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English Krimi Roman

Louise Penny – The Grey Wolf

CN: Ich habe die Geschichte genossen und nicht genau mitgeschrieben. Es ist ein Krimi, es kommen mehrere Morde vor und auch Terrorismus.


He understood the terrible thing he was doing. Saving his own family, and leaving the rest behind.

In letzter Zeit ist mir das Lesen etwas schwer gefallen, was ich von mir überhaupt nicht gewohnt bin. Nach Sunrise on the Reaping ergab sich eine generelle Lesepause und in das in diesem Post besprochene bin ich auch nur hineingekippt, weil ich schon monatelang gewartet habe, bis ich endlich an der Reihe bin. Aber immerhin werde ich demnächst mal wieder in der physischen Bücherei gewesen sein, der nächste Post ist quasi schon geplant.

Louise Penny hat eine weitere geniale Fortsetzung ihrer Gamache-Romane geschrieben. Wie wir es von ihr kennen, lässt sie ihren Protagonisten an sich selbst und an der Gesellschaft zweifeln, sie lässt ihn an Entscheidungen scheitern, an denen jeder Mensch einfach nur scheitern kann und lässt ihm kaum eine Atempause. Sie schickt ihn auch zurück an einen Ort, an dem er eine schwierige Zeit erleben musste, die Erinnerung vermischt sich mit der Frage danach, wem wir eigentlich vertrauen können. Wenn wir nämlich selbst den uns allernächsten Menschen nicht mehr vertrauen können, was bleibt uns dann noch? Das Buch endet – äußerst unerwartet – mit einem Cliffhanger und der Ankündigung des 20. Romans der Serie. The Black Wolf erscheint am 28. Oktober 2025.

One of them, a grey wolf, wanted the old man to be strong and compassionate. Wise and courageous enough to be forgiving. The other, a black wolf, wanted him to be vengeful. To forget no wrong. To forgive no slight. […] “We all have them, inside. Best to acknowledge that. Only then can we choose which one we feed.”


Blick von der Mitte des 3. Rangs auf den Seitenbereich, in dem sich die Stehplätze befinden, auf dem äußersten Stehplatz steht eine Person, die sich über die Brüstung beugt und zur Bühne hinuntersieht

Kürzlich hatte ich das große Glück an einer besonderen Führung durch das Theater an der Wien teilnehmen zu dürfen. Als meine Musicalleidenschaft in den 1990er-Jahren so richtig Feuer fing, wurde dort der erste österreichische Musical-Welterfolg Elisabeth aufgeführt. Damals war ich oft „auf Stehplatz“ in der Vorstellung, manchmal haben wir auch am Bühneneingang gewartet, um von den Darsteller:innen Autogramme und Fotos zu erbitten. Für mich war die Führung daher eine Rückkehr an einen Ort, der für mich lange ein Sehnsuchtsort war. Es folgt ein Text mit Fotos von heute, Geschichten von damals und so einigem dazwischen. 

Blick ins renovierte Foyer, den Boden ziert ein aus den 1960er-Jahren stammendes dekoratives Mosaik in Braun- und Grau-Tönen, Wände und Decke erscheinen in weiß und hellen-Grau-Tönen, im Hintergrund führt eine Treppe mit einem roten Teppich nach oben, rechts daneben eine Aufzugstür
Blick von der neu errichteten Besucher:innenterrasse über dem Haupteingang des Theaters, von oben nach unten führt an der Hausecke der Schriftzug „THEATER AN DER WIEN“, rechts daneben ist unten die Linke Wienzeile zu sehen
das neue Foyer im ersten Stock ist eine Mischung aus alt und neu, links ein Gemälde, das das Theater in seiner Entstehungszeit zeigt (damals stand es nicht inmitten der Stadt und war nicht von Gebäuden umringt), darüber eine moderne runde Deckenbeleuchtung, ein großer Ring, der gleichzeitig nach oben sowie nach unten beleuchtet, hinten im Bild die Aussicht auf die Terrasse und die Dächer des Naschmarkts

Unser Rundgang startete im Foyer, wo wir viel über die gerade absolvierte Renovierung des Theaters erfuhren. Mir war das neue Dach über dem Haupteingang sofort aufgefallen, es bildet nun auch die Basis für eine neue Terrasse im ersten Stock, von dem die Besucher:innen über den Naschmarkt blicken können. 

