und tanzte Hindu-Tänze –, aber in Wahrheit lasen sie sehr wenig oder überhaupt nicht. Ihre Lebensanschauung beruhte nicht auf Denken und Vernunft, sondern auf den Gefühlen: auf dem feeling.

Jedes Mal, wenn Ricardo erneut vom bösen Mädchen verlassen wird, jedes Mal, wenn sie sich erneut auf die Suche nach etwas anderem, etwas scheinbar Besserem begibt, schilt er sich selbst, dass er sich wieder auf sie eingelassen hat und noch, wenn er sie wiederfindet, weiß er, dass es eine Dummheit ist, sich nochmal auf sie einzulassen. Doch er ist verliebt wie ein Mondkalb. Seine Gefühle wechseln intensiv zwischen Höhen und Tiefen.

Ich lag Stunden so da, mit leerem Kopf, schlaflos, fühlte mich wie der letzte Dreck, voll stupider Einfalt, naiver Dummheit. … Selbst das Kino, die Konzerte, das Lesen, die Schallplatten waren eher Formen, die Zeit auszufüllen, als Dinge, die mich wie früher begeisterten. Auch deshalb grollte ich Kuriko. … Durch ihre Schuld waren die Freuden, die aus dem Leben etwas mehr als eine Summe routinemäßiger Verrichtungen machen, in mir erloschen. Bisweilen fühlte ich mich wie ein alter Mann.

Natürlich nimmt er sich nach einem besonders schlimmen Verrat vor, nie mehr mit ihr zu sprechen, sie endgültig aus seinem Leben zu verbannen. Natürlich scheitert er daran.

Ich besänftigte meine Schuldgefühle, indem ich mir sagte, dass dies in keinem Fall ein Rückfall wäre. Ich würde wie ein entfernter Freund mit ihr sprechen; meine Kälte wäre der beste Beweis dafür, dass ich mich wirklich von ihr befreit hatte. … Es gab keinen Grund, überrascht zu sein: es war genau das passiert, von dem du immer wusstest, dass es passieren würde.

Ich würde wirklich gerne die Geschichte aus der Sicht des Mädchens lesen. Sie selbst hat in ihrem Leben einiges mitgemacht, einiges ertragen. Nur durch den Einsatz ihres Körpers kann sie sich durchs Leben schlagen. Schließlich landet sie selbst in einer Beziehung mit einem Mann, dem sie unterlegen ist, dem sie sich sogar soweit unterwirft, dass sie damit ihre Beziehung zu Ricardo aufs Spiel setzt. Der sie schließlich psychisch krank und verletzt zurück lässt.

Jetzt, da diese Geschichte endlich abgeschlossen war.

Ricardo hat nie die Gelegenheit herauszufinden, ob ihre Liebe im Alltag Bestand haben kann, denn das böse Mädchen verlässt ihn immer wieder lange bevor er ihrer überdrüssig werden kann.

Wann weiß man, dass eine Liebe abgeschlossen ist? Kann man sich jemals sicher sein? Wenn man jemanden wirklich geliebt hat, kann die größte Verletzung ein Leben lang halten? Ist eine derart intensive Abhängigkeit die wahre Liebe? Oder ist es wahre Liebe, wenn man auch den gemeinsamen Alltag über längere Zeit aushält? Fragen ohne Antwort.

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Roman Thriller

Daniel Suarez – Kill Decision

Not even twenty-four hours had elapsed since she’d been lying in blissful ignorance on a lumpy cot in Africa. Hard to believe that that humid, cramped little cabin, along with everything in it – along with her foreseeable future – had been incinerated in a flash. None of this seemed real. Not even the room she stood in.

Manchen Autoren kann ich gar nicht genug nachschmeißen. So uneingeschränkt begeistert wie von Daniel Suarez bin ich allerdings selten. Bisher habe ich jedes seiner Bücher gekauft, verschlungen und dann an meinen Bruder weitergereicht (wenn ich mich recht erinnere, brachte mich der sogar auf Daemon). So auch wieder mit diesem hier. Da ich jedoch nicht mehr rechtzeitig vor seinem Geburtstag fertig wurde, hab ich mir gleich noch die Kindle Edition geleistet. Und die beiden Vorgänger auch gleich dazu …

He adjusted the rearview mirror to meet her gaze. “Happy now, Professor? The monsters of the deep know you by name.”
She knelt and looked up at him. “I didn’t have a choice. You gave me no good reason to trust you.“
“Smart people are always difficult. Always looking for answers. And the answers always lead to more questions.“

Unschuldig ins Chaos gestürzt wird diesmal die Ameisenforscherin Linda McKinney. Ihre Forschung über die aggressiven Weberameisen wird zur Steuerung von Kampfdrohnen missbraucht und bringt sie in Lebensgefahr und in die Hände von Odins geheimer Kampftruppe …

They nodded to McKinney and immediately resumed their duties.

