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English Sachbuch

Robert Bringhurst – The Elements of Typographic Style

Space in typography is like time in music. It is infinitely divisible, but a few proportional intervals can be much more useful than a limitless choice of arbitrary quantities.

Meine Mutter hat mich mit diesem Buch im Hof sitzen gesehen und meinte nach einem kurzen Blick: „Das ist ja gar kein Vergnügen, das ist ja Arbeit.“ Sie hatte Recht und Unrecht. Natürlich kann kein Chef von mir verlangen, dass ich Typografiebücher lese und ich hab’s mir selber ausgesucht, also Vergnügen. Aber dann auch wieder Arbeit. Weil so viele Dinge, von denen ich weiß, dass sie im Magazinlayout gang und gäbe sind, von Robert Bringhurst entwertet und widerlegt wurden. Am Anfang hab ich befürchtet, ich könnte nach der Lektüre meinen täglichen Job nicht mehr machen. Hab dann die Dosis reduziert und mir Zeit gelassen, damit das Wissen auch einsinken kann. Und dann ist es auch noch amüsant geschrieben mit treffenden Metaphern und Witzen.

Etwa schreibt er in den Schriftmustern zur Alcuin:

As such, it does not have and does not need a sloped companion face. There is instead an extensive range of weights with text figures and small caps. This is everything required for setting excellent text. The face should not be used where editorial inflexibility demands the use of roman and italic.

Eine brillante Umschreibung dafür, dass der Chef in alles reinregiert, und italic verlangt, obwohl es absolut unpassend ist. Bei den Schriftmustern hab ich so einiges gefunden, was ich noch nicht kannte, hauptsächlich klassische Schriften, die sich für Fließtexte eignen und sich über lange Jahre bewährt haben. Es müssen nicht immer Garamond und Futura sein. Auch einige Tipps zur Verwendung von Klammern als Korrekturmarker, die mir bisher nicht bekannt waren:

In the editing of classical texts, angle brackets are used to mark editorial additions while braces mark the editor’s deletions.

Also ich kann meinen Job noch machen. Für den interessierten Typografie-Enthusiasten hat dieses Werk so einiges zu bieten und ich werde sicher noch oft auf meine Notizen zurückgreifen und davon profitieren. Wird auf jeden Fall in meine Fachliteratur-Bibliothek aufgenommen. Also doch Arbeit ;-)

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Sachbuch

Dirk Lenzen – Jeder Hund kann gehorchen lernen

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Der Hund schließt sich dem Zweibeiner an, der ihm als Ranghöchster imponiert. Auf der anderen Seite wird er jedem „rangniedrigeren“ Zweibeiner sofort die Beute streitig machen und sich danach wichtigeren Dingen zuwenden. Das ist seine Natur. Er testet in jedem Moment seine Rudel-Position und nutzt sie für sich.

Vermutlich kann keiner beurteilen, ob er selbst ein guter Rudelführer ist. Der Hund kann es uns ja nicht sagen. Rückblickend nach einem Jahr mit Hund kann ich allerdings etwas darüber reflektieren, wie es bei uns gelaufen ist. Natürlich kann ich nicht sagen, ich wäre fertig mit der Hundeerziehung. Denn mein Hund ist weder gut erzogen, noch bin ich eindeutig ihr Rudelführer. Aber immerhin haben wir uns zusammengelebt. Und ich mich ein Stück damit abgefunden, dass unsere dominante Hündin vermutlich ihr Leben lang versuchen wird, die Rudelführung an sich zu reißen. Und der „rangniedrigere“ Zweibeiner liegt ihr sowieso zu Füßen …

Der Leckerchensegen stachelt den Beutetrieb und das Konkurrenzverhalten derHunde an, sodass es in der Folge zu schweren Beißereien kommen kann. Und zwei streitende Konkurrenten wird man kaum auseinanderbringen, indem man ihnen noch mehr Leckerchen hinwirft.

Am Anfang hab ich mir viele gute Tipps geben lassen, die meisten beinhalteten die Gabe von Belohnung, nachdem der Hund etwas richtig gemacht hatte. Das brachte mich in meinem ungeduldigen Wesen und meiner Naivität schnell zum Ausruf: „Aber wie soll ich ihr denn was geben, wenn sie nie was richtig macht?“ Dass mir damals selbst nicht klar war, was eigentlich richtig und sinnvoll wäre, muss ich heute rückblickend zugeben. Dass die Belohnungsbestechung bei unserem Hund nicht die richtige Erziehungsmethode ist, weiß ich jedoch auch (und nicht nur, weil mir dieses Buch dies bestätigt und erläutert hat).

Der Grund dafür liegt im Sozialverhalten der Menschen: Wir wollen andere durch Liebe und Freundlichkeit überzeugen und an uns binden – und nur wenn es nicht anders geht durch Zurechtweisung. Aber: Der Hund ist kein Mensch und versteht das natürliche Sozialverhalten seiner Art deutlich besser.

Immerhin bekam ich also hier bestätigt, dass Hundeerziehung auch ohne ständiges Füttern und das Herumtragen von Extrawurstwürfeln in allen Jackentaschen möglich sein muss. Inzwischen fühlt sich unser kleines Biest auch so an mich gebunden, dass sie auf Ruf zu mir kommt, ohne das Wissen, gleich gefüttert zu werden. Auch erleichternd: der Hinweis, dass es den perfekt erzogenen Hund nicht gibt:

Entscheidend ist dabei nur, dass Ihr Hund an der locker durchhängenden Leine läuft und nicht zieht. Und dass er beim Freilauf auf „Komm!“ und „Hier!“ hört, und zwar so gut, dass Sie ihn in acht von zehn Situationen (zum Beispiel Kaninchen, andere Hunde, gefährliche Straße) abrufen können. 100 Prozent schafft kaum ein Hund.

