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Comics Kurzgeschichten

Lustiges Taschenbuch Spezial – Nachts in Entenhausen

CN: –


Bei diesem Werk kann ich genau sagen, wann es in meinen Haushalt kam: es war Anfang März 2022, da hatte ich nämlich Covid. Ein Care-Paket von einem meiner Lieblingsmenschen enthielt dabei auch diese Lektüre, die mir damals dann aber nicht in den Kram passte. Jetzt diente sie mir als Abschluss meiner Buch-Challenge 2025 mit dem Ziel, das Regal der ungelesenen Bücher zu reduzieren. Ich schaue jetzt auf dieses Regal, ich sehe rechts, was noch übrig ist von den Büchern, die dort schon lange stehen, ich sehe links, was dieses Jahr dazu gekommen ist (beides nimmt ungefähr den gleichen Raum ein …). Was rechts noch steht, reicht nicht mehr für weitere 12/12 aus, damit erkläre ich die Challenge zum Erfolg. Auch im nächsten Jahr möchte ich mir wieder eine Buch-Challenge stellen, es gibt mehrere Ideen, ich habe mich noch nicht entschieden.

Dieses Lustige Taschenbuch Spezial enthält eine Sammlung von Geschichten, die alle zumindest teilweise nachts spielen. Viele sind aus anderen Lustigen Taschenbüchern entnommen, manche sind auch als Deutsche Erstveröffentlichung gekennzeichnet. Viele enthalten die „dunklen“ Charaktere wie die Panzerknacker oder die Hexe Gundel Gaukeley. Besonders gefreut hat mich die Wiederbegegnung mit der Runkelrübe. Die wird übrigens als UFO missverstanden …

Eine Lieblingsgeschichte kann ich nicht nennen, ich hatte jedoch große Freude mit bestimmten Szenen wie zum Beispiel Mickey und Minnie Mouse, die sich Hunderte Urlaubsdias von Bekannten anschauen müssen oder Erwachsenen, die sich beim Sternschnuppenregen ein Feuer im Finanzamt wünschen. Hier noch ein paar meiner Lieblingspanels (ich hoffe, das ist vom Zitatrecht gedeckt).

drei Panels aus einem Comic: links: Donald Duck, eine Ente in einem Matrosenanzug schreit, offensichtlich aufgeregt „Ich bin die Ruhe in Person! Verstanden?“, seine drei Neffen halten sich die Ohren zu. Mitte: ein rot-gelber Hintergrund mit züngelnden Flammen, darauf steht in Großbuchstaben das Wort FAUCH. Rechts: Dagobert Duck, eine Ente mit einem Zylinder und einem Gehstock sagt zu seinem Neffen Donald: „Nostalgischer Firlefanz! Morgen Nachmittag rücken die Bulldozer an und schaffen Platz für die Zukunft.“

#12in2025: 12/12

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Kurzgeschichten

Martin Peichl – In einer komplizierten Beziehung mit Österreich

CN: sexueller Missbrauch, Suizidgedanken, sexuelle Handlungen, Alkoholmissbrauch


Vergangenheit ist wie ein Wasserschaden, ein Fleck an der Decke, den man im besten Fall irgendwann nicht mehr wahrnimmt.

Im Rahmen meiner persönlichen diesjährigen Geocaching-Challenge #52in2025 hatte ich mir ja vorgenommen, keine neuen Rätsel zu lösen, damit sich die Liste der gelösten Mystery-Caches auch tatsächlich mal reduzieren lässt. Von den Literatur-Caches kann ich jedoch trotzdem nicht lassen. Zum Glück kann ich vermelden, dass ich in drei Tagen die 52 geknackt haben werde! (Für in die Vergangenheit geschriebene Blog Posts wie diesen wurde übrigens das Futurum exactum erfunden …) Als erstes Stretch-Goal lege ich ein Vierteljahr drauf, es ist ja erst September. Also schauen wir mal ob wir auf 65 in 2025 kommen werden. Eventuell trägt ja dieser Literatur-Cache auch dazu bei (wenn ich ihn auch bis dato nicht abschließend lösen konnte).