Wir wurden außen am Papageno-Tor vorbeigeführt und erfuhren viele Geschichten über die Entstehung des Hauses. Das Papageno-Tor nimmt Bezug auf die Hauptfigur in Mozarts bekanntester Oper Die Zauberflöte. Hier ist heute noch der Empirestil erkennbar, in dem das Originalgebäude in den Jahren 1800/1801 errichtet wurde. 

Über den Bühneneingang (den ich nun erstmals nicht nur von außen sehen konnte!) betraten wir das Gebäude von hinten und standen nach nur wenigen Schritten auf der Hinterbühne. Ehrfürchtig bewunderte ich den eisernen Vorhang, der kurz darauf für uns hochgezogen wurde. 

Aktuell sind die vielen Kulissenzüge alle leer, da sie im Rahmen der Sanierung von waagner biro stage systems einer gründlichen Überholung unterzogen wurden. Die Projektdauer betrug mit 31 Monaten deutlich länger als die Bauzeit des ursprünglichen Theatergebäudes, das in 13 Monaten festgestellt wurde. Auf Youtube gibt es auch ein Video der Stage Equipment Show, die eindrucksvoll die neue Bühnenmaschinerie zur Geltung kommen lässt.

der Bühnenraum des Theaters, links unten ein Ausschnitt des Zuschauerraums, darüber der hochgezogene eiserne Vorhang, rechts der Blick in den Schnürboden, die Scheinwerfer von oben ziehen Lichtschlieren durch das Bild, ein gelb-schwarzes Flatterband grenzt den mittleren Bühnenbereich ab, an einer Ecke dieser Absperrung steht eine Person und fotografiert nach oben
der Bühnenraum von der vorderen Bühnenkante aus gesehen, aus dem Schnürboden hängen auf verschiedenen Ebenen Metallseile, an denen gerade keine Kulissen aufgehängt sind, alle Wände sind schwarz gestrichen, im hinteren Bereich der mit schwarz-gelbem Flatterband abgesperrten Drehbühne steht ein rechteckiges Bühnenpodest
Blick von der vorderen Bühnenkante nach oben: die Decke ist teilweise bemalt und vielen Goldelementen geschmückt, direkt über der Bühne ein österreichischer Doppeladler, dann die Abdeckung des eisernen Vorhangs, dahinter der leere Schnürboden mit seinen vielen Leisten, an denen Kulissen befestigt werden können

Wir standen nun also auf dem Bühnenboden, auf dem Elisabeth um ihre Freiheit gesungen hatte und Mozart sich gegen den Erzbischof Colloredo auflehnte. 

Mir ist noch deutlich in Erinnerung, wie sich die drei Bühnenteile bei „Elisabeth“ voneinander unabhängig bewegen, gleichzeitig nach oben und unten verschoben und gedreht werden konnten. Am eindrucksvollsten war dies in der vorletzten Szene „An Deck der sinkenden Welt“, in der Kaiser Franz Joseph einen Alptraum erlebt, an dessen Ende Der Tod dem Attentäter Luigi Lucheni die Feile zuwirft, mit der dieser Elisabeth in der nächsten Szene ermordet. 

Aus dem Musical „Mozart“ habe ich sofort das Gitarrenriff in den Ohren, das ertönt, nachdem der junge Mozart vom Erzbischof rausgeworfen wird und die Klaviertasten-artig schräg aufgestellte Bühne hinunterrollt (direkt vor dem Finale des ersten Akts „Wie wird man seinen Schatten los“). 

