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Sachbuch

Kurt Weichler – Redaktionsmanagement

Leider sehr theoretisches Werk zum Management von Redaktionen und den erweiterten Aufgaben, denen sich (Chef-)Redakteure in der heutigen Zeit gegenüber sehen.

Wirklich brauchbares Material, um es im Redaktionsalltag sofort umzusetzen, liefert das Buch leider nicht, es beschäftigt sich eher mit übergeordneten Strukturen, die vom “kleinen Redakteur” ohnehin nicht beeinflusst werden können und mit der wegen der hohen Kosten und auch der einfach fehlenden Möglichkeit im laufenden Betrieb einer kompletten Umstrukturierung auch die Chefredakteure wohl eher wenig anfangen können.

Interessant sind die Interviews im hinteren Buchteil mit Chefredakteuren und Redaktionsmanagern aus dem Printbereich, dem Hörfunk und dem Fernsehen. Diese berichten über Abläufe und Organisation in ihrem Medium, hier erfährt man einiges Interessantes, das man möglicherweise als Journalist aus dem eigenen Arbeitsumfeld kennt.

Fazit: Theorethische Betrachtung von Redaktionsorganisation, interessant als Backgroundwissen, zu praktischen Umsetzung ungeeignet.

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Sachbuch

Zenkei Shibayama – Zen – Eine Blume spricht ohne Worte

Am nächsten Morgen nahm er alle seine Berichte und Aufzeichnungen über die Diamant-Sutra, die er mitgebracht hatte, verbrannte sie vor dem Kloster und erklärte: “Alles Wissen oder Lernen ist, verglichen mit der Tiefe der Erfahrung, wie ein Tropfen Wasser, der ins Meer fällt.”

“Jeder wird vor dem Spiegel in gleicher Weise behandelt. Er macht keinen Unterschied zwischen reich und arm. Er lässt nicht den Reichen und Vornehmen schön erscheinen, weil er etwas Besonderes sei. Er macht den Armen nicht besonders hässlich. Männer und Frauen, Alte und Kinder werden vor dem Spiegel gleich behandelt. ……… Ein solches unbeflecktes klares Bewusstsein, das durch und durch rein ist und völlig unparteiisch, ohne irgendeinen Unterschied, wird Buddha-dharma oder Selbst-Natur genannt. Zen lehrt, dass wir menschlichen Wesen ursprünglich diese Buddha- oder dharma-Natur in uns selbst besitzen.

Eines Tages ging er die Straße entlang und traf einen Bettler, dem er schon öfters begegnet war. Ohne viel zu überlegen, sagte er: “Guten Morgen!” Aus irgendeinem Grund antwortete der Bettler: “Gibt es einen Morgen, der nicht gut ist?”

Das Leben der Schönheit offenbart sich in der schöpferischen Kraft eines freien natürlichen Menschen, und diese Schöpferkraft erstrahlt aus der Tiefe seiner alles umfassenden Aktivität, in der er das zum Idol Erhobene vernichtet.

Eine grundlegende Einführung in den Zen-Buddhismus, der in China und Japan praktiziert wird und sich in erster Linie auf die Erfahrung stützt. Gleichnisse verdeutlichen, dass alles Wissen im Vergleich zur persönlichen Erfahrung unbedeutend ist. 

Fazit: Interessantes Thema, ansprechend aufbereitet.

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Clotaire Rapaille – Der Kultur Code

Stark amerikanisch geprägtes Buch über Codes in der Werbung, mit Erklärungen, warum Amerikaner so viel arbeiten und so viel essen. Durch Studien mit Probanden aus verschiedenen Ländern untersucht Rapaille, wie unterschiedlich Amerikaner und Franzosen beispielsweise Essen sehen, was Amerikaner mit Familienessen verbinden und warum dies in Japan überhaupt nicht gebräuchlich ist.

Unterhaltsam zu lesen, mit Beispielen erläutert, teilweise auch auf aktuelle Werbungen anzuwenden, wenn man näher darüber nachdenkt. Schade ist, dass es so stark amerikanisch geprägt ist, für den Europäer wäre eine stärkere Ausrichtung in Richtung der Unterschiede zwischen Frankreich, Italien, Deutschland und anderen europäischen Ländern interessant.

