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C. S. Lewis – The Magician’s Nephew

CN dieses Buch: Gewalt gegen Tiere, Alkoholmissbrauch, Krankheit
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For what you see and hear depends a good deal on where you are standing: it also depends on what sort of person you are.

Letztens wollte ich mich nicht damit befassen, was ich nun als Nächstes lesen sollte und nahm wir daher vor, einfach aus meiner Bookmark-Liste in Libby, das oberste Buch zu nehmen, das gerade verfügbar ist. Das war dann die Gesamtausgabe der Chronicles of Narnia. Das jetzt erste Buch in dieser Reihe wurde erst später verfasst und ist eigentlich ein Prequel, das einiges über die Entstehung von Narnia erklärt.

Die Verklärung, die viele Menschen mit dieser Fantasy-Welt verbinden, ist mir völlig fremd, ich habe die Bücher als Kind nie gelesen. Daher fand ich jetzt auch diesen Einstieg eher langweilig. Aufmüpfige Kinder, die den Anweisungen ihrer Erziehungsbefugten nicht folgen, aber im Kern ihres Herzens gütig sind und die „richtigen“ Entscheidungen treffen, sind dann doch eher langweilige Protagonist:innen.

Amüsiert habe ich mich über die Szene, in der die sprechenden Tiere darüber debattieren, ob der bewusstlose Onkel Andrew wohl ein Mineral, eine Pflanze oder ein Tier wäre. Aus diversen Gründen erklären sie ihn zuerst zur Pflanze, graben ihn ein (zum Glück mit den Füßen nach unten) und gießen ihn, weil er so trocken aussieht. Als er durch das Gießen aufwacht, einigen sie sich darauf, dass er wohl doch ein Tier sein muss. Sie würden ihn gern als Haustier behalten.

Ich werde sicher den weiteren Büchern noch eine Chance geben (einer vollständigen Serie kann ich langfristig ja ohnehin nicht widerstehen).

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Kinder

P. L. Travers – Mary Poppins

Wir sind alle aus dem gleichen Stoff gemacht, vergiß es nicht, wir aus dem Dschungel und ihr aus der Stadt. Wir bestehen aus dem gleichen Stoff – der Baum über uns, der Stein neben uns, der Vogel, das Tier, der Stern – wir alle sind eins und gehen demselben Ende entgegen.

Schon als Kind liebte ich Musicalfilme und neben Tschitti Tschitti Bäng Bäng (wo in der deutschen Übersetzung der feine Wortwitz des Namens der weiblichen Protagonistin Truly Scrumptious leider völlig verloren geht, das hab ich erst Jahre später verstanden) war Mary Poppins auch einer meiner Lieblingsfilme. Daher habe ich das Buch auch aus einem Erbe behalten, daher weiß ich auch ungefähr, dass es schon mindestens 8 Jahre im Regal der ungelesenen Bücher steht.

Beim Lesen erinnerte ich mich dann an die Musicalversion, die im Jahr 2004 in London Premiere feierte und dass in den Kritiken damals zu lesen war, dass diese Musical-Mary-Poppins deutlich düsterer und sperriger wäre als Julie Andrews im Disney-Film von 1964. Das mag von der Gesamtstimmung her näher an der Buchvorlage liegen, denn hier ist Mary Poppins keinesfalls das strenge, aber immer fröhliche Kindermädchen, sondern durchaus launisch, eitel und ungeduldig.

Die Diskrepanz fühlt sich für mich in etwa so an, wie die zwischen der Musicalversion von Wicked und der Buchvorlage Wicked von Gregory Maguire. Die wesentlichen Personen sind großteils vertreten, ihre Geschichten und Eigenschaften werden jedoch im Musical bzw. Film deutlich anders wiedergegeben oder durch Geschichten erweitert, die ein Happy End oder große szenische Auftritte erlauben. Im Buch zu Mary Poppins kommt Bert nur in einer winzigen Rolle als Streichholzmann vor, während Dick Van Dyke als Bert im Film eine wichtige Rolle bei den Ausflügen spielt, die Mary Poppins mit den Kindern unternimmt (ein romantisches Verhältnis zwischen Mary und Bert wird sehr vage angedeutet). Die Mutter von Jane und Michael (und im Buch auch der Zwillinge John und Barbara, die im Film keinen Platz finden) spielt im Buch nur eine winzige Nebenrolle, während sie im Film als kämpferische Suffragette auftritt.