Odins Team hält eisern zusammen. Aufgrund ihrer Kenntnisse und der ihr drohenden Gefahren bleibt Linda keine andere Wahl, als sich dem Team anzuschließen. Aber sie gehört nicht dazu. Vor dem Kampfeinsatz übt das Team ein Ritual, an dem sie nicht teilnimmt, das sie nur beobachten kann. Stellvertretend für Linda fühlte ich mich ausgeschlossen, beobachtete an mir ein unmittelbares Unbehagen, nicht zum Team zu gehören.

„… If there’s a valuable brand to protect – whether it’s a person or a dish soap – these fuckers are out there protecting it, shaping the narrative. I mean … who the fell follows dish soap on twitter? How does anyone believe that shit’s real?“

Wie aus den Vorgängerwerken von Daniel Suarez bekannt, beschäftigt er sich intensiv mit politischen und sozialkritischen Motiven der menschlichen Persönlichkeit. Ein Nebenschauplatz ist eine PR-Firma, die sich dem Verbreiten bzw. Promoten von Produkten oder Persönlichkeiten verschrieben hat. Und ja, ich frage mich auch immer wieder, warum Menschen auf Facebook Produkte oder Firmen liken. Spätestens seit der Schwedenbombenrettung und der Wiedererscheinung des Tschisi-Eis (man sollte meinen, dass die Intensiv-Facebooker zu jung sind, um sich daran zu erinnern) glaubt die breite Masse an die Rettungskraft des Social-Media-Riesen. Kluge PR-Firmen sind in der Lage, diese Daten in Formen und Weisen zu nutzen, die selbst dem erfahrenen Mediennutzer Schauer über den Rücken treiben.

„Do you normally leave your doors unlocked and your alarms deactivated?“ – „I didn’t want you to break anything. I’m having a party tomorrow night.“

Auch das Thema Überwachung ist natürlich mit den Drohnen eng verknüpft. Gerade in Österreich gibt es hier ein ständiges Hin und Her. Wenn Innenministerin Johanna Mikl-Leitner Drogen-Haartests zulassen will, aber empört aufschreit, wenn ihre SPÖ-Kollegin Bures die Autobahnkameras zur Überwachung der (nicht funktionierenden) Rettungsgasse nutzen will. Denn genau das ist das Problem: sind die Kameras mal da, warum sie nicht für alles Mögliche nutzen?

Although, this is the problem with a surveillance state; once you build it, it always grows. Do you realize how many industries use this data? How many people are busy building the systems to gather and analyze it? How much economic activity that’s generating?

Nicht zuletzt will der neue Heeresminister Gerald Klug nun auch Drohnen für das österreichische Bundesheer anschaffen. Unbewaffnet selbstverständlich. Aber wenn man liest, was sich die Verantwortlichen für die Beobachtung von Demonstrationen vorstellen, kann einem schon schlecht werden. Etwa Reinhard Zmug von der Luftzeugabteilung des Bundesheers wird zitiert:
Bei Menschenansammlungen würden die Drohnen aus deeskalierend wirken: „Sie beobachten die Leute von oben, und am Boden sieht man nicht allzu viele Soldaten.” So würden auch weniger schnell Konflikte entstehen. „Denn wenn eine Drohne 300 Meter entfernt von Ihnen fliegt, sehen Sie sie nicht mehr. Sie ist so klein und hell, man hört sie auch kaum mehr”, erklärt Zmug. Die Menschen würden demnach auch gar nicht merken, dass sie beobachtet werden. (diepresse.com)

Nicht merken, dass man beobachtet wird … eine Horrorvorstellung in meinen Augen. Suarez Killerdrohnen treiben die Bedrohung in beängstigender Art und Weise auf die Spitze. Und doch fällt es nicht schwer zu glauben, dass sie in geheimen Fabriken vielleicht bereits gebaut werden …

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Krimi Roman

Bernhard Aichner – Leichenspiele

Vadim, daneben Max und Baroni. Sie tranken.
Über die letzten drei Tage redeten sie nicht, über die Toten, sie wollten sich in diesem Moment keine Gedanken darüber machen, was passieren würde, würden sie Vadim die Wahrheit sagen. Sie wollten sich einfach einen Moment lang um nichts kümmern, sich gehen lassen, sie wollten einfach nur kurz stillstehen, abtauchen, sich leicht fühlen, unbeschwert. Kurz wollten sie auch ohne Sorgen sein, keine Probleme haben, keine Entscheidungen treffen, einen Moment lang wollten sie einfach nur unwissend sein, dumm sein, sich unbeschwert trinken, ohne nachzudenken, keine Minute nach vorn, nicht an morgen, nicht an die Leichen in der Gerichtsmedizin, nicht an Anton. An nichts wollten sie denken. Sie tranken einfach. Bis es dunkel wurde.
Nur drei Männer an der Bar und volle Gläser neben der Autobahn.

