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English Krimi Roman Thriller

Ruth Ware – Zero Days

CN: Mord, Gewalt, Beziehungsgewalt, Trauer


If they were [monitoring my emails already], there was nothing I could do about that now. I just had to keep going, putting one foot in front of the other.

Ruth Ware tauchte kürzlich in einem Lithub-Post auf. Ihr neuestes Buch One Perfect Couple ist in der Overdrive-eLibrary (noch?) nicht zu finden, daher griff ich stattdessen zu ihrem letzten Roman davor (2023). Obwohl mir die Bedeutung eines Zero-Days durchaus bekannt war, habe ich aus dem Titel keine Schlüsse gezogen. Umso besser, so konnte ich dieses Buch einfach genießen.

Protagonistin Jacintha „Jack“ Cross bricht beruflich in Gebäude ein, um die dortigen Schwachstellen im Sicherheitssystem aufzudecken. Als sie nach einer besonders langen Nacht nach Hause kommt, findet sie ihren Ehemann Gabe ermordet vor. Es dauert nicht lange, bis auch noch der Verdacht auf sie fällt. Von einem Moment auf den anderen ist Jack auf der Flucht. Die Polizei ist hinter ihr her, sie steht tagelang unter Strom und hat doch nur ein einziges Ziel: den wahren Mörder ihres Mannes zu finden.

Dieses Buch hat alles, was ich mir von einem Thriller wünschen könnte: eine starke und glaubwürdige Protagonistin, ein interessantes Umfeld (ihre Erfahrungen als Pen-Testerin helfen Jack immer wieder, ihre Verfolger:innen auszutricksen), überraschende Wendungen und ein Ende, das uns auch noch erzählt, wie es Jack ein Jahr nach den Ereignissen geht. Gute Unterhaltung für Freund:innen dieses Genres.

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Roman

Anna Weidenholzer – Weshalb die Herren Seesterne tragen

CN: Alkoholmissbrauch


Kürzlich habe ich für einen Literatur-Geocache ein anderes Buch der Autorin gelesen (Der Winter tut den Fischen gut). Da ich aus der Geocache-Beschreibung das Buch nicht eindeutig identifizieren konnte, hatte ich in der Bücherei alle drei Bücher von ihr in der Hand, bis ich das Richtige gefunden hatte. Die anderen beiden klangen aber auch interessant, also habe ich mir dieses mitgenommen.

Der Protagonist Karl fährt in ein zufällig ausgewähltes Dorf, um zufällig ausgewählte Personen zu befragen. Mit dem Fragebogen zum Bruttonationalglück aus Bhutan versucht er, den Grundlagen des Glücks und der Zufriedenheit nachzugehen. Er betrachtet sich als Forscher, der eine Distanz zu seinen „Forschungsobjekten“ behalten muss. Daher haben abgesehen von Karl und dem Hund Annemarie die Protagonist:innen dieses Buchs keine Namen, Karl bezeichnet sie als M1 und F1. Die Gespräche gleiten aber immer wieder vom Fragebogen ab und in die reale Lebenswelt der befragten Personen. Die Distanz lässt sich nicht aufrecht erhalten.

Vielleicht sind das Schlimmste diese Gerüchte, sagte die Wirtin, die sich halten und überdecken, was darunter liegt.

Warum Karl diese Reise antritt, wird nie konkret gesagt. Meine Vermutung ist, dass Karl mit seinem eigenen Leben unzufrieden ist und deshalb durch das Befragen anderer Menschen herausfinden will, was ihm fehlt. Die Gerüchte über ihn selbst sind es jedenfalls, die ihn schließlich zur überstürzten Abreise führen. Für die titelgebende Frage gibt es übrigens auch keine eindeutige Antwort. Da erzählt jede:r Dorfbewohner:in seine:ihre eigene Geschichte.

 

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Roman

Eva Menasse – Dunkelblum

Hinweis: Leider hatte ich Probleme mit dem ausgeborgten eBook und kann nicht mehr auf alle meine Notizen zugreifen. Die CNs sind daher aus dem Gedächtnis, ich hoffe, nichts vergessen zu haben.