Als wir dann auch noch unter die Drehbühne durften, war meine Begeisterung nicht mehr zu bremsen. Über schmale Treppen stiegen wir drei Stockwerke in die Tiefe, um schließlich 12 Meter unter dem Bühnenboden am Fundament der Zylinderdrehbühne zu landen. Die Hunderte Tonnen schwere Konstruktion steht auf Eisenbahnschienen und hat mehrere Bühnenpodeste, die einzeln gehoben und versenkt werden können. Bei der Arbeit mit der Drehbühne ist höchste Sorgfältigkeit geboten. Das Einquetschen von Dekorationsteilen (oder Gliedmaßen) kann schwerwiegende Folgen haben. Wenn sich die Bühne dreht, dreht sich der gesamte 12 Meter hohe Zylinder auf allen Ebenen. Die Schnittkante des Zylinders ist daher auf allen Ebenen sichtbar. 

das Fundament der Drehbühne, Eisenbahnschienen sind mit großen Schrauben auf einem gegossenen Betonring verschraubt, links ist ein halbes blaues Rad zu sehen, direkt dahinter wird ein Besen auf den Schienen nachgeführt, über dem Radbereich Kabelschächte
Blick von unten auf die Drehbühne, die Schnittkante des Bühnenzylinders ist deutlich zu sehen, der innere Bereich, der sich mitdreht, wird von blauen Stahlträgern gehalten, der äußere Bereich ist mit schwarzen Stahlträgern versehen
Innenbereich der Zylinderdrehbühne, die Unterkonstruktion besteht aus blauen Stahlträgern, die darüber liegende Ebene ist mit roten Stahlträgern deutlich abgehoben, eine Art Förderband dient zum Heben und Absenken der einzelnen Bühnenpodeste, bei genauem Blick ist zu erkennen, dass das hinterste Podest eine Ebene tiefer liegt als die vorderen, dort sind die Beine einer Trittleiter zu sehen
der hintere Bereich mit der Trittleiter aus der Nähe mit Blick nach oben, hier ist nun der Teil direkt unter dem Bühnenboden sichtbar, wieder mit blauen Stahlträgern, die hier mit Schaumstoff gepolstert sind, der Spalt des drehbaren Teils im Bühnenboden auch hier wieder als heller Bogen sichtbar

Von der Bühne wurden wir dann in den Zuschauerraum geführt, wo sich einige unserer Gruppe schon etwas erschöpft von den vielen Eindrücken auf den Plätzen niederließen. Beim Hinsetzen mussten wir allerdings Vorsicht walten lassen. Die Renovierung ist noch nicht abgeschlossen, über den Sommer wurde an einer Mängelliste von 3.000 Punkten gearbeitet. Nicht wenige davon dürften die Lehnen der Sitze im Zuschauerraum betroffen haben, viele davon waren bei unserem Besuch abgebaut. 

Blick aus dem Zuschauerraum auf die Bühne, die Sicht reicht bis zum Hintereingang, über den wir die Bühne betreten haben, vorne stehen aus dem Parkett ausgebaute Sitze auf der Bühne, von oben hängen Kulissenzüge ins Bild, ganz oben goldene Dekoration sowie ein österreichisches Adlerwappen, das mittig über der Bühne hängt

Unser Gastgeber erzählte weiter von der Renovierung und den Plänen für die kommende Saison. Ca. 300 Lautsprecher hängen nun im Zuschauerraum, sogar in jeder Loge wird der Klang elektroakustisch ausgebessert durch zusätzlichen Nachhall. Für unseren Gastgeber ist das Gemeinschaftsgefühl das eigentliche Geheimnis des Live-Erlebnisses. Er sagt auch: „Ein Opernhaus ist für mich eine Zeitmaschine.“ Und meint damit nicht nur eine Zeitmaschine in die Vergangenheit: In der nächsten Spielzeit soll eine neu geschriebene Oper für Kinder zum Thema Mobbing auf die Bühne kommen. 

