Categories
English Krimi Roman

Louise Penny – The Grey Wolf

CN: Ich habe die Geschichte genossen und nicht genau mitgeschrieben. Es ist ein Krimi, es kommen mehrere Morde vor und auch Terrorismus.


He understood the terrible thing he was doing. Saving his own family, and leaving the rest behind.

In letzter Zeit ist mir das Lesen etwas schwer gefallen, was ich von mir überhaupt nicht gewohnt bin. Nach Sunrise on the Reaping ergab sich eine generelle Lesepause und in das in diesem Post besprochene bin ich auch nur hineingekippt, weil ich schon monatelang gewartet habe, bis ich endlich an der Reihe bin. Aber immerhin werde ich demnächst mal wieder in der physischen Bücherei gewesen sein, der nächste Post ist quasi schon geplant.

Louise Penny hat eine weitere geniale Fortsetzung ihrer Gamache-Romane geschrieben. Wie wir es von ihr kennen, lässt sie ihren Protagonisten an sich selbst und an der Gesellschaft zweifeln, sie lässt ihn an Entscheidungen scheitern, an denen jeder Mensch einfach nur scheitern kann und lässt ihm kaum eine Atempause. Sie schickt ihn auch zurück an einen Ort, an dem er eine schwierige Zeit erleben musste, die Erinnerung vermischt sich mit der Frage danach, wem wir eigentlich vertrauen können. Wenn wir nämlich selbst den uns allernächsten Menschen nicht mehr vertrauen können, was bleibt uns dann noch? Das Buch endet – äußerst unerwartet – mit einem Cliffhanger und der Ankündigung des 20. Romans der Serie. The Black Wolf erscheint am 28. Oktober 2025.

One of them, a grey wolf, wanted the old man to be strong and compassionate. Wise and courageous enough to be forgiving. The other, a black wolf, wanted him to be vengeful. To forget no wrong. To forgive no slight. […] “We all have them, inside. Best to acknowledge that. Only then can we choose which one we feed.”


Blick von der Mitte des 3. Rangs auf den Seitenbereich, in dem sich die Stehplätze befinden, auf dem äußersten Stehplatz steht eine Person, die sich über die Brüstung beugt und zur Bühne hinuntersieht

Kürzlich hatte ich das große Glück an einer besonderen Führung durch das Theater an der Wien teilnehmen zu dürfen. Als meine Musicalleidenschaft in den 1990er-Jahren so richtig Feuer fing, wurde dort der erste österreichische Musical-Welterfolg Elisabeth aufgeführt. Damals war ich oft „auf Stehplatz“ in der Vorstellung, manchmal haben wir auch am Bühneneingang gewartet, um von den Darsteller:innen Autogramme und Fotos zu erbitten. Für mich war die Führung daher eine Rückkehr an einen Ort, der für mich lange ein Sehnsuchtsort war. Es folgt ein Text mit Fotos von heute, Geschichten von damals und so einigem dazwischen. 

Blick ins renovierte Foyer, den Boden ziert ein aus den 1960er-Jahren stammendes dekoratives Mosaik in Braun- und Grau-Tönen, Wände und Decke erscheinen in weiß und hellen-Grau-Tönen, im Hintergrund führt eine Treppe mit einem roten Teppich nach oben, rechts daneben eine Aufzugstür
Blick von der neu errichteten Besucher:innenterrasse über dem Haupteingang des Theaters, von oben nach unten führt an der Hausecke der Schriftzug „THEATER AN DER WIEN“, rechts daneben ist unten die Linke Wienzeile zu sehen
das neue Foyer im ersten Stock ist eine Mischung aus alt und neu, links ein Gemälde, das das Theater in seiner Entstehungszeit zeigt (damals stand es nicht inmitten der Stadt und war nicht von Gebäuden umringt), darüber eine moderne runde Deckenbeleuchtung, ein großer Ring, der gleichzeitig nach oben sowie nach unten beleuchtet, hinten im Bild die Aussicht auf die Terrasse und die Dächer des Naschmarkts

Unser Rundgang startete im Foyer, wo wir viel über die gerade absolvierte Renovierung des Theaters erfuhren. Mir war das neue Dach über dem Haupteingang sofort aufgefallen, es bildet nun auch die Basis für eine neue Terrasse im ersten Stock, von dem die Besucher:innen über den Naschmarkt blicken können. 