Das Buch hat in mehrerer Hinsicht ein interessantes Format. Das Hardcover ist quadratisch, innen im Umschlag klebt tatsächlich ein echter Bierdeckel, auf dem nochmal der Titel steht. Inhaltlich besteht das Buch aus unzusammenhängenden Geschichten, die aber dann doch Überschneidungen der Protagonist:innen aufweisen. Prosatexte wechseln sich ab mit ungewöhnlichen Formaten wie Staffelbeschreibungen einer fiktiven TV-Krimi-Serie namens Schalko und Pichler. Besonders gelungen fand ich den Teil, der sich mit den Spielen unserer Kindheit und Jugend befasst und was wir im jeweiligen Alter daraus über die Gesellschaft lernen.

Meine Familie, denke ich beim Betrachten der Fotos, ist zusammengeschüttet aus Getränken, die man besser nicht mischen sollte, aber wir trinken alles, was uns in die Hand gedrückt wird.

Eine Grundmelancholie tränkt alle Geschichten, manche gehen jedoch tiefer als andere. Das obige Zitat stammt aus einem Text, der sich mit der komplizierten Beziehung zum eigenen Vater beschäftigt. Die auf schwarz-weiß reduzierten Fotos lassen die abgebildeten Personen nur noch erahnen. Das dient nicht nur der Anonymisierung der abgebildeten Personen, es symbolisiert auch die Undurchschaubarkeit der Vaterfigur.

Auch bricht das herkömmliche Empfinden von Zeit auseinander: in der Sperrzone sammelt sich diese scheinbar endlos an. Gleichzeitig ist Tschernobyl eine überdimensionale Zeitkapsel, in der sich nichts verändert, das Jahr 1986 in Endlosschleife.

Für den Autor und/oder seine Figuren ist Tschernobyl in gewisser Weise ein Sehnsuchtsort. In der Geisterstadt Prypjat ist die Zeit stehen geblieben, es ist ein Ort mitten in Europa, an dem sich die Natur ihren Platz zurückholt. Die Strahlung ist unsichtbar, sie rückt angesichts der besonderen Stimmung dieses Orts in den Hintergrund. Ich kann die Faszination für diesen Ort nachvollziehen, auch wenn ich niemals hinfahren würde.

[…] dass meine Vorstellung von Romantik vielleicht immer schon ein Autounfall war, will ich ihr sagen, sage ich ihr nicht.

Natürlich geht es in vielen Texten um zwischenmenschliche Beziehungen und die daraus entstehenden Komplikationen. Dazu fallen dem Autor auch unzählige Metaphern ein. Die Begegnungszone zwischen zwei Menschen vergleicht er mit einem Chemiebaukasten, der Ich-Erzähler einer Geschichte bezeichnet sich als der blinde Passagier in deinem Leben. Mir persönlich haben die weniger sentimentalen Texte besser gefallen, an originellen Sprachbildern mangelt es jedenfalls nicht, wie auch das folgende Beispiel zeigt:

[…] unsere alten Ichs, die wir wie Bücher in die Regale stellen.

Ein interessantes Werk, zu dem ich ohne den Literatur-Cache vermutlich nicht gefunden hätte.

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Kurzgeschichten Spanish

Eloy Moreno – Cuentos Para Entender El Mundo

CN: –


(deutsche Zusammenfassung weiter unten)

–Paz no significa estar en un lugar sin ruidos, sin problemas, sin viento, sin lluvia… Paz significa que, a pesar de estar en medio de la tormenta, ese pájaro es capaz de mantenerse sereno y tranquilo. Ese es el verdadero significado de la paz perfecta.

Recientemente me di cuenta de que leer libros para adultos en español es mas difícil para mi todavía. En la biblioteca encontré este libro con cuentos cortos. Son cuentos sobre reyes, monjes y muchos animales. Por ejemplo: un rey estaba buscando el equilibrio. Lo que le ayudó finalmente era un anillo con estas palabras: Esto también pasará. Me gusta mucho este cuento.

Algunos cuentos tienen la calidad de chismes. Por ejemplo el cuento que habla de un hombre quien estaba buscando una mujer perfecta. Al final, cuando encontró la mujer perfecta, ella no quiere casarse con él porque ella también quiere un novio perfecto.

