Categories
Krimi Roman

Donna Leon – Venezianische Scharade

Neustiftgasse 05:18 (Cam+, So Emo)

Padovani öffnete fast augenblicklich und streckte Brunetti die Hand entgegen. Sein Händedruck war fest und warm, er zog Brunetti ins Haus. „Komm aus der Hitze. Ich muss verrückt sein, jetzt nach Rom zurückzufahren, aber wenigstens hat meine Wohnung dort eine Klimaanlage.“

Commissario Brunetti ist diesmal auf der Suche nach dem Mörder eines Transvestiten und begibt sich zu diesem Zwecke selbst ins Rotlichtmilieu. Aber nicht nur die Untiefen des venezianischen Prosituiertenmilieu bergen Hinweise, schließlich landen die Ermittlungen eher in hohen Finanzkreisen. Brunettis Familie urlaubt einstweilen in den kühleren Bergen. Soviel zudem. Ein typischer Brunetti?

Categories
Klassiker Roman

Giacomo Casanova – Gefangenschaft und Flucht aus den Bleikammern

Dogenpalast (c) Achim Lückemeyer / PIXELIO

„Ich beschwöre Sie“, sagte ich, „ersparen Sie mir den herzzerreißenden Anblick Ihrer Tränen.“ Er sammelte sich und umarmte mich, während er mit gütigem Lächeln sagte: „Fata viam inveniunt.“ (Das Schicksal geht seinen Weg.)

Das Schicksal schickt Casanova in diesem Fall direkt ins Gefängnis. Aus seiner Sicht wird er unschuldig wegen eines erdichteten Verbrechens festgesetzt. Die Einzelzelle, die ihn mürbe machen soll, erfindet er zuerst als Vergünstigung, erkennt jedoch schnell, dass es sich dabei nicht um die zuerst angenommene Gnade handelt. Erst als seine Fluchtpläne Gestalt annehmen, wünscht er sich die Einsamkeit zurück.

Der erste Fluchtplan schlägt fehl, nur mit List gelingt es ihm, den Wärter davon zu überzeugen, den entdeckten Fluchtweg zu verstecken und den Fluchtversuch nicht zu melden. Schließlich gelingt ihm durch die Komplizenschaft mit den Mitgefangenen auf unerwartetem Wege die Flucht.

Eine Leseempfehlung vermag ich nicht auszusprechen. Das Buch hat mich zwei Tage lang durch die Londoner U-Bahn begleitet, aber neben Stieg Larsson und Pascal Mercier wirkt der gute Casanova leider wie ein elender Langweiler.

Categories
Krimi Roman Unterhaltung

Donna Leon – Endstation Venedig

Brunetti kam am nächsten Morgen um acht in die Questura, nachdem er unterwegs noch die Zeitungen gekauft hatte. Der Mord hatte es auf Seite elf des Corriere geschafft, der allerdings nur zwei Absätze dafür übrig hatte, in La Repubblica wurde er nicht erwähnt, verständlich am Jahrestag eines blutigen Bombenanschlags der sechziger Jahre, aber er war auf der ersten Seite des zweiten Teils von Il Gazzettino gelandet, gleich links neben einem Bericht – dieser mit Foto – über den tödlichen Unfall dreier junger Männer, die mit ihrem Auto auf der Autobahn zwischen Dolo und Mestre in einen Baum gerast waren.

Dieses Zitat verdeutlicht in einem die unterschiedlichen Aspekte, die ich zu diesem Krimi verdeutlichen möchte.

  • Donna Leons Krimis über den langweilig sympathischen Commissario Brunetti leben großteils vom italienischen bzw. venezianischen Lokalkolorit. Die versinkende Lagunenstadt übt auf viele eine faszinierende Anziehungskraft aus, was jeder dort spielenden Geschichte ebenfalls etwas Mysteriöses gibt.
  • Brunettis scheinbar normales Familienleben mag der Hauptfigur eine Basis geben, die die Auseinandersetzung mit den vielen Straftaten erträglicher macht. Manchmal ist es jedoch schlicht langweilig, wenn die Beschreibung des Abendessens gerade wieder ausufert. Das mag bei Eva Rossmann überzeugen, dies gilt jedoch nicht für Donna Leon.
  • Interessantestes Detail an diesem Werk ist der unterschwellig aktuelle (der Roman erschien erstmals 1993, aber die Thematik ist noch immer gültig) Bezug zur Umweltverschmutzung und die Kritik an der amerikanischen Regierung bzw. an Regierungen weltweit. Zu realistisch jedoch der Ausgang dieser Verknüpfung, indem natürlich die übliche Vertuschung vorgenommen wird.

Wie bereits in meinem Beitrag zu Stieg Larssons Verblendung angemerkt, sei vom anschließenden Genuss eines Donna Leon-Krimis abgeraten, da man sich unnötig langweilt, wenn man erstmal Bekanntschaft mit Stieg Larsson gemacht hat. Ich überlege jetzt, ob ich überhaupt weitere Brunettis lesen sollte, es heißt so oft, einer wäre wie der andere. Da würden mich durchaus andere Meinungen zu diesem Thema interessieren.