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Sachbuch

Ulrich Beck, Elisabeth Beck-Gernsheim – Fernliebe

Die Beiträge zur Gesellschaftstheorie, die heute international die größte Aufmerksamkeit finden, folgen einem anderen Muster. Ihr Ziel ist es, angesichts eines Chaos sozialer Ereignisse und Phänomene, die uns überrollen, einen konzeptionellen Orientierungsrahmen zu schaffen mit den Mitteln einer generalisierten Diagnose der sich rapide verändernden gesellschaftlichen Verhältnisse.

Im Rahmen der Auseinandersetzung mit Ulrich Becks Risikogesellschaft ist mir dann auch dieses Buch in die Hände gesprungen, das zum Glück deutlich einfacher zu lesen war. Die Autoren entwerfen hier das soziologische Konzept der Weltfamilien und erläutern in unzähligen Variationen, wie solche Weltfamilien entstehen, was sie von traditionellen Familien unterscheidet und mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben. Dabei werden auch viele gesellschaftliche Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte gestreift, deren Zusammenhänge für den Nicht-Soziologen oft nicht auf der Hand liegen.

…, den verschiedenen Varianten von Weltfamilien ist eines gemeinsam, eine Irritation: Sie passen nicht zusammen mit unseren bisherigen Vorstellungen von dem, was den Charakter der Familie ausmacht, was zur „Natur der Familie“ gehört, immer und überall. Sie stellen einige unserer vertrauten, als selbstverständlich vorausgesetzten Grundannahmen von Familie in Frage.

Die Themen sind fast ausschließlich solche, die sehr polarisierende Gefühle hervorrufen. Zum Beispiel Heiratsmigration gibt es etwa sehr reißerische Medienberichte, die das schlimme Schicksal von Frauen ausschlachten, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben als Katalogbräute in ein westliches Land verschachert werden. Selten wird jedoch hinterfragt, welches Leben diese Frauen führen würden, wären sie in ihrem Herkunftsland geblieben.

Eine andere Art der Weltfamilie bilden Familien, in denen ein oder sogar beide Elternteile im (reicheren) Ausland arbeiten, um die zurück gelassenen Kinder zu ernähren. Ihren eigenen Kindern entfremdete Mütter kümmern sich als Kindermädchen um die Kinder reicher Eltern, damit diese ihrem Beruf nachgehen können. Diese reichen Familien können sich dabei noch der Illusion hingeben, einen Beitrag zur Entwicklungshilfe zu leisten.

„Appetit wird geweckt von der Möglichkeit“, hat der Technikphilosoph Hans Jonas schon vor Jahrzehnten gesagt. Dies belegt die gegenwärtige Expansion des Kinderwunsches. Mit der Pluralisierung der Lebensformen erweitert sich die Klientel der Reproduktionsmedizin.

Die Möglichkeiten und Folgen der Reproduktionsmedizin hat Ulrich Beck schon in Risikogesellschaft besprochen. Hier werden noch detaillierter die Entwicklungen im Bereich Familie beleuchtet. Die Tatsache, dass Menschen heutzutage auch noch in höherem Alter Kinder bekommen können, verändert die Gesellschaft auf vielfältige Weise. Die Entscheidung für eine Familie wird oft verschoben bis zu dem Zeitpunkt, an dem es auf natürlichem Wege nicht mehr klappt.

Anders betrachtet entspringen aus den Möglichkeiten der Samenspender und Leihmütter Kinder, die sich später nach den Grundlagen ihrer Identität fragen. Die genetischen Anlagen können nicht außer Acht gelassen werden. Auch wenn ein Kind zwei vollwertige „soziale“ Elternteile hat, wird irgendwann die Frage nach den biologischen Eltern ein Thema. Die Reproduktionsmedizin wird kritisch beleuchtet: Unterschiedliche gesetzliche Regelungen erlauben ein beinahe unkontrolliertes Ausnutzen der medizinischen Möglichkeiten. Die in westlichen Gesellschaften verbotene Leihmutterschaft etwa ist in Indien erlaubt und hat sich zu einem regelrechten Wirtschaftszweig entwickelt. Die psychologischen Folgen für die Leihmütter, die die Kinder, die sie 9 Monate in ihrem Körper wachsen lassen, oft nicht mal zu Gesicht bekommen, werden von der anderen Seite, den Wunsch-Eltern scheinbar nicht bedacht.