Na, da hätten wir mal wieder einen abgründigen Krimihelden wider Willen. Der Totengräber Max hat im vorhergehenden Buch offenbar seine Frau verloren und verkriecht sich an einem weit entfernten Strand. Sein bester Freund Baroni steckt in Schwierigkeiten und holt Totengräber Max zurück auf seinen Friedhof und damit direkt in ein äußerst tödliches Ränkespiel. Denn Organhändler wollen Baronis Notlage ausnutzen und Max soll die Leichen auf dem Friedhof vergraben. Dass das nicht lange gutgehen kann, erklärt sich von selbst.

Besonders geschickt stellen sich die Freunde nicht an, weder im Umgang mit den Leichen, noch im Ermitteln. Wie auf dem Präsentierteller laufen sie letztendlich in die Arme des Mörders und kommen doch mit dem Schrecken davon (das dürfte nicht zuviel verraten sein, den Helden einer Krimireihe bringt man nicht leichtfertig um). Ein alkoholgeschwängerter Krimi um Ausschweifungen aller Art, auf seine (unkorrekt österreichische) Art originell, auch wenn man beim Lesen schon mal den Kopf schüttelt über Max und Baroni, die von einer unangenehmen Situation in die nächste stolpern. Immer den nächsten Schnaps in Sicht …

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Roman

David Safier – Mieses Karma

Erinnere mich, dass David Safier eine Hype-Phase erlebte, damals hatte ich das ignoriert, wie ich das seit Längerem mit Hype-Büchern bzw. Autoren machen. Nun flog mir dieser Roman quasi gratis zu und nach 1Q84 dachte ich mir, dass etwas Leichtes zur Auflockerung nicht schaden könnte. Und Überraschung: obwohl der Leser um einiges schneller als die Hauptfigur erkennt, worum es hier geht und dass die Selbstsucht der als Ameise wiedergeborenen Kim Lange ihr weder Glück noch gutes Karma bringen wird, gelingen dem Autor immer wieder erstaunliche und überraschende Wendungen. Etwa der Auftritt des bekannten Verführers Casanova, ebenfalls als Ameise wiedergeboren und von nun an hilfreicher Weggefährte von Kim, sorgt für kontinuierliches Vergnügen und Amüsement. Happyend natürlich inkludiert ;) Intelligente Unterhaltung ist möglich.

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Roman

Haruki Murakami – 1Q84

Wir begreifen die Zeit als eine sich endlos fortsetzende Linie und agieren auf der Grundlage dieser fundamentalen Erkenntnis. Und da bisher keine besonderen Mängel oder Widersprüche daran zu entdecken waren, gilt sie wohl als empirisch erwiesen.

Hach, was für ein schöner Roman, ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll, ohne etwas zu verraten … aus den Weihnachtsgeschenken 2011 von Amazon war das hier auf jeden Fall das Highlight, Buch 3 hab ich mir dann sofort gekauft, als ich mit Buch 1+2 durch war und ich bin froh, dass ich so lange gewartet hab und dann alles in einem lesen konnte …

Der Grund dafür ist klar: um Tango weiterzusehen. Aus diesem Grund bin ich auf dieser Welt. Oder von der anderen Seite betrachtet: Aus diesem Grund ist diese Welt in mir. Wahrscheinlich handelt es sich um ein sich endlos spiegelndes Paradox. Ich bin ein Teil dieser Welt, und diese Welt ist ein Teil von mir.

Murakami war mir ja in manchen Fällen zu abgehoben, in meiner Erinnerung konnte ich mit Kafka am Strand nicht recht was anfangen, der Blick zurück auf meinen damaligen Blog-Beitrag belehrt mich nun eines Besseren. Auch in 1Q84 geht es um eine Parallelwelt, hier ist sie sogar titelgebend. Erst spät erschließt sich Stück für Stück, dass die zwei Monde nur in der neuen Welt existieren, dass nicht jeder sie sehen kann und manche Dinge werden gar nicht aufgelöst. Doch in diesem Fall hat mich das nicht gestört, da die Gesamtkomposition einfach so gut ist. Ein Volltreffer. In jeder Hinsicht.

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Krimi Roman

Donna Leon – Das Gesetz der Lagune

Wie jedes Mal weiß ich nicht so recht, was ich über den Brunetti-Krimi schreiben soll. Gerade bei einem Krimi soll man ja die Handlung nicht verraten und den Brunetti mag man eben oder man mag ihn nicht (kenne Personen beider Lager). Ich lese ihn immer wieder mal zwischendurch und als Nebenbei-Buch für die Pausen zwischen 1Q84 (es ging so schnell vorbei), eignete es sich perfekt.

Wiederum spitzte sich hier die Handlung gegen Ende auf einen Knalleffekt zu, lange bleibt der Täter im Dunklen und letztendlich ist der Verlust eines langjährigen Brunetti-Begleiters zu beklagen, der sich vermutlich auch noch in den nächsten Romanen schmerzhaft bemerkbar machen wird.