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Erfahrungsbericht Reise Sachbuch

Maria Kapeller – Lovely Planet

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„Jene aber, die so gereist werden, fahren nur an vielem Neuen vorbei und nicht ins Neue hinein, alles Sonderbare und Persönliche eines Landes muss ihnen notwendig entgehen, solange sie geführt werden und nicht der wahre Gott der Wanderer, der Zufall, ihre Schritte lenkt.“ (Stefan Zweig)

Die Journalistin und Autorin Maria Kapeller versammelt in diesem Buch Recherchen zu verschiedenen Reisethemen. Sie ruft zu einem langsameren Reisen auf, leitet her, warum es so wichtig ist, Flüge zu vermeiden („Die An- und Abreise […] bilden mit rund 80 Prozent den größten Brocken an CO2-Ausstoß während einer Reise“) und untersucht den Reisetrieb der Menschen; also, was uns überhaupt dazu treibt, unbekannte Orte erkunden zu wollen.

Ich hätte viele Leben haben können, aber dankenswerterweise habe ich dieses meine. Es ist nicht selbstverständlich, eine Krankenversicherung, ein Dach über dem Kopf und sauberes Trinkwasser zu haben. Auch die Erkenntnis, dass Menschen trotz materiellem Mangel zufrieden und lebensfroh sein können, haben viele Reisende schon gemacht. Wer die Fähigkeit hat, dankbar zu sein, führt ein glücklicheres Leben.

Reisen, das nicht nur auf möglichst Social-Media-taugliche Fotos ausgerichtet ist, kann dazu führen, dass sowohl die Reisenden als auch deren Umfeld und die bereisten Gebiete von den Effekten des Reisens profitieren. Maria Kapeller führt aus, wie das In-Kontakt-Kommen mit fremden Menschen und Kulturen die Wahrnehmung der Reisenden von der Welt verändern können. Allerdings nur wenn diese das auch zulassen und sich nicht von rein gewinnorientierten Pauschalreisenanbieter:innen durch exotische Gebiete karren lassen. Ein langsameres Reisen, das sich nicht am Abhaken einer Bucket List orientiert, sondern ein tatsächliches In-Kontakt-Kommen ermöglicht, kann dazu führen, dass sich unser Weltbild verändert und wir mit neuen Ideen und neuer Energie zum Verbesssern der Welt nach Hause kommen.

Die These hinter diesem Gedankenspiel: Wer genauer hinschaut, wird demnach automatisch Teil eines Veränderungsprozesses auf dieser Welt, weil das Hinschauen zum Umdenken und Handeln führt.

Die Autorin lässt aber auch nicht unhinterfragt, ob es nicht möglich wäre, die erwünschten Effekte auch ohne oder mit verträglicheren Formen des Reisens zu erreichen. Oft ist es nur das temporäre Aussteigen aus dem eigenen Alltag, das erlebe ich bei mir selbst immer wieder. Weg aus dem eigenen Umfeld zu sein, die Kleinigkeiten im eigenen Leben, die endlich mal Aufmerksamkeit benötigten, zurücktreten zu lassen und mehr in der Gegenwart zu leben und den Augenblick zu genießen. Das ginge jedoch genauso gut im Waldviertel wie in einem weit entfernten Ausland.

Der springende Punkt dabei ist aber nicht das Reisen an sich. Man muss nicht zwingend in ein Flugzeug steigen oder weit wegfahren, um sich zu erholen. Ausschlaggebend ist, sich aus dem Alltag und seinem Umfeld herauszunehmen.

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass mich die Bekehrung der Autorin von einer reiselustigen Flugmeilensammlerin zu einer Aktivistin für langsamen und nachhaltigen Tourismus mit einem etwas seltsamen Beigeschmack zurück gelassen hat. Es fühlt sich widersprüchlich an, wenn gerade ein Mensch, der in seinem Leben nach den eigenen im Buch angegebenen Maßstäben schon viel mehr CO2 verursacht hat, als in einem Leben zur Verfügung stünde, dann dazu aufruft, sein eigenes Flugverhalten zu hinterfragen. Natürlich ist niemand perfekt und wir können nicht nur, sondern wir müssen sogar unsere Meinungen und Einstellungen ändern, um die Klimakatastrophe noch irgendwie abmildern zu können. Nur scheint mir auch dieser Aufruf wieder an die Menschen gerichtet, die weniger ausrichten können. Das Flugverhalten von einzelnen Bürger:innen wird die Klimakatastrophe nicht verhindern, wenn reiche Menschen weiterhin mit Privatflugzeugen durch die Gegend jetten und dafür nichtmal entsprechende Steuern zahlen müssen.