We’re clearly soldiers in petticoats, and dauntless crusaders for women’s a-votes! Though we adore men individually, we agree that as a group they’re rather stupid.

Kürzlich kam in einem Podcast wieder mal das Thema auf, ob zuerst das Buch gelesen oder dann der Film geschaut werden sollte, oder jedenfalls nur das eine oder andere, weil beides zu konsumieren immer zur Enttäuschung führt. Im Hinblick auf Mary Poppins kann ich jetzt sagen, dass die Filmversion einfach derart tief in meiner Kindheit verankert ist, dass ich dem Buch nicht viel abgewinnen konnte.

Randnotiz: Kürzlich habe ich beschlossen, dass dieser Winter die richtige Zeit für A Song of Ice and Fire bzw. Game of Thrones ist. Ich fange demnächst mit dem ersten Buch an und werde mal sehen, ob ich dann auch Lust auf die Serie haben werde. Alternativen wären nämlich auch die Serie, die auf Big Little Lies basiert oder Little Fires Everywhere (wo ich ebenfalls zwischen Buch und Serie wählen kann).

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Erzählung

Christoph Ransmayr – Damen & Herren unter Wasser

Mit Christoph Ransmayr verbinde ich nach wie vor eine ganz persönliche Nostalgie, immerhin war das erste Buch meiner Aufzeichnungen Die Schrecken des Eises und der Finsternis.

Diese Bildergeschichte habe ich nun schon ewig auf der Liste stehen, weil sie schon immer vergriffen war. Sie gehört zur Reihe Spielformen des Erzählens, in der Christoph Ransmayr bereits die Festrede, die Tirade und das Verhör untersucht hat. Diese Bildergeschichte stützt sich nun auf sieben Unterwasserfotografien von Manfred Wakolbinger, die Christoph Ransmayr als Ausgangspunkt für seine Protagonisten dienen.

Der Erzähler und Ex-Museumswärter Herr Blueher findet sich plötzlich als Großflossen-Riffkalmar in den Tiefen des Ozeans wieder. Er weiß weder, was ihm geschehen ist, noch, ob es einen Weg zurück gibt. Die animalischen Instinkte zwingen ihn zum Überleben, seinen Geist versucht er mit philosophischen Untersuchungen wachzuhalten. Stück für Stück lernt er andere Meeresbewohner mit menschlicher Vergangenheit kennen und erforscht ihre Geschichten auf der Suche nach einer Art Sinn in ihrer Verwandlung. Ein unaufgeregt vor sich hin philosophierender Riffkalmar erforscht das Meer und sucht nach dem Sinn des Lebens. Ein Lesevergnügen.

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Sachbuch

Hans-Ulrich Grimm – Die Ernährungsfalle

Ich geb’s ja zu: ursprünglich hatte mich der reißerische Titel Die Suppe lügt (gelesen irgendwo auf Twitter) auf Hans-Ulrich Grimm gebracht. Dann hatte ich versucht, das Buch gebraucht zu erwerben, was sich als Ding der Unmöglichkeit herausstellte: Amazon-Gebrauchthändler versenden oft nicht nach Österreich bzw. behaupten, sie würden es tun, man scheitert dann jedoch am Einkaufswagen. Keine Ahnung, ob Amazon so absichtlich den Gebrauchtverkauf sabotiert oder ob da die Händler bei den Einstellungen was falsch machen. Dann hatte ich es auch auf rebuy.de versucht, doch die Versandkosten nach Österreich sind (bzw. waren zu diesem Zeitpunkt, hab’s jetzt nicht nochmal überprüft) dermaßen astronomisch, dass der Neukauf auf Amazon wiederum deutlich günstiger wär. ebay detto.