Dass es auf den Tonfall ankommt, war mir schnell klar. Unsere kleine Herzensbrecherin weiß genau, welche Menschen ihr wohlgesonnen sind und erkennt den „Ja, so ein lieber Hund“-Tonfall sofort und mit 100% Zuverlässigkeit. Sie reagiert gut auf Pfiffe, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, und nimmt Befehle nur dann wahr, wenn sie auch im Befehlston ausgesprochen werden.

Hunde können sich zwar einfache Wörter merken und sie mit etwas verknüpfen, aber sie achten zugleich sehr genau darauf, wie man sie ausspricht. So würde der Hund ein tiefes, scharfes, knappes und lautes „Fein!“ vollkommen entgegengesetzt auffassen, während ein erfreutes, sanftes und lang gezogenes „Aus!“ oder „Pfui!“ eher positiv ankäme. Will sagen: Wer richtig betont, erzieht besser und schneller.

Lenzens alternative Hundeerziehungsmethode per Leinenruck klingt verlockend, konnte ich jedoch mit unserer Hündin, die an Geschirr und Flexileine bereits gewöhnt ist, bisher nicht erfolgreich praktizieren. Ein kurzer Versuch mit beiden Leinen im Gepäck und Wechsel erwies sich als äußerst umpraktikabel. Im Stadtverkehr geht sie inzwischen ziemlich brav an der kurzen Leine, doch sie ist gewohnt, bei jeder Grünfläche etwas mehr Auslauf zu bekommen und ich wüsste nicht, warum sie den nicht kriegen sollte. Wir wollen unseren Hund ja beschäftigt halten und ihr Gelegenheit geben, die Welt zu erkunden. Das geht mit der Flexileine natürlich besser.

Sie klopfen Ihrem Hund per Leinenruck „auf die Schulter“, holen ihn von der Ablenkung weg und gewinnen seine Aufmerksamkeit. Das funktioniert nur dann optimal, wenn die Leine mit einem Halsband verbunden ist. Ist sie dagegen in ein Geschirr eingehakt, kommt das durch die Bewegung im Handgelenk ausgelöste Leinensignal beim Hund nur sehr abgeschwächt bzw. überhaupt nicht an. Er ist somit nur bedingt erziehbar und wird sich oft noch stärker in das Geschirr hängen.

Auch wenn mir nahestehende Menschen immer wieder sagen, dass der Hund nach einem Jahr total geprägt ist auf seine Hauptbezugsperson und man sich natürlich sehr geschmeichelt fühlt von diesem Gedanken, finde ich es angenehmer, zu wissen, dass der Hund auch mal eine Woche Urlaub bei anderen Bezugspersonen versteht ohne dass die Hund-Halter-Beziehung Schaden nimmt oder der Hund „beleidigt“ ist. Natürlich erwische ich mich aber auch immer noch dabei, dem Hund menschliche Gefühle und Regungen anzudichten. Ausgeprägte Mimik und Körpersprache des Tiers verleiten einfach zur Interpretation.

Natürlich ist es wichtig, dass wir ein inniges und von Vertrauen geprägtes Verhältnis zu unserem Hund haben. Aber so wichtig, dass unser Hund nicht mal ein paar Tage oder Wochen ohne uns auskommen kann, sind wir nicht – auch wenn uns dieser Glaube ein wohliges Gefühl gibt. Dieses Gefühl ist aber zugleich eitel und egoistisch, weil dahinter der Gedanke steht: „Ich bin für meinen Hund unersetzlich.“

Inzwischen beobachte ich meinen Hund intensiv im Kontakt mit anderen Hunden. Mir war lange nicht klar, warum sie sich bei manchen komplett entspannt und bei anderen total durchgeknallt benommen hat. Bald konnte ich beobachten, dass sie mit übermütigen Welpen nicht klarkommt, das Herumgespringe und Geprassel taugt ihr nicht. Dass sie aber auch andere Hunde, die sie zuerst neugierig und freundlich beschnuppert, dann plötzlich anknurrt, konnte ich nicht so schnell zuordnen. Auch dafür hat Lenzen eine passende Erklärung:

Irrtum Nr. 21: „Meine Hündin ist eine Zicke.“
Falsch! Die Eigenschaften, die wir Menschen einer „Zicke“ zuschreiben (launisch, selbstverliebt, arrogant etc.) lassen sich unmöglich auf die Hundewelt übertragen. „Zickiges“ Verhalten bei Hündinnen ist vielmehr als Dominanz- oder Abwehrreaktion auf einen anderen Hund zu erklären, der bei Geruchskontrolle und Co. zu forsch und zu schnell Kontakt aufnimmt.
Dabei können Hündinnen genauso wenig „zickig“ sein wie trotzig oder eifersüchtig. Was bei Begegnungen mit vierbeinigen „Zicken“ tatsächlich passiert, ist Folgendes: Wenn sich ein Hund einer dominanten Hündin nach dem Motto „Hallo, hier bin ich! Wer bist du denn?“ forsch nähert und sie beschnüffeln will, kann es sein, dass ihr das zu weit geht. Also zeigt sie Zähne, um zu signalisieren: „Lass das, ich will das nicht, du kommst mir zu schnell zu nahe!“ Und wenn der oder die andere daraufhin nicht ablässt, schnappt die dominante Hündin eben kurz zu, um sich (artgerecht) Respekt zu verschaffen. Die gleiche Reaktion könnte auch eine Hündin zeigen, die eher unterwürfig ist. In diesem Fall wäre das Zähnezeigen und Schnappe allerdings keine Dominanzgeste, sondern eine Abwehrhaltung, weil die Hündin vielleicht selten andere Hunde trifft und deshalb etwas mehr Zeit braucht, um Kontakt aufzunehmen.

