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Donna Leon – Endstation Venedig

Brunetti kam am nächsten Morgen um acht in die Questura, nachdem er unterwegs noch die Zeitungen gekauft hatte. Der Mord hatte es auf Seite elf des Corriere geschafft, der allerdings nur zwei Absätze dafür übrig hatte, in La Repubblica wurde er nicht erwähnt, verständlich am Jahrestag eines blutigen Bombenanschlags der sechziger Jahre, aber er war auf der ersten Seite des zweiten Teils von Il Gazzettino gelandet, gleich links neben einem Bericht – dieser mit Foto – über den tödlichen Unfall dreier junger Männer, die mit ihrem Auto auf der Autobahn zwischen Dolo und Mestre in einen Baum gerast waren.

Dieses Zitat verdeutlicht in einem die unterschiedlichen Aspekte, die ich zu diesem Krimi verdeutlichen möchte.

  • Donna Leons Krimis über den langweilig sympathischen Commissario Brunetti leben großteils vom italienischen bzw. venezianischen Lokalkolorit. Die versinkende Lagunenstadt übt auf viele eine faszinierende Anziehungskraft aus, was jeder dort spielenden Geschichte ebenfalls etwas Mysteriöses gibt.
  • Brunettis scheinbar normales Familienleben mag der Hauptfigur eine Basis geben, die die Auseinandersetzung mit den vielen Straftaten erträglicher macht. Manchmal ist es jedoch schlicht langweilig, wenn die Beschreibung des Abendessens gerade wieder ausufert. Das mag bei Eva Rossmann überzeugen, dies gilt jedoch nicht für Donna Leon.
  • Interessantestes Detail an diesem Werk ist der unterschwellig aktuelle (der Roman erschien erstmals 1993, aber die Thematik ist noch immer gültig) Bezug zur Umweltverschmutzung und die Kritik an der amerikanischen Regierung bzw. an Regierungen weltweit. Zu realistisch jedoch der Ausgang dieser Verknüpfung, indem natürlich die übliche Vertuschung vorgenommen wird.

Wie bereits in meinem Beitrag zu Stieg Larssons Verblendung angemerkt, sei vom anschließenden Genuss eines Donna Leon-Krimis abgeraten, da man sich unnötig langweilt, wenn man erstmal Bekanntschaft mit Stieg Larsson gemacht hat. Ich überlege jetzt, ob ich überhaupt weitere Brunettis lesen sollte, es heißt so oft, einer wäre wie der andere. Da würden mich durchaus andere Meinungen zu diesem Thema interessieren.