Blick vom Stehplatzbereich im 3. Rang auf die Bühne, der Vorhang ist nun geschlossen, er zeigt eine Theaterszene, auf der Bühne stehen 4 ausgebaute Sitze auf dem mit weißen Strichen markierten Bereich, der das Podest des Orchestergrabens begrenzt
Detailaufnahme der Decke des Zuschauerraums, rund um einen zentralen Lüftungsschacht sind in Form von Blütenblättern Theaterszenen auf blauem Hintergrund gemalt, die Blütenblätter sind mit goldener Dekoration umrankt und von kleinteiligen Kristallleuchtern erhellt

Für mich war die gesamte Führung höchst spannend und mitreißend. Unser Gastgeber erzählte leidenschaftlich abwechselnd von der Vergangenheit des Theaters und Plänen für zukünftige Spielzeiten. Viele Details des neuen Hauses erinnerten mich an die damalige Einrichtung und Dekoration des Theaters. Die für die Beschriftung von Türen und generelle Richtungsangaben eingesetzte Schrift passt für mich ausgezeichnet. Nur bei genauem Hinschauen ist zu erkennen, dass es sich nicht um goldene Metallbuchstaben handelt. Leider habe ich vor lauter Ehrfurcht und Freude bei den Fakten nicht gut aufgepasst. Meine Erwartung, diese nachträglich recherchieren zu können, hat sich nicht erfüllt. (Selbst heutzutage steht nicht alles im Internet, was es zu wissen gäbe.)

Backstageführungen gibt es im Theater an der Wien regelmäßig in deutscher und englischer Sprache, auch wenn diese wohl nicht ganz so ausführlich ausfallen dürften wie unsere. Die nächste Spielzeit hält neben Klassikern wie Die Fledermaus auch moderne Stücke wie die österreichische Erstaufführung der Oper Alice in Wonderland von Unsuk Chin oder der Klimawandel-Oper Holle! von Sebastian Schwab bereit. 

Alle Termine sind im aktuellen Spielplan zu finden.

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Roman

Margaret Atwood – Die Räuberbraut

CN: sexueller Missbrauch von Kindern, Beziehungsgewalt, Krebs, Tod der Eltern, Suizid


Dieses Buch habe ich vor vielen Jahren mehrfach gelesen. Es muss mich damals sehr fasziniert haben. Als ich es vor Monaten zufällig in einem Bücherschrank entdeckte, war ich gespannt darauf, es mit meinem heutigen Erfahrungsschatz neu zu erleben.

Die titelgebende Räuberbraut ist Zenia (schon allein dieser außergewöhnliche Name hat mich damals fasziniert …), eine Persönlichkeit, die im Leben von anderen unausweichlich Schaden anrichtet. Das Buch beginnt mit Tony, Charis und Roz, die eine Freundschaft verbindet, die ursächlich damit zusammenhängt, dass Zenia durch ihre Leben gefegt ist und sie auf den Kopf gestellt hat. Die Geschichten der drei werden jeweils aus ihren Perspektiven erzählt. Dabei beschreibt die Autorin nicht nur detailliert, wie sich Zenia in das jeweilige Leben der Frauen einschleicht und ihre wundesten Punkte ausnutzt, sondern auch, woher diese wunden Punkte eigentlich kommen. Alle drei Frauen haben schwere Kindheitserinnerungen, die ihre erwachsenen Persönlichkeiten entscheidend geprägt haben.

Beim Lesen ist mir aufgefallen, dass in diesem Buch ausnahmslos Frauen die starken Persönlichkeiten sind. Sowohl das personifizierte Böse in Form von Zenia, als auch ihre „Opfer“ Tony, Charis und Roz stellen differenzierte Charaktere dar, die aus ihren Erfahrungen gelernt haben und dementsprechend unterschiedlich mit ihrem Leben umgehen. Ihnen sind schlimme Dinge geschehen, sie haben schwache Momente, sie haben Angst, sie haben negative Gefühle. Aber sie haben auch Schlimmes überstanden und sind daraus gestärkt hervor gegangen. Die Männer werden hingegen eher schwach gezeichnet. Für Zenia sind sie ohnehin nur Mittel zum Zweck und auch wenn Tony, Charis und Roz ihre jeweiligen männlichen Gegenüber intensiv lieben, so bleiben doch die Frauen immer die starken Personen in den Beziehungen.