Mit dem Jagdtrieb müssen wir uns wohl offiziell abfinden:

In meiner Hundeschule erlebe ich immer wieder, dass Halter ihre Weimaraner und Co. ins Training bringen, um ihnen „den Jagdtrieb abzugewöhnen“. Doch das ist ein Ding der Unmöglichkeit, denn „Jagdtrieb abgewöhnen“ funktioniert nicht. Wenn diese rassespezifischen Eigenschaften nicht artgerecht „genutzt“ werden, geht der Hund – je nachdem, wie stark der Trieb ausfällt – eben allein jagen.

Einzige Erlaubnis für Belohnungstraining (ich wehre mich gegen den Begriff „Leckerchen“): wenn der Hund Kunststücke machen soll:

Wenn ein Hund sich unterordnen soll, ist die gleichzeitige Gabe eines Leckerchens (=das Überlassen von „Beute“) kontraproduktiv. Andererseits werden Hunde, die sich gerade unterordnen bzw. unterwerfen, niemals durch einen Ring springen oder ein anderes Kunststück vorführen. Kunststücke macht ein Hund nur, wenn wir ihn begeistern können. Leckerchen sind in solchen Fällen als notwendiger Motivationskick erlaubt. Lediglich die gewünschte Aktion wird durch Gabe eines Leckerchens plus lobende Stimmlage positiv bestärkt.

Für mich ein großer (aber wichtiger) Rückschlag: die von unserem Hund heiß geliebten Zerrspiele um das Fetzi verstärken ihr dominantes Verhalten. Machen wir nach wie vor. Aber die Beute gehört am Ende nicht dem Hund …

Ganz wichtig: Auch wenn das Zerrspiel für Filmhund Gysmo in diesem Fall Sinn macht, sollte es im normalen Alltag für einen Familienhund tabu sein. Ein Hund, der an etwas zerrt – sei es ein Apportierseil oder Herrchens Schal – baut automatisch Aggressionen auf. Und wenn der Hund gar ein Zerrspiel mit Herrchen oder Frauchen gewinnt, wird er sich im Alltag verstärkt dominant verhalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir sicher Glück haben mit unserer alltagskompatiblen Hündin. Viele Probleme, die ich von anderen Hundehaltern im Laufe der Zeit erzählt bekommen habe, traten bei uns gar nicht auf. Unser Hund liebt das Auto und steigt in jede Straßenbahn und jeden Aufzug ein. Sie bleibt problemlos allein zu Hause und hält es auch im Büro mal einige Stunden aus. Sie kommt mit größeren Kindern problemlos klar (auch da hört sie schließlich „so ein lieber Hund!“ und nimmt sofort die Wedel-Streichel-Haltung ein) und scheint nach wiederholtem Kontakt mit dem Krabbelkind einer Freundin auch langsam zu kapieren, dass sie der Kleinen lieber aus dem Weg gehen sollte. Da ich mich selbst ständig zwischen Selbstbeherrschung und Lockerlassen entscheide, trifft das auch auf meinen Umgang mit dem Hund zu. Komplett und streng durchorganisiert wird unser Leben nie sein (wer will das schon?). Aber hoffentlich weiter so, dass auch die dominante Hündin ihren Platz kennt.

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Sachbuch

Hans-Ulrich Grimm – Die Ernährungsfalle

Ich geb’s ja zu: ursprünglich hatte mich der reißerische Titel Die Suppe lügt (gelesen irgendwo auf Twitter) auf Hans-Ulrich Grimm gebracht. Dann hatte ich versucht, das Buch gebraucht zu erwerben, was sich als Ding der Unmöglichkeit herausstellte: Amazon-Gebrauchthändler versenden oft nicht nach Österreich bzw. behaupten, sie würden es tun, man scheitert dann jedoch am Einkaufswagen. Keine Ahnung, ob Amazon so absichtlich den Gebrauchtverkauf sabotiert oder ob da die Händler bei den Einstellungen was falsch machen. Dann hatte ich es auch auf rebuy.de versucht, doch die Versandkosten nach Österreich sind (bzw. waren zu diesem Zeitpunkt, hab’s jetzt nicht nochmal überprüft) dermaßen astronomisch, dass der Neukauf auf Amazon wiederum deutlich günstiger wär. ebay detto.