CN: Krieg, Holocaust, Antisemitismus, Rassismus, Kriegsverbrechen, Mord, Gewalt, Nationalsozialismus, Zwangsarbeit, sexuelle Gewalt


Wieder mal ein Buch, auf das ich durch einen Literatur-Geocache gestoßen bin. Wäre das nicht so gewesen, ich weiß nicht, ob ich es vielleicht weggelegt hätte. Es ist so deprimierend, zu lesen, wie rund um den Mauerfall in einem burgenländischen Dorf noch immer alle über vergangene Kriegsverbrechen schweigen, weil damals halt alle irgendwie beteiligt waren. Das Rätsel wird nicht wirklich aufgelöst oder ich habe es überlesen, weil die hohe Anzahl der beteiligten Personen und der ständige Wechsel der Perspektiven einfach zu kompliziert war.

Natürlich dürfen wir gerade in der heutigen Zeit #NiemalsVergessen und müssen uns für die Demokratie einsetzen. Dieses Buch hat mich aber eher frustriert und deprimiert, als ein Zeichen für demokratisches Handeln zu setzen. Es erzählt eher, wie tief verwurzelt rassistische und antisemitische (sprich: menschenfeindliche) Einstellungen sind und legt nahe, dass sich das auch niemals ändern wird. Eine Perspektive, die natürlich wichtig ist, über die ich persönlich aber lieber aktuell nicht lesen möchte.

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Fantasy Roman

Maike Claußnitzer – Tricontium

CN: Gewalt, Schlacht, Mord


Letzten Herbst habe ich auf Mastodon nach Empfehlungen gefragt (hier sind die gesammelten Empfehlungen). Als Erstes hab ich mir dieses Buch aus den Empfehlungen rausgesucht, das hat nichts mit meinen Gedanken über die Empfehlungen zu tun, sondern sich einfach so ergeben.

Bekommen habe ich eine Fantasy-Geschichte in einem Land, das ich in meinem Kopf irgendwie mit Großbritannien visualisiert habe, weil so viele Mittelalter-Geschichten, die ich in der Vergangenheit gelesen habe, dort spielen (zB meine geliebte Uthred-Reihe). Die im Roman auftretenden Charaktere sind alle fein gezeichnet, haben Hintergrund-Geschichten, die in vielen Rückblenden erzählt werden und ihren Entscheidungen eine Logik verleihen. Viel der Handlung spielt sich in diesen Rückblenden ab, was auch viele Kampf- oder Schlacht-Geschichten entschärft, weil die Leser:in einfach schon weiß, dass die Protagonist:innen die gefährliche Situation überlebt haben und jetzt davon erzählen können.

„Ob entschuldbar oder nicht, es ist erklärlich. Wenn man Angst hat, tut man viele Dinge, die man sonst lieber vermeiden würde.“

So wird Stück für Stück eine Verschwörung aufgedeckt, deren komplizierte Fäden ich beim Lesen mehr als einmal beinahe fast verloren hätte. Das langsame Fortschreiten mag für Liebhaber:innen von Action-Serien, wo in einer Episode so viel passiert, wie anderswo in einem ganzen Buch, nicht wünschenswert sein, für mich war es aber sehr entspannend. Männer- und Frauenrollen sind in diesem Buch nicht klar abgegrenzt, beide Geschlechter treten als Krieger:innen, aber auch als handarbeitende Personen auf.

Einziger Wermutstropfen für mich: der allerliebst mit sehr viel hündischem Charakter beschriebene Drache Gjuki hat keinen großen Auftritt. Ich hoffe sehr, dass die weiteren Romane der Autorin, die im selben Universum spielen, hier Abhilfe schaffen.

Gjuki regte sich im Schlaf und ließ ein Fauchen vernehmen; seine Drachenträume mussten unruhig sein.