Was im Verständnis der Mehrheitsgesellschaft „Integration“ heißt, bedeutet im Verständnis der Minderheit: Wieviel Vergessen der eigenen Sprache und Herkunft ist notwendig, um dazuzugehören? Wie wird es möglich, sich dem zu widersetzen?

Ein wichtiger Teil der Kategorie Weltfamilien sind Ehegemeinschaften zwischen Menschen unterschiedlicher ethnischer und/oder nationaler Herkunft. Sie sind mit spezifischen Problemen konfrontiert. Neben den tatsächlich bestehenden Konflikten, die sich aus der unterschiedlichen Herkunft und damit der Sozialisation in unterschiedlichen Kulturen ergeben, haben sie auch mit Anfeindungen der Gesellschaft zu rechnen. Der Verdacht der Scheinehe schwebt oft nicht nur angedeutet über ihnen, viele Hürden sind zu überwinden, bevor eine solche Ehe überhaupt geschlossen werden kann. Und eine Ehe ist oft nötig, damit die Partner zusammenleben können. Dies kehrt den Prozess, der sich in westlichen Gesellschaften etabliert hat – kennenlernen, zusammenleben, ausprobieren, wie und ob das gemeinsame Leben funktioniert, dann erst Ehe, Haus, Kinder – um, und macht eine Ehe notwendig, damit das gemeinsame Leben und Ausprobieren überhaupt erst stattfinden kann.

Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen in einem größeren Kontext hat mir bis jetzt einige interessante Erkenntnisse gebracht. Dabei stelle ich mir auch die Frage, ob sich so mancher Konflikt vermeiden ließe, wenn mehr Menschen einen Blick über den Tellerrand ihres eigenen Lebens wagen und sich intensiver mit den Schicksalen anderer Menschen auseinander setzen würden. Die modernen Medien liefern uns dazu alle Möglichkeiten, es gibt keine Ausrede mehr dafür, sich zu verstecken und den Kopf in den Sand zu stecken.

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Sachbuch

Ulrich Beck – Risikogesellschaft

Zu Beginn meines Weiterbildungsprojekts im vergangenen Jahr hatte ich die mit dieser Thematik verbundenen Bücher hier ausgeklammert. Inzwischen möchte ich aber nicht darauf verzichten, zumindest die thematisch verwandten Bücher hier zu dokumentieren, weil es für mich eine völlig neue spannende Richtung und Sichtweise auf das Leben und die Gesellschaft darstellt.

Zu Beginn etwas Kontext: Der deutsche Soziologe Ulrich Beck erlangte mit seinem 1986 erschienenen Buch Risikogesellschaft internationale Beachtung. Er thematisiert darin umfassend die gesellschaftlichen Entwicklungen, die sich in Verbindung mit zunehmenden Umweltproblemen und der Globalisierung ergeben. 31 Jahre nach seiner Erscheinung ist dieses Werk noch immer ein vergleichsweise aktueller Beitrag im Bereich der Sozialisationstheorien. Die gesellschaftlichen Veränderungen, die der Autor analysierte, sind inzwischen weit fortgeschritten, viele seiner Prognosen können als erfüllt angesehen werden.

Möglichst kurz gefasst könnte man sagen, dass Beck den Glauben an den Fortschritt kritisiert. Er beschäftigt sich ausführlich damit, dass viele technologische Entwicklungen einfach umgesetzt werden, ohne an die Veränderungen zu denken, die sich daraus für die Umwelt und die Gesellschaft ergeben. Ein damals aktuelles Thema war das Waldsterben aufgrund von Luftverschmutzung und unkontrollierter Abgabe von Giftstoffen an das Grundwasser. Aus heutiger Sicht hat sich zumindest in den entwickelten Gesellschaften Mitteleuropas einiges in diesem Bereich verbessert, gleichzeitig hat die Leugnung des Klimawandels in vielen anderen Ländern nach wie vor Hochkonjunktur. Der Autor führt umfassend aus, welche Rolle die Wissenschaft, die Forschung und die in diesem Bereich tätigen Unternehmen spielen. Er deckt die Verflechtungen auf und argumentiert etwa, dass die Festlegung von Schadstoff-Grenzwerten gleichzeitig eine Legitimation eines bestimmten Maßes an Umweltverschmutzung darstellt.

