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English Roman

Ashley Herring Blake – Astrid Parker Doesn’t Fail

CN: sexuelle Handlungen, Erwähnung einer überlebten Krebserkrankung


Die Fortsetzung von Delilah Green Doesn’t Care. Aufgehoben für den Moment, wo ich sie brauche und auch dieses Mal hat mich Ashley Herring Blake nicht enttäuscht. In meinen jüngeren Jahren (es war offensichtlich vor dem Start dieses Blogs) habe ich tatsächlich auch romantische Romane gelesen z.B. von Danielle Steel oder Susan Elizabeth Phillips. Damals™ war das natürlich alles streng heterosexuell: Frau trifft Mann in einer unwahrscheinlichen Situation, am Anfang können sie sich nicht leiden, am Ende sind sie verheiratet. Dieser Enemies-to-Lovers-Trope funktioniert jedoch auch in einem queeren Setting, wie Ashley Herring Blake hier eindrucksvoll verdeutlicht.

(Ich habe gerade unverhältnismäßig viel Zeit damit verbracht, nach einer Serie zu suchen, die ein ähnliches Modell aufweist, wie es die Autorin dieser Buchreihe anwendet: es war eine Serie aus drei Bänden, in der jeweils eine von drei Schwestern in so einem Enemies-to-Lovers-Setting die große Liebe findet. Da ich jedoch nicht mehr weiß, wer diese Serie geschrieben hat und ich sie vermutlich auf deutsch gelesen habe, konnte ich sie bis dato nicht auftreiben.)

Eine nach diesem Muster erzählte Geschichte könnte oberflächlich und langweilig sein, ist es aber hier nicht im Geringsten. Die beiden Hauptprotagonist:innen verlieben sich nicht nur, sie stehen beide an einem Moment ihres Lebens, an dem sie sich fragen müssen, was sie eigentlich vom Leben wollen, was ihnen wichtig ist. Wie sie das herausfinden, ist Teil der Liebesgeschichte, die nicht zuletzt von der Mutter der Titelfigur, die bereits im ersten Roman eine Nebenrolle gespielt hat, sabotiert wird. Richtig super würde ich es ja finden, wenn diese steife und karriereorientierte Isabel Parker-Green auch noch die Hauptrolle in einem zukünftigen queeren Liebesroman spielen würde. Denn auch ältere Menschen können ihre Queerness noch entdecken. Immerhin verändert sich auch das Mutter-Tochter-Verhältnis im Verlauf der Geschichte, ohne die Leser:in mit einer einfachen Lösung zu beleidigen.

Den Hintergrund der Geschichte bildet die Renovierung eines alten Hotels, das im Rahmen einer Fernseh-Show ein Make-Over erhalten soll. Für alle Beteiligten steht viel auf dem Spiel, Astrid erhofft sich durch die Publicity neue Aufträge für ihre Design-Firma, Jordan will das Familienhotel vor dem Verkauf retten. Es gibt also jede Menge Konfliktpotential, das den Fortgang der Liebesgeschichte verzögert und somit glaubwürdig(er) macht. Für mich ausgezeichnete Unterhaltung im queeren Romance-Genre, wie schon letztes Jahr finde ich schön, dass es solche Geschichten nun auch mit queeren Charakteren gibt. Diese Charaktere sind hier übrigens nicht das Beiwerk wie es der „schwule Freund“ in Filmen und Romanen lange war. Sie sind einfach natürlich queer ohne dass dieser Fakt sie zu etwas Besonderem macht. Queerness gehört zum Leben dazu und ist in diesen Romanen etwas ganz Normales, was ich durchaus erfrischend finde.

Randnotiz: Das Einzige, was ich nicht herausfinden konnte, ist der Grund, warum Jordans Ex-Frau Meredith überhaupt wieder auf der Bildfläche auftaucht. Vielleicht habe ich das aber auch einfach überlesen.

