Wenn ich mich recht erinnere, eine Empfehlung aus dem Boagworld-Podcast, ein Hardcover, das ich von Amazon UK importieren musste, doch ich muss sagen, die Investition hat sich gelohnt. Es übersteigt bei Weitem meine Vorstellungskraft, wie unfassbar viele Arbeitsstunden in die Recherche und das Design dieser Grafiksammlung geflossen sein müssen. David Mc Candless hat Fakten aus vielen verschiedenen Bereichen gesammelt und diese dann grafisch dargestellt. Beispielsweise welche Aromen (Kräuter, Beilagen) passen zu welchen Fischsorten, die Entwicklung der Rockmusik (Rock Genre-ology), eine Zeitlinie der populärsten Internet-Viral-Videos, die meist debattierten Wikipedia-Seiten … ich glaube, dieser kleine Ausschnitt gibt schon ganz gut wieder, welche Bandbreite an Fakten hier dargestellt wird und nicht nur die Fakten auch die grafische Darstellung verblüfft immer wieder. Ich fürchte, bei der nächsten Balkengrafik (nach dem Urlaub) werde ich weinen müssen. Inspiration für Grafiker, Redakteure und alle Interessierten.
Category: Sachbuch
Doesn’t sound too hard, does it? But it is. And the hardest part is not the learning of the separate steps. With a little study that can be accomplished. The hardest part is the shift we have to make in attitude. We have to stop thinking of the child as a “problem” that needs correction. We have to give up the idea that because we’re adults we always have the right answer. We have to stop worrying that if we’re not “tough enough”, the child will take advantage of us.
Erziehungsratgeber klingen meistens besonders gscheit und bringen wenig Erfolg. Im Alltag erweisen sich gut gemeinte Ratschläge oft als wenig mehr als gut gemeint. Manche Hinweise funktionieren vielleicht einmal, doch sobald die Kids das Spiel durchschaut haben (und das werden sie langfristig wohl immer), muss man neue Strategien anwenden.
Tatsächlich fehlen mir die eigenen Kinder zum Ausprobieren der in diesem Ratgeber vorgestellten Strategien. Das Meiste klingt sehr vernünftig und die vielen Geschichten von Eltern, die selbst überrascht waren, wie gut die Strategien in der Praxis funktionieren, tun ihr Übriges. Die Schwierigkeit dürfte hauptsächlich darin liegen, sich die Tipps einzuprägen und dann die vorgeschlagenenen Kommunikationsmittel tatsächlich anzuwenden und nicht in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Augen öffnend ist dabei ein beispielhafter Gesprächsverlauf in einem der späteren Kapitel, indem verdeutlicht wird, was eine Mutter alles falsch machen kann und wie daraufhin der Gesprächsverlauf eskaliert. Der erste Impuls ist nicht immer der Richtige, oft gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Gefühle nicht überhand nehmen zu lassen. Die Autorinnen plädieren aber auch dafür, den Kindern auch die eigenen Gefühle nicht vorzuenthalten, also auch zum Ausdruck zu bringen, wenn man sich ärgert und worüber.
Ich hinterfrage gerade meine Einstellung gegenüber Ratgeber-Büchern. Macht man sich nicht in Wirklichkeit zuviel Sorgen? Sind nicht die meisten von uns zu guten Menschen herangewachsen, auch wenn unsere Eltern nicht alles richtig gemacht haben und keine derartigen Ratgeberbücher zu Rate gezogen haben? Ist nicht oft die impulsive Reaktion einer Mutter oder eines Vaters vollkommen in Ordnung? Fühlt man sich vielleicht trotzdem weniger unsicher, wenn man die Erfahrungen anderer Eltern teilen kann? Und von deren Tipps und Erfahrungen profitieren kann? Vermutlich. Vermutlich hilfreich.
Disclaimer: Ich bin ein Skeptiker. Ich glaube an Gott und an Wissenschaft. An Homöopathie eher weniger, finde aber, Homöopathie kann vermutlich auch nicht schaden.