Wir wurden außen am Papageno-Tor vorbeigeführt und erfuhren viele Geschichten über die Entstehung des Hauses. Das Papageno-Tor nimmt Bezug auf die Hauptfigur in Mozarts bekanntester Oper Die Zauberflöte. Hier ist heute noch der Empirestil erkennbar, in dem das Originalgebäude in den Jahren 1800/1801 errichtet wurde. 

Über den Bühneneingang (den ich nun erstmals nicht nur von außen sehen konnte!) betraten wir das Gebäude von hinten und standen nach nur wenigen Schritten auf der Hinterbühne. Ehrfürchtig bewunderte ich den eisernen Vorhang, der kurz darauf für uns hochgezogen wurde. 

Aktuell sind die vielen Kulissenzüge alle leer, da sie im Rahmen der Sanierung von waagner biro stage systems einer gründlichen Überholung unterzogen wurden. Die Projektdauer betrug mit 31 Monaten deutlich länger als die Bauzeit des ursprünglichen Theatergebäudes, das in 13 Monaten festgestellt wurde. Auf Youtube gibt es auch ein Video der Stage Equipment Show, die eindrucksvoll die neue Bühnenmaschinerie zur Geltung kommen lässt.

der Bühnenraum des Theaters, links unten ein Ausschnitt des Zuschauerraums, darüber der hochgezogene eiserne Vorhang, rechts der Blick in den Schnürboden, die Scheinwerfer von oben ziehen Lichtschlieren durch das Bild, ein gelb-schwarzes Flatterband grenzt den mittleren Bühnenbereich ab, an einer Ecke dieser Absperrung steht eine Person und fotografiert nach oben
der Bühnenraum von der vorderen Bühnenkante aus gesehen, aus dem Schnürboden hängen auf verschiedenen Ebenen Metallseile, an denen gerade keine Kulissen aufgehängt sind, alle Wände sind schwarz gestrichen, im hinteren Bereich der mit schwarz-gelbem Flatterband abgesperrten Drehbühne steht ein rechteckiges Bühnenpodest
Blick von der vorderen Bühnenkante nach oben: die Decke ist teilweise bemalt und vielen Goldelementen geschmückt, direkt über der Bühne ein österreichischer Doppeladler, dann die Abdeckung des eisernen Vorhangs, dahinter der leere Schnürboden mit seinen vielen Leisten, an denen Kulissen befestigt werden können

Wir standen nun also auf dem Bühnenboden, auf dem Elisabeth um ihre Freiheit gesungen hatte und Mozart sich gegen den Erzbischof Colloredo auflehnte. 

Mir ist noch deutlich in Erinnerung, wie sich die drei Bühnenteile bei „Elisabeth“ voneinander unabhängig bewegen, gleichzeitig nach oben und unten verschoben und gedreht werden konnten. Am eindrucksvollsten war dies in der vorletzten Szene „An Deck der sinkenden Welt“, in der Kaiser Franz Joseph einen Alptraum erlebt, an dessen Ende Der Tod dem Attentäter Luigi Lucheni die Feile zuwirft, mit der dieser Elisabeth in der nächsten Szene ermordet. 

Aus dem Musical „Mozart“ habe ich sofort das Gitarrenriff in den Ohren, das ertönt, nachdem der junge Mozart vom Erzbischof rausgeworfen wird und die Klaviertasten-artig schräg aufgestellte Bühne hinunterrollt (direkt vor dem Finale des ersten Akts „Wie wird man seinen Schatten los“). 