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Roman

Verena Rossbacher – Mon Chéri und unsere demolierten Seelen

CN: Erwähnung sexueller Handlungen (keine grafischen Beschreibungen), Erwähnung von rassistischen Produktnamen in der Vergangenheit, Depression, Tod eines Elternteils, Krankheit (Krebs), Sterben, Tod, Erwähnung von Krieg und Konzentrationslagern


  • Dieses Buch hab ich mir aufgrund der Empfehlung der lieben Sonja auf die Leseliste gesetzt. Und ich kann mich ihrer kurzen Bewertung („Lesen! Super! Aber bitte nicht vorher die Buchbeschreibung lesen.“) nur vollinhaltlich anschließen.
  • Wir sind vermutlich die Zielgruppe, bei denen dieses Buch besonders gut ankommt: Menschen, die in den 80ern bzw. 90ern aufgewachsen sind und bei der Erwähnung von Inspektor Gadget oder Mixtapes nostalgisch warme Gefühle entwickeln. Das letzte Mal hatte ich sowas bei Minigolf Paradiso von Alexandra Tobor erlebt.

Das waren die Achtzigerjahre. […] Klingt, als wäre das hundert Jahre her, was? Aber ich bin dabei gewesen! Es war kurz nach dem Mittelalter und ich war mittendrin!

  • Neben diesen Nostalgieeffekten zeichnet sich das Buch aber auch noch durch eine unfassbar sympathische Protagonistin aus: Selbstironisch, ständig am Stolpern, mäßig erfolgreich in allen ihren Lebensbemühungen. Gleichzeitig geht sie aber mit einer scheinbaren Leichtigkeit durchs Leben, die sich im Verlauf der Geschichte nur noch steigert. Beispielhaft seien hier ihre Versuche, ein passables Selfie zu erstellen, genannt, die beinahe ins Comichafte abgleiten, aber trotzdem nie herablassend oder verzweifelt wirken.
  • Ein zentrales Motiv ist ihre Freundschaft mit Herrn Schabowski, dessen Postengel-Service sie aufgrund ihrer Angst, die Post zu öffnen, in Anspruch nimmt. Aus dieser Geschäftsbeziehung entwickelt sich im Laufe der Geschichte eine tiefe Freundschaft, die für beide Beteiligten das Leben entscheidend verändert.
  • Natürlich kommen auch zwischenmenschliche Beziehungen abseits von Freundschaft (oder darüber hinaus) nicht zu kurz. Eine der besten Szenen des Buchs (Achtung, Spoiler): Die Protagonistin lädt die drei Männer, mit denen sie vor Kurzem körperlich intim war, zu einem gemeinsamen Abend bei sich ein, um allen dreien gleichzeitig reinen Wein einzuschenken. Dazu kommt es an diesem Abend jedoch nicht, weil die gemeinsame Begeisterung für das Instrument zur Gründung eines Ukulelenorchesters führt.
  • Implizit werden auch traditionelle Lebensmodelle hinterfragt, indem sich die Protagonistin einfach nicht zwingen lässt, irgendetwas auf eine bestimmte Art und Weise zu machen. Sie findet ihren eigenen Weg, auch wenn der manchmal Hindernisse und Rückschläge beinhalten mag.

Ich spürte, dass Stück für Stück diese Vorstellungen, wie etwas zu sein hatte, abfielen, und ich fühlte mich gut damit, ich fühlte mich befreit.

Das Buch wurde 2022 mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet.

Eine wunderbare Geschichte, humorvoll, feinfühlig und alles andere als oberflächlich. Große Empfehlung.

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Roman

Margaret Atwood – Die Räuberbraut

CN: sexueller Missbrauch von Kindern, Beziehungsgewalt, Krebs, Tod der Eltern, Suizid


Dieses Buch habe ich vor vielen Jahren mehrfach gelesen. Es muss mich damals sehr fasziniert haben. Als ich es vor Monaten zufällig in einem Bücherschrank entdeckte, war ich gespannt darauf, es mit meinem heutigen Erfahrungsschatz neu zu erleben.

Die titelgebende Räuberbraut ist Zenia (schon allein dieser außergewöhnliche Name hat mich damals fasziniert …), eine Persönlichkeit, die im Leben von anderen unausweichlich Schaden anrichtet. Das Buch beginnt mit Tony, Charis und Roz, die eine Freundschaft verbindet, die ursächlich damit zusammenhängt, dass Zenia durch ihre Leben gefegt ist und sie auf den Kopf gestellt hat. Die Geschichten der drei werden jeweils aus ihren Perspektiven erzählt. Dabei beschreibt die Autorin nicht nur detailliert, wie sich Zenia in das jeweilige Leben der Frauen einschleicht und ihre wundesten Punkte ausnutzt, sondern auch, woher diese wunden Punkte eigentlich kommen. Alle drei Frauen haben schwere Kindheitserinnerungen, die ihre erwachsenen Persönlichkeiten entscheidend geprägt haben.