Das Buch erschien Anfang der 90er, ich dürfte es also gelesen haben, als es noch neu war. Vielleicht habe ich damals schon irgendwie verstanden, dass es selten vorkommt, dass Frauen so verletzlich aber gleichzeitig stark gezeichnet werden. Dass es selten ist, dass Frauen so im Mittelpunkt stehen. Dass Frauen, die so unterschiedliche Persönlichkeiten sind (Tony ist Wissenschaftlerin und studiert Kriege, Charis lebt naturverbunden und esoterisch, Roz ist eine knallharte Geschäftsfrau), trotzdem Freundinnen sein können. Dass Frauen aus dem Chaos hervor steigen und über sich hinaus wachsen können.

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English Krimi Roman

Louise Penny – The Madness of Crowds

CN dieses Buch: Mord, Erwähnung von Sklaverei, Vergewaltigung und Folter, Euthanasie, Eugenik, Suizid, Demenz, Pandemie
CN dieser Post: –


This case was triggering all sorts of strong emotions, in them all. Including himself.

Aus Gründen kann ich aktuell nicht so viel schreiben, ist aber bei einem Louise-Penny-Roman auch gar nicht nötig. Die sind immer gut und komplex und werfen Fragen auf, die wir uns alle viel zu selten stellen, weil sie einfach unangenehm sind. Obwohl der Roman post-pandemisch spielt, zieht sich die Pandemie als Thema durch die Geschichte, wie die Autorin auch selbst im Nachwort anmerkt („the experience, the theme of a contagion, reverberates throughout the book“). Der tatsächliche Kriminalfall gerät unter all diesen schwierigen Themen (siehe CN) beinahe in den Hintergrund.

It was frightening. All those people chanting. Supporting her. Supporting killing others so they could be safe. How did it come to this?

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Krimi Roman

Louise Penny – A Better Man

CN dieses Buch: Mord, häusliche Gewalt, Naturkatastrophe (Flut)
CN dieser Post: –


Jedes weitere Buch von Louise Penny ist ein Quell der Beruhigung für mich. Die besonnene Art, mit der Inspektor Armand Gamache den Intrigen, die sich rund um den aktuellen Mordfall und die drohende Flutkatastrophe entspinnen, begegnet, vermittelt mir die Hoffnung, dass sich auch reale Probleme mit dieser Herangehensweise lösen lassen.

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English Krimi Roman

Michael Warren Lucas – $ git commit murder \

CN dieses Buch: Gewalt, Mord, Gift, Sexismus
CN dieser Post: –


If this was a TV show, some perky-pigtailed Goth girl would have the results back before the first commercial break, proving it wasn’t only poisoning, it was a rare sort of poisoning only possible from a rare beetle found only within two miles of Hellman’s home.

Der Autor Michael Warren Lucas schreibt nicht nur Krimis, sondern Bücher verschiedener Genres. Eins meiner Lieblingswesen ist ihm aufgrund seiner Fachbücher über das Betriebssystem BSD begegnet, er schreibt Non-Fiction über Tech-Themen wie Networking und Operating Systems, aber auch Crime, Fantasy und Science Fiction. Er war außerdem Gast auf der ersten Online-PrivacyWeek im Jahr 2020, wo er unter anderem aus diesem Buch vorgelesen hat.

Als Setting für diesen Krimi dient eine fiktive Tech-Konferenz namens BSD North, die in Ottawa, Kanada, stattfindet. Protagonist Dale wurde von seinem Arbeitgeber mehr oder weniger zur Teilnahme gezwungen. Als ADHD-Autist fühlt sich Dale in Gruppen von Menschen immer unwohl, Gesprächsverläufe bleiben ihm ein Rätsel, der Umgang mit Menschen generell kostet ihn Unmengen an Energie. Als dann noch während der Keynote ein anderer Konferenzteilnehmer sterbend aus seinem Sessel fällt, kommt zu der allgemeinen Unsicherheit noch die Suche nach einem mutmaßlichen Mörder hinzu.