 

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Claude Cadoz – Die virtuelle Realität

Eine absolute Repräsentation, die garantiert, daß die Darstellung und das Dargestellte vollkommen identisch sind, ist im Übrigen unmöglich. Erstens gibt es keine Garantie dafür, daß wir nicht einen versteckten Unterschied übersehen haben, wenn wir ein Objekt für ein anderes halten. Die einzige absolute Repräsentation eines Objekts ist das Objekt selbst. Zweitens gibt es keine Sicherheit – wenn wir uns für ein Objekt interessieren, noch bevor wir seine Darstellung in Betracht ziehen und wir seine Grenzen festlegen, also entscheiden, was zu gehört und was nicht –, daß wir nicht eine wichtige Komponente ausgeschlossen haben, die für unsere aktuellen Erfahrungen unzugänglich, aber dennoch von entscheidender Bedeutung ist. Jedes Teilchen des Universums dehnt sich zusammen mit dem Universum aus, und daraus folgt, daß das einzige absolute Objekt im Universum, das man in Betracht ziehen kann, das Universum selbst – uns inbegriffen – ist. Wenn wir tatsächlich eine Repräsentation des gesamten Universums erstellen wollten mit einem ebenso mächtigen Computer, müßte man das Material für den Rechner irgendwo dem Universum entnehmen. Wenn wir eine Hälfte des Universums nehmen würden, um die andere Hälfte darzustellen, würden wir nur eine Hälfte des Universums repräsentieren. Und würden wir nicht außerdem nur die Tatsache darstellen, daß wir dabei sind, es zu tun? Daraus folgt, daß die einzig mögliche vollständige Repräsentation die des gesamten Universums durch sich selbst ist.

Hoch philosophische Abhandlung zum Thema virtuelle Realität. Es werden die zugrundeliegenden Mechanismen technisch aufs Wesentliche runtergebrochen (wenn man sich ein bißchen damit auskennt, erkennt man Dinge wieder), aber im Großen und Ganzen eignet sich das Ganze eher als Basis einer philosophischen Betrachtung (darf man das überhaupt (die Welt vervirtualisieren)? – siehe oben).

 

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Tom Reynolds – I Hate Myself And Want To Die

Ist «Hold My Hand» für die meisten Musikfans eine Art sündige Schlemmerei, als würde man im vegetarischen Restaurant einen Big Mac bestellen, stürzten bei den meisten Leuten die Serotoninwerte in den Keller wie abgeschossene Tontauben, als «Let Her Cry» ins Radio kam und das protzige Musikvideo dazu bei MTV lief (damals, als bei MTV noch Musikvideos liefen).
Let Her Cry – Hootie & the Blowfisch

Meine Theorie: Frauen fühlen sich betrogen oder klagen, während Männer einfach nur so schnell wie möglich Schluss machen wollen. Frauen weben zarte Netze poetischer Leidenschaft, mit der sie das Publikum in den Bann zu schlagen hoffen, während Männer sich auf einfache Urteile verlassen, die sogar ihr Hund verstehen würde.
Brick – Ben Folds Five

Eigentlich ist dem kaum etwas hinzuzufügen. Eine Sammlung tatsächlich deprimierender Songs, wobei ich auch zugeben muss, dass ich nur die wenigsten kannte, weil die meisten davon lange vor meiner Geburt veröffentlicht wurden und möglicherweise in Mitteleuropa überhaupt nie den Bekanntheitsgrad erreicht haben, den sie in Amerika hatten.

Trotzdem handelt es sich bei diesem Werk um ein amüsant geschriebenes Buch, das einen trotz des deprimierenden Themas (:-) durchaus streckenweise durch seine trockene Betrachtungsweise erheitern kann. Man sollte halt nicht in die Luft gehn, wenn einer der eigenen Lieblingssongs in Grund und Boden gestampt wird. Und ich mag halt Evanescence, Nine Inch Nails und Bonnie Tyler!