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Sachbuch

Georg Seeßlen – Steven Spielberg und seine Filme

Das Licht, vielleicht ist gerade das das Entscheidende, ist bei Steven Spielberg ein Element der Differenz. Es ist weniger das, was den Raum durchdringt, als vielmehr ein Gegenüber des Raums.

Bei Disney will alles zum Ort der Einheit hin, auch wenn dies kein natürlicher Ort mehr sein kann (sondern eben “Disneyland”); bei Hitchcock dagegen gibt es den radikalen Bruch zwischen dem Innen und dem Außen, man fällt gleichsam vom Eingeschlossen- ins Ausgeschlossen-Sein. Und wieder versucht da Spielberg seinen dritten Weg aus beidem zu formen: gerade die Suche nach dem magischen Ort (Schatz und Pforte in einem), die Suche nach dem höchst persönlichen Disneyland führt führt seine Menschen tiefer in den Hitchcock’schen Bruch. Zwei “Väter”, die einander nicht ausstehen können, und sie sich doch bedingen.

Georg Seesslen analysiert anhand einer Auswahl von Spielbergs Filmen dessen Motive und deren Ausprägungen in den unterschiedlichen Filmen. Die Kombination all dieser ergibt ein interessantes Bild, das man als Normalsterblicher kaum erkennt, da man ja nicht bei jedem Film verfolgt, wer hier jetzt Regie geführt hat und wie dieser mit anderen Regisseuren zusammenarbeitet bzw. sich an diesem orientiert.

Ein interessanter Blick hinter die Kulissen von Hollywood, wenn auch etwas theoretisch gehalten.

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Sachbuch

Erik Möller – Die heimliche Medienrevolution

Viel gibt es zu sagen zu diesem Werk, daher der Versuch einer übersichtlichen Struktur (ohne Anspruch auf Sinn und Vollständigkeit der Reihenfolge):

1. Im ersten Kapitel geht Möller auf die Geschichte der Medien von der Entwicklung der Schrift bis zum heutigen Status ein, allerdings nur oberflächlich. Wer sich bereits ein bißchen mit Medientheorie beschäftigt hat, wird hier nichts neues finden und kann dieses Kapitel auch überspringen.
Interessant wird es erst, wenn Möller sich mit den Vorläufern des WWW beschäftigt:
So erinnert Memex letztlich an modernen Hypertext, doch wer das System schlicht als einen Vorläufr des World Wide Web betrachtet, denkt nicht weit genug. Denn das Web wird von den meisten Nutzern nur passiv konsumiert. 

Und damit ist Möller schon bei seinem zentralen Thema: Seine Leser für das “Mitmachweb” zu begeistern. Aber davon später mehr.

2. Im Abschnitt, der sich mit freier Software beschäftigt, erläutert Möller ausführlich die Entwicklungsgeschichte freier Software, speziell der Entwicklung unterschiedlicher Linuxdistributionen. Auch dabei geht er leider nur soweit ins Detail, dass interessierten Laien das Meiste bereits bekannt sein sollte.
Weiters verbreitet er sich über die Lizenzen, die freier Software zugrunde gelegt werden können und hält ein flammendes Plädoyer für freie Software und gegen den allgegenwärtigen Giganten Microsoft.
Was mich zu der Frage bringt, warum der Befürworter von freien Inhalten sein eigenes Buch NICHT unter einer Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Man lese dazu die äußerst detaillierten Copyright-Bestimmungen:
Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

3. Weiter geht es mit Blogs und Wikipedia. Es sei gesagt, dass es sich bei dem mir vorliegenden Werk um die 2. Auflage 2006 handelt, inwiefern Aktualisierungen zur ersten Auflage vorgenommen wurden, kann ich nicht beurteilen.
Jedoch folgender Texte dürfte wohl angesichts des Youtube-Erfolges (Youtube wird überhaupt nicht erwähnt) bereits 2006 nicht mehr aktuell gewesen sein:
Es bleibt abzuwarten, ob im schönen neuen Video-Web Inhalte von unten eine ähnlich große Rolle spielen werden wie in der Welt von Text, Audio und, gerne vernachlässigt, Fotos.