Amazon findet wohl, zu Weihnachten wurde noch nicht genug gewünscht und verschenkt daher diese Anleitung zum erfolgreichen Wünschen. Dieser Pierre Franckh scheint ein umtriebiger Mensch auf diesem Gebiet zu sein und ich vermute mal, dass er vermutlich selbst daran glaubt, weil er scheint ja recht weit gekommen zu sein mit seinen Büchern, Vorträgen und so weiter. Im Buch beschreibt er, wie man sich alles Mögliche im Leben wünschen kann, wie man diese Wünsche am besten visualisiert und formuliert. Das Ganze wird angereichert mit begeisterten Leserbriefen von erfolgreichen Wunscheleven. Spannend ist, dass sich die meisten Leute wohl doch hauptsächlich materielle Werte wie Geld, Autos oder Urlaube wünschen. Oder zumindest war es für mich spannend, da ich mir im Normalfall mehr Zeit wünsche, weil der Tag immer zu wenig Stunden hat.
„… dann lehnt man seine Arbeit in Wahrheit ab. Man versucht, die Arbeit zu vermeiden. Man will ihr entkommen und fühlt sich gezwungen, die ungeliebte Tätigkeit zu verrichten, damit man seine Familie ernähren oder die Miete bezahlen kann.
Richtig ist, dass man durch seine eigenen Gedanken seine Wahrnehmung der Welt beeinflussen kann. Wer sich täglich widerwillig ins Büro schleppt, tut sich sicher nichts Gutes. Gleichzeitig ist es sicher schwer, in unserer wohlstandsverwöhnten Welt einen Job zu genießen, der nicht den eigenen Vorstellungen von einer spannenden Tätigkeit entspricht. Dabei habe ich mich jedoch kürzlich selbst erwischt. Obwohl ich meinen Beruf sehr gern mache, gibt es Tage, an denen es schwerfällt, das übliche Pensum zu absolvieren. Mit dem Job ist es wie so oft, man weiß ihn erst zu schätzen, wenn man ihn nicht mehr hat.
In Wahrheit lag es nicht an dem Medikament – das gar keines war –, sondern einzig und allein an unserem festen Glauben daran. Wir waren davon überzeugt, dass die Medizin wirken würde, und dieser starke Glaube hat bewusst und unbewusst all die Selbstheilungskräfte in unserem Körper mobilisiert. Wir haben unserem Körper mitgeteilt, „dieses Medikament wirkt“, und damit begann der Moment der Genesung.
Solange es um die oben erwähnte materielle Welt geht, soll das Wünschen ja für jeden ok sein. Aber in dem Moment, wo er anfängt, zu behaupten oder zumindest anzudeuten, Krankheiten würden durch destruktive Gedanken entstehen und man könnte sich selbst „gesund denken“ ist der Ofen echt aus. (Das Rechtschreibprogramm unterwellt mir übrigens das im obigen Zitat vorkommende Wort „Selbstheilungskräfte“.) Mir läuft es kalt den Rücken herunter, wenn ich mir vorstelle, dass leichtgläubige Menschen möglicherweise Therapien gegen Krankheiten abbrechen, weil sie in ihrer Verzweiflung glauben, sie könnten sich „gesund wünschen“. Sicher ist es besser, positiv zu denken und sich selbst den gesunden Zustand vorzustellen. Aber zu behaupten, man könne sich „gesund wünschen“ ist in meinen Augen pure Scharlatanerie.
Weiters bleibt die Frage offen, was der Autor den Lesern erzählt, die NICHT erfolgreich wünschen. Ich nehme mal an, die müssen selbst schuld sein. Entweder sie haben nicht richtig gewünscht, nicht richtig formuliert, nicht richtig losgelassen, nicht mit Leichtigkeit gewünscht (wie der Titel rät). Es muss viel geben, was man falsch machen kann, es bräuchte sonst wohl kaum so viele verschiedene Wunschratgeber von Pierre Franckh.
Für dieses Buch habe ich die neue Kategorie „Schmafu“ auf Books in the Fridge eingeführt. Ich hoffe, Pierre Franchks Leser wünschen sich weiterhin Parkplätze und Urlaube und vertrauen in medizinischen Dingen lieber Spezialisten auf diesem Gebiet. Entbehrlich.
Scott Belsky – Making Ideas Happen
… the key realization should be that everything in life is a project, and every project must be broken down into Action Steps, References and Backburner Items. It’s that simple.