Im sozialen Bereich beschäftigt sich der Autor mit den Veränderungen, die das Fortschreiten der Industrialisierung für die Lebensformen der einzelnen Menschen mit sich gebracht hat. Die Emanzipation der Frau hat zu umfassenden Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt geführt, die Politik hinkt diesen Veränderungen immer hinterher. Er argumentiert sehr pointiert, dass viele moderne Männer zwar inzwischen in Worten selbstverständlich die Gleichstellung der Frau proklamieren, in der Praxis hängen jedoch Mann und Frau doch zumeist in ihren traditionellen Rollen fest. An dieser Tatsache hat sich nach meiner Ansicht auch bis heute nicht viel verändert.

Ein Ausblick in die Zukunft ist stets eine schwierige Sache, meine eigene Einschätzung ist jedoch, dass wir uns heute mit der Digitalisierung bereits mitten in der nächsten Phase der gesellschaftlichen Veränderung befinden. Auch jetzt schreitet die technologische Entwicklung schneller voran, als der einzelne Mensch und die Politik mithalten können. Es bleibt spannend, zu beobachten, welche gesellschaftlichen Veränderungen sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zeigen werden.

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Erzählung

Nick Flynn – Bullshit Nights

Jedes Jahr seines Lebens ist ein Kapitel, das Leben selbst ist ein Buch.

Was tun, wenn der eigene Vater obdachlos wird? Selbst wenn dieser Vater abwesend war, keine Alimente zahlte, sich nicht um seine Kinder kümmerte, bleibt er doch der Vater? Diese Frage stellt sich der Autor Nick Flynn, der in diesem Buch (laut Klappentext) seine eigene Lebensgeschichte in manchmal blumige (ein Theaterstück über betrunkene Weihnachtsmänner und ihre Töchter) und manchmal weniger blumige (die Beschreibungen der Prozeduren im Obdachlosenheim) Worte fasst.

Auch hier zeigt ein Episodencharakter, dass es sich um Erinnerungen handelt und nicht um eine stringente Romanhandlung: Fragmente von Kindheitserinnerungen, Geschichten und Fotos, Momentaufnahmen eines Lebens, an die man sich auch Jahrzehnte später noch erinnert, weil sie sich emotional eingegraben haben. Bei den geradlinig erzählten Kapiteln stellt sich so schnell das Gefühl ein, hier einen erfundenen oder zumindest geschönten Teil vor sich zu haben.

Zwischen den Zeilen findet sich dann die wahre Geschichte: die Ziellosigkeit, die mit Obdachlosigkeit einhergeht. Es gibt keine Zukunft jenseits der Nacht, die der Obdachlose überstehen muss, ohne dass ihm auch noch die letzten Besitztümer geraubt werden. Dieselbe Ziellosigkeit prägt auch die Mitarbeiter des Obdachlosenheims. Nur sehr wenige Obdachlose schaffen es nach einer längeren Zeit auf der Straße wieder zurück in ein geregeltes Leben. Die Arbeit im Obdachlosenheim besteht also auch nur im Erhalten eines unbefriedigenden Status quo. Eine Verbesserung, irgendwelche Möglichkeiten für die Zukunft sind nicht in Sicht. Und doch muss es jeden Tag weiter gehen. Je nach Blickwinkel eine hoffnungslose oder hoffnungsvolle Aussicht. Es kommt immer ein neuer Tag.

Mein Vater, der in einem Pappkarton geschlafen hat, besteht auf zwei Millionen, besteht auf eine Scheune, um das Projekt, das sein ganzes Leben bestimmt, das Buch, an dem er schon vor meiner Geburt schrieb, anfangen oder vollenden zu können.

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Roman

Lars Gustafsson – Frau Sorgedahls schöne weiße Arme

Warum dieses Gerede vom ewigen Leben? Der Mensch hat ja ein ewiges Leben, so lange er nicht tot ist. Ist er tot, kann er ja nicht leben. Aus dem einfachen Grund, weil es ihn nicht gibt. Und wozu sollte es gut sein, nach dem Tod weiterzuleben?

Wegen eines Buches zu einer Projektthematik (von dem ich noch nicht sicher bin, ob es hier auftauchen wird) musste ich in die Bücherei-Zweigstelle Philadelphiabrücke, wo ich unter anderem dieses Buch (ein weiteres Überbleibsel der Zeit-EM-Tipps) mitnahm, das in der Hauptbücherei nicht verfügbar ist.