Auch das Audio-Podcasting wird in diesem Kapitel nur kurz angeschnitten, die Bedeutung dieser Technologien wird von Möller offensichtlich unterschätzt.

4. Für bedenklich halte ich Herrn Möllers Einstellung zum Thema Datenschutz. Zum Abschluss des Buches versucht er, einen Ausblick in die Zukunft zu formulieren:
Stellen Sie sich ein Gerät vor, das Ihnen Personen in Ihrer Nähe zeigt, die Sie kennen lernen sollten – und das diesen Personen das Gleiche signalisiert (natürlich nur, wenn beide Personen Interesse und Zeit haben). Die typischen Barrieren für den ersten Kontakt können so überwunden werden.

Es fällt mir schwer, tatsächlich alle beängstigenden Auswirkungen eines solchen Geräts auszumalen, jedoch zeigt dieses Statement deutlich auf, dass sich Möller offensichtlich keinerlei Gedanken über Privatsphäre macht, die uns das Web 2.0 ohnehin unauffällig stiehlt. Wollen wir wirklich eine Welt, in der man als Außenseiter gilt, wenn man nicht bei dieser oder jener Community dabei ist? (in Schulen ist das bereits heute Realität, wo ganze Klassen beispielsweise im studivz dabei sind).

5. Hierzu sei auch noch sein Appell auf der letzten Seite erwähnt:
Schaffen Sie ihren Fernseher ab und informieren Sie sich aus dem Internet.

<ironie>Denn alles, was im Internet steht ist wahr, genauso wie alles, was im Fernsehen kommt, unwahr ist.</ironie> Mehr gibt es dazu wohl nicht zu sagen.

6. Weiters möchte ich anregen, dass ein umfangreicheres Glossar die Lesbarkeit erheblich erhöhen würde. Immer wieder werden im Text Technologien erklärt, die den meisten Lesern ohnehin bekannt sein dürften. Diese könnte man ohne Weiteres in einem umfangreichen Glossar zusammenfassen und müsste nicht ständig im Text Abkürzungen und Technologien erläutern.

Trotz allem lässt sich sagen, dass Möller das Web 2.0 aus einem interessanten Blickwinkel darstellt, man sollte seine Einstellung zu diesem Thema jedoch dringend kritisch hinterfragen und nicht unüberlegt in seine Hochrufe einstimmen.

 

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Sachbuch

Liz Faber – replay

Viele, viele Bilder und Nostalgie, wenn man sich die Grafiken anschaut, die man noch vom Ende der 80er kennt. Super Mario war schon toll ;-)

Interessante Geschichte der Computergrafik, interessante Interviews mit den Machern von Blockbusterspielen.

 

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David Skopec – Layout digital

Layout digital beschreibt grundlegende Layoutprinzipien speziell für den Bildschirm, also für Anwendungen bzw. Websites. Dabei beleuchtet er grundlegende Layoutprinzipien, die dem “experienced graphics designer” kaum etwas Neues erzählen.

Interessant ist jedoch – wie passend – das Layout des Buches selbst. Wenn auch teils etwas unübersichtlich, so sind doch die Designbeispiele inspirierend und können gerne als Inspirationsreferenz dienen. Allein zu diesem Zwecke werde ich in dieses Buch sicher noch öfter hineinschauen.

 

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David Allen – Getting Things Done

Die Bibel für alle Unorganisierten, die gern organisiert wären. Gelesen habe ich es jetzt, nur zur Umsetzung fehlt mir die Zeit. ;-) Tatsächlich braucht es einige Überwindung und auch einiges an Zeit und Durchhaltevermögen, um das System tatsächlich zu implementieren, aber schon kleine Änderungen, die sich relativ schnell und spontan umsetzen lassen, bringen einen großen Produktivitätsschub im Vergleich zur vorherigen Situation.