Für mich war dies ein an sich richtiges und hilfreiches Buch zur falschen Zeit. Die Zeiten, da ich mich intensiv mit dem Managen von Projekten und den dazu notwendigen organisatorischen Elementen auseinandergesetzt habe, ist schon lange vorbei. Dazu soll gesagt sein, dass ich prinzipiell noch immer dem „Getting Things Done“ (GTD)-Prinzip von David Allen anhänge. Dabei benutze ich das Programm Things am Mac und am iPhone, wobei es mir am iPhone hauptsächlich als mobiler Notizzettel dient. Ich hänge noch immer am WiFi-Sync, weil ich mich mit Clouds im Allgemeinen noch nicht recht angefreundet habe. Ich schweife ab …
Im Bereich dieses Management-Themas konnte mir also Scott Belsky nichts wirklich Neues berichten, er verweist selbst auf David Allen. Weiters setzt er sich mit der Frage auseinander, wie Teams zusammengesetzt sein sollten, welche Persönlichkeiten es in erfolgreichen Firmen gibt und wie diese zusammenpassen. Dabei hat er mir immerhin eine ziemlich genau passende Schublade für mich selbst geliefert:
Doers don’t imagine as much because they are obsessively focused on the logistics of execution. Doers get frustrated when, while brainstorming, there is no consideration for implementation. Doers often love new ideas, but their tendency is to immerse themselves in the next steps needed to truly actualize an idea. While Dreamers will quickly fall in love with an idea, Doers will start with doubt and chip away at the idea unteil they love it (or, often, discount it). As Doers break an idea down, they become action-oriented organizers and valuable stewards. An idea can only become a reality once it is broken down into organized, actionable elements. If a brillant and sexy idea seems intangible or unrealistic, Doers will become skeptical and appropriately deterred.
Ich musste lächeln. Ich hasste Brainstorming von Anfang an. Ich war schon in der Schule eine von denen, die beim Brainstorming herumnervte, „warum sollen wir das aufschreiben, es gibt sowieso keine Dinosaurier in Korneuburg …“. Und heute finde ich mich auch oft als Spielverderberin wieder, die zu einem unverbesserlichen Dreamer ständig sagt, „aber da musst du zuerst …“ oder „das wird aber schwierig, wenn du nicht …“ oder „da müsstest du aber …“. Während die anderen träumen, habe ich immer schon die Umsetzbarkeit im Auge (bzw. Gehirn). Das Wissen darum hilft leider nur bedingt, man kann halt schlecht raus aus seiner Schublade.
Wer Motivation sucht, Tipps, um seine Projekte zu managen und viele Beispiele, wie erfolgreiche Firmenchefs Projekte leiten und ihre Teams zusammenstellen, ist bei Scott Belsky jedenfalls nicht falsch. Sein Behance-Network ist für Kreative aus der ganzen Welt jedenfalls eine interessante Anlaufstelle und ein Quell der Inspiration. Motivierend.
Stefan Bonner – Heilige Scheiße
Während weltweit die Zahl der 2,1 Milliarden Christen wächst, kündigen hierzulande jedes Jahr Hunderttausende ihr Abo mit der Paradiesprämie. Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus, und das seit vielen Jahrzehnten.
An diesem ersten Zitat wird im Endeffekt schon sehr deutlich, worum es hier geht: Stefan Bonner setzt sich mit dem Christentum und anderen Religionen auseinander und das in saloppem Ton, der vermutlich ein Kniefall vor dem Verlag darstellt, der ein trockenes Buch zum Thema Religion vielleicht nicht veröffentlichen hätte wollen. Er mokiert sich zu Anfang über die Probleme der christlichen Kirchen wie den anhaltenden Strom an Austritten sowie den familiären Automatismus, ohne den nach seiner Ansicht die christlichen Kirchen schon lange leer wären.
(über das Glaubensbekenntnis)
Wer daran zweifelt, müsste sich streng genommen vom kirchlichen Glauben abwenden. Dann wären unsere Kirchen vermutlich noch leerer, als sie es ohnehin schon sind – und auch der ein oder andere Platz auf der Kanzel wäre nicht mehr besetzt.
Neben dem christlichen Glauben beschäftigt sich der Autor auch mit allerlei „Modereligionen“. Er betrachtet etwa Steve Jobs als einen „modernen Heiligen“. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die wenigsten Apple User sich tatsächlich als „Apple-Jünger“ verstehen. Fitness- und Wellnesstrends tatsächlich als Religionen zu interpretieren macht den Autor und sein Werk in höchstem Maße unglaubwürdig. Es ist am Ende keine seriöse Auseinandersetzung mit dem Glauben an sich sonder eine in reißerischem Tonfall geschriebene Reportage, die in News besser beheimatet gewesen wäre. Auch der tatsächliche Inhalt hätte in ein Reportageformat gepasst.