Als wir dann auch noch unter die Drehbühne durften, war meine Begeisterung nicht mehr zu bremsen. Über schmale Treppen stiegen wir drei Stockwerke in die Tiefe, um schließlich 12 Meter unter dem Bühnenboden am Fundament der Zylinderdrehbühne zu landen. Die Hunderte Tonnen schwere Konstruktion steht auf Eisenbahnschienen und hat mehrere Bühnenpodeste, die einzeln gehoben und versenkt werden können. Bei der Arbeit mit der Drehbühne ist höchste Sorgfältigkeit geboten. Das Einquetschen von Dekorationsteilen (oder Gliedmaßen) kann schwerwiegende Folgen haben. Wenn sich die Bühne dreht, dreht sich der gesamte 12 Meter hohe Zylinder auf allen Ebenen. Die Schnittkante des Zylinders ist daher auf allen Ebenen sichtbar. 

das Fundament der Drehbühne, Eisenbahnschienen sind mit großen Schrauben auf einem gegossenen Betonring verschraubt, links ist ein halbes blaues Rad zu sehen, direkt dahinter wird ein Besen auf den Schienen nachgeführt, über dem Radbereich Kabelschächte
Blick von unten auf die Drehbühne, die Schnittkante des Bühnenzylinders ist deutlich zu sehen, der innere Bereich, der sich mitdreht, wird von blauen Stahlträgern gehalten, der äußere Bereich ist mit schwarzen Stahlträgern versehen
Innenbereich der Zylinderdrehbühne, die Unterkonstruktion besteht aus blauen Stahlträgern, die darüber liegende Ebene ist mit roten Stahlträgern deutlich abgehoben, eine Art Förderband dient zum Heben und Absenken der einzelnen Bühnenpodeste, bei genauem Blick ist zu erkennen, dass das hinterste Podest eine Ebene tiefer liegt als die vorderen, dort sind die Beine einer Trittleiter zu sehen
der hintere Bereich mit der Trittleiter aus der Nähe mit Blick nach oben, hier ist nun der Teil direkt unter dem Bühnenboden sichtbar, wieder mit blauen Stahlträgern, die hier mit Schaumstoff gepolstert sind, der Spalt des drehbaren Teils im Bühnenboden auch hier wieder als heller Bogen sichtbar

Von der Bühne wurden wir dann in den Zuschauerraum geführt, wo sich einige unserer Gruppe schon etwas erschöpft von den vielen Eindrücken auf den Plätzen niederließen. Beim Hinsetzen mussten wir allerdings Vorsicht walten lassen. Die Renovierung ist noch nicht abgeschlossen, über den Sommer wurde an einer Mängelliste von 3.000 Punkten gearbeitet. Nicht wenige davon dürften die Lehnen der Sitze im Zuschauerraum betroffen haben, viele davon waren bei unserem Besuch abgebaut. 

Blick aus dem Zuschauerraum auf die Bühne, die Sicht reicht bis zum Hintereingang, über den wir die Bühne betreten haben, vorne stehen aus dem Parkett ausgebaute Sitze auf der Bühne, von oben hängen Kulissenzüge ins Bild, ganz oben goldene Dekoration sowie ein österreichisches Adlerwappen, das mittig über der Bühne hängt

Unser Gastgeber erzählte weiter von der Renovierung und den Plänen für die kommende Saison. Ca. 300 Lautsprecher hängen nun im Zuschauerraum, sogar in jeder Loge wird der Klang elektroakustisch ausgebessert durch zusätzlichen Nachhall. Für unseren Gastgeber ist das Gemeinschaftsgefühl das eigentliche Geheimnis des Live-Erlebnisses. Er sagt auch: „Ein Opernhaus ist für mich eine Zeitmaschine.“ Und meint damit nicht nur eine Zeitmaschine in die Vergangenheit: In der nächsten Spielzeit soll eine neu geschriebene Oper für Kinder zum Thema Mobbing auf die Bühne kommen. 