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Sachbuch

Kurt Weichler – Redaktionsmanagement

Leider sehr theoretisches Werk zum Management von Redaktionen und den erweiterten Aufgaben, denen sich (Chef-)Redakteure in der heutigen Zeit gegenüber sehen.

Wirklich brauchbares Material, um es im Redaktionsalltag sofort umzusetzen, liefert das Buch leider nicht, es beschäftigt sich eher mit übergeordneten Strukturen, die vom “kleinen Redakteur” ohnehin nicht beeinflusst werden können und mit der wegen der hohen Kosten und auch der einfach fehlenden Möglichkeit im laufenden Betrieb einer kompletten Umstrukturierung auch die Chefredakteure wohl eher wenig anfangen können.

Interessant sind die Interviews im hinteren Buchteil mit Chefredakteuren und Redaktionsmanagern aus dem Printbereich, dem Hörfunk und dem Fernsehen. Diese berichten über Abläufe und Organisation in ihrem Medium, hier erfährt man einiges Interessantes, das man möglicherweise als Journalist aus dem eigenen Arbeitsumfeld kennt.

Fazit: Theorethische Betrachtung von Redaktionsorganisation, interessant als Backgroundwissen, zu praktischen Umsetzung ungeeignet.

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Zenkei Shibayama – Zen – Eine Blume spricht ohne Worte

Am nächsten Morgen nahm er alle seine Berichte und Aufzeichnungen über die Diamant-Sutra, die er mitgebracht hatte, verbrannte sie vor dem Kloster und erklärte: “Alles Wissen oder Lernen ist, verglichen mit der Tiefe der Erfahrung, wie ein Tropfen Wasser, der ins Meer fällt.”

“Jeder wird vor dem Spiegel in gleicher Weise behandelt. Er macht keinen Unterschied zwischen reich und arm. Er lässt nicht den Reichen und Vornehmen schön erscheinen, weil er etwas Besonderes sei. Er macht den Armen nicht besonders hässlich. Männer und Frauen, Alte und Kinder werden vor dem Spiegel gleich behandelt. ……… Ein solches unbeflecktes klares Bewusstsein, das durch und durch rein ist und völlig unparteiisch, ohne irgendeinen Unterschied, wird Buddha-dharma oder Selbst-Natur genannt. Zen lehrt, dass wir menschlichen Wesen ursprünglich diese Buddha- oder dharma-Natur in uns selbst besitzen.

Eines Tages ging er die Straße entlang und traf einen Bettler, dem er schon öfters begegnet war. Ohne viel zu überlegen, sagte er: “Guten Morgen!” Aus irgendeinem Grund antwortete der Bettler: “Gibt es einen Morgen, der nicht gut ist?”

Das Leben der Schönheit offenbart sich in der schöpferischen Kraft eines freien natürlichen Menschen, und diese Schöpferkraft erstrahlt aus der Tiefe seiner alles umfassenden Aktivität, in der er das zum Idol Erhobene vernichtet.

Eine grundlegende Einführung in den Zen-Buddhismus, der in China und Japan praktiziert wird und sich in erster Linie auf die Erfahrung stützt. Gleichnisse verdeutlichen, dass alles Wissen im Vergleich zur persönlichen Erfahrung unbedeutend ist. 

Fazit: Interessantes Thema, ansprechend aufbereitet.

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Sachbuch

Clotaire Rapaille – Der Kultur Code

Stark amerikanisch geprägtes Buch über Codes in der Werbung, mit Erklärungen, warum Amerikaner so viel arbeiten und so viel essen. Durch Studien mit Probanden aus verschiedenen Ländern untersucht Rapaille, wie unterschiedlich Amerikaner und Franzosen beispielsweise Essen sehen, was Amerikaner mit Familienessen verbinden und warum dies in Japan überhaupt nicht gebräuchlich ist.

Unterhaltsam zu lesen, mit Beispielen erläutert, teilweise auch auf aktuelle Werbungen anzuwenden, wenn man näher darüber nachdenkt. Schade ist, dass es so stark amerikanisch geprägt ist, für den Europäer wäre eine stärkere Ausrichtung in Richtung der Unterschiede zwischen Frankreich, Italien, Deutschland und anderen europäischen Ländern interessant.