Er offenbarte uns das iPad. Bei jedem neuen Produkt belagern seine Jünger die Applestores weltweit wie die Gläubigen den Petersplatz bei der Papstansprache. „Believe in Steve“, singt der Klavierkabarettist Bodo Wartke.
Auch die Zielgruppe des Buchs ist unklar. Gläubige werden sich vor den Kopf gestoßen fühlen, dem Glauben Fernstehende interessieren sich nicht für solche Themen. Am Ende bleibt noch dazu die weise Einsicht, dass jeder seine Überzeugungen hinterfragen und sich selbst entscheiden sollte, was er glauben will. Zu diesem weisen Schluss hätte es kein ganzes Buch voller Platitüden gebraucht.
Wir haben die Wahl: Wählen wir aus Bequemlichkeit ein eingeführtes Produkt – oder hinterfragen wir unsere Überzeugungen, bevor wir an sie glauben?
Man kann sich lebhaft vorstellen, wie eine islamistische Zelle namens „Hessischer Dschihad“ bibbernd in einem Kellerraum in Gießen hockt und sich vor der Rasterfahndung versteckt – erstaunlich rat besaitet, die potentiellen Selbstmordattentäter. Ebenso erstaunlich, wie gut der Innenminister mit dem „islamistischen Potenzial“ und dessen intimen Sorgen ist.
In „Angriff auf die Freiheit“ setzen sich Ilija Trojanow und Juli Zeh ausführlich mit der Entwicklung Richtung Überwachungsstaat auseinander, vermeintlich ausgelöst durch den Terrorismus, der seit dem 11. September 2001 vermehrt durch die Köpfe der Menschen spukt. Der obige Ausschnitt bezieht sich auf die Aussage des deutschen Innenministers, das Instrument der Rasterfahndung hätte eine abschreckende Wirkung auf das so genannte „islamistische Potenzial“. Der Tonfall wird hier schon deutlich klar.
Diese auf den ersten Blick plausible Begründung erweist sich als abwegig, wenn man bedenkt, dass in einem Zeitraum von fünf Jahren (2001 bis 2006) nicht mehr als sechs gefälschte Pässe des alten Modells in Umlauf kamen. Darüber hinaus ist kein einziger Fall bekannt, in dem Terroristen gefälschte Pässe bei sich trugen.
Stück für Stück nehmen die Autoren die Begründungen auseinander, die Politiker und Medien für die Verschärfung von Überwachungsmaßnahmen ins Feld führen. Dabei ist etwas der biometrische Reisepass, in dem unter anderem die Fingerabdrücke gespeichert werden, ein Thema. Der Bevölkerung wird suggeriert, dass diverse Maßnahmen ihre Sicherheit erhöhen würden, obwohl dies einerseits nicht der Fall ist – ja, die Sicherheit kann gar nicht erhöht werden, wie sicher kann man sein? – und andererseits der Datenschutz und die Privatsphäre des Einzelnen völlig außer Acht gelassen wird.
Ein Journalismus, der seine gesellschaftliche Verwantwortung in den Hintergrund treten lässt, schadet der Demokratie. Ein ins Bockshorn gejagter Bürger ist nicht „mündig“ und wird sich nicht als freier, aufgeklärter, selbstbewusster Mensch an politischen Prozessen beteiligen. … Angst ist das wichtigste Instrument von Diktaturen, die ihre Bevölkerung terrorisieren, um Ausbeutungsverhältnisse zu stabilisieren. Wo Angst zum Mittel der Politik wird, stimmt etwas nicht. Wirklich freie Medien dürfen nicht an den gleichen Strippen ziehen wie die Politik, und wenn hundertmal gilt: Angst sells.
Neben den (oft unwissenden) Politikern, die Überwachung den Vorzug vor Datenschutz geben, ist einerseits der Bürger, der (vermeintlich) „nichts zu verbergen hat“, andererseits der nach Schlagzeilen heischende Journalist das „Feindbild“ der Autoren. Es gilt, den mündigen Bürger zur Freiheit und zur Selbstbestimmung zu erziehen, da helfen Medien oft eher den Politikern, indem sie deren Aussagen unreflektiert weitergeben ohne die freie Meinungsbildung zu fördern und auch den Gegenargumenten Raum zu geben.
Ein Privatmann ist nicht wie der Staat an die Menschenwürde, an Verhältnismäßigkeit oder Unschuldsvermutung gebunden. In einer Notwehrsituation wird ihm als seltene und schwerwiegende Ausnahme zugestanden, in panischer Selbstverteidigung um sich zu schlagen. Doch ein Staat, der panisch um sich schlägt, richtet Verheerendes an. Er ist keine Demokratie, sondern ein Staat des Ausnahmezustands.