Ein zentraler Punkt dieses Buchs sind die vielen mehr oder weniger Insider-Scherze, die der Autor über Versionskontrollsysteme, Tech-Konferenzen und das dort im Allgemeinen anzutreffende Publikum unterbringt. Dabei arbeitet er mit Klischees, wobei es ihm zumeist gelingt, diese nicht nur für platte Scherze zu nutzen, sondern sie in Frage zu stellen. Seinen Protagonisten Dale lässt er konkret (innerlich) die sexistischen Aussagen anderer Kongressteilnehmer kontern und kritisieren. Trotzdem bleibt ein schaler Beigeschmack bei der Beschreibung einer großteils cis-männlichen und weißen Kongressteilnehmergruppe, in der die einzige Frau hauptsächlich als Ziel von sexistischen Attacken fungiert.

Ein Nebenstrang der Geschichte ist Dales eigene versteckte Agenda, die er in seinen bisherigen Code-Patches der konkurrierenden Betriebssysteme versteckt hat. Dieser Teil wird zum Ende hin mit einer überraschend flauschigen Sinneswandlung von Dale aufgelöst, was mir als etwas zu einfach erschien. Wie ich auf der Webseite gerade gelesen habe, handelt es sich um eine noch nicht vollendete Trilogie, vielleicht wird dieser Strang ja in der Fortsetzung nochmal aufgegriffen.

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English Krimi Roman

Louise Penny – Kingdom of the Blind

CN dieses Buch: Mord, Prostitution, Drogenmissbrauch, Holocaust, Fentanyl, Opioide, Antisemitismus, Pogrom
CN dieser Post: –


The wealthy have a way of justifying things. They live in distorted reality. If everyone at the club’s doing it, it must be okay.

Jedes Mal, wenn mich die Lust auf Three Pines packt, passiert dasselbe: Ich denke mir, ich könnte das ja zwischen den anderen Büchern lesen. Und dann lese ich nur noch das, bis ich das Buch zu Ende gelesen habe. Mehr muss ich eigentlich nicht sagen, weil wer Three Pines kennt, die*der weiß eh, wovon ich rede.

Für mich als gebürtige Österreicherin natürlich lustig: es wird unter anderem erwähnt, dass die Österreicher:innen nahezu so effizient wären, wie die Deutschen. Jedoch sind Österreicher:innen wohl international nicht für ihren Humor bekannt. Schade, dass die wienerische Morbidität nicht zur Sprache kam.

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English Roman

Miriam Toews – Fight Night

CN dieses Buch: Suizidgedanken, psychische Krankheit, sexuelle Handlungen, Geburt, Tod
CN dieser Post: –


Fighting is so hard and yet we’re never supposed to stop!

Manche Bücher sind unbeschreiblich und dieses zählt zu dieser Kategorie. Die Zutaten Roadmovie, sprunghafte Protagonist:innen, tiefgehende Emotionen, Absurdität und Stream of consciousness-Stil vermischen sich zu einem Cocktail, der bei jedem Schluck einen anderen Geschmack zu haben scheint.

It’s not even written down, I said. It’s not real! Things don’t have to be written down to be real, said Grandma.

Der Titel Fight Night ist eigentlich nicht ganz logisch, denn hier wird das tägliche Leben als Kampf beschrieben. Jeder einzelne Tag als neuer Kampf gegen die Welt, gegen die anderen und manchmal sogar gegen sich selbst. Kämpfen, durchhalten und weitermachen. Nur so funktioniert das Leben. (Zumindest in diesem Buch.)

And she felt peace inside herself somewhere. She knew it was there, peace from God, she just didn’t know exactly where. Like her will and important papers. She knows they’re somewhere in the house, but where?


Jahresrückblick 2022:

  • Bücher: 70 (52 fiction/18 non-fiction), Highlights/Empfehlungen:
  • Reisen: Weihnachtsurlaub 2021/22 in Sizilien, Freundinnenbesuch in Großbritannien (einmalig verschoben wegen eigener Covid-Erkrankung), Gruppenwochenende in Kärnten, Gruppenwochenende im Waldviertel, Familien-Strandurlaub in Lignano, Berlin im November, Weihnachtsurlaub 2022/23 in Spanien
  • Covid: 1 Impfung (3/3), 1 Erkrankung, noch 1 Impfung (4/4)
  • Musik: Takida, The 1975
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English Krimi Roman

Louise Penny – The Long Way Home

CN dieses Buch: Gewalt, Tod, Mord, Sterben
CN dieser Post: –


This new Peter was willing to try. Willing to fail.