Ich will nicht sagen, dass diese Erinnerungen eines alten Mannes an seine Jugend keinen Charme hätten, nur irgendwie kam ich nicht so recht in die richtige Stimmung. Der Erzähler springt zwischen den Zeiten und oft auch zwischen einzelnen Themen hin und her, den roten Faden muss der Leser mit der Lupe suchen. Einige hübsche Altersweisheiten, schwärmerische Aromen wie die Zimtbirne und eindrucksvolle Wetterbeschreibungen – die Erinnerungsfetzen eines alten Mannes. Das Interessanteste dabei war für mich die Frage, woran ich mich wohl noch erinnern werde, wenn ich mal alt werden sollte.

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Roman

Bernard Cornwell – Die dunklen Krieger

Als literarische Beilage zu diesem alle Erwartungen erfüllenden Stück Genreliteratur, das mich drei Nächte lang ausgezeichnet unterhalten hat, gibt es einen ausführlichen Artikel, der anhand von Bourdieus Schriften zu Kapital, Klassen und Habitus die Standesdünkel von Literaturkritikern analysiert. Jedem das Seine.

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Roman

Ornela Vorpsi – Das ewige Leben der Albaner

Auch wenn der Titel anders klingt: Ornela Vorpsi ist eine Meisterin der poetischen Verknappung. Ihre Szenen der albanischen Kindheit der 1980er Jahre leuchten. Erstaunlich, bei der kommunistischen Agonie, von der sie erzählen. (Zeit.de)

Irgendwie bringe ich bei diesem Buch die Beschreibungen von anderen mit der Realität nicht in Einklang. Der obige Absatz aus den Zeit.de-Empfehlungen aus verschiedenen Ländern zu Fußball-EM-2016 bezieht sich hauptsächlich auf den humoristischen Aspekt, den manche der Episoden tatsächlich enthalten. Mir fiel es jedoch schwer, angesichts der vielen harten, kalten und grausamen Details ein Leuchten in den Szenen zu sehen. Auch der Klappentext verspricht Ähnliches (die schreiben doch voneinander ab, oder?).

Ornela Vorpsi erzählt vom Heranwachsen eines aufgeweckten Mädchens in der archaisch-verrückten Welt Albaniens.

Einen roten Faden bildet die Geschichte des abwesenden Vaters, der als politischer Gefangener im Gefängnis sitzt. Nach seiner Entlassung findet er keinen Zugang mehr zu seiner Familie, die Kluft der Erlebnisse, die zwischen ihnen liegt, scheint unüberwindbar.

Was der Klappentext also archaisch-verrückt nennt, klang für mich eher wie die Beschreibung eines grausamen Alltags, in dem weder für Freude noch für jegliches Abweichen vom Althergebrachten Platz ist. Eine Gesellschaft, die mir kein guter Platz für aufgeweckte Mädchen zu sein scheint.

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Erfahrungsbericht

Clay Byars – Will and I

The zygote is what we call the cell created by the sperm and egg, when they join. So, it’s postfertilization. It divides, in the case of twins, but before it divides, it exists there in the womb as an entity, the original zygote, the product of the man and the woman. There was a moment before Will and I split apart that we were literally one being.

Immer wieder spült mir Lithub interessante Bücher entgegen, der Artikel ist schon beinahe ein Jahr alt. Ich hatte das Buch zuerst auf der Liste, dann in einem Einkaufsschub für den Kindle gekauft und bei meiner letzten Reise begonnen.

Clay Byars beschreibt in seiner autobiographischen Erzählung, wie er sich nach einem schweren Unfall Stück für Stück ins Leben zurückkämpfen musste. Alle Beziehungen, die er vor dem Unfall hatte – seine Eltern, sein Zwillingsbruder Will, seine Schwester, seine Freunde – sind von seinem neuen Leben mit Behinderung beeinflusst.

I don’t know what I wrote that night, but I know that it was the beginning of a new life, one in which I would no longer try to talk myself out of reality.

Er beschreibt aber nicht nur seine Transformation sondern auch, was ihm dabei geholfen hat: das Schreiben. Die schreibende Auseinandersetzung – eine Tätigkeit, die er trotz seiner körperlichen Einschränkungen ohne Hilfe ausüben konnte – hilft ihm, das Trauma zu verarbeiten.

Our twinship wasn’t broken, but it was redefined, physically and in ways that were harder to pin down.

Einen wichtigen Punkt bildet auch die Auseinandersetzung mit seinem Bruder. Vor seinem Unfall waren sich die beiden in vielen Punkten ähnlich, lebten ein überschaubar ähnliches Leben mit Schule und Freunden. Nach dem Unfall lebte Will dieses Leben weiter, während Clay damit beschäftigt war, sein Leben neu zu erlernen. Zwischen den Zeilen schwingt immer wieder die Frage mit, was gewesen wäre, wenn nicht er selbst sondern sein Bruder in diesem Unfall beinahe getötet worden wäre. Eine Frage, die letztendlich nicht beantwortet werden kann.