Alle Steuerbegünstigungen für Flüge / Flugzeuge / Flughäfen müssen umgehend aufgehoben werden und stattdessen in die Bahninfrastruktur investiert werden. So lange ein Flug einfacher zu buchen und billiger ist als eine Zugverbindung, werden die Menschen sich nicht für die Eisenbahn entscheiden. Flüge müssen entsprechend ihrer Umweltschädlichkeit bepreist und im Gegenzug der öffentliche Verkehr gefördert werden. Das mag (und soll ja auch!) dazu führen, dass sich Menschen weniger Flüge leisten können. Es führt aber auch dazu, dass Menschen in ihrem Alltag eine bessere Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln erhalten und ihren täglichen (!) Verkehrsmittelmix hin zu einer umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Situation verändern können. Denn was wir täglich tun, hat mehr Bedeutungs- und Veränderungskraft als das, was wir hin und wieder mal tun.

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English Krimi Roman

Michael Warren Lucas – $ git commit murder \

CN dieses Buch: Gewalt, Mord, Gift, Sexismus
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If this was a TV show, some perky-pigtailed Goth girl would have the results back before the first commercial break, proving it wasn’t only poisoning, it was a rare sort of poisoning only possible from a rare beetle found only within two miles of Hellman’s home.

Der Autor Michael Warren Lucas schreibt nicht nur Krimis, sondern Bücher verschiedener Genres. Eins meiner Lieblingswesen ist ihm aufgrund seiner Fachbücher über das Betriebssystem BSD begegnet, er schreibt Non-Fiction über Tech-Themen wie Networking und Operating Systems, aber auch Crime, Fantasy und Science Fiction. Er war außerdem Gast auf der ersten Online-PrivacyWeek im Jahr 2020, wo er unter anderem aus diesem Buch vorgelesen hat.

Als Setting für diesen Krimi dient eine fiktive Tech-Konferenz namens BSD North, die in Ottawa, Kanada, stattfindet. Protagonist Dale wurde von seinem Arbeitgeber mehr oder weniger zur Teilnahme gezwungen. Als ADHD-Autist fühlt sich Dale in Gruppen von Menschen immer unwohl, Gesprächsverläufe bleiben ihm ein Rätsel, der Umgang mit Menschen generell kostet ihn Unmengen an Energie. Als dann noch während der Keynote ein anderer Konferenzteilnehmer sterbend aus seinem Sessel fällt, kommt zu der allgemeinen Unsicherheit noch die Suche nach einem mutmaßlichen Mörder hinzu.

Ein zentraler Punkt dieses Buchs sind die vielen mehr oder weniger Insider-Scherze, die der Autor über Versionskontrollsysteme, Tech-Konferenzen und das dort im Allgemeinen anzutreffende Publikum unterbringt. Dabei arbeitet er mit Klischees, wobei es ihm zumeist gelingt, diese nicht nur für platte Scherze zu nutzen, sondern sie in Frage zu stellen. Seinen Protagonisten Dale lässt er konkret (innerlich) die sexistischen Aussagen anderer Kongressteilnehmer kontern und kritisieren. Trotzdem bleibt ein schaler Beigeschmack bei der Beschreibung einer großteils cis-männlichen und weißen Kongressteilnehmergruppe, in der die einzige Frau hauptsächlich als Ziel von sexistischen Attacken fungiert.

Ein Nebenstrang der Geschichte ist Dales eigene versteckte Agenda, die er in seinen bisherigen Code-Patches der konkurrierenden Betriebssysteme versteckt hat. Dieser Teil wird zum Ende hin mit einer überraschend flauschigen Sinneswandlung von Dale aufgelöst, was mir als etwas zu einfach erschien. Wie ich auf der Webseite gerade gelesen habe, handelt es sich um eine noch nicht vollendete Trilogie, vielleicht wird dieser Strang ja in der Fortsetzung nochmal aufgegriffen.

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English Fantasy Kinder

C. S. Lewis – The Magician’s Nephew

CN dieses Buch: Gewalt gegen Tiere, Alkoholmissbrauch, Krankheit
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For what you see and hear depends a good deal on where you are standing: it also depends on what sort of person you are.

Letztens wollte ich mich nicht damit befassen, was ich nun als Nächstes lesen sollte und nahm wir daher vor, einfach aus meiner Bookmark-Liste in Libby, das oberste Buch zu nehmen, das gerade verfügbar ist. Das war dann die Gesamtausgabe der Chronicles of Narnia. Das jetzt erste Buch in dieser Reihe wurde erst später verfasst und ist eigentlich ein Prequel, das einiges über die Entstehung von Narnia erklärt.

Die Verklärung, die viele Menschen mit dieser Fantasy-Welt verbinden, ist mir völlig fremd, ich habe die Bücher als Kind nie gelesen. Daher fand ich jetzt auch diesen Einstieg eher langweilig. Aufmüpfige Kinder, die den Anweisungen ihrer Erziehungsbefugten nicht folgen, aber im Kern ihres Herzens gütig sind und die „richtigen“ Entscheidungen treffen, sind dann doch eher langweilige Protagonist:innen.