 

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Claude Cadoz – Die virtuelle Realität

Eine absolute Repräsentation, die garantiert, daß die Darstellung und das Dargestellte vollkommen identisch sind, ist im Übrigen unmöglich. Erstens gibt es keine Garantie dafür, daß wir nicht einen versteckten Unterschied übersehen haben, wenn wir ein Objekt für ein anderes halten. Die einzige absolute Repräsentation eines Objekts ist das Objekt selbst. Zweitens gibt es keine Sicherheit – wenn wir uns für ein Objekt interessieren, noch bevor wir seine Darstellung in Betracht ziehen und wir seine Grenzen festlegen, also entscheiden, was zu gehört und was nicht –, daß wir nicht eine wichtige Komponente ausgeschlossen haben, die für unsere aktuellen Erfahrungen unzugänglich, aber dennoch von entscheidender Bedeutung ist. Jedes Teilchen des Universums dehnt sich zusammen mit dem Universum aus, und daraus folgt, daß das einzige absolute Objekt im Universum, das man in Betracht ziehen kann, das Universum selbst – uns inbegriffen – ist. Wenn wir tatsächlich eine Repräsentation des gesamten Universums erstellen wollten mit einem ebenso mächtigen Computer, müßte man das Material für den Rechner irgendwo dem Universum entnehmen. Wenn wir eine Hälfte des Universums nehmen würden, um die andere Hälfte darzustellen, würden wir nur eine Hälfte des Universums repräsentieren. Und würden wir nicht außerdem nur die Tatsache darstellen, daß wir dabei sind, es zu tun? Daraus folgt, daß die einzig mögliche vollständige Repräsentation die des gesamten Universums durch sich selbst ist.

Hoch philosophische Abhandlung zum Thema virtuelle Realität. Es werden die zugrundeliegenden Mechanismen technisch aufs Wesentliche runtergebrochen (wenn man sich ein bißchen damit auskennt, erkennt man Dinge wieder), aber im Großen und Ganzen eignet sich das Ganze eher als Basis einer philosophischen Betrachtung (darf man das überhaupt (die Welt vervirtualisieren)? – siehe oben).

 

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Tom Reynolds – I Hate Myself And Want To Die

Ist «Hold My Hand» für die meisten Musikfans eine Art sündige Schlemmerei, als würde man im vegetarischen Restaurant einen Big Mac bestellen, stürzten bei den meisten Leuten die Serotoninwerte in den Keller wie abgeschossene Tontauben, als «Let Her Cry» ins Radio kam und das protzige Musikvideo dazu bei MTV lief (damals, als bei MTV noch Musikvideos liefen).
Let Her Cry – Hootie & the Blowfisch

Meine Theorie: Frauen fühlen sich betrogen oder klagen, während Männer einfach nur so schnell wie möglich Schluss machen wollen. Frauen weben zarte Netze poetischer Leidenschaft, mit der sie das Publikum in den Bann zu schlagen hoffen, während Männer sich auf einfache Urteile verlassen, die sogar ihr Hund verstehen würde.
Brick – Ben Folds Five

Eigentlich ist dem kaum etwas hinzuzufügen. Eine Sammlung tatsächlich deprimierender Songs, wobei ich auch zugeben muss, dass ich nur die wenigsten kannte, weil die meisten davon lange vor meiner Geburt veröffentlicht wurden und möglicherweise in Mitteleuropa überhaupt nie den Bekanntheitsgrad erreicht haben, den sie in Amerika hatten.

Trotzdem handelt es sich bei diesem Werk um ein amüsant geschriebenes Buch, das einen trotz des deprimierenden Themas (:-) durchaus streckenweise durch seine trockene Betrachtungsweise erheitern kann. Man sollte halt nicht in die Luft gehn, wenn einer der eigenen Lieblingssongs in Grund und Boden gestampt wird. Und ich mag halt Evanescence, Nine Inch Nails und Bonnie Tyler!