Blick vom Stehplatzbereich im 3. Rang auf die Bühne, der Vorhang ist nun geschlossen, er zeigt eine Theaterszene, auf der Bühne stehen 4 ausgebaute Sitze auf dem mit weißen Strichen markierten Bereich, der das Podest des Orchestergrabens begrenzt
Detailaufnahme der Decke des Zuschauerraums, rund um einen zentralen Lüftungsschacht sind in Form von Blütenblättern Theaterszenen auf blauem Hintergrund gemalt, die Blütenblätter sind mit goldener Dekoration umrankt und von kleinteiligen Kristallleuchtern erhellt

Für mich war die gesamte Führung höchst spannend und mitreißend. Unser Gastgeber erzählte leidenschaftlich abwechselnd von der Vergangenheit des Theaters und Plänen für zukünftige Spielzeiten. Viele Details des neuen Hauses erinnerten mich an die damalige Einrichtung und Dekoration des Theaters. Die für die Beschriftung von Türen und generelle Richtungsangaben eingesetzte Schrift passt für mich ausgezeichnet. Nur bei genauem Hinschauen ist zu erkennen, dass es sich nicht um goldene Metallbuchstaben handelt. Leider habe ich vor lauter Ehrfurcht und Freude bei den Fakten nicht gut aufgepasst. Meine Erwartung, diese nachträglich recherchieren zu können, hat sich nicht erfüllt. (Selbst heutzutage steht nicht alles im Internet, was es zu wissen gäbe.)

Backstageführungen gibt es im Theater an der Wien regelmäßig in deutscher und englischer Sprache, auch wenn diese wohl nicht ganz so ausführlich ausfallen dürften wie unsere. Die nächste Spielzeit hält neben Klassikern wie Die Fledermaus auch moderne Stücke wie die österreichische Erstaufführung der Oper Alice in Wonderland von Unsuk Chin oder der Klimawandel-Oper Holle! von Sebastian Schwab bereit. 

Alle Termine sind im aktuellen Spielplan zu finden.

Categories
English Krimi Roman

Louise Penny – Kingdom of the Blind

CN dieses Buch: Mord, Prostitution, Drogenmissbrauch, Holocaust, Fentanyl, Opioide, Antisemitismus, Pogrom
CN dieser Post: –


The wealthy have a way of justifying things. They live in distorted reality. If everyone at the club’s doing it, it must be okay.

Jedes Mal, wenn mich die Lust auf Three Pines packt, passiert dasselbe: Ich denke mir, ich könnte das ja zwischen den anderen Büchern lesen. Und dann lese ich nur noch das, bis ich das Buch zu Ende gelesen habe. Mehr muss ich eigentlich nicht sagen, weil wer Three Pines kennt, die*der weiß eh, wovon ich rede.

Für mich als gebürtige Österreicherin natürlich lustig: es wird unter anderem erwähnt, dass die Österreicher:innen nahezu so effizient wären, wie die Deutschen. Jedoch sind Österreicher:innen wohl international nicht für ihren Humor bekannt. Schade, dass die wienerische Morbidität nicht zur Sprache kam.

Categories
English Krimi Roman

Louise Penny – How The Light Gets In

CN dieses Buch: Drogenmissbrauch, Tod, Totschlag, Gewalt, Suchterkrankung
CN dieser Post: –


Addiction’s a terrible thing. It’ll steal your health, your friends, family, careers. Judgement. It’ll steal your soul. And when there’s nothing left, it takes your life.

Nachdem ich mit dem letzten Band nicht so glücklich war, musste ich mir gleich den nächsten zur Hand nehmen. Der war nun wieder eine besondere Freude. Schon allein das Cover ist eine Wohltat, der Titel wird im Text schön hergeleitet (Brüche [cracks] können schmerzhaft und gefährlich sein, aber durch sie dringt auch das Licht herein). Die Erzählung verbindet die sympathischen Bewohner:innen von Three Pines mit der Geschichte einer unglücklich berühmten Familie, die mit einem Mordfall endet und einem Knalleffekt aufgrund der sich zuspitzenden Korruption in der Sûreté de Québec. Sowohl geliebte als auch verhasste Charaktere kommen in dieser Geschichte zu ihren Auftritten. Für mich ein Highlight der gesamten Serie.