Gerade im Umgang mit Terroristen wird oft vergessen, dass es sich bei diesen auch um Menschen handelt. Die Politik und auch die Medien fördern diesen Unterschied gezielt. Wer kann sagen, dass er die in Guantanamo ohne Gerichtsverhandlung oder Verurteilung gefolterten und inhaftierten potentiellen „Terroristen“ als Menschen betrachtet, die auch als solche behandelt werden müssen? Jeder Einzelne muss sich Tag für Tag vor Augen führen, dass für jeden Menschen unabhängig von seinen Taten die Gesetze der Menschenwürde gelten müssen. Was immer dieser Mensch auch getan haben mag. Eine Botschaft, die nicht genug betont werden kann.
„Well, think about it,“ he says. “If I’m playing cards, I’m going to start thinking about every nut and bolt we put together that day at work. But when I jump off a cliff at ten thousand feet, I cannot think about anything else now, can I? The world below melts away.“
Dieses Buch hab ich offenbar aus irgendwelchen Listen kreativer Bücher heraus bestellt, wo ich ja immer wieder zuschlage und mich dann, wenn ich das Buch aus dem Regal nehme, nicht mehr erinnere, warum ich es überhaupt gekauft habe. Diesmal geschehen, weil Kindle an meine Mutter verliehen. Inzwischen hat sie ihren eigenen eBook-Reader, es musste leider der von Weltbild sein, weil der um 40 Euro billiger ist …
1995 habe ich Saltimbanco in Wien gesehen, ich hatte damals gerade Musicalfeuer gefangen und Saltimbanco hatte so ziemlich alles, was Musical hat und noch Artistik dazu. Die Musik war mitreißend, die Kunst der Artisten faszinierend, die gesamte Atmosphäre überwältigend. Auch die nächste durch Europa tourende Show Alegria habe ich besucht, ich erinnere mich aber nicht mehr genau, warum hier der Funke nicht so übersprang wie bei Saltimbanco. Dass dort hochkreative Menschen arbeiten müssen, muss jedem klar sein. In diesem Buch ist viel versammelt, was man wissen oder können sollte, um kreative Projekte zu verwirklichen, viele Tipps von erfolgreichen Menschen, die ihren Job lieben, die tagtäglich Grenzen überschreiten und trotzdem ein normales Leben führen. Vieles, was man sich als Spruch ins Stammbuch schreiben könnte, um Tag für Tag auch das Besondere an seinem eigenen Job zu finden. Oder den Mut, zu einem neuen aufzubrechen. Kreativmotivation auf kreative Weise sozusagen.
Al Hirschfeld, the cartoonist, put it like this: ‘Everybody is creative, and everybody is talented. I just don’t think everybody is disciplined.’
Christian Stöcker – Nerd Attack
Endlich ein Buch für die Nerdgesellschaft. Wenn man selbst einigermaßen Zeit mit der Lektüre bzw. dem Hörgenuss von mehr oder weniger technikaffinen Blogs und Podcasts verbringt, lässt sich der Eindruck nicht ganz verdrängen, dass das Lesen von Büchern in dieser internetaffinen Gesellschaft zusehends zum Sonderfall wird. Ob man die Bücher nun auf einem eBook-Reader konsumiert macht in meinen Augen keinen Unterschied, ob man seine Informationen jedoch nur aus dem Internet bezieht, schon. Ich halte es für ähnlich ungesund, wie wenn jemand seine Information nur aus der Kronen Zeitung bezieht. Was könnte also wohl die selbst ernannte Nerdgesellschaft besser zum Lesen verführen als ein Buch über die Nerdgesellschaft selbst.
Die Konsumenten dagegen mussten mit einem zigarrenkistenkleinen Kasten mit ein paar Knöpfen vorliebnehmen, “nur Tasten für ja, nein und kaufen”, wie ein CCC-Mitglied das später spöttisch formulierte. Der neue Dienst war ein Konsumwerkzeug, ein System, dessen technische Struktur nicht vorsah, dass Normalbürger sich produktiv damit auseinandersetzten, ein Affront gegen die Hacker-Ethik.
