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Krimi Roman

Beate Maly – Mord auf der Donau

CN: Mord, Erwähnung von Kriegsverbrechen und Traumata aus dem 1. Weltkrieg, Vergewaltigung, Suizidgedanken


Die Ergebnisse der Nationalratswahl am 29. September 2024 haben mich tief betroffen zurück gelassen. Neben einem Nachrichten-Embargo und einem vorübergehenden Rückzug aus den sozialen Medien (also eigentlich nur Mastodon, sonst benutze ich ja nichts mehr) hatte ich auch kaum Lust, zu lesen. Gleichzeitig war mir nach etwas Eskapismus und einem Erfolgserlebnis. Also griff ich zum dritten Band von Beate Malys Reihe über die pensionierte Lehrerin Ernestine und den Apotheker Anton, die in der Zwischenkriegszeit immer wieder in Kriminalfälle stolpern. Zu diesem Buch gibt es außerdem einen Literatur-Geocache (das wäre das Erfolgserlebnis).

In diesem Buch spielt die Geschichte hauptsächlich auf einem Dampfschiff, das von Wien aus nach Budapest fährt (und wieder zurück). Um eine geplante Keksfabrik entspinnt sich, was Boulevardzeitungen heute ein Familiendrama nennen würden. Die Szegediner Fischsuppe spielt eine wichtige, wenn auch nicht entscheidende Rolle. Drei Abende später war der Fall gelöst. An den Wahlergebnissen hat sich leider nichts geändert.

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Krimi Roman

Christian Schleifer – Perchtoldsdorfer Schweigen

CN: Mord, Gewalt, Nationalsozialismus, Brand, Feuer, Vergewaltigung


Während ich die letzten beiden langen und aufwändigen Blog Posts vor mir hergeschoben habe, brauchte ich zur Ablenkung einen unanstrengenden Krimi. Es wurde der zweite Band von Christian Schleifers Perchtoldsdorf-Reihe, den ich zusammen mit dem ersten Teil aus einem Bücherschrank gefischt hatte.

Im ersten Teil spielte sich das Geschehen im Rahmen eines Sommertheaters ab, im zweiten Teil steht ein (erfundener) Nazi-Bunker unter den Perchtoldsdorfer Weinbergen im Zentrum. Der Anfang ist sehr clever geschrieben: aus der Perspektive einer unbekannten Person wird der Bunker erstmals beschrieben, erst ganz zum Schluss löst sich auf, wer das denn nun war.

Rund um den Nazi-Bunker wird viel Geschichte thematisiert. Ein jüdisches Weingut, dessen Inhaberfamilie im Rahmen des Nationalsozialismus verfolgt und deportiert wurde. Wie der Name dieses Weinguts und der Familie aus den Geschichtsakten getilgt wurde, um jede Spur davon zu vernichten. Wie durch die Entdeckung des Bunkers unter den Weinbergen und den darin befindlichen Dokumenten aufgedeckt wird, was damals tatsächlich passiert ist.

Ein unterhaltsam geschriebener Lokalkrimi, der sich nicht davor scheut, auch schwierige Themen anzusprechen und den aktuellen Mordfall mit mehreren Familiengeschichten sinnvoll verknüpft.

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English Krimi Roman

Laura Lippman – Lady in the Lake

CN: Gewalt, Mord, sexuelle Handlungen, Drogenmissbrauch, Erwähnung von Schwangerschaftsabbruch und Fehlgeburt


Nach der heutigen Buchbesprechung folgt ein Bericht über meinen Besuch im Modellpark Berlin-Brandenburg.

The world kept telling her to look away, to pay no attention to an age-old system, in which men thrived and inconvenient women disappeared.