Categories
English Krimi

Louise Penny – A Trick of the Light

CN dieses Buch: Mord, Gewalt, Alkoholismus, Abhängigkeit
CN dieser Post: Mord


“But isn’t that more growth than change? Like harmonics, but the note remains the same.”
“Just a variation on a theme?” asked Myrna, interested. “Not really change?” She considered. “I think that’s often the case. Most people grow but they don’t become totally different people.”

In diesem Buch steckt sehr viel mehr drin als nur ein Kriminalfall. Viele tief gehende Fragen. Wie (sehr) können sich Menschen verändern? Bleiben wir dieselben, die wir immer waren, nur in anderen Variationen, erzeugt durch die Erlebnisse, die wir haben? (It’s the challenges we face, that make us who we are?)

You know that, and I know that. He even knows that. But what we know and what we feel can be two different things.

Claras große Ausstellung stellt auch ihre Beziehung zu ihrem Mann Peter in Frage. Als ob die Leiche in ihrem Garten nicht genug wäre, um ihren großen Tag zu verderben. Aber nicht nur Clara und Peter kämpfen mit ihren eigenen Dämonen. Auch die Beziehung zwischen Gamache und Beauvoir erhält Ecken und Kanten.

Gestern hab ich entdeckt, dass zwei Bände in der Overdrive eLibrary fehlen. Wie kann das eigentlich sein? Was ergibt das für einen Sinn, bitte? Mein Bedürfnis nach Vollständigkeit findet das inakzeptabel.

Categories
English Krimi

Louise Penny – The Brutal Telling

CN dieses Buch: Mord, Gewalt
CN dieser Post: –


Chaos had found Three Pines. It was bearing down upon them and all that was safe and warm and kind was about to be taken away.

Im Urlaub wollte ich nicht wirklich was anderes lesen als die Fortsetzung der Armand-Gamache-Reihe von Louise Penny. Bis zum Schluss (und zwar buchstäblich) bleibt diesmal unklar, wer tatsächlich der Mörder ist. Es fühlt sich an wie der Cliffhanger am Ende einer Serienstaffel. Und ja, ich denke, diesen Vergleich habe ich in dieser Reihe schon einmal so ähnlich gezogen.

Teilweise erschienen mir die Wendungen hier dann schon etwas absurd. Ohne Spoiler kann ich dazu nicht mehr schreiben, aber selbst abseits des Mordes haben da einige Menschen ordentlich was zu erklären. Ich bin gespannt, ob sich das Ergebnis dieser Geschichte in den weiteren Romanen noch ändern wird.

But there was no hiding from Conscience.
Not in new homes and new cars. In travel. In mediatation or frantic activity. In children, in good works. On tiptoes or bended knee. In a big career. Or a small cabin.
It would find you. The past always did.

Categories
English Krimi Roman

Louise Penny – The Cruelest Month

CN dieses Buch: Krankheit, Sterben, Tod, Mord
CN dieser Post: Mord


Gamache knew people were like homes. Some were cheerful and bright, some gloomy. Some could look good on the outside but feel wretched on the interior. And some of the least attractive homes, from the outside, were kindly and warm inside.
He also knew the first few rooms were for public consumption. It was only in going deeper that he’d find the reality. And finally, inevitably, there was the last room, the one we keep locked, and bolted and barred, even from ourselves. Especially from ourselves.

Der dritte Kriminalroman im beschaulichen Städtchen Three Pines zählt zu seinen wichtigsten Protagonist*innen unter anderem das Haus, das bereits in den ersten beiden Geschichten eine wichtige Rolle spielte. Daher war es mir wichtig, die Hausmetapher aus dem obigen Zitat zu notieren. Die Suche nach der Person, die für den Mord verantwortlich ist, erfordert diesmal ein Eindringen in diese persönlichen Räume, die wir vor allen anderen und oft auch vor uns selbst verstecken.