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Krimi Roman

Christian Schleifer – Tod in Perchtoldsdorf

CN: Mord, Gewalt, Prostitution, Alkohol, sexuelle Handlungen, Glücksspiel


Ablenkung war dringend nötig und so griff ich zu diesem Lokalkrimi, den ich mir vor Kurzem aus dem offenen Bücherschrank mitgenommen hatte. In Perchtoldsdorf war ich ja letzten Herbst mit dem Aufsteiger zum Geocachen, da fand ich es nicht unlustig, dass es selbst aus diesem „Vorort“ von Wien einen Lokalkrimi gibt (und zwar nicht nur einen, es ist eine Reihe mit mittlerweile 5 Bänden). Im Buch wird immer wieder auf einen früheren Fall in Schladming verwiesen, wo die Hauptfigur Charlotte ihre Liebhaberin Andrea kennen gelernt haben soll. Das fand ich einigermaßen nervig, weil ich dachte, den ersten Band der Reihe in der Hand zu haben und jetzt stellt sich raus, dass ich online gar nichts finde zu diesem früheren Fall/Buch. Kommt das später als Prequel?

Jedenfalls spielt sich das Kriminaldrama hier während der Perchtoldsdorfer Festspiele und einer mehr oder weniger erfundenen Fußball-Europameisterschaft statt, bei der sich Deutschland und Österreich im Finale gegenüber stehen, nachdem Österreich im Halbfinale Italien besiegt haben soll … Fußballfans wissen besser als ich, wie illusorisch das ist …

Die Sommerspiele Perchtoldsdorf im Burghof gibt es hingegen tatsächlich. Der Lokalkrimi spart nicht mit Beschreibungen der Lokalitäten, der Wehrturm als Wahrzeichen der Marktgemeinde wird immer wieder erwähnt und auch die Heurigen-Tradition der Gegend kommt nicht zu kurz. Auch die Sprache ist deutlich niederösterreichisch geprägt, ich erfreute mich immer wieder an Dialektausdrücken wie etwa „Heckenklescher“. Mit der aus der gesprochenen Sprache übernommenen Gewohnheit unserer Region, alle Personen mit einem Artikel vor dem Vornamen in der dritten Person zu nennen (zum Beispiel „die Charlotte schenkte noch ein Glas Wein ein“) hatte ich so zu Beginn meine Schwierigkeiten, geschrieben klingt das dann doch irgendwie falsch, obwohl ich mich selbst immer mit dem Artikel vor dem Vornamen vorstelle („ich bin die Eva“).

Alles in allem „cozy crime“ mit Lokalkolorit, perfekt geeignet für die Ablenkung, die ich so dringend nötig hatte.

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Roman

Etaf Rum – Evil Eye

CN: Nahostkonflikt, Flucht, Rassismus, Beziehungsgewalt


Leider habe ich diesen Post verschleppt, das wird dem Buch nicht gerecht, denn ich fand es sehr gut geschrieben und sehr wichtig zugleich. Es erzählt, wie die Protagonistin Yara sich mit den Erwartungen ihrer Familie, der Gesellschaft und ihren eigenen Ansprüchen an sich selbst auseinandersetzt und dabei einen langen Weg zu gehen hat. Ihre Eltern sind aus Palästina geflüchtet, Yara selbst ist in New York geboren. Sie möchte anders leben als ihre Mutter, sie möchte sich nicht mit der Tradition fesseln lassen und ihren eigenen Weg gehen, eine andere Frau sein: „creative, expressive, free“.

An der Oberfläche hat Yara es geschafft: sie hat eine abgeschlossene College-Ausbildung, sie hat einen Mann geheiratet, der ihr den Freiraum lässt, sich auch beruflich zu verwirklichen (solange sie ihm den Rücken frei hält und am Abend das Essen auf dem Tisch steht). Sie arbeitet an einem College als Fotografin, Web Designerin und lehrt einen Kunstkurs für Anfänger:innen. Doch im Verlauf der Geschichte fällt das immer mehr auseinander, sie wird konfrontiert mit rassistischer Voreingenommenheit ihrer Kolleg:innen ihrer Herkunft bzw. Kultur gegenüber und will sich doch nur selbst beweisen, dass sie es geschafft hat, dass sie frei ist.