Amüsiert habe ich mich über die Szene, in der die sprechenden Tiere darüber debattieren, ob der bewusstlose Onkel Andrew wohl ein Mineral, eine Pflanze oder ein Tier wäre. Aus diversen Gründen erklären sie ihn zuerst zur Pflanze, graben ihn ein (zum Glück mit den Füßen nach unten) und gießen ihn, weil er so trocken aussieht. Als er durch das Gießen aufwacht, einigen sie sich darauf, dass er wohl doch ein Tier sein muss. Sie würden ihn gern als Haustier behalten.

Ich werde sicher den weiteren Büchern noch eine Chance geben (einer vollständigen Serie kann ich langfristig ja ohnehin nicht widerstehen).

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English Roman

Jessamin Chan – The School For Good Mothers

CN dieses Buch: Rassismus, Depression, Andeutung sexueller Handlungen, Gewalt, Sexismus, Suizid, Krankheit (Krebs, psychische Krankheiten)
CN dieser Post: Suizidgedanken


Was für ein gruseliges Buch. Die Autorin beschreibt eine Gesellschaft, in der Eltern in eine Besserungsanstalt geschickt werden, wenn sie (vermeintlich) ihren Kindern schaden. Die Geschichte beginnt mit der Protagonistin Frida, die in einer schwierigen Situation nicht mehr ein noch aus weiß. Vom Vater ihres Kindes Harriet lebt sie getrennt, sie teilen sich das Sorgerecht, die Hälfte der Woche, die Harriet bei Frida verbringt, arbeitet Frida von zuhause aus. Ein Entgegenkommen ihrer Arbeitsstelle, für das sie dankbar sein müsste. In der Realität kann Frida jedoch weder ihrer Tochter noch ihrer Arbeit jemals gerecht werden, die Anforderungen sind astronomisch. Nachdem Frida an einem sehr schlechten Tag eine sehr schlechte Entscheidung trifft, sieht sie sich konfrontiert mit einem System, das sie nicht nur als schlechte Mutter abstempelt, sondern auch jeder Chance beraubt, jemals dieses Stigma wieder loswerden zu können.

Aus dem System gibt es kein Entrinnen. Um ihre Tochter wieder zu bekommen, muss Frida allem zustimmen, darf nicht aufbegehren, muss alle Ungerechtigkeiten über sich ergehen lassen. Schon die Szenen zu Beginn, in denen Frida unter unmöglichen Umständen unter der Aufsicht einer Sozialarbeiter:in beweisen soll, dass sie mit ihrer Tochter nicht überfordert ist, lassen mich vor Ungerechtigkeit fast aufschreien. Diese Grausamkeit steigert sich jedoch in der Schule, in der Frida schließlich lernen soll, eine gute Mutter zu sein, in bisher ungekannte Dimensionen.

Bad parents must be transformed from the inside out. The right instincts, the right feelings, the ability to make split-second, safe, nurturing, loving decisions.

Die Schule erweist sich als Ort der Gehirnwäsche. Immer wieder müssen die Frauen sich selbst vorsagen, was für schlechte Mütter sie sind. Dass sie es verdienen, hier und getrennt von ihren Kindern zu sein. Dass sie gesündigt haben und nun Buße tun müssen.

A mother is always patient. A mother is always kind. A mother is always giving. A mother never falls apart. A mother is the buffer between her child and the cruel world.

Um zu lernen, wie sie gute Mütter sein können, werden die Mütter mit Roboterkindern ausgestattet, an denen sie nun beweisen müssen, dass sie fähig sind, mütterliche Emotionen zu empfinden und dementsprechend richtig zu handeln. Viele Mütter halten dem Druck nicht stand und scheitern an der unmöglichen Erfüllung der an sie gestellten Aufgaben. Manche versagen in den Tests immer wieder, manche verstoßen aus Einsamkeit gegen die absurden Regeln der Schule, manche sehen keine Hoffnung und keinen Sinn mehr in ihrem Leben.

A mother who is in harmony with her child, who understands her place in her child’s life and her role in society, is never lonely. Through caring for her child, all her needs are fulfilled.

Ein ausgezeichnetes Beispiel bietet das Buch auch für die Art von Überwachung, die aufzeigt, dass Beobachtungen von menschlichen Handlungen immer interpretiert werden. Unter Videoüberwachung soll Frida zeigen, wie sehr sie ihre Tochter vermisst, wie sehr sie ihren Fehler bereut. Ihre Emotionen werden jedoch von den Menschen des Systems völlig unterschiedlich interpretiert, kalt und egoistisch wird Frida dargestellt, selbstsüchtig und nicht fähig, sich um ihre Tochter zu kümmern. Lange klammert sich Frida an jeden einzelnen Funken Hoffnung. Die Aussichtslosigkeit ihrer Lage wird erst auf den letzten Seiten deutlich.

Sometimes people do things because that thing will make them feel good in the moment. Because they just want to feel better.