Ein Roman, der wie für eine Serienumsetzung geschrieben scheint (kein Wunder, dass AppleTV+ das schon gemacht hat). Das Setting in den 1960er-Jahren im US-amerikanischen Baltimore erlaubt ein Eintauchen in eine andere Zeit, sowohl modisch als auch mit dem Set-Design. Nachdem ich mir den Trailer angesehen habe, bin ich mir aber nicht mehr sicher, wieviel die Serie mit der Romanvorlage tatsächlich gemeinsam hat …

Das Buch beginnt mit der jüdischen Hausfrau Madeline Schwartz, die nach einem von vielen weiteren Abendessen, das sie für ihren Ehemann und spontan geladene Gäste ausrichtet, beschließt, ihren Ehemann zu verlassen. Im Buch wirkt das völlig gefühllos, wobei das auch zur Identität von Madeline (Maddie) zu passen scheint, die generell eher kalt und berechnend wirkt.

Als sie zufällig zur Zeugin in einem Mordfall wird, nutzt sie die Gelegenheit, um sich mit mehr oder weniger sauberen Winkelzügen in die Zeitungsredaktion des Star einzuschleusen. Dafür nutzt sie den guten Willen des Mordverdächtigen, der ihre Briefe beantwortet, die sie dann später nutzt, um daraus in der Zeitung Kapital zu schlagen.

In vieler Hinsicht wirkt Maddie wie eine hilflose Möchtegern-Ermittlerin, die Spuren nachläuft, um sich interessant, beliebt und wertgeschätzt zu machen. Dabei dreht sie sich die Situationen auch so hin, dass es für sie moralisch passt, auch dann, wenn sie dabei offensichtlich anderen schadet. Das macht sie zu einer wenig sympathischen Person, die die erhoffte Karriere über alles stellt.

Die Erzählstruktur des Buchs ist zu Anfang so, dass sich Kapitel aus der Perspektive von Maddie abwechseln mit Kapiteln, die aus der Perspektive von anderen Menschen geschrieben sind, die jeweils gerade mit Maddie Kontakt hatten. Dazwischen gestreut sind die Statements der titelgebenden Lady in the Lake: Eine schwarze junge Frau namens Cleo Sherwood, die zu Beginn als vermisst gilt und später zum Ziel Maddies weiterer Ermittlungen wird. Dabei scheucht Maddie nicht nur Cleos Familie und frühere Bekannte auf, sie bringt sich auch selbst in gefährliche Situationen.

Mich verwundert gerade sehr, wie massiv die nicht mal drei Minuten Trailer meinen Blick auf die Geschichte, die ich gerade gelesen habe, verändert haben. Natürlich ist so eine verdichtete Darstellung in einem Trailer nicht zu vergleichen mit der tatsächlichen Mini-Serie (oder der Buchvorlage), es scheint aber doch ein wesentlich größerer Fokus auf Cleo gelegt zu werden, die im Buch zwar zur Sprache kommt, im Trailer aber deutlich mehr Präsenz einnimmt. Dass das eBook jetzt mit dem Cover der Serie in der OverDrive eLibrary steht, gefällt mir auch nicht so wirklich. Ich hätte lieber das Original-Cover des Buchs dort gesehen.


Bei meinem letzten Berlin-Besuch kam es endlich dazu, dass wir den Modellpark Berlin-Brandenburg besichtigten. Entdeckt hatten wir den Park schon im August 2020, als wir die Feldbahn im FEZ besuchten. Dann hatte ich das Tab ewig lange offen, bis es irgendwann einem Crash zum Opfer fiel. Als ich nun erfreut feststellte, dass wir den Modellpark auch mit Hund besuchen können, gab es kein Halten mehr.

Detailaufnahme eines Modells, erkennbar an der gigantischen Pflanze, im Vordergrund sitzen Personen auf Bänken, sie schauen auf einen Teich, im Hintergrund sind zwei weiße Türme eines Schlosses auf einer Insel zu sehen
Modell von Schloss Pfaueninsel

Laut Webseite sind im Modellpark über 80 Modelle zu sehen, der aktuelle Lageplan enthält 66 Objekte, von denen manche aus mehreren einzelnen Modellen bestehen. Vor Ort konnten wir leider nicht alle sehen. Wo laut Lageplan ein Modell sein sollte, war teilweise nur eine Form im Rasen erahnbar, wo das Modell wohl zuvor gestanden hat (zum Beispiel das Zeiss Grossplanetarium). Da die Modelle alle der Witterung ausgesetzt sind, ist es logisch, dass viel Wartung nötig ist, das zeigt sich auch deutlich an manchen der vorhandenen Modelle. Oft sind Regenrinnen abgebrochen oder Teile des Dachs fehlen (ersichtlich zum Beispiel auf dem untenstehenden Foto des Modells der Zitadelle Spandau). Die Versuchung, Kleinteile als Souvenir mitzunehmen, war bei mir groß, ich konnte gerade noch widerstehen.