Mehr und mehr wird klar, dass sie von ihrem Ehemann bei Weitem nicht so unterstützt wird, wie sie sich das wünscht und erhofft hat. Er versucht ihr immer wieder einzureden, dass es ihre eigene Schuld ist, dass sie mit ihrem Leben unzufrieden ist, dass sie allein das Problem ist.

It’s terribly difficult to feel like there’s something wrong with you, that everyone knows it, without you knowing exactly what it is.

Im weiteren Verlauf der Geschichte wird klar, dass sie auch generationales Trauma ihrer Eltern aufzuarbeiten hat. Ihr Vater und ihre Schwiegermutter mischen sich immer wieder in ihr Leben ein, zumeist mit dem Argument „das kannst du so nicht machen, was sollen die Leute denken?“.

Yara entscheidet sich in einem lange andauernden Prozess schließlich für ihre Freiheit. Gerade dieser Prozess ist das Spannende, die Autorin lässt ihrer Protagonistin Zeit, an sich zu zweifeln und herauszufinden, was ihr am Wichtigsten ist. Das ist manchmal schmerzhaft, gerade wenn sie wieder unter der Last von Erwartungen unterzugehen droht. Es zeigt aber, dass es eben nicht so einfach ist, herauszufinden, wer wir sind und wie wir leben wollen. Wie wir aufgewachsen sind, beeinflusst uns enorm und gerade unausgesprochene gesellschaftliche Erwartungen können schwer auf uns lasten. Uns davon zu befreien, kann ein schwieriger Prozess sein, aber es lohnt sich, darauf hinzuarbeiten.

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Roman

Anna Weidenholzer – Der Winter tut den Fischen gut

CN: Arbeitslosigkeit, Suizidandeutung, Alter


Ich weiß zwar nicht, wie ich mit dir leben soll, aber ohne dich geht es auch nicht, sagt Walter und kniet nieder. Er hält einen Strauß Rosen in der linken Hand, mit der rechten holt er einen Ring aus der Hosentasche. Seine Haare sind gekämmt, aber die Arbeitshose hat er anbehalten.

Wieder mal ein Buch, das ich wegen eines Literatur-Geocaches gelesen habe. Die Autorin hatte ich schnell identifiziert, dann allerdings Schwierigkeiten, aus ihren drei Romanen den Richtigen auszuwählen. Da habe ich wohl was anderes unter dem Wort „Debütroman“ verstanden. Die anderen beiden Romane klingen aber auch sehr interessant, vielleicht lese ich die noch (und mache dann selbst einen Geocache daraus …).

Zum Buch: Die zeitlich ungewohnte Anordnung der Ereignisse im Buch wurde als wesentlicher Hinweis bereits in der Geocache Description erwähnt. Daraus können sich spannende Geschichten ergeben, wie es zum Beispiel im von mir sehr geschätzten Musical The Last Five Years meisterhaft umgesetzt wird. In dieser Geschichte wurde aber das Potenzial nicht genutzt, finde ich. Wir lernen die Protagonistin kennen, als sie gerade mit dem Jobverlust und dem Arbeitsamt ringt und lernen Stück für Stück, das die Aussichten für ihr Leben auch schon früher nicht besonders rosig waren (was das obige Zitat über den Heiratsantrag schön verdeutlicht).

Vielleicht bin ich auch etwas müde von den Geschichten über Frauen, die unter dem Patriarchat leiden (zB Lida Winiewicz – Späte Gegend oder Renate Welsh – Die alte Johanna). Hoffentlich finde ich bald einen Weg, wie ich die Mastodon-Empfehlungen (hier gesammelt) besser in meinen Lesefluss integrieren kann. Es wird Zeit für ein Update des Listenmanagements.