Der Autor Christian Stöcker zählt sich natürlich selbst zur Zielgruppe seines Buches. Anhang seiner eigenen Evolution im Umgang mit dem Computer beschreibt er die unterschiedlichsten Phänomene, die sich im und um dem Computer Stück für Stück entwickelt haben. Eines der bedeutendsten dieser Phänomene ist in meinen Augen, dass schon in frühester Zeit den Hackern ein Dorn im Auge war, wenn sie mit wenigen Kontrollmöglichkeiten wie zum Beispiel Knöpfen (im obigen Beispielzitat) abgespeist werden. Der Entdeckergeist, herauszufinden, was man mit der Maschine alles machen kann, prägt noch heute das Leben vieler Interessierter auf diesem Gebiet und unterscheidet sie von jenen, die hilflos vor dem Gerät sitzen, anstatt Google solange mit Suchbegriffen zu bewerfen, bis sich eine Lösung auftut.
Hätte die Musikbranche sich rechtzeitig und ohne fremde Hilfe geeinigt, sie könnte ohne Zwischenhändler ungleich höhere Gewinne aus dem Geschäft mit den Dateien einfahren.
Natürlich werden auch Themen wie das gerade wieder sehr präsente Urheberrecht nicht vergessen. Ich vermisse hier – wie auch bei den meisten anderen Diskussionen zu dem Thema unter den Betroffenen der Internetgesellschaft – eine kritische Auseinandersetzung in der Form „wie könnte man es besser machen?“. Das möchte ich jetzt weniger dem Autor zum Vorwurf machen, sondern allgemein zu Bedenken geben. Die Gegner von ACTA (Disclaimer: zu denen ich mich selbst zähle) vergessen leider zumeist, einen Gegenvorschlag zu unterbreiten. Die totale Freiheit zu fordern ist idealistisch, aber keine umsetzbare Alternative. Bei der „Löschen statt sperren“-Diskussion in den vergangenen Jahren war es klar: Löschen ist nicht nur die bessere, sondern die einzige Lösung. Ein so klares Statement können die ACTA-Gegner bis dato nicht nur nicht vorweisen, es wird auch das wichtige Interesse an einem zensurfreien Internet vermischt mit Themen wie Urheberrechtsverletzungen. Die Aussage, dass die „Content-Mafia“ das Problem selbst lösen könnte, wenn sie endlich brauchbare Angebote liefern würde, unterstütze ich zwar, jedoch löst das nicht alle Probleme.
Bedenklich ist außerdem (ich schweife nur noch kurz ab), dass die Verlagsbranche mit den kopiergeschützten eBooks genau denselben Fehler zu machen scheint wie es die Musikindustrie vor einem Jahrzehnt bereits vorgeführt hat. Die Konsumenten werden verwirrt mit unterschiedlichen DRM-Systemen, kein Gerät kann alle Formate anzeigen und bietet somit tatsächliche Wahlfreiheit beim Kauf der Inhalte (am ehesten geht das noch mit dem iPad, jedoch finde ich die Benutzung des Adobe-DRMs durch die meisten Anbieter wenn nicht bedenklich, dann doch zumindest fragwürdig). Durch die unterschiedlichen Formate und Inkompatibilitäten verärgert man potentielle Kunden (keine Annahme, ich habe es selbst in meiner Familie erlebt) und bremst die Entwicklung, anstatt sie zu fördern und den Kunden attraktive Angebote zu bieten. Wie ich inzwischen erfahren habe (Hörensagen), kann man auch eBooks inzwischen hervorragend raubkopieren. Wann bieten Verlage endlich Kombiangebote an? Wann senken Verlage endlich die Preise? Wenn ein eBook die Hälfte eines Paperbacks kosten würde (angesichts der offensichtlichen Ersparnisse in der Produktion im Vergleich mit dem Papierbuch wäre das noch immer teuer), würde möglicherweise der Komfortfaktor das Raubkopieren bereits unnötig machen. Aber vermutlich muss wieder erst Apple den Verlagen zeigen, wie es geht. Oder Amazon übernimmt endgültig die Herrschaft über die Buchwelt.
Zurück zu Nerd Attack! Den Titel finde ich etwas unglücklich gewählt, er erweckt den Eindruck, die Nerds würden sich bewaffnen, um die „normale“ Gesellschaft anzugreifen. Im Buch selbst wird dieser Eindruck nicht bestätigt, aber in meinen Augen könnte der Titel durchaus den einen oder anderen Nerd-Sympathisanten von der näheren Beschäftigung mit dem Thema abhalten.