Nächster Versuch also in der Onlinebücherei und dort gab’s zwar die lügende Suppe nicht, aber immerhin ein Ernährungslexikon vom selben Autor, dass ich mir die letzten Tage intensiv reingezogen hab. Und ganz ehrlich, inzwischen verstehe ich meine Freundin, die sich seit Jahren vegan ernährt, deutlich besser. Wenn man so liest, dass die meisten Milchkühe kein Gras zu fressen bekommen, sondern kaum artgerechtes Kraftfutter und niemals die Sonne sehen, dann wird man bei den normalerweise gezeigten Fotos von Almweiden mit glücklichen Kühen doch leicht zynisch. Und bekommt Lust auf Waldviertler Biomilch. Und hofft, dass diese Kühe wirklich glücklich sind …

Kraftfutter geben die Bauern ihren Kühen, damit diese mehr Milch liefern. Das erscheint individuell sinnvoll, hat aber für Kühe und Konsumenten vor allem Nachteile, zuletzt auch für die Bauern. Da es ohnehin zu viel Milch gibt, wird noch mehr Überschuss produziert, sodass die Preise weiter fallen. Überdies wird die Milch schlechter, sie enthält weniger wertvolle Inhaltsstoffe, zugleich breiten sich durch die artwidrige Fütterung weltweit gefährliche Bakterien aus. Doch beim Futter fürs Vieh kommt es in erster Linie auf den Preis und die Leistung an. Daher bekommen die Kühe statt Heu oder Gras, wie es artgerecht wäre, Kraftfutter mit Getreide. Das senkt den Gehalt an wertvollen Fetten, etwa vom Typ CLA oder auch den Omega-3-Fetten. Die Getreide-Kraftfutter-Mischungen begünstigen auch die Verbreitung von sogenannten EHEC-Bakterien, etwa vom Typ E.coli 0157:H7.

Und das ist nur eine der vielen Fragen, die man sich bei der Lektüre stellen wird. Einige Beispiele: wie kann das physikalisch möglich sein, 6 Kilo Äpfel direkt in 6 Kilo Saft zu verwandeln? Da muss doch Zauber oder Teufelei im Spiel sein:

Besonders beliebt ist der Apfel als Saft. Die Säfte werden indessen nicht mehr unbedingt in handwerklichen Mostereien erzeugt. Heute kommen bei der Apfelsaftherstellung Enzyme zum Einsatz, weil sie die Saftausbeute aus den Äpfeln erheblich erhöhen können. Brauchte man bislang neun Kilo Äpfel, um sechs Liter Saft zu pressen, reichen heutzutage schon sechs Kilo – bei Zugabe des Enzyms „Pectinex Smash“ von der dänischen Forma Novozymes. Nach Firmenangaben ist es dank Pectinex Smash gelungen, eine „Ausbeute von über 100%“ zu erreichen.

Dass man sich (und seinen Kindern) nichts Gutes tut, wenn man Softdrinks durch pure Fruchtsäfte ersetzt, war mir klar (ich trinke sowas immer nur mit Wasser gemischt 1/3 Saft, 2/3 Wasser). Dass man damit jedoch sogar das Wachstum behindert, finde ich ziemlich schockierend:

Wer seinen Kindern statt Cola oder Fanta solche Fruchtsäfte gibt, tut ihnen nicht unbedingt etwas Gutes. Nach einer Untersuchung unter zwei- bis fünfjährigen Kindern, die in der Zeitschrift Pediatrics veröffentlicht wurde, können Fruchtsäfte zu Mangelernährung führen. Denn diese enthalten zu viel Zucker und sättigen die Kinder so sehr, dass sie keinen Appetit mehr auf das fürs Wachstum Nötige haben. Die Zweijährigen, die viel von diesen Fruchtsäften tranken, waren infolgedessen um 2,8 Zentimeter kleiner als andere Gleichaltrige, die fünfjährigen Saftfans um 4,6 Zentimeter.

So manche Größenordnung kann einem die Tränen in die Augen treiben:

Für die Nahrungsmittelindustrie haben die Aromen zweifellos Vorteile: Die Dinge werden billiger. Ein Kilo Vanillepulver aus der echten Pflanze kostet etwa 2000 Euro, eine gleich wirksame Menge synthetischen Vanillegeschmacks zur zehn Euro.

Gerade in Österreich glaubt trotz des aktuellen Pferdefleischskandals der Großteil der Konsumenten an Kontrollen und gesicherte Herkunft. Dass bei Zusatzstoffen nicht so strenge Regeln gelten, ist beängstigend:

So beschloss deshalb das Expertenkomitee: „Der Schutz der allgemeinen Gesundheit ist unmöglich, wenn Hersteller neue Substanzen verwenden dürfen, bevor ausreichende Untersuchungen ihre Zuträglichkeit für diesen Gebrauch erwiesen haben.“ Von diesem Prinzip wurde indessen bei vielen Substanzen abgewichen, etwa den Aromen und Enzymen, die ohne Gesundheitsprüfung eingesetzt werden.