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Roman

Heimito von Doderer – Die Wasserfälle von Slunj

CN: sexuelle Handlungen, Erwähnung von Prostitution, Verwendung des Begriffs „Zigeuner“, Alkoholismus, Beziehungsgewalt, Depression


Damit fiel dem Pēpi vom aufgeschossenen Bäumchen seiner Erkenntnis eine Frucht von Blei auf den Kopf.

Schon lange war ich nicht mehr so froh, mit einem Buch endlich fertig zu sein … ich hätte es nicht beenden müssen, aber bis ich die benötigten Informationen für den Geocache zusammen hatte, war ich dann doch schon zu weit drin, um es noch aufzugeben. Aber das war echt nicht meins …

Das Format miteinander verbundener Personen und jeweils Einblicke in deren Leben gefällt mir eigentlich sonst ganz gut, aber hier waren es einerseits zu viele verschiedene Personen, als dass ich die Verbindungen noch im Kopf behalten hätte können und andererseits waren mir die Protagonist:innen teilweise einfach zu austauschbar. Zu Beginn verwendet der Autor sehr viel Mühe, die „trojanischen Pferdchen“ Fini und Feverl zu charakterisieren, diese liebevolle Behandlung wird später kaum einem der Charaktere zuteil. Auf der positiven Seite fand ich einige schöne metaphorische Formulierungen, wie die folgende Eisenbahn-Metapher:

Er hätt’ es im Grunde anders erwartet, nach solcher Entgleisung, oder mindestens Zugverwechslung mit falschem Einsteigen.

Fazit: Wäre es nicht wegen des Geocaches gewesen, hätte ich dieses Buch zuerst nie zur Hand genommen und dann sicher nicht fertig gelesen. Nur muss ich mir jetzt für die Lösung des Geocaches auch noch das Fragment der Fortsetzung zu Gemüte führen, das hoffentlich nicht so viele Seiten aufweist …

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Roman

Arto Paasilinna – Das Jahr des Hasen

CN: Gewalt, Gewalt gegen Tiere (Jagd), Rassismus, Waldbrand, Geburt (bei einer Kuh), Alkoholmissbrauch


Ein weiteres Buch, das mir über die Verbindung meiner beiden Hobbies Lesen und Geocaching zugeflogen ist. Mit diesem Buch konnte ich sogar zwei Mystery Geocaches lösen, wobei einer davon sich deutlich entfernt befindet, bis ich dort hin komme, kann es also noch einige Zeit dauern.

Die Geschichte beginnt damit, dass der Protagonist Vatanen mit seinem Kollegen im Auto unterwegs ist. Es kommt zu einem Zusammenstoß mit einem Hasen. Dieser Moment löst in Vatanen eine spontane Abkehr von seinem bisherigen Leben aus. Er kümmert sich um den verletzten Hasen und bricht gegen den Widerstand seiner Ehefrau und seines Chefs alle Verbindungen ab. Das folgende Jahr verbringt er als Vagabund und Gelegenheitsarbeiter auf Wanderschaft und erlebt dabei allerhand absurde Geschichten:

  • Ein fanatischer Anhänger der „wahren finnischen Religion“ stiehlt den Hasen, um ihn zu opfern.
  • Ein Rabe erweist sich als aggressiver Fressfeind, der immer neue Wege findet, um Vatanens Vorräte zu stehlen, bis dieser schließlich zu drastischen Maßnahmen greift.
  • Vatanen gerät in die Gesellschaft einer Delegation, die auch ausländische Gäste beinhaltet. Der Hase wird dabei zum Objekt des Interesses einer schwedischen Besucherin. Bis zu dem Moment, als sie Hasenkötel in ihrem Suppenteller findet.
  • Seine Wanderschaft endet nach langer Verfolgung eines räuberischen Bären (der eine Leidenschaft für Tomatenketchup hat) in Russland, wo er wegen diverser Verbrechen festgenommen wird. Wie Captain Ahab jagt Vatanen auf Skiern tagelang hinter dem Bären her, ohne sich um irgendetwas anderes zu kümmern.