Beim Lesen ist mir aufgefallen, dass in diesem Buch ausnahmslos Frauen die starken Persönlichkeiten sind. Sowohl das personifizierte Böse in Form von Zenia, als auch ihre „Opfer“ Tony, Charis und Roz stellen differenzierte Charaktere dar, die aus ihren Erfahrungen gelernt haben und dementsprechend unterschiedlich mit ihrem Leben umgehen. Ihnen sind schlimme Dinge geschehen, sie haben schwache Momente, sie haben Angst, sie haben negative Gefühle. Aber sie haben auch Schlimmes überstanden und sind daraus gestärkt hervor gegangen. Die Männer werden hingegen eher schwach gezeichnet. Für Zenia sind sie ohnehin nur Mittel zum Zweck und auch wenn Tony, Charis und Roz ihre jeweiligen männlichen Gegenüber intensiv lieben, so bleiben doch die Frauen immer die starken Personen in den Beziehungen.

Das Buch erschien Anfang der 90er, ich dürfte es also gelesen haben, als es noch neu war. Vielleicht habe ich damals schon irgendwie verstanden, dass es selten vorkommt, dass Frauen so verletzlich aber gleichzeitig stark gezeichnet werden. Dass es selten ist, dass Frauen so im Mittelpunkt stehen. Dass Frauen, die so unterschiedliche Persönlichkeiten sind (Tony ist Wissenschaftlerin und studiert Kriege, Charis lebt naturverbunden und esoterisch, Roz ist eine knallharte Geschäftsfrau), trotzdem Freundinnen sein können. Dass Frauen aus dem Chaos hervor steigen und über sich hinaus wachsen können.

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Roman

Beate Maly – Tod am Semmering

CN dieses Buch: Mord, Gift, Waffe, Krankheit, Suizid, Krieg, Tod eines Kindes, Alkoholmissbrauch
CN dieser Post: –


Wieder mal eine Krimiserie, die mir über einen Geocache zugeflogen ist. Da wollte ich natürlich mit dem ersten Buch der Reihe anfangen und jetzt steht ein Geocaching-Ausflug auf den Semmering an … das hab ich jetzt davon.

Allerdings bin ich noch unsicher, ob ich die Reihe überhaupt weiter lesen möchte. Ja, sie ist total süß, die neugierige Protagonistin Ernestine Kirsch, Lehrerin im Ruhestand, die nicht mehr loslassen kann, wenn sie irgendwo ein Geheimnis auch nur wittert. Ja, ich hatte zwar einen vagen Verdacht, der auch in die richtige Richtung ging, aber ich hatte die Auflösung des Kriminalfalls nicht kommen sehen. Ja, es ist ein absolutes einfaches Lesevergnügen und für meinen Winterurlaub war es ausgezeichnet. Aber ob ich davon mehr lesen möchte, das weiß ich noch nicht. Vielleicht im nächsten Urlaub wieder.

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Roman

Katie Kitamura – A Separation

But until a decision is acted upon, it is only hypothetical, a kind of thought experiment.

Die Trennung eines Ehepaars, kaum böses Blut, Leben in getrennten Wohnungen. Einzig die Scheidung steht noch aus. Und das öffentliche Eingestehen der Trennung. Denn die Schwiegereltern sind noch nicht eingeweiht. Bevor es zur Scheidung kommen kann, wird der Ehemann auf Recherchereise in Griechenland tot aufgefunden. Die Protagonistin wird dadurch zu einer trauerenden Witwe, eine Rolle, die ihr aufgrund der bereits vollzogenen Trennung und der bevorstehenden Scheidung nicht zuzustehen scheint. Die Entscheidung ist gefallen, kann jedoch nicht mehr umgesetzt werden.

Erzählt wird all das aus dem Blickwinkel der Protagonistin, die nicht nur über ihr eigenes Verhalten und ihre Gefühle intensiv reflektiert, sondern auch mit wachem Auge ihre Umgebung beobachtet. Im Verlauf der Geschichte verändert sich ihre Rolle von der betrogenen, in Trennung lebenden Ehefrau zur trauernden Witwe. Und obwohl sie den Trennungsprozess vermeintlich schon absolviert zu haben scheint, führt der überraschende Tod des Ehemanns in einen Trauerprozess, der niemals so abgeschlossen werden kann, wie eine Ehe durch eine Scheidung beendet wird.

The emulation became the thing itself, […].