Nächster Versuch also in der Onlinebücherei und dort gab’s zwar die lügende Suppe nicht, aber immerhin ein Ernährungslexikon vom selben Autor, dass ich mir die letzten Tage intensiv reingezogen hab. Und ganz ehrlich, inzwischen verstehe ich meine Freundin, die sich seit Jahren vegan ernährt, deutlich besser. Wenn man so liest, dass die meisten Milchkühe kein Gras zu fressen bekommen, sondern kaum artgerechtes Kraftfutter und niemals die Sonne sehen, dann wird man bei den normalerweise gezeigten Fotos von Almweiden mit glücklichen Kühen doch leicht zynisch. Und bekommt Lust auf Waldviertler Biomilch. Und hofft, dass diese Kühe wirklich glücklich sind …

Kraftfutter geben die Bauern ihren Kühen, damit diese mehr Milch liefern. Das erscheint individuell sinnvoll, hat aber für Kühe und Konsumenten vor allem Nachteile, zuletzt auch für die Bauern. Da es ohnehin zu viel Milch gibt, wird noch mehr Überschuss produziert, sodass die Preise weiter fallen. Überdies wird die Milch schlechter, sie enthält weniger wertvolle Inhaltsstoffe, zugleich breiten sich durch die artwidrige Fütterung weltweit gefährliche Bakterien aus. Doch beim Futter fürs Vieh kommt es in erster Linie auf den Preis und die Leistung an. Daher bekommen die Kühe statt Heu oder Gras, wie es artgerecht wäre, Kraftfutter mit Getreide. Das senkt den Gehalt an wertvollen Fetten, etwa vom Typ CLA oder auch den Omega-3-Fetten. Die Getreide-Kraftfutter-Mischungen begünstigen auch die Verbreitung von sogenannten EHEC-Bakterien, etwa vom Typ E.coli 0157:H7.

Und das ist nur eine der vielen Fragen, die man sich bei der Lektüre stellen wird. Einige Beispiele: wie kann das physikalisch möglich sein, 6 Kilo Äpfel direkt in 6 Kilo Saft zu verwandeln? Da muss doch Zauber oder Teufelei im Spiel sein:

Besonders beliebt ist der Apfel als Saft. Die Säfte werden indessen nicht mehr unbedingt in handwerklichen Mostereien erzeugt. Heute kommen bei der Apfelsaftherstellung Enzyme zum Einsatz, weil sie die Saftausbeute aus den Äpfeln erheblich erhöhen können. Brauchte man bislang neun Kilo Äpfel, um sechs Liter Saft zu pressen, reichen heutzutage schon sechs Kilo – bei Zugabe des Enzyms „Pectinex Smash“ von der dänischen Forma Novozymes. Nach Firmenangaben ist es dank Pectinex Smash gelungen, eine „Ausbeute von über 100%“ zu erreichen.

Dass man sich (und seinen Kindern) nichts Gutes tut, wenn man Softdrinks durch pure Fruchtsäfte ersetzt, war mir klar (ich trinke sowas immer nur mit Wasser gemischt 1/3 Saft, 2/3 Wasser). Dass man damit jedoch sogar das Wachstum behindert, finde ich ziemlich schockierend:

Wer seinen Kindern statt Cola oder Fanta solche Fruchtsäfte gibt, tut ihnen nicht unbedingt etwas Gutes. Nach einer Untersuchung unter zwei- bis fünfjährigen Kindern, die in der Zeitschrift Pediatrics veröffentlicht wurde, können Fruchtsäfte zu Mangelernährung führen. Denn diese enthalten zu viel Zucker und sättigen die Kinder so sehr, dass sie keinen Appetit mehr auf das fürs Wachstum Nötige haben. Die Zweijährigen, die viel von diesen Fruchtsäften tranken, waren infolgedessen um 2,8 Zentimeter kleiner als andere Gleichaltrige, die fünfjährigen Saftfans um 4,6 Zentimeter.

So manche Größenordnung kann einem die Tränen in die Augen treiben:

Für die Nahrungsmittelindustrie haben die Aromen zweifellos Vorteile: Die Dinge werden billiger. Ein Kilo Vanillepulver aus der echten Pflanze kostet etwa 2000 Euro, eine gleich wirksame Menge synthetischen Vanillegeschmacks zur zehn Euro.

Gerade in Österreich glaubt trotz des aktuellen Pferdefleischskandals der Großteil der Konsumenten an Kontrollen und gesicherte Herkunft. Dass bei Zusatzstoffen nicht so strenge Regeln gelten, ist beängstigend:

So beschloss deshalb das Expertenkomitee: „Der Schutz der allgemeinen Gesundheit ist unmöglich, wenn Hersteller neue Substanzen verwenden dürfen, bevor ausreichende Untersuchungen ihre Zuträglichkeit für diesen Gebrauch erwiesen haben.“ Von diesem Prinzip wurde indessen bei vielen Substanzen abgewichen, etwa den Aromen und Enzymen, die ohne Gesundheitsprüfung eingesetzt werden.

„Natürliches Aroma“ wird oft aus Sägespänen hergestellt und gaukelt etwa den Konsumenten von Erdbeerjoghurt den entsprechenden Ursprung vor:

Im Anhang 1 zum Codex Alimentarius Band XIV heißt es unter der Überschrift „Allgemeine Anforderungen an natürlich Aromastoffe“: „Natürliche Aromen oder natürliche Aromastoffe“ seien Substanzen, die auf „physikalischem, mikrobiologischem oder enzymatischem“ Wege aus Materialien „pflanzlichen oder tierischen Ursprungs gewonnen werden. Der Verwendung von Sägespänen fürs Erdbeeraroma – oder auch, was ebenfalls gebräuchlich ist, Fischresten fürs Geflügelaroma – steht damit nichts im Wege. Bäume und Meeresgetier sind schließlich unzweifelhaft Bestandteile der Natur.