Eine zweite längere Notiz habe ich gemacht über ein Gespräch das Inspektor Gamache mit der Buchhändlerin und früheren Psychologin Myrna führt. Sie erklärt ihm dabei das Konzept des near enemy (deutsch: naher Feind). Damit sind Begrifflichkeiten gemeint, die sich zwar in Aspekten nahe stehen, aber doch grundlegend verschieden sind. Es geht dabei aber eben nicht um Gegensätze wie hell und dunkel oder laut und leise. Sondern um Begrifflichkeiten aus dem emotionalen Bereich, die im Verhalten der Menschen auch ähnlich aussehen können, aber eben unterschiedliche Auswirkungen haben. Es sollte aus den drei Bespielen, die Myrna gibt, klarer werden:

  • Pity / Compassion: Mit dem englischen Begriff Compassion habe ich immer noch meine Schwierigkeiten, weil mir dafür kein passendes deutsches Wort einfällt. Am ehesten lässt sich diese Unterscheidung vermutlich mit den deutschen Begriffen Mitleid und Mitgefühl verdeutlichen. Wer Mitgefühl empfindet für eine andere Person, für den steht diese Person auf derselben Stufe, wir fühlen uns ihr ebenbürtig. Mitleid hingegen empfinden wir für Menschen, die wir als unter uns stehend betrachten. Wir halten uns für besser.
  • Attachment / Love: Hier erzählt Myrna als klassisches Beispiel von elterlicher Liebe. Eltern wollen ihre Kinder darauf vorbereiten, dass sie allein in der Welt klar kommen und das Beste aus ihrem Leben machen können. Das Gegenbeispiel sind Eltern, die an ihren Kindern hängen, die versuchen, ihre Kinder an sich zu binden, anstatt ihnen die Freiheit zu geben, für sich selbst zu entscheiden.
  • Indifference / Equanimity: Equanimity scheint auch ein Begriff zu sein, für den es keine eindeutige deutsche Übersetzung gibt. Während sich Indifference in meinen Augen ziemlich mit dem deutschen Begriff Gleichgültigkeit deckt, zeigt mir das Wörterbuch für Equanimity die Begriffe Gleichmut oder Gelassenheit, die zu Myrnas Erklärung im Buch nicht recht passen wollen. Ihre Argumentation beruht darauf, dass es Menschen gibt, die selbst die schwersten Schicksalsschläge überwinden. Sie sind nicht gleichgültig, aber sie haben einen inneren Kern, an dem sie sich festhalten können und der sie weitermachen lässt. Es ist keine Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben oder den Ereignissen, die ihnen diese Kraft gibt, sondern eine Art Glaube an die Zukunft.

Es ist eine sehr spezielle Art von Krimi, die die Autorin ins Leben gerufen hat. Mir gefällt das gerade sehr gut.

Categories
English Krimi Roman

Louise Penny – A Fatal Grace

CN dieses Buch: Mord
CN dieser Post: Mord


It starts with our beliefs, and our beliefs come from our parents, and if we have a sick parent we have sick beliefs and it infects everything we think and do.

Der erste Teil der Reihe hat mir ja sehr gut gefallen. Jetzt überlege ich, wieviel Abstand ich zwischen den einzelnen Romanen lassen sollte, damit sich nicht zu schnell ein Gewohnheitseffekt einstellt.

Tatsächlich ist die Gefahr aber eher gering, denn in diesem Buch ist die Aufdeckung des Mörders*der Mörderin noch komplexer als im ersten Teil. Genauso der Mord selbst. Verbindungen werden Stück für Stück aufgedeckt und es ergeben sich viele überraschende Wendungen.

Was die Geschichte auch noch zusätzlich interessant macht, ist der interne Spionagefall im Team der Ermittler*innen. Die Hinweise auf einen Fall, der sich VOR dem ersten Roman abgespielt hat, jedoch Folgen hat, die sich auf das aktuelle Team auswirken, lassen eine längerfristige Hintergrundgeschichte erahnen, die sich wie in einer TV-Serie über mehrere Staffeln Romane lang entwickelt.