Abschließend möchte ich betonen, dass sich die Lektüre definitiv lohnt. Der Hardcore-Nerd wird sich zweifellos wiederfinden und bei jeder Erwähnung bekannter Memes mitschmunzeln. Die Nerd-Sympathisanten und Nachwuchs-Nerds gewinnen möglicherweise einen besseren Einblick in die Entstehungsgeschichte so mancher heute bekannter Phänomene. Aber auch dem Milieu vollkommen Fernstehende gewinnen neue Einsichten, wie diese Internetmenschen ticken und wenn sie sich darauf einlassen vielleicht sogar darüber, warum sie ticken, wie sie ticken. Ob es sich als Manifest eignet, bleibt wohl der Netzgemeinde selbst überlassen.
Wer mehr zum Buch lesen will, klickt hier:
Und hier der Link zur Besprechung der Kaltmamsell: Vorspeisenplatte
Erst durch die elektrische Beleuchtung wurde es möglich, dass sich das Licht nach der Handlung richtet und es als Begleitung der Darsteller an jeder Stelle der Bühne besteht. Man kann mit diesem Licht, sowohl bei den Darstellern als auch bei den Dekorationen, bestimmte Teile besonders hervorheben oder unterdrücken und so dem Theaterbesucher die Wirklichkeit eines beliebigen Ortes ankündigen oder seinen Blick unmerklich auf einen anderen Ort der Bühne lenken.
Licht ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und doch einer, dem wir selten Aufmerksamkeit schenken. Es ist einfach da und wird erst vermisst, wenn es fehlt, etwa, wenn der Strom ausfällt oder ein langer Winter sich negativ auf unsere Gemütslage auswirkt. Im Theater ist es ähnlich. Im Mittelpunkt stehen stets die Darsteller und im besten Fall wirken diese mit allen anderen Elementen zusammen, um eine Geschichte zu erzählen. Im Musical kommt noch die Musik dazu, in meinen Augen ein Bestandteil, der einer Geschichte oft erst den entscheidenden Drive gibt.
So gesehen schenken wir wohl auch dem Theaterlicht zu wenig Aufmerksamkeit. Das Licht ist da, um die Kulissen zu erhellen, im Finstern wären sie nutzlos. Es kann aber auch entscheidende Impulse für die Geschichte setzen, bestimmte Elemente erhellen oder im Dunkeln lassen. Erst die moderne Theatertechnik hat hier viele neue Möglichkeiten eröffnet. Von diesen Veränderungen handelt die Textsammlung zum Thema „Theater – Licht – Technik“, die im Jahr 2000 anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Österreichischen Theatermuseum erschienen ist.
Als einziges Manko könnte ich die deutliche Fokussierung auf die Geschichte der Theaterbeleuchtung nennen, den aktuellen Techniken wird deutlich weniger Platz gewidmet. Fotos von Scheinwerferbefestigungen, Seilzügen und ähnlicher Technik in aktuellen Theatern wären beispielsweise interessant gewesen. Perspektiven, die der Theaterbesucher üblicherweise nicht sieht. Tadeusz Krzeszowiak erklärt zwar ausführlich und interessant etwa die Funktionsweise kopf- und spiegelbewegter Scheinwerfer, jedoch die Illustrationen könnten hier mehr von der Verwendung in Theatern zeigen. Auch die psychologischen Wirkungen, die durch unterschiedliche farbliche Ausleuchtung beim Besucher entstehen können, werden leider nicht behandelt. Im Ganzen bietet der Band jedoch einen guten Überblick über die Geschichte des Theaterlichts und kann als Einstieg dienen, sich mit diesem Thema etwas näher zu beschäftigen.
Diese groß angelegte neue Strategie ruht auf drei Säulen. Die Erste ist die Entschlossenheit, den Weltraum zu militarisieren und die Erde über im Orbit befindliche Kampfstationen zu beherrschen. Bestückt werden sollen diese Kampfstationen mit Waffen wie Hochenergie-Lasern, die gegen jedes Ziel auf der Erde oder gegen Satelliten anderer Mächte eingesetzt werden können.