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Roman

Pierre Jarawan – Am Ende bleiben die Zedern

CN dieses Buch: Gewalt, Verlust eines Elternteils, Flucht, Krieg,
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Dieses Buch habe ich auf einer Reise im Travel Book Shop in Zürich gekauft. Es stand vermutlich seit ca. sieben Jahren auf meiner Leseliste, ich konnte es aber nie finden, weil … in meiner Liste der erste Buchstabe des Nachnamens des Autors falsch war. Ob das bereits in dem Artikel so war, aus dem ich die Empfehlung hatte, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen (der Link funktioniert nicht mehr). Jedenfalls hatte ich mich vor dem Nieselregen in das Buchgeschäft zurückgezogen, wollte eigentlich nichts kaufen. Nachdem ich mir mehrere Fotobände angesehen hatte, die ich keinesfalls auf dem Rest dieser Reise mitschleppen würde, konnte ich doch nicht umhin, dieses Buch zu kaufen, weil es irgendwie einfach Schicksal war, es dort zu finden …

Fassade des Travel Book Shop in Zürich, über dem Eingang hängt ein Zunftzeichen mit einer Palme, die Fensterrahmen sind grün gestrichen, im Hintergrund ist eine Reliefkarte in einem Schaukasten zu sehen

Samir, der Protagonist der Geschichte, wurde in Deutschland geboren, seine Eltern waren kurz vor seiner Geburt aus dem Libanon geflüchtet. Im Verlauf des Buches beschreibt Samir, wie er sich zwischen den beiden Kulturen verloren fühlt: Er wurde in Deutschland geboren, hat sein ganzes Leben hier verbracht. Die Erzählungen seines Vaters über dessen Heimatland Libanon bedeuten Samir aber umso mehr, nachdem sein Vater die Familie verlassen hat, als Samir acht Jahre alt war. Es war ein Verschwinden von einem Tag auf den anderen, verbunden mit Geheimnissen, auf die sich der achtjährige Samir keinen Reim machen kann. Das unerklärte Verschwinden des Vaters lässt ihm keine Ruhe, kostet ihn schließlich seinen Job in einer Bibliothek, beeinflusst als fixe Idee seine Beziehungen und Freundschaften. Erst der erneute Kontakt mit der Kindheitsfreundin Yasmin rüttelt ihn auf und führt ihn schließlich auf eine Reise in den Libanon mit dem Zweck, die Spuren seines Vaters zu verfolgen.

In den neunziger Jahren veränderten sich das politische Klima und die Welt um mich herum dramatisch. Doch so richtig merkte ich es nicht. Ich war gefangen in diesem verrückten, bunten Jahrzehnt, in dem alles zum letzten Mal analog war. Mitgerissen von einer Generation, die sich vehement weigerte, sich den Spaß nehmen zu lassen, obwohl es genügend Zeigefinger gab, die mahnend in die Zukunft wiesen. Wir hatten keine Kämpfe zu kämpfen. Der Kalte Krieg war vorbei, die Mauer war eingestürzt, die Zwillingstürme noch nicht. Die einzigen Grenzen, die wir kannten, waren die, die wir uns selbst auferlegten.

Der Protagonist Samir wurde Anfang der 80er geboren und in den Beschreibungen der Zeiten seines Aufwachsens, seiner Jugend habe ich vieles wieder erkannt, wie ich es selbst erlebt habe. Im Gespräch mit einer Person, die zur selben Zeit in Israel aufwuchs, habe ich überrascht festgestellt, wie unterschiedlich unsere Erinnerungen an diese Zeit sind. Während der Jugoslawien-Krieg für mich als Kind absolut keine Rolle spielte, waren die Verflechtungen zwischen dem Libanon und seinen Nachbarländern Syrien und Israel viel bestimmender für politische und gesellschaftliche Entwicklungen und laut dieser Person auch wesentlich präsenter im alltäglichen Leben.

Das Buch ist eine wunderbare Mischung aus der persönlichen Geschichte Samirs und den politischen Entwicklungen, die die Erfahrungen so vieler geflüchteter Menschen entscheidend geprägt haben. Samirs Reise in den Libanon erzählt von den Landschaften, die ihm sein Vater als Kind näher gebracht hat, vom Geruch der Zedern, den schroffen Bergen, dem fremden Flair eines Landes, in dem sich Samir aber eigentlich nicht fremd fühlen will. In den Hinweisen, die er aus seiner Kindheit bewahrt hat und den Recherchen, die ihm den Bibliotheksjob gekostet haben, sucht er nach Anhaltspunkten, die ihm dabei helfen könnten, das Schicksal seines verschwundenen Vaters zu ergründen. Oft entwickeln sich scheinbare Sackgassen zu neuen Verbindungen.