„Natürliches Aroma“ wird oft aus Sägespänen hergestellt und gaukelt etwa den Konsumenten von Erdbeerjoghurt den entsprechenden Ursprung vor:

Im Anhang 1 zum Codex Alimentarius Band XIV heißt es unter der Überschrift „Allgemeine Anforderungen an natürlich Aromastoffe“: „Natürliche Aromen oder natürliche Aromastoffe“ seien Substanzen, die auf „physikalischem, mikrobiologischem oder enzymatischem“ Wege aus Materialien „pflanzlichen oder tierischen Ursprungs gewonnen werden. Der Verwendung von Sägespänen fürs Erdbeeraroma – oder auch, was ebenfalls gebräuchlich ist, Fischresten fürs Geflügelaroma – steht damit nichts im Wege. Bäume und Meeresgetier sind schließlich unzweifelhaft Bestandteile der Natur.

Zum Fruchtjoghurt, das ich seit Längerem verschmähe:

Für industrielle Milchprodukte, wie Joghurt oder Eiscreme, sind echte Früchte untauglich, aufgrund ihrer natürlichen Konsistenz und ihrer Verderblichkeit. Sie werden daher ersetzt durch Fruchtzubereitungen. Allein in Deutschland werden jährlich über 500.000 Tonnen produziert. Fruchtzubereitungen enthalten neben Früchten allerlei Zusatzstoffe, die für Geschmack und Haltbarkeit sorgen. In der Fruchtzubereitung muss der Mindestfruchtanteil nur bei 30 Prozent liegen, im fertigen Produkt bei lediglich 3,5 bis 6 Prozent.

Bei diesen Zahlen kann ich nur hoffen, dass sie nicht eins zu eins auf Österreich umlegbar sind:

In Deutschland werden bis zu 70 Prozent des Gemüses und fast 90 Prozent des Obstes importiert.

Ich hätte ja gern mal die Zeit und die Nerven, so richtig zu recherchieren, was in einem Produkt wirklich drin ist, wie es etwa Katharina Seiser auf ihrem Blog Esskultur mit der Schwedenbombe gemacht hat. Aber wenn man Hans-Ulrich Grimm so liest, merkt man schnell, dass man etwa bei den Produkten einer großen Firma wie Nestlé damit sowieso nicht weit käme (selbst, wenn die freiwillig Auskünfte herausrücken würden). Eigentlich kann man nur hoffen, dass das eine faule Ausrede ist und sie eben nichts sagen wollen:

Der Food-Multi Nestlé jedenfalls hat keinen Überblick über die von ihm eingesetzten Aromen. Der Konzern beziehe sie, so Nestlé auf Anfrage, von Lieferanten und habe daher selbst keine genaue Kenntnis. Es handele sich um „komplizierte Rezepturen, die von den Aromen-Lieferanten aus Wettbewerbsgründen nicht im Detail bekannt gegeben werden.“

Da ich im Allgemeinen nicht zum Fanatismus neige, habe ich auch jetzt nicht vor, meine Ernährung komplett auf Selbstgezüchtetes umzustellen. Im Prinzip halten sich sowohl Fast-Food als auch Convenience-Produkte bei mir in Grenzen und ich war schon immer der Meinung, dass man nicht fett und krank wird, wenn man nur einmal pro Monat bei McDonalds ist. Bisher hat das bei mir gut geklappt, aber es schadet sicher nicht, wenn man mal ein bißchen öfter darauf schaut, was in den Produkten wirklich drin ist. Im Moment befürchte ich, dass ich beim nächsten Müslikauf vermutlich länger suchen werde, um eins mit möglichst wenig Zucker und anderen fragwürdigen Zusatzstoffen finden zu können. Wenn jeder ein bißchen mehr auf sich selbst schauen und sich auch die Mühe machen würde, sich mehr um Lebensmittel und deren Herkunft zu kümmern, würde das sicher nicht schaden.