Ich kaufte dieses Buch vor langer Zeit vom Wühltisch, vermutlich in einer Phase, als politisch gerade irgendwas vor sich ging. Dann stand es lange Zeit im Regal, weil es halt doch ein eher trockenes Thema ist. Tatsächlich beschränken sich Großteile des Buches darauf, die militärischen Aktivitäten der USA auf der ganzen Welt zu beschreiben. Amerika unterhält auf der ganzen Welt Militärbasen. Ich kann mich erinnern, in einem der Brunetti-Romane von Donna Leon von einer amerikanischen Militärbasis in Italien gelesen zu haben. Eine schnelle Google-Recherche zeigt das Spannungsfeld auf: die Amerikaner wollen die Basis erweitern und drohen mit Abzug der Truppen, sollten sie die Genehmigung nicht erhalten. Um keinen wirtschaftlichen Schaden zu erleiden, stimmen die Verantwortlichen zu (Bericht dazu im Online-Standard). Ob der Ausbau tatsächlich durchgesetzt wurde, kann ich jedoch auch durch ausführlichere Recherche nicht herausfinden. Offenbar fiel diese Angelegenheit in mehrere Regierungswechsel zwischen Prodi und Berlusconi (Europa im Blick). Interpretiert man diese Angelegenheit mit dem Wissen aus diesem Buch, darf man annehmen, dass Amerika aufgrund der massiven Proteste seine Soldaten anderswo angesiedelt haben dürfte.
Zudem wurden über CIA-Operationen in Chile und Saudi-Arabien auch direkt Waffen an Bagdad geliefert. Von 1986 bis 1989 wurden rund 73 Lieferungen abgewickelt, die unter anderem Bakterienkulturen zur Herstellung von waffenfähigem Anthrax, moderne Computer und Ersatzteile und Ausrüstungen für die Reparatur von Flugzeug- und Raketentriebwerken enthielten. Als der UN-Sicherheitsrat mit der Resolution 1441 den Irak im Dezember 2002 zwang, ein 11.800 Seiten dickes Dossier über die Geschichte seiner Waffenprogramme vorzulegen, eilten Vertreter der Bush-Administration nach New York, um den Bericht in ihren Besitz zu bringen, bevor irgendein anderes Mitglied des Sicherheitsrates einen Blick hineinwerfen konnte.
Vieles, was der Autor hier als Fakten präsentiert, klingt so unfassbar wie die Absurditäten in „Let’s make money“ (ich denke da an die riesigen spanischen Golfplätze, die täglich bewässert werden müssen). Aber wer soll sich jemals die Mühe machen, all die Quellen zu überprüfen, die Chalmers Johnson so akribisch gesammelt hat? Selbst wenn man es versuchen würde, würde man wohl kaum Zugang zu all diesen geheimen Dokumenten erhalten, die gerade die wirklich brisanten Informationen enthalten. Wobei sich dann auch die Frage stellt: wie kam der Autor selbst zu diesen Geheimdokumenten? Woher hat er überhaupt diese Informationen über die amerikanischen Verteidigungsausgaben?
Hinzu kommt der Wunsch Washingtons, die Erdöl exportierenden Länder im Nahen Osten und Zentralasien unter seine strategische Kontrolle zu bringen und damit auch Exporte in jene auf Importöl angewiesenen Volkswirtschaften zu kontrollieren, die eines Tages der amerikanischen Weltherrschaft gefährlich werden könnten – namentlich Europa und China.
Der Wunsch Washingtons – so eine Regierung, das sind doch viele Leute, denke ich mir? Wie kann es sein, dass so viele Personen aus scheinbar gegensätzlichen Parteien alle ein gemeinsames Ziel verfolgen. Wissen diese Menschen, was sie beschließen, wenn sie die Verteidigungsausgaben der USA immer wieder erhöhen? Ist der Apparat quasi selbstständiges Leben? Könnte Obama das Militär zurückpfeifen und stattdessen die Gesundheitsausgaben erhöhen? Warum bekommt er dafür keine Mehrheit? Sozialversicherung statt Rüstung?
Der Verteidigungshaushalt Russlands, das bei den Militärausgaben an zweiter Stelle steht, beläuft sich auf lediglich 14 Prozent der Aufwendungen der USA. Man müsste die Beträge der 27 nächstgrößeren Militäretats addieren, um die Ausgabenhöhe der USA zu erreichen.
Schon vor Jahren musste ich mich dafür auslachen, dass ich die Meinung vertrat, Österreich brauche keine Abfangjäger, wir befänden uns im Zentrum der EU und sollte uns wirklich jemand angreifen, würden uns die paar Eurofighter auch nicht helfen. Die Erkenntnis, dass in Amerika und vor allem auf amerikanisches Betreiben in der ganzen Welt noch ganz andere Dinge passieren, ist schwer zu akzeptieren, wenn man sie so Schwarz auf Weiß vor sich hat. Aber können wir wirklich etwas dagegen tun?