Meine uneingeschränkte Empfehlung für dieses Buch. Die Geschichte ist mitreißend mit einer überraschenden Wendung am Ende, die ich absolut nicht kommen habe sehen, und die trotzdem ganz wunderbar passt. Den Schreibstil fand ich sehr angenehm, die Mischung der Zeitebenen (der junge Samir mit seinen Eltern, der „heutige“ Samir auf seiner Reise in den Libanon) wird mit dem Fortschreiten der Geschichte immer enger und führt schließlich komplett in die Gegenwart (1. Auflage 2018). Der umfangreich beschriebene kulturelle und gesellschaftliche Kontext aus einer Zeit, die ich einerseits selbst in Erinnerung habe, in der sich aber in einem gar nicht so weit entfernten Land Dinge zugetragen haben, mit denen ich mich nie befasst habe, hat mich sehr berührt. Wenn wir uns nur mehr mit anderen Kulturen, Lebensbedingungen, Religionen befassen würden, würde es insgesamt vielleicht weniger Konflikte geben. Vielleicht trägt dieses Buch etwas zum Verständnis bei, mir hat es jedenfalls eine unbekannte Welt innerhalb unserer alltäglichen Welt eröffnet.

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Roman

Katja Kettu – Die Unbezwingbare

CN dieses Buch: Gewalt gegen Menschen, Kinder, Tiere; sexuelle Handlungen, Masturbation; sexueller Missbrauch von Kindern, Krankheit (Krebs, Demenz, Neurosyphilis, Typhus), Zwangssterilisation, Totgeburt, Rassismus
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Ich war verdutzt, weil mir der Gedanke, dass ich mich hier auf meinem eigenen Land befand, gar nicht gekommen war. Dass ich überhaupt irgendwelches Land hätte, von dem ich fortgehen und auf das ich zurückkehren könnte.

Dieses Buch erzählt eine Geschichte von zwei unterdrückten Minderheiten: die indigene Bevölkerung im Ojibwe-Reservat in Minnesota und die finnischen Migrant:innen, die sich in derselben Gegend niederlassen. Beide Gruppen werden von der weißen Mehrheit diskriminiert und nicht als menschlich angesehen bzw. behandelt. Die erwachsene Lempi kehrt in das Reservat zurück, in dem sie als Tochter einer Ojibwe-Mutter und eines finnischen Vaters aufgewachsen ist. Ihre Mutter Rose ist auf mysteriöse Weise verschwunden, als Lempi acht Jahre alt war. Ihr Vater leidet nun an Demenz und steht unter Verdacht, am Verschwinden einer Jugendlichen beteiligt zu sein. Lempi kehrt in ihr Heimatland zurück aus der christlichen Gemeinde, in der sie sich gewissermaßen versteckt, um sich nicht mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen zu müssen. Doch die Rückkehr reißt alte Wunden auf. Das Verschwinden von Rose wird jedoch nicht durch Detektivarbeit aufgeklärt sondern durch eine scheinbar natürliche Wendung der Ereignisse. Lempi ist nicht bewusst auf der Suche nach ihrer Vergangenheit. Die Auseinandersetzung mit ihren Wurzeln ergibt sich fast gegen ihren Willen, sie kann sich jedoch dem Sog der Fragen nach den Ereignissen ihrer Kindheit auch nicht entziehen.

Es ist ein grausames Buch, das in vieler Weise aufzeigt, mit welcher Gewalt und unmenschlicher Behandlung sich unterdrückte Minderheiten konfrontiert sehen. Es ist gleichzeitig auch ein hoffungsvolles Buch, in dem Lempi ihre Vergangenheit nicht nur aufklärt, sondern darin auch eine neue Basis für ihre eigene Zukunft findet.

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English Jugend Roman

Genzaburo Yoshino – How Do You Live?

CN dieses Buch: Tod eines Elternteils, Mobbing, Armut
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We have the power to decide on our own who we will be. Therefore, we will make mistakes. However –
We have the power to decide on our own who we will be. Therefore, we can also recover from mistakes.

Der Fotograf hatte ein Lokal für das Mittagessen vorgeschlagen, drei Türen weiter befand sich der English Book Store Love Story of Berlin, den Rest könnt ihr euch dazu denken, oder? Schweren Herzens habe ich mich entschlossen, nur ein Buch zu kaufen (ja, ok, das andere, das in der engeren Auswahl war, hab ich dann woanders gekauft, dazu später mehr …). Dieses war in einer Ecke in Szene gesetzt und mit einer speziellen Empfehlung des Personals versehen. Dazu noch der Titel und das wunderschöne Cover und ich konnte nur zugreifen.

Buchgeschäft, Schild mit dem Namen „Love Story of Berlin – English Book Store“, neben der Tür ein Schild mit dem Text „The answers you get from literature depend on the questions you pose“, im Vordergrund ein Buch mit dem Titel „How do you live?“ von Genzaburo Yoshino

Das Buch erzählt aus der Perspektive eines männlichen Teenagers, der sich mit philosophischen Fragen um das Funktionieren der Gesellschaft und ihrer (Un-)Gerechtigkeiten auseinandersetzt. Im Austausch mit seinem Onkel zeigt Copper stets eine erstaunliche Weitsicht für sein Alter, er scheitert jedoch immer wieder an der Umsetzung seiner Ideale in seinem Alltagsleben.