Detailaufnahme eines Modells, Haupteingang zu einem Gebäude aus Ziegeln in unterschiedlichen Rot- und Brauntönen, der Eingang hat eine Ziehbrücke und einen Weg dorthin, rundherum symbolisiert Schotter vermutlich eine Wasserfläche, über dem Eingang ein schmaler Balkon mit einem großen dekorativen Relief
Modell der Zitadelle Spandau

Die Modelle sind allesamt Gebäude, Wahrzeichen und Sehenswürdigkeiten aus Berlin und dem umliegenden Land Brandenburg. Den meisten Berlin-Besucher:innen dürften die Siegessäule, das Brandenburger Tor und die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ein Begriff sein. Spannender für uns war als Foto Opportunity allerdings das Modell des Frankfurter Tors bzw. der Karl-Marx-Allee, da der Fotograf in der Gegend wohnt. Dem Fotografen fiel außerdem auf, was nicht im Modellpark zu sehen war: ein Modell des Fernsehturms am Alexanderplatz.

Modell des Frankfurter Tors, zwei Gebäude mit Türmen im Vordergrund, in der Mitte zwischen den Türmen steht eine Person, die Türme überragen gerade die Person, neben der Person sitzt ein schwarzbrauner Hund, der Hund schaut hinauf zur Person, die Person hat das Gesicht dem Hund zugewandt und die Hände vor den Hüften verschränkt
Modell des Frankfurter Tors
Überblick über eine Modellanlage, im Vordergrund ein Teich mit rosa blühenden Seerosen, im Hintergrund ein Schloss umgeben von einem Park
Modell von Schloss Rheinsberg

Viele (eigentlich alle?) der Modelle aus dem Land Brandenburg waren mir allerdings komplett unbekannt. Dabei sind einige Schlösser wie zum Beispiel das Schloss Rheinsberg, neben dessen Modell ein Teich mit Seerosen angelegt ist oder das Schloss Oranienburg mit Orangerie. Hier sind Rosenbüsche neben den Gebäuden gepflanzt, zentral ist das Eingangsportal zum Schlossgarten, das ich gleich aus mehreren Perspektiven fotografiert habe, wie auf den nächsten beiden Fotos zu sehen ist.

Detailaufnahme eines Modells, Haupteingang zum Schlosspark, ein Metalltor zwischen zwei Säulen, die ausschweifend dekoriert und von zwei weiblich anmutenden Statuen gekrönt sind, hinter dem Tor ist ein blühender Rosenbusch und ein weißes Gebäude mit Ziegeldach zu erahnen, im Vordergrund zeigen hohe Gräser, dass es sich eben um ein Modell handelt, sonst wäre beinahe eine Verwechslung möglich
Modell Schloss Oranienburg, Haupteingang zum Schlosspark
Detailaufnahme eines Modells, Haupteingang zum Schlosspark, ein Metalltor zwischen zwei Säulen, hinter dem Tor steht ein schwarzbrauner Hund, seine Zunge hängt heraus und er schaut aufmerksam in die Kamera, der Hund wirkt gigantisch im Vergleich zum Modell, es sieht aus, als würde der Hund das Tor überragen
Modell Schloss Oranienburg, Haupteingang zum Schlosspark

Als Modellbahn-begeisterte Person hatte ich natürlich besondere Freude mit den bewegten Modellen im Park. Ein ICE durchfährt eine Landschaft mit mehreren Modellen, ein älteres Zugmodell ist zwischen Modellen aus der Gegend Zehdenick, Dannenwalde und Fürstenberg, Bredereiche unterwegs. Leider konnte ich von den einzelnen Modellen in diesen Bereichen keine Beschreibungen finden, im Lageplan sind sie nur als Gruppe verzeichnet. Vor Ort waren neben den Modellen Beschreibungstafeln angebracht (die meisten davon durch die Sonne sehr ausgebleicht und oft nicht eindeutig den Modellen zuzuordnen), leider hab ich mich darauf verlassen, das alles nachträglich recherchieren zu können, was leider nicht funktioniert.