Este verano estaré en España otra vez. Será interesante ver como mi conocimiento de Español mejoró desde el invierno de 2022/23.


Deutsche Zusammenfassung:

Bücher für Erwachsene in spanischer Sprache sind leider noch immer zu schwierig für mich. Diese Kurzgeschichten habe ich geschafft und mich dabei auch gut unterhalten. Es geht um Könige, Mönche und viele Tiere. Unter anderem einen König, der nach Balance sucht und diese schließlich in der Aufschrift in einem Ring findet: Esto también pasará. This too shall pass.

Eine Geschichte erzählt von einem Mann, der nach der perfekten Frau sucht. Als er sie endlich findet, stellt sich heraus, dass sie ihn nicht heiraten will, weil sie wiederum nach einem perfekten Mann sucht.

Diesen Sommer bin ich wieder in Spanien. Und bin gespannt darauf, wie sich meine Spanisch-Kenntnisse seit dem Winter 2022/23 verbessert haben.

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Erzählung Kurzgeschichten

Peter Henisch – Baronkarl

CN: Obdachlosigkeit, Krieg, Alkoholmissbrauch, Tod, Erwähnung von Migrant:innenfeindlichkeit im historischen Kontext


Weil ich es anders gerade nicht schaffe, folgt ein Post im Telegrammstil:

  • Der Autor erzählt in diesem Buch die Geschichte des im Grätzl Favoriten zu seiner Zeit sehr bekannten Obdachlosen, der im Volksmund Baronkarl genannt wurde. Er wird als Wiener Original und als eine Art Legende beschrieben, der das Wenige, das er hatte, stets mit anderen teilte.
  • Die „Peripheriegeschichten“ um den Baronkarl und andere Originale der damaligen Zeit glänzen mit Lokalkolorit aus dem vergleichsweise früh von Migrant:innen geprägten Wiener Bezirk Favoriten. Sie vereinen Geschichten aus dem Wien der damaligen Zeit (ca. die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts inkl. Krieg und Zwischenkriegszeit) mit Beobachtungen des Autors zur Zeit der Entstehung des Buchs (Erstveröffentlichung: 1972).
  • In gewisser Weise wird in der Person des Baronkarl die „sozial verträgliche“ Obdachlosigkeit romantisiert. Ein gewisser Zynismus kann beim Lesen übel aufstoßen, wenn die Leser:in bedenkt, dass so viele Jahre später noch immer Menschen ungewollt auf der Straße leben müssen. Womit wir wieder beim Kapitalismus wären, den Rest erspar ich uns allen einfach, ich bin nicht in der Stimmung.

EDIT: Kürzlich habe ich den Matzleinsdorfer Friedhof und dort auch das Grab des Baronkarl besucht. Dabei ist dieses Foto entstanden:

ein Grab auf dem Friedhof, der Grabstein ist aus weißem Marmor mit oben einem Kreuz, das von Efeu umrankt ist, auf dem Stein steht „Baron Karl, 24.01.1882 – 13.10.1948, Er liebte die Menschen und die Freiheit“

 

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Comics Kurzgeschichten

Nicolas Mahler – Kunsttheorie versus Frau Goldgruber

CN dieses Buch: –
CN dieser Post: –


Na das wird schon irgendwie ‘KUNST’ sein.

In diesem kurzweiligen Comic-Band setzt sich der Comic-Zeichner Nicolas Mahler mit dem Spagat zwischen Kunst und Kommerz auseinander. Die titelgebende Frau Goldgruber arbeitet beim Finanzamt und hat die Aufgabe, zu beurteilen, ob die vom Protagonisten mit 10% Umsatzsteuer versteuerten Comics nun tatsächlich Kunst sind oder doch eher Werbung. Auch die Zollbehörde und das Bundeskanzleramt kommen zu ihrem Auftritt bei der Erläuterung der Frage, wie sich der künstlerische Wert eines Comics bemessen lässt.