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Roman

Gayle Forman – Just one year

I have wondered: If you could know going in that twenty-five years of love would break you in the end, would you risk it? Because isn’t it inevitable? When you make such a large withdrawal of happiness, somewhere you’ll have to make an equally large deposit. It all goes back to the universal law of equilibrium.

Fortsetzungen können nie so gut sein wie das Original, das trifft auch auf diese Fortsetzung von Just one day zu. Es kann wohl kaum als Spoiler gelten, dass Willem im ersten Teil Allyson natürlich nicht absichtlich sitzen hat lassen. Am Ende des ersten Teils wissen wir bereits, dass er im Krankenhaus war, dass ihn irgendetwas gehindert hat, zurückzukommen. Im zweiten Teil erfahren wir den Rest der Geschichte aus Willems Sicht und seine eigene Entwicklung in diesem Jahr bis zu dem Moment, als Allyson plötzlich vor seiner Wohnungstür steht.

Tatsächlich erlebt Willem in seinem Leben eine im Vergleich zu Allyson umgekehrte Veränderung. Während Allyson sich von ihrer Familie (bzw. von ihrer überbehütenden Mutter) ablöst, findet Willem einen neuen Zugang zu seiner Mutter. Der rastlose Reisende wird zum Suchenden und findet schließlich etwas ganz anderes, als er selbst denkt und als der Leser erwartet. Auch das Ende ist gelungen, obwohl ich mir wirklich sehr einen Epilog (oder ein weiteres Buch) gewünscht hätte.

It’s like that moment of pause when I step out of a train station or bus station or airport into a new city and it’s nothing but possibility.

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Sachbuch

Edward R. Tufte – Envisioning Information

Clutter and confusion are failures of design, not attributes of information.

Diese großartige Empfehlung habe ich aus Presentation Zen. Schon lange hat mir kein Buch zum Thema Design so sehr gefallen, dass ich es mir unbedingt für meine eigene Bibliothek wünsche.

Edward R. Tufte untersucht und kategorisiert in diesem Sammelband unterschiedliche Formen, Daten grafisch darzustellen. Er vergleicht positive und negative Beispiele und identifiziert die entscheidenden Elemente, die ein gut lesbares und für den Leser verständliches Design ausmachen. Er räumt aber auch mit vielen Missverständnissen (oder Ausreden der Designer, wenn man böse sein will) auf. Er vertritt einerseits die Ansicht, dass Daten niemals unübersichtlich und verwirrend sein können. Es ist die Aufgabe des Designers, sie übersichtlich und klar darzustellen. Das bedeutet jedoch nicht, sie dabei zu vereinfachen oder vermeintlich unnütze Teile wegzulassen. Kosmetisches Beiwerk ist per se unerwünscht. Entweder die Daten sprechen für sich oder sie haben keine Daseinsberechtigung.

Chartjunk promoters imagine that numbers and details are boring, dull, and tedious, requiring ornament to enliven. Cosmetic decoration, which frequently distorts the data, will never salvage an underlying lack of content. If the numbers are boring, then you’ve got the wrong numbers.

Es muss erwähnt werden, dass die Erstausgabe dieses Werks 1990 erschienen ist. Die dargestellten Konzepte sind jedoch zeitlos und könnten auch auf unseren heutigen Smartphones, Tablets und Smart Watches Anwendung finden. Der Autor beschreibt etwa das Problem, dass der Nutzer eines Computers ständig mit wechselnden Kontexten konfrontiert ist. Jedes Programm hat eine andere Darstellung, andere Menüs und Optionen, der Nutzer muss sich immer wieder umstellen und an die neue Umgebung anpassen. An diesem Problem hat sich seit 1990 kaum etwas verändert (außer vielleicht die Kompetenz der Computernutzer, sich auf diese wechselnden Kontexte einzustellen).

In user interfaces for computers, a problem undermining information exchange between human and software is „constant context switches. By this we mean that the user is not presented with one basic display format and one uniform style of interaction, but instead, with frequent changes. … This means that users constantly have to adjust to a changing visual environment rather than focusing on the data.“

Allein schon wegen der vielen Beispiele zur Gestaltung von Fahrplänen und Routen von Zügen möchte ich mir dieses Buch gern ins Regal stellen. Besonders die japanischen Beispiele sind optisch sehr elegant gelöst, die Leserichtung eröffnet hier deutlich andere Möglichkeiten als wir sie aus europäischen Verhältnissen kennen. Eine Empfehlung für alle, die sich in irgendeiner Form mit Daten und Grafik beschäftigen (müssen)!

