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Krimi Roman

Donna Leon – Sanft entschlafen

Bridge Of Love, Helsinki

Wenn es ein in Rätsel gehülltes Geheimnis gab, dann Opera Pia. Brunetti wusste nicht mehr darüber, als dass es eine religiöse Organisation war, halb geistlich, halb weltlich, die sich dem Papst zu absolutem Gehorsam verpflichtet fühlte und nach einer irgendwie gearteten Erneuerung der Macht oder Autorität der Kirche strebte.

Erst war ich geneigt, dies als „weiteres Brunetti-Buch“ abzutun, man sollte einfach nicht zu viele hintereinander lesen, damit sich eine Brunetti-Müdigkeit nicht einschleichen kann. Auf der einen Seite sollte es tröstlich sein, dass dieser Commissario ein normaler Mann ist, ohne nennenswerte Probleme in seinem eigenen Leben und seiner eigenen Familie, aber für den Roman würde vielleicht ein anderes familiäres Setting mehr Würze verleihen. Aber lassen wir sie leben, sterben muss ohnehin immer jemand.

Beinahe die ersten beiden Drittel des Romans müssen vergehen, bevor Brunetti wirklich eine ernsthafte Spur hat, worum es bei den Todesfällen, die offiziell als natürlicher Tod durch Krankheit geführt werden, geht. Bis zum Schluss gibt es keine offizielle Ermittlung und Brunetti muss sich wiederum gegen seinen eigensinnigen Chef durchsetzen. Zumindest für einen Teil der Opfer geht die Geschichte gut aus. Oder eigentlich nicht gut, denn was tatsächlich weiter mit ihnen passiert, bleibt offen.

Das Thema der Vorgänge unter dem Deckmantel der Kirche ist nach wie vor aktuell. So gesehen ist das vermutlich einer der zeitloseren Brunetti-Geschichten.

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Roman Unterhaltung

Ildefonso Falcones – Die Kathedrale des Meeres

Fisch(c)TiM-Caspary/PIXELIO

Während sie so sprachen, wurde es Nacht, eine sternenklare, laue Mittelmeernacht. Eine Weile saßen die drei still da und genossen die Ruhe und den Frieden in dem kleinen Gärtchen hinter Hasdai Crescas Haus. Schließlich wurden sie zum Essen gerufen, und zum ersten Mal, seit er bei diesen Juden lebte, sah Arnau in ihnen Menschen wie seinesgleichen, mit einem anderen Glauben, aber so gut und so mildtätig, wie es die frommsten Christen nur sein konnten. An diesem Abend aß er gemeinsam mit Hasdai und sprach, bedient von den Frauen des Hauses, ohne Bedenken den Genüssen der jüdischen Küche zu.

Das Buch erzählt die Geschichte von Arnau Estanyol, der bereits als Kind mit seinem Vater die Besitzungen seines Vaters verlassen muss. Als freier Bürger, aber arm, wächst er in Barcelona auf und arbeitet sich langsam als Bastaix in der Zunft hoch. Arnau erweist sich immer wieder als gerechter Mensch, der keine religiösen Vorurteile pflegt und stets das Beste in den Menschen sieht. So sehr im dies zur Ehre gereicht und ihm den Respekt der Bürger Barcelonas einträgt, seine früheren Verwandten und Bekannten verfolgen ihn rachsüchtig und bringen ihn schließlich vor die spanische Inquisition.

Ein spannend geschriebener historischer Roman, die perfekte Urlaubslektüre, wenn man gleichzeitig mit den Füßen in einem See baumeln kann. Oder abends im Hof sitzt bei einem kühlen Getränk.