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Roman

Jonathan Tropper – Mein fast perfektes Leben

Radieschen

Ich benenne sie nach ihren Artgenossen aus irgendwelchen Kinderbüchern. Anschließend tue ich alles in meiner Macht Stehende, um ihnen den Schädel einzuwerfen, denn sie führen mir vor Augen, wo ich selbst gerade bin: gestrandet in diesem Leben, das ich niemals geplant hatte.

Wir steigen an einem dunklen Punkt in Dougs Leben ein. Seine Frau Hailey ist bei einem Flugzeugabsturz umgekommen. Doug trauert. Er wirft mit Steinen nach frei laufenden Kaninchen, muss sich mit Haileys pubertierendem Sohn Russ herumschlagen und sich den Hilfsversuchen seiner Familie widersetzen. Zu viel für einen einsamen Witwer?

„Du hast deine Frau verloren, Douglas, und es bricht mir das Herz, mit ansehen zu müssen, wie schlecht es dir geht. Aber ich verliere meinen Mann jeden Tag aufs Neue. Und ich kann noch nicht einmal um ihn trauern.“

Wir verfolgen, wie Doug Schritt für Schritt ins Leben zurückfinden muss. Seine Familienverhältnisse explodieren und lassen nicht mehr zu, dass sich Doug mit seiner Trauer allein in seinem Haus verkriecht. Er übernimmt die Verantwortung für Russ, als dessen Vater mit seiner neuen Frau nach Florida zieht. Seine Schwester Claire verkracht sich mit ihrem Mann Stephen und zieht bei Doug ein. Und schließlich muss er auch einsehen, das seine Mutter mit seinem demenzkranken Vater Tag für Tag leidet. Letztlich geht es um die Akzeptanz der eigenen Gefühle und Gedanken. Denn Doug fühlt sich auch noch schuldig, wenn er langsam wieder ins Leben zurückfindet.

Mein ganzes Leben wird richtig toll, und das alles nur, weil Hailey bei einem Flugzeugabsturz gestorben ist. Ich weiß nicht genau, wann es passieren wird, aber irgendwann wird der Tag kommen, an dem ich die Grenze überschreite. … Der Gedanke, dass ich dieser Mensch werden könnte, der die Zeit nicht zurückdrehen will, selbst wenn er sie dadurch retten könnte …

Das alles beschreibt Jonathan Tropfer mit beißendem Humor und ausreichend Sarkasmus, sodass aus der Trauergeschichte in Züruck ins Leben wird und man die Veränderung in Dougs Verhalten nicht nur liest, sondern sogar spürt. Und dann auch noch eine grandios verschriftlichte Datingkatastrophe, wie man sie sich nicht mal in den schlimmsten RomComs vorstellt … alle Facetten des Lebens und der menschlichen Gefühle spiegeln sich in diesem Roman und seinen detailliert gezeichneten Figuren wieder. Es gibt keine Statisten, selbst der gehörnte Ehemann Dave Potter erhält seinen großen Auftritt. Wie das Leben selbst.

„So ist das Leben nun mal. Es gibt keine Happy Ends, nur glückliche Tage, glückliche Momente. Das einzige Ende ist der Tod, und glaub mir, niemand stirbt glücklich. Solange man noch nicht sterben muss, zahlt man dafür eben den Preis, dass sich alles ständig ändert. Das Einzige, worauf man sich verlassen kann, ist die Tatsache, dass man sich auf nichts verlassen kann.“