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Sachbuch

Andreas Flitner – Reform der Erziehung

Das Entscheidende in allen Vorgängen der Erziehung ist offenbar die Art und Weise, wie ein Kind den Mut zum Selbstsein, wie es Vertrauen in sein Lernvermögen und wie es ein Bewusstsein der eigenen Individualität gewinnen und »erlernen« kann.

Etwas verspätet bin ich nun auch mit meiner Ferienergänzungslektüre fertig geworden. Der Autor versammelt in diesem Buch diverse Reformtendenzen in der Erziehung im 20. Jahrhundert. Er beruft sich zu Beginn auf Ellen Key, die das Jahrhundert des Kindes vorhergesagt hatte. Der Trend der Pädagogik vom Kinde aus beeinflusste tatsächlich die meisten Strömungen, mit denen sich Flitner in diesem Buch thematisch auseinandersetzt.

Wer sich dafür interessiert, wird ohnehin selbst zum Buch greifen müssen. Ich hab mir 2.700 Wörter notiert und will hier nur das Grundthema widergeben:

Grundgedanken der Reformpädagogik:

  • Eine Veränderung der Welt durch Erziehung ist möglich.
  • Jugend als Potenzial der Erneuerung der Gesellschaft.
  • Das Natürliche erhalten, anstatt es zu unterwerfen und anzupassen.
  • Folge: Unsicherheit des Traditionsverlusts. Zweifel an allen Regeln.

In den folgenden Kapiteln beschäftigt sich der Autor unter anderem mit dem Verhältnis von Kunst und Erziehung und der Entwicklung des Gestaltens innerhalb des Schulbetriebs, mit der Verknüpfung von Schule und Arbeit und den Entwicklungen, die durch den Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft hervorgerufen wurden. Mit Bezug zu Dewey wird auch das Verhältnis von Schule und Demokratie hinterfragt und auf die Wichtigkeit verwiesen, die das Erleben von Demokratie auf das Demokratieverständnis ganzer Generationen haben kann. Einen wichtigen Einfluss auf die Pädagogik bildete auch die Psychoanalyse Sigmund Freuds. Entwicklung und Lebenswelten von Kindern wurden aus einer neuen Perspektive betrachtet.

In den letzten Kapiteln analysiert der Autor aktuelle Entwicklungen unserer Lebenswelt und fragt, wie sich diese auf unsere Kinder auswirken werden:

  • Gehorsam ist nicht mehr das Wichtigste in der Erziehung, Kinder sollen sich entfalten dürfen.
  • Der Zeittakt der Eltern bestimmt Disziplin und Umgangsweisen, Kinder werden schon früh in das durchorganisierte Zeitraster integriert.
  • Die Auswirkungen des Fernsehens (und heute noch viel mehr: des Internets) als Gegenprogramm zu kontinuierlicher Lern- und Bildungsarbeit sind noch viel zu wenig untersucht.
  • Räume, die Kinder selbst entdecken können, sind selten geworden, Spielplätze sind gestaltet.
  • Das Klima innerhalb der Familie ist von hohen Erwartungen bestimmt, Eltern und Kinder verstehen sich als Partner (dies kann auch zu einer Entfremdung von der Außenwelt führen).

Diese Analyse kommt zu dem Schluss, dass Pädagogik ständig der Reform bedarf. Sie muss sich anpassen an die sich immer schneller verändernde Lebenswelt der Heranwachsenden und wir beobachten an unserem Schulsystem, das die Schule mit den Veränderungen der Gesellschaft nicht Schritt halten kann. Es reicht nicht, den jungen Menschen nur Wissen einzuflößen, sie müssen lernen, wie sie sich in der Welt zurechtfinden. Nicht Wissen alleine bringt uns weiter, sondern wir müssen auch die Fähigkeit haben, Wissen anzuwenden.

»Lernen« als bloße Übernahme gegenwärtiger Wissensstände führt oft nur zu dürftigem Erfolg. Lernen fordert immer auch ein Verstehen der Wege, ein Bearbeiten der Fragestellungen, die zum gegenwärtigen Wissen geführt haben.