Zum Fruchtjoghurt, das ich seit Längerem verschmähe:

Für industrielle Milchprodukte, wie Joghurt oder Eiscreme, sind echte Früchte untauglich, aufgrund ihrer natürlichen Konsistenz und ihrer Verderblichkeit. Sie werden daher ersetzt durch Fruchtzubereitungen. Allein in Deutschland werden jährlich über 500.000 Tonnen produziert. Fruchtzubereitungen enthalten neben Früchten allerlei Zusatzstoffe, die für Geschmack und Haltbarkeit sorgen. In der Fruchtzubereitung muss der Mindestfruchtanteil nur bei 30 Prozent liegen, im fertigen Produkt bei lediglich 3,5 bis 6 Prozent.

Bei diesen Zahlen kann ich nur hoffen, dass sie nicht eins zu eins auf Österreich umlegbar sind:

In Deutschland werden bis zu 70 Prozent des Gemüses und fast 90 Prozent des Obstes importiert.

Ich hätte ja gern mal die Zeit und die Nerven, so richtig zu recherchieren, was in einem Produkt wirklich drin ist, wie es etwa Katharina Seiser auf ihrem Blog Esskultur mit der Schwedenbombe gemacht hat. Aber wenn man Hans-Ulrich Grimm so liest, merkt man schnell, dass man etwa bei den Produkten einer großen Firma wie Nestlé damit sowieso nicht weit käme (selbst, wenn die freiwillig Auskünfte herausrücken würden). Eigentlich kann man nur hoffen, dass das eine faule Ausrede ist und sie eben nichts sagen wollen:

Der Food-Multi Nestlé jedenfalls hat keinen Überblick über die von ihm eingesetzten Aromen. Der Konzern beziehe sie, so Nestlé auf Anfrage, von Lieferanten und habe daher selbst keine genaue Kenntnis. Es handele sich um „komplizierte Rezepturen, die von den Aromen-Lieferanten aus Wettbewerbsgründen nicht im Detail bekannt gegeben werden.“

Da ich im Allgemeinen nicht zum Fanatismus neige, habe ich auch jetzt nicht vor, meine Ernährung komplett auf Selbstgezüchtetes umzustellen. Im Prinzip halten sich sowohl Fast-Food als auch Convenience-Produkte bei mir in Grenzen und ich war schon immer der Meinung, dass man nicht fett und krank wird, wenn man nur einmal pro Monat bei McDonalds ist. Bisher hat das bei mir gut geklappt, aber es schadet sicher nicht, wenn man mal ein bißchen öfter darauf schaut, was in den Produkten wirklich drin ist. Im Moment befürchte ich, dass ich beim nächsten Müslikauf vermutlich länger suchen werde, um eins mit möglichst wenig Zucker und anderen fragwürdigen Zusatzstoffen finden zu können. Wenn jeder ein bißchen mehr auf sich selbst schauen und sich auch die Mühe machen würde, sich mehr um Lebensmittel und deren Herkunft zu kümmern, würde das sicher nicht schaden.

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Sachbuch

Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts

Mein erster Gedanke bei der Beschriftung „Eine Stadt in Biographien“ war ja gleich „naja, das wird sicher oberflächliches Reiseführergeschwätz sein“. Aber die Erinnerung an meine einstige Liebe für das unbekannte Barcelona ließ mich dann doch zugreifen, um zumindest herauszufinden, ob mein Vorurteil berechtigt ist. Leider war es das. Hin und wieder musste ich über beinahe poetische Formulierungen wie „geistiger Humus“ schmunzeln, doch die meisten Biographien und ihre Verweise auf die dazu passenden Orte zeichnen sich leider tatsächlich durch Reiseführergeschwätz aus. Etwa zum Park Guell:

Hier speien überlebensgroße Echsen Wasser aus bunten Fliesen, laden mosaikverzierte Schlangen zum Sitzen ein und imponieren Pavillons im dorischen Stil. Es ist eine Art Disneyland des Jugendstils, heute Weltkulturerbe und beliebtes Wochenendziel der Barceloner.

Das bezweifle ich ernsthaft, dass die Einheimischen sich den Touristenauflauf antun. Da ich selbst so verrückt war, mitten in der sengenden Augusthitze den Park zu erklimmen und dann fürchterlich enttäuscht von der touristischen Ausbeutung und den Menschenmassen wieder von dannen zog, kann ich mir nicht vorstellen, dass man im Park Guell oft Einheimische findet. An den Wasserbrunnen bildeten sich ewig lange Schlangen, an denen die Touristenmütter mit ihren durstigen Kindern warteten, den Drachen kann man zweifellos wie den Tullner Nibelungenbrunnen nie ohne darauf herumkletternde Menschen sehen. Das lässt sich auch von der noch so poetischen Biographie nicht wegschreiben.

Auf Dali wirken „die Türme der Sagrada Familie sehr sinnlich, wie die Haut einer Frau“. Nach dem Tod von Gaudi schlägt er vor, die unvollendete Kathedrale so zu belassen und ihr eine gewaltige Glaskuppel überzustülpen.

Die unzähligen Künstlerbiographien nehmen immerhin manchmal Bezug aufeinander, obwohl man auch hier immer wieder das Gefühl hat, dass die Biographien von unterschiedlichen Personen geschrieben wurden, die nicht wussten, zu welchem Konglomerat sie hier beitragen. Weiters ist die Frauenquote jedenfalls traurig. Dass sich mit Montserrat Caballé und Prinzession Cristina nur 2 weibliche Persönlichkeiten mit Barcelona-Bezug gefunden haben, stimmt bedenklich. Als Reisebegleiter eingeschränkt tauglich, ansonsten verzichtbar.