Copper had an odd feeling. The watching self, the self being watched, and furthermore the self becoming conscious of all this, the self observing itself by itself, from afar, all those various selves overlapped in his heart, and suddenly he began to feel dizzy.

Die Distanziertheit der japanischen Gesellschaft ist mir auch in diesem Buch wieder sehr deutlich bewusst geworden (zuvor zB auch in Strange Weather in Tokyo). Copper und seine aufgeklärten Freund:innen fühlen sich nicht wie reale Jugendliche an, das gelingt nur bei den antagonistischen Bully-Figuren, die wirken sehr überzeugend. Das sagt uns vermutlich, dass sich die Bully-Figuren in den Jahrzehnten (!), die seit der Veröffentlichung dieses Buchs vergangen sind, nicht wesentlich verändert haben. Bruno Navasky, der das Buch ins Englische übersetzt hat, erklärt in seinem Nachwort auch den Hintergrund, vor dem diese Geschichte entstanden ist. Erstmals veröffentlicht 1937 in einem autoritären Umfeld, in dem Kritik an der japanischen Regierung per Gesetz verboten wurde, enthält das Buch deutliche Aufrufe, selbst zu denken und sich für seine Mitmenschen einzusetzen:

[…] it also contains many lessons, and a quiet but powerful message on the value of thinking for oneself and standing up for others during troubled times.

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English Roman

Brit Bennett – The Vanishing Half

CN dieses Buch: Rassismus, Tod eines Elternteils, Gewalt, Lynchmord, Beziehungsgewalt, Gaslighting, Mobbing, Prostitution, sexueller Missbrauch
CN dieser Post: Erwähnung von Rassismus und Beziehungsgewalt (keine grafischen Beschreibungen)


That was the problem: you could never love two people the exact same way.

Dieses Buch erzählt die Geschichte zweier Schwestern, Zwillinge, die als Kinder unzertrennlich sind und deren Leben als Erwachsene sich in völlig unterschiedliche Richtungen entwickeln. Ihre Kindheit ist geprägt vom Aufwachsen in einer Kleinstadt, in der eigentlich alle farbig sind, aber der Grad der Dunkelheit der Haut einer Familie den gesellschaftlichen Status bestimmt. Desirée und Stella wünschen sich nichts mehr, als aus der Ödnis und Engstirnigkeit der Kleinstadt auszubrechen.

Als die beiden Mädchen schließlich ohne großes Aufhebens die Stadt verlassen (und ihre verwitwete Mutter allein zurücklassen), teilen sich ihre Wege. Stella stellt fest, dass sie in der Großstadt New Orleans mit ihrer helleren Haut als weiß wahrgenommen wird, wenn sie sich entsprechend benimmt (passing). Was als Experiment beginnt, wird schließlich zu ihrem neuen Leben. Das sie nur weiterführen kann, wenn sie ihre Familie zurücklässt, verleugnet und eine ganz andere Person wird.

Desirée heiratet einen Mann, der sie misshandelt und den sie schließlich verlässt (nach einer langen Zeit, in der sie sich mit all den Ausreden, die einer Frau von der Gesellschaft nahe gelegt werden, wenn sie von ihrem Partner misshandelt wird, auseinandersetzen muss [sie hat einen Fehler gemacht; sie könnte sich doch mehr bemühen; kein Wunder, dass er wütend geworden ist]).

When you married someone, you promised to love every person he would be. He promised to love every person she had been.

Die Töchter der beiden Schwestern leben dementsprechend ebenfalls vollkommen unterschiedliche Leben. Desirées Tochter Jude wächst als sehr dunkelhäutiges Kind mit ähnlichen Diskriminierungen auf, wie sie ihre Mutter und Tante als Kinder erlebt haben. Stellas Tochter Kennedy ist blond und hellhäutig und wächst als weiße Tochter eines gut situierten Anwalts mit allen entsprechenden Privilegien auf. Durch eine Kette von Zufällen kreuzen sich die Wege der Töchter, was zu einem Aufbrechen von Konflikten führt, die beide Familien erschüttern.

People thought that being one of a kind made you special. No, it just made you lonely. What was special was belonging with someone else.