Ein weiteres interessantes Detail: Auch oder gerade die oberflächlich negativ gezeichneten Personen erhalten eine Hintergrundgeschichte und Gefühle, die ihre Handlungen zwar nicht verzeihlich machen, aber zumindest in den Bereich des Nachvollziehbaren rücken. Eine besondere Kunst, die die Autorin hoffentlich in den weiteren Romanen noch weiter perfektioniert.

Finally, someone cared for her. […] The thought had warmed her and sent her off to sleep wrapped in the promise of belonging, of finally taking a seat in the living room.

Categories
English Krimi Roman

Louise Penny – Still Life

CN dieses Buch: Mord
CN dieser Post: Mord


When the prayer stick got back to Myrna she offered it to the Golden Retriever. For the first time in a week, since Jane had died, Clara saw Lucy’s tail wag. Once. She gently took the stick in her teeth. And held it there. Her tail gave another tentative wag.

Die Aussicht auf eine Reihe von aktuell 17 Büchern hat mich zu dem Zeitpunkt irgendwie gerade angesprochen. Bekannte Charaktere für eine längere Zeit lang um sich zu haben, hat definitiv etwas für sich. Und was für Charaktere die Autorin hier erschaffen hat … sowohl das Team der Kriminalist*innen, als auch jede*r einzelne Dorfbewohner*in wird als Persönlichkeit mit Stärken und Schwächen, Träumen und Ängsten gezeigt. Für den zweiten Teil stehe ich auf der Warteliste.

Categories
Roman

Kim Thúy – Der Geschmack der Sehnsucht

Einer der Gäste kam aus Rach Giá, einer Küstenstadt, in der eine Hauptspeisensuppe aus gedünstetem Fisch und Fadennudeln, angereichert mit Schweinefleisch und in Garnelenrogen karamellisierten Garnelen erfunden worden war. Als sich seine Schale dann noch mit etwas in Essig eingelegtem Knoblauch würzte, liefen ihm Tränen über die Wangen. Er habe sein Land geschmeckt, murmelte er, während er die Suppe aß, sein Land, wo er groß geworden sei, wo er geliebt werde.

Der erste Teil dieses Romans beschreibt die unstete Kindheit der Protagonistin im kriegsgebeutelten Vietnam. Nur episodenhafte Bruchstücke lassen erahnen, wie hart das Leben für die einfachen Menschen war. Eigentlich erzählen diese Episoden das Wichtigste über die Protagonistin, man sollte sich Zeit dafür nehmen und immer nur ein paar Seiten lesen (was ich natürlich nicht getan habe, wo ich endlich wieder mal Zeit zum Lesen hatte).

Glück ist nicht käuflich, heißt es. Dank Julie habe ich gelernt, dass Glück sich von selbst vermehrt, teilt und an jeden von uns anpasst.

Im zweiten Teil erschafft sich die Protagonistin ihre eigene Welt im fernen Montreal. Eine arrangierte Ehe mit einem nach Kanada ausgewanderten älteren Mann entreißt sie ihren Wurzeln. Im Kochen jedoch, in den Rezepten ihrer Heimat, mit denen sie sowohl andere Auswanderer als auch Einheimische begeistert, findet sie ihre Bestimmung.

Die Romanze im dritten Teil passte für mich nicht wirklich dazu, aber wäre es ohne sie noch eine Geschichte? Die sinnlichen Beschreibungen der Rezepte und des vietnamesischen Alltagslebens lassen den Leser eintauchen in eine fremde Welt. Wird dieselbe sinnliche Schreibweise auf eine romantische Affäre angewandt, fühlt sie sich abgeschmackt und kitschig an. Das bleibt jedoch mein einziger Kritikpunkt, wer einen Blick in eine fremde Geschichte, Kultur und Welt wagen will, ist mit diesem Buch gut beraten.