Alt-Text für Video: Bild aus der Bodenperspektive, links und rechts ein Gebäude, dazwischen schlängelt sich eine rote Modellbahn durchs Bild, sie besteht aus einer Lokomotive, einem Frachtwaggon und einem Waggon, in dem blau gekleidete Personen sitzen

Exkurs: Ich versuche noch, die Videos ordentlich mit Alt-Text einzubinden, auf die Schnelle habe ich das gerade leider nicht geschafft.

Alt-Text für Video: Modell einer U-Bahn-Strecke mit zwei Gleisen, zuerst fährt auf dem rechten Gleis ein Wagen aus einem Tunnel auf die Kamera zu, kurz darauf auf dem linken Gleis wiederum ein einzelner Wagen, dieser auf dem linken Gleis scheint sich gefährlich zur Seite zu neigen, das Gleis fällt auf einer Seite etwas ab.

Als wir beim Frühstück den Tagesablauf planten, meinte der Fotograf noch, wir würden wohl eh nicht so lange im Modellpark sein. Da hat er sich natürlich getäuscht, wir haben sicher über drei Stunden dort verbracht, obwohl alle Modelle in der Sonne liegen und es trotz der moderaten Temperaturen in der Sonne ganz schön heiß war. Gegen Ende unseres Rundgangs waren wir alle drei schön durch erhitzt.

vor dem Modell eines Rathauses, ein Ziegelbau mit vielen dekorierten Fenster inkl. einem Rosettenglasfenster und einem spitzen Turm darauf (es wirkt beinahe wie eine Kirche) liegt ein schwarzbrauner Hund, die Ohren reichen bis zum ersten Stock hinaus, die Zunge hängt aus dem Mund, der Hund liegt im Schatten des Modells, von rechts oben scheint deutlich sichtbar die Sonne ins Bild
Modell des Rathauses Berlin Lichtenberg
Modell eines Ziegelgebäudes mit hohen runden Fenstern und einem Türmchen, links dahinter ein Teich mit darin wachsendem Schilf
Modell „Altes Wasserwerk Friedrichshagen“
Überblicksaufnahme eines Modells, das eine Kathedrale darstellt, die Kirche wird von seitlich hinten betrachtet, also der Altarraum mit einem eigenen Glockenturm steht im Vordergrund, das Haupteingangsportal ist von der Position des Fotos aus nicht zu sehen, die Kirche besteht aus einem gigantischen Mittelschiff mit einer seitlichen 8-eckigen Kapelle, dem Altarraum und dem großen Glockenturm über dem Eingangsportal
Modell der Klosterkirche Neuzelle

Der Modellpark ist liebevoll gestaltet und betreut, es gibt Spielmöglichkeiten für Kinder, viele – auch schattige – Sitzgelegenheiten, einen Miet-Trolley (um kleinere Kinder durch den Park zu transportieren), einen Souvenir-Shop und auch fürs leibliche Wohl wird gesorgt. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es für die Besucher:innen nur eine öffentliche Toilette außerhalb des Modellparks gibt. Für die sind 50 Cent Gebühr fällig. Besucher:innen des Modellparks können einen Chip bekommen, um die Toilette gratis zu nutzen, das ist jedoch nicht sehr transparent kommuniziert. Da wäre es schön, wenn es im Modellpark wenigstens ein Öklo oder sowas gäbe. Die Eintrittspreise sind sehr moderat (aktuell Erwachsene: 5,50€, Kinder bis 6 Jahre frei, Kinder von 7 bis 18 Jahre: 2,50€, es gibt noch weitere Ermäßigungen für bestimmte Personengruppen). Die Anreise kann sich je nachdem, von wo in Berlin ihr herkommen wollt, etwas mühsam gestalten, ist es aber in meinen Augen auf jeden Fall wert. Wenn ihr euch irgendwie für Modellbau interessiert (oder einfach nur ein paar lustige Fotos machen wollt), kann ich den Modellpark wärmstens empfehlen.