Der schwarze Humor äußert sich in Panels wie diesem: Über dem Bild steht folgender Text (Hervorhebung im Original): „Eigentlich haben COMICNERDS und KUNSTIDIOTEN viel gemeinsam … mehr als sie sich selbst eingestehen würden …“ Darunter ist links ein Männchen mit Krawatte und Weinglas in der Hand zu sehen, mit folgender Sprechblase: „So was schau ich mir ja gar nicht erst an … das ist ja KEINE KUNST!“. Rechts daneben ein Männchen in einem Matrix-T-Shirt, angedeutet ist außerdem Körpergeruch, mit folgender Sprechblase: „So was schau ich ja gar ned amal an … das ist ja KUNST!“

Mein Fazit: Fast zu unterhaltsam, um Kunst zu sein. ;-)

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Kinder Kurzgeschichten Spanish

Elena Favilli, Francesca Cavallo – Cuentos de Buenas Noches para Niñas Rebeldes

CN dieses Buch: Das Buch beschäftigt sich mit Frauen, die gegen schwierige Umstände kämpfen, dazu gehören auch Sklaverei und Rassismus. Es ist alles sehr kindgerecht erzählt, keine grausamen Details.
CN dieser Post: –


Auch wenn ich nicht angeben will: das ist das erste richtige Buch, das ich auf Spanisch gelesen habe. Ein großer Erfolg. Seit nicht ganz zwei Jahren unternehme ich wieder einen Anlauf, Spanisch zu lernen, diesmal mit dem Ziel fließend Spanisch lesen zu können. Bei diesem Blog Post über berühmte Fotografien der Geschichte ist es mir auch schon halbwegs gelungen. Das Buch ist in der Originalsprache Englisch (Good Night Stories for Rebel Girls) und in vielen anderen Sprachen übersetzt erhältlich.

Viele der Frauen, die hier in kurzen Portraits vorgestellt werden, waren mir bereits bekannt (zB die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren, die argentinische Politikerin Evita Perón, die mexikanische Malerin Frida Kahlo), von vielen anderen hatte ich jedoch noch nie in meinem Leben gehört. Die Autorinnen haben sich sehr bemüht, starke Frauen aus unterschiedlichsten Kulturen und Epochen zu finden und damit die oft gehörte Ausrede, es hätte ja gar keine beeindruckenden Frauen in dieser Zeit gegeben zu widerlegen. Neben auf der ganzen Welt bekannten Frauen wie zB Michelle Obama stehen daher Frauen wie Maud Stevens Wagner, die sich als Tätowierkünstlerin einen Namen machte. Viele Frauen und Mädchen haben sich als Sportlerinnen oder Wissenschaftlerinnen in Männerdomänen durchgekämpft. Wieder begegnet bin ich auch Journalistin Nellie Bly, deren Report Zehn Tage im Irrenhaus ich vor einigen Jahren mit großem Interesse gelesen habe.

Aus Neugierde habe ich durchgezählt und festgestellt, dass ich von den 100 vorgestellten Frauen nur 38 schon vorher kannte. Da dürfte also für alle etwas Neues drin sein. Nicht nur zum Vorlesen für rebellische Töchter.

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English Kurzgeschichten

Lily King – Five Tuesdays in Winter

CN dieses Buch: sexuelle Handlungen, Vergewaltigung, Mord, psychische Krankheit
CN dieser Post: –


Eigentlich lese ich sehr selten Kurzgeschichten, weil mir diese Kurzform irgendwie die Protagonist:innen, an die ich mich gerade gewöhnt habe, die ich noch nicht mal richtig kennen gelernt habe, zu schnell wieder entzieht. Hier habe ich eine Ausnahme gemacht, einerseits wegen einer Empfehlung von Ann Patchett im Parnassus Blog, andererseits weil mir Lily King’s Zugang zum schöpferischen Schreiben in ihrem Roman Writers & Lovers gefallen hat. (Dass die Kurzgeschichten in der OverDrive eLibrary verfügbar waren, hat auch nicht geschadet …)

Die verschiedenen Geschichten erzählen von Träumen, von Menschen, die gerne woanders oder jemand anders oder mit jemand anderem wären. In den Geschichten, in denen sich diese Wunschträume erfüllen, ist diese Erfüllung jedoch immer eine Enttäuschung. Manche Geschichten erzählen von Menschen, die auf die eine oder andere Art nicht mehr präsent sind und den Menschen, die zurück geblieben sind und nun weiterleben, einen neuen Weg ins Leben finden müssen. Manche Geschichten erzählen von gescheiterten Beziehungen und wie die beteiligten Menschen dieses Scheitern, das Vorher und das Nachher unterschiedlich erleben und erinnern. Und auch das schwierige Verhältnis zwischen Leben und Kunst, der Wunsch nach schöpferischem Ausdruck inmitten des alles bestimmenden Bedürfnisse des Alltags findet seinen Platz. Wer Kurzgeschichten mag, wird hier bestens bedient.