Nachdem der vorhergehende Band mit einem ziemlichen Knalleffekt, gefolgt von einer Art Epilog geendet hat, wäre fast ein Ende der Serie zu befürchten gewesen. Zum Glück wusste ich bereits, dass es noch einige weitere Bücher aus der Reihe gibt.

Im Rahmen ihrer Trennung hatten Clara und Peter Morrow vereinbart, sich nach einem Jahr in ihrem früheren gemeinsamen Zuhause wieder zu treffen und zu sehen, wie sich ihre Leben getrennt voneinander entwickelt haben. Und ob sie wieder zusammen leben wollen. Als Peter zu diesem Treffen nicht erscheint, wälzt Clara Zweifel, die sie jedoch schließlich auf die Suche nach der Antwort treiben. Eine künstlerische Spurensuche beginnt, die die Perspektive der Suchenden immer wieder in Frage stellt.

In diesem Band liegt der Fokus eindeutig auf der Frage nach dem künstlerischen Wert von Schöpfungen; der Entwicklung, die Künstler:innen durchmachen; auf den Fragen und Zweifeln, die eine künstlerische Laufbahn prägen. Viel Interpretation, viel Umdenken, viel Hinterfragen sind nötig, um Peters Weg nachzuvollziehen und der Lösung des Rätsels auf die Spur zu kommen. Und auch diese Reise endet mit einem Überraschungseffekt.

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English Krimi Roman

Louise Penny – How The Light Gets In

CN dieses Buch: Drogenmissbrauch, Tod, Totschlag, Gewalt, Suchterkrankung
CN dieser Post: –


Addiction’s a terrible thing. It’ll steal your health, your friends, family, careers. Judgement. It’ll steal your soul. And when there’s nothing left, it takes your life.

Nachdem ich mit dem letzten Band nicht so glücklich war, musste ich mir gleich den nächsten zur Hand nehmen. Der war nun wieder eine besondere Freude. Schon allein das Cover ist eine Wohltat, der Titel wird im Text schön hergeleitet (Brüche [cracks] können schmerzhaft und gefährlich sein, aber durch sie dringt auch das Licht herein). Die Erzählung verbindet die sympathischen Bewohner:innen von Three Pines mit der Geschichte einer unglücklich berühmten Familie, die mit einem Mordfall endet und einem Knalleffekt aufgrund der sich zuspitzenden Korruption in der Sûreté de Québec. Sowohl geliebte als auch verhasste Charaktere kommen in dieser Geschichte zu ihren Auftritten. Für mich ein Highlight der gesamten Serie.

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English Krimi Roman

Louise Penny – The Beautiful Mystery

CN dieses Buch: Drogenmissbrauch, Tod, Totschlag, Gewalt, Erwähnung von Pädophilie (keine grafische Beschreibung)
CN dieser Post: –


Armand Gamache knew the power of a father’s love. Whether it be a biological father or a father by choice. And fate.

Der erste Band der Gamache-Reihe, der vollkommen abseits vom abgelegenen Örtchen Three Pines spielt, in dem so viele sympathische und besondere Charaktere leben. Gamache und Beauvoir sind einem Mörder in einem Kloster auf der Spur. Der Kreis der Verdächtigen beschränkt sich auf 23 Mönche, einer wie der andere ein sehr unwahrscheinlicher Mörder. Bald stellt sich heraus, dass gerade unter einem Schweigegelübde die Konflikte nur so vor sich hin brodeln. Und auch der schwelende Konflikt zwischen Gamache und Beauvoir wird schließlich von einem unerwarteten Besuch neu befeuert. Die Geschichte ist spannend, aber mir fehlten tatsächlich die bekannten Gesichter aus Three Pines, weshalb ich gleich mit dem nächsten Band anschließen musste.