Interessant fand ich neben den Beschreibungen der für mich unbekannten Landschaften auch den Hinweis auf eine finnische Ur-Religion, hier als „Fennismus“ bezeichnet. Die deutsche Wikipedia hat dazu keinen Eintrag und auch sonst konnte ich zu diesem Wort kaum etwas finden. Bei meiner diesbezüglichen Recherche stieß ich zuallererst auf Johan Vilhelm Snellman, finnischer Philosoph und Politiker, der sich für die finnische Währungsunabhängigkeit und die Anerkennung des Finnischen als Amtssprache einsetzte. Weiter zurück in die Vergangenheit las ich, dass Finnland lange unter schwedischer Regentschaft stand, bis sich 1809 die russische Armee durchsetzte und Finnland fortan unter russischer Herrschaft stand. Diese endete erst 1918, als Russland unter Lenin die Unabhängigkeit von Finnland anerkannte.

Auch die beschriebene Gegend interessierte mich sehr, besonders gegen Ende, wo russische Städte wie Kandalaksha (der Eintrag in der englischsprachigen Wikipedia ist sehr kurz, beinhaltet aber ein Foto der Bahnstation) und Arkhangelsk (Hafenstadt am Weißen Meer) erwähnt werden.

Mir gefällt sehr, dass ich mich durch das Lesen eines Buchs animiert fühle, die beschriebenen Landschaften und Orte nach zu recherchieren und dabei sogar noch etwas über die Geschichte des Landes aufschnappe. In dieser Richtung wird es demnächst einen weiteren Post geben. Ich habe nämlich in der Bücherei herum gestöbert und bin dabei wieder mal im Bereich der Reiseliteratur gelandet. Mehr dazu in einem späteren Post.

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English Roman

Jenni Fagan – Luckenbooth

CN: Gewalt, Mord, Drogenmissbrauch, Xenophobie, Mysogynie, Homophobie, Beziehungsgewalt, Pandemie (Spanische Grippe), Weltkrieg, Erwähnung von Konzentrationslagern und Holocaust


This building is a psychic vampire – it drinks human essence.

Mit diesem Buch verbinde ich sehr gemischte Gefühle. Drei Anläufe habe ich gebraucht, bis ich überhaupt rein gekommen bin. Der Anfang ist dermaßen sperrig, dass ich Gefühle hatte, die ich sonst von Science-Fiction-Romanen kenne. Da habe ich manchmal Schwierigkeiten, die Welt zu verstehen, die verwendeten Begrifflichkeiten, die Lebensrealität der Protagonist:innen. Hier ist der Ort bald klar: Edinburgh, Schottland. Das jeweilige Jahr wird bei den einzelnen Kapiteln angegeben, also auch an der zeitlichen Einordnung gibt es nichts zu zweifeln. Und doch konnte ich mit der Tochter des Teufels, die das erste (und später noch zwei weitere) Kapitel als Protagonistin bestreitet, nicht einordnen, was ich vor mir habe.

Auf der positiven Seite möchte einige Punkte hervorheben:

  • Alle Protagonist:innen sind in irgendeiner Weise marginalisiert: obdachlos, drogensüchtig, queer, jenseits des Gesetz arbeitend, psychisch krank, oft mehreres davon und weitere Merkmale, die die Protagonist:innen von der Mehrheitsgesellschaft abheben oder sogar von dieser isolieren.

Revellers interrupting the murdered, the lost and the damned, the homeless or the cold and hungry, the addicted – those wary of living this life. These are Dot’s people – if there have ever been any to call her own. It’s where she comes from.

It is all wrong, what is going on in this world, what people do to other people.

  • Das Ende ist einfach herrlich. Mehr kann ich kaum sagen, ohne zu spoilern, aber selten habe ich ein so gelungenes Ende für ein Buch gelesen.

Mir ist klar, warum das Buch als brilliantly strange bezeichnet und von vielen Medien gefeiert wurde. Für mich war’s aber nicht so wirklich richtig.