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Sachbuch

Peter Morville & Louis Rosenfeld – Information Architecture for the World Wide Web

Were you expecting a single definition? Something short and sweet? A few words that succinctly capture the essence and expanse of the field of information architecture? Keep dreaming!

Auf eine Art und Weise war dieses Buch schon outdated, als ich es vor Jahren bestellte und ins Regal stellte. Wenn man sich heute die 2007 zuletzt aktualisierten Screenshots anschaut, kann man herzlich darüber schmunzeln. Doch viele der verbreiteten Weisheiten sind nach wie vor gültig und sollte sich so mancher, der im Web zu tun hat, hinter die Ohren schreiben.

Das Buch beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Aspekten von Informationsarchitekturen und geht dabei weit über die oft gehypten Begriffe Usability oder User Experience hinaus. Es beschreibt umfangreich die Wichtigkeit von funktionalen Organisations-, Labeling- und Navigationssystemen. Auch Metadaten und Suchsysteme bilden wichtige Kapitel im gesamten Kosmos.

Bis auf die letzten Kapitel (zwei tatsächlich nicht mehr ganz taufrische Beispiele aus der Praxis) habe ich alle Kapitel mit Interesse gelesen und wurde immer wieder überrascht, wie aktuell und allgemeingültig die Erkenntnisse zu den unterschiedlichen Web-relevanten Themen sind. Auch wenn sich das Web täglich verändert und erneuert, ändern sich die Menschen, die es benutzen, nicht in demselben Tempo. Für einen Basisüberblick über Webarchitekturen und deren Bestandteile ist dieses Buch nach wie vor ein guter Tipp.

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Sachbuch

Klaus Raab – Wir sind online – wo seid ihr?

Tautropfen made with Olloclip and CAM+

Eines haben wir eben doch ganz unzweifelhaft gemeinsam, egal ob wir 16 oder 32 sind: dass wir zu Beginn des digitalen Zeitalters groß geworden sind und die neuen Möglichkeiten selbstverständlich zu nutzen verstehen, ohne zwangsläufig alle wahnsinnig technikaffin und immer nur erreichbar zu sein. Und dass die fortschreitende Digitalisierung für uns gleiche Bedingungen schafft, unter denen wir die Gesellschaft, in der wir leben wollen, organisieren.

Noch ein Manifest aus der und für die Netzgemeinde. Mit den aus Christian Stöckers Nerd Attack bekannten Elementen, die dann zumeist zu einer Rechtfertigung irgendeines Teils der so genannten Netzkultur führen:

– Verherrlichung der guten alten Zeit, als nicht jeder Trottel einen Computer hatte:

Man konnte Mixtapes lesen wir persönliche Briefe. Sie kündeten vom Suchen und Finden der Freundschaft und manchmal auch der Liebe. Wer Musik kopiert, hat demnach Freunde und geht früher oder später eine Bindung ein, aus der irgendwann einmal Kinder hervorgehen, die dann auch Musik kaufen

– Rechtfertigung oder zumindest Erklärungsversuch, warum die Netzgemeinde von Männern dominiert wird:

Ob Lillifee und Hartplastikmachos der Grund dafür sind, dass Frauen später geschlossen in der Küche stehen und Männer in den Krieg ziehen wollen – ich weiß nicht so recht. Vielleicht wird da der Einfluss des Rests der Gesellschaft etwas unterschätzt.

– Anglizismen und das Treiben von Schindluder mit der deutschen Sprache:

Es gibt allerdings Bedeutungsunterschiede zwischen den Anglizismen und den vermeintlichen restdeutschen Synonymen, weshalb man nun einmal sagen kann, dass „Fun“ und „Womanizer“ das deutsche nicht zurückdrängen, sondern reicher machen: Es bereitet Vergnügen, an einem lauen Sommerabend auf dem mit edlem Efeu gezierten Balkon zu sitzen, eine Schale schmackhafter gebratener Auberginen vor sich, und sich an Schopenhauers Wutreden zu laben. Fun ist es dagegen, RTL2 zu sehen. Und George Clooney ist ein Womanizer. Schürzenjäger treten bei Hansi Hinterster auf.

Offen bleibt die Frage, für wen diese Bücher eigentlich geschrieben werden. Braucht die Netzgemeinde diese Rückblicke und Analysen ihrer eigenen Geschichte und ihres eigenen Lebens. Will man den „Offline“ das Internet mittels eines Buches erklären? Das erinnert an „Internet for Dummies“ … Die heutige Jugend rebelliert nicht mehr? Kann man die Jugend nicht Jugend sein lassen … andererseits dürfte die Jugend sich für derartige Schreibwerke ohnehin nicht interessieren. Entbehrlich.

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Sachbuch

David McCandless – Information is Beautiful

Wiesenblümchen

Wenn ich mich recht erinnere, eine Empfehlung aus dem Boagworld-Podcast, ein Hardcover, das ich von Amazon UK importieren musste, doch ich muss sagen, die Investition hat sich gelohnt. Es übersteigt bei Weitem meine Vorstellungskraft, wie unfassbar viele Arbeitsstunden in die Recherche und das Design dieser Grafiksammlung geflossen sein müssen. David Mc Candless hat Fakten aus vielen verschiedenen Bereichen gesammelt und diese dann grafisch dargestellt. Beispielsweise welche Aromen (Kräuter, Beilagen) passen zu welchen Fischsorten, die Entwicklung der Rockmusik (Rock Genre-ology), eine Zeitlinie der populärsten Internet-Viral-Videos, die meist debattierten Wikipedia-Seiten … ich glaube, dieser kleine Ausschnitt gibt schon ganz gut wieder, welche Bandbreite an Fakten hier dargestellt wird und nicht nur die Fakten auch die grafische Darstellung verblüfft immer wieder. Ich fürchte, bei der nächsten Balkengrafik (nach dem Urlaub) werde ich weinen müssen. Inspiration für Grafiker, Redakteure und alle Interessierten.