Neben dem Thema passing as white kommt passing auch noch in einem Gender-Zusammenhang vor. Judes Partner Reese ist ein Trans-Mann, der wie Stella seine Heimat und Familie verlassen hat, um ein anderer Mensch zu werden. Während die Oberfläche ähnlich aussieht, zeigen die Gefühle der beiden aber vollkommen unterschiedliche Seiten: Reese ist sich seiner selbst sicher, er weiß genau, wer er ist und musste aus seinem bisherigen Leben ausbrechen, um eben sein zu können, wer er ist. Stella hingegen lebt in der ständigen Angst, ihre Lüge, ihr Schauspiel könnte aufgedeckt werden. Mir hat gefallen, wie Reese als Trans-Charakter in dieser Geschichte angenommen wird. Die Beziehung zwischen Reese und Jude ist natürlich nicht frei von Spannungen, aber insgesamt ist sie neben der späten Beziehung von Desirée und Early in meinen Augen die gesundeste Beziehung in der ganzen Geschichte. Von solchen Beziehungen, in denen transsexuelle Menschen einfach als Menschen leben, würde ich gerne mehr lesen.

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Sachbuch

Dava Sobel, William J. H. Andrewes – Längengrad

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Die Feststellung der Geokoordinaten, an denen wir uns gerade befinden, ist heutzutage in unseren Smartphones verbaut. Wir verwenden sie selbstverständlich bei jeder Adressanfrage an unser Telefon und bei jeder Planung einer Fortbewegung. Unser Smartphone kennt anhand von GPS-Koordinaten (und WLAN-Identifier) die Orte, an denen wir uns häufig aufhalten und kann uns an Aufgaben erinnern, die nur an einem bestimmten Ort ausgeführt werden können (Georeminder).

Die Geokoordinaten und ihre Bestimmung haben eine wechselhafte Geschichte hinter sich. In diesem reichlich illustrierten Band erzählen die Autor:innen die Entwicklung der Seenavigation, die von Astronomen und Uhrmachern (ja, allesamt männlich) gleichermaßen geprägt wurde.

  • Galileo Galilei (1564–1642) entdeckte 1610 drei Jupitermonde, die er später zur Bestimmung des Längenunterschieds zwischen zwei Orten zu benutzen versuchte. Diese Methode der Monddistanzen wurde von vielen Wissenschaftlern verfeinert und sollte noch einige Jahrhunderte die Navigation entscheidend prägen.
  • Gemma Frisius (1508–1555) erdachte 1530 als Erster, dass eine ausreichend genaue mechanische Uhr zur Längengradbestimmung genutzt werden konnte. Bis zur Entwicklung dieser „ausreichend genauen Uhren“ vergingen jedoch noch Jahrhunderte.
  • Der zentrale Charakter der Geschichte der Lösung des Längengradproblems ist jedoch der Uhrmacher John Harrison (1693–1776). Harrison baute Zeit seines Lebens vier Schiffsuhren (H-1 bis H-4 genannt), die auf See die Zeit wesentlich genauer anzeigten als alle bisher bekannten Zeitmesser. Diese Genauigkeit erreichte er zum Beispiel durch die Erfindung des Rostpendels, das verhinderte, dass Temperaturschwankungen die Länge des Pendelstabs einer Pendeluhr verändern (und damit die Messung der Uhrzeit beeinflussen). Er verwendete für sein Rostpendel Stahl- und Messingstäbe, die unterschiedlich auf sich verändernde Temperaturen reagieren und damit die Veränderung der Länge des Pendels ausgleichen können. Das Rostpendel ist übrigens nach dem Grillrost benannt, dem es mit seinen parallel angeordneten Stäben ähnelt. John Harrison widmete sein Leben der Lösung des Längengradproblems und wurde dabei bis ins hohe Alter von den Mitgliedern der Längenkomission schikaniert. Den 1714 ausgelobten Preis für die Lösung bekam er nie zugesprochen.
  • John Hadley (1682–1744) leistete einen wesentlichen Beitrag zur Messung der Monddistanz sowie der Messung der Höhe der Sonne, des Mondes oder eines Sterns über dem Horizont auf See. Der von ihm erfundene Spiegelquadrant erleichterte wesentlich die Bestimmung von Distanzen auf See. Der Hadley’sche Quadrant bildete den Vorläufer des Sextanten, wie er heute noch zur Seenavigation verwendet werden kann.

Aus dem Quadranten entwickelte sich rasch ein noch genaueres Gerät, der Sextant, der mit einem Teleskop und einer größeren Meßskala ausgestattet war. Diese Verbesserungen erlaubten es, die sich ständig wandelnden Entfernungen zwischen Mond und Sonne beziehungsweise Mond und Sternen nach Einbruch der Dunkelheit exakt zu bestimmen.

Die Erstausgabe dieses Buchs erschien bereits 1998, wie mir im letzten Kapitel auffiel, wo erstmals der Begriff GPS verwendet wird. Dort heißt es noch, dass aus Sicherheitsgründen die Genauigkeit der Positionsbestimmung auf 100 Meter beschränkt würde. Diese künstliche Ungenauigkeit wurde am 2. Mai 2000 (in der Geocaching-Community auch bekannt als Blue Switch Day) abgeschaltet. Dadurch erlebte GPS einen Aufschwung in der Nutzung für Fahrzeugnavigation und in weiterer Folge auch in der Verbreitung GPS-basierter Spiele wie Geocaching.

