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English Erfahrungsbericht

Simon Doonan – How to Be Yourself

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Der Untertitel Life-Changing Advice from a reckless contrarian und eine meiner liebsten Buchhandlungen als Aufenthaltsort haben meine Erwartungshaltung möglicherweise etwas beeinflusst. Hätte ich mir die Zeit genommen, reinzublättern, wäre ich vermutlich darauf gestoßen, dass gleich das erste Kapitel nach der Einleitung sich mit Style befasst (und hätte das Buch wahrscheinlich in der Buchhandlung belassen).

My point is: don’t follow the herd. Don’t feel guilty because you have no desire to head over Victoria Falls in a rubber ball. Customize your travel to reflect your idiosyncratic tastes and needs.

Zwischen den vielen Beispielen von berühmten Persönlichkeiten, die ihren eigenen Style gefunden haben bzw. leben, konnte ich dann doch einige Lebensweisheiten entdecken, denen ich auch zustimmen kann. Lassen wir uns bei unseren Reisen nicht von den strahlenden Instagram-Fotos leiten, sondern unseren eigenen Weg finden. Was habe ich schon davon, genau dasselbe Foto wie alle anderen vor irgendeiner Sehenswürdigkeit zu machen, wenn ich eigentlich lieber den nächstgelegenen Geocache suchen würde?

If you are appalled by these clichés, that’s fine, too. But you have to find alternatives. It’s not enough to sneer at the corny stuff. It is incumbent on you to come up with some ideas of your own. Deviating from the norm requires effort and imagination. When it comes to falling in love, you must find a way to do love that best expresses you.

Unsere westliche Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten immerhin in die Richtung entwickelt, dass es einfacher geworden ist, alternativen Lebensmodellen nachzugehen. Damit ist dann oft die Ablehnung jeglicher Traditionen verbunden. Was der Autor mit dem obigen Absatz ausdrückt, möchte ich versuchen, in einem Beispiel zusammenzufassen: Du kannst den Valentinstag ablehnen, aber du brauchst andere Ausdrucksmöglichkeiten für deine Beziehung. Gemeinsame Unternehmungen, die gemeinsame Erinnerungen schaffen, sind essentiell, um eine Beziehung am Leben zu erhalten. Wenn gemeinsame Unternehmungen sich nicht an traditionellen Gelegenheiten wie Jahrestagen und anderen Jubiläen orientieren, dann braucht es alternative Highlights, die eine Bindung herstellen und festigen.

This cycle of finding yourself and losing yourself is a natural part of the human condition. Self-clarity waxes and wanes. Yourself is a work in progress.

Selbstfindung ist kein klar definiertes To-Do-Item sondern ein langfristiges Projekt ohne Ende in Sicht. Manchmal erfordert es mehr Zeit und Aufwand, manchmal tritt es in den Hintergrund. Unser Selbst ist nicht von vornherein fixiert, es entwickelt sich. Die Steuerung dieser Entwicklung bleibt uns selbst überlassen.

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Sachbuch

John Robb – Punk Rock

Gitarre(c)OliverHaja/PIXELIO

Unsere Generation war glücklich: Wir sahen die Welt so, wie sie war. Das öffnete uns die Augen. Wir sangen über das Bedürfnis, da rauszukommen, frei von Unterdrückung zu sein. Wir waren in der Lage, uns selbst auszudrücken und nahmen uns von überall Isnpiration – alles, was sich zu der Zeit abspielte, war miteinander verbunden.

Obwohl ich die Generation Punk Rock selbst bei weitem verpasst habe, fand ich diese Chronik des Punk Rock, die John Robb mit viel Gefühl fürs Wesentliche zusammengestellt hat, sowohl interessant als auch inspirierend. Er hat sich die Mühe gemacht, mit allen Protagonisten des Genres zu sprechen, die noch am Leben sind und die er ausfindig machen konnte. Und das sind ziemlich viele.

So wird das Buch zu einem ziemlichen Wälzer, wenige Schwarz-Weiß-Abbildungen lockern die Collage aus Interviewschnipseln auf. Oft genug verliert der Leser, der nicht alle Beteiligten aus eigener Erfahrung zumindest aus den Medien kennt, etwas den Überblick, zu welcher Band die Befragten gehören, wird nur beim ersten Auftauchen des Namens erwähnt, die Menge an Namen muss man sich mal merken können. Noch dazu wo die Bandmitglieder durchaus auch mal die Band wechseln, neu gründen, neu benennen und / oder sich mit anderen Musikern zusammentun.

Was bleibt, ist eine spannende Collage einer Umbruchsphase, die sowohl im musikalischen Bereich als auch im Style und in der Jugendkultur im Allgemeinen viele neue Impulse hervorbrachte. Gleichzeitig können die damaligen Bands und Stilikonen als Wegbereiter für die heutigen Punk-, Post-Punk- und Alternative-Rock-Bands gelten. Auch die Freiheiten der heutigen Jugend basieren zum Teil auf dem Kampf um Individualität, den die Jugendlichen damals führten.

Speziell für mich interessant war auch die Geschichte vom letzten Konzert der Sex Pistols mit Glen Matlock, das im Paradiso in Amsterdam stattfand. Dort habe ich im September ein großartiges Lifehouse-Konzert besucht und auch die Location ist heute noch ein sehr besonderer Veranstaltungsort für Konzerte, der Punk-Spirit scheint dort noch zu leben, auch wenn die Konzerte heute zweifellos zivilisierter ablaufen als damals. In Amsterdam werden nicht mal die Taschen der Konzertbesucher auf Waffen überprüft, keinerlei Kontrollen (mit Ausnahme des Tickets) sind notwendig.

Und fürs Protokoll – nochmal Jack Kerouac (sichtlich sehr populär in Amerika, auch in der Punk Rock Generation):
Meine Eltern wünschten, ich würde der Leiter von IBM werden; stattdessen bekam ich einen Job, in dem ich Autos hin- und herkutschierte. Keine Ahnung, ob das von Bernies Einfluss herrührte oder ob ich gerade „On the road“ gelesen hatte – aber ich hatte einen Job, wo ich Autos beförderte und parkte. Dabei konnte ich in Lederjacke und mit schwarzer Sonnenbrille rumlaufen und Autos parken wie Neal Cassady. (Tony James)