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Erfahrungsbericht Memoir

Oliver Sacks – On The Move. Mein Leben

CN dieses Buch: Krankheit, Wachkoma, Sterben
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Vor einigen Jahren hatte ich bereits ein Buch von Oliver Sacks gelesen, das sich mit seiner Arbeit mit Wachkomapatienten beschäftigt. Es gelingt ihm dabei, komplizierte Krankheitsverläufe und Patientengeschichten auch für nicht medizinisch ausgebildete Leser:innen zugänglich zu machen. In seiner Autobiografie erzählt er, wie er zur Medizin, bzw. spezifischer zur Neurologie und zum Schreiben gekommen ist, wie ihn seine Familie beeinflusst hat, aber auch von vielen Persönlichkeiten, mit denen er im Rahmen seiner wissenschaftlichen Karriere zusammen gearbeitet hat.

Die deutsche Übersetzung erschien mir nicht so gelungen. Wobei ich mich immer wieder frage, ob das tatsächlich an einer schlechten Übersetzung liegt, oder ob mir der Plauderton, in dem der Autor seine Lebensgeschichte Revue passieren lässt, im englischen Original vielleicht gar nicht negativ aufgefallen wäre.

Nichtsdestotrotz bietet das Buch umfassende Einblicke in das Leben eines forschenden Neurologen, spart aber auch seine privaten Erfahrungen als (mehr oder weniger offen) homosexueller Mann nicht aus. Vielleicht hat mich auch die intensiv positive Grundstimmung irritiert, mit dem Oliver Sacks an seine Lebensgeschichte heran geht. Auch erlebte Rückschläge betrachtet er im Allgemeinen als Lerngelegenheiten. Eine Perspektive, die sich vermutlich erst mit steigendem Alter einnehmen lässt.

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English Erfahrungsbericht Sachbuch

Atul Gawande – Being Mortal

CN dieses Buch: unheilbare Krankheit, Alter, Sterben, Einsamkeit, Depression, Armut
CN dieser Post: unheilbare Krankheit, Alter, Sterben, Depression


How did we wind up in a world where the only choices for the very old seem to be either going down with the volcano or yielding all control over our lives?

Der Autor und Mediziner Atul Gawande befasst sich in diesem Buch mit der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und den Problemen, Schwierigkeiten und Fragen, die sich Menschen stellen, wenn sie sich der Endlichkeit ihres Lebens stellen müssen. Anhand von Beispielen aus seiner eigenen Familie, aber auch vieler Schicksale seiner Patient:innen sucht er nach einem Weg, wie Menschen am Ende ihres Lebens bestmöglich betreut werden können.

She felt incarcerated, like she was in prison for being old.

Viele ältere Menschen stehen irgendwann vor dem Problem, dass sie sich allein in ihrem eigenen Zuhause nicht mehr ausreichend versorgen können. Inzwischen gibt es viele Möglichkeiten, dass diese Menschen Hilfe bekommen und so lange wie möglich im eigenen Zuhause leben können (in Niederösterreich zum Beispiel durch das Hilfswerk). Denn das Leben im eigenen Zuhause ist für viele alte Menschen der wichtigste Faktor für die eigene Lebensqualität.

The key word in her mind was home. Home is the one place where your own priorities hold sway. At home, you decide how you spend your time, how you share your space, and how you manage your possessions. Away from home, you don’t.

Mit dem eigenen Zuhause geht die Autonomie und Freiheit, über das eigene Leben zu entscheiden, Hand in Hand. In Pflegeheimen sind die Bewohner:innen mit strengen Zeitplänen konfrontiert, Abweichungen von diesen sind aufgrund der Unterbesetzung des Pflegepersonals und der straffen Organisation nahezu unmöglich. Das Aufgeben-müssen dieser Autonomie führt bei vielen alten Menschen umgehend in eine Depression und Lebensmüdigkeit. Aus institutioneller Sicht geht es in erster Linie darum, die Sicherheit der alten Menschen zu garantieren. Oft finden das auch die Angehörigen wichtiger als die Freiheit, eigene Entscheidungen treffen zu können.

Our lives are inherently dependent on others and subject to forces and circumstances well beyond our control. […] Whatever the limits and travails we face, we want to retain the autonomy – the freedom – to be the authors of our lives.

In einem weiteren Kapitel erklärt der Autor die Wichtigkeit der Palliativmedizin und der Hospizbewegung. Viele Menschen schrecken allein vor der Option zurück, da sie davon ausgehen, dass es dann nur noch ums Sterben geht (ich hatte das bisher auch so verstanden). In diesem Buch wird jedoch der Unterschied zwischen der traditionellen Medizin und der palliativen Betreuung anders erklärt: Konfrontiert mit einer schweren Krankheit setzen wir uns Therapien aus, die uns jetzt unsere Lebensqualität kosten (Operationen, Chemotherapie, Intensivpflege), um Zeit später zu gewinnen. In der Hospizpflege hingegen geht es darum, den Menschen JETZT ein möglichst erfülltes Leben zu ermöglichen. Der Zeithorizont verschiebt sich von der Zukunft in die Gegenwart.

This is what it means to have autonomy – you may not control life’s circumstances, but getting to be the author of your life means getting to control what you do with them.

Das Thema klingt sehr traurig und ich hatte das Buch auch lange auf der Liste. Jetzt hat es für mich aber gepasst und mir auch etwas Hoffnung gegeben.

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English Memoir

Tara Westover – Educated

In retrospect, I see that this was my education, the one that would matter: the hours I spent sitting at a borrowed desk, struggling to parse narrow strands of Mormon doctrine in mimicry of a brother who’d deserted me. The skill I was learning was a crucial one, the patience to read things I could not yet understand.

Dieses Buch wurde von Parnassus und sicher auch auf Lithub viele Male empfohlen, ich hatte es auf meiner Leseliste in der Overdrive eLibrary App, lange war es nicht verfügbar. Inzwischen wusste ich absolut nicht mehr, was mich überhaupt erwartet und war dann doch eher erstaunt und getroffen von der schonungslosen Erzählung des Aufwachsens einer Mormonin, deren Mutter allein auf die Heilkraft von Kräutern vertraut und deren Vater sich auf den nahenden Weltuntergang vorbereitet.

What was important to me wasn’t love or friendship, but my ability to lie convincingly to myself: to believe I was strong.

Die Autorin berichtet von Manipulation und Gewalt durch einen ihrer Brüder, geduldet durch ihre Eltern und die einzige Möglichkeit, die ihr blieb, um trotzdem zu überleben: sich selbst einzureden, dass nichts sie berühren kann.

I had come to belive that the ability to evaluate many ideas, many histories, many points of view, was at the heart of what it means to self-create.

Als sie schließlich gegen den Willen ihrer Eltern aufs College geht, wird ihr klar, wie klein ihre Welt bisher war und wie viel Wissen ihr vorenthalten wurde. Diese neue Weltsicht entfremdet sie endgültig von ihrer Familie. Sie scheitert an dem Versuch, zuhause eine andere zu sein als sie am College ist. Eine bedrückende und beeindruckende Entwicklungsgeschichte.