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English Krimi Roman Thriller

Ruth Ware – Zero Days

CN: Mord, Gewalt, Beziehungsgewalt, Trauer


If they were [monitoring my emails already], there was nothing I could do about that now. I just had to keep going, putting one foot in front of the other.

Ruth Ware tauchte kürzlich in einem Lithub-Post auf. Ihr neuestes Buch One Perfect Couple ist in der Overdrive-eLibrary (noch?) nicht zu finden, daher griff ich stattdessen zu ihrem letzten Roman davor (2023). Obwohl mir die Bedeutung eines Zero-Days durchaus bekannt war, habe ich aus dem Titel keine Schlüsse gezogen. Umso besser, so konnte ich dieses Buch einfach genießen.

Protagonistin Jacintha „Jack“ Cross bricht beruflich in Gebäude ein, um die dortigen Schwachstellen im Sicherheitssystem aufzudecken. Als sie nach einer besonders langen Nacht nach Hause kommt, findet sie ihren Ehemann Gabe ermordet vor. Es dauert nicht lange, bis auch noch der Verdacht auf sie fällt. Von einem Moment auf den anderen ist Jack auf der Flucht. Die Polizei ist hinter ihr her, sie steht tagelang unter Strom und hat doch nur ein einziges Ziel: den wahren Mörder ihres Mannes zu finden.

Dieses Buch hat alles, was ich mir von einem Thriller wünschen könnte: eine starke und glaubwürdige Protagonistin, ein interessantes Umfeld (ihre Erfahrungen als Pen-Testerin helfen Jack immer wieder, ihre Verfolger:innen auszutricksen), überraschende Wendungen und ein Ende, das uns auch noch erzählt, wie es Jack ein Jahr nach den Ereignissen geht. Gute Unterhaltung für Freund:innen dieses Genres.

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Krimi Roman

Christian Schleifer – Tod in Perchtoldsdorf

CN: Mord, Gewalt, Prostitution, Alkohol, sexuelle Handlungen, Glücksspiel


Ablenkung war dringend nötig und so griff ich zu diesem Lokalkrimi, den ich mir vor Kurzem aus dem offenen Bücherschrank mitgenommen hatte. In Perchtoldsdorf war ich ja letzten Herbst mit dem Aufsteiger zum Geocachen, da fand ich es nicht unlustig, dass es selbst aus diesem „Vorort“ von Wien einen Lokalkrimi gibt (und zwar nicht nur einen, es ist eine Reihe mit mittlerweile 5 Bänden). Im Buch wird immer wieder auf einen früheren Fall in Schladming verwiesen, wo die Hauptfigur Charlotte ihre Liebhaberin Andrea kennen gelernt haben soll. Das fand ich einigermaßen nervig, weil ich dachte, den ersten Band der Reihe in der Hand zu haben und jetzt stellt sich raus, dass ich online gar nichts finde zu diesem früheren Fall/Buch. Kommt das später als Prequel?

Jedenfalls spielt sich das Kriminaldrama hier während der Perchtoldsdorfer Festspiele und einer mehr oder weniger erfundenen Fußball-Europameisterschaft statt, bei der sich Deutschland und Österreich im Finale gegenüber stehen, nachdem Österreich im Halbfinale Italien besiegt haben soll … Fußballfans wissen besser als ich, wie illusorisch das ist …

