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Krimi Roman

Thomas Raab – Der Metzger geht fremd

CN dieses Buch: Mord, Gewalt, Abtrennen von Körperteilen, Andeutung von Vergewaltigung und Missbrauch von Minderjährigen, Feuer
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Die größten Enttäuschungen und Dramen finden innerhalb der Familie statt. Dort, wo Menschen unter der Gnade eines erfolgreichen Zeugungsakts das Recht verstehen, hinter verschlossenen Türen mit dem entstandenen Leben tun und lassen zu können, was sie wollen. Genau dort erweist sich für das entstandene Leben der erfolgreich vorangegangene Zeugungsakt nicht immer als Gnade.

Für den Urlaub wollte ich mir mal eine eindeutig leichte Lektüre vornehmen, die auch in kleinen Häppchen und mit Unterbrechungen konsumiert werden kann. Da hatte ich mich bei diesem Krimi allerdings etwas verschätzt. Es dreht sich nämlich um ein sehr komplexes Familiengebilde, das der Restaurator Willibald Adrian Metzger und seine auf Kur weilende Danjela Djurkovic Schritt für Schritt aufklären. Davon sind die beteiligten Familienmitglieder alles andere als begeistert. Verschollen geglaubte Brüder und Schwestern tauchen schließlich wieder auf; der vom diktatorischen Großvater verbreitete Hass vergiftet nahezu alle Beziehungen innerhalb der Familie.

Erzählt wird all das in dem gewohnten Metzger-Tempo. Höhepunkte sind die Schwärmerei über eine Biedermeier-Esszimmer-Garnitur, Metzgers Begegnung mit der Bauerstochter Franzi und die tierische Beteiligung an den Geschehnissen (Danjelas Hund Edgar sowie zwei Schwarzspitzenriffhaie geben den Ereignissen unerwartete Wendungen.) Die Haie haben auch das letzte Wort: In den letzten Zeilen des Romans wird im Gespräch über ein paar Zehen die letzte unklare Vaterschaft innerhalb des komplexen Familiengebildes aufklärt.

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English Roman

Mitch Albom – The Stranger in the Lifeboat

CN dieses Buch: Sterben, Unfall
CN dieser Post: Sterben, Unfall


At that moment, I sensed my insignificance more than at any other moment in my life. It takes so much to make you feel big in this world. It only takes an ocean to make you feel tiny.

Von Mitch Albom habe ich schon einiges gelesen (Dienstags bei Morrie und One More Day vor dem Beginn dieses Blogs, Der Stundenzähler, The First Phone Call from Heaven und zuletzt The Magic Strings of Frankie Presto). Was in seinen Büchern und Geschichten niemals fehlt, ist die Frage nach der eigenen Bedeutung im Gesamtgeflecht der Welt und der Dehnbarkeit der Zeit. Das spezielle Thema dieses Buchs ist jedoch das Überleben.

It had survived. And witnessing survival can make us believe in our own.

Nach einem Schiffsunglück finden sich einige Überlebende in einem Rettungsboot wieder. Während sie auf ihre Rettung warten, ziehen sie einen weiteren Schiffbrüchigen aus dem Meer, den jedoch keine:r von ihnen je auf der gesunkenen Yacht gesehen hat. Der Fremde stellt sich als Gott vor. Stück für Stück zeigt sich, wie die einzelnen Personen mit ihrer düsteren aber nicht aussichtslosen Situation umgehen. Während die eine alles tut, um das Überleben der anderen zu sichern, gibt sich der andere dem Glauben an die Rettung hin, die ihm aufgrund seiner hohen Stellung ja wohl zusteht. Während der eine an alles glauben möchte, was ihm das Überleben sichert, will die andere keinesfalls von ihren bisherigen Lebenseinstellungen abweichen. Das Thema Überleben hat mich an ein anderes Buch erinnert: Travelling with Ghosts.

This was the story he told himself, and the stories we tell ourselves long enough become our truths.

In einer parallelen Zeitlinie wird das leere Rettungsboot über ein Jahr nach dem Unfall am Strand einer karibischen Insel gefunden. Es gibt keine Spur von jeglichen Überlebenden. In einer Tasche des Rettungsboots findet der örtliche Polizeikommandant das Tagebuch, das Benji, einer der Überlebenden, an Bord geführt hat und das die Leser:innen abwechselnd mit Nachrichtenschnipseln über die vermissten Personen und den Nachforschungen des Polizeinspektors zu lesen bekommen. Dieser rasche Wechsel zwischen kurzen Kapiteln aus mehreren Perspektiven wirkte auf mich stellenweise zerfleddert. Vielleicht ist das aber auch ein bewusster stylistischer Mechanismus, um die Zerfaserung des (Über-)-Lebens auch in der geschriebenen Sprache zu verdeutlichen. Letztendlich gibt es nur den einen Weg, wie Überleben funktionieren kann:

Survive this voyage. And once you do, find another soul in despair. And help them.