Hervorheben möchte ich auch noch diese Anekdote:

In der Folge wurde der Ausdruck »den Längengrad finden« zum Synonym für ein aussichtsloses Unterfangen. »Die Länge« war ein so populäres Gesprächsthema und eine so beliebte Pointe von Witzen, daß der Begriff sogar in die zeitgenössische Literatur einging. In Gullivers Reisen beispielsweise soll der gute Kapitän Lemuel Gulliver erzählen, wie er sich das Leben als unsterblicher Struldbrug vorstellt. Er antwortet, er würde mit Vergnügen die Wiederkehr der Kometen beobachten, würde verfolgen, wie aus großen Flüssen seichte Bäche werden, und er würde »die Entdeckung des Längengrades, des Perpetuum mobile, der Universalmedizin und viele andere bedeutende Entdeckungen erleben, die zur größten Vollkommenheit gelangt sind«.

Im Buch wird immer wieder erwähnt, welche Stücke der damaligen Zeit im National Maritime Museum bzw. im Royal Observatory in London zu sehen sind (etwa die von John Harrison konstruierten Uhren H-1 bis H-4). Nach der Lektüre dieses mitreißend aufbereiteten Buchs wäre es natürlich noch mehr Freude, die Artefakte aus dieser Zeit tatsächlich im Museum sehen zu können.

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Roman

Colleen Hoover – It Ends With Us

CN dieses Buch: häusliche Gewalt, Beziehungsgewalt, Alkohol- und Drogenmissbrauch, Suizid, Tod, versuchte Vergewaltigung
CN dieser Post: häusliche Gewalt, Beziehungsgewalt


Da wollte ich also auch mal wissen, was es mit dem BookTok-Phänomen Colleen Hoover so auf sich hat. Die Autorin schreibt bereits seit 2011, jedoch wurde sie erst richtig populär durch die BookTok-Community auf der Kurzvideo-Plattform TikTok. Dadurch landete ihr bereits 2016 veröffentlichtes Buch It Ends With Us im Jänner 2022 auf der Bestsellerliste der New York Times.

Where are all the people who wonder why the men are even abusive? Isn’t that where the only blame should be placed?

Es ist mir etwas unangenehm, aber ich muss meine eigenen Vorurteile reflektieren. Ich hatte (unbewusst?) angenommen, ein auf TikTok populärer Roman müsste zwangsläufig oberflächlich und klischeehaft sein. Diese Annahme erwies sich als völlig falsch. Das Buch beschäftigt sich mit dem schwierigen Thema Beziehungsgewalt und erklärt die Sicht der Betroffenen, die zumeist mit Unverständnis konfrontiert werden („warum verlässt sie ihn denn nicht?“). Darauf nimmt auch unmittelbar das obige Zitat Bezug: Gefragt wird im Allgemeinen danach, warum sich die Frau das gefallen lässt, und nicht warum die Männer überhaupt gewalttätig sind. (Die Rollenverteilungen zwischen Täter und Opfer sind in den meisten vielen Fällen wie im Buch beschrieben, es soll natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass es Beziehungsgewalt auch in Beziehungen zwischen Menschen anderer Gender geben kann. Von ihren eigenen Erfahrungen erzählt etwa Carmen Maria Machado in ihrem Memoir In The Dreamhouse, das ich noch nicht gelesen habe.)

Colleen Hoover lässt ihre Protagonistin Lily Beziehungsgewalt in zwei unterschiedlichen Konstellationen erleben. Zuerst erlebt sie als Jugendliche, wie ihr Vater ihre Mutter misshandelt. In ihrer eigenen Beziehung ist sie glücklich bis zu dem Tag, als ein scheinbar nebensächlicher Moment die gewaltvolle Seite ihres Partners zum Vorschein bringt. Sie beschreibt im Detail die Zweifel, das Nicht-wahrhaben-wollen, das Nicht-glauben-können, dass dieser Übergriff tatsächlich passiert sein kann. Dass der geliebte Mensch so etwas tun würde. In gewissem Sinne beantwortet sie damit die Fragen, die sonst an die Opfer von Beziehungsgewalt gestellt werden:

Just because someone hurts you doesn’t mean you can simply stop loving them. It’s not a person’s actions that hurt the most. It’s the love. If there was no love attached to the action, the pain would be a little easier to bear.

Letztes Jahr ist die Fortsetzung It Starts With Us erschienen. Obwohl ich It Ends With Us ziemlich gut geschrieben fand, setzen jetzt andere meiner Vorurteile ein. Ich denke an Just One Day, das ich ganz toll fand und die Fortsetzung Just One Year, die meine Erwartungen leider nicht erfüllt hat. Aber vielleicht kommt der richtige Moment, um wieder in dieses Universum einzutauchen.