Categories
Sachbuch Schmafu

Pierre Franckh: Wünsch es dir einfach – aber mit Leichtigkeit

Wotrubakirche

Disclaimer: Ich bin ein Skeptiker. Ich glaube an Gott und an Wissenschaft. An Homöopathie eher weniger, finde aber, Homöopathie kann vermutlich auch nicht schaden.

Amazon findet wohl, zu Weihnachten wurde noch nicht genug gewünscht und verschenkt daher diese Anleitung zum erfolgreichen Wünschen. Dieser Pierre Franckh scheint ein umtriebiger Mensch auf diesem Gebiet zu sein und ich vermute mal, dass er vermutlich selbst daran glaubt, weil er scheint ja recht weit gekommen zu sein mit seinen Büchern, Vorträgen und so weiter. Im Buch beschreibt er, wie man sich alles Mögliche im Leben wünschen kann, wie man diese Wünsche am besten visualisiert und formuliert. Das Ganze wird angereichert mit begeisterten Leserbriefen von erfolgreichen Wunscheleven. Spannend ist, dass sich die meisten Leute wohl doch hauptsächlich materielle Werte wie Geld, Autos oder Urlaube wünschen. Oder zumindest war es für mich spannend, da ich mir im Normalfall mehr Zeit wünsche, weil der Tag immer zu wenig Stunden hat.

„… dann lehnt man seine Arbeit in Wahrheit ab. Man versucht, die Arbeit zu vermeiden. Man will ihr entkommen und fühlt sich gezwungen, die ungeliebte Tätigkeit zu verrichten, damit man seine Familie ernähren oder die Miete bezahlen kann.

Richtig ist, dass man durch seine eigenen Gedanken seine Wahrnehmung der Welt beeinflussen kann. Wer sich täglich widerwillig ins Büro schleppt, tut sich sicher nichts Gutes. Gleichzeitig ist es sicher schwer, in unserer wohlstandsverwöhnten Welt einen Job zu genießen, der nicht den eigenen Vorstellungen von einer spannenden Tätigkeit entspricht. Dabei habe ich mich jedoch kürzlich selbst erwischt. Obwohl ich meinen Beruf sehr gern mache, gibt es Tage, an denen es schwerfällt, das übliche Pensum zu absolvieren. Mit dem Job ist es wie so oft, man weiß ihn erst zu schätzen, wenn man ihn nicht mehr hat.

In Wahrheit lag es nicht an dem Medikament – das gar keines war –, sondern einzig und allein an unserem festen Glauben daran. Wir waren davon überzeugt, dass die Medizin wirken würde, und dieser starke Glaube hat bewusst und unbewusst all die Selbstheilungskräfte in unserem Körper mobilisiert. Wir haben unserem Körper mitgeteilt, „dieses Medikament wirkt“, und damit begann der Moment der Genesung.

Solange es um die oben erwähnte materielle Welt geht, soll das Wünschen ja für jeden ok sein. Aber in dem Moment, wo er anfängt, zu behaupten oder zumindest anzudeuten, Krankheiten würden durch destruktive Gedanken entstehen und man könnte sich selbst „gesund denken“ ist der Ofen echt aus. (Das Rechtschreibprogramm unterwellt mir übrigens das im obigen Zitat vorkommende Wort „Selbstheilungskräfte“.) Mir läuft es kalt den Rücken herunter, wenn ich mir vorstelle, dass leichtgläubige Menschen möglicherweise Therapien gegen Krankheiten abbrechen, weil sie in ihrer Verzweiflung glauben, sie könnten sich „gesund wünschen“. Sicher ist es besser, positiv zu denken und sich selbst den gesunden Zustand vorzustellen. Aber zu behaupten, man könne sich „gesund wünschen“ ist in meinen Augen pure Scharlatanerie.

Weiters bleibt die Frage offen, was der Autor den Lesern erzählt, die NICHT erfolgreich wünschen. Ich nehme mal an, die müssen selbst schuld sein. Entweder sie haben nicht richtig gewünscht, nicht richtig formuliert, nicht richtig losgelassen, nicht mit Leichtigkeit gewünscht (wie der Titel rät). Es muss viel geben, was man falsch machen kann, es bräuchte sonst wohl kaum so viele verschiedene Wunschratgeber von Pierre Franckh.

Für dieses Buch habe ich die neue Kategorie „Schmafu“ auf Books in the Fridge eingeführt. Ich hoffe, Pierre Franchks Leser wünschen sich weiterhin Parkplätze und Urlaube und vertrauen in medizinischen Dingen lieber Spezialisten auf diesem Gebiet. Entbehrlich.