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Kurzgeschichten Roman

Tove Jansson – Fair Play

In fact, it felt good having things unfinished, a little as if she had just moved in and didn’t have to take the thing so seriously.

Beim Lesen dieses Buchs wurde mir wieder einmal klar, wie wenig ich mit dem Konzept der Kunst bzw. der Rolle der Künstler*innen anfangen kann. Mein persönliches Arbeiten ist geprägt von dem Wunsch, Dinge zu erledigen, To-Dos abzuhaken und das soll in der effizientesten Weise wie möglich geschehen. Der künstlerische Ansatz, der in diesem Buch (und im obigen Zitat) beschrieben ist, ist ein mir völlig fremdes Konzept. Ich fühle mich immer unwohl angesichts der vielen halbfertigen Dinge, die sich für mich wie unerledigt anfühlen. Es fällt mir schwer, angefangene Projekte als Möglichkeiten zu sehen, als Konzepte, die sich noch entwickeln können, die mehr Zeit erfordern. Zeit meint in diesem Fall nicht Arbeitszeit, die gefunden und in das Projekt investiert werden muss und dann ist das Projekt irgendwann erledigt, sondern Entwicklungszeit, um andere Inspirationen zu finden, die dann das Konzept verfeinern und ein klareres Bild von einer zuerst diffusen Idee ergeben.

This novel is about creativity from the very start – about how you take a day, the same as all the other old one-after-the-other days, and make it really new and fresh, no matter what age you are, what life you’re in.

Das Buch beschreibt in kurzen Geschichten die Beziehung von Mari und Jonna, Freundinnen, Partnerinnen (?), die zusammen leben und jede für sich künstlerisch arbeiten. Das beinhaltet so vieles, das in wenigen Worten beschrieben wird, die unheimlich viel Raum für Interpretation lassen.

Mari sat down and wrote. When she was done, she went into the studio and asked if she could read it aloud.

Manche dieser Geschichten lassen so viel Raum, dass ich für das, was zwischen den beiden Protagonistinnen passiert, keine Erklärung finden konnte. Das obige Zitat stammt aus einer Geschichte, in der Mari über einem schwierigen Brief brütet. Eine Frau fragt sie nach dem Sinn des Lebens und Mari weiß nicht, was sie antworten soll. Nun könnte die Geschichte die verschiedenen Sinnmöglichkeiten, die uns das Leben anbietet, untersuchen; sie zeigt uns aber stattdessen, dass es Momente gibt, in denen eine Beziehung frustrierend sein kann, in denen die Menschen, die uns am nächsten stehen, uns gewissermaßen mit unseren Problemen und Entscheidungen allein lassen. Laut der Einleitung sind Liebe und Arbeit die großen Themen der Autorin. Beides beinhaltet schwierige und frustrierende Momente und gleichzeitig so viel Potential, das wir an manchen Tagen ausschöpfen können und an anderen nicht.

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Kurzgeschichten

Barbara Wimmer, Günther Friesinger (Hg.) – Smart Lies – Alles smart?

Diese Kurzgeschichtensammlung habe ich nun seit Weihnachten herumliegen. Die ersten Geschichten hatte ich bald gelesen, aber wie so oft habe ich an Kurzgeschichten, die vollkommen unzusammenhängend sind, irgendwann das Interesse verloren.