Die Sommerspiele Perchtoldsdorf im Burghof gibt es hingegen tatsächlich. Der Lokalkrimi spart nicht mit Beschreibungen der Lokalitäten, der Wehrturm als Wahrzeichen der Marktgemeinde wird immer wieder erwähnt und auch die Heurigen-Tradition der Gegend kommt nicht zu kurz. Auch die Sprache ist deutlich niederösterreichisch geprägt, ich erfreute mich immer wieder an Dialektausdrücken wie etwa „Heckenklescher“. Mit der aus der gesprochenen Sprache übernommenen Gewohnheit unserer Region, alle Personen mit einem Artikel vor dem Vornamen in der dritten Person zu nennen (zum Beispiel „die Charlotte schenkte noch ein Glas Wein ein“) hatte ich so zu Beginn meine Schwierigkeiten, geschrieben klingt das dann doch irgendwie falsch, obwohl ich mich selbst immer mit dem Artikel vor dem Vornamen vorstelle („ich bin die Eva“).

Alles in allem „cozy crime“ mit Lokalkolorit, perfekt geeignet für die Ablenkung, die ich so dringend nötig hatte.

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Krimi Roman

Beate Maly – Tod an der Wien

CN: Mord, Krieg, Suizid, Alkoholmissbrauch


Geocacher:in Rosenquarz hat aus der Krimireihe von Beate Maly um die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine Kirsch und den Apotheker Anton Böck eine Reihe an Literatur-Geocaches (dieses Buch = dieser Cache) gemacht. (Da die Caches alle den Titel der Bücher tragen, ist das auch kein Spoiler.)

Dies ist der zweite Band der Reihe und ich fand ihn unterhaltsam aus verschiedenen Gründen. Ein großer Teil der Geschichte spielt in bzw. rund um das Theater an der Wien, ein traditionsreiches Theaterhaus, mit dem ich selbst viele Erinnerungen verbinde. 1992 hatte dort das Musical Elisabeth Premiere, der erste österreichische Musical-Welterfolg, der in viele andere Länder exportiert wurde. Während der 1990er-Jahre stand ich selbst mehrmals am Bühneneingang in der Lehárgasse, um die Darsteller:innen zu beglückwünschen und um Autogramme zu bitten.

Neben dem persönlichen Bezug gefiel mir auch die Herleitung des Mordes und der Beteiligung von Ernestine Kirsch daran sehr gut. Wie ich bestimmt schon des Öfteren erwähnt habe, finde ich es oft etwas unbeholfen, wie Autor:innen erklären, warum gewöhnliche Menschen immer wieder in Kriminalfälle verwickelt werden. Das ergibt sich bei diesem Fall nahezu natürlich. Und mit dem Auftritt von Kriminalkommissar Erich Felsberg, dessen Lehrerin Ernestine Kirsch früher war, legt Beate Maly auch einen Grundstein dafür, wie sich Ernestine in Zukunft in weitere Kriminalfälle involvieren wird.

Gut gemacht fand ich auch das Abenteuer im Nachtlokal Tabarin, dass es laut Wikipedia tatsächlich in der Annagasse gab, nähere Angaben fehlen leider. Etwas mehr Details hat das Austria Forum zum Gebäude St. Annahof, in dem das Tabarin beheimatet war.

Für Menschen, die mit historischen „cozy crime“-Romanen und Wiener Lokalkolorit etwas anfangen können, hat Beate Maly hier eine Reihe mit mehreren Bänden vorgelegt. Ich werde mir sicher bei passender Gelegenheit den nächsten Band vornehmen.

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Krimi Roman

Fritz Lehner – Seestadt

CN: Mord, Gewalt, Geschwurbel


Ein wegen Totschlags verurteilter Mörder (ja, genau so meine ich das) wird mit Fußfessel auf Bewährung entlassen und fristet nun ein neues geregeltes Leben als „Aura-Chirurg“ im neuen Wiener Stadtviertel Seestadt. Kundschaft für seine Aura-Chirurgie findet er genug in der Bevölkerung des neuen Stadtteils, der sich angeblich über einem früheren Kriegsschauplatz befindet. Das Herumschneiden in der Aura seiner Patient:innen ist ihm jedoch bald nicht mehr genug. Der Fund eines Bajonetts kombiniert mit einer Idee für das perfekte Alibi gibt den Ausschlag zur neuen Mordserie, die die Seestadt erschüttern wird …

Viel Lokalkolorit, von dem ich sicher nach nur wenigen Besuchen (zB 2015) in der Seestadt nicht alles verstanden habe. Die Erzählung aus der Perspektive des Mörders lässt unter anderem die anderen zwielichtigen Gestalten der Geschichte normal wirken, geradeso als wären die Opfer die eigentlichen Fremdkörper in der Seestadt. Ein amüsanter Krimi für Menschen, die sowas mögen.