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Sachbuch

Adele Faber, Elaine Mazlish – How to talk so kids will listen & listen so kids will talk

Versailles in Minimundus, Klagenfurt, Kärnten

Doesn’t sound too hard, does it? But it is. And the hardest part is not the learning of the separate steps. With a little study that can be accomplished. The hardest part is the shift we have to make in attitude. We have to stop thinking of the child as a “problem” that needs correction. We have to give up the idea that because we’re adults we always have the right answer. We have to stop worrying that if we’re not “tough enough”, the child will take advantage of us.

Erziehungsratgeber klingen meistens besonders gscheit und bringen wenig Erfolg. Im Alltag erweisen sich gut gemeinte Ratschläge oft als wenig mehr als gut gemeint. Manche Hinweise funktionieren vielleicht einmal, doch sobald die Kids das Spiel durchschaut haben (und das werden sie langfristig wohl immer), muss man neue Strategien anwenden.

Tatsächlich fehlen mir die eigenen Kinder zum Ausprobieren der in diesem Ratgeber vorgestellten Strategien. Das Meiste klingt sehr vernünftig und die vielen Geschichten von Eltern, die selbst überrascht waren, wie gut die Strategien in der Praxis funktionieren, tun ihr Übriges. Die Schwierigkeit dürfte hauptsächlich darin liegen, sich die Tipps einzuprägen und dann die vorgeschlagenenen Kommunikationsmittel tatsächlich anzuwenden und nicht in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Augen öffnend ist dabei ein beispielhafter Gesprächsverlauf in einem der späteren Kapitel, indem verdeutlicht wird, was eine Mutter alles falsch machen kann und wie daraufhin der Gesprächsverlauf eskaliert. Der erste Impuls ist nicht immer der Richtige, oft gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Gefühle nicht überhand nehmen zu lassen. Die Autorinnen plädieren aber auch dafür, den Kindern auch die eigenen Gefühle nicht vorzuenthalten, also auch zum Ausdruck zu bringen, wenn man sich ärgert und worüber.

Ich hinterfrage gerade meine Einstellung gegenüber Ratgeber-Büchern. Macht man sich nicht in Wirklichkeit zuviel Sorgen? Sind nicht die meisten von uns zu guten Menschen herangewachsen, auch wenn unsere Eltern nicht alles richtig gemacht haben und keine derartigen Ratgeberbücher zu Rate gezogen haben? Ist nicht oft die impulsive Reaktion einer Mutter oder eines Vaters vollkommen in Ordnung? Fühlt man sich vielleicht trotzdem weniger unsicher, wenn man die Erfahrungen anderer Eltern teilen kann? Und von deren Tipps und Erfahrungen profitieren kann? Vermutlich. Vermutlich hilfreich.

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Sachbuch Schmafu

Pierre Franckh: Wünsch es dir einfach – aber mit Leichtigkeit

Wotrubakirche

Disclaimer: Ich bin ein Skeptiker. Ich glaube an Gott und an Wissenschaft. An Homöopathie eher weniger, finde aber, Homöopathie kann vermutlich auch nicht schaden.

Amazon findet wohl, zu Weihnachten wurde noch nicht genug gewünscht und verschenkt daher diese Anleitung zum erfolgreichen Wünschen. Dieser Pierre Franckh scheint ein umtriebiger Mensch auf diesem Gebiet zu sein und ich vermute mal, dass er vermutlich selbst daran glaubt, weil er scheint ja recht weit gekommen zu sein mit seinen Büchern, Vorträgen und so weiter. Im Buch beschreibt er, wie man sich alles Mögliche im Leben wünschen kann, wie man diese Wünsche am besten visualisiert und formuliert. Das Ganze wird angereichert mit begeisterten Leserbriefen von erfolgreichen Wunscheleven. Spannend ist, dass sich die meisten Leute wohl doch hauptsächlich materielle Werte wie Geld, Autos oder Urlaube wünschen. Oder zumindest war es für mich spannend, da ich mir im Normalfall mehr Zeit wünsche, weil der Tag immer zu wenig Stunden hat.

„… dann lehnt man seine Arbeit in Wahrheit ab. Man versucht, die Arbeit zu vermeiden. Man will ihr entkommen und fühlt sich gezwungen, die ungeliebte Tätigkeit zu verrichten, damit man seine Familie ernähren oder die Miete bezahlen kann.

Richtig ist, dass man durch seine eigenen Gedanken seine Wahrnehmung der Welt beeinflussen kann. Wer sich täglich widerwillig ins Büro schleppt, tut sich sicher nichts Gutes. Gleichzeitig ist es sicher schwer, in unserer wohlstandsverwöhnten Welt einen Job zu genießen, der nicht den eigenen Vorstellungen von einer spannenden Tätigkeit entspricht. Dabei habe ich mich jedoch kürzlich selbst erwischt. Obwohl ich meinen Beruf sehr gern mache, gibt es Tage, an denen es schwerfällt, das übliche Pensum zu absolvieren. Mit dem Job ist es wie so oft, man weiß ihn erst zu schätzen, wenn man ihn nicht mehr hat.

