Categories
English Krimi Roman

Louise Penny – A Fatal Grace

CN dieses Buch: Mord
CN dieser Post: Mord


It starts with our beliefs, and our beliefs come from our parents, and if we have a sick parent we have sick beliefs and it infects everything we think and do.

Der erste Teil der Reihe hat mir ja sehr gut gefallen. Jetzt überlege ich, wieviel Abstand ich zwischen den einzelnen Romanen lassen sollte, damit sich nicht zu schnell ein Gewohnheitseffekt einstellt.

Tatsächlich ist die Gefahr aber eher gering, denn in diesem Buch ist die Aufdeckung des Mörders*der Mörderin noch komplexer als im ersten Teil. Genauso der Mord selbst. Verbindungen werden Stück für Stück aufgedeckt und es ergeben sich viele überraschende Wendungen.

Was die Geschichte auch noch zusätzlich interessant macht, ist der interne Spionagefall im Team der Ermittler*innen. Die Hinweise auf einen Fall, der sich VOR dem ersten Roman abgespielt hat, jedoch Folgen hat, die sich auf das aktuelle Team auswirken, lassen eine längerfristige Hintergrundgeschichte erahnen, die sich wie in einer TV-Serie über mehrere Staffeln Romane lang entwickelt.

Ein weiteres interessantes Detail: Auch oder gerade die oberflächlich negativ gezeichneten Personen erhalten eine Hintergrundgeschichte und Gefühle, die ihre Handlungen zwar nicht verzeihlich machen, aber zumindest in den Bereich des Nachvollziehbaren rücken. Eine besondere Kunst, die die Autorin hoffentlich in den weiteren Romanen noch weiter perfektioniert.

Finally, someone cared for her. […] The thought had warmed her and sent her off to sleep wrapped in the promise of belonging, of finally taking a seat in the living room.

Categories
English Science Fiction

Ursula K. Le Guin – The Left Hand of Darkness

CN dieses Buch: Folter, Verhör, Drogen, Tod, Hunger, Geschlechtsteile
CN dieser Post: –


Out entire pattern of sociosexual interaction is nonexistent here. […] This is almost impossible for our imagination to accept.

Was mich am meisten fasziniert an diesem Buch, ist, dass es bereits 1969 veröffentlicht wurde. Die Autorin hat dabei eine Weitsicht bewiesen, wie sie mir bisher selten begegnet ist. Sie beschreibt einen Planeten, auf dem alle Menschen den Großteil der Zeit mehr oder weniger asexuell sind. Nur für wenige Tage jedes Monat nehmen sie ein Geschlecht an und dies kann jedes Monat ein anderes sein. Die gesellschaftliche Konsequenz daraus: traditionell etablierte Geschlechterbilder und -rollen existieren nicht. Die Zeugung, Geburt und Aufzucht von Kindern wird von allen Personen gleichermaßen übernommen. Jede*r Erwachsene kann zugleich Vater und Mutter sein.

Burden and privilege are shared out pretty equally; everybody has the same risk to run or choice to make. 

Partnerschaften sind daher tendenziell sehr fluktuierend. Die traditionelle monogame Ehe ist vorhanden in der Form, dass Menschen sich dazu verpflichten können, nur mit einem Partner sexuell aktiv zu sein. Dies wird aber als altertümliche Instanz beschrieben und hat keine rechtlichen oder gesellschaftlichen Konsequenzen.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und beinhaltet auch alte Sagen oder Kalender, die die erzählte Welt plastischer machen. Der Protagonist Genly Ai ist als Botschafter einer Assoziation von Welten auf dem Planeten Winter angekommen. Der Name ist Programm: es ist eine kalte Welt, die viele verschiedene Worte für Schnee kennt, in der die lokale Bevölkerung an das unwirtliche Wetter angepasst ist. Genly Ai soll die lokalen Machthaber davon überzeugen, sich der Vereinigung von Welten anzuschließen. Diese Position bringt schließlich nicht nur ihn sondern auch seinen Unterstützer Estraven in große Gefahr.

Das Buch berührt viele gesellschaftspolitische Themen, auch der Faschismus wird an verschiedenen Stellen angesprochen. Die Beschreibung des Cousins des Königs, der Estraven als ausführende Hand des Königs nachfolgt, trifft meines Erachtens sehr gut meine Vorstellung eines machthungrigen Menschen, der keine Grenzen kennt:

His cousin Tibe was another kind of fish, for his insanity had logic. Tibe knew when to act, and how to act. Only he did not know when to stop.

Auch das Konzept des Nationalismus wird kurz aber prägnant kritisiert:

What is love of one’s country; is it hate of one’s uncountry? Then it’s not a good thing.

Für eine Zusammenfassung möchte ich auf das Nachwort von Charlie Jane Anders verweisen, in dem sie sinngemäß beschreibt, dass das Buch erzählt, wie zwei Menschen versuchen, Kommunikation und Verständnis untereinander herzustellen trotz kultureller Barrieren und sexueller Stereotype.

There’s really only one question that can be answered, Genry, and we already know the answer … The only thing that makes life possible is permanent, intolerable uncertainty: not knowing what comes next.

Und zuletzt möchte ich auf dieses Zitat einfach nicht verzichten:

It is a terrible thing, this kindness that human beings do not lose. Terrible, because when we are finally naked in the dark and cold, it is all we have. We who are so rich, so full of strength, we end up with that small change. We have nothing else to give.