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English Krimi Roman

Louise Penny – A World of Curiosities

CN: Mord, Gewalt, Drogenmissbrauch, sexueller Missbrauch von Kindern, Prostitution, Vergewaltigung


Vielleicht der Beste aller Romane um Armand Gamache und die anderen Bewohner:innen von Three Pines. Der Titel ist eine Art Spitzname für ein Gemälde, das eigentlich The Paston Treasure heißt und tatsächlich im Norwich Castle Museum ausgestellt ist. In der Geschichte spielt eine Reproduktion des Gemäldes, das jedoch mit Hinweisen versehen ist, die Armand und seine Gefährt:innen erst Stück für Stück entschlüsseln können, eine wesentliche Rolle.

The engineer’s ring, a symbol of what could happen when mistakes were made, was now used to taunt Gamache with his own mistakes. And the deaths that resulted.

Der Bogen, der sich über dieses Buch spannt, könnte auch aus einer Staffel Criminal Minds stammen. Die Spannung, weil ständig unklar ist, wer eigentlich gefährlich ist oder es sein könnte, lässt die Leserin keine einzige Sekunde los. Und trotzdem hab ich den Mörder:die Mörderin erraten, bevor alles enthüllt wurde. Und auch in diesem Buch geht es noch näher an Armand Gamache heran: diesmal schleicht sich der Mörder:die Mörderin gleich direkt in seinen Kopf. Eine umwerfende Fortsetzung der großartigen Serie.

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English Krimi Roman

Colin Cotterill – Der Tote im Eisfach

CN: Sorry, ich habe keine Notizen gemacht, war meine Urlaubslektüre. Es kommt ein Mord vor und auch andere Leichen, aber im Prinzip ist es ein eher unblutiger Krimi.


Während meines Strand-Pool-Familien-Urlaubs hab ich auf meinem eBookReader diesen Krimi aus der Geschichte um den Pathologen Dr. Siri und seine neugierigen Spießgesellen gelesen. Hat mich sehr gut unterhalten, obwohl die Auflösung des Kriminalfalls, an der Dr. Siri diesmal gar nicht beteiligt ist (weil er anderswo zum Austreiben von Geistern benötigt wird), einen Deus-Ex-Machina-Charakter hat. Kurzweilige Geschichte ohne großes Nachdenkpotential, hat für mich für den Urlaub gut gepasst.

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English Krimi Roman

Louise Penny – The Madness of Crowds

CN dieses Buch: Mord, Erwähnung von Sklaverei, Vergewaltigung und Folter, Euthanasie, Eugenik, Suizid, Demenz, Pandemie
CN dieser Post: –


This case was triggering all sorts of strong emotions, in them all. Including himself.

Aus Gründen kann ich aktuell nicht so viel schreiben, ist aber bei einem Louise-Penny-Roman auch gar nicht nötig. Die sind immer gut und komplex und werfen Fragen auf, die wir uns alle viel zu selten stellen, weil sie einfach unangenehm sind. Obwohl der Roman post-pandemisch spielt, zieht sich die Pandemie als Thema durch die Geschichte, wie die Autorin auch selbst im Nachwort anmerkt („the experience, the theme of a contagion, reverberates throughout the book“). Der tatsächliche Kriminalfall gerät unter all diesen schwierigen Themen (siehe CN) beinahe in den Hintergrund.

It was frightening. All those people chanting. Supporting her. Supporting killing others so they could be safe. How did it come to this?