In Wahrheit lag es nicht an dem Medikament – das gar keines war –, sondern einzig und allein an unserem festen Glauben daran. Wir waren davon überzeugt, dass die Medizin wirken würde, und dieser starke Glaube hat bewusst und unbewusst all die Selbstheilungskräfte in unserem Körper mobilisiert. Wir haben unserem Körper mitgeteilt, „dieses Medikament wirkt“, und damit begann der Moment der Genesung.

Solange es um die oben erwähnte materielle Welt geht, soll das Wünschen ja für jeden ok sein. Aber in dem Moment, wo er anfängt, zu behaupten oder zumindest anzudeuten, Krankheiten würden durch destruktive Gedanken entstehen und man könnte sich selbst „gesund denken“ ist der Ofen echt aus. (Das Rechtschreibprogramm unterwellt mir übrigens das im obigen Zitat vorkommende Wort „Selbstheilungskräfte“.) Mir läuft es kalt den Rücken herunter, wenn ich mir vorstelle, dass leichtgläubige Menschen möglicherweise Therapien gegen Krankheiten abbrechen, weil sie in ihrer Verzweiflung glauben, sie könnten sich „gesund wünschen“. Sicher ist es besser, positiv zu denken und sich selbst den gesunden Zustand vorzustellen. Aber zu behaupten, man könne sich „gesund wünschen“ ist in meinen Augen pure Scharlatanerie.

Weiters bleibt die Frage offen, was der Autor den Lesern erzählt, die NICHT erfolgreich wünschen. Ich nehme mal an, die müssen selbst schuld sein. Entweder sie haben nicht richtig gewünscht, nicht richtig formuliert, nicht richtig losgelassen, nicht mit Leichtigkeit gewünscht (wie der Titel rät). Es muss viel geben, was man falsch machen kann, es bräuchte sonst wohl kaum so viele verschiedene Wunschratgeber von Pierre Franckh.

Für dieses Buch habe ich die neue Kategorie „Schmafu“ auf Books in the Fridge eingeführt. Ich hoffe, Pierre Franchks Leser wünschen sich weiterhin Parkplätze und Urlaube und vertrauen in medizinischen Dingen lieber Spezialisten auf diesem Gebiet. Entbehrlich.

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Sachbuch

Scott Belsky – Making Ideas Happen

My First Himbeere

… the key realization should be that everything in life is a project, and every project must be broken down into Action Steps, References and Backburner Items. It’s that simple.

Für mich war dies ein an sich richtiges und hilfreiches Buch zur falschen Zeit. Die Zeiten, da ich mich intensiv mit dem Managen von Projekten und den dazu notwendigen organisatorischen Elementen auseinandergesetzt habe, ist schon lange vorbei. Dazu soll gesagt sein, dass ich prinzipiell noch immer dem „Getting Things Done“ (GTD)-Prinzip von David Allen anhänge. Dabei benutze ich das Programm Things am Mac und am iPhone, wobei es mir am iPhone hauptsächlich als mobiler Notizzettel dient. Ich hänge noch immer am WiFi-Sync, weil ich mich mit Clouds im Allgemeinen noch nicht recht angefreundet habe. Ich schweife ab …

Im Bereich dieses Management-Themas konnte mir also Scott Belsky nichts wirklich Neues berichten, er verweist selbst auf David Allen. Weiters setzt er sich mit der Frage auseinander, wie Teams zusammengesetzt sein sollten, welche Persönlichkeiten es in erfolgreichen Firmen gibt und wie diese zusammenpassen. Dabei hat er mir immerhin eine ziemlich genau passende Schublade für mich selbst geliefert:

Doers don’t imagine as much because they are obsessively focused on the logistics of execution. Doers get frustrated when, while brainstorming, there is no consideration for implementation. Doers often love new ideas, but their tendency is to immerse themselves in the next steps needed to truly actualize an idea. While Dreamers will quickly fall in love with an idea, Doers will start with doubt and chip away at the idea unteil they love it (or, often, discount it). As Doers break an idea down, they become action-oriented organizers and valuable stewards. An idea can only become a reality once it is broken down into organized, actionable elements. If a brillant and sexy idea seems intangible or unrealistic, Doers will become skeptical and appropriately deterred.

Ich musste lächeln. Ich hasste Brainstorming von Anfang an. Ich war schon in der Schule eine von denen, die beim Brainstorming herumnervte, „warum sollen wir das aufschreiben, es gibt sowieso keine Dinosaurier in Korneuburg …“. Und heute finde ich mich auch oft als Spielverderberin wieder, die zu einem unverbesserlichen Dreamer ständig sagt, „aber da musst du zuerst …“ oder „das wird aber schwierig, wenn du nicht …“ oder „da müsstest du aber …“. Während die anderen träumen, habe ich immer schon die Umsetzbarkeit im Auge (bzw. Gehirn). Das Wissen darum hilft leider nur bedingt, man kann halt schlecht raus aus seiner Schublade.

Wer Motivation sucht, Tipps, um seine Projekte zu managen und viele Beispiele, wie erfolgreiche Firmenchefs Projekte leiten und ihre Teams zusammenstellen, ist bei Scott Belsky jedenfalls nicht falsch. Sein Behance-Network ist für Kreative aus der ganzen Welt jedenfalls eine interessante Anlaufstelle und ein Quell der Inspiration. Motivierend.