Die Herausgeber Barbara Wimmer und Günther Friesinger haben in diesem Sammelband Geschichten zum Thema smarte Technologie versammelt. Die Beiträge beschäftigen sich mit virtuellen Realitäten, Assistenzsystemen wie Amazon Alexa, Überwachungstechnologien und der Frage, ob wirklich jedes Gerät über das Internet fernsteuerbar sein sollte. Besonders gefallen hat mir die Geschichte über den Gefühlszwist eines Roboters, die sich mit Asimovs Gesetzen der Robotik auseinandersetzt.

Dieser Artikel auf Lithub beschäftigt sich mit der Wertigkeit und Schwierigkeit der Zusammenstellung von Kurzgeschichtensammlungen, das folgende Zitat ist mir dabei besonders ins Auge gefallen:

A good anthology becomes more than the sum of its parts. The stories talk to each other: augment and contradict each other. As the editor, you try to curate the contents in ways that will allow for such conversations to occur. 

Der überspannende Bogen ist hier natürlich die Technologie und die Gefahren, die mit ihrer nahezu grenzenlosen Nutzung verbunden sind. Die Herausgeber schreiben in ihrer Einleitung, dass neue Technologien an sich nicht schlecht sind, dass es jedoch jeder Person selbst überlassen bleibt, wie sie oder er damit umgeht. In meinen Augen darf die Verantwortung jedoch nicht vollständig auf den Konsumenten abgewälzt werden. Die Herstellerfirmen sind in die Pflicht zu nehmen, ihre Produkte so zu gestalten, dass sie möglichst wenig Sicherheitslücken haben und dass diese auch durch Updates behoben werden können, sollte dies notwendig sein. In vielen Bereichen (zB digitale Kommunikation über Smartphone) ist die Entscheidungsfreiheit der NutzerInnen und Nutzer nämlich bereits eingeschränkt. Natürlich können wir uns entscheiden, Facebook oder Whatsapp (oder jeglichen anderen Dienst) nicht zu nutzen. Wenn dieser Dienst jedoch eine Marktmacht erreicht, kann die Nicht-Nutzung durchaus zum faktischen Ausschluss aus bestimmten sozialen Zirkeln führt. Wer ein Smartphone benutzen möchte, kann sich im Großen und Ganzen zwischen zwei Betriebssystemen entscheiden (förderungswerte Alternativen wie zum Beispiel Fairphone erreichen leider bis heute noch keine ausreichende Massenkompatibilität). Damit ist auch die Entscheidung verbunden, welchem Konzern wir unsere Daten anvertrauen wollen. Der Umgang mit neuen Technologien kann also nicht von der Einzelnen allein für sich selbst gelöst werden, sondern erfordert strukturelle Veränderungen, die für alle Menschen bessere Voraussetzungen für sicheren Umgang mit Technologie ermöglichen.

Disclaimer: Ich bin mit der Herausgeberin und mehreren Autorinnen bekannt bzw. befreundet und habe das Buch geschenkt bekommen. Dass meine Meinung davon komplett unbeeinflusst bleibt, kann ich nicht garantieren. Wie meine anderen Posts ist dies jedoch keine Werbung, sondern meine subjektive in Worte gefasste Meinung.

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Kurzgeschichten

Lilian Faschinger – Paarweise

Auch dieses Buch habe ich wegen einem Geocaching-Rätsel aus der Bücherei ausgeliehen. Diesmal hab ich auch das passende Buch erwischt und konnte die notwendigen Informationen finden. Auch abseits dieses ursprünglichen Zwecks war das Lesen ganz angenehm. Episodenfilme haben immer schon einen besonderen Reiz auf mich ausgeübt und das funktioniert auch bei diesem Buch. Obwohl die einzelnen Episoden (der Untertitel des Buches: Acht Pariser Episoden) genau genommen für sich selbst stehen können, gibt es immer wieder Verflechtungen zwischen den einzelnen Geschichten, manche Personen begegnen der Leserin mehr als einmal. Die einzelnen Geschichten lassen in ziemliche Abgründe schauen (CW: Selbstmord, Magersucht, Terror). Die Charaktere sind in unterschiedlicher Tiefe gezeichnet und die Autorin schaut schonungslos auf (Charakter-)Fehler und Fehlentscheidungen. Bisweilen entsteht das Gefühl, mit einer Lupe an verschiedenen Stellen die Gesellschaft zu betrachten.